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mit Erzähler vom Schwarzwald.

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Lelekoo Ar. 4l.

Amtsblatt für die Stadt wildbad.

Verkündigungsblatt

der chgl. Forstämter Wildbad, Meistern. Lnzklästerle rc. während der Saison mit

amtl. Fremdenliste.

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Nr. 2«4

Donnerstag, den LL. November 1SQS.

2S. Jahrg.

Abessinien

Bet der großen Bedeutung Afrikas für die gesamte Kolonial- und Weltpolitik haben alle einzelnen Länder des dunkeln Erdteils, der stückweise immer mehr aufgehellt wird, Wichtigkeit und Anspruch auf Beachtung für ihre Entwicklung. Alle afrikanischen Gebiete sind uns in den letzten Jahrzehnten gleichsam auf Reichweite nä­hergerückt worden, und wo früher nur Tummelplätze phan­tastischer Reisebeschreibungen zu liegen schienen, geogra­phische Entdeckeraufgaben, da setzt stets stärker der poli­tische Wettbewerb besonders der europäischen Völker ein. Am Kap, am Kongo, in Marokko, in Aegypten, lauter große ZukunMragen, und von den Küstenländern reichen die EinflußMären und dieHinterländer" nach Zentralafrika hinein, vorläufig zu einer Aufteil­ung, deren Grenzen vielfach erst aus dem Papier stehen und deren endgültige Festlegung späteren Schicksalen Vor­behalten bleibt.

Abessinien ist nicht der geringste, aber vielleicht einer der härtesten Brocken der afrikanischen Welt. Ein Reich, räumlich weit größer als Deutschland, wenn auch nur mit etwa dem achten Teil unserer Bevölkerungszahl. Ein Hochland, dessen Gipfel fast den europäischen Alpen gleichkommen, aber in den warmen südlichen Himmels­strichen zwischen der Sahara und dem Roten Meere mit Fruchtbarkeit und Bodenschätzeen begabt. Wil­des Getier noch 'in Menge, Löwen und Elefanten. Doch auch beträchtlicher Viehreichtum an Rindern, Pferden, Maultieren, Kamelen , Kaffeepflanzungen, Steinkohle, Gold, heiße Quellen. Flüsse, wie der Blaue Nil und große Seen. Eine für innerafrikanische Verhältnisse alte Kultur, ein kräftiger semitischer Volksstamm, ein Christen­tum, das allerdings im Formelldienst erstarrt ist und auch heidnische Beimischungen nicht ausgeschlossen hat, ein paar Hunderte Kilometer Bahngeleise u. Telegraphendrähte, eine mit einem alten Marktplatz nicht unansehnliche Hauptstadt, Addis Abeba, mit 5000080000 Einwohnern, schließlich aber eine ansehnliche Wehrkraft, seit die Schaffung einer Oberhoheit gegenüber den sehr selbständigen Ein­zelfürstentümern gelungen ist. Den Engländern ist es zwar im vorigen Jahrhundert einmal gelungen, er­folgreich gegen Abessinien vorzugehen, sodaß der damalige Negus Theodor sich in Verzweiflung entleibte. Aber eine beherrschende Stellung vermochten sie dort dennoch nicht zu gewinnen. Italien gar hat sich vor einem Jahrzehnt

wenn du das große Spiel der Welt gesehen.

So kehrst dn reicher in dich selbst zurück;

Denn wer den Sinn aufs Ganze hält gerichtet,

Dem ist der Streit in seiner Brust geschlichtet.

Schiller.

Willst du Richter sein?

2) Roman von Maximilian Böttcher.

(Fortsetzung.)

