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mit Erzähler vom Schwarzwald.
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Lelelon ftr. 41.
Amtsblatt für die Stadt Mildbad.
Verkündigungsblatt
der lrgl. Forstäinter Wildbad, Meistern. Lnzklösterle rc. während der Saison mit
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Mittwoch, den A4. November ISOS.
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D ie Arbeiten des neuen badischen Landtags.
Den Landtag, der am gestrigen Dienstag zn seiner gesetzmäßigen Tagung 1909/10 zusammentrat, erwartet rin ziemlich umfangreiches Arbeitspensum. Das Ministerium des Innern beabsichtigt nicht weniger als 18 Gesetzentwürfe dem Landtag vorzulegen; darunter befindet sich die wichtige Vorlage über die Aend erring der Gemeindeverfassung, die schon im letzten Landtage eine große Rolle gespielt hat. Auch in einer der letzten Sitzungen im Sommer 1908 hatte der Minister des Innern ausdrücklich erklärt, die Regierung werde dem nächsten Landtag im Jahre 1909 einen Gesetzentwurf vorlegen. lieber die Einzelheiten des in den letzten Monaten ausgearbeiteten Entwurfs wird noch Stillschweigen beobachtet. Von nicht geringer volkswirtschaftlicher Bedeutung ist der zu erwartende Gesetzentwurf 'über die Aenderung des Wassergesetzes; Hchou vor zwei Jahre hat ihn die Regierung dem Landtage vorgelegt, aus Mangel an Zeit konnte er aber nicht mehr durchberaten und verabschiedet werden. Vermutlich wird auch ein Gesetzentwurf über die Regelung des ^ Irren Wesens, der gleichfalls schon den letzten Landtag beschäftigt hat, wiederkehren. Dann handelt es sich Inn die Einführung verschiedener Reichsgesetze; die eine Aenderung landesgesetzlicher Vorschriften notwendig machen; wir erwähnen nur die Aenderung der Maß- und Gew ichts ordnung, die in die wirtschaftlichen Verhältnisse Badens tief einschneidet. Ob Eich schon in nächster Zeit die Vorschläge des Ministeriums des Innern, die auf eine Vereinfachung der Kreisverfassung Hinzielen und die bereits in den letzten Monaten die Oeffentlich-keit beschäftigt haben, zu einem Gesetzentwurf verdichten werden, ist uns nicht bekannt. Wie es heißt, plant das Ministerium des Innern zunächst die Herausgabe einer Denkschrift, die den Kandständen vorgelegt werden soll. Verschiedene kleine Gesetzentwürfe betreffen die Bereinigung von Landgemeinden mit der benachbarten Stadt; iu einem Fall muß zur beabsichtigten Auflösung einer Keinen Gemeinde im Schwarzwald, die auf wenige Einwohner Rrabgesnnken ist,'die Zustimmung der Kandstände
tvie wkilig Anhänger zu bedeuten haben, begreift man erst, wenn man aufgehört hat. der Anhänger seiner Anhänger zu sein.
Friedlich Nietzsche.
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Willst du Richter sein?
K) Roman von Maximilian Böttcher.
(Fortsetzung.)
Und der kam, nahin des Neffen Hände mit festem Druck iu die seinen und sagte:
„Daran wirst du dich wohl gewöhnen — damit wirst km dich abfinden müssen, Gottfried! Deine Schwester ist hier in 'der Enge aufgewachsen, deine Schwester gehört -u dm Menschen, denen nur das, was sie mit ihren Augen sehen, mit ihren Händen greifen können, als wahr und wirklich gilt, und die darum jeden für schuldig halten, der, durch welchen Zufall immer, in Verdacht geraten, seine Unschuld nicht Kipp und Dar beweisen kann. Du »mißt ihr darum nicht böse sein, Gottfried — auch den anderen , nicht, die wegen deiner Bestrafung ein Stück von dir abrücken werden. Sie alle leben seelisch und geistig tu mgerer Zellenhast, als du körperlich diese fünf Jahre im Zuchthaus gelebt hast!"
