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mit Erzähler vom Schwarzwaid.

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Amtsblatt für die Ltadt Mldbad.

Verkündigungsblatt

der tigl. Forstämter lvildbad, Meistern, Lnzklösterle rc. während der Saison mit

amtl. Fremdenliste.

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Donnerstag, den 2?. Januar 1S1«.

S7. Jahrg.

Dernburg vor dem Reichstag.

Diamanten-- und Eisenbahnpolitik in Südwestafrika.

(kb.) Berlin, 25. Jan.

Tie paar Ferientage, die sich der Reichstag gegönnt, Pnd gewöhnlich nicht ohne Einfluß auf die Arbeits- jsreudigkeit der Herren Volksvertreter gewesen. Wäh­rend starkbesetzte Tribünen von dem Interesse des Pub­likums für die Person des Herrn Dernburg wie für un­sere südwestafrikanischen ' Diamanten zeugten, war der Saal unten fast leer, und nur während der großen Rede des Staatssekretärs füllten sich zur Not wenigstens die vorderen Reihen.

Es handelte sich um den s ü d w e st a f r i k a n i s ch en Rachtragsetat, und die Gelegenheit, die gesamte, so Eberraschend erfolgreiche Politik des Herrn Dernburg, des Bielgelästerten, gerade in der allerjüngsten Zeit aber auch wieder in fast verdächtiger Weise gepriesenen, einer um­fassenden Betrachtung und Kritik zu unterziehen, ergab ßich von selbst. Ter Berichterstatter der Kommission, Abg. Dr. Semler, gab einen fast einstündigen Ueberblick über die Verhandlungen, die dort vorangegangen, insbeson­dere über die aus Südwestasrika gekommenen Beschwev- den," die die Kommission so nachdrücklich zurückgewiesen Hat. Gleich dein Referenten begann dann auch Abg. Erz­berger, im Namen des Zentrums mit einer ausdrück­lichen Vertrauenskundgebung für den Staatsse­kretär, den Herrn von Dernburg, wie er nun bald heißen Werde. Eine Anspielung, die der also Apostrophierte unter jschollender Heiterkeit mit beiden Händen und mit wahrhaft entsetzter Miene von sich abwehrte. Herr Lrzberger brachte im übrigen dem Staatssekretär alle die Stichworte, die er lich nur wünchsen konnte: er srug, ob das Privileg der deutschen Koloniälgesellschaft auch noch über 1911 hinaus Verlängert werden solle, er verlangte, daß künftig Sonder­vorrechte und Bergwerkskonzessionen nicht mehr ohne Zu­stimmung des Bundesrats und des Reichstags erteilt wer­den sollten, er schalt aus den Spekulationsschwindel, der Ger und dort bereits mit den Kolonialdiamanten getrieben Waiden, er bemängelte die allzuhohen Gewinne der Pacht- gesellschaft, die nach seiner Berechnung bis zu 80 Proz. des Anlagekapitals betragen hätten, er wünschte eine Organi­sation der Schürfer nsw.

