Die Versöhnungspolitik im Wirtschaftsleben der Völker.
Die Londoner Handelskammer feierte dieser Tage ihr Jahresfest. Hiezu waren auch Gäste aus Deutschland eingeladen, an ihrer Spitze der freisinnige Reichstagsabgeordnete Kämpf, der Präsident des deutschen Handelstags und früherer Vizepräsident des Reichstags. In einer bedeutsamen Rede führte er u. a. aus:
In der Tat entwickeln sich Handel und Industrie von Jahr zu Jahr mehr in internationalen Bahnen. Aber während im Interesse des internationalen Verkehrs alle Hindernisse beseitigt werden sollten, während wir finden, daß Kaufleute aller Länder eisrig bemüht sind, für diesen Zweck gemeinsam zu arbeiten, sehen wir auf der anderen Seite, daß verschiedene Nationen durch ihre Wirtschaftspolitik nicht nur hohe Wälle und Barrieren von Zöllen aufgerichtet haben, sondern sogar sich anschicken, diese Wälle und Karrieren noch zu erhöhen und sie nahezu unübersteiglich zu machen. Und wenn ich die Geschichte der Wirtschaftspolitik in Europa und Amerika während der letzten dreißig Jahre überblicke, finde ich als ihre Wirkung, daß das Erhöhen der Zölle in verschiedenen Länder zu einer langen und beinahe ununterbrochenen Gewohnheit geworden ist, so daß, wie es kürzlich anderswo ausgedrückt worden ist, wenn irgend ein Land seine Zölle erhöhte, dann unmittelbar andere Länder sich veranlaßt gesehen haben, ihre Zölle gegen elfteres ihrerseits zu erhöhen. Auf diese Weise haben die letzten dreißig Jahre, weit entfernt, die bei deren Beginn bestehenden Zölle zu ermäßigen, uns zu einem System des Hochschutzzolles geführt, für das Deutschland, Frankreich und die Bereinigten Staaten von Amerika die zahlreichsten Beispiele darbieten, und das, wenn es fortgesetzt wird, schließlich eine Schraube ohne Ende werden muß, deren Wirkungen unerträglich sein werden. Ich persönlich bin jedoch überzeugt, daß auf dem Kontinent die Periode des Hochschutzzolles sich notwendigerweise ihrem Ende nähern muß wegen der Unzuträglichkeiten und Uebertreibun- gen, die sich darin mehr und mehr fühlbar machen. Ein altes Wort sagt, daß der Handel der Pionier der Zivilisation ist. Der internationale Handel ist heutzutage nicht nur der Pionier, sondern die beste Garantie des Friedens und folglich der Zivilisation. Die Prosperität des internationalen Handels beruht auf freundschaftlichen Beziehungen zwischen Personen und zwischen Nationen, und in je weißerem Umfange freundschaftliche Beziehungen zwischen Personen her- gestellt und gefestigt werden, um so stärker und dauerhafter wird der Friede unter den Nationen sein.
Besonders aus diesem Gesichtspunkte begrüßte der Redner daher die Einladung der Londoner Kausleute. Auch Direktor Heineken vom Norddeutschen Lloyd erklärte, das elektrische Kabel und die Schnelldampfer zwängen alle Völker der Welt, eine Art Brüder zu werden. Zum Schlüsse hielt, von lautem Beifall begrüßt, der deutsche Botschafter, Graf'W olff-Metternich, eine Ansprache in der er sagte:
Die Aussprache habe klar bewiesen, daß die kommerziellen Körperschaften der beiden Länder gewillt wären, ein friedliches Werk Seite an Seite fortzusetzen, und daß sie nicht in Streit und Feindschaft miteinander leben wollten, wie oft fälschlich behauptet würde. GuteKundenkönn- teu keinen Zank gebrauchen.
