Amtsblatt für die Stadt Mldbad. /s insersw mr 8
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verkündigungsblatt
öer ügi. Forstämter Wildbad, Meistern.
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Nr. 68.
Donnerstag, den 24. März tt»lv
27. 2 hrg.
Professor Köhler gegen Prozessor Stengel.
Geheiinrat Professor Josef Köhler, gegenwärtig Tetan der 'juristischen Fakultät der Berliner Universität schreibt in seinem soeben in der ..Zeitschrift für Völkerrecht und Bundesstaatsrecht" an leitender Stelle erschienenen Artikel „Die Friedensbewegung und das Völkerrecht", über die letzte Schrift des Münchener Professors von Stengel:
„Sie bringt nichts, was irgendwie ein bisher unbekanntes Problem in die Frage einwerfen oder die Sache von einer neuen Seite beleuchten könnte. Ganz verfehlt sind die Ausführungen über die Souveränität; dann daß die Freiheit sich mit Gesetzmäßigkeit verträgt, gilt im Völkerleben ebenso wie im Leben des einzelnen: ebenso wie der einzelne sich durch eine Menge von Verträgen bindet und jede Verpflichtung eine Bezähmung seiner Willkür ist, ebenso beruht unser ganzes Völkerrecht darauf, daß die Staaten durch Verpflichtungen von dem regellosen Belieben abgehen und sich eine gewisse Norm des Daseins vorzeichnen.
Das ist die Perspektive für die Zukunft, und auf solche Weise werden sich die Streitpunkte immer mehr verringern und schon die bloße Möglichkeit des Krieges sich mehr und mehr einengen. Ebenso wie der einzelne neben seiner individuellen Natur den sozialen Trieb hat, der ihn 'an die Gemeinschaft heftet, ebenso haben die Staaten neben ihrer Individualität das soziale Streben, zusammenzutreten, Verb8nde zu bilden und die großen Probleme des Lebens mit verbundenen Kräften zu lösen.
Tie Behauptung aber, daß wir damit die berechtigten Sonderheiten- der einzelnen Stämme einfach beseitigen, bedarf keiner Widerlegung. Es find das dieselben irrigen Gedankengängc, wie diejenigen, welche seinerzeit die Widerstände gegen die Gründung des Deutschen Reiches gezeitigt haben, als man sich mit der Befürchtung trug, daß die selbständige Entwicklung der deutschen Einzelstämme einer einförmigen Schablone aufgeopfert würde.
Ebenso unrichtig sind Behauptungen wie die, daß wir Gegner der Kolonialpolitik sein müßten; denn gerade, daß wir Völker niederer Stufe uns und unserer Bildung anzunähern suchen, ist ein Element in unseren Bestrebungen,
-lchc Wablsprnch sollte jedes Zepter zieren.
Und in des Kronreifs Mitte kerbt ihn ein:
„Du brauchst kein Mrstenblut um zu regieren —
Es isi genug, ein Mensch zu sein."
Gskar Bi um ent Hai.
Willst du Richter sein?
ll2) Roman von Maximilian Böttcher.
(Fortsetzung.und Schluß.)
Gottfried steht da, den rechten Fuß ein wenig vorge- stßt, die an den Seiten 'herabhängenden Hände zu Fäusten geballt. Die Schultern hat er ein wenig ausgezogen, den Kops nach vorn gebeugt. Ein ungeheurer Wille ist in ihm, sich zu bezwingen, damit die heiße Empörung, die in ihm loht, nicht jäh Hervorbreche und neue nutzlose Marter über ihn bringe. Bilde dir ein . . ., redete er sich
... du ständest wieder, wie einst, als Angeklagter vor dem Militärgericht; bilde dir ein, du ständest dem Zuchthausdirektor gegenüber, der mit Handfesseln und Dunkelarrest deinen gerechten Zorn stets so trefflich zu däinpftn wußte! Zügle deine Zunge, bezähme dein Blut! . . .
