lümg besteht, den Wahlkreis den reaktionären Sch'ackiandrR

endgiltig zn entreißen.

* * *

Eine deutsch-englische Verständigung in Sicht.

Legationsrat v. Rath, Mitglied des preußischen Landtags, bespricht in derNeuen Freien Presse" die hauptsächlicheir Differenz-Punkte zwischen Deutschland und England und weist auf die Möglichkeit hin, darüber zn einer dauernden Verständigung ,zn gelangen. Der neue Reichskanzler, so führt Rath aus, sei anscheinend ge­neigt, vom Kurse seines Vorgängers abzuweichen, dessen getrübtes Verhältnis zn den englischen Staatsmännern aus die Intensität seiner Verständnispolitik hemmend ein- gcwirkt habe. Bethmann Hollweg habe seine Schon­zeit geschickt benutzt, um den Einfluß des mit dem Kanzler­amt unmittelbar verbundenen auswärtigen Ressorts ge­genüber den Marinepolitikern sicherzustellen. Es seien mit England bereits Verhandlungen im Gange, die, wenn die liberale Regierung in England am Ruder bleibe, einen beiderseitig befriedigenden Ausgleich er­warten ließen.

» * *

Eine Vorgeschichte zum russisch-japanischen Krieg

TieMonde illustre" und derMann" veröffentlich­ten Aktenstücke zur geheimen Vorgeschichte des russisch- japanischen Krieges, die von dem russischen Revolutionär Burzeff geliefert wurden. Darnach! trieb eine vom Za­ren begünstigte Kamarilla, an deren Spitze Alexejeff, Besobras off u. a. standen, eine Politik aus eigene Faust ohne Wissen der Minister. Besonders wichtig ist eine Depesche des Zaren an den Statthalter Alexe­jeff, die bald nach der Versicherung des Zaren erging, daß er unter keinen .Umständen den Krieg wolle, in der er­es als wünschenswert bezeichnet, daß die Japa­ner die Offensive ergreifen.

Tages-Chronik.

Karlsruhe, 7. Januar, Die in Tiengen im Amr Waldshut erscheinendeOber badische Volkszeit- u n g" hört am 1. April ds. Js. auf, Organ des Bundes der Landwirte zu sein. Die Geschäftsstelle des Bundes der Landwirte erklärte sich vor einigen Tagen mit einen: entsprechenden Antrag des bisherigen Truckers einver­standen. Damit wird das Fiasko der Bündlerbe- wegung im Oberland treffend gekennzeichnet.

Köln, 7. Jan. DieKölnische Zeitung" meldet aus Berlin: Unmittelbar nach dem Zusammentritt des Reichs­tages wird diesem ein Gesetz über die Schaffung ei­nes Kol o nial gerichts ho fes vorgelegt iverden, der in dritter und letzter Instanz in allen kolonialen Rechts­streitsachen rechtzusprechen berufen ist; ebenso steht die Vor­lage eines Gesetzes über die Regelung der Rechtsverhält­nisse der Kolonialbeamten bevor.

Köln, 7. Januar. Eine heute abend unter dem Vorsitz des Regierungspräsidenten abgehaltene, sehr zahl­reich aus allen Kreisen der Bürgerschaft besuchte Ver­sammlung beschloß die Gründung eines Ortskomitees zur Schaffung eines nationalen Bismarck-Denk­mals in der Nähe von Bingen. Auch in anderen größeren rheinischen Städten wird die Konstituierung solcher Ko­mitees vorbereitet.

Köln, 8. Januar. Nach einem Berliner Telegramm der Köln. Ztg." hat der Watt von Hodeida über die Ermord­ung der beiden Reisenden B u r ck h a r d t und B e n z o n i ge­meldet, daß sie beim Passieren einer Schlucht von Eingeborene» die sich hinter Kaffeebäumen versteckt hatten, erschossen wor­den sind. Burckhardt ist von 4, Benzoni von 3 Schüssen getötet worden. Beide waren sofort tot.

