Partei hat, das sind geschichtliche Tatsachen, gegen das anfängliche Widerstreben der andern Parteien die Verfassung s r e v i si on mit der Herstellung der reinen Volkskammer auf Grund des breitesten Wahlrechts und der Turchsetzung der Adelskammer mit bürgerlichen Elementen durchgeführt; die württembergische Volkspartei hat trotz allem Widerstreben konservativer Kreise in der neuen Verwaltungs-Ordnung mit der Lebens» Tauglichkeit der Ortsvorsteher aufgeräumt und die Selbstverwaltung der Gemeinden auf eine breitere Grundlage gestellt; sie hat erst im letzten Jahr eiue Schulr eform schaffen helfen, die den Einfluß der Kirchen in den Schulen erheblich zurückdämmt, die Rechte des Staates und des jLehrerstandes bedeutend erweitert und so Platz schafft zu einer liberalen Unterrichts- und Erziehungsmöglichkeit.
Und selbst wenn alle -diese gesetzgeberischen Reformerfolge nicht in Betracht gezogen würden: wie ist es zu erklären, daß die konservative Partei in Württemberg eine ganz andere ist und sein muß als die in Preußen vder Sachsen? Ter schwäbische Konservative, der — notgedrungen - für die Beseitigung der geistlichen Bezirksschulaufsicht und für die zur reinen Formsache eingeengte Lokalaufsicht stimmen, der ein allgemeines, gleiches und direktes Gemeindcwahlrecht in der Ausdehnung auch auf den Aermsten zugestehen, der bei den Landtagswahlen für dasselbe Stimmrecht, dazu noch ergänzt durch das Pro- portionalwahlrecht wie in den größeren Städten bei den Gemeindewahlcn, eintreten und der eine, reine Volkskammer mitschaffen mußte ein solcher Konservativer erscheint doch gegenüber seinem norddeutschen Gesinnungsgenossen als der röteste Demokrat. Und der konservative Ostelbier, dem ein schwäbischer Couleurbruder von den heimischen politischen Taten erzählen würde, müßte sich entsetzen über diese schwäbische „Zuchtlosigkeit" und den liberalen Radikalismus der schwäbischen Konservativen.
Ist das aber nur so von selbst gekommen? Mit Nichten. Es ist die Frucht der zähen demokratischen Arbeit. In dem siebziger und achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts wollte weder Regierung noch Volksvertretung etwas von einer solch entschiedenen Reformpolitik wissen. Uber die politische Tätigkeit der Demokratie hat sie erzwange n. Und auch! die Konservativen, wollten sie nicht den letzten Einfluß auf die Gesetzgebung mit dem letzten Sitz im Landtage verlieren, mußten sich notgedrungen dem demokratischen Geiste, der durchs schwäbische Volk ging, möglichst anbequemen. Die Volkspartei- kann zufrieden sein mit dieser „Suggestion" auch auf andere und auf die anhaltende Wirksamkeit derselben bis zum heutigen Tage und wähl noch bis auf lange hinaus.
Das sind keine „Treppenwitze der Weltgeschichte", das sind die nackten Tatsachen der geschichtlichen Entwicklung, die in Württemberg nachgerade der Hinterste Waldbauer weiß. Dem Leiter des konservativen Organs muß man das aber sagen; denn er schreibt feine geschraubten Artikel aus der naiven Unwissenheit eines Hereingeschneiten,, der trotzdem sich die Allüren eines" Alleswifsenden gibt.
(Beobachter.)
Die Folgen der Herrenberger Wahl. In
Gärtringen, OA. Herrnrberg, hat sich in den letzten Tagen die dort bestehende Ortsgruppe des „B undes der Landwirte" vollständig aufgelöst. In einer sehr Aahlreich besuchten Versammlung wurde der eben erschienene Ausruf württembergischer Bauern zum Beitritt in den deutschen Bauernbund mit lebhafter Beistimmung begrüßt und sofort eine starke Ortsgruppe des neuen deutschen Bauernbunds gegründet. Tiie Versammlung nahm hiebei folgende Erklärung an:
„Die sehr zahlreich besuchte Bauernversammlung in Gärtringen verurteilt bas bauersnfeindliche Verhalten der konservativen Großgrundbesitzer in der Führung des Bundes der Landwirte bei der Reichsfinanzreform und begrüßt den Aufruf der Bauern für den deutschen Bauernbund und fordert alle schwäbischen Bauern auf, durch Anschluß an denselben für die Interessen der Landwirtschaft und des Bauernbundes und für wahre Bauernpolitik einzutreten."
