Das SchulschiffGroßhcrzvgin Elifabet b", das lei Portsmouth in den westindischen Gewässer»

auf den Grund lief. _,

Radziwill, ein nichts weniger Ms glanzender Redner, vorbrachte, war nur eine einzige große Verteidigung. Die Polen, so führte er aus, hätten für die Finanzreform als für daskleinere Nebel" gestimmt. 'Das Verhalten der Staatsregiernng in der Kattowitzer Affäre scheint dem Fürsten von recht wenig Dankbarkeit zn zeugen.

Um 1 / 2 ? Nhr vertagte sich das Haus.

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Der Seniorenkonvent des Reichstages

beschloß in seiner heutigen Sitzung, die erste Lesung am Dienstag zu Ende zu bringen. Am Mittwoch und Don­nerstag sollen nur noch die Interpellationen über den Ar­beitsnachweis beraten werden. Danach geht der Reichstag in Ferien, die bis zum 16. Jan. dauern werden.

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Berlin, 10. Dez. Die Ausschmückungskommission des Reichs­tages hat heute den Ankauf des Lenbachschen Bismcirck- gemüldes beschlossen.

Rundschau.

Rationalliberale Anträge.

Bassermann und Gen. brachten im Reichstag fol­gende Anträge ein, den Reichskanzler zu ersuchen, ei­nen Gesetzentwurf einzubringen, wodurch der Zeugnis­zwang gegen die Presse im Straf- und Disziplinarrecht auf­gehoben wird; ferner einen Gesetzentwurf über die Ver­waltung der Einnahmen und Ausgaben des Reiches so­wie einen Gesetzentwurf betreffend Einrichtung von Be­fugnissen des Rechnungshofes des Deutschen Reiches, fer­ner das Osterfest aus einen bestimmten Sonntag' festzu­legen, dann die verbündeten Regierungen um Vorlage eines Gesetzentwurfes zu ersuchen, die sozialen Bestim­mungen des Handelsgesetzbuches auf die technischen Beam­ten auszudehnen. Einen ähnlichen Antrag brachte die Wirtschaft!. .Bereinigung ein, der jedoch weitergeht und u. a. die Abschaffung der Konkurrenzklausel für diese Be­amten verlangt. Endlich beantragen Bassermann u. Gen. einen Gesetzentwurf betr. Erhöhung resp. Abänderung der Gebühren für Rechtsanwälte. Auch eine Reihe von Anträgen zur Aenderung der Reichsverfassung sind von dieser Seite ausgegangen, so ein Antrag auf 'Abänder­ung der Geschäftsordnung dahin, daß der Zeitpunkt der

Besprechung von Interpellationen nicht lediglich vom Reichskanzler abhängt. Ferner soll ein Gesetzentwurf auf Abänderung der Reichsverfassung vorgelegt werden, wo­nach.die Verantwortlichkeit des Reichskanzlers sür die ge­samte Regierungstätigkeit des Kaisers ausdrücklich fest­gesetzt wird. Schließlich soll ein Gesetzentwurf 'vorgelegt werden, wonach die Verantwortlichkeit des Reichskanzlers

vor einem Staatsgerichtshof geregelt wird.

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Die Berfaffung in Mecklenburg.

Wie aus Schwerin gemeldet wird, weigert sich die mecklenburgische Regierung, in ihrer Antwort auf die Ab­lehnung der Berfassungsvorlage durch den Landtag die Antwort der Stände entgegenzunehmen, erklärte sich mit dem Beschluß der Landschaft im wesentlichen einverstanden und äußerte ihr Befremden über das Verhalten der R i t- ter sch oft, das umso größer sei, als sich diese unter bestimmten Bedingungen auf den Boden der Regierung habe stellen wollen. Bei dieser Sachlage verspreche sich die Regierung keinen Erfolg von einer vorläufigen Fort­setzung der Verhandlungen. Die Verantwortung für die Lage treffe die Ritterschaft. Bei den Verhandlungen im Reichstag werde die Regierung ihren bisherigen Stand­punkt gegenüber einem Eingreifen des Reiches nicht auf- rechlerhalten können. Spätestens auf den nächsten Land­tag werde sie auf oie Berfassungsreform zurückkommen und sie unbedingt zum Abschluß bringen mit allen ihr geeigneten erscheinenden Mitteln. Dfe Antwort der Re­gierung von Mecklenburg-Strelitz auf die Ablehn­ung der Verfassungsvorlage ist inhaltlich dieselbe, nur mi. etwas schärferem Ton.