Daß aber tatsächlich England und Deutschland „gute Kunden" zu einander sind, zeigen die Export- und Jm- portzifsern. Im Jahre 1908 hat England mit seinen Kolonien, Aegypten ungerechnet, für 1356 Will. Mark Waren nach Deutschland geschickt und für 1242 Mill. Mark Waren von Deutschland empfangen. Ein Krieg, ob verloren oder siegreich, würde diese Verbindungen und damit starke Quellen des Wohlstandes hüben und drüben über der Nordsee verschütten — aus lange hinein, wenn nicht auf immer. Ein vernünftiger Kaufmann und Industrieller, der nicht gerade in Kriegslieferungen seinen persönlichen Profit in rücksichtslosester Weise sucht, muß also ein Freund des Friedens und des guten Einvernehmens der Völker sein. Vom Krieg leben nur Marodeure und katilinarische Existenzen neben den Mordwerkzeug- Jndustriellen.
Die Waffen nieder!
Die Heilbronner Ortsgruppe der Deutschen Friedensgesellschaft hat am letzten Sams-
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lvie viele treue besorgte Blicke aus lieben Augen gehen einem verloren, während man auf dar Zwinkern, das Spielen und Blinseln der tvelt rundum nur z« genau achtet und sich sein Teil Aerger, Kummer, Sorgen, Verdruß und Verzweiflung daraus holt.
tv. Raabe.
Willst du Richter sein?
18 Roman von Maximilian Böttcher.
< Fortsetzung. >
Auch im Kuhstall fand Gottfrieds Auge des Tadelnswerten genug, wenn's da auch bei weitem nicht so schlimm aussah wie bei den Gäulen. Das Putzen und Waschen des Viehes schien zwar auch-hier eine längst verklungene Sage; aber die Melkbottiche und Milchkannen, mit denen die Magde hantierten, blinkerten rein und blank in der Morgensonne.
Eben kam auch die Mutter, deren Wirken wenigstens in diesem Teil ihres Reiches zu spüren war, vom Hause über den Hof, sehr erstaunt, den Sohn so früh schon beiwege zu finden.
Tie trägen Bewegungen ihrer schlanken Glieder und der müde Ausdruck ihres faltenlosen Gesichts, das auch in dieser frühen Morgenstunde nichts von seinem schier unvergänglichen Schönheitsreiz vermissen ließ, verrieten trotz ihres Lächelns, daß auch sie an dem strahlenden Sommermorgen wie an einer Aast trug — gleich den anderen.
Ach, wie sehr hat euch das Glück verwöhnt, daß ihr gar nicht mehr wißt, wie gut ihr's habt, Morgen für Morgen den Odem der Freiheit zu trinken: Schöne Welt, so weit meines Auges Sehkraft reicht, kann ich dich schauen, bist du mein! dachte Gottfried, dem vom Rein- hardtschen Blute her lebhafte dichterische Empfindung zu eigen war. Vom Großvater Reinhardt erzählte man daß er mit seinen Reden auf allen Hochzeiten, Kindel- bieren und Gemeindefesten geglänzt hätte, daß es ihm auch nicht darauf angekommen wäre, in der Krone gelegentlich eine lange Geschichte in Versen aus dem Steg
tag ihren Mitgliedern und einer großen Anzahl von Gästen, worunter viele Frauen, in den Kilianshallen einen interessanten Abend geboten: einen Vortrag eines ehemaligen französischen Offiziers, der die Greuel deS Krieges, gegen die er jetzt in Wort und Schrift kämpft, in dem deutsch-französischen Kriege aus eigener Anschauung erfahren hat. Professor Emilie Riguiez, heute Bürgermeister von Vaux-les-Amiens, beherrscht die deutsche Sprache vollkommen, hat er doch Schillers „Don Carlos", den „Wallenstein" und „Maria Stuart" in seine Heimatsprache übersetzt und diese Werke des größten Deutschen seinen Landsleuten in diesen Tagen des Schillev- jubiläums näher gebracht, Mr. Riguiez ist ein begeisterter Verehrer Schillers und er selbst hat eine prachtvolle Ode verfaßt, in der er Schiller als einen Vorkämpfer der Weltverbrüderung feiert. Mr. Riguiez ist aber auch ein vorzüglicher Redner, er spricht mit der fesselnden Technik französischer Rhetorik und die Mannigfaltigkeit seiner Ausdrucksweise war geradezu erstaunlich. Das in französischer Sprache vorgetragene Resnmß offenbart erst recht den Franzosen: eindrucksvoll, .leidenschaftlich und dabei doch so klar und prägnant, daß jeder auch nur einigermaßen Sprachkundige zu folgen vermochte.
