mit Erzähler vom Schwarzwald.

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Amtsblatt für die Stadt Wildbad

VerkündigungsblatL öer Ugl. Forstämter Wildbad, Meistern, Lnzklösterle rc. während der Saison mit

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Nr. 42.

Montag, den 21 Februar 1SI«.

27. Jahrg.

Alls dem Reichstage.

Herrn Delbrücks Programm.

(kb.) Berlin, 18. Febr.

Das große Ereignis des heutigen Tages ist - ans- blieben: hjo Beratung der sozialdemokratischen Jn- ^r-erpellatron über B et hm a np-H o l l.w e g s W a hl r ech ts r e d e mllßte vertagt werden, da der Reichs- iVizler die Interpellation erst morgen beantworten .E. Ausgerechnet an demselben Tage, da man drüben im Abgeordneten Hause über den Antrag der Konserva­tiven ans Verschärfung der Geschäftsordnung verhandeln wird, eine Verschärfung, die sich natürlich nicht gegen die Herren vom Schlage der Oldenburg und Konsorten, son­dern gegen die Kuckucksbrut im Nest, die fünf Sozial­demokraten, richten soll. -Lv wandte sich denn der Reichs­tag heute, nachdem er zunächst die beiden am Tonners­tag verhandelten Toleranz-Anträge in nament­licher Abstimmung ab gelehnt hatte - den sozialde- mokratischen mit 233 gegen 89 sozialdemokratische und freisinnige Stimmen, den Zentrumsantrag mit 160 gegen ILO Stimmen des Zentrums, der Sozialdemokraten und Aires Teils der Konservativen dem Etat des Reichs-' amts des Innern zu.

Tie Debatte begann mit einer langen Polemik des Zentrumsabgeordneten Mayer-Kaufbeuren gegen den Hansabund. Tann konnte Herr Delbrück, der zum erstell Male als Staatssekretär des Innern seinen Etat vertrat, die übliche sozialpolitische Programmrede vom Stapel laufen lassen, Sie brachte nicht viel neue, vor allein nicht viel große Gesichtspunkte, wurde aber doch recht.beifällig ausgenommen. In tiefgründigen Betracht­ungen, gerade fo als ob die staatsphilosophischen Lorbee­ren ffüpes Amtsvorgängers und jetzigen höchsten Chefs ihn nicht schlafen ließen, untersuchte guch Herr Delbrück Ulnächst die Genesis dersozialen Frage", spürte er der Entwicklung nach, bie^ ans' denk Agrarstaat Derrtschland allmählich einen Industriestaat gemacht, suchte er die Zu­sammenhänge blvßzulegen zwischen unserer Agrar- und Handels-, zwischen unserer Sozial- und Mittelstands-Po­litik. Mit vielen und schönen Worten, denen hoffentlich die Taten arischem Fuße folgen werden, bekennt sich Herr Delbrück als Lozialpolitiker aus Ueberzeugung, der in dem sozialen Zug des deutschen Volkes den schönsten Ansfluß

des angeborenen deutschen Idealismus sieht, und mit dem warmer: Herzen", das bisher freilich noch alle unsere sozialpolitischen Minister mehr oder minder fühlbar im Busen trugen, plaidiert er für eirre Sozialpolitik, die ihre vornehmste und größte Aufgabe darin erblickt, die tiefe Kluft, die unser Volk noch immer in zwei feindliche Lager trennt, nicht zu erweitern sondern zu überbrücken.

Tie Konservativen ließen wieder einmal eines ihrer enfants-terribles reden, Herrn Tischlermeister Pauli aus Potsdam, der in seiner Schläue auf die Friedensrede des Staatssekretärs den Trumpf einer seiner täppischen Scharf­macherreden setzen zu müssen glaubte und gegen die Or­ganisation der Arbeiter, gegen den Achtstundentag, gegen den paritätischen Arbeitsnachweis, gegen den Mg. Nau­mann und seinen Idealismus und Gott weiß, was sonst noch, zu Felde zog, 22 Mitglieder des Reichstags Hörteen ihm z-u.

