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mit Erzähler vom Schwarzwald.

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Amtsblatt für die Stadt U)ildbad.

verkündigungsblatt

der rtgl. Forstämter Wildbad, Meistern, Enzklösterle rc. während der Saison mit

amtl. Fremdenliste.

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DWG

Nr. 53.

Samstag, den 5. März 1SIÜ.

27. Jahrg.

Aus dem Reichstag.

(kb.) Berlin, 3. März.

Trotzdem dem Reichstage bis zu den Osterferien, die am 19. März beginnen sollen, nur noch 15 Tage zur Fer­tigstellung des Etats zur Verfügung stehen, hat auch heute wieder-das hohe Haus seine rednerischen Kräfte an alle möglichen Bagatellen verschwendet, die ebenso gut in der Kommission besprochen und erledigt werden können, würde nicht der Ehrgeiz der Herren Volksvertreter sich im­mer wieder für das stärkere Echo im Plenarsitzungssaale entscheiden.

Zu Beginn der Sitzung begründete heute der sozial­demokratische Mg. Schwartz (Lübeck) eine Resolution seiner Partei betreffend Unterstellung des gesamten S ch- i ffah r tsb e t ri eb s unter staatliche Aufsicht. Diese Resolution wollte die Angestellten in See- und Binnen­schiffahrt mehr als bisher gegen die Gefahren des Betriebes schützen, und ist also gewrh dankenswert. Tie Rede des Herrn Schwache und die ganze Debatte, die sich daran knüpfte, war aber schon deshalb überflüssig, weil die Re­solution am Tage zuvor bereits ab gelehnt worden mar. Man köpfte also einen Leichnam.

Noch etwas breiter Kerfloh die Debatte beim Kapitel Statistisches Wmt". DÄb-ei sprach man nämlich nicht dur über die Statistik und ihre Licht- und Schatten­seiten, sondern kam auch noch einmal auf tausend Dinge zurück, über die es eine Statistik gibt oder noch nicht gibt. Mit anderen Worten:man durchstudiert' die groß' und kleine Welt!" Die Nachtruhe der Binnenschiffer, die deutsche Ein- und Ausfuhrstatistik, die Arbeitsverhältnisse in der chemischen Industrie, Genossenschaftswesen und Streikstatistik wurden abgehandelt. Eine -sozialdemokra­tische Resolution, die eine amtliche Statistik der Ausstände forderte, wurde durch einen Zufall angenommen. Kurz zuvor hätte nämlich der Mg. Legien gesprochen und die Sozialdemokraten waren vollzählig im Saale gewesen, um ihrem Genossen zuzuhören, während die anderen Parteien sich zum Kaffee und zum Nachmittagsschläfchen zurückge­zogen hatten. Die Austimmungsglscke tönte Mar laut genug; ehe aber die Schläfer alle im Saale rvaren, war der sozialdemokratische Antrag bereits zum Beschluß er­hoben.

BeimR e i chs g esu n dh e i t s a m t" begründeten die Abgeordneten Jäger (Zentrum) und I u n ck (Natio­nalliberal) Resolutionen, die Erhebungen über die Woh­

nung s v e r h ä l t ni sse, besonders über die kleineren und mittleren Wohnungen wünschen. Der Herr Staatssekretär verwies auf die Kommunen, die ja heutzutageMädchen für Alles" sind) Der freisinnige Fleischermeister Ko­belt (Magdeburg) hielt eine tapfere Red« gegen das rigo­rose Vorgehen der Behörden wider die Verwendung von sogenannten.Konservierungsmitteln" bei Fleisch- und Wurstwaren, und der Zentrumsabgeordnete Bau mann sprach über Weinpanschereien, die trotz des neuen Weinge­setzes noch lange nicht aufgehört hätten. Ms die Kla­gen antwortete der Wirkliche Geheime Oderregierungsrat von Stein, der seit seiner Mitwirkung an dem neuen Weingesetz bekanntlich abwechselnd bald derWein-Stein" und bald derStein-Wein" genannt wird. Auch der A-bg. Dr. Rösicke übte zum Schluß noch Kritik an dem neuen Weingesetz.

