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mit Erzähler vom Schwarzwald.

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LMoll li?. 41.

Amtsblatt für die Stadt Wildbad.

Verkündigungsblatt

der iigl. Forstämter Wildbad, Meistern, Enzklösterle rc. während der Saison mit

amtl. Fremdenliste.

Inserate nur 8 Kg. Husioärtlge io Kg., aie klein soallige SarmonclröHe. jl

neniamen 15 Kg. äie ketitreile.

Lei Meklsrüvliiiigön entsor. kavatt.

ß^ounemenls naiü UebsreinkWit.

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Nr. «3.

Donnerstag, den 17. März 1SIO.

Conrad Haußmann über auswärtige und innere Politik.

In der Reichstagssitzung vom Montag hat bei der Beratung des R e ichls k a nz l er e t a t s der Abgeordnete Conrad H a u ß m a n n von der Fortschrittlichen Volks­partei folgende Ausführungen gemacht: In diesem Jahre ist die konstitutionelle Zurückhaltung der Krone anzu­erkennen. Bei dem auswärtigen Dienst ist eine Neuordnung von dem Staatssekretär in Aussicht gestellt worden. Wir mochten auch wissen, wie weit diese Neu­ordnung vorgeschritten ist. Es wird dabei daraus an­kommen. daß die richtigen Leute für den auswärtigen! Dienst gewühlt werden. Diese Leute dürfen aber nur aus gewissen bevorzugten Kreisen genommen werden. Zum auswärtigen Dienst habe ich zu fragen, wie die Stellung der M i l i r ä rb e v o l l m ä chti g t en ist. Ist es zweck­mäßig. daß diese Herren direkte diplomatische Berichte an das Militärkabinett schicken? Daß sie mili­tärische Berichte einsenden, ist selbstverständlich, aber durch die Einsendung der diplomatischen Berichte wird die Ein­heitlichkeit geschädigt. Fürst Bülow hat es wenigstens erreicht, daß Abschriften von diesen Berichten, die dem Militärkabinett zugehen, gegeben werden. Mir erscheint es richtig, daß die diplomatischen Berichte nur durch das Auswärtige Amt an die höheren Stellen gelangen. In Unserer auswärtigen Politik ist eine Minderung der Spannung zwischen Deutschland und Frank­reich in sehr erfreulicher Weise zu konstatieren. Hierzu hat das Ma r o kko a b k o mmen beigetragen und die Art, wie es angewendet wird. Aus den lebhaften Angriffen in der Presse und dem Tone, der mir häufig das richtige Maß nicht: einzuhalten schien, in dem das Auswärtige Amt namentlich wegen der M annes m a n n-Ang er­leg enh e i t angegriffen wurde, kann man manche Lehre ziehen. Es kommt auch für die, die wünschen, daß sich deutsche Unternehmer in Marokko betätigen, in Betracht, daß 'Deutschland die Loyalität Frankreichs stärker in An­spruch nehmen kann, wenn es selbst durchaus loyal vor­geht. Es kommt weiter dazu, daß wir jahrelang unter einer Zickzackpolitik gelitten und es wäre eine große Ge­fahr gewesen, wenn wir das Marokko-Abkommen hier ge­fährdet hätten durch eine Politik, wie sie die Gebrüder Mannesmann wünschen. Neben unserem guten Bündnis

