Hansa-un- »mV Innungen.

Bekanntlich hatte der Landrat des Kreises' Teltow den Jnnungsmirgliedern seines Kreises untersagt, die Frage hes Beitritts Zum Hausa-Buitd auf die Tagesordnung ihrer Versammlungen Zu stellen, da der Hansa-Bund eine politische Vereinigung wäre. Auf die Beschwerde des lZentralausschusses der Vereinigten Jn-- nnngsverb änd e Deutschlands hat der Regier­ungspräsident in Potsdam denjenigen Passus, welcher die Entscheidung des Landrats getragen hat, daß der Hansa- Bund eine politische Bereinigung sei, in der Zweiten 'Instanz nicht bestätigt. .Er hat sich aber inso­weit der Verfügung des Landrats angeschlossen, als seiner Meinung nach die Tätigkeit der Innungen sich auf solche tzewerbliche Interessen zu beschränken habe, welche die Jn- nungsmitgliöder unmittelbar berühren, während die Be­strebungen des Hansa-Bundes aus die Verfolgung allge­meiner wirtschaftlicher oder wirtschaftspolitischer Aufgaben gerichtet seien.

Ter Zentralausschuß der Vereinigten Jnnungsver- bände Deutschlands hat sich eine weitere Verfolgung der Angelegenheit Vorbehalten. Mir den Hansa-Bund entbehrt hie Verfügung deshalb größerer praktischer Bedeutung, weil, wenn sie tvider Erwarten bestehen bliebe, und die Tätigkeit der Innungen damit auf ein ungemein enges Ge­hret beschränkt sein würde, sicherlich anstelle der Innungen hie Jnnungs Mitglieder dem Hansa-Bund beitreten würden, was diesem nur genehm sein kann, im übrigen bereits in weitem Umfange geschehen ist.

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Deutsches Reich.

Stratzburg, 28. Jan. Im Landesausschuß hat sich Keule die Liberal-demokratische Fraktion neu- jkonstiruiert und zwar mit dem Abg. Blu menthal an her Spitze. Die Fraktion zählt 11 Mitglieder, 8 ordent­liche und 3 Hospitanten.

Ausland.

, ' London. 29. Jan. Nach amtlicher Bekanntma'ch- juru; wird derKöniH das Parlament am 21. F ebruar Eröffnen.

Württemberg.

' Aus der Bolkspartei-

Der engere Ausschuß der württembergi- jjchen Bolkspartei hielt gestern abend seine konstitu­ierende Sitzung ab. Im Hinblick auf die kommende Fu­sionierung der drei linksliberalen Parteien wurde eine Aenderung der bisherigen Zusammensetzung des Vorstan­des einstweilen nicht vorgenommen. Demnach hat den er­sten Vorsitz Prof. Hosfmann, während als zweiter Vor­sitzender Chefredakteur Schmidt wiedergewählt wurde. Kas­per der württembergischen Volkspartei ist weiter Gemeinde­rat Fischer, Schriftführer sind die Herren Rechtsanwalt Payer II und Stadtgeometer Kercher. Im Anschluß hie­ran wurden die Vorbereitungen zum Parteitage der Deut­schen Bolkspartei besprochen, der bekanntlich am 20. Feb­ruar in Stuttgart stattfindet.

Stuttgart, 29. Jan. Der König nebst Gefolge ist gestern von Berlin wieder hier eingetroffen.

Nah und Fern.

Stnrm und Wassersnot.

Kein Tag vergeht gegenwärtig, an dem nicht über* neue Wetterkatastrophen Bericht zu erstatten wäre. So hat gestern tu Rorddeutschland (besonders in Hamburg und Kiel) ein hef­tiger Schnee sturm gewütet, durch den der Schiffahrtsver- öehr stark behindert ist. Der kleine PersonendampferBörstel" gieß mit dem englischen DampferAlbertros" zusammen, die

Der Mond" und das war in der Tat das letzte ^Lebenszeichen" von Erich. Ich stellt« später noch einige Versuche mit dem Medium an, aber alle Mühe war ver­geblich. Erich war und blieb fort,- es gab keine Gedichte mehr."

Von welcher Art und welchem Werte aber diese so seltsam empfangenen Gedichte sind, zeige folgende Probe aus einer Dde an,Louis von Beethoven":

Klangparadies, dem Pöbelvolk verschlossen,

Dem Ohre des Geweihten nur bekannt:

. Wer hat dir deine Saiten ausgefpannt,

Du Einsamer, hoch über den Genossen,

Du träumerischer, klagender Gigant?"