Die Verteilung der Nobelpreise

fand in Stockholm am Freitag, als am Jahrestag des Todes des Stifters Alfred Nobel mit den üblichen Feierlichkeiten statt. Tie Preisträger sind für Physik: Marc 0 ni und Prof. Ferdinand Braun in Straßburg, für Chemie: Geh. Rat Wilhelm Ostwald in Leip­zig, für Medizin: Prof. Theodor Kocher in Bern und für Literatur : die schwedische Schriftstellerin S el- ma Lagerlöf. Die fünf Preisträger waren alle an­wesend und empfingen aus der Hand des Königs unter andauerndem Beifall die Preisdiplome und die goldene Medaille. Jeder Preis beziffert sich in diesem Jahr auf 103 360 frcs. Das Nobelkomitee des Storthings in Chri- stiania verteilte gleichzeitig zu gleichen Teilen den Frie­denspreis an den ehemaligen belgischen Ministerprä­sidenten Bernandi und an den französischen Senator D'Cstournelles de Constant.

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Ein englischer Schwarzseher,

namens Robert Blackford veröffentlicht in der Lon­doner TageszeitungDaily Mail" einen Brief des sonder­baren Inhalts:

Sic werden mich sehr verpflichten, wenn Sie mir Gelegen­heit geben wollen, die allgemeine Aufmerksamkeit auf einen Gegenstand zu lenken, ehe das Publikum ganz wahltoll geworden ist, der viel wichtiger ist als das Budget. Ich meine Britanniens Unbereitschaft für den Krieg angesichts der gigantischen Vor­bereitungen, die von der deutschen Regierung getroffen werden, um das britische Reich zu zerstückeln und sich die Diktatur über ganz Europa anzumaßm. Ich hege die freundschaftlichsten Ge­fühle für das deutsche Volk. Aber meine Achtung vor Deutsch­land und dem deutschen Volk macht mich nicht blind, blind für die düsteren Pläne der Alldeutschen Partei. Daß unser Reich heute von den schwersten Gefahren seit den Zeiten der spani- nischen Armada bedroht wird, ist die Ueberzengung vieler der vernünftigen und am besten unterrichteten Engländer. Un­glücklicherweise weiß das englische Publikum keinen Unterschied zwischen dem deutschen Volk und der deutschen Regierung zu machen, weiß auch nicht, was diePolitik von Blut und Eisen" zn bedeuten hat. Man g'aubt in England, die deutsche Gefahr bestehe lediglich in der Möglichkeit einer Invasion auf den britischen Inseln, die von der britischen Marine werde aber gOl lagen werden können. Aber die Gefahr beschränkt sich 1 icht nur auf eine Invasion, sondern ist von weit ernsterer Natur und viel schwieriger zu bekämpfen."

Aus Württemberg.

Dienstnachrichten.

Den folgenden unständigen Lehrern an Gewerbe- und Handelsschulen ist je eine Hauptlehrstelle an solchen Schulen übertragen worden und zwar an der Gewerbeschule Biberach Albert Winghart daselbst, Feuerbach Paul Dieterich da­selbst, Heidenheim Gotthold Vincon daselbst, Neckarsulm An­ton Hegele daselbst, Reutlingen Karl Hang daselbst, Ulm Karl Kärcher und Wilhelm Ziegler daselbst; an der Han­delsschule Aalen Oskar Höll daselbst, Biberach Georg Kn oll daselbst, Gmünd Wilhelm Schn ei der Han daselbst, Göppin­gen Friedrich Jauß daselbst, Heidenhcim August Arnholdt daselbst, Heilbronn Karl Talmon-Gros daselbst, Ludwigs­burg Wilhelm Pfeiffer daselbst, Ravensburg Frcmz Kel­ler daselbst, Reutlingen Friedrich Schäfer daselbst, Stutt­gart Karl Appinger und Ernst Egerer daselbst, Ulm Karl Stroheker daselbst. Aus Ansuchen versetzt wurden die Eisenbahnassistenten Götz in Eßlingen zur Generaldirektion der Staatseisenbahnen, Mahl in Eckartshausen nach Crailsheim, Marquart in Rotenbach nach Winnenden und je eine Eisenbahnassistentenstelle wurde in Herorechtingen dem Eisenbahn- gehilfen Schreiber, in Heilbronn Hbf. dem Eisenbahnge­hilfen Fuchs, in Gingen a. Fils dem Eisenbahngehilfen Jo­seph Arnold, in Geislingen dem Eiscnbahngehilfen Haas und in Mühlacker dem Eifenbahngehilfen Grauer über­tragen.