Dvß Marie Winter, die ihren Namen dem Tag und der Jahreszeit ihrer Auffindung verdankte, den um reich­lich zwei Jahrzehnte älteren Mann nur der guten Ver­sorgung halber genommen, daran hatte im Grunde nie rin Rodenauer gezweifelt. Und wenn sie dem Amtsvor- stcher außer dem Sohn Gottfried auch noch eine Toch­ter, Elsbeth, geboren, so wußte Man doch, daß der Himmel ihrer Ehe sehr viel öfter voller Sturmwolken als voller Sonnenschein gehangen hatte, weil sie sich trotz all ihrer körperlich zarten Biegsamkeit nicht willig unter, das harte Regiment Reinhardts geduckt, weil ihres Wesens gemessene Kälte das Blut.des robusten Mannes oft in heiße Wallung gebracht, und weil ihre arg zur Verschwendung neigende leichte Hand" dauernd mit seiner anspruchslos und spar­sam zusrmmenraffenden eisernen Faust im Streit gelegen hatte. Nur in einem hatte sie, die für das Leben auf der Scholle nie innerlich warm geworden war, unterstützt von der durch sinkende Getreid-epreise and steigende Leutenot Mrmer schwieriger sich gestaltende Lage der Landwirt­schaft, ihren Willen gegen den nur in diesem Falle schwan­kenden des Gatten durchzusetzen vermocht: darin, daß man den Sohn Gottfried, der. von Anfang an einen auffällig Hellen Kopf gezeigt, in die Stadt aufs Gymnasium ge­geben, damit er dermaleinst alsStudierter" ein leich­teres Brot esse als seine bäuerlichen Vorfahren. Mit Schlapphut und einein großen Packen Schulbüchern unter dem Arm, tme den Doktor Georg Reinhardt, des Amts­borstehers jüngsten Bruder, der damals noch als Na- !

bei einem abessynischen Abenteuer bös die Finger ver­brannt. Der Negus bingt wohl 200 000 Krieger und im Notfall vielleicht noch mehr auf die Beine, in den Bergwildnissen ist die Kriegführung, da auch Nachschub und Zufuhren schwer behindert sind, ein undankbares Unter­nehmen. In der Schlacht von Adaua 1896 erlitten die Italiener eine blutige Niederlage, von der sich ihr krie­gerisches Ansehen in Afrika nicht leicht erholen kann. Von Rußland hörte man, früher, vor dem ostasiati­schen Krieg, daß es Neigung habe, in Abessinien Fühlung zu gewinnen; die Lust dazu mag freilich nachgelassen ha­ben, seit sich gezeigt hat, daß die russische Ländergier sich bereits in Asien übernommen hat, und daß Rußland nicht davon träumen kann, sich auch noch in afrikanische Händel irgendwie zu verwickeln.

Abessinien eignet sich also weder zum Spielball noch zum Zankapfel der europäischen Mächte. Vielmehr «muß.sich' eine vernünftige Auslandspolitik dort wohl darauf be­schränken, den Handelsverkehr zu pflegen, der nicht ganz unbedeutend ist (Ein- und Ausfuhr gleichen sich etwa mit je zehn Millionen Mark Wert ab), und im üb­rigen denNegus Negesti", denKönig der Könige", einen guten Mann sein zu lassen.

Mit dem jetzigen Negus, Menelik, ließ sich Aus­kommen. Aber er hat nun in seinem 66. Lebensjahr den zweiten Schlaganfall erlitten und liegt, wie gemeldet wor­den ist, in den letzten Zügen. Tie Nachfolgerschaft soll zwar geordnet-sein, ein Prinz Lidj Jeassu ist bereits gesalbt und hat einen Vormund in dem Fürsten Tesa- mamma, der vermutlich ein tatkräftiger Herr sein wird, da ihn Menelik für den Posten ausgesucht hat, Nur weiß man auch,, daß die Gemahlin des Negus, dieKai­serin", eine nicht minder energische, selbstbewußte, Herrsch­und ränkesüchtige,T>ame ist, und da kann es leicht kom­men, daß sie einen oder den anderen Ras für sich ge­winnt, um die Aufrichtung ihrer eigenen Macht zu ver­suchen, sobald sie Witwe geworden sein wird, welchen Zeit­punkt sie übrigens vor kurzem einmal etwas zu beschleu­nigen probiert haben soll, mindestens litt der Negus an einer kleinen Vergiftung.

