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mit Erzähler vom Schwarzwald.
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Lelskon lir. 41.
Amtsblatt für die Stadt Wildbad.
verkündigungsblatt
der Kgl. Forstämter Wildbad, Meistern. Enzklösterle rc. während der Saison mit
amtl. Fremdenliste.
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Samstag, den Januar
Z7. Jahrg.
Das Erwerbsleben und die Volkspartei.
v. L. Das Einigungsprogramm der bürgerlichen Linien entspricht auch in seinem siebenten Abschnitt, der landwirtschaftliche und gewerbliche Fragen erörtert, dem Grundzug der neuen Parteibildnng, dem Gemeinwohl und dem gleichen Recht.
Bor allem mußte demnach der sogenannten agrarischen Politik entgegengetreten werden, die nur den Vorteil des Großgrundbesitzes immer weiter künstlich fest- halteu und womöglich noch mehr auf die Spitze treiben möchte. Das Programm verlangt deshalb nicht nur im allgemeinen die ./Gleichberechtigung aller Erwerbsstände in Gesetzgebung und Verwaltung", sondern es fügt der theoretischen Forderung auch praktische Vorschläge im Einzelnen hinzu. Eine „Stärkung der Produktionskraft der Landwirtschaft" will auch die neue Volkspartei herbei- slchren, aber nicht durch bis zur Unerträglichkeit übertriebene Getreide- und Viehzölle, die erstens die Verbraucher ausmergeln und zweitens den Landwirten wenig helfen. Sie helfen den Kleinbauern nicht, weil sie wenig verkaufen und von der Preissteigerung nur geringen Nutzen haben. Und sie Helsen auch den Großgrundbesitzern nicht so viel, wie sie gern an sich reißen möchten; denn der Bodenpreis steigt, und bei jeden: Besirwechsel steht der neue Erwerber vor der Aufgabe, die höhere Belastung herauszuwirtschaften, wozu dann schließlich die wildesten Schutzzölle nicht ausreichen können. Wohl aber will die Volkspartei durch die wirksamere B o d en b e b a u u n g, wie der mittlere ^und kleine Besitz sie leistet, die Landwirtschaft heben, entsprechend der modernen Entwicklung. Der Landbau kann heute nicht mehr auf großen Herrensitzen gedeihlich! betrieben werden, mit riesigen Wald- und Oedlandstrecken für die Jagdpassion und mit allerlei sonstigen alten Zöpfen. Die überseeischen Riesengebiete schlagen die Konkurrenz auch'! des großmächtigsten Junkers. Aber wenn sich der Landwirt ans die Gegenwart und auf die heimischen Bedingungen einrichtet, Frucht, Gemüse, -Obst, Vieh, Milch, Geflügel, Eier für die benachbarte städtische Kundschaft liefert, Gewächse kultiviert, die für die Industrie hochverwcrtet werden können, dann rentiert der Landbau immer noch. Man soll die Fideikommisse zer
schlagen, die Besitztümer der toten Hand ansteilen und in kleine Güter und Bauern- tümer umwandeln, dann werden tüchtige Landwirte ans eigner Scholle als freie Männer erfolgreich wirtschaften können. Es gibt Land genug in Deutschland aber die Landflucht hält an, weil man denen, die Land erwerben und besiedeln möchten, den Weg verwehrt. Die V or rechte des Junkertums müssen fallen, wenn eine gedeihliche Agrarverfassung auflömmen soll.
