Zur Lage der württembergischen Brauindustrie.

Eine Betrachtung über die Lage des württembergi­schen Braugewerbes enthält die nachstehende Zuschrift: Ueber die Wirkung der neuen Biersteuererhöhung auf das Brauereigewerbe und über die seitherige Rentabi­lität der Brauereien sind im Publikum vielfach so falsche Meinungen verbreitet, daß eine Berichtigung derselben unbedingt erforderlich erscheint. In der Protestversamm­lung der Bierbrauer und Gastwirte Württembergs am 29. Januar 1909, welche in der Liederhalle in Stutt­gart stattfand, hat der Berichterstatter ansgeführt, daß der Reinverdienst, wie sich ans den Berichten gut fun­dierter und gut geleiteter Brauereien ersehen läßt, nur noch eine Mark fünfzig Pfennig aufs Hektoliter betrügt. Daß dieser gewiß bescheidene Reingewinn sich wirklich nur auf die best geleiteten Brauereien bezieht, ergibt die Zusammenstellung in Wolfs Jahrbuch für das Steuer­fahr 1907 bis 1908. Der Rohgewinn der 19 würt- tembergischen Aktienbrauereien zusammen betrug in die­sem Jahre 2 931094 Mark, was bei einem Gesamtab­satz von 1121487 Hektoliter auf das Hektoliter einen Rohgewinn von 2.59 Mark macht. Zieht man aber von dem Rohgewinn die Abschreibungen auf die An­lagewerte ab, welche bei den 19 württembergischen Ak- tienbrauereien in dem genannten Jahr 1433 585 Mark ausmachen, so ergibt sich ein Reingewinn von ungefähr der Hälfte des Rohgewinnes. Es kommt also an Rein­gewinn auf den Hektoliter etwa der Betrag von 1 Mk. 30 Pfg. .Das ist das Resultat der Aktienbrauereien, also doch wohl derjenigen Brauereien, welche ein grö­ßeres Kapital zur Verfügung haben und daher unter be­sonders günstigen Bedingungen arbeiten. Es ist zu ver­muten, daß eine genaue Statistik unter den Privat­brauereien das Bild für diese eher noch als ungünstiger erscheinen lassen würde. Diese Zahlen werden manchen umsomehr überraschen, als das Publikum Wohl von früheren Zeiten her vielfach mit einem viel größeren Reingewinn im Brauereigeewrbe zu rechnen geneigt ist. Tatsache ist auch, daß es früher besser war. Auch über die Gründe, woher dieser Rentabilitätssturz gekommen isr, har die Protestversammlung Auskunft gegeben. Es wurde dort festgestellt, daß die Herstellungskosten des Bieres zum Jeil infolge der natürlichen Entwicklung, znm Teil infolge direkten staatlichen Eingriffs in den letzten Jahren sich pro Hektoliter um etwa 3 Mark ge­steigert haben. Diese Zahl wird niemand überraschen, wenn er erfährt, daß durch den neuen Zolltarif die Zölle auf den Doppelzentner Gerste von 2 «ms 4 Mark, auf den Doppelzentner Malz von 3 Mk. 60 Pfg. auf 5 Mk. 75 Pfg., auf den Doppelzentner Hopfen von 14 auf 20 Mark, auf den Doppelzentner Hafer von 2 Mk. 80 Pfg. aus '5 Mark und auf das Pferd von 20 Mark auf 180 Mark gesteigert worden sind. Des weiteren haben sich in den letzten Jahren die Löhne um 40 Prozent, die Steuern, Umlagen und Versicherungen um 150 Pro­zent, der Preis der Kohlen um 40 Prozent, der Preis - des Faßholzes um 120 Prozent und der Preis des Pechs um 60 Prozent gesteigert.

