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mit Erzähler vom Schwarzwald.

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Lsiews Nr. 41 .

Amtsblatt für die Ltadt MLldbad.

verkündigungsblatt

der i(gi. Forstämter Wildbad, Meistern. Lnzklösterle rc. während der Saison mit

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Donnerstag den IS. Januar 1S1V.

S7. Jahrg.

Der mecklenburgische Ochsenkopf im Reichstag.

Mitten hinein in die volle hochpolitische Arbeit geht es aus den Weihnachtsferien. Im preußischen Alngeord-, netenhause die Thronrede und die Finanzprogrammreoe des Herrn v. Rheinbaben, und im Reichstage die Interpella­tion der vereinigten liberalen Parteien über die mecklen­burgische Versassungssrage. Tie so oft im hohen Hause verhandelte Frage hat ein neues Gesicht erhalten, durch die Vorgänge in, Mecklenburg selbst. Der ablehnende Standpunkt gegen eine Einmischung des Reiches, den der Vertreter der Reichsregierung im ganzen und der Bevoll­mächtigte der mecklenburgischen Regierung im besonderen von jeher Zum Ausdruck gebracht hatten, war im Juni 1909 mit Gründen vertreten worden, und diese Gründe können, nachdem die Verhandlungen der mecklenburgischen Regierungen mit den Ständen gescheitert sind, nicht mehr- aufrecht erhalten werden. Nunmehr konnte und mußte die Reichs- und mecklenburgische Regierung gezwungen ' werden, Farbe zu bekennen, und der nationalliberale ALg. Link, der zugleich auch in Vertretung der linksliberalen Fraktionsgemeinschaft die Interpellation begründete, un­terzog sich dieser 'Aufgabe gründlich und eindringlich. Tie verfassungstreuen, staatsrechtlichen Ausführungen des Syn­dikus der Stadt Rostock wurden wirksam, unterstützt durch den warmen Gesühlston, von dem seine Rede getragen war. Er war der Anwalt des bescheidenen, zurückhalten­den, mecklenburgischen Volkes, das nun endlich zur poli­tischen Mitarbeit berufen werden will. Lebhafter Bei- sall der Linken begleitete seine Worte, als er die Brüs- kierung der mecklenburgischen Regierung durch die Rit­terschaft kennzeichnete, und als er auf das halb höhn-.sche, halb selbstzufriedene Lachen den Herren v. Treuenfels und v. Mältzen zurief, sie seien ja eben die Ritter, die im erbeigentümlichen Besitze der mecklenburgischen Regierungs­weisheit sich befunden. Hoffnungsfreudig klang aber nun­mehr sein Appell an die Regierung des Reiches, das eine sittliche Pflicht zu erfüllen habe, indem es, sei es durch lmndessreundliche Vorstellungen oder durch schiedsrichter­liche Tätigkeit auf Grund des Verfassungsparagraphen, oder wenn man das nicht als zulässig erachte, durch An­wendung derKompetenzkompetenz", das heißt durch die

Erweiterung seiner eigenen Kompetenz dem Lande Meck­lenburg zu einer Verfassung verhelfe.

