Gras Zeppelin als Wahtjtörer.

In Aachen wurde die Stadtratswahl vom 20. No­vember vor. Js. bei der das Zentrum mit nur 7 Stimmen Mehrheit siegte, vom Bezirksausschuß für ungültig er­klärt. Graf Zeppelin ist an dieser Ungültigkeitser­klärung nicht ganz unschuldig. Als am Tage der Mahl ,,Z. 2" über Aachen erschien, hob der Wahlvorsteher den Wahla k t für die Dauer von 20 Minuten auf. Hierin erblickt der Bezirksausschuß den Grund zur Un­gültigkeitserklärung.

Zur Allcnsteiner Tragödie.

Tie wegen Fluchtverdachts neuerlich verhaftete Frau von Schoenebeck steht im Amtsgerichtsgefängnis .Char- lottenbürg in ärztlicher Behandlung. Während ihrer er­sten Untersuchungshaft in Menstein hatten sich bei Frau von Schoenebeck Lähmungserfchcinungen in beiden Minen gezeigt. Als ihr jetzt die ne uerliche Verhaftung angekündigt wurde, bekam Frau von Schoenebeck hy­sterische Krä m p f e. Kriminalbeamte mußten nach ei­nem Arzte und nach der nächsten Apotheke eilen. Um' Morphium zu holen. Nach! einigen M orphinureinfpritz- ungen konnte Frau von Schoenebeck nach dem Gefängnis des Charlottenburger Amtsgerichts gebracht werden, wo sie so lange verbleiben wird, bis entweder das Haftent- lasfungsgesuch bewilligt oder die Ueberführnng in das Alkensteiner Gerichtsgefängnis angeordnet werden Mrd. Frau von Schoenebeck war in den letzten Tagen gerade jm Begriff, sich gemeinsam mit ihrem Gatten Herrn A. O. Weber eine neue Wohnung einznrichten. Sie hatte in der Hardenbergstraße eine Wohnung gemietet, deren Jahresmiete 2700 Mark betrug, hatte sich ihre alten Möbel aus Menstein kommen lassen, neue hinzugekauft und bereits Dienstpersonal engagiert. In den nächsten Tagen wollte sie die Pension in der Gvethestraße 87, wo sie bisher gewohnt, verlassen und zu die eigene. Wohn­ung übersiedeln. Damit wollte sie auch beweisen, daß sie nicht an eine Flucht denke. Tie Verhandlung gegen Frau v. Schoenebeck wegen Anstiftung ,zum Morde pn ihrem früheren Gatten wird voraussichtlich .rm Juni d. I. vor dem Schwurgericht in Menstein stattfinden.

Heute wird noch zu der Affäre der Frau Schönebeck gemeldet: Der (ehemaligen) Frau v. Schönebeck ist 'am Montag abend die Anklageschrift zugcstellt worden. Sie lautet auf -Anstiftung Zum Morde und stützt sich ausschließlich auf die Angaben des Hanpt- manns v. Gäben, daß er der Angeklagten unter dem Weihnachtsbaum auf ihr ausdrückliches Ver­langen den Schwur geleistet habe, den Major von Schö n eb eck z n töte n.

> Mord «nd Selbstmord auf See.

In der Nacht znm Sonntag wurde vom Feuerschiff BW" ans vor der Kieler Bucht mehrere Stunden läng ein treibendes Boot beobachtet. Als ein Kieler Berg- nngsdampfer in Sec ging, um einem bei Fehrmarn gestran­deten Dampfer Hilfe Zu leisten, wurde das' Boot geborgen und nach dem Feuerschiff gebracht. In dem Boot lagen eine tvte Frau und cm sch werve rwundetcr Mann. Ter Mann hatte ein Notizbuch bei sich, in dem der NameTührkop ans Boitzenburg" stand. Dje Frau trug einen Trauring mti der Inschrift Georg Miers, 1. 1. 1002. In dem Notizbuch war der Name der Frau mit Anna Miers aus Flensburg angegeben. In einem an die Eltern gerichteten Briese schrieb die Frau:Liebe El­tern! Ta wir nicht vereint leben konnten, wollten wir vereint sterben." Die Frau -ist durch einen Schuß ins! Herz getötet worden, der Mann durch drei Schüsse so schwer verletzt, daß er schwerlich mit dem Leben davonkonnnen wird. Ter Verwundete wurde nach Kiel in die akademische Heilanstalt gebracht, die Leiche der Frau nach dem patho­logischen Institut. Das Paar war abends vorher im Ost- seA>ad Stein beobachtet worden.

