pttn Kriegsminister, dessen Aild der Angreifer bei sich trug und der dem General Beraub ähnlich sieht. Der Attentäter ist ein algerischer Eingeborener namens Ru­bin Endelsi. Er trug zwei geladene Revolver und einen langen Dolch bei sich. Seiner Ueberwaltigung durch die Polizei fehle er heftigen Widerstand entgegen und wurde dabei verwundet. Bei dem Verhör erklärte er, er sei «in Opfer der Ungerechtigkeit algerischer Offiziere. General Veraud wurde an der Stirn und im Nacken schwer verletzt.

Tages-Chronik.

München, 28. Nov. In dem Befinden des Her­zogs Karl Theodor in Bayern ist infolge einer hinzugetretenen Bronchitis eine Verschlimmerung leinge­treten. Der Zustand des Herzogs ist ernst.

Wien, 28. Nov. Der Kaiser empfing heute Nach­mittag den Herzog Mlbrecht von Württemberg in besonderer Audienz. Oberleutnant Hofrichter, ist unter Bedeckung heute hier eingetroffen und dem Gar­nisonsgericht überwiesen worden. Er steht im Verdacht, die vielfach erörterten Giftmordanschläge gegen Gene- ralstabsoffiziere verübt zu haben.

Madrid, 28. Nov. Wie aus Teneriffa amtlich ge­meldet wird, ist nur noch ein Krater in Tätigkeit. Die Lava ist zum Stehlen gekommen und der vulkanisch« Aus­bruch scheint demnach sein Ende erreicht zu haben.

Aus Württemberg.

Dienstnachrichten.

Dem Bahnhofverlvalter Galling in Süßen ist mit feinem Einverständnis eine Eisenbahnsekretärstelle bei der General-- direktion der Staatseisenbahnen übertragen worden. Die Ge­neraldirektion der Posten und Telegraphen hat am 24. No­vember die Postverwaltersstelle in Weilderstadt dem Post­assistenten Na st old in Leutkirch übertragen.

Stiftungen zum neuen Hoftheater. Noch ehe die Grundmauern zum neuen Hofttzeater gelegt sind, find zu dessen würdiger und kunstvoller Innenausstattung, wo die bereit gestellten ,Mittel sehr spärlich bemessen wur­den, von den verschiedensten Seiten, insbesondere auch von auswärts lebenden Württembergern reich« und kostbare Stiftungen und Schenkungen gemacht worden. Diese be­stehen teils in baren Beiträgen von Gebern, die nicht ge­nannt sein wollen, teils in Kunstwerken, darunter z. B. 3 Marmorbüsten des Königs und der Königin, ausgeführt von Herrn Bildhauer Fritz hier, Geschenke der württ. Konsuln Si-ebert-Frankfurt a. Mi. und Arnold in Dres­den, sodann die vom Geh. Kommerzienrat Wilhelm Spe- mann schon vor einiger Zeit bei Prof, von Tonndorf in Auftrag gegebene Kolossalfignr Schiller's, die ferner Zeit für die Stuttgarter Totenfeier i. I. 1905 entworfen wor­den und nunmehr in Marmor vollendet worden ist. Ta ihre Größeverhältnisse die Aufstellung im inneren Hof­theater nrch.t zulassen, soll sie an einem noch näher zu bestimmenden Punkt vor dem Neubau ihren Platz finden. Ter König >hat dem Stifter in einem herzlichen Hand­schreiben seinem Tank Ausdruck gegeben.