Sein Antipode von der linken Seite des Hauses, der sozialdemokratische Abg. Fischer (Berlin) wußte das Haus schon ganz anders zu fesseln. Er ist mit Del­brücks Programm ganz und gar unzufrieden. Was der StaatssekretärSozialismus" nennt, ist ihm nur eine Umschreibung fürKapitalismus" und er sieht leine Bes­serung, so lange man nicht den Arbeiter, auch den Sozial­demokraten, als gleichberechtigten Staatsbürger anerkennt. Die wachsende Macht der Sozialdemokratie werde die Re­gierung über kurz oder lang dazu zwinge n. Ten Ein­wand der subversiven Tendenzen der Sozialdemokratie er- kemrt Fischer, nicht an: wenn die 2PH Millionen sozial­demokratischer Wähler wirklich dievaterlandslosen Ge­sellen" wären, als die man sie hinstellt, so ivürde ja das deutsche Reich niemals mehr einen Krieg gegen einen äuße­ren Feind führen können. Herr Fischer beschäftigte sich dann sehr eingehend - - anderthalb Stunden lang mit der Tätigkeit und den Berichten der Gewcrbeanfsicht, mit den Angriffen gegen die Gewerkschaften nsw.

AlsGegengift" folgte der sozialdemokratischen Rede noch eine solche des Barmer Oberlehrers Linz von der Reichspartei, der namens der rheinisch-westfälischerr In­dustriellen dem Staatssekretär Tank und Vertrauen vo­tierte. Trotzdem am Abend noch der .Abgeordneten ein parlamentarisches Tiner bei Staatssekretär Delbrück harrte, ivar es fast 7 Uhr geworden, ehe sich das Haus vertagen konnte.

Tie am morgigen Sonnabend zur Beratung stehende

Sozialdemokratische Interpellation wird Frank (Mannheim) begründen.

der

Tr.

Rundschau.

Aus Baden.

Tie d e in o k r a t i s ch e P a r t e i ist auf dem Schwarz­wald und der Baar gegenwärtig eifrig an der Arbeit. Ver­gangenen Samstag und Sonntag fanden stark besuchte Ver­sammlungen in Wald sh nt und Wald Haus statt, in denen Professor Helbing über die politische Lage und die Demokratie sprach. Dem erst vor kurzem gegründeten Demokratischen Bezirksverein traten weitere 60 Mitglie­der bei, so daß der Verein heute schon über 200 Mitglie­der zählt. Am gleichen Tage referierte in ebenfalls sehr stark besuchten Versammlungen Stadtrat Tr. Ludwig Haas in Bernau und St. Blasien. Dem neuge­gründeten Demokratischen Bezirksverein St. Blasien traten sofort gegen 100 Mitglieder bei. Auch inHüfingen und Donaneschingen wurde ein demokratischer Verein gegründet, der kommenden Sonntag eine Versammlung veranstaltet, in der Venedeh sprechen wird.

Polizei und Volk.

Die bereits gestern telegraphisch gemeldeten Vor­gänge in Frankfurt a. M. werden von der Fr. Ztg. so dargestellt: Nach Schluß von fünf sozialdemokratischen Versammlungen, in denen gegen die Uebergriffe der Polizei am letzten Sonntag protestiert wurde, kam es aus der Zeit zu blutigen Zusain irr enstöße n nnt der Polizei. Der Hergang ist bis jetzt noch, nicht fest- gestellt. Der Schutzmann Kaminski wurde durch ei­nen Stich in die Lunge bedenklich verletzt. Er gab darauf aus einem Revolver fünf Schüsse auf die Menge ab. Dabei wurde der 30jährige Martin Schein der in die Lunge getroffen, und schwer verletzt ins Kranken­haus gebracht. Eine Frau erhielt zwei Schüsse in den Oberschenkel, von einer weiteren Kugel wurde ein Packer getroffen. An einer arideren Stelle wurde einem Kri­minalbeamten aus der Menge Pfeffer in die Augen geworfen. Er griff ebenfalls zum Revolver und feuerte sechs Schüsse ab. Ferner werden Verletzungen durch Säbelhiebe gemeldet. In den Außenbezirken gab es, soweit bisher bekannt wurde, keine Ruhestörungen.

tvas. ist der Ruhm? Lj» Regenbogenlicht.