Jedem Schul-Lesebuch zur Zierde gereichert würde has hübsche GedichtDie Gottheit".

Seht, wer in die Schule tritt;

Und ein Ding mit goldenem Glanze Bringt er in den Händen mit:

Eine reife Pomeranze.

( ' Freundlich spricht der fremde Mann:

:Sagt mir an, ihr muntern Knaben,

; Sagt, wie Gott ist! Wer es kann,

> Soll den Leckerbissen haben!"

> Alle werden mäuschenstill

! Mit verblüffter Schülermiene;

! Keiner ist, der reden will,

Trotz der schönen Apfelsine.

^ Und da rief mit halber List

Einer aus der bunten Reihe:

!Sagst du mir, wo Gott nicht ist,

: So bekommst du von mir zweie!"

Eines der Gedichte ist sogar in nachgeahmt mittel­hochdeutscher Sprache, wobei Erich die selteneren Worte, die dem Protokollführer ebenso frenrd waren wie den Andren Teilnehmern, genau buchstabierte.

Wie erklärt sich nun dieses ganze Dichten, dieser ganze Vorgang?

Der Materialist oder Monist würde sagen: Der Stoff Hat gewisse Kräfte und Fähigkeiten; so hat auch das Gehirn- .nicht in den tagwachen Wteilungen, aber in den Regionen hes Unbewußten oder Unterbewußten gewisse Fähigkeiten, aus denen sich die sonmambulen und spiritistischen Phänomene Festlos erklären. DasUnter-

Die älteste bildliche Darstellung de» Kometen, ein Teppichgeweve au» dem 11. Jahrhundert. Die rechts Seite de» Bilde» stellt den besiegten englischen König Harold dar, den Unglückskometen verwünschend, dem , er die Schuld an seiner Niederlage zuschreibt,

Der Hallehsch»

-EMMA

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gokn Nomckn Nun-./

.Die Babn d»r Kallevlchen Kometen.

Bilder vom Halkey,scheu Kometen, der auf seinem Weg durch den Weltraum im Mai dieses Jahres die Sphäre unserer Erde wieder einmal kreuzen wird und der Veran­

lassung gab zu der törichten Prophezeiung, di« Erde tberik« durch den Zusammenstoß mit dem Kometen zertrümmert werden,

Besatzung des gesunkenenBörstel" konnte nur mit Ncühe, und Not gerettet werden. An der englischen Küste ist der Tor- pedoöootszerstörerEden" gestrandet, auch seine Besatzung konnte, kn Sicherheit gebracht werden.

Am Niederrhein haben die unter heftigen Stürmen niedergegangenen Schneemassen den Rhein und die Rhur anschwelleu lassen, wie seit vielen Jahren nicht mehr. Der strvm- wärts liegende Stadtteil Duisburgs steht unter Wasfer. Die Wassernot nimmt katastrophale Formen an.

Infolge andauernden Regenwetters sind in Flandern große Ueberschtvem inungen eingetreten. Gent und Umgegend sind besonders schwer heimgesucht. Aus einzelnen Ortschaften flüchten die.Bauern.

Bei Drigoist ein Fischdampfer bei dem herrschenden Sturm gescheitert. Die aus zehn Mann bestehende Besatzung iflf irmgekommen.

Infolge eines durch Regengüsse verursachten Erdrutsches stürzten in Borgo Sau Bartholomäo 3. Häuser ein und begruben 11 Personen unter den Trümmern. 7 konnten noch lebend herausgezogen werden, während die übrigen 4 bereits tot waren.

Auch in Paris ist die Wassersnot noch nicht überwunden. Im Geschäftslebeu ist eine schwere Stockung ein- getreteu und in der Bevölkerung greift eine tiefgehende Besorg­nis Platz. Die Hoffnung, daß die Ueberschwemmung heute ihren Höhepunkt erreicht hat, scheint zu Nichte zu werden, denn es regnet in Strömen. Die Deputierten tragen Wasserstiefel und werden zum Teil- in Booten ins Parlament gebracht. 10 423 Telefonabonnenten find vom Verkehr abgeschnitten. Die Straßen an den Ufern der Seine gleichen reißenden Flüssen.

Kleine Rachricht««.

Der Schaden, der durch den Zusammenstoß der Güterwagen in der Nacht vom 19. ans 20. Januar aus dem Bahnhof in Bietigheim angerichtet wurde, soll sich ans 30000 Mark belaufen. Das ganze Glasdach auf der Bergseite (Heilbronner Linie) war wie weggefegt. Die Wiederherstellungsarbeiten sind bereits in Angriff genommen.