Die Württ. Arbeitszeutrale für staatliche Pcnsionsver- sicheruug der Privatangestellten hielt in Stuttgart ihre Delegiertenversammlung, in der sämtliche angcschlos- senen Verbände vertreten waren. Der Vorsitzende, R u d. Bel­ker, erklärte zunächst den Bericht über die Verhandlungen des Hauptausschnsses am 23/24 Okt. 1909 in Kassel, deren Ver­lauf aus früheren Mitteilungen bekannt ist. Sodann be­richtete er über die Tätigkeit der württ. Arbeitszentrale, wo­bei er auf den gegenwärtigen sozialpolitischen Stillstand und die Notwendigkeit verstärkter Aufklärungsarbeit hinwies. Ein Zugang von Verbänden zur Arbeitszentrale habe im letzten Jahre nicht stattgefuuden, dagegen sei der deutsche Gruben­beamten- und Fabrilbeamtenverein wieder ausgcschieden. Leb­haft wurde die Behandlung kritisiert, die im württ/ Land­tag der Eingabe der württ. Arbeitszentrale zur Pensions- Versicherung der Privatbeamten von den bürgerlichen Parteien zu Teil geworden. Mit Genugtuung wurde die Berufung von 2 Privatbeamten in das Gesamtkollegium der Zentrale für Gewerbe und Handel begrüßt. Hierauf erstattete Kasier Rempp den Kassenbericht, der einen Zünftigen Stand aufweist. Ein­gehend wurde noch über einen Antrag der Freien Vereinigung Reutlingen debattiert, eine württ. Zentrale für die Ver­tretung sämtlicher Interessen der württ. Privatangestellten ein­zurichten. Der Antrag wurde von allen Rednern sympathisch ausgenommen, es Hürden jedoch formelle Bedenken gegen seine Annahme geltend gemacht und schließlich wurde einer Reso­lution zugestimmt, in der die Versammlung ihre Sympathie sür den Antrag Reutlingen Ausdruck gab und den Vorstand beauftragt, zu dessen Durchführung geeignete Vorschläge für eine notwendig werdende Statutenänderung zu machen. Der bisherige Vorstand bestehend ans den Herren Berufsgenossen­schaftsbeamten R. Becker als Vorsitzender, Kaufmann Tocü iHeilbronn) als stell». Vorsitzender, den Redakteuren Groth und Büsching als Schriftführer, Kaufmann Rem pp als Kassiere und Rechtsanwalt Dr. Wälz, die H. H. Endriß, Zinke, Geyer (Reutlingen), Schubert (Göppingen), Mayser (Ulm) als Beisitzer wurde per Akklamation wieder gewählt. Nächster Ort iw- Tagung ist Stuttgart. Für 1909 wird eine Umlage nicht erhoben. Kurz kam in den Verhandlungen auch die Art M Besprechung, iu der di: Berufung von Vertretern der Privatangestellten in das Gesamtkollegium der Zentralstelle sür Handel und Gewerbe, erfolgt. Es wurde anerkannt, daß eine Wahl durch Organisation der Privatangestellten z. Zt. nicht möglich sei, zugleich wurde aber lebhaft bedauert, daß nicht nachträglich in der Ministerialverfügung die Vertret­ung von Privatbeamten ins Gesamtkollegium fest gelegt, sondern es völlig idem Ermessen des Ministers überlassen wor­den sei, unter den 4 von ihm zu Berufenden 2 Privat­beamte zu wählen.

Mit der Bierpreiserhöhnng beschäftigte sich am letzten Freitag der Wirteverband des unteren Neckär- kreises in einer in Heilbronn abgehaltenen großen Ver­sammlung. Vorstand Schick begrüßte die sehr zahlreich er­schienenen Mitglieder, bedauerte in seiner Einleitung, daß durch die Reichsfinanzreform die Wirte bedauerlicherweise am stärk- > neu in Mitleidenschaft gezogen worden seien, indem sie nun

.. wieder nicht allein den Steuereinnehmer für Bier und Brannt-

' Mein machen müssen, sondern auch noch Streichhölzer und Licht

' zu versteuern hätten. Die Debatte über den Gegenstand war

begreiflicherweise lebhaft, und es fehlte nicht an Stimmen, x Meiche den Bierbrauern die Erhöhung entschieden zurückweisen Mollten. Man einigte sich schließlich aber, dem Anträge des Ausschusses Folge zu geben, welcher dahin ging:Die von den i Bierbrauereien auf 1. Dezember angekündigte Erhöhung zu