HLratzburg, 7. Jan. Die B i s chöfc von Stra ß- burg und Metz haben auf das Schreiben des Staatssekre­tärs Zorn voi: Bulach geantwortet, daß sie zu ihrer Halt­ung in der Lehrersrage berechtigt und verpflichtet seinen. Natürlich!

Lhalons-fur-Marne, 8. Jan. Latham unternahm gestern Nachmittag einen Aufstieg, der 114 Stunden dauerte und er­reichte eine Höhe von 10501180 Meter. Er hat damit den bisherigen Höheurekord geschlagen.

Aus Württemberg.

Dienftnachrichte».

Die evangelische Stadtpfarrei Riedlingen, Dekanats Biberach, dein Repetenten Dr. Hermann Find eisen am evangelisch- theologischen Seminar in Maulbronn, die 2. evangelische Stadt- psarrstelle in Biberach dem 3. Stadtpsarrer Hopf daselbst, und die evangelische Pfarrei Archshofen, Dekanats Weikersheim, dem Pfarroerweser Emil Merkle in Pappeln», Dekanats Blau­beuren, übertragen worden. Oberbahnmeister Ringler in Oeh- rrngen wurde seinem Ansuchen gemäß unter Anerkennung seiner langjähriecn treuen Dienste in den Ruhestand verseht, dem Ban- w..'meist« Bareiß die Stelle eines technischen sekr.ck tr bei der Estenüahnbauiuspektion Lentkirch übertragen und der ^ttmzcist Golditz bei der Gencraldircktiou der -staats- eisenbahnen aus die Stelle eines Oberkanzlisten bei dieser Ge- neraldirrktion befördert.

Die BauorSnungskornrnisston der Zweiten Kammer begann am Freitag mit der Beratung der abweichenden Beschlüsse der Ersten Kammer zum Ent­wurf einer Bauordnung. Zunächst wurde darüber, ob die Beratung einiger grundlegender Fragen einer Subkom­mission überwiesen werden soll, die Entscheidung auf die nächste Sitzung zurückgestellt. Sodann erstattete der Be­richterstatter zu Artikel 29 des Entwurfs ein eingehendes Referat, dem vom Mitberichterstatter im wesentlichen zu­gestimmt wurde. Das Referat beschränkte sich auf all­gemeine leitende Grundsätze. Einzelheiten iverden in ver­folgenden Sitzung behandelt.

Der 1v. Wiirtt. Handlungsgehilfentag war

am Erfcheinungsfeft in Eßlingen versammelt. Der Vorsitzende des Ausschusses der württ. Handlungsgehilfen­tage, G. Schuster-Stuttgart, begrüßte die Versamm­lung, Als Vertreter der Zentralstelle für Handel und Gewerbe und zugleich im Aufträge des Ministeriums des Innern war Oberregierungsrat lK rack erschienen. F. B e h r i n g e r-Stuttgart sprach überDie Kanfmanns- gerichte in Württemberg." Es wurde eine Entschließung

ängenommen, die die Forderungen der Handlungsgehil­fen nach lückenlosen: Ausbau der Kaufmannsgerichte zum Ausdruck bringt und zugleich die Wege zeigt, wie innerhalb der Landesgreuzen dem erstrebten Ziele am besten nahezu- kommeu sei. G. Löffelhardt- Reutlingen besprach die Entwicklung des kausm. Unterrichtsweseus, namentlich seit Inkrafttreten des neuen Gesetzes betr. Gewerbe- und Han­delsschulen. Die Versammlung nahm eine Entschließung an, die eine Verbesserung der bestehenden Unterrichtsmög­lichkeiten für junge Kauflente, besonders in kleinen Städten verlangt und zu dieser Arbeit vor allen: die Gemeinden und kaufmännischen Korporationen heranziehen will. Den Borträgen schloß sich eine freie Aussprache an. - Um 3 Uhr nachmittags versammelte sich der Gau 2 chwabeu im Deutsch-nationalen Handlungsgehilfen-Verband zu sei­ner 73. Jahresversammlung. Der Geschäftsführer für Württemberg, Fr. B ch riug e r-Stuttgart gab einen umfassenden Ueberblick über die Entwicklung der Orga­nisation in: Jahre 1909. Er stellte fest, daß auf dem Gebiet der kauf:::. Sozialpolitik sehr ansehnliche Erfolge erzielt wurden und die Organisation selbst eine weitere Ausbreitung erfahren habe. Der gegenwärtige Stand der Bewegung in: Lande läßt günstige Resultate auch für das kommende Jahr mit Sicherheit erhoffen. Die Kap senverhältnsise sind zufriedenstellend. Die Neuwahlen er­gaben: F. Behringer als Gauvorsteher, K. Kühne als Gauschriftführer, F. Schmidtpeter als Gaurechner und G. Schuster als Vertreter des Gaues im Anssichtsrat.

