«Pejsors Verliehen. Ans die katholische Pfarrei Aßinonns- ^irdt Dekanats Biberach, wurde der Pfarrverweser Bernhard -All e kin Neukirch, Dekanats Tettnang, ernannt.
Zum 29. Schwäbischen Vun-essängerfest, das
j„ den ersten Julitagen in .Heilbronn stattfindet, ha- hm stch insgesanrt 55Berejne (gegen 59 in Gmünd) an- MeDet und zwar in der 1. Abteilung (einfacher Volks- aefang) 1b Vereine, iit der 2. Abteilung (erschwerter Bolks- aesang) 23 Vereine, in der 3. Abteilung (einfacher Kunst- MNg) 7 Vereine, und in der 4. Abteilung (höherer Knnst- MNg) 6 Vereine. Ten Ehrengesang (Abteilung 5) habeii ^Vereine übernommen.
Zur Einigung der Linksliberalen in Württemberg wird uns aus Stuttgart geschrieben: Iit Württemberg bietet die Einigung weniger Schwierigkeiten z,. B. in Baden, wo sich Bolkspartei, Freisinnig^ Kolkshartei und Nationalsozialen zu einigen haben. Es Hesteht nur in Stuttgart ein Verein einer anderen der drei Fufionsparteien, nämlich der Liberale Verein Stuttgart, welcher der Freisinnigen Vereinigung angehört. Leim der Stuttgarter Volksberein und der dortige Li- benste Verein sich innerhalb eines Monats nicht einigen, ja gelten nach den Uebergangsbestinrmungen beide Ver- -M als aufgelöst. Tie iibrigen liberale Vereine des Landes werden, da sie Teile der drei Fufionsparteien nicht von der Fusion an sich nicht bewährt. Tie liberalen Kererne haben aber zum großen Teil ihre Auflösung bereits beschlossen. Sowohl die Mitglieder der Volkspartei Nie diejenigen der liberalen Vereine treffen sich wohl in dem Gedanken, daß für beide Teile ein Zusammengehen m der Zukunft zweckdienlicher sein wird, als getrennt« Lrbeit und daß in der neuen großen Partei für alle Amu genug ist. Aus diesem Gesichtspunkt heraus besteht «ach unserer Kenntnis auf beiden Seiten der beste Wille grr Einigung und zum Entgegenkommen, wie dies auch tz« Anschluß des Landesausschusses der wiirt- lmbergischcn Volkspartei vom 19. Februar 1910 beweist. W ist demnach zu erwarten, daß die neue Partei alle ünMiberalen Württembergs ohne Ausnahme zu ihren Mitgliedern zählen wird.
Stuttgart, 28. Febr. Tie württ. Gewerkver- inie veranstalten an Ostern in Cannstatt ihre erste Landeskonferenz. Berbandssekretär Neustedt-Berlin spricht nur zweiten Verhandlungstag über „die ge- .Rvärtigen Fragen in der Arbeiterbewegung."
Stuttgart, 26. Febr. Bei der heutigen Ziehung Sei Raidwangener Kirchenbaulotterie fielen die Hauptgc- wilme auf folgende Nummern: 15 000 M auf Nr. 82 875, MO Mark auf M. 94 228, 2000 M ans Nr. 20 490, je Mark auf Nr. 40 728, 98 571, je 500 M auf Nr. 11380, 21127, 68 437, 96 746. (Ohne Gewähr.)
Stuttgart, 27. Febr. Gestern Vormittag wurde in der Gewerbehalle die 26. Jubiläums-Ge--- slügel-Ä u s stel l un g des Landesverbands der Ge- ÜiigAKlcht- und Vogelschutzvereine Württembergs üusge- sthrt vom Verein der Vogelsreunde Stuttgart und Ge- htzelzuchtverein (der ältere) Cannstatt eröffnet. Zu die- m Feier hatten sich n. Ai eingefunden: Staatsministe'' Tr. v. Pischek, der Präsident der Zentralstelle für die Landwirtschaft von Sting, der Direktor der Tierärztlichen Mchule Tr. vonSußdorf und Stadtdirektor v. Nickel. Den Ehrenpreis des Königs erhielt Faber (Geflügel- s) m Kirchheim u. T., die Preise der Stadt Stuttgart Fa° itt-Böblingen, Jlg-Bottrang und Rückert-Laupheim.