Rundschau.

Die Wahlrechtsvorlage in der Kommission.

Die Wahlrechtskommission des preußsichen Abge­ordnetenhauses begann die zweite Lesung und erledigte die ersten sechs Paragraphen, die nach den Beschlüs­sen der ersten Lesung angenommen wurden. Es kamen nur geringfügige Verbesserungen zustande. Di« eine betrifft die nichtsteuerpflichtigcn Wähler, für die in Zukunft 4 Mark statt 3 Mark angerechnet werden sollen. Tie andere betrifft die Wahlmänner. Dieselben müs­sen jetzt ihrem eigenen Urwahlbezirk angehören. Statt dessen wurde beschlossen, in Gemeinden mit mehreren Ur- wahlbezirken die Wahlmänner aus der Gemeinde nehmen zu dürfen. Ein Versuch der Konservativen, die geheime Wahl auch bei der Wahlmännerwahl zu be- se itigen, wurde mit 15 gegen 13 Stimmen zurückge­wiesen. Im großen und ganzen zeigt sich aber die Tendenz, daß Konservative und Zentrum das Gesetz machen und die Nativ nalliberalen aus der Mehr- heitsbildung ausschsiden. In der Nachmittags­sitzung wurde zwar der Antrag der Konservativen, neben der Fristwahl auch eine Terminwahl zuzulassen, gegen die Stimmen der Konservativen und Freikonservativen ab­gelehnt, doch bei der Schlußabstinrmung wurde das Ge­setz i m Ganzen mit 15 Stimmen der Konservati­ven und des Zentrums gegen 13 Stimmen ange- n o m m e u.

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Vom Deutschen Gewerbeverein.

Der Verband Deutscher Gewerbevereine und Handwerkervereinigungen unter der Bor­ortschaft des Hessischen Landesgewerbevereins hat soeben den Tätigkeitsbericht über das achzehnte Verbandsjahr veröffentlicht. Die Einleitung bringt einen Festgruß aus derKöln. Zeitung" zum 70. Geburtstag Barchel Berg- Hausens-Köln, des Ehrenpräsidenten des Deutschen Ver­bandes: das Bild des Jubilars und Begründers des Ver­bands ist dem Bericht vorangestellt. Die Mitgliederzahl hat sich im Geschäftsjahr um 3032 aris rund 153000 gehoben, das Vermögen ist aus 22 MO Mark angewachsen. Das Vermögen der Verbandssterbekasse belief sich Ende 1908 auf 94 267 Mark.

Die Tätigkeit des Verbandsvorstandes erstreckte sich znm größten Teil auf die Frage einer Pensions- und Hinterbliebenenversicherung der Handwerker und Gewerbe­treibenden, worüber dem Bericht eine ausführliche Denk­schrift beigegeben ist. In Verbindung niit dieser Frage steht die Versicherung des Handwerker- und Gewerbe­standes nach dem Entwurf der Reichsversicherungsord­nung, der in diesen Kreisen keine Zustimmung finden konnte. Die Stellungnahme zur Einführung des Merten Teils des Gesetzentwurfs über die Sicherung der Bau­forderung ist unter Benutzung eines hervorrageirden ju-> ristischen Gutachtens eingehend erläutert. Dem Hansa- Bund ist der Verbandsvorstand als Mitglied beigetreten. Von weitern größern Arbeiten sei angeführt eiire Un­tersuchung des gegenwärtigen Standes des Gesellen- und Meisterprüsungswesens, die Abänderung dos Z 103 a W-, satz 3 Ziffer 2 der Gewerbeordnung zugunsten der Gc- werbevereine, der Z 1009 der Gewerbeordnung von dessen Aufhebung sich der Vorstand den erhofften Erfolg nicht' verspricht. Einen sehr interessanten und ausführlichen Ueberblick bringt der Bericht über die Tätigkeit der 13 Landesverbände und 10 einzelner Verbandsvereine, von den Alpen bis Ostpreußen, von Bremen bis zum Elsaß: in gedrängter Kürze entrollt sich hier ein anschauliches Bild von der außerordentlichen Vielseitigkeit der gewerb­lichen Vereinstätigkeit, von ihren Erfolgen und Miß­erfolgen, an denen im ganzen 1449 Vereine teilgenom­men haben.

