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mit Erzähler vom Schwarzwald.
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Leleioll Ar. 4l.
Amtsblatt für die Htadt Wildbad
verkündigungsblait
der Agi. Forstämter Wildbad, Meistern, '! Enzklösterle rc. während der Saison mit
amtl. Fremdenliste.
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Nr. 12.
Montag den 17. Januar 1KS O.
27. Jahrg.
Beamte.
Deutschland ist ein Beamtenstaat und das Bestreben, Beamter zu werden, greift immer weiter nur sich. Angesichts der U e b erschä tz n n g des Beamtentunrs, die mir dieser Entwicklung Hand in Hand geht, machte es. einen erfrischenden Eindruck, den badischen Finanzmiui- ster Hansell in der badischen Zweiten Kammer einmal andere Anschauungen über die Stellung und die Tätigkeit der Beamten aussprechen zu hören, als man sie sonst von solcher Seite zu vernehmen gewohnt ist. Als Finanzminister ging Hansell natürlich von den Beziehungen der Beamtenschaft zu seinem Ressort ans, und da empfindet er es nicht angenehm, daß in Baden 55,3 Prozent des gesamten Staatsaufwands für den Personalauswand in Anspruch genommen werden. Dabei sind aber die Beamten natürlich noch nicht mit ihrem Einkommen zufrieden, während andererseits der Andrang zu allen Beamten- stcü'en, auch den schlecht bezahlten, doch ein so großer ist, daß viele Bewerber abgewiesen werden müssen. Der Grund ist die Leichtigkeit, mit der die große Mehrzahl derer, die erst einmal zur Beamtenlausbahn zugelassen sind, ihren Weg machen, ohne der aufreibenden Tätigkeit der Privatbetriebe ausgesetzt zu sein. Dazu kommt das Ideal der Pensionsberechtigung, die Versicherung ans ein sorgenloses Alter ohne außergewöhnliche Anstrengung.
Erfreulich war auch die Feststelluug Honsells, daß. hie Bureaukratie nicht um ihrer selbst willen sondern um des Volkes willen da ist. Je weiter man aber nach Norden und Osten kommt, um so mehr bekommt man auch den Eindruck, daß der Beamte und zwar auch der kleinste das Gefühl hat: l'ötgck cßsst moi. Er behandelt das Publikum, das mit ihm in Berührung kommt, so, als ob'nicht der Beamte zur Wohlfahrt des Publikums, sondern umgekehrt, das Publikum als Objekt für das Herrschertalent und als Folie für die Herrlichkeit des Beamten da sei. In dies preußische System passen dann auch ganz vorzügl die Ideen, die gelegentlich der Interpellation wogen der Kattowitzer Beamtenmaßregelungen im Reichstag von. den Staatssekretären Delbrück und Krücke entwickelt wurden. Ebenso wie das Publikum Objekt für die Bürokratie, sind auch die niederen Beamten wieder Objekte der höheren Staatskunst ihrer Vorgesetzten. Und während der jungliberale Mannheimer Abg. König im badischen Landtag für die Beamten das Recht in Anspruch nahm, auch Sozialdemokraten zu sein, lenkce zur selben Zeit im Reichstag der Zentrums-
abg. Graf O p p e r s d o r f'die Aufmerksamkeit der Regierung aus jene Beamte, die bei den badischen Stichwahlen und bei den Stadtverordnetenwahlen in Essen und Dortmund sozialdemokratisch wählten — allerdings nur nur das gleiche Recht nach ihrer Ueberzeugung zu wahren, auch für die Zentrumswähler in Anspruch 'zu nehmen, die als Beamte Polen ihre Stimme gegeben hatten. Nun ist aber bekannt, daß die Stimmabgabe für Polen und Sozialdemokraten in preußischen Regierungskreisen etwa gleichartig bewertet wird, und da in Preußen bei den Gemeindewah- len die Stimmabgabe öffentlich! ist, so ist der Hinweis des Grasen Appersdorf auf die Stimmabgabe von Beamten für sozialdemokratische Kandidaten in Dortmund und Essen ungefähr dasselbe wie eine Denunziation, auch wenn keine Namen genannt wurden. Mag man also auch das Vorgehen des Grafen Oppersdorf 'nicht billigen, so meinen wir andererseits doch, daß man nrit solchen politischen Zwangsmaßregeln gegen Beamte wie in Kattowitz nicht weit kommen wird.