Wie die Landwirtschaft, so soll auch das Handwerk in seinem Bestand gegen die Unterdrückung durch Großbetriebe geschützt werden. Bessere Fachbildung, Versorgung mir allen neuen und guten Hilfsmitteln der Technik, genossenschaftlicher Maschinenbezng, gemeinsamer Ein- und Verkauf wo davon Nutzen zu erwarten ist, endlich eine erleichterte Kreditbeschaffung, das ist von jeher die Hilfe gewesen, die den Lcmd- mann und den Handwerksmann wirklich voranbringt, ohne die andern Erwerbsstände zugunsten der notleidenden Er- werbsgaitungen zu benachteiligen. Daneben will das Programm das Knnstgewerbe pflegen, die .Gefängnisarbeit, durch die oft die freie Konkurrenz schwer geschädigt wird, beseitigen, den unlautern Wettbewerb noch, weiter eindämmen, die Borgwirtschast reformieren, damit der Handwerker Bargeld in die Hand bekommt, und das Submissionsoerfahren so regeln, daß auch der kleine Gewerbetreibende staatliche und städtische Aufträge erhält. Die Ausrechterhaltung der Gewerbesreiheit die an sich gut und nützlich ist, steht der Abschaffung einzelner Auswüchse also nicht im Wege.
Kommt dann noch hinzu, daß dem gesamten Erwerbsleben durch Tarif- und Handelsverträge mit dem Ausland und durch Hebung des Eisenbahn- und Wasser st raßenverkehrs gesicherte nnd vermehrte Erwerbsmöglichkeiten gegeben werden, so kann innerhalb des allgemeinen Wohlstandes auch der Einzelne sein Auskommen und Vorwärlskommen finden. Nötig ist freilich, daß Landwirt und Handwerker sich nicht von einseitigen Agrar- und Mittel-- stp ndsp o l i ti ker n einsangen lassen, die eine rückständige und rückläufige Richtung betreiben, und die zwar aus Dem Wege einer rücksichtslosen Interessenvertretung goldene Berge versprechen, in Wahrheit jedoch nur alle übrigen Volkskreise zur Abwehr zwingen. Auch Landwirtschaft und Gewerbe kann sich nur gut entwickeln, wenn
eine gesunde Wirtschaftspolitik in freiheit
lichen, fortschrittlichen und v olksfrenndli- chen Zuständen des Staates wurzelt.
„Kattowitz!"
Jnterpellationsdebatte im preußischen
Abgeordnetenhause.
<kb.) Nun hat also auch der preußische Landtag seine Kattowitzer Interpellationen und damit zugleich seinen ersten „großen Tag" in dieser Session gehabt. Es war „alles da": ein dichtbesetztes Haus, überfüllte Tribünen, um den Ministerpräsidenten von Bethmann-Holl- weg geschart ein reicher Kranz von Ministern, in dem nur Herr von Rheinbaben, der präsumptive „Stellvertreter", fehlte, ja sogar in der Hofloge hoher Besuch: der junge Bräutigam, Prinz Friedrich Wilhelm v. Preußen, von Herrn Jordan von Kröcher und dem Minister von Moltke ehrfurchtsvollst begrüßt. Man mußte freilich warten, sogar recht lange warten, da das Präsidium des Hauses pm die Mittagsstunde vom Kaiser und der Kaiserin in Audienz empfangen worden war, und die große Sitzung infolgedessen statt um l/2 Uhr erst um pH 2 Uhr ihren Anfang nehmen konnte.
Wie seinerzeit im Reichstage, so lagen auch heute dem Dreiklassenparlament zwei Interpellationen vor, die eine vom Zentrum, die andere von den Polen ausgehend. Dem Vizepräsidenten Abg. Dr. Porsch, der die Anfrage des Zentrums motivierte, merkte man es nicht an, daß er eben vom Hofe kam. Er war gans Oppositionsmann, durchaus nicht immer konziliant, ja. er redete sich stellenweise in eine förmliche Leidenschaft hinein. Viel Neues konnte er natürlich dem Hause nicht erzählen: auch er regte sich über die Simultanschulen in'Kattowitz ans, ans deren Klassenzimmern man sogar das Kruzifix entfernt habe, noch mehr über jene schreckliche Ferrer- Versammlung, an der sogar ein lebendiger kgl preußischer Gymnasialoberlehrer teilgenommen haben soll. Vor allem aber verschob er sehr geschickt den doch nicht allzu schwer faßbaren Gegensatz zwischen nationalen und religiösen Kämpfen und kam so schließlich zu der allerdings stnpenden Behauptung, die preußische Regierung habe in dem Kattowitzer kommunalen Wahlkampf eingegrifsen zum Schaden der katholischen, zum Nu-
> oü'i- NNxsch biaui/t ercvndc: e- wäre denn, datz er -seinen uvw den.