Nicht ausgeschlossen also, daß in Abessinien blu­tige Wirren bevorstehen, und möglich, daß man diesen Dingen Aufmerksamkeit zuwenden muß, nicht bloß aus Neugier, vielmehr auch im Hinblick auf immerhin denkbare 'Folgen für die europäische Afrikapolitik.

turwissenschaftslehrer am Gymnasium einer mittleren brandenburgischen Industriestadt amtierte, hatte der vor­ausschauende Blick der mit allen Fasern ihres Dehnens »m Getriebe des bunten Weltlebens hängenden Frau den einzigen Sohn allerdings nicht gesehen, wohl aber als Ju­risten oder gar als hochmögenden Regierungsrat: denn wo gäbe es für einen geweckten und begabten Knaben Hin­dernisse, die die Phantasie seiner eitlen Mutter nicht im Fluge nähme? Aber auch die Blüte dieses Wunsches knickte ihr das Geschick, ehe sie zur Erfüllung reifte; denn nachdem Gottfried im glatten Tempo bis zur Sekunda gekommen war, erklärte er plötzlich zäh und unbeugsam, daß er sich lieber als Pferdebursche oder Öchsenjunge bei fremden Leuten verdingen als wieder in die enge, staubige Steinwüste zurückkehren würde, in der er er­sticken oder verrückt werden müßte.

Das war just in demselben Jahr, in dem auch der Onkel Georgaus zwingenden inneren Gründen" .sein Lehreramt aufgab und nftt der nicht gerade glänzenden Mitgift seiner Frau, einer Pastorstochter, die unter den Hammer gekommene Wirtschaft des Bauern Sägebarth in Rodenau an sich brachte woraus der Amtsvorsteher, der sich nicht die Zeit nahm, etwaigen seelischen Konflikten seines Bruders nachzuspüren, selbstgefällig schloß, daß das Geschlecht der Reinhardts wohl zu fest mit Heimat und Mutter Erde verwachsen wäre, als daß es ohne frischen Himmelswind um die Nase und grünes Wachstum unter den Füßen auf die Dauer zu einem gedeihlichen Leben kommen könnte. Bereitete ihm, dem Bodenständigen, des Sohnes Rückkehr zur heimatlichen Scholle darum auch eher Freude gls Verdruß, so verrannte seine Frau sich ob des Fehlschlagens ihrer Hoffnungen in einen so harten Trotz, daß sie dem Gatten seine Nachgiebigkeit gegen den unbändigen Bengel" mit einem zur schlechten Laune gleichsam erstarrten Wesen heimzahlte, die träge, spie­lerische Elsbeth wie eine Prinzessin hielt und Gottfried ms lange Zeit eine lieblose, harte Mutter wurde wo­rüber der Unfriede im Reinhardtschen Hause sich dann völlig zum Zustand der Unerträglichkeit steigerte.

Hätte es sich derDoktorbauer" wie man den ! stadt- und amtsflüchtigen Georg Reinhart in Rodenau

Rundschau.

Dernburg über Baumwollkultur.

Bet einem Frühstück, das dem Staatssekretär Dern- berg zu Ehren in Manchester gegeben wurde, sprach Sir Alfred Pones seine Freude über den Fortschritt der Baumwollkultur in den deutschen Kolonien aus. Je mehr Baumwolle Deutschland für die Welt erzeuge, desto besser sei es für Lancashire. Dernburg schloß sich die­ser Ansicht an und führte aus, die Regierungen seien an der Baumwollkultur interessiert, weil es, wenn die Ko­lonien sich selbst erhalten sollen, möglich sei, daß die Ein­geborenen eine sichere Ernte haben, um Geld zu ver­dienen. Er sei sehr erstaunt gewesen, über das Verständnis, das die Arbeiter von Lancashire dieser Tatsache entge­genbringen, indem sie erkennen, daß ihre Existenz vom der Baumwolle abhänge. Auf sie passe der Borwurf nicht, den man den deutschen Sozialisten mache, die die Bemüh­ungen für den Baumwollbau in den 'deutschen Kolonien ins Lächerliche ziehen. Dernburg erklärte, er wolle diese Bewegung fortführen) trotz des Widerstandes, den er ge­funden habe.