Ta diesen Steigerungen der Herstellungskosten kein entsprechender Preisäufschlag, sondern eher ein Sin­ken der Preise gegenüberstand, so ist das Sinken der Rentabilität damit von selbst erklärt. Einzelne noch immer verhältnismäßig hohe Dividendenauszahlungen bei einzelnen Aktienbrauereien verschieben, dieses Bild tat­sächlich nicht, denn diese einzelnen besonders hohen Di­videnden werden durch die weit größere Mehrzahl von niederen Dividenden, sa sogar durch die auch nicht feh­lende völlige Dividendenlosigkeit mehr als ausgeglichen. Naturgemäß aber hört und liest das Publikuni mehr von den vereinzelten hohen als von den niederen Dividen­den und Tatsache ist es wohl auch, daß die Quellen

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Ls ist vor ollcm im Loben nützücb, unsere Lrkenntnissäbiykcit ober di - N.^inni: soviel wir können, zu vervollkommnen, und hierin allein beruht des Menschen Glück lind höchste Lebensfreude.

Spinoza.

Willst du Nicht r sein?

LI) Roman non Maximilian Böttcher.

Aber was Gottfried auch seinen Leuten Liebes tun mochre, ihr kaltes Mißtrauen, ihr versteckter Abscheu blieb. In der Theorie hielten sie, die erdgeborenen, mit der Natur mehr oder minder verwachsenen Schol­lenmenschen, den im Jähzorn begangenen Totschlag ge­gen einen gefährlichen Schädling für eine Art berechtigter Notwehr, in der Praxis schauderten sie, beeinflußt durch die von den Gesetzen geschaffene Tradition, vor dem Stigma der Entehrung und Züchtung, das die Zuchthaus­strafe aufdrückt, wie vor einem abscheulichen Brandmal zurück.

Im Anfang des Roggenauft" hatte Gottfried ge­dacht: Ich will ihnen zeigen, daß ich, her ,.Herr", mich ganz eines fühle mit meinenUntergebenen". Und er hatte des morgens die Sense über die Schulter genommen, war mit hinausgezogen aufs Feld und hatte als Schnitter mit ihnen in Reih unb Glied gestanden. Aber wenn er auch die Zähne fest zusammengebissen, so hatte die ungeheuere Anstrengung bei Hitze und Sonnenbrand sei­nen Zerrütteten Körper doch bald ins Wanken gebracht, und schon am dritten Tage war er kurz vor dem Mit­tagsgeläut ohnmächtig hingeschlagen.

Mit dem Schuften in Reih und Glied richtest du dich 'zugrunde und die Wirtschaft bringst du nicht wei­ter damit," hatte der Doktorbauer da gesagt.Leg' Hand ans wo's gerade dringlich ist, aber stell' dich nicht auf 'einem Fleck fest. Wenn die Weiber bei den Rüben sicher sinh, daß hu den ganzen Tag aus dem Roggen­schlag stehst, leisten sie an Faulheit das Menschenmög­liche, und auf dem Hof wirst du nach Strich und Fa-

mancher dieser Dividenden wenigstens teilweise aus Re­serven geflossen sind, welche in den früheren besseren Jahren angesammelt worden waren. Jedenfalls aber ist zu beachten, daß die meisten Aktionäre mit einem höheren Dividendenbezug ihre Aktien zu hohem Kurs erworben haben und unter Zugrundelegung desselben ei­gentlich kaum mehr als eine Verzinsung von 45 Pro­zent erhalten. Nachweislich sind in den letzten Jahren bei den württembergischen Aktienbrauereien im Kurs und an direkten Verlusten verloren gegangen rund 10 Millionen.

Das ist das Bild, das die württembergische Brau­industrie in der Zeit vor der neuen Steuererhöhung bie­tet. Daß dieses Bild nicht einseitig von den Brauereien selbst so gezeichnet worden ist, ergibt der Umstand, daß es sich hier um lauter in der genannten Protestversamm­lung festgestellte Tatsachen und Zahlen handelt, daß die Resolution in der Protestversammlung einstimmig an­genommen wurde und daß in der Protestversammlung die Wirte, welche die Versammlung mit einberufen hat­ten, mindestens ebenso vertreten waren, wie die Bier­brauer. Wie ans einen derartigen Zustand die jetzt Ge­setz gewordene Steuererhöhung wirken muß, das hat einmal ein Bierbrauer in einer Brauerversammlung in die Worte gekleidet:Versuchen Sie jetzt Ihre Brauerei zu verkaufen, und Sie werden staunen, welche trost­losen Angebote Ihnen gemacht werden, soweit Sie über­haupt solche erhalten!"

