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mit Erzähler vom Schwarzwald.
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Verkündigungsblatt
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Nr 27.
Donnerstag, den 10. März iOIO.
27 . Jahrg.
MonarchengehälLer.
Die Frage nach der H ö h e d e r Zjvilli st e der verschiedenen Staatsoberhäupter ist ein beliebter Gegenstand der Unterhaltung, weine Männer beieinandersitzen. Interessante Ausführungen hierüber finden wir nn März- Heft des „Türmer" (Herausgeber Freiherr v. Grotthuß).
Das Wort selbst ist englischen Ursprungs und stammt aus dem Jahre 1688. Die Höhe der Zivilliste betrug damals 2 400 000 Mark. Vergleicht man diese Dumme mit der Höhe der heutigen Zivilliste des englischen Königs, die 12 Millionen 4 Millionen Apanagengelder für den Unterhalt der Prinzen und Prinzessinnen, also insgesamt 16 Millionen Mart beträgt, so fällt der gewaltige Unterschied um so mehr auf, als in der Summe der ersten Zivilliste noch die Besoldung vieler Zivilbeamten mit einbegriffen war.
Das staatliche Einkommen der .Herrscher wird entweder für jede Budgetperiode (zum Beispiel in Norwegens, oder in längeren regelmäßigen Zwischenräumen (zum Beispiel in Oesterreich-Ungarn alle 10 Jahre), oder beim Regierungsantritt des Herrschers für die ganze Regierungszeit (zum Beispiel in den Niederlanden, in Spanien, Sachsen, Württemberg,, oder ein für allemal durch besonderes Gesetz (zum Beispiel Preußen) festgesetzt. Dreselletzte Art schließt selbstverständlich nicht aus, daß eine neue Festsetzung vorgenommen wird, wenn man sie für geboten erachtet. DaA beweist unter anderem die übrigens sehr eigenartige — geschichtliche Entwickelung der preußischen Zivilliste.
Das Ginkommen des Inhabers der preußischen Königskrone kann man als im wesentlichen sich aus zwei Faktoren znsammensetzend betrachten: 1. der sogenannten Kronsideik o mmißrent e, 2. der eigentlichen !Z i - liste --, so 'wollen wir diesen Bestandteil nennen.
Unter der Kronfideikonrmißrente versteht man jene Summe, die aus Grund des Gesetzes vom 17. Januar 1820 aus dem Ertrage des ursprünglich der königlichen Familie gehörigen, später dem Staat überwiesenen Grundbesitzes dem jeweiligen Herrscher vom preußischen Staate zu zahlen ist. Sie beträgt 7 710 296 Mark. Zu dieser Summe kamen dann im Laufe des 19. Jahrhunderts: im Jahre 1889 jährlich 1500 000 Mark, 1868 jährlich weitere 300000 Mark und zuletzt 1889 nochmals 81/2 Millionen Mark pro Jahr Summa 8000 000 Mark, so daß
die „Zivilliste" des preußischen Königs insgesamt 7 719 296 Mark -f- 8000000 Mark — 15 719 296 Mark beträgt.
Damit ist allerdings das Einkommen des Königs von Preußen in seiner Eigenschaft als solcher noch lange nicht erschöpft. Es kommen vielmehr noch die Erträgnisse verschiedener Stiftungen usw. hinzu, die dein jeweiligen Träger der preußischen Krone zur Verfügung stehen. Doch zählen diese nicht zur Zivilliste. Sv gründete der Große Kursür st aus einer Anzahl von zu seinem Privatvermögen gehörenden Gütern ein. Fideikommiß der hohenzol- lernschen Familie. Auch F r ie dr i ch Wil h el m I. sorgte für die wirtschaftliche Sicherstellung seines Hauses durch Gründung eines Haus- und Kronsideikvmmisses aus dem Jahre 1733. Und der ebenfalls sparsame Friedrich Wilhelm III. hinterlicß bei seinem Tode ein großes Privatvermögen, aus dem er unter dem Titel „Kron- t r eso r" eine weitere Familienstiftung von 15 Millionen Mark machte, deren Hälfte als „Notpfennig" der hohenzollernschen Familie im Kapital niemals angegriffen werden darf. Von demselben Monarchen stammt auch das' königlich prinzliche Fideikommiß für nachgeborene Prinzen.