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Die sächsische Zweite Kammer.

Die Zweite Kammer des sächsischen .Landtages hielt am Dienstag ihre erste Präliminarsitzung ab, in der der Vorsitzende der 'Einweisungskommission die Anwesenden mit einer Ansprache begrüßte. Bei dem Hoch auf den König erhoben sich sämtliche Abgeordnete, auch die s so­zialistischen. Letztere stimmten jedoch nicht in daS Königshoch mit ein. Das Haus nahm alsdann die Bild­ung der Abteilungen vor. Morgen vormittag findet in ei­ner zweiten Präliminarsitzung die Wahl des Präsidiums statt.

Tages-Chronik.

Berlin, 9. Nov. Wie derPfälzische Courier" aus Die­desfeld berichtet, ist dort in der vergangenen Nacht im Ge­meindehaus eingebrochen worden. Die Diebe entwendeten di« Wahlurne samt Len.Wahlzetteln der gestrigen Gemeinde­wahl. Von den Tätern fehlt jede Spur. Es muß eine Neu­wahl stattfinden.

Halle a. S., 9. Nov. Ans Hettstadt, Leimbach, Mansfeld, Hellbra und Eisleben wird gemeldet, dah etwa 300 jüngere Bergleute nach Magdeburg und Berlin übergesiedelt sind, w» sie Lei Bahnkanten und in der Industrie Beschäftigung ge­funden haben.

uannte nicht angelegen sein lassen, immer wieder mit seiner klaren, milden Güte zwischen seinem unwirsch don­nernden Bruder und seiner stumm und verbissen grollenden Schwägerin zu vermitteln, die Ehe der Reinhardts wäre wohl damals noch mit Lärm und Staub in die Brüche ge­gangen. Aber schließlich, als der junge Gottfried eben gerade sechzehn Jahre alt geworden war, trennte ein Mäch­tigerer das, was durchaus nicht zusammenpassen wollte, mit kalter Hand: der Tod. An einem hell-frostigeu Weih- uachtsfeiertage hieß der Allbezwinger den Mann, der trotz aller Härte seinen Mitmenschen immer ein williger Helfer in der Not gewesen war, bei dem Versuch, zwei auf dem Eise des Rodenauer Sees eingebrochene Kinder zu retten, mit sich gehen in aller Länder dunkelstes, von dem noch keines lebenden Forschers Wissensdrang ein Zipfelchen ge­lüftet.

Daß die kaum fünfunddreißigjährige, reiche und hübsche Witwe nicht bis zu ihrem Ende einsam trauern würde, das hatten die Rodenauer sich natürlich gleich ge­dacht. Nur daß sie gesonnen schien, sich gerade den »/Archi­tekten" Strohscheiu zum zweiten Manne auszuersehen, das erregte das Kopfschütteln der Klugen und Verständigen denn doch wieder in bedenklichem Maße. Nicht darum, weil Str,hscheiu noch ein paar Jahre jünger war als Frau Reinhardt -- warum sollte sie, die an der Seite des Al­ters Krimmer und Leid genug erfahren, ihre Freude nicht abwechslungshalber bei der Jugend suchen? Aber Stroh­schein, auch ein Rodenauer Kind, hatte sich auf der Fahrt nach dem Glück in aller Herren Länder Herumgetrieben und schließlich doch nichts weiter heimgebracht, als das schon mit auf die Reise genommene Auftreten eines ebenso schneidigen wie angenehmen Schwerenöters, für das ihm sein bestechendes Aeußeres und sein lebhaftes Tempera­ment sehr zustatten kamen, die Bravour, alles besser wissen zu wollen als irgend jemand sonst und eine tüchtige gesalzene Leber", in der die scherzhaft Angelegten un­ter den Rodenauern für seine einzig bemerkenswerte Fä­higkeit: in der Krone jeden, auch den gewiegtesten Hart­säufer, unter den Tisch zu trinken, Grund und Entschul­digung fanden.

iFortsetzuna iolat.'