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mit Erzähler vom Schwarzwald.
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Amtsblatt für die Ltadt Wildbad.
verkündigungsblatt
der Agl. Foritämter Wildbad, Meistern, Lnzklösterle rc. während der Saison mit
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Nr. 2.
Dienstag, den 4. Januar 1910.
27. Jahrg.
Volks- oder KastenvertreLer?
Wo die Völker mündig werden, verlangen sie die Mitwirkung an der Regierung der Staaten, die Selbstregierung des Volkes. Selbst die orientalischen Völker sind zu dieser Forderung erwacht. Nur im Deutschen Reiche wird noch in Mecklenburg in der mittelalterlichen verfassungslofen Form weiter regiert — gegen den Willen des Volkes und gegen den Willen der unmächtigen Regierung selbst, die nun zur Hilfe das Reich Legen die obotritischen Junker anruft.
Auch der deutsche „Vorstaat" Preußen hält — soweit das Wahlrecht in Betracht kommt — an einer Verfassung fest, die das Recht zum Unrecht und zum Vorrecht weniger Leute macht.
Die „Volks"-Vertretung soll Mch unserer demokratischen Anschauung ein möglichst vollkommenes Bild der Gesamtanschauung eines Volkes geben, soll die Volksforderungen der Gesamtheiet verkörpern. Das kann aber nur geschehen, wenn der Wille des Volkes möglichst ungehemmt und unverfälscht zum Ausdruck kommt. Die erste Voraussetzung einer richtigen Volksvertretung ist also, daß möglichst alle mündigen Glieder eines Volkes zum Wahlrecht beigezogen werden. Schon nach dieser Forderung ist das preußische Wahlrecht gegenüber dem Reichswahlrecht ungenügend. Denn im Reiche kommen auf je 1000 Einwohner 220 Wahlberechtigte, in Württemberg 210 und in Preußen nur 206.
Das Wahlrecht muß sodann auch so eingerichtet sein, daß es möglichst alle Wahlberechtigten zur Ausübung ihres Rechtes, das eine Pflicht gegen das Staatsganze in sich schließt, veranlaßt. Ganz,wird dieses Ideal nie erreicht werden können. Denn immer wird es einen größeren oder kleineren Prozentsatz von Personen geben, die in indolenter Gleichgültigkeit ihre Berfaffungspslicht gering achten, oder die amtlich oder geschäftlich oder auch durch Alter und Krankheit abgehalten sind, ihr zu genügen. Wenn aber bei'den letzten Reichs tags wählen §4,7 Prozent der Wahlberechtigten abgestimmt haben, wenn bei den LandtagswaUen in Württemberg die Wahlbeteiligung seit 1870 mit 63,6 Prozent fast stetig zugenommen hat bis ans '76,3 bezw. 70.7 Prozent (in der Proportional- rvahk Stuttgarts), so ist mit dieser starken Wahlbeteiligung das Interesse der Bürger an den Reichs- und Landes- angtlegenheiien gegeben.
W enn aber in Preußen laut der neuesten Statistik die Wahlbeteiligung bei her Dreiklassenwahl zurücksinkt
Nicht eia neu Jahr macht den Wendepunkt deiner Zeit: ein neu Herz macht ihn.
Gusta v Frenssen.
Willst du Richter sein?
45 Roman von Maximilian Böttcher.
(Fortsetzung.)
„Warum wohl in deiner Personalbeschreibung die Pockennarben nicht ausgeführt sind?"
„Da könnt' ich — wenn ich wollte — dem Bauern Vorreden, der liebe Gott hat sie mir erst später geschenkt. Tie Pocken und auch die Pockennarben. Wer ich will dem Bauern nischt Vorreden! Die Schreiberseele, die mir damals in meiner Haut die Flebbe ausstellte, war Wohl zu anständig, extra auf 'ne Schimpfierung hinzuweisen, für die doch kein.Mensch, der unter ihr leiden muß, was kann. Oder aber — da die anständigen Menschen verflucht knapp sind in der Welt — am Ende war er auch bloß, zu faul, mich jenau anzugucken oder 'n langes Jeschreibe über meine eilende Existenz zu machen, 'n Strich hinter die besonderen Merkmale — fertig!"