Dar Herrenberger „Sieg" des Bauernbundes wird den Siegern immer schmerzhafter. Erstens wurde durch ihn festgestellt, daß die Zahl der Bauernbuüdswähler um rund BOO zurückgegangeu ist und nun maß zweitens der Bund erleben, wie seine Organisation in einem Ort zufammen- bricht, der bisher eine agrarische Hochburg gewesen ist. Dieser Herrenberger Bauernsieg erinnert an den Erlkönig : Er erreicht den Hof, mit Mühe u. Not, in seinen Armen das Kind, war tot.
Ter Württembergische Jngenieurverein hielt in Stuttgart feine Jahresversammlung ab. Für 1909/10 wurde zum 1. Vorsitzenden gewählt: W. Maier-Stuttgart. Zum 2. Vorsitzenden wurde gewählt, diesmal nur für 1 Jahr: R. Bosch-Stuttgart; als 3. Abgeordneter zum Vorstandsrat C. von Bach-Stuttgart, als 2. stellvertretender Abgeordneter z. Borstandsrat Emil G m in d er-Reutlingen. Zu übrigen Borstandsmitgliedern für das Jahr 1910 mit nur einjähriger Amtsdauer wurde:: gewählt: De. In.;. O.Pcrw.:Heidenhllm, PH. Wieland-Ulm, F. Weipert-Heilbronu, F. Lieb-Biberach, O. Johannsen-Reutlingen, Arth. Junghans-Schramberg, — Nach dem Jahresbericht zählt der Verein 1039 Mitglieder gegenüber 1047 im Vorjahr. 13 Vorträge wurden veranstaltet, diese waren durchschnittlich von 80 Mitgliedern und Gästen besucht. Mit der Gesellschaft für wirtschaftliche Ausbildung in Frankfurt lonrde ein Kurs abgehalten. Auch sonst ist der Verein sin verschiedenster Hinsicht tätig gewesen. Die Materialprüsungs- anstalt an der Hochschule existiert jetzt über 25 Jahre. Als Beitrag zur Hilfskasse wurden dieses Jahr wiederum 550 Mark gewährt. Laut Rechnnngsbericht verfügte der Verein überein Vermögen von 15 906 Mk. Die Einnahmen beliefen sich im Berichtsjahr auf 22 465 Mk., die Ausgaben auf 4634 Mk., so daß der Verein jetzt über ein Vermögen von 17 831 Mk. verfügen kann. Dem Kassier wurde die Entlastung erteilt. Im Anschluß an den geschäftlichen Teil fand ein Vortrag des Herrn Professor P. Lauser, Privatdozent an der Kgl. Technischen Hochschule, Stuttgart, über „die künstlerische Verwaltung des Metalls im Kunstgewerbe des Altertums und beim Zustandekommen von Monnmental-Architetur-Formen" mit Lichtbildern statt.
Hall, 2k. Nov. Eine hier abgehaliene von etwa W Wirten besuchte Versammlung nahm eine Resolution an, kn der sie gegen die von den Brauereien, die sich zu einem Hohenlohefchen Brauereiverband zusammengefchlofsen haben, beabsichtigte Bierpreiserhöhnng auf 1. Dezember energisch protestieren und sich bei entsprechenden Konzessionen, zu einem Bieraufschlag mir vom l. April an be
reit erklären. Die Brauer bestehen auf ihrer Forderung. Deshalb soll eine Kommission weitere Verhandlungen Pflegen.
Nah und Fern.
Wen« Kinder allein zu Hanse find.
