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mit Erzähler vom Schwarzwald.
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Aleim kir. 4l.
Amtsblatt für die Ltadt Wildbad.
Verkündigungsblatt
der rigt. Forstämter Wildbad, Meistern, Enzklösterle rc. während der Saison mit
amtl. Fremdenliste.
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Nr. «7.
Dienstag, den SS. März 1S1V.
27. I hrg.
Die Berliner Märzfeier.
Tie konfiszierten Kranzschleifen.
Der 18. März, der Tag der Märzgefallenen, ist in Berlin ruhig und würdevoll verlaufen. Die Be- ftrchtung, daß es zu Straßendemonstrationen kommen könnte, ist nicht eingetroffen. Es hat iveder von den 15 000 Besuchern des Friedrichshains und seiner Gräber einer daran gedacht, einen einfachen Mt politischer Pietät durch irgend welche Demonstrationen zu entweihen, noch hat die Polizei sich durch nervöse Ankündigungen bluffen lassen. Wenige Polizisten regelten den Verkehr, zum Einschreiten fanden sie keinen Anlaß. Nur in dem schärferen »nd aktuellen Ton in den Schleisenaufschriften der Kränze prägte sich das gerade in unseren Märztagen verstärkte Gefühl der dankbaren Erinnerungen der Märzgefallenen aus. Die Polizei war auch hier tolerant. Sie beschlagnahmte von den Schleifen der Kränze - etwa 400 sollen es gewesen sein -- 52, vor allem 15 von Anarchisten. Aus einer dieser Schleifen war von „Parlament und Schlachtbank" die Rede. Ein Abgesandter. des Anarchi-stenbund es in Göttin g e n wurde verhaftet, als er einen Kranz mit der Inschrift: „Nieder mit dem Parlament! Nieder mit der Monarchie! Hoch die Anarchie!" niederlegen wollte. Er wurde zur Feststellung seiner Personalien von zwei Kriminalschutzleuten nach dem Polizeipräsidium überführt. Weitere Sistierungen sind nicht vorgenommen worden.
Ter Fortschrittliche Jugendverein „Eugen Richter" hat einen Kranz mit schwarz-rot-goldener Schleife und der Inschrift niedergelegt:
„Der Freiheit Kampf, einmal begonnen Vom Vater blutend auf den Sohn vererbt,
Wird immer, wenn auch schwer, gewonnen."
Biel bemerkt wurde die Aufschrift eines Kranzes der Setzer des ,,Vorwärts", die im Stil der bewußten Bekanntmachung des Herrn v. Jagow lautet:
„Es wird das Recht auf Freiheit verkündet.
Die Freiheit führt zur Kultur,
Bei Widerstand droht Vernichtung.
Wir warnen Reaktionäre!"
Tie Inschriften der Kränze bezogen sich zum Teil auf die Wahlrechtsvorlage. Sie lauteten zum
„Man hat uns lang genug genarrt,
Gebüttelt und geschunden, -
Uns listig auseinander gezerrt.
Die Hände uns gebunden.
Jetzt unser Feldgcschrei:
Gebt uns das Wahlrecht frei."
Tie Arbeiter der S ta atsw e rkst ä t t e n in Spandau hatten einen Kranz entsandt, der auf einer Schleife folgenden Vers in Golddruck enthielt:
„Verlasset euch auf eure blanken Waffen Und führt der Welt ein neues Blutbad aus.
Wir spotten Eurer Uebermacht und Tücke Und gehen rüstig unfern Siegeslauf."
Ties ist der dritte Vers von dreien; die beiden ersten Verse sind von der Polizei in Spaßdan aus der Schleife her a u s g es chn i t t e n worden, weil sie nach Ansicht der Polizei „aufreizend" wirken. Schnell war jedoch eine andere Schleife besorgt worden, die nur die Aufschrift trug: „Zweite Schleife; die erste hat sich die Spandauer Polizei gewaltsam angeeignet." Viel bemerkt wurde, daß folgende Inschrift unbeanstandet durchgegangen war:
„Trotz Junkerfrechheit, Pfaffentücke,
Trotz Herrn von Jagows Browningskorps,
Nichts hält uns auf! Die Banner wehen!
Wir stürmen nach!"
Auch die Arbeiter der Städtischen Gasanstalt Berlin waren mit einem prächtigen Blumenarrangement vertreten; die Schleife enthielt die Worte: „Und sie bewegt sich doch." Tie Schleife des von dem Deutschen Transportarbeiterverband gestifteten Kranzes zeigt folgende Inschrift:
Ihr fordert der Freiheit eine Gasse Und färbet rot mit eurem Blut die Stadt.
Der Enkel hat ein Recht Wohl aus die Straße,
Auf der sein Ahne sich verblutet hat.
Man weigert uns das Recht zu demonstrieren,
Doch die Ideen trotz des Verbots marschieren."
Keiner der au' dem Friedhof ruhenden Toten ist teer ausgegangen. Kerns der zweihundert Gräber ist ungeschmückt geblieben. Wie früher herrschte die rote Farbe der Schleifen vor, aber auch das Schwarz-Rvt-Gold der Kränze der demokratischen und fortschrittlichen Vereine war stark vertreten.