Seinen Vortrag begann Mr. Riguiez mit einem Hinweis auf die Wichtigkeit der Friedensfrage für die ganze Welt. Ter Krieg könne abgeschafft werden. Man nenne die Freunde des Friedens Träumer, aber man könne sich d«bei trösten, daß die Leute, die einst an einen Suezkanal, an die Abschaffung des Sklaventums, an Eisenbahn, Telegraph, Telephhon usw. gedacht haben, ebenfalls Träumer genannt wurden. Heute noch sagen die Leute, der Krieg sei ein Verhängnis. Aber die gleichen Leute sagten früher auch einmal, die Tollwut sei ein Verhängnis, gegen die man nichts unternehmen könne. Weshalb sollte gerade der Krieg, der Millionen und Abermillionen in den Tod führt, allein fortbestehen? Im 19. Jahrhundert seien insgesamt 15 Millionen in Kriegen umgekommen, während im Namen des Gesetzes und der Gerechtigkeit kaum Fünftausend hingerichtet wurden. Es sei kein Grund, die internationalen Feindseligkeiten fortbestehen zu lassen, wenn sich 'alles um uns herum verändere. Was man auch sagen möge, unsere Väter werden sich doch eines Tages vergleichen. Diese Menschen, die man gegenseitig als Feinde bezeichnet, sind sich keine Feinde. Ist es ein Grund, wenn die Völker nicht die gleiche Sprache reden, sich gegenseitig zu bekämpfen? Was hat der französische Bauer von dem deutschen Bauern zu befürchten und was der deutsche Arbeiter von dem französischen? Wohlan, reicht euch gegenseitig die Hand in Frieden, anstatt euch gegenseitig im Kriege zu vernichten!
Zu den großen Verlusten an Mens ch e nleben kamen in all den Kriegen die großen Leiden der Bewohner des überfallenen Gebietes. Wie viel größer müßten diese Wirkungen des Krieges bei den jetzigen modernen Erfindungen sein! Ein neuer Krieg würde heute ein erschreckender Sprung ins Dunkle sein. Die jetzigen Heere werden aus kolossalen Massen bestehen, sodaß alle tauglichen Männer im Alter von 20—45 Jahren abmarschieren müßten. Alle Transportmittel müßten requiriert werden und es würde das gesamte bürgerliche Leben stille stehen. Und finanziell: Ein jeder Tag würde eine Ausgabe von hundert MkAionen nach sich ziehen, sodaß. Frankreich und Deutschland nach einem Monate des zukünftigen Krieges ans Jahre hinaus vernichtet sein würden. Man würde nicht allein durch das feindliche Heer, sondern auch durch Hunger sterben. Diese schrecklichen Leiden seien gewiß auch ein Grund, weshalb die Staatsmänner mit dem Beginn von Kriegen in den letzten Jahren vorsichtiger geworden seien. Aber der bewaffnete Friede, in dem wir leben, ist kaum weniger kostspielig. So betrugen die Ausgaben der europäischen Völker für Armee und Marine im Jahre 1907 über acht Milliarden. Dazu würden aber noch andere Ausgaben kommen, so die Unproduktivität der Soldaten. Hierdurch würden un- gsMr vier Milliarden verloren gehen. Insgesamt gehen in Europa also 12 Milliarden verloren, allein weil
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reis zum Besten zu geben. Und der Onkel Jörg hatte in den Jahren seiner Lehrtätigkeit zwei Bände einer vortrefflichen „Pflanzenkunde" herausgegeben, die ihn als einen ebenso gründlichen Naturbeobachter wie tiefsinnigen Poeten auswiesen, ja, er schrieb wohl jetzt noch, ohne Aufhebens davon zu machen, Abhandlungen und Artikel für Zeitschriften und Zeitungen. Auch in Gottfried war die dichterische Anlage bereits zur Betätigung gekommen, wenn auch gewiß, nur infolge des völligen Jnsichselbst- versinkens der Einzelhaft und durch das rückhaltlose Vertiefen in die besten Bücher der Anstaltsbibliothek, die Pfarrer Christ für ihn ausgewählt; und am letzten Tage seines Aufenthaltes im Zuchthause hatte er mit seinem kargen Gepäck ein dickes Buch voller „Gedichte und Gedanken" nach Hanse schicken können.