Daraus ergibt sich, daß nicht nur an den Aktien­brauereien, sondern auch an den über 1100 im Privat­besitz befindlichen württembergischen Brauereien in den letzten Jahren ganz kolossale Kapitalien verloren ge­gangen sind.

Dieser Zustand ist aber auch vvn der gewiß un­parteiischen Regierung anerkannt worden. Die Regier­ung berechnet die Mehrbelastung auf den Hektoliter Bier für die Brauereien auf etwa 1 Mk. 60 Pfg. Daß man bei einem durchschnittlichen Reingewinn von 1 Mk. 30 Pfg. pro Hektoliter eine Erhöhung der Herstellungs­kosten um 1 Mk. 60 Pfg. pro Hektoliter nicht mehr auf die Brauereien übernehmen kann, ist ein sehr ein­faches Rechenexempel. Die Regierung sagt dann in der Begründung des Gesetzentwurfs, daß die württember­gische Brauindustrie diese Erhöhung der Produktions­kosten nicht selbst tragen kann, sondern genötigt ist, sie auf den Verbraucher zu überwälzen, was der Absicht und dem Wesen jeder Verbrauchssteuer entspricht. Die Regierung erkennt ferner an, daß die .Abwälzung der letzten Steuererhöhung vom Jahre 1906 nicht durch­führbar war, daß deshalb die Steuererhöhung in der Hauptsache an dem Braugewerbe hängen geblieben sei, dessen Lage hierdurch teilweise schwierig geworden sei, und daß es daher jetzt für dje Brauindustrie von aller­größter Wichtigkeit sei, daß ihr die Ueberwälzung der neuen Steuererhöhung in vollem Umfange gelinge. Das sagt also die Regierung, die doch bei der Einbring­ung des Gesetzentwurfs eher Interesse daran gehabt hätte, die Lage des Braugewerbes als günstig darzn- stellen.

Trotzdem diese Verhältnisse förmlich darauf dräng­ten, gelegentlich der jetzigen neuen Braustcuererhöhung auch eine Schadloshaltung für die seitherigen nicht ab­gewälzten Erhöhungen von Steuern, Zöllen und sonsti­gen Kosten zu suchen, und trotzdem eigentlich auch die Regierung selbst einen derartigen erhöhten Preisäufschlag nicht als ungerechtfertigt bezeichnen könnte, hat sich das württembergische Branereigewerbe nach reiflicher Ueber- legunz entschlossen, den Aufschlag nur in Höhe des jetzt erfolgten Steueraufschlags, also mit etwa 1 'Mk. 65 Pfg. bis 2 Mark aufs Hektoliter vorzunehmen. Es ist zu hoffen, daß das Publikum diese Mäßigung anerkennen wird. Von vornherein hat das württembergische Brauerei­gewerbe darauf verzichtet, erhöhte Forderungen aufzu­stellen in der Absicht, sich gegenüber den Wirten und

den bestohlen. Ein Großbauer ist wie ein Feldherr im kleinen: er muß seine Augen überall haben."

So ging Gottfried denn beweglich und mit offenen Augen von einem Ende der Wirtschaft znm andern und fand Merall etwas, das faul war, das mit Wort oder Tat abzustellen er sich beeilte. Keinen Winkel gab es da in Ställen oder Scheunen, in die sein Heller Mick des Tages nicht ein halb Dutzend mal flog. Ta war keine Handvoll Futter, die ungenützt umkommen, da war kein Maß Getreide, kein noch so geringes Wirtschaftsgerät, das ein Knecht oder Taglöhner hätte heimlich beiseite schaffen, kein Ei, das eine brutlüsterne Henne hätte weg­legen können. Und ans den Feldern getraute er sich bald jede Nübenpslanze, jede Kartoffelstaude zu kennen. Aber die in der herrenlosen Lotterwirtschaft verwahrlosten Ar­beiter bekamen nun .erst recht einenPiek" auf ihn. Vor dem Schnüffler ist man keine Minute sicher"; und der rote Alwin Prägte das WortZuchthausdirektor" ans ihn, das Pom den anderen mit Hellem Behagen auf- gegriffen wurde.