Aus Gmünd wird vom 20. gemeldet: Gestern vormittag gegen 11 Uhr ging die Fuhrmannsehefrau Burkart jin der Buchstraße in die Stadt, um einige Einkäufe zu machen ließ aber ihre drei Kinder im Alter von fünf, drei und eineinhalb Jahren allein zu Hause. Sie schloß die Zimmertüre und auch die Glasverschlagstüre gut ab. Das fünf Jahre alte Mädchen wollte nach Aussage des jüngeren Brüderchens, als die Mutter fort waar, ein Bettchen an dem stark geheizte» Ofen wärmen. Hiebei muß das Kleid des Kindes sofort Feuer gefangen haben. Das Kind, das aus der verschlossenen Stube nicht hinauskonnte, sprang hilfesuchend auf das Sofa, das auch sogleich Feuer fing. In demselben Augenblick brannten auch schon d:e Vorhänge und sonstiger Hausrat. Zu gleicher Zeit fuhr zufällig der Vater der Kinder am Haus vorbei und bemerkte den Brand. Ilm Hilfe bringen zu können, mußte er zuerst das Fenster der Glastüre und dann die Zimmertüre kinschlagen. Inzwischen war das Kind derart verbrannt, daß es kurze Zeit darauf starb. Die beiden anderen Kinder, die sich vor dem Rauch in das Schlafzimmer flüchteten, haben keinen Schaden erlitten. Der Brand wurde durch Hausbewohner gelöscht.
Der hereingefallerre Viehhändler.
Aus Jsny wird geschrieben: Was heutzutage für Kaufabschlüsse gemacht werden, um nur ein Geschäft machen zu können, zeigt folgender origineller Kuhhandel, der sich am Mar-- tinimarkte in einer hiesigen Wirtschaft abwickelte. Ein Viehhändler verkaufte an zwei Kaufslustige 2 Stück Kühe dem Kilometer nach und zwar kostete das Kilometer 1000 Mark. Einer genauen Berechnung nach wird sich wohl der Verkäufer über seinen dadurch vermeintlichen Prosit bitter getäuscht haben und die Käufer freuen sich über die so billig erhaltenen Kühe. Da nun der Verkauf vertragsmäßig abgeschlossen wurde und nach einer Messung der Kühe ein« solche höchstens auf 2.80 bis 3 Mark zu steheu kommt, wird der Vertrag uicht mehr rückgängig gemacht werden können. Wer den Schaden hat, braucht für den Spott' nicht zu sorgen.
Er» großes ^Eisenbahnunglück
wird aus St. Pölten in Niederösterreich gemeldet. Eine A r b e i t e r g r u p p e, welche auf der Eisenbahnstrecke bei St. Pölten arbeitete, wurde von einem Personenzug überrascht. Acht Arbeiter wurden getötet, drei schwer verletzt.
Ein Dampfer verbrannt.
Aus Los Angeles wird vom 21. gemeldet: Der Dampfer St. Croix ist bei Point Duma vollständig verbrannt. Er führte hundert Passagiere und eine Mannschaft von 35 Köpfen. Der Dampfer City Topeca hat das Wrack umkreist, aber niemand mehr darauf gesehen. Ueber das Schicksal der Passagiere und Mannschaften ist nichts bekannt.
Gerettet!
Aus Cherry in Illinois kommt eine trostreiche Kunde: Von den am vergangenen Samstag in der St. Paul-Mine eingeschlossenen Grubenarbeitern wurden am Samstag 4V noch lebend aufgesunden. Neun Mann sind bereits an das Tageslicht gebracht worden. Einer der Ueberlebenden erzählte, daß sie sich selbst eingemanert hätten, als sie nach der Explosiv ihre schlimme Lage erkannt hätten. Sie hätten furchtbare Hungerqnalen ausgestanden. Man glaubt, daß noch weitere 71 Bergleute am Leben sind. Die Frauen und Angehörigen der Eingeschlossenen drängen sich um den Schachteingang. Ihre Verzweiflung ist neuer Hoffnung gewichen. — Bis Sonntag abend 5 Uhr war es gelungen, von den in der St. Paul-Mine eingeschlossenen Grubenarbeitern 78 zu retten!
Kl»i«e Nachrichten.