„Einer muß es doch gewesen sein, der dm Stock vom Riegel genommen hat!" warf Elsbeth mit verbissenem Trotz über die Schulter weg ein.
Gottfrieds große, kummertiefe Augen suchten der Schwester nur halb ihm zugewandten Blick festzuhaltm. Kein Wort sprach er dabei, nickte nur ein paarmal schwer, tvie zustimmmd, mit dem kantigen Kopfe, hen die Bart- losigkeit und die radikale Haarschur des Zuchthauses grob entstellte. Scharf, schreiend geradezu, trat dabei um seinen blassen Mund und seine hagere Nase, der'wie mit dem Messer eingeschnittene Zug des Leidens hervor.
Fritz, der Zelitzer Wirtschaftsgehilfe, legte ihm mit impulsiver Bewegung den Arm um die Schulter.
.,Und wenn du's zehnmal gewesen bist, Friede!, — ich verachte dich darum nicht. Dem Filou Strohschein um die Ecke geholfen zu haben, war gerade so 'ne gute Tat
eingeholt werden. Vermutlich wird es auch in diesem Landtag zu lebhaften Auseinandersetzungen über die erst im letzten Jahr in Kraft getretene Vermögenssteuer, Re keinen Schuldenabzug in der Gemeinde kennt, kommen; die Grund- und Hausbesitzervereine verlangen in letzter Zeit immer energischer die Aenderung des Gesetzes und die Zulassung des Schuldenabzugs, und verschiedene Politiker haben sich im Wählkampf auf die Befürwortung dieser Wünsche in der Kammer festgelegi. Wie im letzten .Landtag wird auch diesmal die Verhandlung über die Wertznwachsstener und die Einführung einer Arbeitslosenversicherung in den großen Städten geraume Zeit in Anspruch nehmen.
Von den Vorlagen, die das Ministerium zur Justiz, Kultus und Unterricht der Kammer vorlegen wird, sei nur die wichtigste erwähnt: die Aenderung des Elementarunterrichtsgesetzes. Me wichtige Frage der Schulaufsicht, die bereits in den letzten Wochen im Wahlkampf behandelt worden ist, die Frage des Besuchs des Religionsunterrichts durch Mssidentenkinder, die Heranziehung der Gemeinden zu den Schullasten usw. werden dabei zur Sprache kommen.
Ungünstig beeinflussen das Staatsbudget neben der Ungunst der allgemeinen Wirtschaftslage hauptsächlich drei Momente: Die Erhöhung des an das Reich zn zahlenden Biersteueräqnivalents, die eine ganz erhebliche Steigerung der bisherigen Sätze der badischen Bier- stener notwendig macht, die höchst unerfreulichen Mindereinnahmen der Eisenbahnverwaltnng rm letzten Jahr, und endlick» die Durchführung dos vom letzten Landtag angenommenen Beamtengehaltstarifs, der trotz der großen Anforderungen an die Staatskasse, besonders in den Kreisen der mittleren und unteren Beamten nicht befriedigt. ,
Rundschau.
Zur Linksliberalen Einigung.
erfahren wir von besonderer Seite, daß der Biereraus- schuß der links liberalen Parteien sofort mit dem Beginn des Reichstages znsammentritt, um die Frage der Einigung werter zu beraten.
wie damals die in der Kaserne, als du nachts für mich aus der Klappe hopptest und dich, Hände an der Hemdennaht, vor den fauchenden Leutnant hinstelltest: „Ich bin's gewesen, der vor fünf Minuten über die Mauer sprang!" Mein Lebtag vergesst ich's nicht, 's war 'ne Schweinerei von mir, daß ich dich die schweren acht Tage für mich in den Kasten spazieren lieh. Aber was tut man nicht alles um der blanken Tressen halber — als der Egoist, der zu sein man sich eigentlich schämen müßte. Tu aber — mein' ich — du bist so einer, der immer die Kastanien für andere aus dem Feuer holen muh, in dem das so drin liegt, der einfach nicht anders kann. Und darum Hab' ich dich lieb."