Und in kurzen, abgehackten Sätzen erzählt er die Ereignisse jenes Septemberabends von dem Augenblick an, wo er Trude Hofsmann vor den Saalfenstern der „Krone" ftine Begleitung anbot, weil er den roten Alwin hinter ihr >m Schatten der Linden wie eine mordlüsterne Katze he- unnschleichen gesehen bis zu der Minute, in der er den Gefesselten dem Wachtmeister Brömel zur Ueberführnng in «w Rodenauer Spritzenhaus ausliefertc.
„Ihre Aussage steht im schroffsten Widerspruch zu öen Behauptungen des Angeklagten!" beginnt nun wieder aer Vorsitzende mit nervösem Augenzwinkern und gereizt kkngender Stimme.
Gottfried sieht den schwarzgekleideten Mann hinter dem schwarzbehängten Tisch an, wie ein Kind einen ver- Hmitzten Rätselaufgeber anblickt.
Was du da sagst, das verstehe ich nicht, das kann ich wcht raten. — -—
Der rote Alwin aber inacht sich die entstandene Panse ßlech zunutze. Tie unsteten Verbrecheraugen frech 'und
die dahin abzielen, zu einer gemeinschaftlichen menschlichen Kultur zu gelangen u;6> dadurch den einheitlichen Gang der Völkerentwicklnng zu beschleunigen.
Die Furcht vor der mongolischen Invasion können wir auf sich beruhen lassen. Gerade der Zusammenschluß der nichtmongolischen Völker würde einen derartigen Angriff von selbst umnöglich machen. Im übrigen können wir den Mongolen nur die Selbstentwicklung auf ihrem Gebiete gönnen, haben wir doch selbst Außerordentliches hierdurch gewonnen; denn durch die Eröffnung Japans vor 40 Jahren sind uns unendlich viele geistige und wirr- schastliche Schätze zugekommen.
Wer immer die Geschichte in großen Zügen auffaßt, ,!ver erkennt, wie die Blutracheidee zugunsten einer höheren Kultur erloschen ist, und wer weiter in Betracht zieht, wie seit den letzten hundert Jahren sich der Gedanke der Völterverantwortlichkeit in Bezug auf die Kriege gesteigert, und wie die Idee, daß nur bei den schwersten Konflikten und in unausbleiblichen Fällen eine Kriegserklärung gerechtfertigt sei, immer größeren Umfang angenommen chat, und wer endlich die ungeheure Entwicklung der zwischenstaatlichen "Vereinbarungen und des Schiedsgerichtswesens in den letzten Jahrzehnten verfolgt, "d e r kann das Charakterbild der Zukunft nicht mehr verkennen, wenn auch seine Einzelheiten sich noch in einen tiefen Schleier hüllen.
Jede Verherrlichung des Krieges aber können wir beiseite lassen. Daß ohne den Krieg die Kanonen- und Mordinstrumentenindnstrie nicht gedeihen würde, ist richtig; allein für diese Industrie ist die Welt ebensowenig geschaffen, als etwa für die Industrie der Guillotinen, zu deren Förderung man die Todesstrafe gewiß nicht aufrechterhalteu wird, wenn man Gründe findet, sie abzuschafsen. Und -daß die Kriege vielfach Stoff zu poetischen Gestaltungen boten, kann uns ebensowenig rühren, wie daß andere Aeußernngen des Völkerlebens, über die wir längst hinansgewachsen sind, seinerzeit die Poesie entzündet und belebt haben; man denke nur an die Cidromanzen und an die Blutracheverherrlichung in der arabischen Poesie. Daß Kampf und Not die Menschen vielfach erheben, ist richtig, aber das kann, uns ebensowenig bewegen, veraltete Einrichtungen bcizubehalten, als der Umstand, daß der Blutrachegedanke seinerzeit das Familienleben idealisiert und es von dem Materialismus! des Daseins befreit hat.
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höhnisch aus seinen Todfeind gerichtet, — denn der da, der ihm die Liebste genommen, ist sein Todfeind! - fängt er an, seine dreiste Lügenmär in hastigen, sich überstürzenden Worten nach einmal herunterzuleiern.