Als deutscher Kaiser, erhält der König von Preußen keine Zivilliste; es steht ihm nur der sogenannte Dispo- sitionsfond von 3 000000 Mark für Gnadenerweisungen zur Verfügung.
In den übrigen deutschen Staaten erhallen die Herrscher als Zivilliste: in Bayern 5 403 106 Mark, in Sachsen 3 550 000 Mark, in Württemberg 2017189 Mark nebst IM 579 Mark Apanagen für die Prinzen und Prinzessinnen des königlichen Hauses, in Baden 1590 000 Mark nebst 343 000 Mar? Apanagen, Hessen 1331857 Märt, Mecklenburg-Schwerin 1200 000 Mark üsw.
Rechnet man die Höhe der Zivillisten in den einzelnen Staaten auf die Kopfzahl der Bevölkerung um, so stellt man die Tatsache fest, daß. die Zivilliste die Stenerkrast des einzelnen um so mehr in Anspruch nimmt, je kleiner die Einwohnerzahl ist. So hat zum Beispiel in Preußen durchschnittlich jeder Einwohner 50 Pfennig beiznstenern, in Württemberg schon 1 Mark, in den thüringischen Staaten 2 bis 3 Mark, und am höchsten ist in S-chwarzburg- Sondershausen der Einwohner mit 6,41 Mark zugunsten der Zivilliste belastet.
Von den nichtdeutschen Staaren beträgt die Zivilliste in O e st er r e i ch - U n ga r n 191/3 Millionen, die zu gleichen Teilen von Oesterreich und Ungarn ausgebracht wer-
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den. Mit dieser Summe hat jedoch Kaiser Franz Joseph eine nicht geringe Zahl von Prinzen und Prinzessinnen zu erhalten. Das Einkommen Eduards VII. ist bereits oben mit 16 Millionen Mark angegeben. Dem König von Italien zahlt der Staat eine Zivilliste von 12,8 Millionen Mark, der König von Spanien erhält etwa 7,4 Millionen. Ter König von Portugal erhält „nur" 2 400 000 Mark. Belgien zahlt seinem Monarchen Os- Millionen Mark, die.Königin von Holland erhält 2100 000 Mark. In Dänemark beträgt die Zivilliste 1 203 000 Kronen, in S ch weben 1 32l MO und inN 0 r- wegen 582 000 Kronen. Am glänzendsten von allen europäischen Herrschern ist der Zar gestellt. Nicht nur, daß er der Staatskasse etwa 30 Millionen Mark entnimmt, jeder Großfürst erhält auch noch eine besondere Apanage, die größer ist als die Zivilliste der meisten mitteldeutschen Fürsten. Berücksichtigt man weiter, daß Nikolaus II. ein geradezu ungeheures Privatvermögen hat, so ist offenbar, daß Rußland gar zu stark zugunsten seiner Fürstensamilie in Anspruch genommen ist.
Demgegenüber sind Gehalt und Repräsenlationskosten des Präsidenten einer Republik recht bescheiden. In Frankreich erhält der Präsident 480 000 Mark Gehalt. 300 OM Francs Reise- und 300000 Francs Repräsentationskosten.
Aus dem Reichstag.
Fortsetzung der Marinedebatte.
kb. Berlin, 8. März.
