siernngen da, wo der Privatbetrieb den Interessen der Allgemeinheit zuwiderläuft. Tie Wirtschaftsordnung soll im Zinne eines höheren Anteils der Arbeit am Produk tivnsertrag fortgebildet werden; es werden Koalitions­freiheit, Anerkennung der Berufsvereine, einheitliches Ar­beitsrecht, konstitutionelles Fabriksystem, Maximalarbeits­tag, Arbeiterschutz gefordert; als Ziel der Sozialpolitik wird bezeichnet, jedem Staatsangehörigen ein Existenz Minimum zu sichern. In steuerlicher Hinsicht vertritt das Programm progressive direkte Reichssteuern und Beseitigung der Zölle auf Lebensnotwendigkeiren, in- bezng auf das Heer Umgestaltung in ein Bolksheer und Herabsetzung auf das für die kriegsmäßige Ausbildung erforderliche Maß, bessere und gleichmäßigere Gerichts­barkeit, in religiöser .Hinsicht Trennung von Staat und Kirche, auch finanziell, und Beseitigung alles Religivns- zwangs, auch beim Religionsunterricht der religiösen Ge­meinschaften, inbezug auf die Schule die Aussicht des Reichs, inbezug auf die auswärtige Politik Friedensför- derung, Rüstungsmindernng durch internationale Verein­barungen, schiedsgerichtliche Erledigung internationaler Streitigkeiten und Erfordernis der Zustimmung des Reichs­tags bei Angriffskriegen.

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Baden und Sie Neckarkauatisation.

Wie eine Smttgareer Zeitung angeblich aus bester Quelle erfährt, ist die badische Regierung nunmehr mit neuen Vorschlägen zur Regelung der Neckarkanalisation! an die würrtembergischr. Regierung herangetreten. Der ba­dische r ethnische Kommissär ist beauftragt worden, dem württembergischen technischen Kommissär mitznteilen, daß Hie badische Regierung mir der angeregten Einberufung der administrativen und technischen Beamten der 3 be­teiligter! Staaten einverstanden ist, die Frage der Betei­ligung an den Kosten des Unternehmens einer erneuten Erörterung zu unterziehen.

Zu dieser Meldung erfährt derSchw. Merkur" noch von unterrichteter Seite, daß in Sachen der Neckarkanilisa- tion bereits acht Sitzungen der ständigen technischen Kom­missionen der drei Uferstaaten stattgefunden hätten. Tie nächste Sitzung, vermutlich die letzte, wird stattfinden, wenn Pläne und Kostenvoranschläge über die badische Strecke vorliegen, was bis jetzt noch nicht der Fall sei. Wenn diese Sitzung stattgesunden hat, wird die ganze Angelegenheit dem Ministerium des Innern unterbreitet werden, was jedenfalls noch Wochen anstehen wird. Taß Baden die Kostenfrage erneut erörtern wolle, versteh? sich von selbst, denn was es bisher geboten habe, sei für alle Fälle ungenügend und die Auffassung, daß Baden kein Interesse an der Kanalisation habe, auf die Dauer unhaltbar gewesen.

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Englische Wahlmanöver.

Tie Nachrichl des konservativen Standard von einem geplanten Abkommen zwischen Deutschland und England bezeichnen die meisten.Berliner Blätter als ein englisches Wahlmanöver. So schreibt die Vossische Zeitung:Tie konservative Presse sucht nichts weiter, als ein schroffes Dementi von seiten der deutschen Regierung h c r v o r z u r u s e n, um auf Grund desselben Deutschland die schwärzesten Pläne nach­zusagen und den englischen deutschfreundlichen Liberalen bei den Wahlen ' den Daumen auf den Nacken zu ietzen. Das Manöver ist gar zu plump, als daß die deutsche Regierung darauf esngehen sollte, und die engli­schen Konservativen werden wohl auf diese von ihnen sehnlichst erhoffte Mitarbeit der Wilhelmstraße verzichten müssen. Das Dementi werden sie sich nicht holen."

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Türkische Flottenbegeisterung.