In Gottfrieds schmalwangiges Lcideusantlitz tritt ein Ausdruck des Ekels.
Herrgott! Gibt es denn das überhaupt: in der Welt, so eine schlcnnmige, abgrundtiefe, stinkende Gemeinheit?
Erst, als der Eingesperrte in seinem Käsig noch einmal mit zynischer Wendung seine „älteren Rechte" auf Trude Hossmann unterstreicht, durchzuckt es ihn: Das .... ,diese schlammige, stinkende Gemeinheit besudelt ja dein Weib! . . . Und da reißt cs ihn hin. Mit einem keichenden: „Gottvergessener Lügner. . . Hund- verfluchter!" fährt er in den noch inritter nicht zur Ruhe gekommenen Wortschroall des roten Illwin.
„Was fällt Ihnen ein, Mensch? Was unterstehen Sie sich ?" Ter Vorsitzende, kirschrot ,im Gesicht, schlägt mit der Faust auf 'den Tisch, daß Tintenfaß und Federhalter tanzen. „Vergessen Sie, wo sie sind? Haben Sie gar keinen Respekt im Leibe? Noch ein Wort, das nicht unbedingt zur Sache gehört, und ich 'nehme Sie in eine sofort zu vollstreckende .Haststrafe, lasse ^Sie aibsühren auf der Stelle!"
Gottfried ballt seine Hände noch fester zusammen, zieht die Schultern noch straffer an, beißt die Zähne in die Unterlippe, bis der physische Schmerz ihm Hält gebietet, und schließt die Augen in grenzenlosem Weh.
Einer der Geschworenen, ein Maler, der auch das Zuchthaustagebuch gelesen hat, denkt: Wie muß es in dem armen Kerl aussehen. Aber so. . . mit diesem Gesicht . . . möchtest du ihn als Modell haben zu einem Bilde des im Garten von Gethsemane mit seinem Gott ringenden Christus!
Ter rote Alwin indessen wirft sich mit einer Gebärde der Verachtung keck in die Brust.
„Der!" höhnt er. „Lügner schimpft er mich - der! So einer, der seinen Stiefvater tötschlägt und dann zu feige ist, es einzugestehen - so ein verfluchter Hund bin ich noch lange mich!"
Aus Gottfrieds Kehle ein gurgelnder, pfeifender Laut. Und dann, eh? noch einer dazwischenspringen, das Unge-
Noch zwei Bemerkungen seien beigefügt: Es ist von jeher Hebung gewesen, wo man nkit Argumenten nicht durchlangen kann, den Charakter anzugreifen. Darüber ist in wissenschaftlichen Arbeiten zu schweigen. Wenn man aber allgemein den Vertretern der Friedensbewegung Feminismus vorwirft, so möchte ich nicht schweigen, sondern ernsthaft dagegen Front machen. Der Vorwurf ist ebenso unbegründet, wie wenn etwa die Oberbayern uns ein weibisches Wesen ansinnen wollten, weil wir keine Freude daran haben, uns alle Sonntage herumzuraufen. Die männli che Lebenskrast äußert s i ch i n a n- deren Dingen, chls in den Betätigungen körperlichen Streites. Eine Zeit, welche für die Probleme der Wissenschaft und Technik jeden Augenblick Menschenleben aufs ,Spiel setzt und die Menschenkraft in der Arbeit bis zum äußersten anspannt, verdient nicht den Vorwurf der Weichlichkeit, was man doch eigentlich mit Feminismus bezeichnen will.