Herr Dernburg, neben dem der Reichsschatzsekre- tär*Wermuth und der Unterstaatssekretär von Linke­rs ui st Platz genommen hatten, hatte dem reichlich selbst­bewußten Vortrag des Zentrums-Sachverständigen mit deutlich markiertem Interesse zugehört. Wie die beiden Borredner, so sprach auch er eine volle Stunde. Er lehnte es ausdrücklich ab, auf die südwestafrikanischen Beschwer­den auch "nur mit einem Worte ejnziugehen: dadurch würde nur die Wucht des Verdikts abgeschwächt werden, das die Kommission über Inhalt und Form jener Beschwerden gefällt. Drei Prinzipien seien für seine Diamantenpoli­tik maßgebend gewesen: Monopolisierung eines Luxusar­tikels, Förderung der Verkaufsmöglichkeit und möglichste Nutzbarmachung für den Fiskus. Tie Einwände gegen die Regie erklärt Dernburg damit, daß gewissen Leuten inzwischen der Appetit beim Essen gekommen sei und daß diese sich nun auch ein Stück aus dem Kuchen heraus­nehmen wollten. Nur schade, daß nicht genug Kuchen vorhanden sei! Gegenüber den Forderungen des Abg. Erzberger betonte der Staatssekretär, daß derkaufmän­nische Geist", der doch von jener Seite gerühmt worden, sich 'nur entwickeln und nur Erfolge zeitigen könne, wenn man ihm seine Freiheit lasse, nicht aber verlange, daß erst sämtliche Bundesstaaten und der Reichstag gehört wer­den sollten, ehe irgend etwas geschehe. Um die Tiaman- tensrage sei viel zu viel Aufhebens gemacht worden. Tie Südwestafrikaner fühlten sich heut schon alsNabel der Wel t." Im Weiteren gab der Staatssekretär Aufschluß über unfern Vertrag mit der Kolonialgesell­schaft. Darnach ist zwischen dem Reich und der Gesell­schaft gewissermaßen eine Aufteilung des Interessengebie­tes erfolgt, der Fiskus bleibt aber nach wie vor an dem Gewinn der Tiamantengesellschaft beteiligt. An der Gär­ung in Südwestafrika seien vor allem auch die Beam­ten schuld; er selbst, der seine Ausgabe darin erblicke, dem südwestafrikanischen Lande eine rationelle, vor allem aber solide und dauerhafte Kultur zu geben, fühle sich so hoch'über all den Angriffen, daß er sich durch alle solche An­griffe, auch wenn sie von dortigenWürdenträgern" kä­men damit scheint nicht nur der Bürgermeister von- deritzbucht, sondern kein Geringerer als der Gouver­neur gemeint zu sein in keiner Weise beeinflussen lassen werde.

Die in ihrer strengen Sachlichkeit etwas matten und nur zum Schluß temperamentvolleren Ausführungen des

Redners hatten den Beifall des Hauses. Tie National- liberalen ließen ihre Zustimmung durch dm Abg. Arning erklären, der insbesondere auch der Dernburg'schen Ei­se n b a h n p ol i t i k seinen vollen Segen gab, für die Kon­servativen aber sprach nicht minder uneingeschränktes LoH der alte Freiherr von Richthofen aus. Nur die Herren! Tr. Arendt von der Reichspartei und Ledebour von den Sozialdemokraten brachten ein paar falsche Töne in die große Simphonie des Wohlwollens und der Freund­lichkeit. Herr Arendt beantragte den vom Staatssekretär verlesenen Vertrag mit der Kolonialgesellschaft, von dem man bisher noch garnichts gewußt habe, erst noch einmal in der Kommission zu beraten. Und Herr Ledebour ver­wahrte sich und die Seinen, mit der ihm eigenen großen Geste, gegen die Auffassung der bürgerlichen Presse, als wolle sich die Sozialdemokratie dem allgemeinen Ver­trauensvotum anschließen. Im Einzelnen billigt auch die; sozialdemokratische Fraktion die Maaßnahmen der Kvlo- nialverwaltung, als Ganzes betrachtet sei aber die Po­litik des Herrn Dernburg kapitalistisch, und darum könne sie von einer wahrhaft zielbewußten Sozialdemo­kratie nicht mitgemacht werden.

Das Pathos des sozialdemokratischen Redners hatte eine andere Wirkung als er sie wohl erhofft; es wurde sehr viel und sehr herzlich gelacht. Und da der Staats­sekretär zum Schluß ganz von selbst die Erklärung abgab, daß er den neuen Vertrag mit der Koloniälgesellschaft mor­gen dem Reichstag im Original vorlegen werde, wap auch diesem Angriff die Spitze abgebrochen.

Ten Verhandlungen, die morgen um ein Uhr weiter! sollen, hatte in der Diplomatenloge auch der Vater des Staatssekretärs, Friedrich Dernburg, zugehört.

Das Stimmrecht der Frau.

