sc«, dem Par Le itag die Annahme deZ Programms und Statuts zu empfehlen und ihm mitzuteilen, daß der Ansfthuß Anregung zu einigen Ergänzungen bei den anderen Parteien gegeben hat, ohne von deren An­nahme die Zustimmung zu Programm und Statut ab­hängig zu machen. Der außerordentliche Par­teitag soll auf 'den 20. Februar nach Stuttgart »inberufen werden. Dem Reichstagsabgeordneken Payer wurde der besondere Dank des Ausschusses ausge­sprochen.

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Der Ausschuß der Kreisinnigen Bereinigung

ivar am Somttag in Berlin versammelt. Auch er hat, nach einem Referat des Heilbronner Reichstagsabgeordne­ten Tr. Naumann dem Programmentwurf und dem O rg a nisa t i o nssta tut zu gestimmt. Gegen die Fusion hat sich nur ein Redner Tr. Cahn-Frank- furt -- ausgesprochen. Tie Resolution, die zur An­nahme kam, hat folgenden Wortlaut:

Der Borstand des Wahlvereins der Liberalen st im in t der Einigung der drei linksliberalen Parteien zu uud beschließt, dem möglichst im Monat Februar einzuberufen­den Delegiertentag zu empfehlen, den durch den Biererausschuß vorgelegteu Entwurf eines Einigungsprogramms und eines Or- ganisationsstatnts nebst Uebergangsbestimmungen anzunehmen mit der Maßgabe, daß in das Organisationsstatnt noch ein Absatz über die Rechte und die Pflich­ten der Mitglieder ausgenommen und daß die Zahl der Mit­glieder des Geschüstsführenden Ausschusses von l6 auf 17 er­höht wird. Der Geschäftsführende Ausschuß wird gleichzeitig ersucht, die in der Diskussion zum Vortrag gebrachten Wünsche, insbesondere bezüglich des Namens der neuen Partei, bezüglich des Abschnittes No. II (Verhältnis zwischen Staat und Kirche- und der No. VIII (Frauenfrage) des Einigungsprogramms dein Biererausschuß zu unterbreiten."

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Aus Berlin wird der Fr. Ztg. geschrieben:

Die kampsbewußt« Entschlossenheit, mit der der schwä­bische Volksparteitag hinter das Fusionsprogramm des Viererausschusses getreten ist, hat bei der hiesigen Presse ihren Eindruck nicht verfehlt. Die Gegner, die wohl gerade aus der demokratischsten Ecke des Vaterlandes Opposition gegen das neue Mrndestprogramm erwartet haben, können ihre Enttäusch­ung nur schwer verbergen: die Freunde bezeugen Anerkennung und Respekt gegenüber dem politischen Verständnis und der Disziplin der württembergischen Landesversammlung."

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Der Wahlkampf in England.

Aus London wird vom 0. Januar gemeldet : In der vergangenen Woche haben in ganz England rund 20 000 Wahlversammlungen stattgeftnäen. Mit dem gestrigen Tage hat die Beteiligung der Peers am Wahlkamps ihr Ende erreicht, da die Peers sich nach Erlaß des Parla­mentswahlbefehls, der morgen ergehen wird, nicht mehr öffentlich am Wahlkampf beteiligen dürfen. Gestern ha­ben noch zahlreiche Peers öffentlich gesprochen. Viele von ihnen haben dabei einen feindlichen Empfang gefunden, so der Herzog von Norfolk, der erste Peer Eng­lands, der in Brixton durch fortwährende Unterbrech­ungen am Sprechen verhindert wurde, und Lord Do- nalshay in Horüxy (London), der unter polizeilicher Bedeckung sich zurückziehen mußte, da die Menge die Red­nertribüne stürmte. Der Parlamentssekretär in der Ad­miralität, Marxmann, sagte in Camberwell, er be­dauere, daß die Lords nicht länger in der Oeffentlichkeit erschienen, da ihre Reden die Behauptung der Radikalen bewiesen, daß das Haus der Lords eine untaugliche Ein­richtung sei. HandAsminister Chuachill hielt in Leven eine Rede, in der er ausführte, das Oberhaus habe aus­gespielt; es sei veraltet. Es bilde einen Anachronismus, der nur noch den vernichtenden Schlag erwarte, um für immer beseitigt zu sein. Schatzkanzler Lloyd George sprach in Plymouth vor 11000 Personen. Cr bewies, daß die Regierung im Jahre 1909 fast 3 MM. Mehraus­gaben für die Flotte aufgewandt habe und daß sie im näch­sten Jahre noch viele Millionen aufwenden werde. Nach­dem er noch das englische und das deutsche Steuersystem ge­genübergestellt und den britischen und den deutschen Ex­port, sowie die britische und die deutsche Schiffahrt ver­glichen hatte, ließ er seine Rede in dem Gedanken aus-