l akzeptieren und die Mindest Verkaufspreise wie folgt

sesizusetzeu: das 1/2 Liter 13 P f g., das Liter 1' und das 1/4 Liter 7 Pfg. Eine eventuelle Aenderung der Schankgefäße wurde in das Ermessen jedes Einzelnen ge­stellt, da ein schematisches Vorgehen wegen der Verschieden­artigkeit der Betriebe nicht angezeigt sei. Der Ausschuß ging davon aus, daß nach Lage der Verhältnisse und im Hinblick

darauf, daß in Stuttgart sowohl wie in Heilbronn die ver­einigten Gewerkschaften diesem Vorschlag zugestimmt hätten, ein anderes Vorgehen nicht zu empfehlen sei. Und wenn man bedenkt, daß im übrigen Deutschland, speziell .im Nor­den, die Bierpreise weit höher sind, wie bei uns, so darf man wohl annehmen, daß auch das biertrinkende Publikum aus Ver­nunftsgründen gegen die bescheidene Erhöhung die ja nur die gesetzliche Steuererhöhung darstellt nichts einwenden kann. Im Laufe der Verhandlung wurde speziell auch noch in prägnanter Form dem Bedauern Ausdruck gegeben, daß die Bierbrauer so wenig Entgegenkommen gezeigt hätten, in punkto Regelung des Flaschenbierwesens. Vorstand Schick beantwortete dies dahin, daß die hiesigen Brauereien, in weitere Behand­lung dieses Gegenstandes gerne einzutreten, sich bereit erklärt hätten. Nach Besprechung einiger anderer Punkte wurde die anregend verlaufene Versammlung um 7 Uhr geschlossen, jin- dem der Vorstand noch dem Wunsche Ausdruck gab, es möchten die Beratungen eine gedeihliche Wirkung bei unseren Mit­gliedern haben, und unsere Handlung beim Publikum eine verständnisvolle Aufnahme finden.

Stuttgart, 27. Nov. Wie derSchw. Merkur" hört, sollen bei den bevorstehenden hiesigen Gemeinderats­wahlen die Listen der Nationalliberalen (D. P.) mit der Volks Partei verbunden werden.

Offenau, 29. Nov. Einen Treffer mit 10 000 Mark machte ein lediger Bauer in Offenau, der 1/5 Los der Hamburger Lotterie spielte, das bei der letzten Zieh­ung mit 50 000 M herausgekommen ist.

Nah und Ferm.

Rodelunfälle.

Ein schwerer -Unfall ereignete sich in der Nacht von Sams­tag auf Sonntag kurz nach Mitternacht auf der Hasenberg- stetg« in Stuttgart beim Schlittenfahren, indem ein mit drei jungen Leuten besetzter Schlitten in rasender Fahrt gegen einen Kastanienbaum fuhr, wobei eine Person so schwere Verletzungen erlitt, daß sie auf dem Transport zum Kran­kenhause starb. Von den beiden anderen jungen Leuten trug einer ebenfalls «erhebliche Verletzungen davon, die feine Ueber- führung in das Katharinenhospital notwendig machten. Er sowie wie der leichter verletzte dritte Passagier des Schlittens befinden sich heute bereits auf dem Wege der Besserung.

Einem kleinen neunjährigen Jungen, der dem Rodeln am Lrillberg bei Mergentheim zusehen wollte, wurde der Fuß abgefahren und mußte ins Krankenhaus verbracht werden. Ein zweiter, der ausweichen wollte, ist mit dem Rodelschlitten auf »tn« Telegraphenstang« gefahren und brach ebenfalls ein Bein.

In Iggingen OA. Gmünd verunglückte das sechs­jährig« Mädchen des Schmieds Abele von Brainkofen da­durch, daß es einem Schlitten nicht mehr ausweichen konnte n»d «nie, ihn geriet. Es trug einen Bruch des Nasenbeins und eins tiefe Fleischwunde am Auge davon.

Gemütliches ans Schwabe«.