Der Verband, der die löbliche Gepflogenheit hat, nur alle zwei Jahre eine Hauptversammlung abzuhalten, wird , dieses Jahr am 29. August mit dem Bayrischen Verband in Regensburg zusammenkommen. Der Verbands­vorsitzende, Geh. Regierungsrat Noack-Darmstadt, dev

Takt ist die höchste Blüte einer allmählich erfolgten Umgangs­bildung. Herzensgute und Bescheidenheit brauchen sich nicht viel Nühe zn geben, diese» Bildungsgrad zn erlangen; ihnen ist er an­geboren. Karl Gutzkow.

Willst du Richter sein?

06) Rmoan von Maximilian Böttcher.

(Fortsetzung.)

Als Frau Marie Reinhardt vom Fenster ihrer Wit- wenstube aus sah, daß der Mann, der ihrem Kopf und ihrem Kerzen in gleicher Weife zu schaffen machte, lang hingestreckt und blaß wie ein Toter auf sein Gehöft ge­fahren wurde, lief sie so rasch wie sie nicht allzuoft in ihrem Leben gelaufen war, über die Straße und half den -Ohnmächtigen vom Wagen ins Zimmer bringen und auf das Sofa betten - auf dasselbe Sofa, zu dem er selbst im Herbst seine sterbende Frau hingetragen hatte.

Doch noch ehe sich einer aufmachte, den Arzt zu ho­len der wohnte ja ohnehin in Zerlitz und war nicht so rasch zu haben, kam der Besinnungslose aus eige­nen Kräften wieder zu sich) Zwar brauchte er noch eine Weile, bis sein wirrer Kopf über das, was mit ihm Vor­gängen war, volle Klarheit erlangte; dann aber richtete er sich znm Sitzen auf und bat alle, die sonst noch durch Neugier oder Mitgefühl an sein Lager gelockt worden waren, ihn mit seiner Schwägerin allein zu lassen. Und das war gut so; denn länger hätte Frau Marie Rein­hardt die gefaßte Miene der hilfsbereit-geschäftigen und nur in ihren verwandtschaftlichen Gefühlen getroffenen Frau kaum zu wahren vermocht.

Gleich, nachdem die Tür des dumpfen Zimmers sich hinter dem letzten der Raungäste geschlossen hatte, ergriff die unvergänglich schöne Frau ihres Schwagers abgezehrte Hände, brach in heftiges Weinen aus und beklagte ihn vnd'sein Schicksal. Bisher hätte sie immer geglaubt, daß der Gram um seinen Sohn an ihm fräße. Nun aber sähe sie ein, die Sorge um Fritz, der doch nichts Schlim­meres getan als taufend andere junge Leute vor ihm und

nach ihm, könne ihn unmöglich an den Rand des Gra­bes gebracht haben . . . Warum er sich nicht einmal über das, was ihn quäle und zerbreche, rückhaltlos' ausspreche? Ein verständnisinnigeres Ohr als das ihre fände er ge­wiß nicht auf der ganzen Welt . . .

Der Doktorbauer saß. die Hand auf das nur ganz leise pochende und doch so heftig schmerzende Herz ge­preßt, und schwieg. Rang nach Atem, strich sich mit der Hand über die Stirn, aus der der kalte Schweiß in dich­ten Tropfen hervorbrach, und schwieg. Schloß die Augen, öffnete sie wieder, ließ sie'wie in Angst und Verzweiflung im Ziurmer umherschweifen, und schwieg.

Mach doch das Fenster auf, bitte! Ich ersticke," war das erste, was er endlich mühsam über die bläu­lichen Lippen brachte.