Völker-Evangelium.

Von Ott« Ninfrid.

(Fortsetzung.)

Wcr au eiue bessere Zukunft der Menschheit glaubt, der merkt, daß sich die Zeichen mehren, die darauf hindeuten, daß wir allmählich in die kriegslose Zeit hineinwachsen.

Es erübrigt noch, den Sinn der Friedensbewegung an eini­gen grundsätzlichen Fragen kiarzumachen. Wir gruppieren den Stofs um die Fragen nach dem Wesen des Kriegs, nach der Rüstung und nach der Vermeidbarkeit des Kriegs.

Krieg welch ein entsetzliches Wort! Wer da wüßte, was der Krieg bedeutet, wie viel heiße Tränen, wie viel ver­brannte Heimstätten, wie viel Blut und Leichen, wie viel gräß­liche Wunden und entsetzlich verstümmelte Menschenleiber, der würde es nicht mehr wagen, dieses Wort im Leichtsinn hin- znwerfen. Die Völker aber und ihre Führer würden, wenn sie die gräßlichen Folgen einer Kriegserklärung bedächten, sich kaum dazu entschließen, diese eine Silbe, die wie ein Todes­urteil über Tausende betrachtet werden muß, in frevlem Mute oder auch in Zorn und Rachsucht ausznsprechen. Nichts ist so furchtbar als der Mord. Wie kann ein Mensch es über sich gewinnen, den Nebenmensche», der wie er am goldenen Tageslicht sich sreut, zu töten, ihm die Kehle zu durchschneiden, ihm die Brust aufzureißen, ihm das Haupt zu zerschmettern! Im Kriege kommt dasselbe, was als Tat des Einzelnen ver­urteilt wird, in tausendfältiger Vermehrung vor. Der Tot­schlag, der im Krieg geschieht, ist schrecklicher, als wenn ein Räuber ans sein Opfer stürzt, als wenn ein händelsüchtiger Mensch den anderen erschlägt. Wenn hunderttausend Bewaff­nete aufeinanderstoßen, wenn die Magazingewehre knattern und die Schnellfeuergeschütze donnern, wenn ganze Bataillone von der Sense des Allbezwingers Tod hinweggerissen werden, wenn die Reitermassen mit verhängtem Zügel daherstürmen, um alles niederzuhauen und niederznstechen, was ihnen in den Weg kommt, bis sie selbst von den seindlichen Geschossen getroffen sich in einen blutigen Knäuel verwandeln, wobei sich Roß und Mann jm Staube wälzen, welch eine Hölle aus Erden muß das sein!

Man muß, wenn man sich ein Bild von den Schrecken des Krieges machen will, Zeugen hören, die aus eigener An­schauung erzählen können, wie es in den Schlachten zugegangen ist. Der berühmte Begründer des roten Kreuzes, Henry Dunant, hat in seinem Bucheine Erinnerung an Solferino" beschrie­ben, wie die verbündeten Franzosen und Italiener aus der einen, die Oesterreicher auf der anderen Seite in das Kampf- tzewühl sich stürzten, wie sie in vierzehnstündigem Ringen sich gegenseitig zerfleischten, wie sie, als die Munition ansgebraucht tvar, die Bajonette und Gewehrkolben in wütendem Handge­menge zerbrachen, wie sie zuletzt sich mit den Zähnen in ein-

kiiugen, daß die Heimat Sir Francis Drakes nicht ein Land sei, in dem inan sich vor den deutschen Schiffsbanten fürchte. In einem anderen Ort sagte Lloyd George, seine Rundreise durch das Land habe chm die Gewißheit gegeben, daß die Liberalen dem Siege entgegengingen.