Der Reichstag verhandelte heute über das berühmte Lach im Eise der Mottlau bei Danzig, in das nach der Behauptung des sozialdemokratischen Abg. Severin g Werstmaterial aller Art versenkt worden sein soll, um es der Revision zu entziehen. Jenes Loch, im Mottlaueise, das angeblich symbolisch sein soll für das andere, natürlich nur im Bilde vorhandene „große Loch", in den: so viele Hunderttausende und Millionen verschwinden, die das deutsche steuerzahlende Volk alljährlich für Heer und Marine anszubringen hat.
Die. Sitzung begann mit einem Geplänkel über verschiedene weniger bedeutungsvolle Kapitel des Marineetats. Ein Antrag der verbündeten Konservativen, Reichsparteiler und Nationalliberalen, der bei den sogenannten Bord-
Den besten Rat gicbt stets die Zeit,
Begreift man, was sie rät.
Doch kommt der Mensch zuletzt so weit.
Dann ist es schon zu spät.
Friedrich Badenstedt.
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Willst du Richter sein?
lOV) Roman von Maximilian Böttcher.
(Fortsetzung.)
Es war ihr gewiß nicht ernst mit ihrer Drohung - selbst nicht in diesem Augenblick sinnloser Erregung. ,Sie impfte nur, wie. die Selbstsüchtigen zu kämpfen pflegen Alle Waffen sind ihnen recht, alle Mittel sind ihnen durch den Zweck geheiligt. Und ihr Zweck sind sie selbst. Erst ich, dann die anderen; erst ich, dann mein Sohn! . . .
Und der Toktorbaner war wie ein abgerissenes Blatt, das der Herbststurm Hintreiben kann, wohin er will. So hell und so matt hatte i'hn die Last der vergangenen Jahre gemacht.
Und nur aus Mattheit und Schwäche geschah es, daß w dieser Stunde der Wille zum.Guten, der mit so Heller stlammc in seiner Brust emporgelvderl war, wieder verflackerte und versank^ ehe er sich, durch dje große, selbstlose Gr befreit und erlöst hatte,
Auch des „roten. Alwin" .Schicksal war noch nicht smschieden, obgleich das.Beil des Scharsrichters nun schon im Monaten wie ein Damoklesschwert über »einem Nacken schwebte. . . '.
Das Wildemannspielen hatte man ihm in der Jrren- Mitalt, in die er zur Beobachtung seines Geisteszustandes dom Untersuchungsgefängnis aus eingeliesert worden war, AH genug leidgemacht; und als er sich Anfang Dezein- der vor dem Wittenberger Schwurgericht auf die schwere ^Huldigung des Raubmordes, begangen an dem'Kut- Her Plettenberg aus Hagen in Westfalen, verantworten Mte, hatten ihnj Staatsanwalt und Geschworene Ur- rchkAnd Verlaus des Renkonters, bei dem er seinen Wan- srgencisen lediglich in der Notwehr erstochen haben wollte, nicht geglaubt.
Und doch war sie währ, die romantische Geschichte von der mit einem richtigen und echten Tansendmarkschein gespickten Brieftasche, die der rote Alwin wenige Tage nach seiner Ausweisung ans Hamburg während der Walze gen Berlin mitten auf freier Chaussee gesunden haben wollte. Und doch war sie währ „die groteske Mär" (der der Staatsanwalt „den Stempel dreistester Erfindung von der Stirn ablas"), die wirtlich phantastisch klingende Erzählung von dem Gtückssnnd, von dem der Freund Plettenberg nach dem Grundsatz: „Gleiche Brüder, gleiche Kappen!" die Hälfte abhaben, der rote Alwin aber -- da ihm das' Kapital zur Begründung einer neuen, von keiner Polizeiaufsicht und keinem Ausweisungsparagraphen mehr be-> drohten Existenz jenseits des großen Teiches Helsen, sollte
auch nicht eine einzige blanke Mark abgeben wollte. Und doch war sic von Anfang bis zu Ende wahr, des armen Teufels trocken-grausige Schilderung jener Nacht, in der. die beiden Wanderburschen in der Gegend von Wittenberge, nahe dem Elbufer, auf einem Heuschober kampiert, und der Kutscher Plettenberg, von wilder Gier nach dem mühelos erworbenen Mammon ersaßt, sich über den schlafenden „roten Altvin" geworfen und ihn zu erdrosseln versucht hatte bis es dem schon halb Erstickten noch im letzten Augenblick gelungen war, sich mit eurem „gar nich 'so böse jemeint jewesenen" Messerstich zu befreien.