Der Beamte soll nicht heransgehoben werden aus der Bürgerschaft, er soll zu ihr gehören mit gleichen bürgerlichen und politischen Rechten und Pflichten. Aber leider geht der ganze Geist unserer Bureaukratie nach einer anderen Richtung. Standesbewußtsein nennt man den Beamtendünkel, der neuerdings immer mehr nrit dem Reserveoffiziersgeist durchsetzt wird, von dem man es ja wohl verstehen kann, wenn er auf nnisormbegeisterie Backfische Eindruck macht, während man es bei ernsten Männern nicht erwarten sollte. Aber dieser Geist des Aenßerlichen geht Hand in Hand mit einer allgemeinen Ueberhebung, einem über den Stand hinausleben, das den Beamten direkt anerzogen wird. Schon der Student wird dazu angeleitet, über seine Verhältnisse zu leben, besonders wenn er Verbindungen angehört. Dann kommt er, oft noch mit Schulden belastet, in die Beamtenlaufbahn und wird hier, um sich vor den reicher mit Glücksgütern gesegneten Vorgesetzten und Kollegen nicht genieren zu müssen, veranlaßt, dies ,„über seine Verhältnisse leben" fortzusetzen. Und dann langt natürlich das Gehalt nicht zum standesgemäßen Leben, wenn nicht eine reiche Heirat aus der Not hilft. So werden Aeußerlichreiten und ein oft wider Willen anfgedrängter Luxus zu Hemmungen für den pflichttreuen Beamten. Hier müßte Wandel geschaffen werden und zwar vor allem schon in der Erziehung unserer akademischen Jugend, der als Leitstern folgende Worte Honsells vorleuchten müßten: „Die öffentliche Wertschätzung eines Standes wird nicht bestimmt durch Ver
hältnisse und Einkommen, sondern allein durch seine Leistungen und dadurch, wie die Angehörigen dieses Standes den Pflichten ihres Berufes gerecht werden." Ist der Jugend erst einmal die Ueberzeugung davon in Fleisch und Blut übergegangen, dann wird sie auch im Beamtenstand danach handeln.
Deutsches Reich.
Die Erneuerung des Ottheinrichbaus.
Nun ist es so weit! Das badische Finanzministerium schlägt in einer dem Landtag bei seinem Wiederzusammentritt nach den Ferien überreichten Denkschrift vor, „die losen Teile des Mauerwerkes am Ott heinrichsbau des Heidelberger Schlosses von oben herunter planmäßig, soweit der Augenschein dies als nötig erweist, abzu tragen und in gutem Verbände, in gutem Mörtelbett wieder aufzumauern". Zugleich sollen auf der Hinterseite Hilfskonstruktionen gegen den Winddruck angebracht werden.
