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mit Erzähler vom Schwarzwald.

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Amtsblatt für die Stadt Mildbad.

Verkündigungsblatt

der Ugl. Forstamter Wildbad, Meistern, Enzklösterle rc. während der Saison mit

amtl. Lremdenliste.

InZerete »er 8 kkg. kvswSrttge 10 Ltg., rite klsin- spstttgs üsrmonürsils.

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Selbst ein erbärmlicher wicht verschaff als Gefährte auf der Ache Sicherheit:»ein Krebs schützte als Gefährte einen Wanderer M einer Schlange. (Indisch.)

Nr- 47.

Aus dem Reichstage.

Berlin, 24. Februar 1910.

?koch volle 5 Stunden währte heute die General­debatte über die Handels- und sozialpolitischen Leistungen und- Ausgaben des Reichsamts und über das soziale und irirlschastliche Programm seines neuen Herrn. Und da man nichts Neues zu sagen wußte, so wiederholt man alte und bekannte Dinge in mehr oder minder originellen Bariationen, bis schließlich auch die standhaftesten Gegner und die gutwilligsten Freunde aus dem Saale gegrault waren und nur noch hoch oben auf den Tribünen ein paar männliche und, weibliche Teilnehmer der agrarischen Festwoche anshielten, cheil sic nun einmal eine Sitzung kes deutschen Reichstags auf ihrem Programm hatten.

Dreiviertel Stunden lang sprach der Antisemit Wer­ner über Handwerker- und Mittelstandssragen, fast zwei Stunden variierte der Zentrumsabgeordnete Göring das Thema:Staatshilfe für den Handwerker!", über eine Stunde lang unterhielt der nationalliberale ALg. Findel das hohe Haus über die Schäden des Hausiergewerbes tzte Notwendigkeit der iAIbgrenzung von Handwerk und Fabrik und über die Gefahren der Gefängnisarbeit, an­derthalb Stunden lang zog der. sozialdemokratische Red­ner, der Zlbg. Hoch, gegen die Konzentrationsbestrebun- gm des modernen Kapitals, gegen Großbanken und Syn- drkrte, gegen die Börse und gegen die Hochschutzzollpo- W ch Fel d e.

Der einzige Redner, der wenigstens ein Paar neue .Wchtspunlle mrtbrachte, war der Freisinnige Car- lens, der mit Recht betonte, die beste Staatshilfe für «n Mittelstand sei eine voltstümliche Wahlrechtsreform und eine rationelle Steuerpolitik. Der Elmshorner Stadt- mt war es auch, der auf die merkwürdige Tatsache Hin- Kies, daß in all den Reden über unsere Wirtschafts- U!Ä Handelspolitik bisher, weder aus dm Hause noch Nom Regierungstische, auch nur ein Wort über die wichtige Frage der Schiffahrtsabgaben gefallen sei.

Es tvar sehr hübsch, als fast unmittelbar vor Schluß er Generaldebatte der Mg. Hoch aufmerksam machte, daß zu dieser Stunde der Reichsminister für Sozialpolitik eigentlich noch kein einziges Wörtchen über Sozialpolitik habe. Herr Delbrück erhob sich alsbald, um das Versäumte nachzüholen und entschuldigte sich unter

Samstag, de« SS. Februar !SI«.