„Wollen wir durch den Garten gehen, Mutter?"
„Gewiß, wenn du Lust hast!"
Und sie gingen durch den Garten, in dem die Nässe des Jahres das wuchernde Unkraut bis unter die Zweige der alten Obstbäume emporgetrieben, gingen bis an die schief in verrosteten Angeln hängende Hintere Pforte und standen still und sahen über die Talsenkung hin, in der der beste Teil der Rodenauer Feldmark lag. Weit drüben aus der Höhe schimmerten weiße Hüte und Hemdärmel, blinkte der Stahl einer Sense iim Sonnenschein aut wie eine Flamme.
„Ter Nachbar Seeger ist schon mit seinen Knechten beim Mähen. Ta werden wir doch wohl auch sachte anfangen können."
„Ja, der Roggen wird wohl reif sein. Ich könnt' mich nur noch nicht drum kümmern. Wir haben noch Heu draußen auf den Wiesen."
„Wieviel?"
„Ich weiß es nicht mal genau — drei Fuder vielleicht. Und die Rüben sehen auch noch wild aus."
„Es wurde wohl wirklich höchste Zeit, Mutter, daß. ich nach Hause kam!"
Frau Marie hörte aus den bedrückten Worten des Sohnes einen Vorwurf heraus, den dieser gar nicht hineingelegt hatte.
Europa nicht weiß in Frieden zu leben. Es wäre möglich diese ungeheuren Summen fruchtbringender zu verwerten, wenn der Krieg endgültig unterdrückt würde. Vor dieser dringenden Notwendigkeit werde man sich doch einmal beugen müssen. Gegenüber den nationalen Redensarten, daß wen« es kein Heer mehr gebe, auch, kein Vaterland «Hr vorhanden sei, verweist Redner auf die Schweiz mit seinem Milizheere. Tie Pazifisten lieben ihr Vaterland «ehr gls dies die großen Eroberer taten. Und haben jene, die im Dienste der Wissenschaft starben, für ihr Vaterland nicht mindestens so viel getan, als wie die, die im Kriege starben?
Für eine Besserung der bestehenden Zustände sei eine Verständigung notwendig. Und diese Verständigung muß bald kommen. Tie ernsthaften Anhänger des Krieges werden auch, bereits immer seltener. Und wenn Frankreich und Deutschland keinen Krieg mehr führen wollen, wozu haben sie denn noch ihre starken Heere nötig? Ebensogut Gerichtshöfe für die einzelnen Individuen möglich seien, ebensogut könnten auch Gerichtshöfe für die Staaten möglich sein. Tie Zeiten sind reif dafür, daß die Menschen alles das, was sie bisher dem Kriege opferten, der Wissenschaft geben. Redner schließt: „Fluch dem Kriege, Heil dem Frieden!"
Rundschau.
Aus dem bayerischen Landtag.
Eine stürmische Sitzung.
Die Samstag-Sitzung der bayerischen Abgeordneten nahm einen außerordentlich stürmischen Verlauf. Das Zentrum hatte die Absicht, die Beratungen über das Umlag egesetz noch am Samstag in einer Nachmit- tagssitzung zu Ende zu beraten und die Abstimmung über die Vorlage herbeizufühcen. Gegen diese auffallende, eilige Handhabung einer so wichtigen Materie ! ehnte sich jedoch die ganze Linke energisch auf. In der Debatte darüber kam es zu sehr erregten Auseinandersetzungen zwischen den Rednern der einzelnen Parteien. Im Verlauf der Debatte gab der Abgeordnete Easselmann als Vorsitzender derliberalenLand- tagssraktion die Erklärung ab, daß. angesichts einer solchen Vergewaltigung der Minderheit seine Partei es sich überlegen müsse, ob sie überhaupt noch an den Beratungen weiter teilnehme. Deswegen müsse die Fraktion in einer Nachmittagssitzung um 3 Uhr zusammen- kommen, um darüber die Entscheidung zu treffen.