„Wo ist denn nun eigentlich der Tausendmcirkschein zu guter Letzt geblieben?" hatte ein Geschworener gefragt und sich dabei für einen besonders gescheiden Kops gehalten.
„Das soll Jott wissen, wo der jeblieben is! Valeicht hat'n mir mein Fremd schon stibitzt, als ick noch jepennt - habe. Er hatte mir besis Abendessen immerzu mit Schnaps traktiert; da kann's woll sind,, daß ich nich jemerkt Hab', spie er mir den Lappen wechnahm! Am Ende is er mir aber auch 'Lei den Jeringe nn Jewirge uss'm. Heuhansen von selber rausjerutscht. Ick Hab' erst toidder an den Schein jedacht, wie ick meinen Fremd schon hatte in die Elbe schwimmen lassen."
„Aber dein Tot.cn die.. Uhr wegznnehmen, vergaßen Sie nicht?" fragte der Vorsitzende, und seine Augen blitzten. .
„Nee! Wie ich mein'n Fremd bis ans Ufer jeschleppt nn'n da hinjepackt hatte, um mir zu verpusten, da blinkerte die Kette so Helle in'n Mondschein. Da dat's mir leid, daß die Uhr mit ins Wasesr sollte, nn da bab' ich sie mir denn eben anjeeichnet'V
„Und das Portenwnnaie Ihres Freundes wahrscheinlich auch?" hatte der Staatsanwalt ans seinem Hinterhalt dazwischengesch offen.
„Ja — natürlich das auch!"
Ein ausleuchtender Blick des Einverständnisses von Antlitz zu Antlitz in der ganzen Runde. . .
„Weshalb aber wenn Sie aus Notwehr handelten - haben Sie nicht einfach von Anfang an die Wahrheit gesagt? Weshalb haben sie erst versucht, der Behörde das faule Märchen von der unglücklichen Liebe und dem Selbstmord Ihres ,Frenndes' auszubinden?"
„Mein Jott . . . ick kannte doch die Herrn Jerichts- höse schon. Ick wußte doch schon, daß sie bei einem, der so viel vorbestraft is wie ick, jleich uss's Janze jehn ihm jleich die janze jestohlene Obsternte ufshängen, wenn er man bloß eenen jemausten Appel einjesteht!"
Und die Legitimattonspapiere des Ermordeten ver gaßen Sie merkwürdigerweise auch nicht! Nur das Beste, den Tansendmarkschein, vergaßen S-ä!" hatte ein zweiter Geschworener, der hinter seinem findigen Kollegen nicht zurückstehen wollte, mit spöttischem Lächeln emgeworsen.
„Ick dachte doch natürlich, ick hält' den Schein noch an mir. Ick hatt'n mir doch mit 'ne Stecknadel am Hemde direkt uff der Brust jestjesteckt. Zum Umtehren . nn Suchen halt' ick nachher, wie ick endlich merkte, daß er. wech war, kecne Traute mehr. Wenn er wirklich nich bei. di« Leiche jesunden is - - den Schiffern kann doch ken Deibel trauen! - - denn wird'n woll eben 'ne Kuh mit'm Heu zusämm' ussjefressen haben! Un die Flebbe nahm ick doch eben, weil mein Freind unbestraft )var. Ick brauchte mir doch denn keene andere zu besorgen. Bei Leute, wie wir sind, müssen alle. Vorteile jetten. Un ick wollte doch mein Leben jern noch mal als anständiger Mensch von vorn ansangen!"
(Horksetznug folgt.)