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mit Erzähler vom Schwarzwald.
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Amtsblatt für die LLadt Mildbad.
verkündigungsblatt
der rlgl. Forstämter lvildbad, Meistern, Lnzklösterle re. während der Saison mit
amtl. Fremdenliste.
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Nr. 37.
Aus dem Reichstage.
Die zweite Lesung des Militäretats.
ist im Reichstag am Samstag zu Ende geführt worden. Dabei sind, wie das bei dieser Gelegenheit üblich ist, eine Reihe von Wünschen vorgetragen worden, um die man im Reichstag nie verlegen ist und es wirkt dann ganz erheiternd, wenn einmal in kurzen Zwischenräumen zwei Redner kommen, die genau das Entgegengesetzte erstreben. So will der sozialdemokratische Herr Alb recht, daß die Militärverwaltung nicht in ihren Lieferungen die unhygienische Heimarbeit unterstütze und Herr Wiede- bcrg vom Zentrum verlangt gerade eine solche Unterstützung, und beide betonen, das einzig Richtige zu wollen. Biel einiger sind sich die Herren über die Notwendigkeit mit dem dr ako nischen St r a fens y st e in gegen Leute des Beurlaubtenstandes zu brechen. Beispiele des Herrn Tr. Müller- Meiningen verfehlten ihre Wirkung nicht und man stimmte allgeniein seinem Wunsche zu, durch eine genaue .Abgrenzung der Begriffe „Hauptmeldeamt" und „Bezirkskommando" endlich einmal die Quelle so vieler Bestrafungen der Reservisten zu verstopfen. Auch über die Konkurrenz der Militär- schneider und der Militärapotheker für deren Kollegen vom Zivil gab es manche Klage. Sang- und klanglos verabschiedete man dagegen das Kapitel über die Pferderationen. Die Kommission hat je die vor- gcschlagene Neuregelung abgelehnt und das Haus hat nicht das Bedürfnis, nochmals Gründe für und wider zu hören. Verhältnismäßig rasch fand auch ein alter Wunsch des Reichstags wieder seine Freunde; viel schneller wohl als er seine Verwirklichung finden kann, nämlich anstatt zwei nur eine Kontrollversammlung im Jahrs abzuhalten, um ein militärisch unnötiges und finanziell recht einschneidendes Opfer den Leuten der Reserve abzunehmen. Linksliberale und Freisinn verhalfen dieser Zentrumsresolution gegen Konservative und Nationalliberale zur Annahme. Der Göppinger Abgeordnete Wieland trat für eine Vergünstigung im Avancement und kürzere Dienstzeit der Turner ein.
Am Schluß der Freitags-Sitzung kam es ganz unvermutet noch zu einem heftigen Scharmützel zwischen den Sozialdemokraten und dem Kriegsminister. Herr Emmel kam beim Kapitel Bildungswesen auf die bekannte Aeußerung des Mg. v. Ol-
Dieustag, den IS. Februar
den bürg von dem Leutnant und den zehn Mann zurück Und bezog sich darauf, als er erklärte, den Offizieren fehle die genügende staatsrechtliche Vorbildung, wenn inan einen von ihnen zu solcher Antastung der Verfassung aufforderte. Herr Emmel tät das noch ruhig und verhältnismäßig maßvoll, obgleich auch er dem Kriegsminister vorwarf, seine Verteidigung des Treueids der Soldaten an den König bedeute ebenfalls eine Unkenntnis mit den staatsrechtlichen Verhältnissen. Aber das bequeme „ich lehne es ab, auf diese Ausführungen einzugehen" des Herrn Kriegsministers rief Herrn Ledebour in die Schranken. Er ist einer der schärfsten Satiriker auf der Linken und rein rhetorisch war es ein Genuß, wie er aalglatt alle Anzapfungen des hilflosen Vizepräsidenten Dr. Spahn widerlegte und sich angeblich streng an die Sache hielt, und doch beim „Bildungswesen" ganz andere Dinge besprach, er griff in erster Linie den