Wie erst jetzt bekannt wird, ist vor etwa 14 Tagen in der Herrgottskirche bei Creglingen ein Einbruchsdiebstahl verübt worden, wobei drei geschnitzte Holzfiguren von erheblichem Altertumswerte gestohlen wurden.
In einem Neubau der Kleinen Königsstraße in Sinti gart in der Nähe des Wilhelmsbanes entstand Samstag Vormittag eine Kesselexplosion der im Souterrain untergebrachten Zentraldampfheizung. Verletzt wurde glücklicherweise niemand, doch ist ein ziemlich beträchtlicher Schaden angerichtet worden. So wurden durch den Druck auch ein Schaufenster eines noch nicht bezogenen Ladens, sowie mehrere andere Scheiben herausgedrückt.
In der Wirtschaft zum Rößle in Oggelshansen OA. Riedlingen funktionierte der Acetylen-Apparat nicht mehr. Die betreffende Person, di« den Apparat sonst versorgte, war nicht gerade anwesend. Es wurde deshalb Löwenwirt Dangel, der ebenfalls einen derartigen Apparat besitzt, herbeigerufen. Durch das Zunahekommen mit einem Licht entstand eine Explosion, wodurch Dangel leicht, zwei .Knechte dagegen ziemlich schwer verbrannt wurden, so daß letztere ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen mußten.
In dem fränkischen Dorfe Langenfeld starb im Armenhause eine Frau, die man für völlig mittellos hielt. Bei ihrem Nachlasse fanden sich in einem Kasten gegen 10 000 Mark in Obligationen vor.
richtete er still und unaufdringlich. Vor der Vorstellung war sie meist schon im Cafe, in den Redaktionen beendet, Ehe sich der Vorhang hob, hatte auch schon sein kleines Heer die Generalidee des Gefechtes und dessen taktische Züge schriftlich fixiert erhalten. Dann konnte er in der Garderobe de» eitlen und um den Erfolg bangen Künstler oder die Primadonna beruhigen, denn alles hatte er vorberechnet. „Sei nur ruhig," sagte er etwa dem aufgeregten Tenor, „der Erfolg ist sicher: bei der Romanze im ersten Akt hast Du ein äs cspo, beim Duett im zweiten Akt hast Du ein äs espo und drei Hervorrufe, und vier Hervorrufe am Schlüsse." Oft versprach er auch, wenn der Sänger mit der Zahl der Hervorrufe nicht zufrieden schien, eine Zugabe. „Oh, diese Eitelkeit der Großen!" Pflegte er zu sagen, „wenn ich alle die Briefe der berühmtesten Künstler herausgäbe, es wäre die Göttliche Komödie der Eitelkeit. Sie wollen alle dieselbe Zahl der äs espo und der Ruse wie Tamagno oder Caruso, nichtmehr und nicht weniger, und sie wissen ganz genau über die Ehrungen dieser beiden Bescheid. Und dann ihre Eifersucht auf die Primadonna!" Eines Tages war die letzte Vorstellung eines Divo und einer Diva. Am selben Tage war ein großes Begräbnis gewesen und es gab infolgedessen in ganz Neapel nur noch drei Kränze. Was tun? Wehe, wenn der Chef der Claque der Diva zwei und dem Divo nur einen gegeben hätte! Kurz entschlossen ließ er der Diva zwei Kränze mit rotem Bande reichen, dann gab er dem dritten ein blaues, und als der Tenor an die Reihe kam, erhielt er diesen Kranz, zugleich aber einen bandlosen. Moreno hatte eben einem der beiden rotbebänderten Kränze der Primadonna das Band weggenommen. Wie sich nachher die beiden Größen Aber die Verteilung der Beute gestritten haben, darüber konnte er keine Angaben machen, denn er hatte sich kluger Weise vorher ent
fernt. Natürlich fehlte es ihm nicht an Geschenken, so hakte er es also nicht nötig, selbst zu bitten oder gar kleine Erpressungen vorznnehmen. Nur einmal passierte es ihm, daß
ein stolzer Spanier sich ausdrücklich jede Arbeit der Claque verbat und höhnisch sagte: „Sie können mich meinetwegen auch anspfeifcn. — „Ich werde nicht peifen lassen," antwortete Mv- reno. Und er hielt sein Wort: Mitten in der ersten Mo- manze des Baritons erfolgte von der Gallerte ein rauschen des Beifallsgetöse, das Publikum protestierte gereizt. Jry ersten Duett erfolgte eine noch größere Ovation, und das
Publikum protestierte heulend gegen die unverschämte Claque. An dem nächsten Tage reiste der Berühmte nach Madrid zurück. Als Wagner, und Strauß auch die Bühne von Neapel eroberten, erklärte Moreno besiegt zu sein: diese beiden hätten seinem Berufe den Garaus gemacht. „Wenn man diese düstere und mühsame Musik, die immerfort ohne Pause dauert, nicht unterbrechen kann, wo soll man da ein äs espo oder einen Hervorruf auf offener Szene anbringen? Da gibt es für uns nur den Rückzug."