Jetzt lachte Elsbeth Reinhardt in bitterem Hohn auf.
„Ja, und die Leute, die einen über die Achsel an- sehen, wenn man vorbeigeht, die denken: Das ist die Schwester von dem . . . dem! Und als wenn man selber was verbrochen hätte, kommt man sich vor!"
„Hol der Deubel die Leute!" begehrte Fritz pnf, und ein Zug von Entschlossenheit itrat in sein — trotz seiner achtnndzwanzig Jahre — noch fast knabenhaft weiches Gesicht. „Die Leute, die immer nur darauf aus sind, ihrem Mitmenschen, was anzuhängen — was Schlechtes; denn das Gute sehen sie nicht, und wenn's knüppeldick in die Augen springt. Ich möcht's nicht erleben, daß euch beide einer von den Rodenauer Flachköpfen schief ankuckt — er könnte leicht darum Kopfbrummen oder Gliederschmerzen kriegen hinterher!" Und er streckte seine muskulösen Arme.
Elsbeth lächelte dem hübschen Burschen für seine Bekundung ritterlicher Gesinnung dankbar zu; Gottfried aber stand finster, mit gesenktem Kopf.
„Ich "brauch' keinen, der für mich einsteht. Ich helft mir schon selber! .Und eben darum: tausendmal Hab' ich mir's bedacht und kann meine Hand dafür ins Feuer legen: Hätt' ich das getan, um was man mich angellagt hat — ich hätt's nicht abgestritten, nicht eine Minute lang."
Fritz zuckte die Achseln.
„Na ja — praktischer wär's ja vielleicht gewesen,, du hättest zu der Anllagebehauptung Ja und Amen gesagt. Du wärst dann vielleicht ein paar Monate oder auch ein Jahr billiger weggekommen. Aber natürlich —
Tages-Chronik.
Berlin, 22. Nov. Der württembergische Oberst v. Moser von der Kriegsakademie ist zürn Abteilungschef im Großen Generalstab ernannt worden.
Brette«, 21. Nov. Der Ausschuß des nationalliberaleu und jungliberalen Vereins hat beschlossen, die Wahl des Abg. Schmidt (B. d. L.) wegen grober Verstöße gegen das Wahlgesetz anzufechten.
Soldin, 22. Nov. Bei der heutigen Stichwahl im Wahlkreis Landsberg-Soldin wurden für Amtsgerichtsrat Holtschke (Kons.) 12 370, für den Expedienten Pätzel - Berlin (Soz.) 11 226 Stimmen abgegeben. Ersterer ist somit gewählt.
Luftschiffahrt
Der erste deutsche Militäraeropla«
wird bekanntlich von einem Württemberger, dem Rr- gierungsbaumeister Hoff mann in Berlin gebaut. Dieser Tage ist der in Frankreich in Bestellung gegebene lOpferdige Antoinettemotor für den Aeroplan eingetroffen and zur Ablieferung gelangt. Regierungsbaumeister Hoffmann hat deshalb einen französischen Motor gewählt, weil dieser bedeutend leichter als unsere deutschen Motoren sein soll. Er will jedoch, da leichte und zuverlässige Motoren inzwischen auch in Deutschland gebaut werden, demnächst auf diese zurückgreifen, denn es liegt in seiner Absicht, den deutschen Militäraeroplan mit ausschließlich deutschem Material zu bauen. Die ersten Flugversuche werden schon in den nächsten Tagen auf dem Tempelhofer Feld bei Berlin ausgenommen.
Ei« starre« Luftschiff in Frankreich.