Rundschau.
Reichstagsabgeordneter Dr. Hermes P. Berlin, 19. März. , Reichstagsabgeordneter
Tr.
Hermes (Fortschr. Vp.), Schriftführer des Reichstags! und Direktor des Berliner Aquariums, ist heute nachmittag um 5 Uhr plötzlich an einem Herzschlag gestorben. .
*
Die Erbstatthalter-Kandidaten für Elsatz-Lothringe«.
Für die Würde eines Erbstatthalters dev Reichs lande wird der „Militärisch-Politischen Kov- «jpondenz" zufolge von einem einflußreichen Kreis di« Kandidatur des Fürsten Wilhelm von Hohenzol- lern lanziert, der, wie es heißt, als Süddeutscher mH Katholik ein genehmerer Landesherr sein dürfte, als dev von anderer Seite ausgestellte Kandidat Prinz August Wilhelm, der vierte Sohn des Kaisers, der außer feiner preußischen Prinzenapaganage nicht über nennenswerte Privatmittel verfügt.
*
Aus dem Malergewerbe.
Vom 16.—18. März fanden in München vor dentz zum Unparteiischen bestellten Vorsitzenden des Münchener Gewerbegerichts, Gerichtsrat Dr. Geßler, Gantarisver- handlungen des Gaues 3 vom Hauptverband deutsches Arbeitgeberverbände im Malergewerbe statt. Gau 3 umfaßt ganz Süddeutschland mit Elsaß-Lothringen. Bei ixnl Verhandlungen handelte es sich hauptsächlich um Klarlegung strittiger Punkte des feit dem 16. Januar in Kraft getretenen ReichDtarissvertrages. Man einigte sich iü vielen Punkten, lieber vier Punkte mußten Schiedssprüche gefällt werden. Der tarifliche Ausschlag für den Malergehilfen beträgt laut Tarif teilweise 3 und 4 Pfg. für die Stunde. Der Tarifvertrag dauert bis zum 15. Februar 1913. Württemberg war durch Malerm eiste« Rommelsbacher-Stuttgart vertreten.
*
Politischer Boykott.
Aus Oberbaden, 19. März. Wie das Zentru in dem Boykott das Wort redet ist in der „Heilbronner Zeitung" wiederholt besprochen worden. Vor gar nicht langer Zeit haben in einer Erklärung in Zentrumsblättern! 31 Geistliche des Bezirks Ueberlingen zum Boykott des liberalen „Seeboten" aufgefordert. Ter „Seebote" hat wegen dieses Vorgehens Klage wogen Schadenersatz und Unterlassung beim Landgericht Konstanz gegen diese Geistlichen eingereicht. Neuerdings versendet tue Zen«m'msk'it-
Wjr können eins nur tun: uns nie entzwei'n Mit »nserrn Herzen, ob es Weisheit uns,
Gb Wahnsinn eingibt. Dann sind wir in nns So unbezwinglich wie ein Kämpfender Im Panzer von Demant.
Paul he-fse.
110 )
Willst du Richter sein?
Roman von Maximilian Böttcher.
(Fortsetzung.)
„Wie sollt' ich dir Wohl gram sein? Kannst du da- im, daß die Menschen so schlecht sind, du?"
„Laß sie doch sein, wie sie wollen — die Menschen. >nv wir zwei uns nicht genug? Und wenn wir wirklich hifr heraus müssen, es ist ja schwer, gewiß — für dich besonders. Aber es ist doch noch nicht das Schwerste! Müßt' ich dich verlieren, das wär' doch tausendmal schlim- nier. Das wär' das einzige, was. ich nicht überleben Knute."
Gottfrieds Blick ging schon wieder mit hartem und Hellem Glanz ins Leere.
„Nein . . . has ist nicht das Schwerste, daß wir hier hinaus müssen. Aber warum wir es müssen — ^ das ist's! Daß es kein Recht und keine Gerechtigkeit in der Welt gibt.
„Darunter müssen viele leiden, Friedel, — noch härter als wir. Schau' dich doch um... Ist nicht Not
Krankheit und Elend das Schicksal Tausender?"
-Das Schicksal! Hm . . . vielleicht. Aber das schlimmste mglück kommt von den Menschen!"
„Wir sind beide gesund und stark. Und für die Geraden und Starken jst Armwerden kein Unglück. Was klangen wir denn viel vom Leben? Frühling u. Sommer Ard es überall in der Welt, überall gibt es grüne Felder Ad blauen Himmel darüber. Und überall können wir beide ^ mit unseren gesunden Händen das wenige verdienen, Ms wir für uns und unser Kind brauchen werden. Nicht, ciebster?"
Unter Tränen lachte sie ihn gn.
„Ja, du. . . und das Kiüd!" Sein qbgewandtcr
Blick kehrte noch einmal zu ihr zurück, glitt zärtlich Wer sie hin, um gleich wieder starr und hell ins Leere zu schweifen. „Aber laß nur, laß . . . auf 'das alles kommt es ja hetzt gar nicht an. . ." Sauft machte er sich aus ihrer Umarmung frei und ging wieder an seine Arbeit.