Gerichtssaal.
Blutige Revolverszene aus offener Strafte.
Aus Newyork wird berichtet: Ein furchtbarer Zweikampf, der in der Stadt Pioneer in Louisiana ausgefochten wurde und dem drei Menschen zum Opfer fielen, während ein vierter verwundet wurde, erregt im Lande Aufsehen. Dü beiden Söhne Sylvester und Albert des Methodistenpredigers Owen hatten einen wohlhabenden Farmer namens Clarence Compton zu einem seltsamen Waffengange aufgefordert. Die beiden jungen Owens glaubten, daß Compton über ihre Schwester eine abfällige Bemerkung gemacht habe und wollten diese Schmach nun mit Blut abwaschen. Eine Art „dreieckiges Duell" (warum nicht „Triell"? D. Red.) kam zustande. Compton »ahn: in der Nähe seines Hauses ans einer Waldlichtung Stellung, in der rechten und in der linken Hand je einen geladenen sechslänfigen Revolver. Die beiden Gegner Comptons standen zwanzig Schritte von ihm entfernt zu seiner rechten und zu seiner Linken, ein jeder mit einem Revolver bewaffnet. Nach dem ersten Kugelwechsel stürzte Sylvester Owen verwundet zur Erde. Compton feuerte seinen zweiten Revolver in die Luft ab und rief seinen jugendlichen Gegnern zu: ,Zabt Ihr Kinder nun genug? Ich hätte Sylvester ebenso gut als ich ihn verwundete, töten können." Die Verletzung Sylvester Owens war nur leicht, eine Schußwunde am Arm. Er verband sich sofort die blutende Wunde und beide Brüder verlangten jetzt erbittert, daß der Kampf fortgesetzt werden müßte. „Dann werde ich wirklich zielen und töten," sagte Compton. Man nahm wieder seine Plätze ein und der Dreikampf ging weiter. Die beiden jungen Owens feuerten so schnell sie komiten auf ihren Gegner. In diesem Augenblick stürzte die Frau Compton, die durch die Schüsse herbeigelockt worden war, mit ihrem kleinen Kinde ans den Schauplatz der Szene. Ohne weiteres warf sie sich ihrem Gatten an den Hals,
dis kleine Tochter tat das gleiche und beide beschworen ihn, nicht mehr zu schießen. Die Szene dauerte nur eine oder
zwei Sekunden. Im nächsten Augenblick stürzten Mutter und Tochter tot zu Boden und von drei Kugeln durchbohrt fiel auch Compton tot über die Leichen seiner Lieben. Die beiden Brüder stellten sich sofort dem'Gerichte; sie geben an, daß
Frau Compton und die Tochter so plötzlich in den .Kon
flikt eingegriffen hätten, daß die Schützen nicht Zeit fanden, das Feuer einznstellen.