Nah und Fern.
Alle Mühe ist verloren, weist zu waschen einen Mohrent
mußte kürzlich eine Frau in Psorzhei m ausrufen, als ihre Tochter ein lediges K ind Kur Welt gebracht hatte, dessen verschämt verschwiegen wurde. Ter kleine Erdenbürger war dunkel, braun wie Chokolade. Reichlich mich Wasser und Seife verwendet, aber das Kindchen will Lud will nicht weiß werden. Schließlich stellte es sich heraus, daß es von dem schwarzen Liftboy eines dortigen! Hotels herstammt, der nicht nur dies eine, sondern noch Mi weitere M ulattchen auf' dein Gewissen hat ,die in letzter seit in Pforzheim geboren wurden. Man munkelt, daß iogar von verheirateten Frauen noch einige weitere Erdenbürger folgen sollen, deren Farbe ebenfalls reicht weiß sein wird. Ter schwarze Ton Juan ist nach London ab- gedcmrpst.
Aletue Nachrichten.
In der Nähe des Katharinenhospttals in Stuttgart brach Samstag vormittag an einer Equipage des tzogs Philipp vor: Württemberg beim Einbiegen in die Panoramastraße die Deichsel. Infolgedessen scheuten die Pferde und rasten -davon. Ter Kutscher wurde abge- vorfen und eine Strecke weit geschleift. Er erlitt einen Rippenbruch. Tie Equipage wurde unbrauchbar gemacht.
In Neapel hatte der Tainvser „Hamburg" mit Mgu und Fräulein Roosevelt an Bord beim Einlaufen den Hafen einen Zusammenstoß mit dem Schleppdampfer „Colo", der in einer Minute sank. T-er Kapitän V die sechs Mann starke Besatzung konnten sich retten.
Gerichlssaal.
»Herr Körner auf der Agitation.*
, Stuttgart, 26. Febr. Bor dem hiesigen Schöffengericht M« heute eine Privatklage des kynservativ-bündlerischen Land-- Mabgeordneten Körner gegen den verantwortlichen Redakteur « „Beobachter", Carl Helms, ivegen Beleidigung zur wfHandlung. Am 23. September v. I. hatte der „Beob." ei- M Bericht gebracht, überschrieben »Herr Körner auf der 7^' kati 0 n". In dem Artikel wurden die Ausführungen Kör- «s beleuchtet, die dieser im Herrenberger Wahlkampfe in Gärt- -Win gemacht hatte. Zu einer Reihe von Punkten dieser Aus- Nfsngen wurden Bemerkungen gemacht, unr die chündlerischen Abführungen Au widerlegen. In dem Artikel kamen schließ- Mich die folgenden Sätze vor: „Daß auf solche Wind- teleten und Schiefheiten manchmal allgemeines Ge- E^trr erfolgte, ist begreiflich. . . In einem Orte wurde ihm ^ngs gesagt, er -schmiere den Bauern Brei ums
Und „er sei ein Lügenbeutek".