Kriegsminister an, der in jener Oldenburg-Sitzung erklärt habe, der Offizier nehme, und zwar zum Segen des Vaterlandes, eine ganz andere Stellung ein, als der Beamte, indem er den Eid dem Landesherrn leiste. Er hielt dem die Aeußerung eines allerhöchsten Kriegsherrn, Friedrich Wilhelms III. entgegen, der ganz anders über Heer und Bürgertum geurteilt, und er forderte den Kriegsminister auf, doch die Beispiele zu nennen, wo der S^gen des Vaterlandes so bedeutend gewesen sei. Und als dann vom Ministertische die Antwort kam, das Beispiel beziehe sich nicht auf Preußen, sondern auf Hessen und der Herr Abgeordnete möge doch in der hessischen Geschichte selber darnach suchen, da ärgerte das Herrn Ledebour gewaltig. Er goß die ganze Schple seines Spottes ans . und da er einen guten Tag hatte und bei guter Laune war, löste sein Humor ganze Lachsalven aus. Es waren ja auch viele Mätzchen jn seiner Rede und man sehnte sich, ordentlich nach Herrn v. Einem und seiner humorbegabten Schlagfertigkeit. Aber Herr v. Heeringens Antwort war kein Meisterstück. Ganz sicherlich stand der Vizepräsident Dr. Spahn unter dem Eindruck der schwäche der rednerischen Position des Ministers, als er den lauten Ruf Ledebours ungerügt hingehen ließ, der .dem Kriegsminister Kneiferei vorwarf.
Diese Vorgänge hatten am Schlüsse der Samstagssitzung, in der mit einer Debatte über die Verhältnisse; der Arbeiter in den Geschoß- und Gewehrfabriken die zweite Lesung des Militäretats zn Ende kam, Koch ein Nachspiel. Es war vorauszusehen, daß die boshafte Bemerk-
27. Jahrg.
ung, mit der der Abg. Ledebour gegen den Kriegsminister das letzte Wort behielt, eine Erwiderung finden würde. Sie war verspätet, weil, wie Herr von Heeringen erklärte, weder er noch; einer der Herren in seiner Umgebung die Worte: „also er kneift" gehört hatte. So kam denn der Kriegsminister nach Erledigung der Beratung des Militäretats auf die Frage des Verfassungseides, und die Stellung der Armee zur Verfassung zurück. Der Wirkung seiner Erklärungen geschah naturgemäß Abbruch durch ihre bedauerliche Verspätung, aber abgesehen von der sozialdemokratischen Seite wurde der böse Eindruck vom Freitag doch, überall zerstört. Herr von Heeringen selber hat zugeben müssen, daß er sich bei seinen vorhergehenden Ausführungen doch nicht mit genügender Deutlichkeit ausgedrückt habe. Aber sehr viel peinlicher war das Auftreten und Verhallen des Herrn von Oldenburg, des Urhebers der ganzen unerquicklichen Angelegenheit.. Vom Beginn der Samstag-Sitzung an Bis zum Schluß saß er auf der vordersten der konservativen Bänke und aus dem Kreise feiner Parteifreunde hatte schon längst verlautet, daß er nur auf das Stichwort lauere, das ihm der Kriegsminister oder Herr Ledebour geben würden. Und als dann glücklicherweise sein Name genannt wurde und der sozialdemokratische Redner die Feststellung machte- daß Herr von Oldenburg zum Verfassungsbruch aufgefordert habe, da erhob er sich zu der höhnischen Erklärung, er habe jetzt keine Zeit, da sein Zug gleich gehe, und das Adieu, das ihm Herr Ledebour von der Tribüne nachrief, hatte keinen anderen Klang und dieselbe Bedeutung wie der Vorwurf des Kneifens, der dem Herrn aus Januschau ja unter Umständen „Wurscht" ist. Jn Vertretung seines auf die Reise gehenden Freundes nahm dann noch, Herr Rogalle von Bieberstein das Wort; er wiederholte die Aeußerung des Kriegsministers, daß ihm an einer Auseinandersetzung mit Herrn Ledebour nichts liege. ' '
Der Kampf um die preußische Wahlreform
Dritter Tag.