Stuttgart, 20. Nov. (-Schwurgericht). Wegen versuchten schweren Raubs hatte sich der ledige Schmied Adolf Kern von hier zu verantworten. Eines Tages im Juli machte der Taglöhner Franz Hemmer ans der Polizeiwache in Cannstatt die Anzeige, es sei eine Beraubung der Cannstatter Ortskrankenkasse geplant. Der Schmied Adolf Kern habe den Plan auf der Herberge ansgeheckt und den Taglöhner Munk in den Plan eingeweiht. Es sei ausgemacht worben, den Kassier mit einem Hammer niederznschlagen. Der Ueber- fall solle am 16. Jnli ausgeführt werden. Die Polizei riet Hemmer sich scheinbar bei dem Uebersall zu beteiligen und sagte ihm, wie er sich verhalten solle. An dem fraglichen Tage kam Mink nicht, worauf sich Kern und Hemmer allein auf die Ortskrankenkasse begaben. Kern trug einen Hammer bei sich, er hoffte mehrere tausend Mark zu erbeuten, Hemmer ging in die Kanzlei hinein und -ersuchte den Kassier um eine Auskunft, während Kern vor der Türe wartete. Er kam aber auf das verabredete Zeichen nicht herein, er hatte sich inzwischen eines andern besonnen. In der Kanzlei hielte» sich mehrere Polizeibeamte versteckt. Kern gab bei der Verhandlung an, ec habe befürchtet, er könne den Kassier totschlagen. Er habe, als der Kassier einige Zeit darauf zur Türe herausgekommen sei, nach seinem Hammer gelangt, Hemmer habe ihm aber abgewinkt. Die Geschworenen versagten dem Angeklagten Kern mildernde Umstünde. Das Gericht erkannte sodann gegen ilfn ans drei Jahre Zuchthaus »nd fünf Jahre Ehrverlirst.
Sprüche aus dem Talmud.
Von Victor Klemperer (rOanienburg) gehen der Kr. Ztg. folgende freie Vers-Uebertragungen von Talmud - Spräche n zu:
Aus diese Geige ist der Meister stolz,
Und alle Kenner sind entzückte Neider . . .
Doch dem Gevatter Weber, Schuster, Schneider Erschien sie neulich als ein Wimmerholz.
Den Scherben fand ich Blinder,
Die Perle drunter Du:
Wer war denn nun der Finder?
Und wem fiel alles zu?
Nicht ob ihm viel,
Ob wenig Glück beschert Allein sein Ziel Bestimmt des Mensch-» Wert.
Sündigen zu anderer Freude Nein, das wäre gar zu dumm!
Wenn ich schon mein Heit vergeude.
Weiß ich wenigstens warum.
Um Dich ans Ziel zu tragen,
Und gält' es steilste Steigerung:
Kein schneller Roß am Wagen Als rechte Herzensneigung.
Man weiß es nicht so ganz genau,
Weswegen ans der Welt die F r a u.
Die einen sagen: um der Schöne willen.
Die andern sagen: um der Söhne willen.
Und unbescheidene Leute meinen:
Um beides Gute zu vereinen.
Vermischtes.
Ein Fürst der Claque.
In Neapel starb kürzlich Alfred» Moreno, der Chef der dortigen Opern claque, eine der populärsten und interessantesten Figuren der Golsstadt. Es war eine Institution, der Freund aller großen Gesangsknnstler, die in de» letzten fünf Lnstren im .Theater San Carlo austraten. Er war ein gewiegter Psychologe, der nicht nur die Künstlerscele, sondern auch die des Publikums kannte. Seine Arbeit ver-
— Ungefährlich. „Ich wollte meine Verlobung einstweilen geheim halten — und nun habe ich mich doch verleiten lassen, dem Herrn Oberförster davon zu erzählen." - - >,O, das macht gar nichts, gnädiges Fräulein, Wenn er'S auch wcitersagt, -- glauben tnt's ihm doch niemand."
— Durchschaut. Tante (als sie ihr Neffe beim Empfang ungezählte Male küßt): „Hör ans, Karl, — so vie: Hab' ich gar nicht bei mir!"
- In der Verlegenheit. „Sagen Sie mir, meine Gnädige, wer ist denn nur der dicke Herr dort mit dem entsetzlich dummen Gesicht?" - „Das ist ein Verwandter pon mir!" — „Soo? — dlber aber — doch jedenfalls nur ein sehr entfernter?"