Lin Sonnenstrahl, der sich in Tränen bricht!

Alex. Hciösi.

Willst du Richter sein?

85) Roman von Maximilian Böttcher.

(Fortsetzung)

Ueber das von tiefer Bwvegung blasse Gesicht Trude Reinhardts, die noch vor ein paar Stunden Trude Hosf- manir geheißen hatte, ging ein Lächeln des Glücks, und so stolz schlug ihr Herz unter dem schimmernd-wwßen Seidenkleid, daß es keiner Königin stolzer hätte schlagen können. Das nämlich chatte Gottfried so bis zum Aeußersten sparsam er auch wirst in allen Dingen war sich nicht nehmen lassen: Las Hochzeitskleid seiner Braut mußte genau so fein und kostbar sein, wie nur je eine der reichen RoLenauer Banerntöchter am höchsten Blütetag ihres Lebens eines getragen hatte.

Als der Hochzeits-Wagen aber nach der kurzen Heim­fahrt durch die nrärzwinddurchbranste Torfftraßc seine Gäste abgesetzt hatte diesen Hochzeitswagen mit seinem Gespann, das das bestgepflegte, blankste und flotteste im Reinhardtschen Stalle geblieben war, selbst zu kutschieren, hatte der alte, inrnrer krummer werdende Hannes sich nicht nehmen lassen, gab es nicht etwa die obligate Feier an weiß gedeckten, mit Braten und Kuchen, mit Wein Und Mer bis zum Brechen beladenen Tafeln, an denen Bauern nnd auch ändere Sterbliche sich so gern ihres kurzen Le­bens freuen nein! Kaum daß man sich die Zeit rrahnr, mit einem Gläschen selbstgekeltertenStrauchheimers" aus das Wohl des jungen Ehepaares anzustoßen, dann nuckelte sich Pfarrer Christ schon wieder in seinen Havelock, Um vor seiner Rückkehr zu dringenderen Pflichten rasch noch einmal mit dem Toktorbauer in dessen Haus hinüber- Wgchen und dort nach, dem jungen Manne zu sehen, den er nach der kürzlich erfolgten Entlassung aus dem Zucht­haus gen Rodenau geschickt hatte, damit er im Frieden der ländlichen Scholle unter Jörg Reinhardts starker nnd

bewußter Anleitung doch noch zu einnn nützlichen Mit­glied der menschlichen Gesellschaft würde.

Karl Ernst hieß dieser junge Mensch nnd war einer von den vielen, denen Elternhaus eine Stätte der Zwie­tracht, der äußeren, und inneren Verwahrlosung gewesen, eine Stätte der Sittenverderbnis für die, denen cs^immer und immer eine Schule alles Griten, Hohen, -stolzen und Edlen sein soll.

Wie aber kann der ein guter Mensch iverden, hem des Vaters Beispiel, der Mutter Wort nur immer und im­mer zu beweisen trachtet: Je schlechter wir sind, desto leichter gaunern wir uns' Lurchs Loben . ..? Wie soll der in dem lockenden Irrgarten der Großstadt nicht znm Dieb werden, der in sich und neben sich keinen Führer) hat, neben dem nur irmner der Verführer einhergeht, rau­nend, flüsternd.«Pflücke dir, du Armer, von den Früchten um dich her, soviel du nur immer heimlich erraffen kannst!