Der -ritte Gewerbelehrerkurs wurde am Freh- tag in Stuttgart eröffnet. Einleitend hielt der Ge werbeober'chnlrat, Präsident von Mosthaf eine Ansprache, in der e. bemerkte, daß er von jeher bestrebt gewesen sei, eenen tüchtigen mW gut ausgebildeten Lehrerstand zu gewinnen. Hier, in Stuttgart seien besondere Kurse sür Techniker und Kunstgewerbler eingerichtet, daneben wür­den noch Personen, die den: Volksschullehrerstand ange­hören, an der Gewerbelehrerbildungsanstalt in Karlsruhe ausgebildet. Von den mehr als hundert Bewerbern habe man diesmal für den Kursus die 22 tüchtigsten herausge- sncht, was die Gewähr dafür biete, daß. wiederum tüchtige Lehrkräfte herangebildet werden. Zum Schluß, bedankte fich Präsident von Mosthaf bei den Lehrern für ihre Mühe­waltung und übergab den Kurs den: fchultechnischen Mit- gliede des Gewerbeoberschulrats, Regierungsrat Hart­mann. Die Teilnehmer haben nach dem Kursus, ber­eit: Jahr dauert, noch einviertel Jahr praktisch zu arbei­ten. Alsdann erst werden sie zur Prüfung als Gewerbe­schullehrer zugelassen.

Handwerk und Submission. -Mit den neuen Bestimmungen über die Vergebung von Arbeiten und Lieferungen hat sich un­längst auch die Borstandschaft der Stuttgarter Hand­werkskammer befaßt. Sie begrüßt diese Bestimmungen insofern, als sie tatsächlich dem Handwerker bei der Beteiligung an Submissionen wesentlich günstigere Bedingungen einräumen. Dagegen ist die Fassung der neuen Bestimmung:In geeigneten Fällen kann es sich Empfehlen, Gutachten seitens des organisierten Handwerks einzuziehen" viel zu unbestimmt, da dadurch das Herbeiziehen der Gutachten ganz in das Belieben der Behörden gestellt wird, die wohl in den seltensten Fällen davon Ge­brauch machen würden. Der Vorstand spricht sich daher ge­gen die Einführung des neuen Zusatzes aus, hält es aber für dringend notweirdig, daß der Abg. 14 Ziff. 11,1 folgende Fas­sung erhält:Bei der Aufstellung von Voranschlägen und Preis­berechnungen oder vor der Erteilung des Zuschlags sind Sach­verständige des organisierten Handwerks beizuziehen." Von den neuen, sich auf die Sicherheitsleistungen beziehen­den Bestimmungen ist derjenigen zu widersprechen, wonach Sicherheiten bis zu 1000 Mk. (bisher 500 Mk.) durch Ein­behaltung von Anschlagszahlungen eingezogen werden können. Außerdem wurde noch eine Ergänzung der Submissionsbestimm­ungen nach verschiedenen Richtungen empfohlen. So soll die Ausschreibung der Arbeiten, wo irgend möglich, in kleineren Losen geschehen und die Lose sollen nicht zusammen an einen Generalunternehmer vergeben werden. Innungen und Genossenschaften sollen daher zur Eingabe auf die Gesamtarbeit zugelassen werden. Bon den Bauämtern soll eine angemessene längere Frist von der Vergebung der Arbeiten bis zu .ihrer Fertigstellung gewährt werden. Bei Streik ohne Verschulden des Unternehmens soll sich dieiHerstellungs-, bezw. Lieferungsfrist um die Dauer dieses -Streiks verlängern. Zur Mitwirkung bei Aus­stellung der besonderen Bedingungen, sowie bei den Vorarbei­ten für die Zuschlagserteilung soll eine aus Beamten des Bauamts und aus von: organisierten Handwerk in Vorschlag gebrachten, nicht an der Submission beteiligten Sachverständi­gen bestehende Kommission gebildet werden, die die Kosten der Arbeiten und Lieferungen berechnen und der Baukommission das Angebot zur Zuschkagserteiluug empfehlen soll, das dem ermittelt«: Preis am nächsten kommt. Bei der Vergebung sol­len solche Unternehmer unberücksichtigt bleiben, von denen der Behörde bekannt ist, daß sie ihre Lieferanten nicht bezahlen und Tarisgemeinschaften zwischen Verbänden der Arbeitgeber und Arbeitnehmer nicht einhalten. In den Verträgen über die Uebernahme staatlicher Arbeiten und Lieferungen soll vorge­schrieben werden, daß die übernommenen Lieferungen nicht ganz oder teilweise von Strafanstalten bezogen werden dürfen.