(kb). Berlin, 12. Febr.
Das preußische Abgeordnetenhaus hat heute nachmittag schon zu relativ früher Stunde, um sizl Uhr, die
Licht und Schärfe in Gedanken,
Die Gedanken stark und warm.
Zwischen beiden feste Schranken,
Sonst bist krank du oder arm.
EmanueI Geibel.
Willst du Richter sein?
iO) Roman von Maximilian Böttcher.
MrtsetzML.)
13. Kapitel.
Wie über Gottfried Reinhardts bisherigein Leben die Sonne des Glücks nie so recht hell und warm hatte scheinen wollen, so verklärte sie auch seine Bräutigamszeit nur selten einmal mit einem vollen. Strahl goldenen Lichtes.
Frau Marie Reinhardt konnte und mochte sich mit dem Gedanken, daß eins Trude Hosfmanu, eine Tagelöhnerdirne, ein Armenhansmädsl, ihre Schwiegertochter werden sollte, durchaus nicht befreunden. Als Gottfried ihr in aller Bescheidenheit vorhielt, daß ße selbst doch auch einst kirchenmausarm und noch dazu Gn ganz ungewisser Herkunft gewesen wäre, erwiderte sts unwillig, da bestände gar kein Vergleich; und mit einem gewissen Stolz ließ sie dnrchblicken — wie sie dies auch Wohl schon früher getan, - daß sie sich für ein aus irgendwelchen romantischen Gründen ansgesetztes Kind ganz besonders vornehmer Eltern hielte ... was in Anbetracht ihrer seinen und zarten, ganz unbänerischen Schönheit und Art und in Anbetracht ihrer Unfähigkeit, lich stark und tüchtig mit dem Leben herumznschlageu, auch gewiß im Bereich der Möglichkeit lag.
Gegen Trude Hoffinann an sich, setzte sie in ihrer lteE zur Beschwichtigung, zur oberflächlichen Versöhnung geneigten .Manier Hinzu, wolle sie ja gar nichts sagen; Trude Hosfmanu sei brav und fleißig und auch so hübsch, fach sich ein Mann überall gut und gern mit ihr sehen Wen könne. Wenn nur eben nicht der Anhang iwäre, öch sie hinter sich schleppen inüsse; ihre gelähmte Mutter, we genau genommen, sich und allen anderen im Wege Kare, und ihr dem Schuapsteufel verfallener Mater:, der
nur poch zum Ulk für die Großen und zum Gespött für die .Kleinen auf der Erde herumkiefe.
„Ich weiß ganz sicher, Mukter," antwortete Gottfried mit verschlossener Miene, „daß Vater dir auch dann seinen Namen gegeben hätte, wenn deine Eltern anstatt schlecht — unglücklich gewesen wären wie die- alten Hofsmann!" .
„Schlecht? . Meine Eltern schlecht?"
„Nun ja ... schlecht müssen sie doch sein oder wenigstens gewesen seiu, daß sie's über sich gebracht haben, dich von sich zu stoßen, ein hilfloses Kind der Gnade oder - - Härte fremder Menschen preisAugeben."
Die schöne Frau fühlte wohl, daß es keinen Zweck hätte, .ihrem Sohn zn widersprechen. Was gingen sie denn auch ihre Eltern an, die sie nie gekannt, und für däe sie schon vor sünfundvierzig Jahren getrost hätte sterben und verderben können!
Gottfried hatte die Zähne in die. Unterlippe gekniffen.
„Leute von der .Art Fritz Reinhardts müssen es gewesen sein!" fuhr er nach einem kurzen Schweigen fort, .und die senkrechten Falten, die vom Zuchthaus her unverwischbar über seiner Nasenwurzel standen, gruben sich tiefer.