Auch im
Gäu denkt man: Wer lügt wie drnckt und druckt wir lügt . . des Sache ist windig und wackelig und kann nicht von Dauer sein." Zu der Sühnrverhandlung war seinerzeit der Angeklagte nicht erschienen. In der heutigen Verhandlung, bei der Amtsrichter Göz den Vorsitz führt, lehnt der Kläger einen Vergleich ab. Der Vorsitzende macht den Kläger daraus aufmerksam, daß ein Mann wie er, der im politischen Leben stehe, sich auch mal etwas sagen lassen müsse. Der Kläger wird vertreten durch Mechtsanwalt Dr. Schott, der Angeklagte durch Rechtsanwalt Hensel. Als Zengen waren geladen Parteisekretär Staudenmeyer, .Gemeinderat Ruof-Herrenberg und Gack-Gärtrin- gen. Zwei weitere Beweisanträge waren dem Angeklagten ab- gelehnt worden. So war die Beiziehung bestimmter Akten des Schöffengerichts -Calw gefordert worden, nach denen unter Cid festgestellt ist, daß Körner nach einer öffentlichen Wählerversammlung sagte: „Wenn ich gewußt hätte, daß Gegner anwesend wären/hätte ich anders gesprochen!" Weiter wurde -abgelehnt die Ladung des Oberförsters Leibniz in Schorndorf, der bekunden sollte, daß Körner nach 'einer Versammlung auf den Vorhalt, weshalb er denn in so heftiger Weise agitiere, in Gegenwart eines weiteren Zeugen gesägt hat: „Ja, sehen Sie, das ist mein Geschäft, dafür werde ich vom Bund der Landwirte mit 6000 Mark pro Jahr bezahlt. Wen Sie jd i e Deutsche Partei) mir 7000 Mark geben, arbeite ich für Sie!" Nach Verlesung des Artikels erklärt Helms: Der Artikel könne nur im Zusammenhang richtig gewürdigt werden. Die unter Anklage stehenden Sätze seien lediglich eine Wiedergabe von tatsächlichen gefallenen Aeußerungen in öffentlichen Versammlungen, auf die Körner die Antwort schuldig geblieben sei. Korner selbst falle in den Versammlungen über den Gegner in der klobigsten Weise her. Ebenso habe auch das Organ der Bündler, die „Reichspost", deren Verleger Körner ist, nicht gerade eine vornehme Tonart, so daß Körner wohl kaum einen Anlaß habe, gegenüber Aeußerungen der Gegner besonders feinfühlig zu sein. In der
Zeugenvernehmung
bestätigt Gemeinderat Ru 0 f - Herrenberg, daß in Gärtringen in der Versammlung Körner gesagt wurde, er sei ein Lüge u b e u t e l und er schmiere den Bauern Brei ums Maul. Von klägerischer Seite wird versucht, die Aeußerungen zu! vertuschen. Der Verteidiger des Klägers, Rechtsanwalt Schott, stellt an den Zeugen die Frage, ob Körner noch anwesend war, als die fraglichen Aeußerungen fielen. Der Zeuge bejaht dies aufs bestimmteste und bemerkt dazu, daß er sich sehr gewundert habe, daß Körner sich diese Aeußerungen in öffentlicher Versammlung habe gefallen lassen, ohne daraus zu erwidern! Parteisekretär Stauden meyer hat sich ebenfalls außerordentlich gewundert, daß Herr Körner diese Aeußerungen ohne weiteres eingesteckt habe. Auf die Frage des Vorsitzenden, ob er, Zeuge, denn der gleichen Meinung gewesen sei wie Harr, erwidert er: Die Mehrheit der Versammlung Hab« durchaus dem Sozialdemokraten Harr rechtgegeben; die Aeußerungen Harrs erfuhren auch Zustimmung! Jetzt stellt Dr. Schott die Frage an den Zeugen, ,yb nicht etwa großer Lärm gewesen sei, wodurch Körner die Aeußerungen nicht hören konnte. Staudenmeyer erwidert, daß es still war und daß die Aeußerung so laut war, daß sie in jeder Ecke des Saales gehört wurde. Noch mehr habe es schließlich Befremden erregt- daß Körner in der darauf am gleichen Tage in Nufringen stattgefundenen Versammlung ebenfalls nicht gegen jene Aeußerungen sich gewandt habe. Nunmehr sucht sich Körner dadurch zu entschuldigen, daß er meint, cs sei höchste Zeit für seinen Zug gewesen, weshalb er in Gärtringen auf die Aeußerung nicht zurücktommen tonte. (!) Hierauf wird ihm von Parteisekretär Staudenmeyer erwidert, daß er ebensogut wie er, Zeuge, noch rechtzeitig zu der nächsten Versammlung in Nufringen kommen