Die Aufnahme von Postanwärterinnen. Die General­direktion der Posten und Telegraphen macht bekannt, daß noch eine beschränkte Anzahl von Postanwärterinnen in den Dienst der Postverwaltung ausgenommen werden. Bewerberinnen, welche eine höhere Töchter- oder Mittelschule, oder eine den er­wähnten gleichstehende einheimische Lehranstalt besucht haben werden bevorzugt. Wer eine derartige Schule nicht oder nicht lange genug besucht, oder keine genügenden Zeugnisse erhalten hat, hat die erforderliche Vorbildung durch Er­stehung einer voraussichtlich zu Beginn des Pjonats Januar stattfindenden Aufnahmeprüfung nachzuweisen.

Stuttgart, 10. Dez. Graf Zeppelin mußte sich gestern abend auf 'Rat der Aerzte von seiner Wohnung in Pas Katharinenspital begeben, wo er sich dieser Tage einer Operation hatte unterziehen müssen. Diese Anord­nung ist, wie das Neue Tagblait meldet, deshalb erfolgt, weil in dem Befinden des Grafen eine kleine Verschlimmer­ung eingetreten ist und weil der Patient dringend der Schonung bedarf. Gras Zeppelin verbrachte im Katha- rinenhospital eine ziemlich unruhige Nacht, doch hat sich im .Laufe des Tages sein Allgemeinbefinden wesentlich gebessert. Tie Wunde am Hals ist leicht entzündet. Zu Besorgnissen liegt kein Anlaß vor.

Stuttgart, 10. Dez. Der Liberale Verein Stuttgart hat sich als Mitglied des Wahlvereins der Li­beralen bereit erklärt, in Verhandlungen über eine Fu­sion mit den links liberalen Parteien einzn- treten. , Diese Geneigtheit soll dem Liberalen Landesver­band mitgeteÄt werden, der vermutlich in Bälde einen Delegiertentag einberufen wird, auf dem die llnksliberale Einigung zur Erörterung kommen soll.

Tuttlingen, 11. Dez. In den Gemeinderat wur­den gestern gewählt: 2 Sozialdemokraten, 1 Demokrat, und 1 Deutschparteiler. Dreiviertel der Wahlberechtig­ten haben ab gestimmt.

Ulm, 10. Dez. Ingenieur Baader von hier gab gestern in einem Vorträge seine Vorschläge zur Lösung der Tonauversickerungsfrage bekannt. Er will den Streit auf Grund einer gütlichen Auseinandersetzung schlichten, den.Donananliegern ein bestimmtes Wasserguantum si­chern, einen andern Teil durch die Anlegung von 2 oder 3 Gefällstnsen mit je doppelten Maschinenaggregaten nutz­bar machen und die 6000 Sekunderster übersteigende Was­sermenge im alten unveränderten Donanbett weiterfließen lassen. Vorteilhafter sür das Projekt wäre es, wenn die obere Versinkungsstelle bei Jmmendingen verstopft wer­den dürfte, es könnte dann über eine Mindestwassermenge von 1500 Litern und über eine Mindestkraft von 2250 k8. verfügt werden. Ztst diese Verstopfung nicht zn er­reichen, so sind immer noch 750 ?8. Mindestleistung zu erreichen. Für alle Fälle vorgesehen ist eine Dampf­reserve. Die Kosten der kleinen Anlage betragen lck/ 2 , die der größeren 2 Millionen. Die erstere wirst einen Ueber-

schuß von 21000 M, die letztere einen solchen von 68 000 Mark ab und die Berzinsungsguote beträgt 5,45 bezw. 6,65 Prozent. Es wird die Bildung einer Kommission ans den Beteiligten und die Gründung einer Aktiengesellschaft em­pfohlen.

Nah und Fern.

Aus einer alten Chronik.