Aus Württemberg.

Dienstnachrichte«.

Dem Simon Schweizer hat die Ministerialabteilung für die höheren Schulen mit Genehmigung des Ministeriums des Kirchen- und Schulwesens die mit der Dompräbende verbundene Oberpräzeptorsstelle am Proghmnastum in Rottenburg über­tragen. Der Bischof von Rottenburg hat die Dompräbende s. Urigittsw aus der Zahl der Geistlichen dem Repetenten Otto Gauß am Wilhelmsstist in Tübingen übertragen. Am 7. Januar ist von der evangelischen Oberschulbehörde eine Schul­stelle in Gmürrd dem Schullehrer Löffler in Weikersheim, in Langenau, Bez. Mm, dem Unterlehrer Wilhelm Ha ist in Aalen, in Pfäffingen, Bez. Tailfingen, dem Schullehrer Brändle in Böffingen, Bez. Pfalzgrafenweiler, in Mötzingen, Bez. Tailfingen (Herrenberg), dem Unterlehrer Zaul Zimmer­mann in Backnang und dem Amtsverweser Johannes Fütle­rn« nn in Mötzingen, in Vaihingen a. F., Bez. Plieningen, dem Schullehrer Off inger in Jagsthausen, Bez. Neckarsulm, in Güglingen dem Unterlehrer Eugen Burk har dt in Pful­lingen, in Michelfeld, Bez. Hall, dem Unterlehrer Richard G ü n - ther in Ostheim, in Dobel, Bez. Höfen, dem Unterlehrer Emil Eßig in Möhringen, übertragen und die seitens des Fürsten zu Hohenlohe-Olehringen erfolgte patronatische Nomination des Schulamtsverwesers Karl Brand in Buchau auf die Schul­stelle in Ohrnberg, Bezirks Banmerlenbach (Oehringen), und die seitens des Fürsten zu Hohenlohe-Langenburg erfolgte patrona­tische Nomination des Unterlehrers Albert Maisch in Bempf­lingen, Bez. Urach, auf die 2. Schulstelle in Weikersheim, be­stätigt worden.

Die 8audesvers«mml«ng der N»ti»«alliberalen.

Stuttgart, 8. Januar.

Tie na l i o n a l l i ber a l e Partei Württem­bergs hielt heute hier ihre diesjährige Landesver­sammlung ab, die sehr gut besucht war. Das erste Referat hatte Reichs- und Landtagsabg. Hieb er über die politische Lage. Er gab zunächst einen Rückblick über den verflossenen politischen Sommer und erinnerte hierbei besonders an den Zerfall des alten Mocks und an den Sturz des Fürsten Bülow. Der Block sei mehr als nur eineinteressante Episode" gewesen. Auch heute noch gelbe es bei den Freisinnigen und bei den Konserva­tiven sehr viele Politiker, die die Zeit des Blocks als eine segensreiche Periode ansehen. Die Nationalliberalen ih­rerseits hätten keine Veranlassung auf den Block wie ans ei­nen Sündensall .zurückzublicken. Zn einer anderen Zeit wäre z. B. niemals ein so freiheitliches Vereinsgesetz zu­standegekommen. Cs sei nicht richtig, daß das Wachstum der Sozialdemokratie ein geringeres sein würde, wenn die Nationalliberalen bei der Reichsfinanzreform mitgetan hät­ten.. Im GegenteU; gerade dann wäre das sozialdemo­kratische Schlagwort von der einen reaktionären Masse bestätigt worden und das Wachstum der Sozialdemokratie wäre ein noch größeres gewesen. Zn begrüßen sei die Vereinigung der drei linksliberalen Par­teien. Essei das ein erheblicher politisch er Fortschritt. Es werde dadurch Liberalismus ge­stärkt werden, was gerade bei dem großen Nebergewicht der Konservativ-Klerikalen zu begrüßen sei. Beinahe rührend sei es, immer wieder zu hören, daß Zentrum und Konservative eigentlich nichts mit einander zu tun haben wollen. Auch in der Zukunft würde es wieder Wege geben, wo Konservative und Zentrum nicht gemein­sam marschieren können, so z. B. bei der Besprechung der Maßregelungen in Kattowitz und bei der Wahlreform in Preußen. In dem Verhältnis zur Sozialdemokratie würden die Nationalliberalen sich nicht ändern. Auch in der nationalen Haltung würden sich die Nationalliberalen trotz der Erfahrungen des letz­ten Sommers nicht um Haaresbreite ändern. Ebenso werde auch keine Aenderung in der nationalliberalen Halt­ung bezüglich ber Wirtschafts- und Handelspolitik ein- treten. Redner begrüßt den Hanfabnnd und den neuen