koniite. Helms richtet an den Zeugen eine Frage über das Auftreten Körners in den Versammlungen auf dem Lande gegenüber dein Gegner. Der Verteidiger widerspricht dieser Frage. Das Gericht beschließt, die Frage znzul-assen. Standenmeyer sogt hierauf ans: Es ist allgemein bekannt iin Lande, nicht bloß im Bezirk Herrenberg, daß die Agitation des Herrn Körner eine äußerordentlich heftige und gehässige ist. Auch in der in Frage stehenden Versammlung habe Körner heftig erwidert, obwohl er sachlich nichtS erwidern konnte. Dafür aber habe sich Körner bemüht, seine, des Zeugen, Rede ins Lächerliche zu ziehen. Körner habe so getan, als ob er, Zeuge, garnichts von der Politik verstünde, als ob er ein Neulttrg in der Politik, oder ein grüner Jung« sei. Die Beweisaufnahme wird darauf geschlossen. Rechtsanwalt Dr. Schott kommt in seinein Plaidoyer n. a. auch auf den Haußmann-Bebel-Bricfwechsel zu sprechen. Schon in dem Haußmann-Briefe habe gestanden, daß die Sozialdemokratie sich poch öfters einer persönlichen Kampfesweise befleißige. Sv sei es auch eiue persönliche Aeußerung des Sozialdemokraten Harr gewesen. Zur gleichen Zeit sei der Angeklagte von seine» Partei desavouiert worden. Auch im Politischen Kampfe! könne inan den Gegner wie einen Gentleman behandeln. Der Ton des „Beobachter" sei bis vor einem halben Jahr ein guter gewesen. Und erst nach dieser Zeit habe, wie er es beobachten konnte, der „Beob." eine andere Tonart angeschlagen. Der Schutz des Z 193 könne dem Angeklagten nicht zugebilligt werden. Rechtsanwalt Hensel: Derartige Aeußerungen könnten nur gewürdigt werden, wenn »ran die Stimmung bedenke, aus der sie hervorgeheu. Es sei auch sicher, daß- gerade der Privatkläger sich nicht darüber zu beschweren brauche, wenn er scharf angegriffen »oerdc, denn ein Zeuge, dessen Sachlichkeit nicht an- gezweifelt iverden könne, habe bestätigt, daß die Kampsesweise des Privatklägers häufig eine außerordentlichgehässige und verhetzende, eine den Gegensatz zwischen Stadt und Land unnötig verschärfende ist. Was den Artikel selbst anlange, so liege der Schwerpunkt des Artikels darin, daß dem Privatkläger dis positive Tatsache vorgeworfen werde, er habe sich in öffentlicher Versammlung einen Lügner heißere lassen, ohne sich dagegen zu wehren. Diese behauptete Tatsache sei vollauf erwiesen. Und wenn dagegen jetzt gesagt werde, .Harr besitze nichts, sodaß eine Klage nicht angestrengt werden konnte, so sei das doch eine sehr windige Sache. Dem Angeklagten stehe zweifellos der Schutz des Z 193 zur Seite. Im Uebrtgen seien auch sonst gravierende Behauptungen ausgestellt, die der Kläger nicht zürn Gegenstand der Privatklage gemacht habe. Er beantrage Freisprechung. Nach weiteren Bemerkungen der NA. Schott und Hensel erhält Helms das Schlußwort: Der Verteidiger des Klägers habe es für gut befunden, hier den Haußmann-Brbel-Brief hereinznziehen. Er wisse nicht, was diese Angelegenheit mit dem gegenwärtigen Prozesse zu tun habe. Ihm sei auch von einer Desavouierung durch die Parteileitung nicht das mindeste bekannt. Wenn hier etwas derartiges behauptet werbe, so sei dies völlig aus der Luft gegriffen. Dann habe Dr. Schott davon gesprochen, daß man auch den politischen Gegner wie chnen Gentleman behandeln solle. Wenn nun irgend jemand diese Behandlung in Württemberg nicht verdiene, so sei dies nach seinen! Auftreten gerade der Kläger. Körner würde die Behandlung im politischen Kampfe wohl verdienen, wenn er selbst den guten Ton auch Nur einigermaßen wahren würde. Dies sei aber bekanntlich nicht der Fall. Er, Helms, konstatiere, daß auch dem Vertreter des Klägers bis vor einem halben Jahre die Tonart des „Beob." gefallen habe. Wenn ihm jetzt die Tonart nicht mehr gefalle, so seien vor allenr doch die politischen Verhältnisse schuld Und das ganze politische Verhalten der Bündler.