In Eb Hausen OA. Nagold wurde aus dem Kanal des

bewvßtsein" ist Mr den Materialisten die große Vorrats­kammer des unerklärlichen, das große L, das wissenschaft­lich klingende Wort, in dem alles Unerklärliche der oben erzählten Art untergebracht wird. Tiefer jnuge Mann hat offenbar einmal irgendwo jene 50 Gedichte gelesen und im Unterbewußtsein ausgespeichert. Im normalen Wach­zustände erinnert er sich dessen nicht mehr; aber im so­genanntenTrans" wachen diese Erinnerungen wieder aus. Er fühlt sich dann selbst als T-ichter; er spielt die Rolle des Dichters; denn dasUnterbewußtsein" das heben Me Forscher dieser Gattung hervor ist ein ungeheuer talentierter (Schauspieler, führt die Rollen er­staunlich durch pder spielt oft mehrere Rollen hinter­einander. Es ^ das Unterbewußtsein gibt sich als Geist T" .oderErich" oder sonst irgendein fremdes Wesen aus Md spielt dann diese Rolle mit fabelhafter Begabung.

-Dem treten die Spiritualisten und die Theosophen gegenüber. Tie Erde samt dem Weltall, sagen sie, wim­melt von unsichtbaren Wesen aller Stufen und Gatt­ungen. Wenn hes Menschen Körper stirbt, so löst sich ein feinerer Körper von der grobstofftichen Materie los und lebt in den feineren Elementen der sogenannten Astral­welt weiter genau als die seelische und geistige Per­sönlichkeit, die sie auf Erden war, mit der ganzen Summe von Schuld und Verdiensten, die sie hier eingesammelt und in sich eingebaut hat. Zu unsrem obigen Falle, würde also der Spiritist sagen, hat sich ein Geist, der zwischen 1820 und 1840 etwa als Mensch gelebt haben mag, des Mediums bemächtigt, um durch das ausfallende Diktat lener Gedichte einen Beitrag zu liefern zu der großen, jetzt dem Materialismus gegenüber Zum Durchbruch drän­genden Frage: Ist des Menschen Seele ein selbständiges, unsterbliches Wesen?

Ter Herausgeber des obengeirannien Buches legt dies Problem ausführlich har. Er selbst aber behält seine letzte Meinung über seinen BesucherErich" für sich. Und er überläßt es auch dem Leser, eine Wahl zu treffen oder die schwierige Frage vorerst noch offen zu lassen, bis sich Dieses verworrene Gebier einigermaßen geklärt haben wird.

Schickhardt'schen Fabrikanwesens ein totes Pferd gezogen, das vollständig eingeschirrt war. Nachforschungen ergaben, daß es einem Altensteiger Geschäftsmann gehörte, der in vergangener Nacht mit seinen zwei Pferden talaufwärts fuhr. Eines der Pferde konnte bei der Zementbrücke nicht mehr weiter, fiel um und blieb liegen. Rasch fuhr der Besitzer nach Hause, mir Hilfe zu holen. Wie er zurückkam, war kein Pferd mehr zu sehen. Ohne Zweifel war das Tier nach einiger Zeit auf­gestanden und taumelnd in die Nagold gestürzt, ertrunken und talabwärts geschwemmt worden.

In der Goßlerstraße in Berlin-Ost hat sich am Don­nerstag nach kurzem häuslichen Streit der Tapezierer Rük- kert erhängt und die Frau ans dem Fenster gestürzt; bei dg sind tot.