ander verbissen oder sich mit Feldsteinen den Schädel zer­schmetterten, daß das Gehirn herumspritzte. Nach der Schlacht lagen die Verwundeten zum Teil neun, zehn, elf Tage lang in der glühenden Sonnenhitze Oberitaliens in den Furchen des blutüberströmten Feldes, von Schmerzen zerrissen, von Fieber geschüttelt, vom Durste gequält; Würmer bildeten sich in ihren Wunden, die Zunge war schwarz im Mund, die Hände waren in den Boden eingekrallt. Viele waren, ehe ihnen geholfen wurde, in jammervolles Elend gebettet, vor Durst und Er­schöpfung gestorben. Als in ver Schlacht von Saint Privat, erzählt Theodor Fontane, die Sachsen über die Ferne Jerusa­lem hinaus vordrangen, kamen sie an einer Kirche vorbei, die von Verwundeten belegt war; die Kirche «ber war in Brand geschossen. Das Jammergeschrei der elenden Menschen, die dem Tod im Feuer entgegensahen, war herzzerreißend anznhören. Aber da war keine Möglichkeit Hilfe zu bringen. Es galt ja, vorwärts zu stürmen und den Sieg an die deutschen Fahnen zu fesseln; so sind die Aermsten elend in den Flammen nm- gekommen. In der Seeschlacht von Santiago versuchte der spanische Admiral Cervera mit seiner Flotte einen Durchbruch durch das amerikanische Geschwader, das ihn im Hafen einge­schlossen hatte. Als nun die spanischen Holzschiffe h'erausfuhren, eröffneten die spanischen Panzer ein solch mörderisches Feuer, daß kein Spanier auf dem Verdeck stehen bleiben konnte: die Leute wurden geradezu ln Stücke gerissen. Nachdem man die Verwundeten in die Kajüte hinuntergeworfen hatte (denn zum Hinuntertragen sand man keine Zeit), fing man an, ihnen die Arme oder Füße abzunehmen. Während nun die Unglücklichen unter den Messern der Aerzte stöhnten, schlugen die amerikani­schen Granaten aufs neue ein, um die schon einmal zerrissenen Meuschenleider aufs neue zu zerreißen, und während das strö­mende Blut den Boden der Kajüte färbte, fingen die spanischen Schisse zu brennen an, um bald hernach mit all dem Greuel unter Rauch und Feuer in die Tiefe des Meeres zu versinken. Der menschenfreundliche Benjamin Franklin erzählte einmal im Blick auf solche Schrecken folgende Geschichte: Ein junger Engel sollte von einem älteren erfahrenen Engel aus die Erde ge­führt werden. Sie kamen in dem Augenblick hier unten an, als eine Seeschlacht wütete. Als nun der junge Engel den Donner der Geschütze und das Krachen der Balken und das Knallen der Explosionen und das Geschrei der Kämpfenden hörtd, da sagte er zu seinem Führer:Du hast mir dUh versprochen, mich auf die Erde zu führen, und siehe, du hast mich in die Hölle geführt." Ja wie in der Hölle Pslegts ,im Kriege zuzugehen und der Dichter Klopstock wird wohl recht behalten, wenn er den Krieg des Menschengeschlechts Brandmal, der Hölle lautestes und schrecklichstes Hohngelächter" genannt hat.