friedlich Nietzsche. lNriefe an seine Mutier nnd Schwester.)
Willst du Richter sein?
ai Rownn von Dt n x i IN t l i n n Böttcher.
(For-sttznng)
Als die beiden schon ein tüchtiges Stück gegangen waren - - die Rodenauer hatten ihr Armenhaus ans äußerste Südende ihres Dorfes gebaut, und „die paar Schritte", von denen Gottfried vorher in Gegenwart der beiden Kossüthenmädels gesprochen, waren nichts als eine höfliche, auch entschuldigende Redensart gewesen meinte Trude, auf dem weichen Sande des Fußgängerweges' hinter sich rasche, huschende Schritte zu hören. Sie blieb stehen, legte Gottfried die Hand auf den Arm nnd bat ängstlich: t
„Köhren Sie um. Herr Reinhardt, Ich hätte das nicht annehmen sollen, daß Sie mich nach Hause bringen, wo ich doch weiß, daß der Mensch, der Alwin, immer wi' wahnsinnig wird, wenn er uns nur zusammen sieht. Kehren Sie um. Ich Hab' .solche Angst um - Sie. Es ist ja auch nicht mehr so weit. Ich renne, was ich r.eimen kann; da greift mich, so leicht keiner!"
„Bist nicht gescheitst, Mädel," antwortete Gottfried, und in Erinnerung daran, daß er wegen der kurzen Abrechnung, die er im „weißen Roß" mit seinem Vetter Fritz gehalten, den ganzen Abe.nd aus einen Strauß mH den. „Friderizianischen" gefaßt gewesen war, setzte er laut, fast übermütig, hinzu: „Ich möchte keinem rattu, mir in die Quere zu kommen. Mir jnctt's schon i lauge in den Fingern, mich gegen diesen oder jenen, der mir an den Kr-. .-w will, tüchtig meiner Haut zu ! we' ren!" Dabei packte er Trude, die nicht vom Flecke I wollte, mit festem Griff am Handgelenk nnd zog sie mi, sich. fort. Ließ sie auch nicht los, solange sie zögernden Schrittes neben ihm ging, versuchte sich dabei ein- znreden, daß er's nur täte, um sie zu ihrem Besten
seinem Willen gefügig zu machen — konnte der rote Alwin nicht an ihrer Tür ans tzer Lauer stehen? - und wußte doch, daß er's nur tat, weil's ihn beglückte, den Pulsschlag ihres Blutes zu fühlen, mit ihr von Hand zu Hand verbunden zu sein. Als Trude aber endlich doch wieder in ihre stinke und federnde Gangart verfiel, ließ er sie in plötzlichem Aufsichselbstbesinnen so jählings los, als hätten seine Finger glühendes Eisen berührt.
Und da geschah etwas, worauf er nicht gefaßt gewesen war.
Hegte Trude denselben Gedanken, wie Gottfried: daß her rote Alwin vorangeeilt sein und an ihrer Haustür auf sie passen konnte, und wollte sie den Geliebten unter allen Umständen vor einer Begegnung mit seinem Feinde bewahren, oder regte sich das spielerische Verlangen in dem jungen Blut ihrer zwanzig Jahre, ihn auf die Probe zu stellen oder mit ihm, gerade mit ihm ihre Kräfte neckend zu messen? — Kaum, daß Gottfried sie sreigegeben ,lief sie ihm, was sie lausen konnte, davon, in die finstere Nacht hinein, in der ihre dunkel- betteidete Gestalt auch sogleich verschwunden war.