mit Oesterreich ist die gute Stellung zu Frankreich ein Lichtblick. Wir wünschen dem Reichskanzler, daß er auch,iu R o in gute Sympathien findet. Bon großer, Bedeutung sind auch u n s ere B ez i eh u ng e n. zu Eng­land. Wir müssen großen Wert darauf legen, daß die Entscheidung und Führung in unserer - Politik zu England nichr beim Staatssekretär des Reichsmarineamts liegen, sondern beim Reichskanzler. (Sehr richtig! links.) Fürst Bülow hat 1909 eine Politik der Verhaltung ge­genüber England befolgt; der jetzige Reichskanzler hat im Dezember v. I. empfohlen, gute Beziehungen zu Eng­land zu pflegen. Vor wenigen Tagen ist der Reichskanzler nun noch einen kleinen Schritt weitergegangen. Er hat gesagt, wir müssen bei unserem Wettbewerb mit Eng­land nach den Grundsätzen eines ehrlichen Kaufmannes verfahren. Der Reichskanzler hat auf Volksstimmungen hingewiesen, und daß wir darauf einwirken müßten. Das ist richtig, dazu müssen auch wir beitragen. In beiden Ländern haben sich Flottenvereinc gebildet, die bald eine Steigerung der Flottcnbegeisterung und damit eine Stei­gerung der Flottenrüstung propagiert haben. Infolge die­ser Flottenrüstungen sind die Kosten erheblich gestiegen und um die nötige Deckung zu schaffen, ist man jetzt in Eng­land bestrebt, cineü Schutzzoll einzuführeu, während wir als Hauptgrund für unsere Kriegsflotte hinstellen, daß sie nötig sei zum Schutze unserer Handelsflotte. So hat sie schließlich noch die Nebenwirkung, daß das freihänd- lerische England zu einem anderen Handelssystem über­geht, das für unseren deutschen Handel nicht ohne Be­deutung sein wird. Wir stehen auf dem Standpunkt, daß die übermäßige Schutzpolitik bei uns keinen Segen ge­bracht hat und auch für das englische Volk wird eins solche Schutzzollpolitik nicht segensreich sein. Daraus will ich aber nicht näher eingehen. Ich will nur feststellen, daß unsere 'Flottenrüstungen als Borwand benutzt wer­de». in England das Schutzzollsystem einzuführeu. (Sehr richtig! links.) Tie englischen Konservativen haben nun in einer demagogischen Weise gegen Deutschland gehetzt. Das ist nicht ohne Rückwirkung auf Deutschland geblieben. Die Konservativen haben eben in allen Ländern die Neigung, demagogisch vorzngehen und bei der Demagogie der Konservativen anderer Länder sehen wir auch den großen Schaden, den die Uebertreibungen Hervorrufen. «(Lebhafte Zustimmung links.) Ter eng­lische Minister hat nun hervorgehoben, daß er es für möglich halte, auf beide» Seite zu einer freiwilligen

Politik und Kanzel baden wenig miteinander zu schassen. In einer Kirche muß kein anderer Schall z» hören sein als die trost­reiche Stimme christlicher Liebe. Edmund Burke.

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Willst du Richter sein?

Roman von Maximilian Böttcher.

(Fortsetzung.)

Wenn du auch wirklich mit «einem Prozent mehr blu­ten mußt, du schaffst cs schon, du schaffst es schon! Aus wie andern Augen als bei deiner Heimkehr blicken deine Mckergründe dich jetzt schon an, obgleich du sie doch mir erst einmal Widder mit jenem Fleiß und jener Gründlich­keit bestellt hast, die der Mensch doch nur für die eigene Scholle auszuwenden vermag! Manu ist Manu, und mein Eigen ist mein Eigen! Wie strotzt dein Vieh in Gesund- sundheit utld Kraft. Nur zwei, drei Jahre weiter so die Arme gerührt und des Himmels Segen dazu, dann hast du Pas schlimmste überstanden! ...

Kurz vor Mitte August aber schrieb der Agent, seine redlichen Bemühungen wären bisher leider völlig im Sande verlausen, weil alle Eriündigungcn, die er über die Person vnd die Verinögcnsverhältuiisse Gottfrieds entziehen ließe, so ungünstig, so geradezu huudsmiserLbel lauteten, daß sie jeden Kapitalisten schon von der bloßen Besichtigung des zu beleihenden Grundstückes abschreckten.

Fort mitten aus drängender Eruielast und -lnst, in den Sonntagsanzug hinein und über Zerlitz nach Berlin! schade um den schönen Tag, der dir nun wieder ver­loren geht! Besser wär's doch, die Bahn der Märkischen Gesellschaft führe schon. Aber wenn ihre Strecke, auch Utzwischeu festgelegt ist der Bahuhos kommt mitten Zwischen die Gräbertsche Schneidemühle und die neue Zie­gelei, die ein Hamburger Nuteruehmcr soeben aus Pla- lheschem und Brücknerschem Terrain zu bauen beginnt, wrd eine Extrastation ist unten am See, kaum fünfhundert schritt von des .Herrn Direktors künftigerVilla Erna" und kaum einen Büchsenschuß weit von dem Riesenrestan- iont. dessen Gebäude und Anlagen wie Mistbeet-Cham- sstgnous aus dem Boden schießen, vermessen worden - .