Wie K o n st a n r i n o p e l e r Blätter melden, haben die Offiziere und Mannschaften der ganzen Armee be­schlossen, ihren Gehalt von zwei Monaten in Raten für Flottcnzwecke zu stiften. Auch sonst wird in der Provinz die Subskription für die Flotte eifrig betrieben. Der Flot­tenverein soll in der nächsten Zeit dem Schatz als erste Rate 150 000 Pfd. zum Ankauf eines Kriegsschiffes über­weisen. Tie Regierung gedenkt behufs Wiederaufbau der Flotte eine innere Anleihe anfzunehmen. Ter General­stabschef der Marine har gestern eine Reise angetreten, nur erst den in Genua in Ban befindlichen türkischen Kreu­zer und dann in England einen Dreadnought zu besichtigen. Tie Notabeln von Drama werden für die Flotte einen Tor­pedobootszerstörer stiften.

Die Lage in Griechenland.

Das, was gegenwärtig in Gr i e ch enl a n d geschieht, ist eine völlige Militärdiktatur. Ter Lffiziers- bund schreibt dem Parlament vor, welche Vorlagen es zu beraten, und bis zu welchem Termin es seine Sitzungen zu vertagen hat, er verlangt die Entlassung des Ministers des Innern, weil dieser nicht sofort auf Befehl des Bun­des eine bestimmte Eisenmine an das Staatseigentum überwiesen hat, und am nächsten Tage ist der Minister entlassen. Der Offiziersbund verlangt auch die Entlass­ung einer Anzahl von Gesandten Griechenlands, und die Regierung sagt sofort die Erfüllung dieser Forderung zu. Mehr kann der Offiziersbund wirklich nicht mehr verlangen. Tenn wenn er morgen erklären sollte, daß diese Regier­ung zurückzutreten hat, so ivird Herr Mawromichalis sein Bündel zu schnüren haben, und wer weiß, ob nicht eines Tages der Bund auch noch anderen Leuten mitteilen läßt, daß ihr Stündlein geschlagen habe. Die Herrschaft des Offiziersbundes ist nichts Neues, sie datiert aus dem letzten Sommer und hat ihre Wurzel in der ungeheuren Misere des öffentlichen Lebens in Griechenland. Ohne diese wäre eine solche Gewaltherrschaft einer Offiziersklique nicht denkbar. Vor kurzem schien es einen Augenblick, als habe der Offiziersbund eine Minderung seines Ein­flusses erfahren, als er sich mit der Demission des Kriegs­ministers Lapathiotis, der im Grund nichts weiter als eine Kreatur des Bundesilvar, einverstanden erklärte. Aber jetzt stellt sich heraus, daß dieser Sturz des Kriegsministers nichts anderes war, als idie Folge der Unzufriedenheit eines Teiles der Mitglieder des Bundes, die bei der Beförder­

ung übergangen waren, und die es nun durchsetzten, daß nicht nur sämtliche vorn Ministerium und König beschlos­senen Beförderungen kassiert wurden, sondern, daß auch der Minister entlassen wurde. Die griechischen Offiziere haben wohl das Beispiel .ihrer türkischen Nachbarn, viel­leicht auch das der dreißig Tyrannen des alten Athen auf sich wirken lassen, aber auch in romanischen Ländern ist die militärische Oligarchie nichts Unerhörtes. Zu einein gu­ten Ende aber hat sie selten geführt, und auch Griechen­land hat von ihr schwerlich etwas anderes zu erwarten als eine Steigerung des Unheils und eine Vermehrung der inneren Zwietracht, unter der das Land zu leiden hat. Eine Tyrannis, wiessie von den Leitern des Lffiziers- bnndes ausgeführt wird, ist auf die Dauer unerträglich, und wenn das griechische Volk wirklich, sich selbst regieren will, muß es sichlvon diesen kleinen Despoten befreien. Das wird freilich ohne eine gewaltsame Auflehnung nicht mög­lich sein, und für diese, wie »für eine Regeneration des gan­zen Lebens, fehlt es bisher leider an einen: neuen Thrasybul.

Tages-Chrvmk.

Berlin, 3. Jan. Staatssekretär v. Echoen hat der rus­sischen Botschaft die Erklärung abgegeben, daß gegen die Ver­fügung des Amtsgerichts Berlin-Mitte hinsichtlich der Beschla g- nähme russischer Gut haben.bei dem Bankhause Men­delssohn der Kompetenzkonflikt erhoben werden soll.

Köln, 3. Han. Nach einem Berliner Telegramm der Köln. Ztg. ist der Präsident der kgl. Eisenbahndirektion Köln, Schmidt, unter Beförderung zum Rat 1. Kl. zum Präsidenten, der Ge- neraldireltion der Reichseisenbahn in Elsaß-Lothringen ernannt worden.