Als es dann galt, das znm Brechen dürre Getreide einznfahren, kam es zum erstenmal seit langen Jahren wieder wie Jugendfrende Mer-Gottfried Reinhardt; zum erstenmal seit langen Jahren machte der finster-verbis­sene Ansdruck in seinen eckigen, unschönen Zügen dem Ausdruck sonnigen Frohsinns Platz. Und da konnte er sich nicht halten, da stand er auch wieder mit rührigen Händen den ganzen Tag bei der einen Arbeit. Welche Lust auch, die raschelnden Garben auf langer Gabel über die Leitern zu staken, den Wagen hoch hufzutürmen, daß er ans den ausgefahrenen Feldwegen heimschwankte wie ein Schiff vorm Sturm! Welch eine Lust, die Bansen der Scheuer vollz-upfropfen mit dem rauschenden, körner­tropfenden Gold und die Schlieten damit, zu beladen bis unter die Sparren des Daches!

Ja, wenn's andere machen, seh' ich's auch ganz gerne. Es muß aber nicht zu warm dabei sein," sagte Fritz Reinhardt, der in Zerlitz für den erkrankten Sek­retär eingesprnngen war und nun von morgens bis nach­mittags faulenzend und Leute anschnanzend im Amts­bureau saß.Und wie gesagt ... ich weiß wirklich nicht.

dem Publikum aufs Abhandeln einzurichten; pielmehr hat das lgürttembergische Branereigewerbe von Anfang an nur das gefordert, was ihm von Gesetzes wegen zn- steht. Unter diesen Umständen muß jeder Interessent, insbesondere Wirt und Biertrinker, anerkennen, daß der in Württemberg, wo überhaupt in ganz Deutschland die niedersten Bierpreise und die geringste Rentabilität deH Brauereigewerbes sich finden, mit durchschnittlich 2 Pfg. aus dys Liter geplante Preisaufschlag, maßvoll, gerecht und MhchiMt notwendig ist.

D«W Arrnmt, daß diese Preiserhöhung vom würt- tencherGischen Braugewerbe insofern in durchaus würdi­ger Weise eingeleitet worden ist, als die württembergi­schen Brauer von Anfang an nur das absolut Not­wendige gefordert, und nicht anfänglich höhere Forder­ungen aufgestellt haben, in der Absicht, sich auf ein Han­deln einKllassen. Möge diese gewiß korrekte Haltung der württembergischen Brauerschaft den gerechten Lohn darin finden, daß sich die notwendig gewordene Preis- regnlierSng glatt und ohne Kämpfe vollzieht.

Deutscher Reichstag.

Berlin» 30. Nov. Abg. Graf Stolberg- Wernigerode eröffnet als Präsident der vorigen Ses­sion die Sitzung um 2.15 Uhr. Er beruft zu Schriftfüh­rern die Abgg. Rogalla, v. Bieberstein, Engelen, Dr. Hermes und Rimpau. Das Andenken der während des. Sommers verstorbenen Abgeordneten wird durch Erhe­ben von den Sitzen geehrt. Darauf wird die Beschluß­fähigkeit des Hauses durch Namensaufruf festgestellt.

Anwesend sind 337 Abgeordnete. Das Haus ist so­mit beschlußfähig. Eingegangen ist eine Interpellation des Abg. Leonhart (srs. Kpt.) betr. die Vorkommnisse aus der kaiserlichen Werft in Kiel, ferner der Handelsvertrag zwischen dem deutschen Reiche.und Portugal und der Ge­setzentwurf betr. die Hinausschiebung des Inkrafttretens der Arbeiterhinterbliebenenversicherung. Die Auslosung der Abteilungen wird dem Bureau überlassen. Nächste Sitzung: Mittwoch den 1. Dez., nachmittags 1 Uhr. Ta­gesordnung: Wahl des Präsidiums und der Schriftführer. Schluß nach 3 Uhr.

Berlin, 30. Nov. Dem Reichstag ist ein Ge­setzentwurf 'zugegangen, wonach der Termin für das In­krafttreten der Witwen- und Waisenversicherung durch eine entsprechende Aenderung des Zolltarifgesetzes und des Gesetzes betr. den Hinterbliebenenversicherungsfonds ünd den Reichsinvalidenfonds vom 1. Januar 1910 auf den 1. April 1911 hinausgeschoben werden soll.