Mer der Appell versagte. Das Gerücht, der Reichs­kanzler selbst werde das Wort zur Beantwortung der Interpellation ergreifen, war nicht zutreffend. Am Tische des Bundesrats hatten sein Stellvertreter Herr Delbrück und neben ihm der Bevollmächtigte der beiden mecklenburgischen Regierungen, der Gesandte Fahr, von Brandenstein Platz genommen. Herr Delbrück machte sich die Sache genau so leicht, wie man es im Grunde von vornherein erwartet hatte. Eine leise, bedauernde Be­merkung über die Ablehnung der'Regierungsvorlage im mecklenburgischen Landtag als Einleitung, und im Schluß­satz die Betonung des föderativen Charakers des Reiches, der die Kompetenz gegenüber dem einzelnen Bundesstaat verneine. Herr v. Brandenstein hatte es schwerer. Seine eigene Erklärung vom 15. Juni war noch in frischer Er­innerung, und dazu war er der Vertreter der Regierung, die gegenüber dem Verhalten der Ritterschaft auf die ReiäMstlse verwiesen hatte. Man sah seiner Erklärung denn auch die Mühe an, die ihre Redaktion ihm oder seinen Auftraggebern verursacht hat. Die Gründe vom Juni gab er rückhaltslos Preis;aus der anderen Seite aber" undgleichwohl" undindessen" die Selbständigkeit der Bundesstaaten und der föderative Charakter der Reichs- Verfassung, sie lassen es nicht zu, daß seine Regierung aus den Erklärungen, die sie der Ritterschaft entgegenge­setzt hatte, und über die Herr v. Brandenstein in diplo­matischer Pflicht sich ansschwieg, die praktischen Folger­ungen zieht. Von den Verhandlungen des Hauses hatte der mecklenburgische Gesandte bislang nur die Jnterpel- larionsrede des Abg. Link gehört, aber er behauptete, aus ihnen schon eine Bestätigung seiner und seiner groß­herzoglichen Regierungs-Auffassung entnehmen zu können, daß die Bersassungsreformim Lande selbst und ans ei­genem" durchzuführen sei. Tie Verfassungsvorlage werde wieder eingebracht werden.

Tie Meinung des Hauses gelangt bei Interpellationen nicht durch Abstimmungen zum Ausdruck: diesmal gab es aber dych eine Art von AbstimmungsProbe. Als der Vize­präsident Tr. Spahn, der heute in Vertretung des bedauer­licherweise erkrankten Grasen Stolberg die Verhandlungen leitete, den Antrag der Linken aus Besprechung dieser Erklärungen Jur Unterstützung stellte, da blieb die ganze rechte Seite.des Hauses und mit ihm auch das Zentrum

sitzen. Indes Inhalt und Ton der ablehnenden Reden waren doch nicht gleichwertig. Aus Herrn v. Treuenfels sprach der selbstbewußte mecklenburgische Ritter. Er hatte nur Hohn und Spott für die Sorge, die man im Reiche für die inneren Angelegenheiten Mecklenburgs trägt. Aber auch er unterdrückte nicht einen Tadel gegenüber dem Ver­halten der Ritterschaft: und er nur, erwartet von dem politischen Geschick und dem Takt seiner Regierung ein günstigeres Resultat als bisher. Ganz anders klang es aus dem Munde des Herrn v. Oertzen, des Wortführers der Reichspartei. Auch er gehört der mecklenburgischen Rit­terschaft als Mitglied an, aber aus ihm sprach ein echter Schmerz über die verfassungsmäßigen Zustände in seinem engeren Vaterlande. Nur lehnt auch er ein Eingreifen des Reiches mit Entschiedenheit ab. Was Herr Gröber vom Standpunkt der Zentrumspartei zu erklären hatte, war unschwer zu erraten. An Mecklenburg hat das Zentrum kein persönliches Interesse, seine Anhänger sind dort in der Ritterschaft und in der Landschaft uüd im Tomanium znsammengenommen mit den Fingern zu zählen: aber es wittert in der Interpellation der Linken den nnitarischen Pferdefuß, und darum ist es für keinerlei Einmischung in einzelstaatliche Kompetenzen zu haben.

Dem Spercher der Freisinnigen Tr. Pachnicke, dem alten Vorkämpfer für die mecklenburgische Verfass­ung, blieb nur übrig, das Facit aus dem Verhalten der Regierung zu ziehen. Er sagte manches treffende Wort über die kulturellen Zustände, wie sie sich aus dem mittel­alterlich-ständischen Versassungsznstand entwickelt haben. Er berief sich auf die Erklärung der Großherzöge selbst, daß diese Zustände die Entwicklung des Landes hemmen. Tie Ritterschaft habe ihrer Regierung ihre Vorlage zersetzt vor die Füße geworfen. In Preußen wie in Mecklenburg dasselbe Bild. Die Ablehnung der Reform, um die Herr­schaft des Großgrundbesitzes für die Dauer zu stabili­sieren. Der Redner schloß unter dem lebhaften Beifall der Linken mit der Erklärung, daß, die mecklenburgisch« Ritterschaft keine Ruhe haben solle; die Parteien der' Lin­ken würden mit ihren Anträgen kviederkommen.