Wir wollen urrs nicht lang« dabei verweilen, zu zeigen, daß der Krieg ein selbstmörderischer Wahnsinn und ein welizerstören- des Verbrechen ist, daß er hervvrgegangen ist aus dem Bruch mit der ursprünglichen dem Menschengeschlecht angeborenen Ord-

Bauernbund, die sich beide gegen die einseitige Palitil des Bundes der Landwirte und der Konservativen wenden. Wenn der Bauernbund auch vornehmlich die Interessen der Landwirtschaft vertreten werde, so werde er doch auch die Interessen von Industrie, Handel und Gewerbe nich aus den Augen lassen. Schließlich würden sich die Nativ- nalliberalen auch in ihrer Mittelstands- und in ihrer So­zialpolitik treu bleiben. In der Verfassungsänderung wirr- den die Nationalliberalen nicht von der Linie abgehen, die sie sich in den Novembertagen des Jahres 1908 vor­gezeichnet haben. Auch'hier dürfe es nur ein Vorwärts und niemals ein Rückwärts geben. Zu wünschen sei, das die Freunde in Preußen bei der dortigen Wahlrechtsä»- derung in einein aufrichtig liberalen Sinne tätig seien. Schließlich geht der Redner noch auf die Arbeiten der wür t t e mb e r gis ch e n L a n d t a g s ein. Bei der Fort­setzung der württembergischen Steuerreform würden du Nationalliberalen für die Einführung der Vermögenssteuer als Ergänzung der Einkommenssteuer und für Ueberwejs- ung der Ertragsstenern an die Gemeinden eintreten. In der Aufbesserung der Beamtengehälter erblicke er eine not­wendige und berechtigte Forderung. Mit dem erledigten Volksschulgesetze sei die Unterlage ftir den Frieden auf dein Gebiete der Schule geschaffen. Im Reichstage wie im Landtage würden die Nationalliberalen auf der unverrück­baren Grundlage des nationalen Gedankens und des be­sonnenen Fortschritts auch fernerhin tätig sein. (Lebhaf­ter Beifall!)

Das zweite Referat hatte Reichstagsabgeordneter Professor Wetzet überStaatsbürgerliche Er­ziehung". Er betonte den Wert einer staatsbürgerli­chen Erziehung. Das Volk müsse dazu erzogen werden, von denr allgemeinen Wahlrecht den rechten Gebrauch zu machen. Künftige Kriege würden besser durch Kaufleute wie durch Soldaten ausgesochten werden, wobei der Sieg der sozialpolitisch am meisten geschulten Nation zufallen würde. Heute gelte es ftir jedermann seine Kräfte in den Dienst der Jugendausbildung zu stellen.

Alsdann sprach Landtagsabg. Kübel überDie Kanalisation des Neckars", die eine Lebensfrage für die würitembergische Industrie sei. Die Durchführ­ung der badischen Vorschläge würde Württemberg teurer kommen, als die der preußischen. Einstimmig wurde eine, am Samstag bereits von der Vertreterversammlung gut­geheißene Resolution angenommen, die folgenden Wortlaut hat:

Die Landesversammlung der nationalliberalen Partei i Württemberg hält die Förderung der Binnenschiffahrt durch Flußkorrektionen und Kanalbauten, insbesondere die Hebung der Schiffahrt auf dem Rhein und die Schiffbarmachung des Neckars für eine «der wichtigsten volkswirtschaftlichen Aufgaben im Reich. In dem von Preußen dem Bundesrat unterbreiteten Vorschlag, zwischen den cm einem Stromgebiet interessierten Bundesstaaten wirtschaftliche Zweckverbände mit der Berechtigung zur Erhebung mäßiger, ausschließlich der Schiffahrt dienender Abgaben zu bil­den, erblickt die Landesversammlung einen geeigneten Weg, um insbesondere die Kanalisierung des Neckars in Bälde ohne zu starke Belastung der württembergischen Staatssinanzen zur Durch­führung zu bringen."

In einer kurzen Diskussion hierzu bemerkte Geh. Hof­rat Iobst, daß der Kanal gebaut werden würde, ob Zweck­verbände geschaffen würden, oder nicht. Lebhaft bedauern würde er es, wenn Minister des Innern von Pischek ge­rade im jetzigen Augenblick zurücktreten würde. Mit einem Hoch auf die Nationalliberale Partei schloß die Versammlung. Es schloß sich noch ein gemeinsames Mit­tugessen an.