Stuttgart, 7. Jan. Wie die Schwäbische Tagwacht milteilt, ist der Milchkrieg in Stuttgart nun in voller Schärfe entbrannt. Es ist der von der Sozialdemo­kratie und den Gewerkschaften eingesetzten Kommission ge­lungen, laufend Liter Milch von bester Qualität, zu bil­ligem Preise zn erhalten. Die Milch wird Abnehmern für 19 Pfg. das Liier (die Milchhänbler verlangen gegen­wärtig 2122 Pfg.) frei ins Haus geliefert. Es ist ein großer Betrieb mit modernen Maschinen und allen zeit­gemäßen Einrichturigen organisiert. Die neue Versorg­ung der Stadt beginnt zunächst in Heslach, nächste Woche wird der Bezirk West einbezogen usw. Wie das Matt weiter mitteilt, waren Partei und Gewerkschaften gewillt, mit der Händlervereinigung gemeinsam gegen die Milch» verteuernng Front zu machen. Der Vorstand der Milch­händlervereinigung weigerte sich aber, mit der Milchkvm- mrssron der Partei und der Gewerkschaften gemeinsam zu arbeiten. Tie Wirkung dieses Vorgehens der Sozialdemo­kratie war geradezu verblüffend, indem die Milchhänd­ler in den Bezirken, in denen die Milchkvmmission mit der neuen Milchversorgung vorgeht, auch ihrerseits die Preise herabzusetzen beginnen. Der Kampf gcivinnt da­durch einen erbitterten Charakter, den die Schwäbische Tagwacht mit den Worten bezeichnet: es fei Feuer unterm Dach.

Stuttgart, 7. Jan. Der geschäftsführende Aus­schuß des württembergifchen Landesverbandes vom Han­sabund hat sich in einer Sitzung mit der drohenden Verteuerungder Fernsprechgebühr« n beschäf­tigt. In einer läiupren Erklärung wird darauf hinge-

wieesn, daß der Fernsprecher in Deutschland ohnehin keine so populäre Einrichtung ist wie in anderen Ländern. In der vorgesehenen Verteuerung erblickt der Ausfchnß eine Maßregel, die nicht nur weite Kreise der Bevölkerung, sondern auch die Reichspostverwaltung selbst schädige. Man ist der Meinung, daß die erwarteten Ueberschüsse sich durch eine Verbilligung viel eher erreichen ließen.