O. L. In allen einzelnen Abschnitten des Entwurfs zum Programm derDeutschen freisinnigen Bolksdartei" die Bezeichnung muß zunächst bei­behalten werden, bis die Parteitage, nachdem die Firma Fortschrittspartei" ans Bedenken gestoßen ist, den end­gültigen Namen, etwaVolkspartei" ohne umständlichen Zusatz, festgestellt haben werden haben wir bei der bis­herigen Prüfung Nachweisen können, daß den modernen Anforderungen der politischen Entwicklung entsprochen und den zukünftigen Raum gegeben ist. Das gilt auch vom

vorsichtig hüllt zukünft'-er Zeit Geschick In nächtlich undurchdringlich Dunkle» Zeus,

Und lächelt, wenn der Mensch unmäßig zagend sich härmt.

fforäz.

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Willst du Richter sein?

Roman von Maximilian Böttcher.

(Fortsetzung)

Der Pastorbauer kam vom Felde herein, und seine unglückliche Frau mußte dieselbe wilde Flut von Worten, die schon einmal über ihre zerrütteten Nerven hingebraust war, zum zweitenmal über sich Hinstürzen lassen.

Als Friese endlich erschöpft innehielt, quälte sich die Kranke, die eine Weile wie an Geist und Gliedern ge­lähmt dagesessen und mit irrem Blick ins Leere gestarrt hatte, von ihrem Stuhl am Fenster hoch allein, ohne Hilfe, was sie schon seit Jahren nicht mehr gekonnt.

Jörg ... du ... du trägst die Schuld," rief sie, Md ihr gelbes' verdorrtes Gesicht nahm einen drohenden, fast rachgierigen Ausdruck an;du hast nicht acht ge­geben auf unser Kind ... ich hab's immer gewußt Md nun . . . geh! Such unfern Sohn, daß er nicht ganz in die Hände der Schlechten und Gottlosen fällt! Komm" , . . Sie wankte auf ihn zu und faßte seinen Armkomm, ich gehe mit dir . . . laß den Wagen anspannen zur Bahn , . . In Berlin ... in Berlin werden wir ihn finden . . . Dahin hat's ihn immer ge­zogen . . . Ich ... ich . . ." Sie verstummte.

An dem Größer- und Größerwerden ihrer Pupil­len, an den Verzerrungen ihrer schmalen, blutleeren Lip- ftn, am Zucken ihrer Hände, die klein wie Mädchen­hände waren, hatte der Doktorbauer schon erkannt, was kommen würde, lind als sein Weib, das ihm ohne Schuld sein Leben verdorben, in sich selbst zusammensank, stand er rechtzeitig bereit, ihren gebrechlichen Körper aufzu- langen und vor einein harten Fall auf den Boden zu behüten. Wie er's schon so oft getan in all den endlos langen Jahren seines Ehemartyriums, trug er sie auch W gleich einem hilflosen Kinde zum Sofa hin, sah aber Aon, ehe er sie darauf niedergleiten ließ, daß er eine Tote in den Armen hielt.

Und er war nicht erschüttert, ja kaum überrascht.

Denn rr hatte gewußt, daß der Tod über ihrem Haupte hing wie die Lawine im Frühjahr über dem Haupte des Aelplers. Ein hohler Windstoß pfeift durch die Luft, ein einziger, der weiße Tod löst sich und begräbt den, der ihm da unten im Tal täglich in sein großes un­heimliches Auge sah und doch nicht gefaßt auf ihn war.

Auch zu Elsbeth drang die Kunde von ihres Bräu­tigams stillem und spurlosem Verschwinden, noch ehe es Abend wurde. Denn was trügen wohl der Nachbarn ge­schwätzige Zungen lieber von Haus zu Haus als den willkommenen Anlaß, zu hämischer Schadenfreude?

Erst mochte die, die noch gestern so voll Glück und freudiger Zukunstshoffnung gewesen war, denKlatsch" nicht glauben. Und als kein Zweifel mehr in ihr aus- kommen konnte, daß das, was ihr da aus allen Augen und von allen Lippen mit schlecht versteckten: Hohn oder gutgespieltem Mitleid entgegensprang, kalte, harte Wahr­heit war, da fühlte sie sich sicher, spätestens am nächsten Morgen einen Brief von Fritz zu erhalten, der alles in befriedigender Weise erklären und lösen würde. Und wenn sie sich auch vielleicht doch nicht sicher fühlte, so suchte sie sich das Gefühl dieser Sicherheit doch wenig­stens einzureden.