Also eine regelrechte, funkelnagelneue Ruine! Und weshalb? Die „Franks. Ztg." beantwortet diese Frage: Weil zwei Drittel der Sachverständigen den Zusammensturz des Baues prophezeien, während ein Drittel die Erhaltung mit einfachen Mitteln für möglich hält. Also eine reine Majoritätsfrage der Techniker, bei der die Stimmen'g e z ä h l t sind. Das Finanzministerium mit seinem durch Sachkenntnis nicht getrübten Urteil stellte sich natürlich aus Seiten der Majorität. Davon,, daß eine Autorität ersten Ranges, wie Oberbaurat Warth, die Unschädlichkeit des Winddruckes bei den vorhandenen Mauerstücken und der geschützten Lage des Bauwerkes rechnungsmäßig nachgewiesen Hak, ist in der Denkschrift ebensowenig die Rede, wie auf die Konsequenzen des scheinbar-harmlosen, nicht einmal gesperrt gedruckten Vorschlags hingewiesen wird,- in dessen Verfolg wohl die Hälfte der Qu ädern und Sknlp- turteile des' Ottheinrichsbaus ausgewechselt werden wird-
Es hat keinen Zweck, hier zu wiederholen, was bei dem ersten Anftauchen dieses unglückseligen Projektes von Professoren. Oechelhaeuser und auch anderwärts dagegen vorgebracht worden ist. Nur das Eine sei besonders betont. Es handelt sich bei dieser Frage nicht um „Lehrmeinnngen" 'und „Schlagworte", wie" die Denkschrift meint, sondern um die Anfangsgründe aller
Das ist das Loos der Besten, daß an sie vielfacher Anspruch sich begehrlich drängt. Mo Segen qoillt, d« wallet Jeder hin.
Uhlavd.
Willst du Richter sein?
L8> Roman von Maximilian Böttcher.
(Fortsetzung.-
Tie fünfundzwanzig oder dreißig jungen Rodenauer, die bei der Kavallerie gedient und in ihrem oder in ihres Katers Stall über einen einigermaßen reitbaren Gaul verfügten, hatten den Saal des „Weißen Rosses" mit ihren Waffen und Montierungsstücken in ein veritables Kriegsarsenal verwandelt; und da sie durch die Bank lustige Brüder waren, der „Weiße Roß"-Wiri auch ,das Bier in seinem Faß nicht abstehen ließ, so herrschte bei dem Einkleidungsakt eine lärmvolle Jnbelstimmnng, die noch dadurch gehoben wurde, daß die beiden hübschen Töchter des Hauses mit Nadel und Zwirn im Nebenzimmer bereitstanden, um einem schlecht sitzenden Knebel oder' einem im letzten Augenblick abgerissenen Knopf hilfreich beizuspringen, und sich nicht gerade beleidigt zeigten, wenn einer der kecken Reitersmänner sie in die rosigen Wangen kniff oder um die ivohlgeschnürten TailUm faßte.
Gerade liß. Fritz Reinhardt sich den obersten Haken am Kragen seiner roten, silberverschnürten Attila einen Zentimeter zurückfetzen -- wobei er die hilfreiche Näherin mü dem Roßschweif seiner Husarenpelmütze so beständig an Ohr und Nase kitzelte, daß sie mit ihrer Arbeit nicht vom Fleck kaip - , als Gottfried Reinhardt über die Schwelle trat. Der Roßwirt, der immer noch in ausgetretenen Lederpantofseln und nicht eben sauberen Hemdsärmeln in der Schankstnbe handierte, hatte eigentlich einen Moment daran gedacht, dem ungebetenen Gast den Ein.ritt in den Saal zu verbieten. Da Gottfried seinem Geficht aber die Miene ernster und dringlicher Wichtigkeit gegeben, und da ein verständiger Wirt es mit niemanden verderben darf, so hatte er ihn schli-eßliech passieren lassen.
In des Husarenleutnants, vor bierseliger Verliebtheit schelmisch lächelnde Augen trat ein Ausdruck jähen Erschreckens, als der „Totschläger" da plötzlich, die Köpf? einiger murrender Reitersmänner als Staffage hinter sich, im Rahmen der schmalen Tür erschien, und von seinem roten Mund sprang nach kurzem Besinnen ein Wortschwall des Zornes über die Unverschämtheit des Wirtes, der Hairsrecht und Geheimnis so schlecht zu wahren verstände, sich jetzt aber als kluger Mann natürlich nicht blicken ließe.
„Ich hätte noch einmal ein paar Worte unter vier Angen mit dir zu sprechen," fiel Gottfrieds laute Stimme klar und hart in des anderen, sich wirr und kraus überstürzende Rede.
„Hoho!" ries einer der Friederizianischen drinnen im Saal.