27. Jahrg.

allgemeiner Heiterkeit damit, daß er in dieser ganzen sozialpolitischen Debatte Anregungen auf sozialpoli­tischem Gebiete nicht gehört habe. Sein Programm auf diesen: Teil seines Arbeitsfeldes sei das des Grafen Po- sadowskh:im Wege ruhiger Entwicklung allmählich die Forderungen zu erfüllen, die erfüllbar sind unter Wahr­ung aller berechtigten Interessen", wie er es möglichst behutsam und möglichst unverbindlich formulierte. Dem Vorwurf geringer Fruchtbarkeit begegnete der Staatssek­retär durch den Hinweis auf die bereits begonnenen ge­setzgeberischen Taten, das Stellenvermittlungsgesetz und das Urbeitskammergefetz. . Schließlich streift Herr Del­brück, auf eine Anregung aus dm Hause, hin, auch noch die Frage der Wahlurnen, eine Frage, die bekanntlich vor allen: von dm Königsberger Professor Siegfried propagiert wird und heute wieder Gegenstand einer dem Reichstag unterbreiteten Eingabe aus der Feder des Königsberger Gelehrte:: war. Delbrück bestritt die Behauptung des Professor Siegfried, daß er eine Anzahl Urnen-Modelle, die -er dm Reichsamt des Innern ein- gesandt, mit dm Bemerken zurückerhalten hätte, sie seien geprüft worden, daß sich aber dabei herausgestellt habe, daß die Pakete zum Teil gar nicht geöffnet waren. Um die Frage der geheimen Wahl in Preußen, die in dem Zusammenhang ja recht nahe lag, in diesem Augenblick aber besonders heikel ist, ging der Staatssekretär mit einer Vorsicht und in so weitem Bogen herum, daß man selbst auf der Rechten sich einer stillen Heiterkeit nicht erwehren konnte.

llml/s? Uhr wurde die Debatte abgebrochen und auf morgen mittag 12 llhr vertagt.

Rundschau.

Zur preußischen Wahlrechtsreform.

Frankfurt, 24. Fckbr. Der heutigen Stadtverord- netensitzung lagen zwei Anträge zur Wahlrechtsvorlage vor, wovon der eine von den Sozialdemokraten, der andere von den bürgerlichen Parteien eingebracht war. Beide Anträge bezweckten eine Eingabe an der: Landtag, wurden jedoch zurückgezogen, tveil Oberbürgermeister Adickes er­klärte, der Magistrat stehe auf dm Staudpunkt, daß po­litische Fragen in den Stadtverordnetenversammlungen nicht zu erörtern seien, dagegen wurde mit allen gegen die

Stimmen der Nationalliberalen und einiger Vertreter dev Mittelstandsparte: eine Erllärung angenommen, die es be­dauert, daß im Gegensatz zu Berlin und anderen Städten der Magistrat sich weigert, einer solch«: Eingabe beizutre­ten und sich für die Einführung der geheimen, gleichen und unmittelbaren Stimmabgabe sowie für eine Neueinteil­ung der Wahlkreise auszusprechen. Diese Erllärung soll den beiden Häusern des Landtags nritgeteilt werden.

Frankfurt, 2S. Febr. Am nächsten Sonntag findet' hier eine gemeinschaftliche Wa hlr e ch ts pr ot est- Bersammlung der neuen Fortschrittlichen. Bolkspartei, der Demokratischen Vereinig­ung und der Sozialdemokratischen Partei statt. Nach der Versammlung wird ein Demonstrations­zug gebildet.

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Zur Pcnsionsverfichcrung der Privat- angestellte«.

Die Privatangestellten rühren sich!

Daß hie Thronrede kein Wort über die Pensions­versicherung sagte, scheint in der Tat, wie der Abgeord­nete Heinze bereits am 11. Dezember im Reichstage er­klärte,aufreizend" gewirkt zu haben. Die Verhandlun­gen am 17. Januar, die auffallend ablehnende Erllärung des Staatssekretärs Delbrück, haben dann ein übriges ge­tan, den von dm Abgeordneten Nacken vorausgesagte» Sturm unter den Interessenten hervorzurufen. Üeber-- all rüsten sich die Angestellten, um in Versammlungen gegen die Verschleppungspolitik der Regierung Stellung zu nehmen. DieFreie Vereinigung für die soziale Versicherung der Privatangestellten", die unlängst in Ber­lin eine große Kundgebung veranstaltete, versendet jetzt ein Flugblatt, das in einer halben Million Exemplare» in allen Schichten der Privatangestellten verbreitet wer­den soll. /

Zwei umfangreiche Denkschriften, heißt es in dem Stuf- rufe, veröffentlichte die Regierung. In der zweiten hieß ps: Die Erweiterung der Invalidenversicherung würde die Hinter- bliedenenversicherung der Privatangestellten bis zur Einführung der allgemeinen Hinterbliebenenversicherung der Arbeiter verta­gen. Die PrivMangestelltenverficherung sollte also noch vor­her kommen! Dazu das Kanzlerwort aus dem Jahre 1907: Run erst recht Sozialpolitik! Die wiederholten Inter­pellationen im Reichstage usw. ufw. Uird was ist dabei her­ausgekommen? Die allgemeine Hinterbliebenenverficherung kam in der Reichsversicherungsordnung, die Angestelltenversicherung

Willst du Richter sein?