Wien, 3. Ja». Der Kaiser empfing heute Mittag die hier eingetroffene Mission ans China znm Studium ausländi­scher Flotteneinrichtungen unter Führung des Prinzen Tsai- Hsun. Der Kaiser sprach sämtliche Mitglieder an und ver­lieh dem Prinzen Tsai-Hsnn das Großkrenz des Leopoldsordens sowie den anderen Herren hohe Ordensanszeichnnngcn.

Aus Württemberg.

Die württemb. Politik im Jahre November. »

Am 7. November fand die L a n d e s v er s a mni- lnng der Sozialdemokratischen Partes Württembergs in Stuttgart statt. Von Interesse war vor allem die Behandlung der Hofgängersrage, die im-öffemlichen Teil der Verhandlung nach Erklärungen des Abg. Lindemann rasch erlöd-gi wurde. Der Hansa- bnnd hielt am 12. in Stuttgart eine Massenversamm­lung. Geh. Iustizrar Tr. Riester sprach über Wesen, Zweck und Ziele des Hansabundes. Der Versammlung wohnten zahlreiche Parlamentarier, höhere Beamte und Großindustrielle bei. Ter Bauernbund errang am 13. beider Landtagser s a tzwahk in Herrenber g, wie anzunehmen war, den Sieg. Tie Wahl brachte einen Rück­gang des Bundes' der Landwirte um rund 700 Stimmen gegenüber der letzten Landesprvporzwahl und einen Zu­wachs vor: 590 liberalen Stimmen. Auch die Sozial­demokratie nahm uni 200 Stimmen zu. Der gewählte Kandidat des Bauernbunds Schmid, erhielt 2063 Stim­men, der Teutschparteiler Gürttner von der Bolkspartei nn- stützt 1560, der Sozialdemokrat Bötzel 461 .Stimmen.

Tie 4.. Bertreterversammlung der Landesversammlnng der württembergischen'Iu n g lib era l en tagte an: 14. in Cannstatt. Eine Resolution sprach den Reichstagsabgeord- neten Hieber und Wetzet ungeteilte Zustimmung aus, wandte sich gegen die Politik der Konservativen und for­derte zum energischen Kamps hegen die Parteien der neuen Mehrheit auf. Eine zweite Entschließung trat für eine einheitliche gesetzliche Regelung der Schulgesetzgebung auch bei den höheren Schulen ein. Am 18. faßte die Ainanz- kommission -einen wichtigen Beschluß, in dem für die Gleich­berechtigung der weiblichen Beamten mit den männlichen eingetreten wurde.

Dezember.

Mit dem l. Dezember begannen die Gemeinde- rarswahlen im Lande; sie zeitigten eine starke Zu­nahme der liberalen Summen. Am gleichen Tag traten die erhöhten Fahrpreise für die 4. Wagenklasse im Lande in Kraft. Am 2. Dezember sprach sich die Finanzkommission der II. Kammer trotz des Widerspruchs der Regierung für die Aufnahme der Bolksschnlleh- rer in das Beamtengesetz aus. Der 14. Dezem­ber brachte den Tod des früheren Württemberg. Gesandten in Berlin, Staatsrat Rudolf Moser von Fils eck. Am 27. Dezember starb ferner der volksparteiliche Ab­geordnete Schmid in Freudenstadt. Schmid wurde bei seiner letzten Wahl mit erheblicher Stimmenmehrheit ge­wühlt. Ter Sitz dürfte der Volkspartei sicher fein.

Bon der Post. Laut einer Verfügung der Gene­raldirektion der Posten und Telegraphen vom 28. Dezem­ber sind vom l. Januar 4010 ab die Einschreib- und die Eilbriefe wieder mit dem Ankunftsstempel zu bedrucken.

Weinsachverständiger. Als Weinsachverständiger im Hauptberuf unter Anweisung des Tienstfitzes in Stutt­gart ist Christian .Vogel wann von Neuenstadt a. K. bestellt worden.

Stuttgart, 3. Jan. Ter große Hofball ist erchgültig aus 18. Januar festgesetzt.

Stuttgart, 3. Jan. Auf derLandesv e r s a inm- lnng der Deutschen Partei am 0. Januar wird das Referat über dieKanalisation des Neckars" der Landtagsabgeordnete Fabrikant Kübel halten.