«eine Nachrichten.

Gegen eine Anzahl Angehöriger der Stuttgarter PMzeimannschaft ist von der K. Staatsanwaltschaäst ein Verfahren wegen Entgegennahme von Geldge­schenken seitens Prostituierter eingeleitet worden.

Wie aus Plochingen gemeldet wird, ist beim Bahnwart- Hans 38 bei Reichen bach der 14 Jahre alte Sohn des Eisen- Händlers Haag in Eßlingen unter einen Langholzwagen ge­raten und wurde dabei so schwer verletzt, daß der Tod als­bald eintrat.

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In Winterlingen OA. Balingen ist die Mühle, die in letzter Zeit den Besitzer wechselte, am Samstag nacht um 1 Uhr abgebrannt.

Ein schweres Unglück ereignete sich in Molperts- haüs bei Waldsee. Drei 13jährige Knaben, die tags­über mit einem Terzerol geschossen hatten, wollten die Spielerei abends forksetzen. Da die Waffe versagte, un­tersuchten sie diese. Plötzlich ging der Schuß los und traf den Zimmermannssohn Kvnrad Kern mitten in die Brust. Ter Tod trat innerhalb 'fünf Minuten ein. Zu dem Schiehwerkzeug kamen die Knaben durch einen Katalog, die gefährliche Waffe kam erst am Vormittag in ihren Besitz.

Ein schwerer Einbruch wurde in Ulm imGoldenen Wug" verübt. Tie Täter nahmen verschiedene Wert­sachen, Uhren, Ketten und Ringe mit. Der eine von ihnen soll aus Stuttgart, der 2. ans Heübronn und der 3. von Langenau stammen.

In Pforzheim erschoß sich in seinem Bett der aach nicht zwölf Jahre alte Sohn des in der Metzger- strahe 13 wohnhaften Butter- und Eierhändlers Hch Lamp durch einen Schuß in die Herzgegend. Doch lebend ins Städtische Krankenhaus verbracht, erlag er da nach einer Stunde der Verletzung. Was den kleinen Jungen M seiner Tat veranlaßt hat, wie er dazu kam, den Re­eder gegen sich zu richten, war bis jetzt noch nicht mög- zu erfahren.

Der vor sechs' Wochen sm Krebsbach bei Mem- Bürgen tot ausgefundene Stallschweizer Andreas Rem- v>el scheint den Anzeichen nach das Opfer eines Rau b- geworden zu sein. Remmel hatte einxn Bar­

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Der schwankende Stein von Tanoil. Dieses seltsame Natur-Phänomen liczt dicht Lei der Stadt Tanoil, nicht weit von Buenos Aires in Argentinien. Der Stein wiegt fast 5500 Zentner und ist so genau ausbalancicrt, daß er im Winde hin- und herschwankt. Ein beliebter Scherz der Touristen ist. Stühle von dem schwankenden Stein knacken zu lassen. Andrerseits war es nicht möglich, den Fclsblock von der Stelle zu bewegen, trotzdem man mehrere hundert Pferde angespannt hatte, um den Stein zu beseitigen.

betrag von 80 M. bei sich, der Leim Auffinden der Leiche mit dem Geldbeutel verschwunden war. Remmel war einige Tage vor seinem Tode mit einem Unbekannten in einem Wirtshause Zusammen; cs wird vermutet, daß dieser ihn beraubt und in den Bach geworfen hat.

Vermischtes.