Rmoan von Maximilian Böttcher.

(Fortsetzung.)

Welcher Mittel hatten sich nicht Brückner senior und Teegcr junior bedient, um sich im Wahlkampf den Rang chrilausen! Ihren Lieferanten: dem Schlächter, dm iäcker, dm Schmied und dein Stellmacher, hatten beide in dem Wahn, daßdie Konkurrenz" das nicht fertig milgen würde) die Pistole auf die Brust gesetzt:Wählst ' mich nicht, sollst du nie im Leben mehr einen Groschen l mir besehen!" Brückner war gar zu den fünf Witwen U Dorfes gegangen, die als Grundbesitzerinnen für den Mineinderat wahlberechtigt waren, und hatte sich von hnen ein Schriftstück unterzeichnen lassen, laut welchem ie ihm ihre Stnnmen gaben. Und da er bei den Lie- 'Mntey den größeren Konsum hatte, und sich außerdem "kim Wahlall in derKrone" vor allen Ohren laut und vernehmlich, selbst -wählte, so konnte er sich immerhin ^ den: erhebenden Bewußtsein sonnen, etwa ein Dutzend stimmen auf einigermaßen ungewöhnliche Art für sich Mtet zu haben.

Trotzdem trüg Gustav Seeger den Sieg davon. Kaum war er acht Tage im hohen Rat, da sah map zwischen und dm Gemeindevorsteher eine innige Freund- Mt entstehen, und bald kam auch der höhere Zweck der "Men Allianze ans Tageslicht: Plathe hatte Seeger das »E>, das dieser zur Erbauseinandersetzung mit seiner chwägerin brauchte, zu dreieinhalb Prozent Zinsen auf «chsel vorgeschossen.

Das alles erfuhr Gottfried Reinhardt, und noch hin- ^ viele andere dunkle Schliche kam er, mit deren Hilfe ^er und jener, seine Nachbarn und Nächsten schädigend, ^ möglichst ergiebigem Vorteil zu gelangen suchte. Und Rechtsgefühl in ihm zitterte und bebte und bäumte , auf wie ein edles Pferd, das mit brutalen Peit- Hmhieben mißhandelt wird.

War das Recht nur noch! zum Schein da? Galt Gute nichts mehr unter den Menschen?

Auch in seinen eigenen vier Pfählen ging ja. nicht alles nach Recht und Billigkett zu. Die Mäutter kümmerte sich, seit Trudei Hoffmann ins Haus gekonrmen war, über­haupt nicht mehr um die Wirtschaft. Oben iu ihrm Zimmer saß sie, nähte, stickte oder las. Mochte unten in Hof und Garten und Feld noch so viel Arbeit sein jetzt im Frühling, wo jede Handbreite Landes nach ihrem Besteller rief, mit keinem Fingerrühren machte sie sich nützlich Nur ihr reichlich hoch bemessenes Altenteil for­derte sie prompt auf die Stunde: das wochenweise aus- zuzahleude Bargeld, das Fleisch die Eier, die Milch, das Feuerungsmaterial. Und fragte nicht: Wird's dir auch nicht zu schwer? Ja fragte nicht einmal: Wie steht's damit und damit? Wie weit bist du mit dem Umpflügen der erfrorenen Winterungsschläge? Reicht dein Saatgut? Hast du den Hafer schon in der Erde? Ist das Kartoffelland bestellt? Wie steht's mit dem Klee und den Wiesen? Wieviel Rüben wirst du aus­säen in diesem Jahr?- Das alles schien gar nicht

mehr für sie zu existieren. Konnte eine Mutter.sich so engherzig in sich selbst verschließen, ganz aufhören, An­teil zu nehmen an: Sorgen und Streben des einzigen Sohnes, nur wett dieser in dem, was für jeden Mann das Allerheiligste ist: in der Wahl seiner Lebensgefähr­tin, gegen ihren Willen gehandelt hatte?