Stuttgart, 3. Jan. Ter -geschäftsführende Vor­stand des Volksschullehrervereins hat an das Kultministerium eine Eingabe gerichtet, in der um Erhöh­ung der Umzntzskssten für dte unständigen Lehrer, der Kon­ferenztaggelder und um Anwendung der Grundsätze, die für die Bemessung der Zengengebühren an Gemeindebeamte gelten, auch auf die Lehrer gebeten wird.

Waiblingen, 4. Jan. In einer alten Chronik findet sich eine Notiz aus Dreikönig. Ein hiesiger Bürger, Bech- told Müssiggänger, kaufte am Donnerstag vor Jronleich- nahm dem Grafen Ludwig und Ulrich von Württemberg

ein Haus, in welchen: vor Zetten die Fürsten von Waib­lingen gewohnt und aus welchem der Kaiser Friedrich, der Rothbart entsprossen. Dies Hans stand nahe bei dem Markt. In demselben sollen die drei Leiber der Weisen aus Morgenland, welche das Christkind beschenkt haben, über Nacht geblieben sein, als sie aus der Stadt Mailand von dem Kaiser Barbarossa nach Deutschland geschickt wor­den waren.

Freudenstadt, 4. Jan. Wie der Grenzer hört, hat Ratschreiber Wagner-Stuttgart der Leitung der hie­sigen Volkspartei mitgeteilt, daß er für die durch den Tod des Abgeordneten Schmid notwendig gewordene Er­satzwahl für den Landtag nicht kandidiere. Wagner war in: Jahre 1006 gleichzeitig mit den: verstorbenen Abgeordneten Schmid volksparteilicher Kandidat, ist aber damals unterlegen.

Barfuß im Schnee.

An, frühen Nenjahrsmvrgen wurde in Zf e i ch c r : s h v s e n OA. Aalen eine seltene Wette znin Anstrag gebracht. Zwei junge Leute machten sich anheischig, über den frischgesallenen Schnee barfuß in 20 Minuten nach dem etwa 2 Kilometer entfernt gelegenen Wöllstein und wieder zurück zu laufen. Schuhe und Strümpfe wurden zurückgelassen und der Wetttans ange­treten. Nach 17 Nttnnten lehrten sie in heiterster Etinnnnng und recht durchwärmt zurück und Hanen somit die Wetre glän­zend gewonnen.

Seltenes Jagdglück.

Am -Sonntag nachmittag wurde von Jagdetgcntl'imer Küm­merer ans Markung Reichen Hof bei Lorch der fest drei Wochen in -dem Revier sich ansiedelnde Adle r durch eine Flin- tenkngel erlegt. Es ist ein vollständig ausgewachsener Stein­adler, Spannweite zwei Nieter, Größe 00 Zentimeter. Die Wachshant, Füße und Zehen sind gelb. Auf seinen Streifzügen durchquerte er das Remstat, beim Reichenhof von Bergwand zu Bergivanü in schönem, ruhigen, oft auch blitzschnellen Fluge, direkt dem Ziele zustenernd. Ohne Zweifel kommt' der Vogel ans dem bayerischen Hochgebirge. Der Steinadler kann ein Alter von 70SO Jahren erreichen.

Der Bock als Gärtner.

In dem Harzort Thale erfolgte die Verhaftung ei­nes 08jährigen verheirateten Lehrers ans Königsaue, der dort die Ferien mit seiner minderjährigen angeblichen Pflegetochter verbrachte. Das Mädchen, mit welchem er sträflichen Umgang Pflog, ist ein Bergmannskind.

Streik im Theater.

TMHrend der Vorstellung :n einem Theater in Lille streiften plötzlich die Maschinisten und verlangten eine Lohnerhöhung. Nach Rnftündigen Verhandlungen und' nachdem die Forderungen bewilligt waren, nahmen die Maschinisten dje Arbeit wieder ans. Das Publikum, das bereits ungeduldig geworden mar, bereitete dem Regis­seur, gls er die Beilegung des Streiks bekannt gab, eine Ovation.

Kleine Nachrichten.

In der Neujahrsnacht wurde an der Restauration zum Felsen­keller in Feuerbach ein Einbruch verübt. Die Täter stie­gen durch ein Fenster in das Wohnzimmer und entnahmen aus einem Sekretär ca. 2000 Mark Bargeld, sowie mehrere Wert­gegenstände. Zwei verdächtige Personen sind bereits in Haft genommen.