Das UrteU
des Gerichts lautet auf eine Geldstrafe von 30 Mark. In der Begründung heißt es u. a.: Das Schöffengericht sei der Ansicht, daß dem Angeklagten der Schutz des § 193 zuzubtlligen sei, da er als Partei-Redakteur ein Interesse an den Vorgängen bei der Wahl hatte und auch die Pflicht hätte, die Interessen seiner Partei im „Beobachter" zu vertreten. Dt« Ausdrücke ,Mtndbeutelei«:n" und „Schiefheiten" seien nicht als Beleidigung angesehen worden. Bezüglich des „Lügenbeutels" und der Aeußerung „er schmiere den Bauern Brei ums Maul", ändere hieran nichts, daß diese Aeußerungen tatsächlich gefal- ken find, da in dem Artikel des „Beob." nicht völlig die bloße referierend« Form beibehalten sei. Ms strafmildernd sei in
Frage gekommen, rechtskräftig noch Ocffentlichkeit der
Wege» Preßbeleidigung als straferschwerend die
daß der Angeklagte nicht verurteilt sei,
Beleidigung.
Stuttgart, 26. Fehl. Ter Vortrags künstlcr Dan» ny Gürtler, der kürzlich von d erStra fkammer wegen Beschimpfung von Einrichtungen der katholischen Kirche zu einem Monat Gefängnis verurteilt wurde, hat gegen das Urteil Revision eingelegt.
Stuttgart, 26. Febr. In der Nacht zum 2. Juli wurde im Postgebäude in Bai hingen a. F. eingebrochen. Die Diebe sprengten eine zwei Zentner schwere Kasse weg und schafften sie auf einen Postwagen aufs Feld, wo sie zertrümmert gefunden wurde. In der Kasse befanden sich 896 Mark und sechs Einschreibbriefe. Ten Diebstahl begangen zu haben waren der Schlosser Georg Schnaufer, der Kellner Silicon Dietz, der Küfer Johannes S ch m i L maier Und der Metzger Christian L a u- tenschläger beschuldigt. Tie vier Angeklagten haben bekanntlich den Einbruchsdiebstahl im Postgebäude in Besigheim verübt und wurden wegen dieses! Diebstahls von der Heilbrunner Strafkammer zu Zuchthaus- bezw. Gefängnisstrafen verurteilt. Sie bestritten den Diebstahl in Vaihingen begangen Zu haben. Dieser Diebstahl wurde ähnlich ausgeführt, wie der im Besigheimer Postgebäude. Die Frau des Schmidmaier hat dem Landjäger angegeben, daß die Angeklagten in ihrer Wohnung den Diebstahl zu gestanden hätten. Tie -Frau hat diese Angaben später widerrufen. Tie Strafkammer sprach die Angeklagten trotz dringender Verdachtsgründe frei, da sie ejne volle lleberzeugung von der Täterschaft nicht gewinnen konnte.