Immerhin . . . sie mochte tun und lassen, was sie wollte. Sie war die Mutter. Die Mutter, die ihn ge­boren, die Last und Kummer genug um ihn getragen hatte, sechsurwzwanzig lange Jahre hindurch

Anders stand die Sache schon mit dem alten Hofs­mann. Der fühlte sich als Herr, stahl dem lieben Gott einen Tag wie den andern und betrank sich einen Tag wie den andern am Schnaps, den er auf den Namen seines Schwiegersohnes bald in derKrone", bald im Weißen Roß" aus Borg entnahm. Nicht nur ein nutz­loses, wertloses Glied der Wirtschaft war er, sondern ge­radezu eine Hermnüng, ein Hindernis, wett er die Ord­nung des Betriebes störte, weil er durch die frechen Re­den, mit denen er auf Vorhaltungen und Verweise ant­wortete, bei dem Gesinde und den Taglöhnern die Acht­ung vor der Herrschaft untergrub.

Muß ich darum, well ich mein Weib lieb habe, diese

Kette an meinen Füßen schleppen, bis sie in sich selber! zerreißt? fragte sich Gottfried.

Doch zu einem noch schärferen Stachel als der Schwie­gervater war ihm im Laufe der Monate seine Schwester Elsbeth geworden.

Den Herbst uud den Winter über hatte er sich ge­sagt: Hab' Mitleid mit ihr. Fasse dich in Geduld, bis sie ihre schwere Stunde überstanden hat! Sie ist nun einmal eine Natur, bei der das Leben ganz zur Liebe, die Liebe ganz zun: Leben geworden ist. Wie hat sie

doch zu Fritz gesagt)

,Lieber will ich mit dir in

der Hölle als ohne dich im Himmel sein!" Und nun ist sie ohne ihn in der Hölle. Nun hat sie nichts, was sic liebhaben, nichts, woran ihr selbstsüchtiges Herz, das weder ftir die Mütter noch für den Bruder schlägt, sich anklammern und festhalten kann. Mer wenn ihre schwere Stunde erst vorüber fein wird, dann wird sie wieder etwas zum Liebhaben, etwas zum Küssen und Kosen ha­ben: ihr Kind, des geliebten Mannes Kind! Und in der Sorge um ihr Kind, in dem Beinühen, ihrem Kinde den Weg in eine lichte Zukunft zu bereiten, wird sie sich von ihrer dumpfen Schwäche erlösen, wird sie aus ihrer Schmach «nporwachsen zu einem fleißigen, tüch­tigen Menschen. Ein poch so Geringes von der Tat­kraft und dem Pflichtbewußtseiu des Vaters muß doch das Ererbte auch in ihr zur Entfaltung hrängen! . . . So hatte Gottfried gedacht.

Aber seiner Schivester schwere Stunde war vor­übergegangen just am Tage nach seiner Hochzeit; und nun lag neben der jungen Mutter .in der Wiege oder an ihrer Brust schon vier Wochen lang ein kleines kraftstrotzendes Menschenwesen mit seines Vaters dunk­lem Haar und seines Vaters dunklen Augen. Aber wie Elsbeth, solange Fritz Weinhardt in Zerlitz gewesen, für nichts anderes Sinn und Interesse gehabt hatte als für ihrenHerzensschatz", so drehte sich jetzt all ihr Den­ken und Tun einzig und allein un: ihr Kind. Nichts weiter hatte Wert für sic auf der Welt; alles andere um sie her soweit es nicht ihr oder ihrem Kinde von Nutzen war, hätte in Trümmer oder zugrunde gehen können, ohne sie irgendwie zu erschüttern. Sie hatte in der Haustür gestanden, als der Viehhändler die drei Stück Jungvieh von: Hofe getrieben hatte.