Deutscher Reichstag.

Berlin, 11. Januar.

Vizepräsident Spahn eröffnet die Sitzung um 2HH Uhr. Am Bundesratstisch ist Staotssekretär Delbrück anwesend.

Das in das Getäbrlicke an den kleinen Verhältnissen, daß es »je Seelen klein macht. ft. Ibsen (brieflich).

Willst du Richter sein?

SS)

Roman von Maximilian Böttcher.

(Fortsetzung)

Der Glaube des reinen Toren war mit einem Male wieder obenauf in ihm. Die Sonne goß wieder goldenen Glanz in sein Leben und ließ tausend neue Hoffnungen sprießen. Und wie er im fast kindischen Ueberschwang sei­nes Glückgefühls nun wieder gut und freundlich zu allen Menschen war, so war er's auch zu Trude Hoffmann. Ja, von unwiderstehlichem Drange getrieben, war er es zu ihr auf eine eigene innige Weise, wie wenn er ihr sein früheres barsches und herbes Wesen abznbitten hätte. As ihm zum Dank dafür aus ihren Augen ein Strahl warmer Freude entgegenbrach, riß es an ihm, als müßte er ihre Hände nehmen, ihr zärtliche und liebevolle Worte sagen. Und nur mit Mühe zrvang er das stürmische Be­gehren seines hämmernden Herzens nieder.

Zwei, drei Tage ging er wie in einem seligen, pnr- pnrroten Rausch umher, hielt sich viel in Trude Hoff- manns Nähe und konnte nicht anders, mußte ihr, und nur ihr allein davon sprechen, daß er durch die Ver­öffentlichung seines Znchthanstagebuches nun doch viel­leicht noch einmal rein dastehen würde vor der Welt. Das Mädchen atmete schwer, und ihr Blick hing an seinem Munde. Tie Leute auf dem Hofe aber steckten die Köpfe zusammen, wenn sie die beiden, den Bauer und seine Tagelöhnerin, auf Schritt und Tritt beieinander sahen.

Erst dadurch, daß der rote Alwin ihm im Vorüber­gehen ein paarmal frech und verwegen ein von zügellosem Haß entstelltes Gesicht zeigte, kam Gottfried wieder zur Besinnung. Wohin verirrst du dich?

Tu darfst keine andere liebhaben; denn du hast dich an Erna Plathe gebunden! Der du dich versprachest, gehörst du, solange sie lebt. Verkrieche dich nicht Himer die feige Ausrede, daß sie sich nicht um dich kümmert, daß pn Stunden hast, in denen ein quälender Argwohn an ihrer Treue dich beschleicht! Bewahre du ihr selbst

die Treue, so hast du auch ein Recht, ihre Treue für dich zu fordern! Wer das sah er ein, daß der Vorsatz, sich gegen die heiß Begehrte im Zaume zu halten, ihr kühl und gemessen zu begegnen, sie zu meiden, wo's irgend möglich war, keinen sicheren Schutzwall errichtete gegen die Naturgewalt, die ihn zu ihr Hintrieb. Sein Herz war jung und schrie nach Liebe und Zärtlichkeit, jetzt, da die Freiheit und der Sommer ihm einen großen Teil seiner früheren Gesundheit und Kraft wiedergegeben hatten, mehr denn je zuvor. Er mußte also Mittel und Wege finden, sich Erna Plathe zu nähern, sie wieder häufiger zu sehen und zu sprechen, um unter ihren Küssen die Sehnsucht nach den KÄssen der anderen zu vergessen. Und nicht mehr Gottfried Reinhardt wollte er heißen, wenn ihm das nicht gelänge!