Jahr, ein langes Jahr, wird doch noch ins Land

gehen, bis die erste Lokomotive ihren gellenden Pfiff über Rodeuaü hinsendet, bis du keinen Gaul und keinen Knecht mehr von der Arbeit wegzunehmen brauchst, wenn du mal eilig in die Stadt mußt! ...

Ter Agent wollte zunächst durchaus' nicht mir der Sprache heraus, was denn eigentlich so Schlimmes in der 'Auskunft .über Gottfried stünde, lind als er schließlich aus vieles Bitten und Drängen doch Farbe bekannte, ver­mochte Gottfried nicht einmal gegen das, was mau rhm Schädigendes anhängte, zu protestieren. Denn es entsprach ja doch der Wahrheit, daß die Reinhardtsche Wirtschaft unter dem Architekten Strohschein arg heruntergekommen Und von dessen Witwe nur gerade so über Wasser gehalten worden war. Es entsprach ja doch der Wahrheit, daß der jetzige Besitzer wegen Totschlags fünf Jahre im Zucht­hause gesessen, in den vier Onartalen seit seiner Entlassung die Zinsen nur mit schwerer Mühe aufgebracht und zum bösen Ende noch die Dummheit begangen hatte, eilt blut­armes Mädel,eine Armenhäuslerin", zu heiraten ...

!Ob denn das gar nichts, bedeute, fragte Gottfried, daß er nach der Meinung aller Einsichtigen undso wahr und wahrhaftig ein Gott im .Himmel ist!" unschuldig ver­urteilt worden sei, daß er und seine Frau fleißig und ansprnchslos wären und jedem Menschen gerecht zu werden suchten . . . Und hätte seine Wirtschaft nicht schon darum unter Brüdern ihre dreimalhundcrttausend Mark reellen Wert, weil auf der Stelle zweihundert Morgen ihres min­derwertigsten Landes für zweimalhunderttausend Mark an die Rieselfelder verkauft werden könnten - wenn er nur nicht so dumm gewesen wäre, den Plathescheu Schutz- Vertrag zu unterschreiben!

Ja, Sie haben ihn doch nun aber unterschrieben, lieber Freund! Ihren und Ihrer Frau Fleiß gewiß in allen Ehren - - aber aus 'MeuscheulraA und Menscheu­tüchtigkeil leiht niemand Hypotheken aus. Ich werde mir ja gewiß noch weiterhin alle Mühe geben, Ihnen das Darlehen zu verschaffen; viel Hoffnung kann ich Ihnen indessen nicht machen; und das beste wäre jedenfalls, wenn Sie irgendeinen guten Freund hätten, der Ihnen aus persönlicher Anteilnahme aus der Verlegenheit Hülse!"

Gottfried ging, und die graue Sorge ging mit ihm. Ging mit ihm durch die Straßen Berlins, stieg mit ihm

37. Jahrg.

Verlangsamung der Rüstungen zu kommen und ähnlich hat sich der Abgeordnete Bassermann bei uns hier ausgesprochen. Hier ist der Punkt, wo unsere Staats­männer eingreisen müssen, und sie haben ein großes Feld für ihre Betätigung. Wir dürfen auch nicht allein zu­rückhaltend sein, sonst gibt cs zu Mißdeutungen in Eng­land Anlaß und es werden Entstellungen über unsere wahren Absichten verbreitet. Wir müssen klar und deut­lich zu erkennen geben, daß wir zu einer Verständigung mit England aus einer vernünftigen Grundlage kommen wollen in dem Sinne, wie ein ehrlicher Kaufmann feine Politik treibt. Wir wollen die Regierung auch nicht durch Resolutionen binden. Sie selbst und ihre Vertreter müs­sen den richtigen Zeitpunkt und die geeigneten Mittel ergreifen, um diese Verständigung zu erlangen.