Aus Württemberg wird der Fr. Ztg. ein lustiger Vor­fall berichtet, wie man ihn anderwärts wohl in Witzblättern liest: In einem Dorfe des Oberamtsbezirks Tübingen bettelte kürzlich ein Landstreicher. Der Gendarm, gerade außer Dienst, faßte den Uebeltäter, aber da er in Zivil war, traute er seiner von keiner Uniform legitimierten Würde wohl selber nicht recht. Er führte den Bettler vor sein Haus und befahl ihm:Hier bleibet Se st ah, bis ich mei Uni­form agezogn Hab!" Das tat aber der Bettler begreif­licherweise nicht, sondern verduftete schleunigst. .Das Auge des Gesetzes soll sich in seiner uniformierten Würde darob nicht wenig gewundert haben.

Ans abschiistiger Slratze.

Vom Pforzheimer Bahnhof führt eine etwa 150 Meter lange, steile Straße, die Schloßbergstraße, direkt auf den Marktplatz. Die Steilheit der Straße hat schon manches Fuhrwerksunglück verursacht, so auch am Samstag wieder, ge­rade während des Wochenmarktes. Ein mit Mehlsäcken schwer beladener Leiterwagen, an dem die Bremse brach, sauste um 11 Uhr vormittags den Schloßberg hinab mit den Pferden in die dichtgedrängte Marktleute hinein. Eine Anzahl Stände und Menschen wurden umgeworfen. Schreiend stoben die Wei­ber auseinander. Die Pferde stürzten und ein fürchterliches Durcheinander von zerbrochenen Eiern, Butter, Obst U. s, w. be­deckte den Boden. Mehrere Personen wurden verletzt. Eine Frau hatte einen doppelten Beinbruch davongetragen. Eine andere hat einen leichteren Beinbruch erlitten.

Gin bewegtes Lebe«

schloß in Lugano im Alter von 82 Jahren der Garibaldiener Natal« Jmperatorie ab. Nachdem er die Feldzüge von 1859, 1860 und 1862 mitgemacht hatte, kam er 1863 nach Lu­gano, um mit einigen Gesinnungsgenossen ein Attentat gegen Napoleon III. vorzubereiten. In der Nacht vom >. auf Len 4. Januar 1864 sollte auf den Kaiser in Paris eine Bombe geworfen werden. Einer der Verschworenen aber ver­riet seine Genossen an die Polizei, es wuroe ihnen der Pro­zeß gemacht und Jmperatori wurde zu zwanzig Jahren Kerker verurteilt. Das Jahr 1870 machte ihn frei. Der Verstorben« war auch «in« der eifrigsten Teilnehmer am Tefsiner Pntsch von 1890.

Kleine Nachrichten.

In Kitzingen ist die Scheune des verwitweten Oeko- nomen M- Erb abgebrannt. Der Besitzer hat das Feuer selbst gelegt und seinen Tod in den Flammen gesucht. Vergangen« Nacht fand man in den Trümmern die Reste seiner Leiche.

Gerichts aal.

Das böse Ende eines Streits.

Heilbronn, 27. Nov. Der 6 . Schwurgerichtsfall betraf die Strafsache gegen den 28jahr. Flaschner Hermann Au­gust Oesterle von Ellhofen OA. Weinsberg, wegen Kör­perverletzung mit nachgefolgtem Tod. Tem Angeklagten wird zur Saft gelegt, den 58 Jahre alten Küfer Kircher in Ellhofen körperlich mißhandelt zu haben, so daß, derselbe an Bauch- und Rippenfellentzündung erkrankte und nach einigen Tagen starb. Ten Vorsitz führt Landgerichtsrat Egg mann, die Anklage vertritt Hilssstaatsanwalt We­ber, die Verteidigung führt ,Rechtsanwalt Breitling. Elf Zeugen und drei medizinische Sachverständige sind geladen.