Freudenstadt, 7. Jan. In einer gestern nachmit­tag im Hotel Post abgehaltenen, nahezu vollzählig besuch­ten Bertrauensmännerversammlung der Nationalliberalen, Deutschen Partei und des Jungliberaleu Vereins wurde einstimmig beschlossen, bei der bevorstehenden Landtags- ersatzlvahl einen Kandidaten ,anfzustellen.

Ariedrichshafen, 7. Jan. Gestern abend sechs Uh» ist in ihrer- Villa hier die Witwe des verstorbenen Mi­nisterpräsidenten Freiherrn von Mittnacht, Frau Ange­lika von Milt na cht, im Alter von 75 Jahren ge­storben. Vor acht Tagen kam sie aus den: MarienHospital in Stuttgart nach Friedrichshofen zurück, woselbst sie ei­nige Tage später einen .Hirnschlag erlitt, an dessen Fol­gen sie gestorben ist. Tie Beerdigung findet am Sonntag nachmittag drei Uhr statt. Freifrau von Mittnacht war eine Tochter des früheren Rektors Bücher am Gymnasium in Ellwangen.

Nah und Fern.

Die Ulme: Münsters rgel

wurde 1376 bis 1378 verfertigt und hatte ursprünglich 169< Pfeifen und 27 Register. In die größte Pseise gehen, wie ein altulmischer Brief sagt, 315 Maß Wein, daher der Magist­rat dem Künstler, der diese Orgel gemacht hat, 315 Maß Wein, den man damals aus deni Markt haben konnte, samt 900 Gulden neben dem ordentlichen Macherlohn geschenkt hat.

Ein Fluchtversuch Haus.

Der durch den Mordprozeß bekannte frühere Rechtsanwalt Hau, der seit seiner Verurteilung im Bruchsalcr Zucht­haus Untergebracht ist, hat in der Nacht vom 5. auf 6. einen Fluchtversuch gemacht, der beinahe gelungen und nur durch die Wachsamkeit eines Hundes vereitelt worden ist. Der Fluchtversuch wurde von Hau und einem anderen in einer über seiner Zelle untergebrachten Genossen folgendermaßen vorbereitet und ausgefnhrt: Die Sträflinge, die sämtlich in Einzelhaft sind, dürfen mehreremal des Tags in Gruppen von 32 spazieren gehen, und zwar in einem zirkusartig angelegten Rondell, in dem jedem ein getrennter Raum von zirka 20 Meter (also 32 Sektoren) zur Verfügung steht. In der Mitte des Ruudells befindet sich ein Aufbau für einen Aufseher, der von diesem Mittelpunkt aus jeden Sträfling in seinem Abteil sehen kann und dafür zu sorgen hat, daß diese nicht miteinander in Verbindung treten. Den letzten dieser Spaziergänge, der abends zwischen 5 und l/26 Uhr stattfindet, also zu einer Zeit, in der es gegenwärtig bereits Nacht ist, benützte Hau und sein Genoss« dazu, sich auf die Seite zu drücken und in einem Lagerraum zu verstecken. Die beiden wollten die Gefängnismauer mit Hilf« einer aus Drahtgesiecht hergestellten Steigleiter, die schon an­gelegt war, in einem Augenblick übersteigen, in dem der Auf­sehr die Runde machte und mindestens 1/41/3 Stunde unter­wegs und abwesend war. So warteten sie bis 3 Uhr morgens, als her Aufseher mit seinem Hunde kain. Der Hund bekam Witterung und dadurch allein wurde der Fluchtversuch vereitelt..

Eine Mißgeburt.

Kürzlich ivurde an dieser Stelle von einer Siallmiß- gebnrt aus Gebersheim im Badischen berichtet, wo ein Zwil- lrngskalb vornen einen Fuß doppelter Länge und hinten drei Füße hatte. Auch in der Umgebung von Neuulm kam so ein ähnlicher Fall vor. Zu Oberhausen kam am 4. Januar 1556 ein Kalb auf die Welt, das nur die zwei Hinteren Füße hatte. Es lies mit aufrechtem Leib wie ein Mensch und übertraf, wie eine alte Schrift besagt, mit leichter Mühe alle Kälber «n Ge­schwindigkeit.