Würzburg, 24. Febr. Vor dem Kriegsgericht der 4. Division stand wegen Mißhandlung eines Untergebenen der Oberleutnant Julius Rohe des 5. Jnf.-- Regts. irr Bamberg. Beim Geländeschießen am 10. Januar ds. Js. glaubte der Oberleutnant, an dem Infanteristen Frank (einem Viehhändlerssvhn aus Westheim) eine schlappe Haltung zu bemerken. Er rief dem Frank zu: „Kerl, so kannst Tn doch nicht schießen, ich reite Dich zusammen, wie Tu gewachsen bist; wenn Du nicht anders wirst, kommst Tu nicht mehr aus' dem Arrest heraus!" Gleich darauf 'sprengte er zweimal mit seinem Pferd über Frank hinweg, das Pferd trat dem Soldaten auf den bin«' ken Oberschenkel, sodaß Frank heute noch in Lazarettbe- haMung ist. Heute sucht Oberleutnant Rohe, der den China- und den Südwestafrika-Feldzug mitgemacht hat, seine Rede- und Handlungsweise abzuschwächen. Frank sei ein schlechter Soldat und stelle sich dunrm. Wenn erbrausten (im Privatleben) sich so anstelle, wie beim Militär, könne Frairk als' Mäscher Viehhändler nicht vorwärts kommen. Daß er die Leute barsch behandle, sei noch ein Ueberbleibsel von den Feldzügen, dort habe er mit den Leuten noch ganz anders gesprochen. Im Ernstfälle komme man mit Milde nicht weit, das habe er im Kriege erfahren. — Ter Unteroffizier des Frank bezeichnet« diesen als geistig gut begabt und fleißig, nur körperlich etwas schwach. Tas Gericht nahm nur eins Beleidigung des Frank an, und verurteilte den Oberleutnant zu zwei Tagen Stubenarrest!
Neuruppin, 26. Febr. Vor der Strafkammer des hiesigen Landgerichts hatte sich heute der 16jährige Gärtner- lehrling Walter Poehling aus Talmin wegen L n st-- mordes Zn verantworten. Poehling hatte am 20. November 1909 die siebenjährige Tocht er des Ober-- gärtners Jost ermordet . Das Gericht verurteilte den Angeklagten wegen Körperverletzung mit tödlichem Ausgange und versuchten Mordes zu zehn Jahren Gefängnis.
Vermischtes.
Ter „allmächtige Ring s
In Raincy wurde ein moderner Wundertäter verhaftet, her Glück bringende Amulette verkaufte und seine tägliche Durchschnittseinnahme ans 250 Francs angab'. Der Mann Her sich „Professor d'Aryanis" nennt, fabriziert den „allmächtigen Ring", der alles Glück des Hebens sichert und 25 Francs kostet. Er bot außerdem den „negaivcn Zauber" für 9 Francs an, der zwar nichts Gutes verschaffte, aber die Kraft besaß, anderen Böses zuzufügen und er hatte schließlich noch die beiden „indischen Glücksamulette" zu verkaufen, die für 25 und 20 Francs -Erfolg ünd ltzesundheit sicherten und außerdem' als ein origineller Schmuck an der Uhrkette getragen werden ,konnten. Mit diesen Apparaten beglückte der Professor di« ganze Welt. Seine umfangreiche Korrespondenz, wurde von einer Schreibmäschinistin und drei .Hilfskräften erledigt. In seinem Besitz fanden sich Tankschreiben von jungen Frauen, von Eheleuten, von Industriellen, von Gutsbesitzern, sogar von Offizieren, denen allen der „allmächtige Ring" Erfüllung ihrer Wünsche gebracht hatte. Sogar ein Geistlicher ist unter den Korrespondenen des Professors. .Er bedankte sich dafür, daß der Zauber seiner armen Tvrfkirche ejn ersehntes Geschenk von einem Gönner Angeführt hat. Der ^Briefwechsel war über die ganze Welt ausgedehnt. Auch aus Deutschland fanden sich zahlreiche Bestellungen. Der Professor, der eigentlich Pons heißt, und in Toulose geboren ist, betreibt sein lukratives Geschäft erst vier Jahre. Er hat sich von den 'Erträgen schon eine Villa in Raincy kaufen können, die er bar bezahlte, woraus die Kraft des „allmächtigen Ringes" klar zu erkennen ist.
Kchtacht-Nieh-Markt Stuttgart.
S«. Februar 1910. Großvieh: Kälber:
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