Der Angeklagte, der Flaschner ist, und der Küfer Kircher wohnten in einem Hause in Ellhofen und hatten im unteren Raum eine gemeinschaftliche Werkstätte. Ter Angeklagte wird übereinstimmend als ordentlich, ruhig und fleißig geschildert, während dem Küfer Kircher das denkbar schlechteste Zeugnis ausgestellt wird. Tr war jäh­zornig, händelsüchtig und dem Trünke ergeben, er hat wiederholt seine eigenen Angehörigen bedroht. Eine zeit­lang ging die gemeinschaftliche Benützung der Werkstatt gut, dann aber gab es Wortwechsel, namentlich weil Kir­cher seine Familienmitglieder sehr schlecht behandelte. Der Angeklagte machte ihm einigemale in ruhigem Tone Vor­halt darüber und sagte, er solle doch nicht so wüst schim­

pfen. Auch drei Wochen vor dem Vorfall, als Kircher wie­der einmal seine Angehörigen bedrohte, sagte er ihm jetzt sei es aber genug, er solle sich schämen. Kircher fing nun mit Oesterle Händel an and sagte, von so einem! Lausbuben lasse er sich nichts sagen. Ter Kircher ging dann in die Küche und schimpfte dort weiter, so daß selbst Kirchers Frau zu dem Oesterle sagte,ihrem Mann gehöre die Gosche verhauen". Oesterle ging darauf in die Küche und als ihm Kircher eine Kaffeekanne an den Kopf warf, warf er ihn zu Boden und gab ihm einige Schläge auf den Kopf. Von da ab rumorte es jeden Tag in der gemeinschaftlichen Werkstatt. Am Abend des 4. Septem­ber, einem Samstag, schimpfte der Kircher wieder über den Oesterle und machte Aeußerungen, in denen Oesterle eine Bedrohung sah. Er ging deshalb zum Schultheißen und zeigte den Kircher an. Mangels greifbarer Beweise konnte aber der Anzeige keine Folge gegeben werden. An diesem Abend hatte der Kircher den Oesterle wieder einen Lausbuben geheißen. Am darauffolgenden Sonntag mor­gen war Oesterle in der Werkstatt beschäftigt als Kircher hereinkam. Oesterle stellte ihn zur Rede wegen der be­schimpfenden Aeußerungen auf der Straße und verlangte von ihm Zurücknahme derselben oder er schicke zum Land­jäger. Darauf sagte Kircher, es falle ihm nicht ein, et­was zurückzunehmen, es sei ihm gerade recht, wenn der Landjäger komme. T«er Angeklagte sagt nun, er habe daraus weiter gearbeitet und als er sich hernmdrehte sei plötzlich Kircher mit einem Bell in der Hand hinter ihm gestanden. Er habe ihm zugerufen, er solle das Beil weg­tun und gleichzeitig habe er den Arm des Kircher ge­halten, damit er nicht zuschlagen könne. 'Dann ging ein Ringen los, Oesterle packte den Kircher und warf ihn aus den Boden. Dabei will er mit der Faust einige Stöße gegen ihn geführt haben. Nachdem er das Beil dem Kircher herausgerissen, ging er aus der Werkstatt. Ter Kircher gab seinen Angehörigen eine andere Dar­stellung, die er auch zu Papier brachte und der Gerichts­kommission gegenüber unter Eid bestätigte. Er gab an, er sei in die Werkstatt gegangen, um sein Beil zu schleifen. Oesterle habe ihn zur Rede gestellt und dann gesagt, er solle sein Beil wegtnn. Gleichzeitig habe er ihm das Beil herausgerissen und ihm mit einer Eisenstange mehrmals in den Rücken gestoßen. Tann habe er ihn gelupft, auf das Steinpflaster gestoßen und mit den Füßen auf ihm herum­getreten. Er habe gleich gesagt, es seien ihm einige Rippen gebrochen. Kircher legte sich gleich auf das Sofa, er ging aber mittags mit einem Besuch, noch ins Wirts­haus. Abends kam er heim und legte sich ins Bett, das er dann nicht mehr verlassen konnte. Nach zwei Tagen wurde der Arzt geholt, der eine schwere Rippfellenizündung seststellte. Tann traten aber heftige Schmerzen im Un­terleib ans, und da keine Kotabfuhr mehr möglich war, hatte der Arzt den Verdacht, daß. eine Darmverschließung vorliege. Kircher wurde deshalb zu einer Operation ins Heilbronner Krankenhaus verbracht, er konnte aber ni mehr vpbriert bürden, sondern, starb nach zwei Tagen. Der Angeklagte bestreitet ine Richtigkeit der Angaben Kir­chers und bleibt bei seiner Darstellung.