Als nun am Nachmittag, gemäß dem Willen des Zentrums, die Nachmittagssitzung abgehalten werden sollte, stellte es sich heraus, daß alle Bänke auf der kinken Seite leer waren. Sowohl die Liber- ken wie die Sozialdemokraten hatten sich serrieh alten. Darauf.entschloß sich das Zentrum, in erbindung mit den Bauernbündlern, die Sitzung doch 'zu vertagen Md zwar bis zum nächsten Mittwoch. Dieses parlamentarisch unfreundliche Vorkommen könnte unter Umständen Mr Folge haben, daß sich der Abstimmung ein noch, größerer Teil der Liberalen enthält als bisher angenommen worden war.
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Tie sozialdemokratische Landtagsfraktion brachte einen Antrag ein, die Kammer wolle beschließen, die Staatsregierung zu ersuchen, dem Bundesrat zur Ausarbeitung eines Reichsgesetzes bezüglich der Arbeitsvermittlung zu bewegen, wodurch die gewerbsmäßigen und interessierten Arbeitsnachweise beseitigt und öffentliche Paritäts Nachweise eingeführt werden.
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Ein Attentat auf einen französischen Generat.
Aus Paris wird vom Sonntag gemeldei: Auf den General Befand wurde heute von einem Manne in der Rue de Castigione einRevolverattentat verübt. Der General erhielt am Kops 2 Verwundungen. Der Angreifer wurde verhaftet. — Das Attentat galt offenbar
„Es tut mir ja selber leid, Friede!. Mer ich. bin nun mal nicht zur Landfrau geschaffen. Und wär's nicht deinetwegen gewesen. . . ,damals, als mir der Jude di« zweite und dritte Hypothek kündigte... ich hätt's am. liebsten zum Verkauf kommen lassen und wär' mit dem bißchen, was mir schließlich geblieben wäre, irgendwo in 'ner kleinen Mietswohnung untergekrochen. Aber natürlich," setzte sie vor des Sohnes erschrockenem Mick hastig hinzu, „jetzt, wo du die Wirtschaft übernimmst, bleib' ich. ja gern bei dir und will dir auch dein Hans gewiß m Zucht u. Ordnung halten, wenn ich mich nur um Feld und Vieh nicht mehr zu kümmern brauche."
„Konnte dir d:nn Clsbeth nicht ein wenig beistehen,, wenn's dir so schwer wurde?" fragte Gottfried in Erinnerung an der Schwester fein gepflegte Hände.
„Ach, Clsbeth ist darin noch schlimmer als ich. Tie wurde schon krank, wenn sie mal mit hinaus sollte ins Heu oder Korn. Die mag am liebsten sticken und nähen oder Klavier spielen und lesen."
„Ja, vom Vater hat sie nichts! Und der Mann, der sie Mal heimsührt, wird nicht das große Los an ihr gewonnen haben."
„Es fragt sich, an was für einen sie kommt. Nur dafür mußt du sorgen, Friede!, daß sie sich! nicht von Fritz Reinhardt umgarnen läßt. Das mußt du mir versprechen. Der. . . wenn er ihre paar tausend Taler verzehrt hätte, behandelte sie .schlecht oder liefe ihr gar aus und davon."
Darauf antwortete Gottfried nichts; aber die senkrechten Falten, die schon seit Jahr und Tag über seiner Nase standen, krochen enger zusammen. Und nach einer Weile sagte er:
„Der Onkel Jörg hätte auch mehr Glück verdient im Leben!"
„Ja, der Arme!" seufzte Frau Marie; und es fiel Gottfried auf, daß der Blick ihrer fast immer kühlen Augen dabei seltsam tief und warm wurde.
„Mit seiner Frau steht's schlecht?"
(Fortsetzung folgt.)