Rundschau.
Zusammenschluß der Linksliberale«.
Bon den Parteileitungen der Freisinnigen VolkÄpartei und der Freisinnigen Vereinigung ist auf den 14. November eine Konferenz nach Bremen einberufen worden, um über den Zusammenschluß aller linkH'liberalen Elemente in den sämtlichen hannoverschen und den angrenzenden Wahlkreisen zu gemeinsamer Arbeit und Agitation zu beraten und um, ähnlich wie dies im Januar 1907 auf »einem gemeinsamen freisinnigen Parteitage in Oldenburg für die drei oldenburgischen und die drei ost- friesischen Wahlkreise bereits geschehen, eine freisinnige Gesamtorganisation für die gesamte Provinz Hannover ins Leben zu rufen.
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Die Liebesgabe!
Tie Agrarier platzen jedesmal vor sittlicher Entrüstung, wenn man von der Branntweinliebesgabe spricht, und sie erklären das -für Verleumdung. Was aber werden die Herren zu folgendem Inserat sagen, das im Organ des Bundes der Landwirte, in der „Deutschen Tageszeitung" in Nummer 501 vom 25. Oktober 1909 zu lesen ist:
,L3egen Uebernahme größerer Begüterung will ich von gleich meine königliche Domäne in Ostpreußen mit Brennerei, noch 14 Jahre Pachtdauer, abgeben. Größe 2300 Morgen inklusive 240 Morgen sehr gute Wiesen mit sehr gutem tote» und lebenden Inventar, noch voller, großer Ernte, guten Gebäuden. Das Herrenhaus, 18 große Zignner, im großen, alten Park, sehr idyllisch am großen See gelegen.
Die Pacht ist nur etwa 8000 Mark jährlich, allein das Kontingent beträgt 9000 Mark jährlich, so daß noch etwa 1500 Mark von der Pacht jährlich Ueberschuß bleibt.
Zur Uebernahine sind 250 000 Mark nötig. Es kann nachweislich jeder tüchtige Landwirt hierauf in eini- gen Jahren reich werden, es bietet sich selten, solch eine billige Pachtung zu bekommen. Nur ernste Reflektanten, denen daran liegt, diese günstige billige Pachtung zu bekommen, wollen sich melden bei Georg Ruibat, Danzig, Brotbänkengasse 29."
Tas Kontingent wird hier als ein den Pachtpreis völlig aufhebender, ja sogar ansehnlich übersteigender barer Gewinn bezeichnet und mit Recht als Lockspeise offeriert. Was man dem Volke mit Löffeln nimmt, gibt man den Nimmersatten Agrariern mit Scheffeln!
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Schack hat sein Rcichstagsmandat »iedergelegt!
Daran ist nach einer Mitteilung der „Deutschso-- zialen Blätter" nicht zu zweifÄn. Ties im Verlag des Reichsverbandes der deutschsozialen Partei erscheinende Organ der Parteileitung der 'Deutschsozialen schreibt in seiner Nr. 88 vom 3. November mit dem Ausdruck der Entrüstung über die Behauptung, daß Schack „beim Schreiben der Briefe gar nicht normal gewesen sein könne", Wörtlich:
Schack wurde in eine bekannte Nervenheilanstalt gebracht, In der er sich noch immer befindet. Er lebt dort völlig abgeschlossen, die Verbindung mit der Außenwelt wird nur durch seine nächsten Angehörigen ausrecht erhalten. Zeitungen liest er nicht, und seine einzige politische Kundgebung war eine abermalige Zuschrift, datiert von Mitte Oktober, in der jer nochmals sein Mandat niederlegt. Aber auch diese ist, aus denselben Gründen wie die erste, einstweilen zu den Akten gelegt worden, bis der P ar t e i v o r stand sich durch das Gutachten der Schack behandelnden Aerzte objektiv davon überzeugt hat, daß er in der Lage ist, eine unter allen Umständen gültige Willenskundgebung abzufassen. Dann wird die Niederlegung des Mandats sofort erfolgen, da Monat«, vielleicht Jahre vergehen werden, che Schack völlig wiederhergestellt sein wird und eine parlamentarisch Tätigkeit schon aus diesem Grui^he ausgeschlossen ist. Der Zeitpunkt der Entlassung aus der Nervenheilanstalt kann heute noch nicht bestimmt werden, und daß die Mandatsniederlegung vorher erfolgen kann, ist sehr unwahrscheinlich.