Als Zeugin wird zunächst die Tochter des Verstorbe­nen, Pauline Kircher, vernommen, die den Streit in der Werkstatt gehört hatte. Sie habe ihren Vater rufen hörenach Gott, Frau, der schlägt mich noch tot." Daraus sei sie in die Werkstatt gegangen. Ihr Vater sei aus dem Boden gelegen und habe gesagt,ach Gott, Pauline, jetzt Hat er mir ein paar Rippen eingeschlagen." Sie sagte ihm, er werde eben auch nicht das Maul ge­halten haben. Oesterle habe gesagt, Kircher habe ihn mit dem Beil bedroht, worauf ihr Vater sagte. Das sei nicht wahr, er habe nur sein Beil schleifen wollen. Die Witwe Kircher hat den Streit zwar gehört, kann aber nichts aus eigener Wahrnehmung sagen, auch ihr gegenüber sagte Kircher, Oesterle habe ihm einige Rippen eingeschlagen. Die Frau Kircher steht mit den Oesterleschen Eheleuten gut und gibt zu, daß ihr Mann ungut war. Auch einige weitere Zeugen, Christian und Jakob Oesterle, die den Vorfall von außen teilweise beobachteten, haben gehört, wie Oesterle riefwarte, du gehst noch einmal mit dem Beil aus mich los." Von einem eisernen Stab haben die Zeugen nichts gesehen. Zu Hilfe sei, niemand gekom­men, weil man sich gesagt habe, es geschehe dem Mrcher recht, wenn ihm sein naseweises Maul einmal verschlagen werde. Auch seine Familienangehörigen hätten ihm von Zeit zu Zeit Schläge geben müssen, um mit ihm auszukom­men. Schultheiß Gettling schilderte Oesterle als fleißig und ruhig, den Kircher dagegen als einen wüsten, händel­süchtigen Menschen, der Gewohnheitstrinker und Gewohn­heitslügner war u. dem es zuzutrauen sei, daß er noch auf dem Totenbette falsche Aussagen machte. Friseur Braun von Weinsberg, der an jenem Sonntag Abend bei KircherS Besuch machte, hat die Wahrnehmung gemacht, daß Kir­cher ganz fidel heimkam. Seine Kleider seien schmutzig gewesen, er habe ihn abgeklopft, worauf er gesagt habe, er sei ausgerutscht. Einige Tage nachher sagte Kircher, zu Braun bei einem Besuch, er bringe den Oesterle wohin er gehöre. Die ärztlichen Gutachten gehen dahin, daß die Brust- und Bauchfellentzündung die Ursache des To­des ist und diese Krankheit in ursächlichem Zusammenhang mit der erlittenen Mißhandlung stehen müsse. Me drei Aerzte bekunden, daß Kircher auf dem Rücken keinerlei, Blutunterlaufe hatte, es sei deshalb ganz unmöglich, daß er mit einem eisernen Stab mehrere Stöße erhalten habe. Die Stöße auf den Bauch könnten auch von einer Faust herrühren.

An die Geschworenen werden zwei Fragen gestellt: 1 ) ans vorsätzliche Körperletzung mit einem gefährlichen Werkzeug; als Unterfrage, ob durch diese Körperverletz­ung der Tod des Verletzten verursacht wurde, 2) auf mildernde Umstände.

Der Vertreter der Anklage plaidiert ans Bejahung der Schuldfrage, während der Verteidiger Notwehr geltend macht und die Verneinung der Fragen beantragt. Die Ge­schworenen Obmann Privatier Wahl von Murrhardt verneinten die Schnldfrage, worauf die Frei­sprechung des Angeklagten erfolgte.