Eine zweite Bemerkung ist die: Ich bedauere aus politischen Gründen, daß derartige Schriften jetzt von Seiten Deutschlands an die Oessentlichreit kommen. Wenn ein Holländer oder Belgier hem Krieg eine Verteidigungsschrift widmet, so hat dies keine politische Bedeutung und kann einfach unberücksichtigt bleiben; wenn aber Deutsche jetzt, zur Zeit solcher politischen Spannungen, derartiges äußern, so kann es uns schweren Schaden bringen. Solche Ausführungen haben mehr als alles andere zu dem Argwohn beigetrageu, unter dem wir, wie ich mich persönlich- überzeugt habe, bei anderen Völkern leiden. Als ob unsere Friedensliebe nicht ernsthaft wäre und wir es nur daraus ablegten, andere Nationen mit übermächtiger Mi- titärkraft crzngreifen Und zu überwinden. Solche Redewendungen wie die, daß wir von Feinden umgeben seien, richten sich selbst;wirsindvonzivilisiertenBöl- kern umgeben, von denen keines den Krieg will, und' wir wollen ihn auch selbst nicht. Darum ist es im höchsten Grade unpolitisch, heutzutage das Element nationaler Willkür gegenüber dem Grundsatz völkerrechtlicher Bindung äls das Ideal politischer Bestrebung hinzustellen. DaH dlusland wird sich; daraus berufen, es wird Deutschland) als den Staat erklären, der sich der Völkergemeinschaft nicht fügen will, es wird jene Antipathien verstärken, unter denen wir leiden. Das „oäsrint cknm instunnt" ist eint falscher Grundsatz der Politik: mit dieser Lebensregel hak man Mißtrauen und Argwohn gesät und jene eigenartige
heuerliche hindern kann, ist der Gefolterte, wie mit giupen-- dem Eisen Gepeinigte, auf den Mann in der Anklagebank! losgestürzt, hat ihn an Brust und Schultern gepackt und' gegen die Wand des Käfigs geschleudert, daß es dröhnt.
Tie Klingel des Vorsitzenden schrillt durch den Saal.,
„Gerichtsdiener! den Gendarm! — Verhaftung! Er soll den Menschen da aus der Stelle verhaften!"
Gottfried steht ganz in sich- zusammengesunken, stiert mit irrem Blick zu Boden. Ter rote Alwin, in die Ecke seines Kastens gedrückt, winselt und stöhnt unter den Händen eines Arztes, der von der Geschworeneubank h erzu- ;eei-lt ist und ihn betastet und befühlt.
Ter Vorsitzende, den seine Nerven im Stich zu lassen drohen, schüttelt wie hilflos den Kops, zuckt die Achseln, tupft sich den Schweiß von der Stirn und gibt in seiner Fassungslosigkeit nicht daraus acht, daß der Doktorbauerj vom Zuhörerraum her durch die Barriere tritt und durch den Verhairdlungsraum gegen den Richtertisch vorschreitet.
Erst, als er dicht vor ihm steht, sicht er ihn. 'Tine neue Ansregung! denkt er nird schnellt ordentlich von; seinein Sessel in die Höhe, eh? er heransstößt:
„Ta sind Sie ja schon wieder, Mann! Ta sind Sie ja schon wieder!"
Wie zum Schutz streckt der Tottorbauer seinen Arm gegen Gottfried aus.
„Lassen Sie doch den in Frieden, den Armen! Hak er denn noch nicht genug gelitten?"
„Was wollen Sie denn eigentlich, Herr?"
„Einmal muß es an den Tag — ander Recht und Gerechtigkeit habt Ihr ihn eingesperrt. Ich . . . ich, der Bauer Georg Reinhardt aus Rodenau, war cs, der vor sieben Jahren den Architekten Strohschein erschlug!"
Gottfrieds Hand fährt mit -einem jähen Ruck zu den Augen empor, legt sich schützend darüber. Kein anderes Denken und Empfinden hat Raum in ihm als dieses: Es bricht eine große Helligkeit in diesen dunklen Saal . . . eine so gewaltige Helligkeit, daß sie dich blendet, daß du sie nicht fassen, noch ertragen kannst! So hell muß es da drüben sein . . . vor Gottes Thron. Stehst du denn noch aus Erden? Lebst du noch? Oder haben dich Gattes Enge! schon zur Höhe getragen - - empor in das