Im Anschluß an die Resolution der Sozialdemo­kraten bezüglich der Verantwortlichkeit des Reichs kan l e r s kann ich erklären, daß wir daiür stim­men, aber eine eingehende Erörterung bei den vor­liegenden Anträgen wünschen. Mit dem System der Staatssekretäre und der Alleinverantwortlichkeit des Reichskanzlers kommt man nicht mehr aus. Tie Au­torität der betreffenden Beamten tönnte recht wohl eine Stärkung vertragen, und die läge in der Schaffung ver­antwortlicher Einzelministerien. Zur däni­schen Frage zwei kurze Worte. Denn wenn zwei so hervorragende Organe wie dieKölnische" undFrank­furter Zeitung" gleichzeitig und unabhängig von einander aus die Schäden der gegenwärtigen Politik Hinweisen, so muß das doch zu ernstem Nachdenken Anlaß geben. Ta droben sitzt ein intelligentes Volk und intelligente Leute können nur mit intelligenten Mitteln geleitet werden. Mechanische Mittel können nur entfremden. Was die i n- nere Politik angeht, so ist es wohl schwer, eine Zeit zu st'inden, in der die innere Lage so wenig klar gewesen wäre. Der Reichskanzler hat bei seinem ersten Auftre­tenkeine Parteiregierung" proklamiert. Ob er die Schwierigkeilen dieser Aufgabe damals wohl schon richtig gekannt hat? Wir sehen in eine Arbeitsbehandlnng hin­ein, die keine große Sicherheit aufweist. Der Reichs­kanzler kann seinen Staatssekretären keine Mehrheit ge­ben, mit der sie ihre Geschäfte machen können und aus die sie sich stützen können. Jeder einzelne muß sich, zunr Teil aus Kosten anderer seine eigene Mehrheit su­chen. Dadurch wird die Situation dieser arbeitsüber­ladenen Herren so schwierig, daß man nicht weiß, ob

in das stickige Conpec und setzte sich neben ihn . . .Ich lasse dich nicht. Tu bist und bleibst mir vcriallen!"

Aber du rannst doch nicht verloren sei»: einen Weg zur Rettung muß es doch noch für dich geben, muß es doch, muß es doch!

Ueberdenke doch einmal deine Lage, ruhig, ruhig!

Sechs Wochen hast du noch Zeit bis zum ersten Ok­tober, dem Fälligkeitstage der Hypothek, und dann, wäh­rend die Klage gegen dich schwebt, wohl noch einmal sechs oder acht Wochen. Tenn so lange wird es wohl dauern, bis es Zum Zwangsverkans deiner Scholle und zu deiner Exmission kömmt!

Ter Getreidehändler . . . richtig . . . der Getreide- Händler! Tn hättest heute Zu ihm ^Herangehen sollen. Wo hattest du nur deine Gedanken? Aber offenbar ist er noch nicht von seiner Reise zurück; sonst würde er dir doch wohl geschrieben haben . . .

Ein guter Freund müßte dir beispringen, sagte der Agent. Hast du einen guten Freund ? . . . Nein! Keinen! Den Onkel .Jörg allenfalls. Aber der hat wohl auch weiter kein Vermögen als das, was in seiner Wirtschaft steckt.

Sagen die Lerne nicht was sagen sie nicht alles in dieser Zeit, in der ihnen das Spekulationssieber wie. eine allgemeine Verrückrheit zu Kopse gestiegen ist? - - sagen sie nicht, der Dokiorbauer unterhandle mit einer Berliner Bank wegen des Verkaufs seiner ganzen Bauern­stelle: Hans und Hof, Garten, Acker und Wald? . . . Ob . . . ? Ob er etwa . . . ? Nein . . . Selbst, wenn er darum verkaufen wollte, um dir Helsen zu können, du würdest keine Hilfe von ihm annehmen, Nein! Nein! Von jedem anderen; doch nimmermehr von ihm!

Laß doch das nutzlose Grübeln über Geschwätz und Klatsch! Wühle die Vergangenheit nicht wieder aus in dir . . . Denke, wie du mit der Gegenwart fertig wirst und mit der Zukunft! Finde Mittel und Wege, das Verhängnis, das über dir schwebt, abznwenden! Rühre dich! Wehre dich! . . .

(Fortsetzung folgt.)

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