Neben ein schönes Stück wahrer Toleranz

wird dem Schw. B. geschrieben: In der nahe der badischen Grenze gelegenen evangelischen Gemeinde N. fiedelte sich vor kaum Jahresfrist die katholische, aus Frau und'Kin­dern bestehende Familie eines' Friseurs an. Vor weni­gen Tagen kam die Frau der letzteren infolge einer schwe­ren Frühgeburt in höchste Lebensgefahr, so daß der bei­gerufene (protestantische) Mädizinalrat T-r. Sch. zur ernsten Vorbereitung ans den Tod, znm Empfang der Sterbsakra­mente riet. Da der Arzt gleichzeitig in der Pfarrersfamilie zu N. dienstlich zu tun hatte, war auch der evangelische Ortsgeistliche von der Sachlage der in Lebensgefahr be­findlichen Wöchnerin alsbald unterrichtet. Sofort bestieg dieser sein Auto und führ schleunigst nach dem ea. IM Stunden entfernten Städtchen M-, um den dortigen kat­holischen Stadtpfarrverweser herbefzuholen, damit er labe die Kranke, die sein begehrt, und die heilige Pflicht nicht versäume". Und die beiden Amtsbrüder, der evangelische als Chauffeur, führen in gleich beschleunigtem Tempo nach N. zurück, wo der katholische Priester seines Amtes waltete. Mit herzlichem Danke verabschiedete sich der katholische von seinem evangelischen Kollegen, welcher nur ungern daraus verzichtete. Len andern wieder nach jM. Zurückzufahren. Das ist ein richtiges Toleranzstück­lein ; da lacht einem das) Herz dabei. So sollt's immer und überall fein! Die Hauptsache aber ist, daß die kranke Wöchnerin sich wieder auf dem Wege der Besserung be­findet.

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Ein Mensch alsPolizeihund".

Die New Yorker Kriminalpolizei, bekanntlich eine der bestorganisierten Polizeien der Welt, hat einen neuen Mitarbeiter gewonnen, dessen rätselhafte Gaben das höchste Staunen aller Fachleute erregen. Der Fall des Mc. Orwin, so,ist der Name des Mannes, ist wissen­schaftlich untersucht worden, und der bekannte Physiologe Professor Lionel Bratt hat die Ergebnisse dieser Unter­suchung in mehreren Artikeln niedergelegt. Mc. Orwin besitzt eine seltene Gabe, die sonst Menschen versagt ist: er kann wittern. Sein Geruchssinn ist in einer Weise ausgebildet, wie man es sonst nur bei Tieren, etwa bei Hunden, beobachten kann. Mc. Orwin ist seiner .Her­kunft nach Indianer, das heißt, eigentlich ein Mischling, denn seine Mutter war eine Weiße. Bekanntlich ist bei den Angehörigen seiner Rasse jeder Sinn in ganz be­sonderer Weise ausgebildet, aber während die meisten In­dianer über ein hervorragend gutes Gesicht und ein äu­ßerst feines Gehör verfügen, konnte man bisher nicht die' Beobachtung machen, daß der Geruchssinn zu einer der­artig anormalen Feinheit entwickelt gewesen wäre, wie bei diesem Menschen, dessen Witterungssähigkcit jene ei­nes äußerst tüchtigen Jagdhundes beinahe übcwtrifft. Nachdem Mc. Orwin als Kind schon die Beobachtung ge­macht hatte, daß er über eine solch außerordentliche Gabe verfüge, bildete er planmäßig seinen Riechsinn noch mehr aus, so daß dieser jetzt Leistungen zu vollbringen im­stande ist, die geradezu übermenschlich dünken. Vor eini­ger Zeit meldete sich der Mann bei dem Direktorium der Newyvrker Kriminalpolizei mit dem Ersuchen, man möge ihn als Detektiv anstellen, er sei tüchtiger als je­der Polizeihund und verfügte bei dieser Gabe noch über entsprechende natürliche Intelligenz, so daß er bei der Ver­folgung von Verbrechern unschätzbare Dienste werde lei­sten können. Der Polizeipräsident hielt den Mann an­fangs Mr verrückt und wies ihn kurzerhand ab, mit der Bemerkung, sein Bureau sei nicht der Ort, um dumme Späße anzübringen. Als aber der junge Mensch ernst­haft weiter auf seiner Forderung deharrte uckd bat, man möge ihn doch aus die Probe stellen, wurde der Polizei­präsident doch stutzig und tat ihm den Gefallen. Dev ! Erfolg übertraf alle Erwartungen. Mr. Orwin war im­