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Die Thronrede zur Reichslagseröffnung.

Der deutsche Reichstag wurde Dienstag nachmittag 12 Uhr im Weißen Saale des König!. Schlosses vom Kaiser mit folgender Thronrede eröffnet: Geehrte Herren! Beim Eintritt in Ihre Beratungen ent­biete ich Ihnen zugleich im Namen der Verbündeten Re­gierungen Gruß und Willkommen! Nachdem Sie in Ihrer letzten Tagung durch die vereinbarte Steuergesetz­gebung dem Reiche neue Einnahmequellen erschlossen ha­ben, muß beharrlich dahingestrebt werden, die finan­zielle Stellung des Reiches mit den so gewonne­nen Mitteln zu befestigen. Der Ihnen zugehende Etats­entwurf pro 1910 entspricht dieser Aufgabe. Ein Nachtragsetat für das laufende Jahr faßte die Rück­stände aus den Jahren 1906 bis 1909 zusamemn, die das Reich nach dem Finanzgesetz vom 15. Juli 1909 zu übernehmen hat. Die Arbeiten des Bundesrats an der in einem Vorentwurf bereits bekannt gegebenen Reichs­versicherungsnovelle nähern sich ihrem Abschluß. Dieses Gesetz wird neben einer Vereinheitlichung des gel­tenden Rechtes und einer Aenderung in der Organisation die Krankenversicherung auf weitere Kreise ansdehnen und der Fürsorge für die arbeitenden Kassen die Hinter­blieb e nen-V e r sich erung hinzufügen. Ein neuer

was die Menschen gegen die Landarbeit haben. Ich kann stundenlang zngucken und werde nicht müde da­von außer allenfalls vor Langeweile!" Abends aber schlich er immer nach Rodenau hinüber, und abends war auch Elsbeth iMmhardt nie zu Hause anzutreffen, hatte sie immer einen wichtigen Gang zum Kaufmann oder zu einer Freundin.

Wartet nur mal faß' ich euch doch!" dachte Gottfried,der den beiden gern nachgeschlichen wäre, wenn er nur Zeit dazu gehabt hätte.

Zlber Zeit hat der Bauer im Sommer noch weniger als Geld. Nicht mal dazu, seinen alten Gevattern und Freunden richtig und umständlich guten Tag zu sagen, hatte Gottfried bisher Zeit gesunden. Dem Nachbarn zur Linken, dem Kossät Seeger, hatte er gleich am zwei­ten Morgen nach der Heimkehr ein wohlmeinendes:Na, auch schon wieder am Gange?" über den Zaun zugernsen. Aber Seeger, der nicht nur als der fleißigste, sondern auch als der frömmste Mann im Dorfe galt auch von seiner Klugheit hielt man nicht viel, hatte sich mit erschrecktem Gesicht bekreuzigt und war dann geschwind wie ein Geist in seiner Scheune verschwunden. Er dachte gewiß, daß eine so frühe Begegnung mit dem Zuchthäusler unfehlbar Unglück für den ganzen Tag bedeuten müsse. Dieser Kossät Seeger war's, der dem Pastor Reimer einst aus die Frage, ob die Obstbänme in seinem Garten Heuer ordentlich Frucht tragen wür­den, mit blödem Blick zur Antwort gegeben halt:Wie's dem lieben Gott gefällt, Herr Pfarrer. Geblüht haben sie nicht!" Dem Nachbarn zur Rechten aber, dem einarmigen Halbbauern Lang, ging Gottfried geflissent­lich ans dem Wege, obgleich dieser es schon ein Schock mal versucht hatte, ihn in ein Gespräch zu verwickeln. Lang galt als das schlimmste Klatschmaul Rvdenaus, stand, da er mit seinem einen Arm nicht viel schaffen konnte, fast den ganzen geschlagenen Tag neugierig-lü­sternen Blickes vor dem Hoftor und hatte sich neuer­dings sogar den unverheirateten Postboten in Quartier genommen, um immer aus erster Quelle zu erfahren, ob etwa einer inr Dorf eine gerichtliche Zustellung oder sonst eine wichtige Botschaft erhalten hätte.