„Du hast, so lange du hier bist — ich Hab' mich bei meiner Mutter erkundigt — noch nie einen Brief gekriegt. Gibt's denn in Hagen oder sonstwo in der Welt nicht irgendeinen Menschen, der sich mal um dich künrmert?"
Der brette, häßliche Mund Alwin Plattenoergs zuckte, seine blanken Augen erschienen Plötzlich wie trübe angehaucht.
„Ich Hab' kein Aas, das nach mir fragt," versetzte er mit höhnischer' Verbissenheit. „Eltern lange tot und bejraben; Geschwister in alle Winde, 's ist mich 'n Jux dran gelegen. Briese schreiben kostet bloß Porto: und nral was schicken tut unsereinem doch keiner. Feld haben wir ooch nich heißt's bei uns allen zusammen."
Und der Knecht faßte die Sense, aus die er sich so lange gestützt hatte, bei den Griffen und ließ sie wieder
ans za. 32,8 Prozent, dann ist über ein solches Wahlrecht schon mit dieser Ziffer dgs Urteil gesprochen. Tenn schon hiemit ist die „Volksvertretung zu einer Min- derheitsvertretung gestempelt, zu einer Vertretung, die nur durch ein -Drittel des Volkes gewählt wurden, während zwei Drittel einem Akt fern blieben, für den sie kein Interesse und keine innere Anteilnahme haben. Das mag bedauerlich sein; aber es ist durchaus begreiflich wenn man ferner erfährt, daß ein Wähler der 1. Klasse dasselbe Recht besitzt, wie rund vier Wähler der dritten Klasse. Ist es da ein Wunder, wenn die Wahlbeteiligung bei der letztern auf 30 Prozent heruntersinkt!
Das ist keine Wahl mehr, das ist einfach, eine Ernennung eines Abgeordneten durch eine einzige bevorrechtete Kaste, die sich in der ersten und zweiten Masse zur Nomination des Kandidaten verbindet und wobei der gutmütige Plebs der dritten Klasse Spalier bilden darf. Wer sich Hiezu dann doch für zu gut erachtet, bleibt mit Recht ruhig zu Hause.
Dazu kommt dann noch die offene Wahlhandlung, bei der Regierung, Verwaltung und Arbeitgeber die Gesinnung der Wähler genau nächprüfen und so honorieren können, wie das im Kattowitz geschehen ist.
Ein Wahlrecht wie in Preußen ist ein Hohn auf ein Volks recht; es kann nie und nimmer eine Volks-, es kann nur eine Kasten Vertretung schaffen. Und so lange dies der Fall ist, wird auch die Indolenz der Bevölkerung bei der Ausübung dieses „Wahlrechtes" nicht weichen, und so lange kann auch eine auf solche Weise gewonnene Volksvertretung für sich nicht das Recht beanspruchen, als der Ausdruck des gesamten Volkswillens gelten zu können. Dieser — auf solche Weise zurückgedrängt - sucht sich dann sein Recht auf ändere Weise zu erzwingen, sei es durch ungestüme öffentliche Kundgebungen! gegen das bestehende Klassenunrecht, sei es durch Protest in einem gerechteren Wahlrecht, das auch in Prenßpn verliehen wurde — im Reichstagswahlrecht. Das Anwachsen der oppositionellen Stimmen bei diesen Wahlen rvird mit allem Fug und Recht daher immer mehr auch zurückgeführt werden müssen auf die Rechtsverkümmerung beim preußischen Wahlrecht.
Rundschau.
Kilometerheft und Landeskarte.