Zwischen der Zaber und dem Heuchelberg hat sich das Dorf Hausen im Laufe der Geschichte hcrausgearbeitet. Ende des 14. Jahrhunderts nur 14 Bürger unter einem Schultheißen zählt es heute gegen 900 Einwohner. Eine eigene Pfarrei, bekam es erst 1468 und unter den ersten Pfarrern wird Jakob Pfäffinger genannt, der 96 Jahre alt, hier starb. Von ihm erzählt eine alte Chronik: Den 17. August 1582 starb Jakob Pfäffinger, Pfarrer zu Hausen im Zabergäu, in dem 96. Jahr feines Alters, denn er war 148? zu Basel geboren, tat 1513 eine Wallfahrt nach Rom, nachdem wurde er Prediger zu Zim­mern und heiratete 1522 die Spingline von Weilbach. Als­dann lebte er 12 Jahre in Sachsen und kam darauf nach Schorndorf. Von dannen 1540 nach Haufen und 1542 nach Sachsenheim. Ferner nach Wimpfen, wo er etliche Jahre ge­predigt. 1556 war er Prediger zu Worms, ging aber 1560 wieder nach Hausen. Er hatte zwei Frauen, davon die erste zu Worms, die zweite zu Hausen gestorben. Diese heiratete; er in dem 70. Jahr seines Alters, 1556. Sie war eine Jungfer von 23 Jahren, hieß Katharina und war M. Bernhard Engel- hards erster Frauen Schwester. Diese lebte mit ihm 13 Jahre und gebar ihm einen Sohn und eine Tochter. Er selbst lebte so lange, daß er Kinder von seiner Tochter bis in das dritte Glied gesehen. In dem Schachspiel war er ein vollkommener Meister.

Ein reizendes Gcschichtchen

leistete sich jüngst das Privatbähnchen Möckmühl-Dörzbach. Dort ist seit kurzer Zeit ein neuer Schaffner engagiert namens Vogel. Also: der Zug saust dahin, Richtung Möckmühl. Man be­findet sich zwischen Krautheim und Gommcrsdorf. Der Schaff­ner kontrolliert die Billets man kommt in Gommersdorf an der Zug hält soll wieder abfahren aber der Vogel Pfeift nicht. Kein Signal ertönt er wird vermißt: Allgemeine Bestürzung. Alter seliger Ben Akiba es ist zwar schon alles dagewesen, aber daß eine Bahn ihren Schaff­ner verliert, ist ein seltener Fall. Und so wars. Vogel war zum Wagen herausgefallcn, aber bei dem rasenden Tempo, in welchem der Zug dahinsauste, glitt er so sanft zu Boden, daß er keinen Schaden nahm. Er erhob sich von der Mutter Erde, schüttelte den Staub von seinen Füßen und lies zurück nach Krautheim. Nun kann aber eine Bahn ohne Schaffner nicht wohl fahren, also spannte man den Gaul aus und fuhr zurück nach Krautheim. Wie groß war Vogels Freude, als er sein herziges Lokomotivchen wieder sah! Wäre es ein we­nig kleiner noch gewesen, so hätte er es ans Herz gedrückt. Als die erste Freude des Wiedersehens vorüber war, stieg er auf und nun gisg's wie der Sausewind mit dem verlorenen und wiedergefi:ebene:: Schaffner weiter. Die Verspätung nahm niemand übe!, de.,.: erstens pressierte es sa so wie so nicht

und zweitens hatte man ja den Vogel wieder ganz

und das war doch die Hauptsache.

Explosion in einem Heidelberger Laboratorium.

Im chemischen Laboratorium in Heidelberg explodierte bei Versuchen mit Säureazid ein Glaskolben, wodurch die Prak­tikanten Otto Hofmann aus Heidelberg und Fritz Sander aus Stade schwer verletzt wurden. Sie wurden im Automobil in die Augenklinik gebracht, wo Geheimrat Keber die Behandlung übernahm.

Ein geheimnisvoller Todesfall

hält in Sigmaringen seit einiger Zeit die Gemüter in Spannung. Der Sohn eines dortigen Bürgers, der im Herbst zum Garde-Fuß-Artillerie-Regiment in Ber­lin eingezogen wurde, ist in einem in der Nähe der ! Kaserne gelegenen Wasser ertrunken. Um an dieses Was­ser zu gelangen, mußte er ein Tor passieren, das stets geschlossen gehalten wird. Außerdem mußte vorher eine etwa 67 Zentimeter dicke Eisdecke eingeschlagen wer­den. Beim Truppenteil wurde Geistesstörung und Selbst­mord als Todesursache angenommen und die Leiche zur Beerdigung in der Heimat freigeben. Die Angehörigen des Verstorbenen glauben nicht an die angegebene Todes­ursache, weil der Ertrunkene einen Brief bei sich trug, der die Mutmaßung eines gestörten Geistes ausschließt. Sie haben die Exhumierung der Leiche beantragt, da­mit festgestellt werde, ob nicht ein Verbrechen vorliegt.