Gerichtssaal

Heilbronn, 29. Jan. Zum Schluß hatte das Schwurge­richt noch ein Vergehen wegen schweren Raubs vbzuurteilen. Auf der Anklagebank saßen der 29 Jahre alte verheiratete Wagnermeister Burkhardt von Eindringen und der 25 Jahre alte, verheiratete Bauer und Fuhrmann Hitzler von Möckmühl. Die beiden sollen in der Nacht vom 4. aus den 5. November 1907, also vor mehr denn 2 Jahren,- auf der Landstraße Möckmühl-Rvigheim, in unmittelbarer Nähe des Möck- mühler Friedhofes, den Kaufmann Ulrich durchgeprügelt und ihm seinen Geldbeutel mit 160 Mark Inhalt geraubt haben. In dieser Angelegenheit wird schon zum drittenmale Untersuchung geführt; die beiden Voruntersuchungen, die sich, nicht gegen den jetzigen Angeklagten Burkhardt, sondern nur gegen Hitzler und zwei weitere Personen richteten, wurden ohne Erfolg wieder ein­gestellt. Durch einen Zufall ist dann der dringende Verdacht der Täterschaft auf Burkhardt und Hitzler gefallen und nun hat die dritte Voruntersuchung zur Eröffnung des Hauptvcr- fahrens geführt. Der Kaufmann Ulrich, der als Haupt- zeuge fungiert, wohnte lange Jahre in Amerika und' war in der kritischen Zeit zu Besuch in seinem Heimatstädtchen Roig- heim. An dem kritischen Abend ist Ulrich mit den Angeklagten in mehreren Wirtschaften zusammengetroffen und bei dieser Ge­legenheit scheint der betrunkene Ulrich, wie er es gerne tat, mit seinem Geld geprotzt, sich aber geweigert zu haben, den Aufforderungen der Gäste, unter denen auch die Angeklagten sich befanden, einen Schoppen zu zahlen. Als Ulrich die Wirt­schaft verließ, um von Möckmühl nach Roigheim heimzukehren, gingen ihm die beiden Angeklagten und der Kutscher Bechle von Oehringen, die alle angetrunken waren, nach. Letzterer, der in eine der früheren Voruntersuchungen verwickelt war, blieb unterwegs, angeblich iveil er Reue empfand, zurück, wäh­rend die beiden andern den Ulrich einholten und ihn zu Bo­den schlugen. Der Angeklagte Burkhardt behauptet nun, sie hätten den Ulrich nur verhauen wollen, den Geldbeutel des Ul­rich, dessen Inhalt er mit Hitzler teilte, will er auf der Straß« gesunden haben. Dagegen behauptet der Angeklagte Hitzler, Burkhardt habe dem aus dem Boden Liegenden die Taschen durch­gewühlt und den Geldbeutel herausgenommen. Auch behauptet er, die Verteilung des Geldes sei nicht in seiner (Hitzlers) Scheuer kurz nach der Tat, wie Burkhardt aussagte, sondern erst an­dern Tags erfolgt, als Burkhardt ihn (Hitzler) in seiner Wohn­ung ausgesucht habe. Bon den 6 Zeugen mußten drei- Musketier Bollmer, Bauer Ehrmardt von Möckmühl und Kutscher Bechle von Oehringen unbeeidigt vernommen wer­den, weil sie in der ersten Voruntersuchung Angaben machten, welche den Verdacht der Begünstigung aufkommen ließen. Die Anklage, die von Staatsanwalt F rank vertreten wurde, konnte sich dann noch stützen aus die Aussagen des Hauptzeugen Ulrich, der den einen Angeklagten Hitzler, an der verkrüppelten Hand, die er zu verspüren bekam, wieder erkennt, die Aussagen eines Zeugen Heinrich Schweiß, der von Oehringen Herbeigerusen wurde und die Aussagen eines Bauern Tratz von Möckmühl und auf die protokollarisch vorliegenden Angaben des Schutz­manns Schmidt von Möckmühl. Ans Grund dieser Aussagen beantragte der Staatsanwalt, die beiden Angeklagten wegen Raubs zu verurteilen. Dem widersprachen die Verteidiger RA. Dr. Gumbel II und Breitling. Die Geschworenen ver­neinten di« vorgelegten Fragen nach Raub, bejahten dagegen die Fragen auf gefährliche Körperverletzung unter Verneinung mil­dernder Umstände, bei Burkhardt wurde außerdem noch Diebstahl, bei Hitzler Beihilfe dazu, angenommen. Burkhardt wurde zu einer Gefängnisstrafe von 7 Monaten, woran 2 Monate der erlittenen Untersuchungshaft abgehen, verurteilt und der gegen ihn erlassene Haftbefehl gegen eine Kaution von 500 Mark auf­gehoben. Der Angeklagte Hitzler erhielt 5 Monate Gefäng­nis zuerkannt. Der Staatsanwalt hatte auch beantragt, aus zeitlichen Verlust der Ehrenrechte zu erkennen, diesem Verlan­gen hat das Gericht jedoch nicht stattgegeben.

Handel und Volkswirtschaft.

Mm, 28. Jan. Der zweitägige Pserdemarkt wies ein« Zufuhr von 862 Stück auf, meist mittelschwere Arbeitspferde. Bei 650 Verkäufen wurden 450 000 Mark »mgefetzt.