Tie Süddeutsche Berkehrskommission des Verbandes reisender Kaufleute hat sich, an die würt-
langsam und träge, wie das so seine Art war, durch die weißblühende Seradella hinzischen.
Du inst ihm sicher unrecht! dachte Gottfried, während er weiter seinen Weg über das Feld nahm, hin zu den anderen Leuten, die die braunen Schwaden des fast schon trockenen Klees zum Schutz gegen den Nachttau in Hocken setzen. Wo soll ein armer, elender Geselle Güte und Liebe zu seinem Mitmenschen hernehmen — Güte und Liebe, die doch, der Anfang und Urgrund fein müssen zu aller Charakterentwicklung —, wenn sich niemand sei- nes vereinsamten und verhärteten Gemütes annimmt? Du gerade solltest als erster versuchen, ob du ihm nicht ein wenig näherkvmmen kannst! _
Der Doktorbäuer, der sich in den letzten Wochen und Monaten in der ehemaligen Billa Strohschein so rar gemacht, kam nach dem qualvollen Auftritt, den seine Frau in Gottfrieds Gegenwart heraufbeschworen hatte, wieder öfter mal ans einen Sprung zu seiner Schwägerin, zu seinem Neffen und seiner Nichte herüber. Lag das daran, daß min, wo der Monat August mit Macht zu Ende ging, der wieder früher hereinbrechende Abend des Landmannes Tagewerk schon merklich verkürzte, ihm wieder reichliche Muße ließ zu einem gemütlichen Mauderstündchen in der Stube oder unter den Linden vor der Tür, die schon hie und da ein paar gelbe Blätter zur Erde fallen ließen? Oder wollte er durch seine Besuche zeigen, daß er sich vor dem tollen Verdacht, den seine Frau in sinnloser Raserei gegen ihn ansgespien, nicht fürchtete? Nie kam er mit einem Wort aus den Vorfall zurück, nie auch rührte er mit einer Silbe an Gottfrieds Vorhaben, seine Rehabilitierung zu versuchen. „Ich rede nicht mehr mit dir über diese Sache!" hatte er an jenem Sonntag Nachnrittag gesagt; und er hielt Wort, wie er wohl immer Wort gehalten hatte im Leben.
Daß die Mutter ihren Schwager gern bei sich sah, das konnte Gottfried immer wieder und wieder beobachten. Ihr Gesicht hellte sich aus, wenn er in die Tür trat, ihre Augen nahmen einen wärmeren Glanz an, ihre Stimme bekam -einen volleren Ton, War's »in Wunder dem
tembergische und die badische Ei se nb ahnvev- waltung mit dem Ersuchen gewandt, Kilometerheste mit Schnellzugsberechtignng zum Preise von 2,8 Pfg. und 4 Psg. in 3. bezw. 2. Klasse pro Kilometer einzuführen bezw. wieder ei nzusühren. Tie württembergische Eisenbahnverwaltung wird außerdem um Wiedereinführung von Fahrscheinheften zum Grundtarife gebeten. Die nach Stuttgart gerichtete Eingabe führt ans, die 1007 eingesührte Tarisreform habe nicht nur nicht gebracht, was dringend gefordert wurde: „eine Einheitlichkeit im Tarifwesen der deutschen Eisenbahnen", sondern noch eine größere Verworrenheit gezeitigt und dabei nicht nur die Eisenbahn- benützer, sondern auch den Staat selbst ganz empfindlich geschädigt. Von -der Erfüllung seiner Wünsche erwartet der Verband für die Eisenbahnverwattung neben einer bedeutenden Erleichterung des Schalterdienstes eine große Steigerung in der Benützung der 3. und 2. Klaffe, wodurch eine gute finanzielle Wirkung erzielt und für den inneren Verkehr eine dankenswerte Einrichtung geschaffen wäre, die in keiner Weise den Durchgangsverkehr berühren würde. Die nach Karlsruhe gerichtete Eingabe ver- lveistn. a. darauf, daß das Kllometerheft eine volkstümliche Einrichtung ist mit der gleichzeitigen Eigenschaft, die erwünschten höheren Einnahmen zu beschaffen. In Baden, wo der Unterschied zwischen der 3. und 2. Personenzugs- llaffe so besonders stark hervortritt, müsse das 2. Klasse- Kilometerheft, wenn der Wometer höchstens 4 Pfg. kostet, eine Steigerung in der Benützung dieser Masse, die heute im Personenzug so gut wie gar nicht mehr benützt wird, bringen. Der Preis von 2,8 Pfg. für die 3. Klaffe ja Schnell- und Eilzügen würde auf.die Benützung dieser Zuge ungemein günstig wirken. Baden mit seinen Naturschönheiten und besonders auch mit seinen Wintersportgelegenheiten, die zu pflegen im Bolksintereffe eine erste Pflicht: der Regierung sein sollte, könnte nur gute Geschäfte dabei machen, ganz abgesehen davon, daß eine derartige Verbilligung und Vereinfachung des Reifens geschäftlich befruchtend wirken müßte.