Trude aber wußte sich in ihrer Seelennot nicht mehr zu fassen, schlich, als es Abend geworden war — ach, es wurde setzt, wo der Oktober sich mit Macht seinem Ende zuneigte, schon so frühe Abend! zu Plathe und demütigte sich mit heißen Bitten vor ihm — nicht um ihretwillen, sondern um ihres Mannes und ihres Kindes willen.
Und Plathe antwortete: .
„Natürlich . . .an eurem Untergang liegt uns nischt. Sag deinem Mann, ich will ihm noch zwölftauseud Mark auf die Wirtschaft herauszahlen . . . natürlich mit allem, was drauf ist, mit Pferden Wagen Vieh und Maschinen — wenn er freiwillig geht. Und in Ramlow stände die Braunesche Kossätenstelle zum Verkauf. Wenn er da zehntausend angibt, hat er sie weg und behält noch zweitausend zum Wirtschaften in dbn Fingern. Sag' ihm, ich wäre morgen sowieso zu ihm gekommen, um ihm das vor- znschlagen. Wenn es aber hart für hart gehen sollte . . . wenn zum Subhastationstermine keine Käufer da sind als wir - - und das haben wir in der Hand —, wer will! uns zwingen, unsere Hypothek voll herauszubieten? Und dann bleibt er schließlich noch mit 'nem gehörigen Rest bei uns hängen und hat zeitlebens keine Ruhe vor dem Gerichtsvollzieher !"
Trude eilte heim - beinahe stolz aus das, was sie zuwege gebracht hatte und richtete Gottfried die Botschaft
aus.
Ter aber lachte, lachte mit dem scharfen, höhnischen Lachen, das seit seinem Besuch bei dem Getreidehändler allzu oft von seinen Lippen sprang.
„Sieh an! Mein Unglück will er nicht! Hahaha! Sein gutes Herz zeigt sich wieder mal in seinem ganzen Glanz!" — Und dann in heftigstem Zorn, feuerrot im Gesicht: „Bange hat er, der Schuft, ich könnt' entweder alles, was beweglich ist auf meinem Grund und Boden, verkaufen, oder es möchten sich zum Snbhastationstermin doch noch unvorhergesehene Bieter einstellen, die ihm und hem Anderen Halunken die Wirtschaft teuer machen!"
„Wenn er auch wirklich so oernen uwg, . . .
sei doch vernünftig — — weiche der Gewalt. . . bring« uns nicht um den schönen Anfang zu einer neuen Existenz, die sich uns — ein Glück in allem Unglück — so unverhofft bietet!"
„Nein", schrie Gottfried da, „nein! Was verstehst du denn von dem allen? Was kümmert mich das plnndrige Geld? Mein Recht will ich, mein Recht! Und wenn wir alle darüber Zugrunde gehen!"
Tie Rodenauer schüttelten die Köpfe und flüsterten Gottfried ins Ohr, er wäre schön dumm. Für wen quäle er sich 'eigentlich von früh bis spät, für wen bestelle er? seinen Acker mit einer Gründlichkeit, als ob er seiner Klitsche den Ruf einer Musterwirtschaft und sich ein EH-- rendiplom von der Landwirtschaftskammer erwerben wolle? Für Ziethen aus dem Busch quäle er sich — für sich selbst doch nicht. Denn darüber müsse er doch im klaren sein, daß er jetzt keinen neuen Geldgeber mehr fände, jetzt, wo seine Klagesache jeden Tag spruchreif werden würde! Warum führe er noch immer nach Berlin, schriebe Briefe über Briefe und gäbe Annoncen über Annoncen auf? . . . Gewiß- er wäre ja zu bedauern, reinweg vom Unglück verfolgt wäre er. Plathe aber und dem Direktor hätte man ihre Gemeinheit schon längst unter die Nase gerieben, wenn man nicht fürchten müsse, es dadurch mit ihnen zu verderben. Ta die beiden aber nun mal die Hauptmacher der Märkischen wären, so sei man doch, schließlich von ihnen abhängig! . . . Warum in aller Welt er sich nicht so gut wie irgend möglich schadlos halte, dafür sorge, daß die beiden Räuber ihre Beute mit leeren Wänden und, kahlen Stoppeln in die schmutzigen Finger bekämen? —
Und auch unter sich schwätzten die Rodenauer: „Der Friedel Reinhardt ist verrückt! Nun hat er die Händler — die Vieh-, Pferde-, Kornhändler und Trödler —, die ihn jetzt wie Bienen umschwärmen, die gewiß ihr eigenes Bestes, daneben aber doch auch sein Bestes wollen, gar schon in Heller Wut vom Hof gejagt und ihnen gedroht, er würde seinen Hund aus sie Hetzen, 'wenn sw ihre Visage noch einmal durch seinen Torweg steckten! — Ja, wem nicht zu raten ist, dem ist auch nicht zu helfen!" . . . Und Gustav Seeger schöpfte aus dem Bronnen seiner reichen! Wetterführung und sagte: „Es gibt Steuerleute und Ka-
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