Gottfried stand ein paar Sekunden verblüfft und zaudernd und lauschte auf das leiser und leiser werdende Huschen der flinken Füße, das Rascheln des dünnen, gestärkten Kattnnrockes, Dann aber, im heiß aufstammenden Impuls, begann auch er zu laufen, was seine langen Beine hergeben wollten, und holte die Fliehende wirklich nach kaum hundert Sprüngen ein. Doch nicht durch überlegene Kraft, sondern weil ihr, als sie den geliebten Mann hinter sich herstürmen hörte, Freude und Glück und zugleich auch die Sorge, der jagende Lauf möchte seiner noch, öfters an quälendem Hustenreiz leidenden Lunge schädlich sein, lähmend in die Glieder fuhren. Und wieder packte Gottfried das Mädchen am Handgelenk, mit festerem Griff noch als vorher.
„Da Hab' ich dich ja," stieß er ans schwer nnd heftig arbeitender Brust hervor: und seine Hand glitt an ihrem Arm empor bis zu ihrer Schulter, liebkosend und doch mit entschiedener, zugreifender Geste, wie wenn er Besitz von ihr nähme. „Siehst du nun, wie leicht du zu fangen bist?"
„Aich nicht so leicht, wie Sie denken," versetzte Trude schelmisch, offenbar weniger außer Atem als er. „Wenn ich's durchaus nicht gewollt — wenn ich mich angestrengt hätte, hätten Sie mich nicht gekriegt." Und sie lachte, daß er trotz der Dunkelheit ihre weißen Zähne schimmern sah. Mitten im Lachen aber brach sie ab nnd lehnte ihre Wangen gegen seine Hand, die noch immer fest auf ihrer Schulter lag . Ja, deutlich fühlte er, wie auch ihre Schulter sich voll und warm in seine Hand hineinschmiegte.
Gottfrieds Brust ging noch immer in keuchenden Stößen.
„Zusammen tanzen wollten wir vor der Tür der „Krone", versuchte er zu scherzen; 's ist nichts draus geworden; aber Wettgelaufen sind wir nun wenigstens miteinander." Deutlich fühlte er, wie sein, durch- den raschen Lauf in Wallung geratenes Blut ihn mit unwiderstehlicher Macht zu ihr hinriß; und da hatte er auch schon seinen Arm um ihren Nacken geschlungen und ihre Brust fest an seine Brust gepreßt. Ehe aber sein Mund noch ihre, ihm heiß und sehnsüchtig entgegenblühenden Lippen gefunden, hielt ihn sein Gewissen, sein Trcue- schwur gegen die andere, schon wieder in der Gewalt.
„Ich darf ja nicht, du ... du. Ich darf dir ja nicht gut sein," stammelte er, ließ sie los, strich mit der Hand über ihr vom Nachttan feuchtes Haar und trat dann langsam einen Schritt von ihr zurück.
„Du! du!" schluchzte Trude, wie erstickt von Tränen. Auf einmal gab sie sich einen Ruck, warf den Kopf nach hinten und sog den Atem durch, die Zähne, daß es zischte. Schmähung und böse Anklage gegen „die andere", ihre Nebenbuhlerin, brannten auf ihren Lippen. Aber sie sprach sich doch nicht aus. Ob aus Stolz, ob aus Furcht, dem Geliebten wehezutnn, hätte sie selbst nicht sagen können. Ihre Arme streckten sich ihm noch einmal entgegen und sanken zurück, ehe sie ihr Ziel gefunden. Ein Schauer ging über ihren Körper hin, als ob sie fröre. Dann griff sie nach Gottfrieds Hand, beugte sich nieder, drückte einen langen demütigen Kuh darauf nnd wandte sich still zum Weitergehen.
(Fortsetzung folgt.)