Am Abend vor dem eigentlichen Jubeltage wavs, .daß er sich zum erstenmal seit seiner Heimkehr dorthin aus den Weg machte, wo er hoffen durfte, der Braut inmitten seiner Rodenauer Landsleute wieder öffentlich zu begegnen. Das war der große, lindenüberdachtc freie Platz zwischen der Kirche und dem Gasthauszur Krone", den im Hinblick aus das Fest Pfefferkuchen-, Würfel- und Gauglerbuden, Karussells und Luftschaukeln dicht besitzt hielten, und ans dem sich im flackernden Schein der Windlampen bei Leierkastengedn-del, Trompe­tengeschmetter und Paukengedröhn eine frohe Menge lär­mend und lachend schob und drängte.

Ans zahlreichen, grell beleuchteten Gesichtern, die ihm seit nahezu sechs Jahren nicht mehr vor die Äugen gekommen waren, sah Gottfried da neugierig-erstaunte, auch wohl höhnische, ja feindselige Blicke auf sich ge­richtet.^ Fast überall, wo er vorüberkam, verstummte so­gleich chic laute Unterhaltung, einer stieß den andern an, winkte mit den Augen, flüsterte ein paar, nur den Nächst­stehenden verständliche Worte. Anfangs war Gottfrieds Mund vor Grüßen und Grüßen nicht zum Stillstehen gekommen; als aber sein freundlich zutraulichesGuten Abend - von niemand aus halbwegs entgegenkommende Art, von den meisten knapp und kalt und von einigen überhaupt nicht erwidert wurde, biß er die Lippen zusam­men, grub die Hände in die Taschen und schob sich, den Kops 'steif im Nacken, durch das- Gedränge, als wären diese alle hier ihm fremd und unbekannt.

Dadurch erregte er natürlich offenen UnwAlen; hin­ter ihm her klangen Reden wie:Wa. denn dev hier? der kriegt wohl die Zähne nicht oon'nander?... der hätte lieber zu Hanse bleiben sollen, ' Mr ..."; und schar; und schneidend ging wieder der Stich der seinen eisigen Nadel durch sein Herz und alle seine Nerven. Doch er kämpfte die jäh in ihm aufwallende Regung, diesem Lpießruienlausen durch eine rasche, stille Heim­kehr ein Ende zu machen, zornig nieder und bekam beim Weiterschreiren einen stolzen, fast herausfordernden Aus­druck in seine Hellen Augen. Langsam überwand er das rieselnde Unbehagen und, nachdem er sich eine halbe stunde lang von dem Menschengewoge hatte schieben und stoßen lassen, fühlte er sich sogar ganz wohl in dem brausenden Trubel, vergaß auch wohl vor Schauen und Schauen ein paar Minuten lang, daß er eigentlich nur herübergekommen war, um eine Begegnung mit Erna herbeiznführen, und empfand dann auf einmal neues dumpfes Unbehagen, als er seine Schwester anstatt in Fritz Reinhardts Gesellschaft am Arm einer Freundin un­ruhig spähenden Auges durch die Menge streifen sah. Endlich, während er sich gerade anschickte, einen Rekog- noszierungsgang nach dem Hause mit demwildgewor­denen Dach" zu unternehmen, traten auf der fortwährend aus und zu klappenden Tür derKrone", hinter deren erleuchteten Fenstern es nicht weniger lärmevoll zuging als aus dem Platze draußen, zunächst der Gemeindevor­steher in der Uniform eines Hauptmannes der freiwilligen Feuerwehr, anzuschauen wie eine riesige, buntangestri- chene Tonne, und der Großbauer Brückner, der heute als Kommandeur des Landwehrvereins Degen, Schärpe und vorsintflutlichen Zylinder trug und, lang und dürr und mager in seinen Kleider hängend, wie eine raffi­niert ausstaffierte Vogelscheuche anssah. Hinter diesen bei­den aber erschien Erna, zur Linken von Fritz Reinhardt, zur Rechten von des Bauern Brückner ältestem Sohne Waldemar flankiert, einem geschniegelten semmelblonden Kerlchen, das in Berlin aus denPolizeilentnant stu­dierte", zurzeit aber beim Trainbataillon seine Bize- wachlmcisterübung ableistete, was seine Brust mit um so höherer Wonne schwellte, als er der erste Rodenauer Reserveleutnant zu werden gedachte.

G»2schunlS folgt.)