Zur Wahl in Freudenstadt.

Nachdem Professor Hoffmann - Stuttgart, dem von Seiten der Volks Part ei die Kandidatur für die bevor­stehende Landtagsersatzwahl in Freudenstadt angetrageu war, erklärte, daß er die Annahme der Kandidatur nicht in Aussicht stellen könne, hat eine, am gestrigen Sonntag in Pfalzgrafenweiler stattgefundene, stark besuchte Ver­trauensmännerversammlung der Volkspartei den Bau­werkmeister Gaiser von Baiersbronn als Kandidaten aufgestellt. Gaiser har angenommen.

nuug, daß er bas Gegenteil alter Religion, aller Moral, aller Gesetzlichkeit ist, ein Rückfall in die Barbarei, in die Wild­heit, in die Bestialität, ein Unzeitgemäßes, Ungeheuerliches in unseren Tagen, eine Schande für unser Geschlecht. Wir wollen nicht reden von den verschiedenen Arten des Krieges: den Reli­gion^' und Propaganda-Kriegen, den Jnterventiöns- und Koa­litionskriegen, -den Legitimitäts- und Erbfolgekciegen, den rei­nen Raub- und Eroberungskriegen, den Pachekriegen und den Vernichtungskriegen. Wir wollen uns nicht dabei aufhalten, die Gründe der Kriege auszuzählen; sie sind, wenn mau einmal Krieg führen will, so billig wie Brombeeren, und noch heute scheint das Wort Friedrichs des Großen nicht Lügen gestraft zu fein:Fange nur frisch einen Krieg an; es wird sich schon ein Professor finden, ihn zu rechtfertigen". Man müßte ein besonderes Buch schreiben, um zu zeigen, was die Könige und Völker in den Krieg getrieben hat. Zu König David- Zeit galt die Menschenjagd, genanntKrieg" als Sport der Könige; man lese darüber 2. Sam. 11, Vers 1:Zu der Zeit, da die Könige Pflegen (!) auszuzieyen". Ein Alexander der Große wußte keine klügere Rechtfertigung für seinen gegen Persien un­ternommenen Eroberungszug, als daß er die Griechen rächen müsse für bas, was sie anderthalb Jahrhunderte vorher von den Persern erlitten haben. Ein Cäsar begründete seinen wider­rechtlichen Uebergang über den Rubico mit der heuchlerischen Behauptung, daß er komme, um die Heiligkeit der Volksrechte zu schützen. Im deutschen Mittelalter waren die Kriegsgründc zum Teil geradezu lächerlich. . Weil der Kurfürst von der Pfalz einem vorlauten bayerischen Gesandten im Eifer des Gesprächs ein Tintenfaß an den Kops geworfen hatte, so sah darin der bayerische Kursürst eine Schmach, die nur mit dem Blut der pfälzischen Untertanen abgewaschen werden konnte. Weil die Frau von Pfaffenrat: sich mit der Frau von Gleichen über den Vortritt bei Ho; gestritten hatte und die letztere wegen ungebühr­lichen Benehmens zu fußfälliger Abbitte verurteilt worden war, so erregte sie darüber die öffentliche Meinung derart, daß da­raus die größten Wirren entstanden, deren Folgen der Ma- sungeu'sche Krieg war. Weil die Frankfurter den Straßburgern die berühmten Gänseleberpasteten nachbuken, so wurde die Stadt Frankfurt wenigstens mit Krieg bedroht . . .

Wir wollen auch nicht von den seelischen Schmerzen er­zählen, die der Krieg mit Naturnotwendigkeit den Menschen­herzen bereitet. Welch ein Jammer, wenn der Gatte sich von der trostlosen Frau, wenn ber Vater von den weinenden Kin­dern sich losreißen muß! Welche Todestraurigkeit, wenn der einzige Sohn aus den Armen der Mutter, der Bräutigam aus den Armen der Braut stch winden muß! Uud welche qualvolle Stunden des peinlichsten Wartens, bis vielleicht die Todesbot- schast kommt, die wie ein vernichtender Schlag all« Hoffnung zertrümmert!

Gortsetzmrg folgt.)