„Die Sache wird ja wohl nicht so dringend sein, daß sie gerade heute erledigt werden muß!" versetzte Fritz Reinhardt unsicher, fast schüchtern.
„Doch! Es muß durchaus noch heute sein! Gerade heute!"
„Maul gehalten!" gröhlte eine andere Stimme hinter der Szene.
„Also... ich habe jetzt natürlich keine Zeit, wie du wohl selbst einsehen wirst. Es ist sogar die höchste Eisenbahn, daß ich fertig werde!" Der Leutnant wurde schon etwas mutiger und schickte einen unklaren, wohl aus die Heischung freundlichen Beistandes berechneten Blick zu seinen Soldaten hinüber, die sich jetzt zu einem dichten Hausen hinter Gottfried zusammenzustauen begannen.
„Frechheit, sich hier einzndrängeln — Ueberhanpt so einer — Was will denn der aus dem Zuchthaus unter anstüirdigen Leuten?" scholl es aus dem wirren Knäuel, in deni wohl kaum einer noch vollständig nüchtern war.
Fritz sah die Zornadern aus der Stirn des in stummer Erregung schwer Atmenden schnellen und hielt es für geraten, im Gegensatz zu den anderen seine Gerechtigkeit und seine wohlwollende Gesinnung zu markieren.
„Mischt euch hier nicht herein, ihr!" ries er den Lärmern zu und sprach dann zu Gottfried wieder in sanftem, einlenkendem Ton weiter: „Wenn du durchaus
mit mir reden mußt — ich weiß zwar nicht, worüber -, so stehe ich später, nach dem Festakt, gern zu deiner Verfügung. Jetzt aper störe uns, bitte, nicht länger!"
„Schmeißt ihn raus, den Totschläger!" brüllte der Grösster im Hintergründe trotz der vorangegangencn Ruhemahnung seines Vorgesetzten.
Gottfried stand wie ein Pfahl.
„Hast du keine Zeit, mich allein anzuhören, so sag ich dir in Gegenwart all deiner Kumpane hier, was ich dir zu sagen habe," warnte 'er mit zitternden Lippen, aus denen alles Blut gewichen schien.
„Ach, quatscht dock) nicht!" stieß der Leutnant, der wohl einsehen mochte, daß einen friedlichen Vergleich nicht zu denken war, und der für den Fall der Not auf den Beistand seiner angetrunkenen Mannen baute, in jähem Stimmungswechsel heraus.
„Also gut denn Gottfried trat wieder, wie jüngstens am Seeuser, seinem Vetter so nahe Brust an Brust gegenüber, daß sein heißer Atem dessen nervös zuckendes Gesicht streifte. „Du hast mir neulich versprochen, meine Schwester, die du nun lange genug ins Gerede gebracht hast, im Herbst zu heiraten. Und ich Hab' dir gesagt: Wenn du sie unglücklich machst, wirst dn's bezahlen. Ich wiederhol's dir heute, ich warne dich zum letztenmal. Ich leid's auch nicht länger — keinen Tag, keine Stunde - daß. du mit anderen Mädels schön tust, und für die, die ein festes Anrecht an dich hat, kein Wort und keinen Blick findest — außer im Dunkeln, wo euch keiner sieht! Laß mich's nicht noch einmal erleben - - wie heute vormittag - daß Els-beth sich die Augen ausweint um deine Nichtswürdigkeit. Kümmere dich heute — ich rate dir gut - - nur um sie und um keine sonst. Geh so mit ihr um vor allen Menschen, daß jeder sieht, sie ist deine verlobte Braut. Es könnte dich sonst gereuen — schon morgen!"
„Hoho! . . . Laß dir das nicht gefallen! . . . iftau' , ihm eins ans sein freches Maul!... Schmeißt ihn raus, den Kerl!" scholl es, da Gottfried nun schwieg, wieder im wilden und wirren Durcheinander aus dem Knäuel bunter Gestalten.
Aortsetzttn- ssigtH