. Bist du aber zum Dieb geworden, du Halt- urrd Führerloser, der du kaum der Schule entwuchsest, so packt dich des Strafgesetzes harte Faust, straft dich, sperrt dich mit alten Verbrechern zusanrnren, die in der hohen Zahl ihrer abgesessenen Jahre ihre Ehre und ihren Stolz er­blicken, gibt dich dem unheilvollsten Einfluß preis. Und hast du deine Strafe verbüßt, so wirst du wieder ans "die Straße gestoßen, wieder halt- und führerlos. Und lvieder strauchelst du in deines Lebens Not und fällst von Stufe zu Stufe. . . .

Nun aber komint einer nnd bietet dir die Hand: Her zu mir! Ich stütze dich. Ich nehme dich an mein Herz, als wärest du mein Sohn. Ich leite dich in eirr neues, gesundes Leben. Ich will; also wolle auch du!

Und da ist es, als ob ein Wunder mit dir geschehe. Die Vergangenheit verliert ihre Macht; du staunst über dich selber: Ich wußte ja gar nicht, daß auch in mir der Trieb zum Guten schlummerte!

So ist es Karl Ernst ergarrgen.

Doch/was der Tokiorbauer an ihm tut, das tut er reicht nur aus dem erdrückenden Gefühl seiner Schuld heraus seiner Schuld gegen Gottfried, seiner Schuld gegen den heiligen Geist der Wahrheit - das tut xr

auch um seines mißratenen Sohnes willen, den er in falscher Rücksicht auf seine immer der Schonung bedürftige Frau, zuletzt auch durch eigenes Verfehlen irre an sich selber, nicht so auf Schritt und-Tritt im Zügel gehalten hat, wie er ihn heute wohl halten würde, könnte pr, gerüstet nrit all seiner Erfahrung, seine Ehe noch einmal von vorn anfangen ...

Da steht nun Karl Ernst, der Zweiurrdzwanzig- jährige, im Garten, in dem er eben dabei war, mit blankem Spaten die ersten zähen, kaum aufgetauterr Schol­len umzugraben, obgleich es Sonntag ist. Torrn er kann ja auch am Sonntag nicht ruhen. Er hat die Schneeglöck­chen unter dem noch grauen Fliedergesträuch läuten hören: Bald wird es Frühling! Und da will auch er mit seinen schwachen Kräften helfen, daß es in seines Herrn Garten, in seinem Garten, nur rasch, rasch Frühling werde von Beet zu Beet. Wie schön muß das sein: ein Frühling hier draußen! Nie haben feine armen, frühe im Staub nnd Ruß der Fabriken nrnde gewordenen Großstädteraugen einen Frühling werden sehen!

Da steht nun Karl Ernst zwischen dem Toktorbauer und Pfarrer Ehrist urrd weiß nicht, welchem von beiden er sich mehr verpflichtet fühlt, welchen von beiden er Mit beschämteren und doch auch wieder freudigeren Blicken suchen soll. Schließlich aber ziehen Pfarrer Christs in reiner Herzensgüre leuchtende Augen, diese Angen, in denen das Hilfeflehen und die Dankbarkeit von tausend Schiffbrüchigen ihre Spur "zurückgelassen haben ihn doch mächtiger an, bannen ihn. D-a reißt es wieder an ihm; er nimmt die schwielige, rissige Hand noch einmal vom Griff des Spatens und tastet nach der Hand des! Mannes, dessen nimmermüder, unverzagter Beistand ihn vor der Zuchthauszelle schlinrnrsten Gefahren behütet hat. Sich niederbeugen, seines Helfers und Retters Hand küs­sen möchte er, wenn er fich's nur getraute.

Wie schön erscheint dir die Malt, sobald du nur erst erkennen lerntest, daß auch die Guten ihre Macht darin haben die größere Macht! Nnd nun wir- 'es Frühling! ...

(Fortsetzung folgt.)

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