Soziale Austausch-Professoren.
Im Karlsruher Arbeiterdiskussionsklub sprach vor einigen Tagen Prof. Dr. Broda ans Paris stber das Thema: „Was die Völker voneinander lernen können". Der Vortrag fand ttn Auftrag des von dem Redner ins Leben gerufenen Internationalen Instituts zum Austausch sozialer Erfahrungen. Im Anschluß an den interessanten Diökuffions-
Maune gegenüber, der ihr in der schwersten Zeit ihres Lebens so treu zur Sette gestanden? Und durfte der Mensch nicht lieb haben, zu wem immer sein Herz ihn hrnzog? War Liebhaben Sünde? Ließ, das Herz sich denn überhaupt Befehle diktieren: dem darfst du gut sein, dem nicht!?
Der Onkel war gegen die Mutter von immer der gleichen stillen, gütigen Freundlichkeit. Ta gab eS keinen Mick und keinen Händedruck, der dem Argwohn des eifersüchtigsten Weibes hätte Nahrung bieten können. Nein, ruhiger und gelassener vermochte kän Bruder mit seiner Schwester zu verkehren!...
Die Aufmerksamkeiten, die der Doktorbauer im Hause seiner Schwägerin erwies, erwies er lediglich ihren Kindern. Mit Gottfried sprach er den Gang der Wirtschaft, insbesondere die Vorbereitungen für die Herbstbestellung, durch, gab ihm aus dem Schatz seiner reichen Erfahrungen eine Fülle guter Ratschläge und kam gar eines Abends mit der Freudenbotschaft, daß der Schneidermühlenbesitzer Gräbert, der noch ein Freund von Frau Maries erstem Gatten war, ihm in die Hand versprochen hätte, seine gesamte nächstwinterliche Holzabfuhr ans der königlichen Forst Gottfried übertragen zu wollen, was diesem in der landwirtschaftlich stillen Zeit eine unvorhergesehene Einnahme von nahezu dreitausend Mark in Aussicht: stellte — ein wahres Glücksgeschenk bei seiner nichts weniger als guten finanziellen Lage.
Eines Abends ließ der Doktorbäuer seinen Blick lange nachdenklich aus den feinen, Wirten Fingern der wie aus Kohlen sitzenden Elsbeth ruhen, die da nervös an ihre« „Aussteuer" bastelte, nicht etwa an Hemden und Jacken oder notwendigem Tisch- und Bettzeug, sondern an allerhand zierlichem und unnützem Luxuskram: Kanten, Litzen, Einsätzen und Deckchen. Gottfried war der Richtung der ernsten und klugen Augen gefolgt und wünschte, der Onkel, vor dem die Schwester noch am ehesten Respekt' füWe, möchte ihr einmal wieder ernstlich ihre Torheit! Vorhalten, in der sie wie blind und taub einer trüben Zukunft entgegentauwÄte.