Meine R«chrichte«.

Einen seltenen Gast hatte die Polizeiwache in Eßlingen zu beherbergen, nämlich eine biedere Sau, die aus ei­nem Schweinetransport ausgebrochen war und durch die Stra­ßen der Stadt lustwandelte. Da sie keine Ausweispapierc bei sich hatte, wurde sie aufgegriffen und zur Wache gebracht, wo sie von ihrem Besitzer, nachdem er sechs Stunden lang die Stadt nach ihr abgesucht hatte, mit Freude und.Rührung re­kognosziert und dem Bestimmungsorte zugeführt wurde.

In Hüttlingeu OA. Aalen ist die Frau des Anton Glaser von Sulzdorf tödlich verunglückt. Beim Fut- terschueiden siel das daneben stehende Erdöllämpchen um und explodierte. Die Kleider der Frau singen sofort Feuer, sodaft die Verunglückte in Hellen Flammen stand und schwere Brand­wunden erhielt, denen sie jetzt erlegen ist. Zwei Söhne, die der Verunglückten zu Hilfe eilten, erlitten an den Händen schwere Brandwunden.

In Tuttlingen wurde nach oorausgegangenem Wort­wechsel in einer Wirtschaft der verheiratete Alteisenhändler Ehr. Zepf von dem ebenfalls verheirateten Korbmacher Joh. Gei­ger mit einem Hakenmesser in die linke Rippcnseite gestochen und durch einen 35 Zentimeter langen Schnitt schwer verletzt.

GerichLssaal.

Stuttgart, 7. Jan. Eine interessante Beleidig­ungsklage, die ans den Gegensätzen innerhalb der württem- bergischen Eisenbahnunterbeamtenverbände entsprungen ist, wird demnächst in Stuttgart stattfinden. Der Landtagsabgeordnete und Arbeitersekretär Andre hat ein Mirglied desAlten Ver­bandes" wegen Beleidigung verklagt. Trotzdem dieses Mitglied bereit gewesen wäre, die in einem unbedachten Augenblick ge­brauchte Formalbeleidigung zurückzunehmen, ist Herr Andre hier­auf nicht cingegangen. In dem Prozeß wird auch Veranlassung Vorhand«! sein, den alten Streit zwischen den beiden Eiseu- bahnunterbeamtenverbänden vor der Öffentlichkeit auszufechten.

Pforzheim, 6. Jan. Der etwa 25 Jahre alte Handlungsge­hilfe E. Levy von Essingendrang ging vor einiger Zeit ans Einlad­ung des Dienstmädchens Emilie Kohn von Wurmberg hier zweimal in die Wohnung der verreisten Dienstherrschaft, eines Arztes am Schloßberg, und verlebte dort Schäserstunden. Das Schöffengericht verurteilte ihn wegen Hausfriedensbruchs zu 60 Mark, seine Geliebte zu 14 Tagen Gefängnis. Auf Be­rufung an die Strafkammer besserte diese dein Verurteilten auf eine Woche Gefängnis ans.

Handel und Volkswirtschaft.

Neichenbach OA. Göppingen, 7. Jan. Das an der Bahn­linie Stuttgart-Ulm projektierte große Z e m e n t w e r k soll hier errichtet werden. Als Bauplav ist bas Andreas Hohlbauer- sche Anwesen samt 90 Ar Bauplatz um den Preis von 65 OM Mark erworben worden. Die noch zu bildende Aktiengesell­schaft will mit einem Kapital von 14MM0 Mark arbeiten.

Pforzheim, 7. Jan. Der hiesige Gütergroßspekulant, Kies­bauunternehmer und Gärtnerbesitzer Manz, ist in Konkurs ge­raten. Er hat noch 00 wenigen Jahren bei der Verlegung des Güterbahnhofes ca. luoOM M gewonnen, aber an anderen Geschäften auch wieder viel «»gebüßt.