Da erging es Frau Marie Reinhardt, wie es allen Selbstsüchtigen ergeht, wenn sie über das Leid auch des nächsten Menschen eine Weile gewehklagt haben: Die ei­gene Person tritt wieder ganz in den Vordergrund, und das Leid des Nächsten liegt ihnen nur noch insoweit auf der Seele, als sie selber Schaden daran leiden.

Ach, ein Leben müsse sic führen, ein jammervolles, trostloses Leben! Zu nutzloser Untätigkeit verdammt in ihren schönsten und besten Jahren, mit ihrer gesunden Kraft, ihrer freudigen Lust, liebreich zu schaffen und zu helfen! Von Gottfried und seiner Frau bekäme sie kei­nen freundlichen Blick . . . gar nicht da wäre sie mehr für ihre Kinder. Selbst "Elsbeth frage so bitter wenig nach ihr. Und eben Gottfried . . . Gottfried! . . . Die Schwester hätte er aus dem Hanfe gewiesen, den Schwieger­vater in den Tod gejagt . . . Wie lange noch, und auch sie, die eigene Mutter, würde ihm, den das Zuchthaus und die Sorgen so hart wie Stein gemacht, im Wege sein. Sie sei es ihm wohl jetzt schon oft genug, wenn sie ihre Altenteilrechite, ihre doch gewiß bescheidenen Al­tenteilrechte, einfordere. Ach, wie so anders, wie so ganz anders hätte sic sich das Leben gedacht nach der Schwä­gerin Tode ...

Wieder ergriff sie des unglücklichen Mannes Hand,

preßte das rosige, faltenlose Gesicht darauf; und es hätte gewiß nur eines freundlichen Wortes von seiner Seite bedurft, so wäre sie ihm mit einem noch deutlicheren Ge­ständnis der Hoffnungen, die sie auch jetzt für ihreschönsten und besten Jahre" hegte, um den Hals gefallen.

""" Der Doktorbauer hätte ihr auf das, was sie da ge­sagt, manches Nachdenkliche und nicht eben Zustimmende erwidern können: Wie das wohl meist auch ein wenig an der Näutter läge, wenn die Kinder den Weg zu ihrem Herzen nicht fänden . . . Wie eine Frau, wenn sie sich wirklich voll ftcudiger Lust, zu schaffen und zu helfen fühle, nur die erste beste Arbeit, die ihr entgegenliefe, fest anzupacken hätte, damit ihr selbst von allem taten­losen Grübeln und Grillenfangen geholfen wäre, und wie >,kein Mensch an das letzte, große Ziel aller Erdenwander- üng käme, ohne auf dem Wege dahin diese oder jene seiner schönsten Hoffnungen eingescharrt zu haben. .

Aber alle diese Gedanken schwebten, während Frau Marie zu chm spracht au seinem halbtotgehetzten Hirn vor­über wie abendlicher Vogelftug am Auge des müden Wan­derers. Er sah sie nur vorüberhuschen, schattengleich, vernahm ihren Ruf nur ganz dunkel, als käme er aus weiter Ferne . . . Denn völlig ausgefüllt war sein fie­bernder Kopf von den beiden Gedanken, die sich im Ein­klang befanden mit Frau Marie Reinhardts Worten: Gottfried . . . Gottfried! Das Zuchthaus und die Sorgen haben ihn hart und verschlossen gemacht!" . . . Und du ... am Rande des Grabes stehst du, gm Rande des Grabes!"

Wie zwei große Raubvögel hockten diese beiden Ge­danken in seinem Schädel, hatten die harten Klänge in sein Hirn geschlagen, fraßen mit gierigen Schnäbeln von seinem Hirn.

Am Rande des Grabes stehst du, ja, anr Rande des! Grabes! Das war es' ja, was er selbst gefühlt hatte, die einst so heiß begehrte Frau bat, bei ihm zu bleiben, damit er ihr sagen könne, was ihn verzehrte . , .

(Fortsetzung folgt.)