Die Lehren, die die Franzosen aus dem verhängnisvollen Absturz der „Republique" gezogen haben, sind doch nachhaltigerer Natur, als man zuerst auzunehmen geneigt war. Anfangs hielt man eine Kammereintetlung bei den französischen Ballonetluftschiffen für genügend, in dem man da.- italienische Modell „Ibis" nachahmte, jetzt aber hat sich die französische He.resverwaltung dazu entschlossen, das in verkleinertem Maßstabe völlig ausgearbeitete Luftschiff des Ingenieurs Spieß ausbauen zu lassen. Auf den ersten Blick ist kaum eigentlich, ein Unterschied zwischen dem Projekt und einem Zeppelin zu bemerken, wenn man von der Größe absieht, denn dieser neue Typ soll nur höchstens 7000 Kubikmeter betragen. Wenn man aber genauer auf die einzelnen Konstruktionszeichnungen eingeht, bemerkt man gewaltige Unterschiede, die sogar so groß sind, daß man bezweifelt, ob der Ingenieur wirklich das Wesen des starren Systems erfaßt hat. Die Z.-Klasse kann bekanntlich keine Wendungen auf der Stelle fahren, weil die Gefahr des Eindrückens durch seitlichen
- Druck besteht. Obwohl Zeppelin genügend Verstrebungen in der Querrichtung hat, bleibt die Gefahr dennoch bestehen. Bei dem neuen Modell fehlt aber jede Art von Querversteifung. Als Ersatz hat man in das Innere des Gerippes ein weit-
saure Arbeit bleibt's wohl immer. Len Kurs plötzlich zn ändern, wenn man sich mal aufs starre Leugnen festgelegt hat!"
Der Doktorbauer, dem dem Disput der Jugend so lange schweigend und mit Stirnrunzeln zugehört hatte, machte eine zornige Bewegung.
„Wie mir Administrator Friese klagt, bleibt für dich schon jeden Tag das Aufstehen in der Frühe saure Arbeit", sprach er den Sohn mit herbem Spott an. „Du wirst also guttun, endlich nach Hause zu pilgern. Es ist zwölf vorbei, und du hast eine gute Stunde Feldweg bis ZerliH Ich muß mich überhaupt wundern, dich heut schon wieder hier in Rodenau zu sehen."
„Ich wollte doch Gottfried begrüßen, wenn er tzeim- käme", antwortete Fritz; und sein kleinlauter Ton und der zaghafte Ausdruck seiner Augen verrieten, daß es ihm nicht an Respekt vor dem Vater fehlte.
„Na ja — die Begrüßung hast du ja nun hinter dir! Und dann möcht' ich dir noch eines sagen — frei heraus in Elsbeths Gegenwart: Ich will's nicht haben, daß du dich mit deiner Eoüsine in Liebeshändel einläßt. Streite nicht, daß du dazu aus dem besten Wege bist! Du bist nicht der Kerl, den: mein Bruder, wenn er noch lebte, seine Tochter zur Frau geben möchte. Also laß das Spiel jetzt im Anfang, eh's noch gefährlich wuroe. Und dir, Elsbeth, sag' ich — falls du's noch nicht wissen solltest: es ist kein Verlaß auf den da, meinen Sohn. In keiner Lwche! Stroh! Rasch in Brand und rasch Asche! Wo er auch gewesen ist — beim Militär und auch sonst überall — hat er's bewiesen. Und wenn er all die Mädels heiraten sollte, denen er was von Liebe vorgefaselt
— müßt' er schon sein Domizil in der Türkei aufschlagen. Also nimm dich in acht vor ihm!"
Der hübsche Bursche wollte etwas erwidern, ioagte es aber nicht vor dem strengen Blick, mit dem sein Vater ihn anblitzte, und sagte nur, seinen grünen Hut fink dem Birkhahnspiel nehmend, mehr zärtlich als spöttisch:
„Du weißt nun Bescheid, wie du mit mir daran bist, Elschen! Gute Nacht allerseits!"
(Fortsetzung folgt.)