Daß einer etwas gegen Fritz Reinhardt sagte, das vertrug Frau Marie neuerdings schlecht. Der felsenfesten Zuversicht war sie gewesen, daß ihr Schwager, der Doktorbauer, nach dem Tode seiner siechen Frau noch einmal .wieder aufleben, noch einmal wieder jung Und froh und liebensbedürftig werden würde; und anstatt dessen zog er sich, seit draußen auf den: Kirchhof Pin Grabhügel lag, .den er zn pflegen hatte, immer mehr und mehr in sich selbst zurück, schrieb Tag und Nacht an seinen Büchern ward- immer grauer, schmälwangiger und älter dabei; und wenn puch dann und wann mal eine Stunde kam, in der er mit Hellen Augen ins Leben sah, im großen ganzen schien er doch mehr an seinen Tod als an die Begründung -eines neuen Glückes zu denken, Und da Frau Marie Reinhardt nicht Mißte, was in Wahrheit an ihm fraß, so verrannte sie sich in die.Idee, der Kummer um seinen mißratenen Sohn müsse es sein, der ihm so schwer nutz anhaltend zusetzte. Und da sie den Mann, der ihr
in ihren Leidensjahren so treu und redlich beigestanden, um feinet- und vor allein um ihrer selbst ivillen durchaus ,als Ueberwinder seines Kummers sehen wollte, so suchte sie ihm und selbst ihrer unglücklichen Tochter ein- znre-den, daß Fritz Reinhardt nicht eben schlechter wäre als andere junge .Männer auch; — wie sie sich denn immer in ihrem Leben, da, wo ihr Herz mitgesprochen, leicht.mit der eigenen Meinung zn dem Urteil aller anderen in Widerspruch gesetzt hatte.
„Schimpf" nicht auch du immer auf Fritz," schalt sie mit heftigem Vorwurf. „Du siehst, wie Onkel sich aus Gram um ihn verzehrt. Und vb er Elsbeth nicht doch sein Wort gehalten hätte, wenn du nicht im „weißen Roß" vor seinen Kameraden so grob und gewalttätig gegen! ihn ausgetreten wärst, das ist noch sehr die Frage. Manch! einer.kann eben durchaus keinen Zwang vertragen. Auch ich habe mich immer dann am schwersten fügen können, wenn pran mich zwingen wollte!"
„Ja, nimm ihn nur in Schutz, den schneidigen! Müsse Zielen im Busch," stieß Gottfried mit höhnischem Lachen hervor, wollte noch mehr sagen, fuchtelte aber nur unwirsch mit der Hand und lief davon. Und so endete auch diese Unterredung wie so viele ihrer Vorgängerinnen, anstatt zur Verständigung und inneren Harmonie zwischen Mutter und Sohn zn führen, mit einer neuen Dissonanz.
Wenn Gottfried auch zuzeiten, in denen ihm selbst froh Und friedsam ums Herz gewesen, der Mutter und dem Onkel Jörg das Glück einer späten Liebe freudig gegönnt hätte, so kamen nun wieder Tage für ihn, graue, unfrohe, friedlose Tage, in denen sich bei dem Gedanken an eine möglich« Verbindung dieser beiden ein Irgendetwas in seiner Brust zäh und unwillig aufbäumte. Brach Die schwerflüssige Natur seines Vaters in ihm durch? Empörte sich mit dem ererbten starren Rechtsgefühl -des Vaters eigenes Blut in seinen Adern? Nein, die -Mutter darf 'ihm, dem sie zwei Kinder gebar, Nach dem-ersten Nachfolger nicht auch den zweiten geben! Auch den Bruder nicht, gerade den Bruder nicht! Geloben Mann und Weib sich vor Gottes Altar nur für die kurze Spanne ihres Erdenlebens Treue?
f^k.)