Aber der nächste Tag verging und noch einer und noch einer, und keiner brachte die ersehnte Nachricht.

Da lief sie erst stundenlang im Haus und Hof und Garten umher, als wenn sie keine Ruhe und keinen. Halt mehr finden könnte im Leben; und als Mutter und Bru­der ihr gut und freundlich zureden wollten, schrie sie es ihnen wie im Wahnsinn ins Gesicht, daß sie durch den nun flüchtig Gewordenen in Schande gefallen war.

9. Kapitel.

Am Ohr des Doktorbauern, der in sich selber Schwe­reres zu tragen, mit Schwererem fertig zu werden hatte als mit dem Tod, seiner, von ihres Leidens Uebermaß erlösten Lebensgefährtin, schob die Predigt, die Pastor Reimer, sein alter Gegner, Augen rollend über das offene Grab hindonnern ließ, vorbei, wie das Brausen des Stur­mes vorbeischallt am Ohr des unstäten, von Gewissens- nöten durch die Welt getriebenen Wanderers; er hört es kaum vor dem Sturm, der in seiner Brust eine viel wildere Melodie spielt. Die Rodenauer Bauern aber, de­

nen noch der Rausch ihres Jubelfestes in allen Gliedern lag, fühlten sich durch, und durch gerüttelt und erkannt«» wieder einmal die reinigende und wohltuende Wirkung, -mit der ihres Seelsorgers Blitz- u. Donnerwetter in ihrer Sünden Schwüle fuhren was sie indessen nicht abhielt, alter Gewohnheit zufolge gleich vom Kirchhof aus um die Ecke zurKrone" einznbiegen und dort der Verstor­benen noch ein ausgiebiges Trankocher zu weihenihr Fell zu versaufen", wie sie's mehr drastisch als zart­sinnig nannten.

Der Doktorbauer aber ging Seite an Seite mit sei­ner Schwägerin und seinem Neffen Elsbeth traute sich in ihrem Gram und ihrer Scham nicht mehr vor die Leute still durch die stille Dorfstraße, über die noch die letzten GlockenUänge vom Kirchturm hinzitter­ten. Und je näher der hagere Mann seinem stillgewor­denen Hause kam, desto langsamer wurden seine Schritte; denn ihm graute vor der Oede, die ihn daheim aus allen Ecken anstarren, an ihn, den Einsamen, herankriechen und über ihn herfallen würde wie ein drohendes Gespenst.

Nicht als' ob er der, die nun endlich in kühler Erde den Schlaf ewigen Friedens schlief, noch eine Spur von Liebe entgegengebracht, blutenden Herzens um sie ge­trauert hätte! Nein, er war nicht der Mann, sich etwas vorzumachen; er wußte: es war nur der natürliche Lauf der Dinge gewesen, daß mit dem Hinsterben der Schön­heit, Gesundheit und Kraft seiner Frau zugleich auch seine Neigung für sie hatte Hinsterben müssen. War es doch keine starke Leidenschaft gewesen, um deretwillen er sie als blutjunger Kandidat zu seinem Weibe gemacht hatte, sondern nur die schlichte, selbstverständliche Einlösung ei­nes Wortes, das er als leicht entzündlicher Student einer sympathischen Siebzehnjährigen gegeben. Darum gege­ben, weil er in ihrem Elternhause fast wie ein Sohn aus­genommen worden war, und weil ihm eine sinnenstarke, gleichsam auf beiden Händen entgegengebrachte Liebe sein dankbares Herz betört hatte . . . Warum fürchtete der Doktorbauer sich vor der Oede seines Hauses, aus dem doch der Anstoß zu immerwährender Mitleidsqual, aus dem seiner Erdentage Druck und Last hinweggenommen war? Warum rang sich ein schwerer Seufzer aus seiner Brust, als er nun auf der Straße, mitten zwischen seinem eigenen und seines Neffen Gehöft, zögernd stehen blieb?

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