In Nürtingen schoß der 16 Jahre alte Joh. Rentier mit einer Schlüsselbüchse, die explodierte und den jungen Man» an die Schläfe traf, sodaß der Tod sofort eintrat. Der Fa­milie wendet man allgemeine Teilnahme zu. Da zur Zeit überall der Unfug mit dem Schlüsselbüchsenschleßen herrscht, wird der vorliegende traurige Fall wohl ein abschreckendes Bei­spiel sein.

In der Sylvesternacht wurde in G r nnba ch OA. Schorn­dorf der 26 Jahre alte verheiratete Sohn des Maurermeisters Feierabend nach vorausgegangenen Wirtshausstreitercien aus offener Straße innerhalb des Ortes von zwei bis drei dortigen ledigen Burschen mit nenn Messerstichen in den Arm, Hüfte, rechten und linken Fuß schwer verletzt. Der Verletzte wurde ins Bezirkskrankenhans nach Schorndorf verbracht.

Als -am letzten Sylvesterabend der Bote Jos. Dangelmaicr, Schneidermeister in Wißgoldingen OA. Gmünd in Be­gleitung seines auf .Besuch hier weilenden Bruders die Straße von Rechberg nach Wißgoldingen passierte, wurden sie hinter­rücks überfallen. Dem ans Besuch weilenden Bruder wurde ein Schlag ins Gesicht versetzt und das Wägelchen nmgeworfen, das Waren enthielt. Sofort ging der freche Mensch auf den Zwei­ten los, schlug ihn zu Boden und beraubte ihn seiner Geldtasche mit ca. 20 Mark, sowie des Krankengeldes, das für hiesige Kranke bestimmt war, das alles war das Werk eines Augen­blicks.

In Gmünd ist ein Zimmerofen in der Wohnung des Restaurateurs Kallfaß in der Lorcherstraße explodiert. Der Ofen war mit Koks ziemlich voll angesüllt, es waren aber sämtliche Züge geschlossen, so daß die entwickelten Gase nicht entweichen konnten. In dem Zimmer spielten fünf Kinder, als die Gxplosion erfolgte. Von diesen erlitt ein drei Jahre altes Kind, das offenbar dem Ösen am nächsten war, erhebliche Brand­wunden und von den Eisenteilen Verletzungen im Gesicht und am Hals, einem andern Kind, sechs Jahre alt, flog ein Eisen­stück an den Kopf, brachte ihm aber jedoch nur eine geringe Verletzung bei.' Die anderen Kinder kamen mit dem Schrecken davon.

Wegen Tötung des Bodenlegers Bauer in Nürtinge n in der Nenjahrsnacht in Wolfschlngen wurde der Gipser S ch r 0 t h verhaftet.

In Briese» gerieten vier Kinder des Steinsetzmelsters Schramm, sowie ein Sohn eines Drechslermeisters beim Schlit­tenfahren ans dem Schloßsee an eine offene Stelle und brachen ein. Alle fünf ertranken.

Auch in R 0 ttweit ging die Sylvcsternacht leider nicht ohne Unfall vorüber. Gegen halb 1 Uhr nachts wurde am Fricdrichsplatz der 15jährige Adolf Gais, der beim Läuten in der evangelischen Kirche behilflich gewesen war und im Begriffe stand, die im -FDchsen" gelegene Wohnung seiner Mut­ter anfznsuchen, durch einen scharfen Revolverschuß in den Rük- ken getroffen. Der junge Mann glaubte, er sei durch einen Steinwurf getroffen worden, und merkte erst, nachdem er einige Schritte weiter gegangen war und sich heftige Schmerzen und Blutung einstellten, daß er durch einen Schuß verletzt sei.

Kunst und Wissenschaft.

Eine reiche Stiftung.

London, 3. Jan. Der kürzlich verstorbene Chemiker Ludwig Mond von der Bvunner Mond Compagnie hat, einer Blättermeldung zufolge, in seinen: Testament u. a. bestimmt, daß der Universität Heidelberg zum Zwecke na­turwissenschaftlicher Forschungen 20 000 Pfund Sterling, der Akademie der Bildenden Künste in München 20000 Pfund und der Stadt Kassel ebenfalls 20 000 Pfund Ster­ling ans seinen: Nachlaß zugewiesen werden sollen. Fer-