stande, nach dem leichten Gerüche, den eine Person, die Stunden vorher in einem Gemache geweilt, zurückgelas­sen hatte, sogleich die Richtung herauszufinden, wohin die betreffende Person sich hernach gewandt. Er wurde sogleich mit hohem Gehalte angestellt und hat auch be­reits vor kurzem seine außerordentliche Witterungssähig- keit, die ihn zum Schrecken aller Verbrecher macht/be­währt. In einem Vororte von Newyork, in Westerland- Cottage, war das Landhaus eines reichen Rentiers er­brochen und die Kasse ausgeraubt worden. Die Täter hatten mit derartigem Raffinement gearbeitet, daß keine Spur ihrer Anwesenheit entdeckt werden konnte, weder ein Fingerabdruck, noch etwa zurückgelassenes Werkzeug ließ sich an »finden. Bloß den persönlichen körperlichen Geruch benützend, fand Me. Orwin die Spur der Flüch­tigen, die zu einem Waldsaum führte, wo man Zwei sort- geworsene Handschuhe fand, welche dann zur Eruierung der Einbrecher führten. Mc. Orwin ist in der New- yorker Verbrecherwelt so verhaßt, daß man Anschläge auf sein Leben fürchtet.

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Lynchjustiz in Texas.

Ein blutiger Akt von Lynchjustiz ist am 3. März in der Stadt Dallas im Staate Texas verübt worden. Gegen den Neger Allan Brooks, der sich an einem weißen Mädchen vergangen hatte, wurde vor Gericht ver­handelt, als plötzlich auf ein gegebenes Signal fiinszig Weiße in den Gerichitssaal drangen, die Wache über­wältigten und sich auf den Neger stürzten. Sie warfen Brooks aus dem Fenster des im zweiten Stock gelege­nen Saales, vor dem Tausende auf ihreBeute" war­teten. Die Menge jagte den Neger durch die Hauch­straße und erhängte ihn vor einem Klubhause an einem Laternenpsahl. Dann wurde der Leichnam abgeschnit­ten, auf einen Wagen geladen und vor das Rathaus gefahren. Dort präsentierte der Mob den toten Neger den Magistratsbeamten, indem ein paar Rädelsführer An­sprachen hielten. Die ganze Stadt geriet infolge der Szenen in wilde Aufregung. Das Standrecht wurde er­klärt, und alle Kneipen wurden geschlossen. Der Sheriff ließ alle Gefangenenen ans dem Gefängnis bringen, da er befürchtete, die Volksmenge würde die Strafanstalt stür­men und Generallynchjustiz üben.

Handel und Volkswirtschaft.

Stahl und Federcr Aktiengesellschaft. Die heutige Ge­neralversammlung der Aktionäre der Stahl und Feder« Aktien­gesellschaft genehmigte die Bilanz, sowie die Gewinn- und Verlust­rechnung per 31. Dezember 1909 und setzte die sofort zahlbare Dividend« auf 6 Proz. fest. Die turnusgemäst ausscheidenden Mitglied« des Aufsichtsrats, Herren Geh. Kommerzienrat Doer- tenbach und Kommerzienrat Bare wurden wiedergewählt.

Stuttgart, 8. März. Der heute in der Gewerbe- Halle abgehaltene Frühjahrs markt war mit Bäumen, Bee­ren- und Ziersträuchemr stark befahren. Auffallend svar in der 'Zufuhr das starke Angebot von schönen Hoch- - stammen. Die Preise waren im ivcsentlichen die glei­chen wie an früheren Märkten, Besonders zu statten kam dem ganzen Markt die günstige Vorsrühlingswitterung. Man verkaufte von Hochstämmen Aepfel zu 80 Pfg. bis 1.20 Mark, Birnen von 80 Pfg. bis 1.30 Mark, Zwetsch­gen und Pflaumen zu 60 bis 80 Kirschen zu 70 bis 80 Pfg. Für Spaliere wurden 60 Pfg. bis 1 Mark bezahlt. Stachelbeeren kosteten 6 bis 8 Märk, Himbeeren 3 bi§ bis 4.56 Mark, Johannisbeeren 4 bis 6 Mark per 106 Stück. Hochstämmige Rosen kosteten 66 Pfg. bis 1,20 Mark, Buschrosen 26 bis 40 Pfg. Handel lebhaft.

Heiteres.

'Unteroffizier (als sich nachStillgestanden!" noch! ein jüdischer Einjähriger bewegt): Einjähriger Cohn, nach KommandoStillgestanden" unterlassen Sie gefäl­ligst jede zionistische Bewegung!

Mißverständnis. Mutter:Rudi, Du könn­test ein wenig auf die Hühner passen." Rudi:Ich mag aber nicht auf ihnen passen." Mutter (verbessernd) : Äff sie passen, heißt es." Rudi:Ach, muß ich nun die Hichner auch schon Sie nennen?"