Die Hauptsache an dieser Erklärung ist das Geständnis, daß Schack sogar zweimal schriftlich seinen
Willen bekundet hat, sein Re ich stags Mandat niederzulegen. Tie Freunde des Herrn Schack dursten diese Willenskundgebungen unter keinen Umständen zurückhalten, sondern mußten sie sofort an das Reichstagsbureau weitergeben. Tenn dem Reichstag allein, nicht den Freunden des Herrn Schack steht die Entscheidung zu, ob alle Voraussetzungen für einen rechtsgültigen Verzicht auf'das Mandat erfüllt sind oder nicht.
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„Kort mit allem, was konservativ heißt!"
Dem konservativen Abgeordneten Grafen Westarp, einem der Hauptsteuerathleten des Schnapsblocks, ist in Posen, und zwar in seinem eigenen Wahlkreise Meseritz-Bomst, ein übler Empfang bereitet worden. Er erschien in Wollstein vor seinen Wählern, um mit den bekannten Scheingründen die konservative Mohrenwäsche zu versuchen, wurde aber gar übel angeblasen. Obwohl der Bund der Landwirte alle seine Mannen aufgeboten hatte, war der Saal zu Treivierteln von Gegnern aus allen Schichten der Bevölkerung gefüllt. Nachdem ein Spediteur und sein Ansiedler, der Vertrauensmann des.Bundes der Landwirte ist, den Grafen in Schutz genommen hatten, ergriff Architekt Krause- Wollstein zu einer einstündigen scharfen Abfertigung der Konservativen das Wort. Seine Kritik wurde von stürmischen Beifalls'änßerungen der Versammlung begleitet. Er schloß laut „Posener Neuest. Nachr." mit den Worten: „Wenn Sie den Wahlkreis dem Deutschtum erhalten wollen, dann fort mit allem, was konservativ heißt!" Ein „Vertrauensvotum" zu erlangen, dazu hat Graf Westarp darauf gar nicht erst mehr den Versuch gemacht. Er wird sich für den Wahlkreis Meseritz-
Bomst wohl selber als erledigt betrachten.
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Der falsche Roghi hingerichtet.
Wie aus Paris berichtet wird, geben mehrere dortige Zeitungen ein Gerücht aus Marokko wieder, nachdem der Roghi Buhamara lebt, in Freiheit ist und gegen Muley Hafid Streitkräfte sammelt. Einer' seiner Kaids, der ihm ähnlich war, sei an seiner Stelle hingerichtet worden. Dieselbe Version wurde bereits unmittelbar nach der Nachricht von der Hinrichtung des' Roghi verbreitet; sie wurde dann dementiert, taucht aber nun mit neuen Einzelheiten wieder auf.
Deutsches Reich.
Verli«. 5. Nvv. Die Nordd. Allg. Ztg. veröffentlicht heute den vollen Wortlaut des am 30. November 1908 in Oporto ab- aeschlossenen von den portugiesischen Cortes bereits angenommenen Handels- und Schiffahrtsvertrages zwischen dem deutschen Räch und Portugal.
Berlin, 6. Nov. GrafZeppelin überreichte zur Taufe des dritten Kronprinzensohnes als Patengeschenk einen Kronleuchter, aus Glas und Metall, der eine genaue Nachbildung des Z 3 darstellt.
Karlsruhe, 5. Nov. Wie die „Karlsr. Ztg." vernimmt, wird der Landtag am 23. Nov. durch den Großherzog eröffnet werden.
Lrrstschiffahrtc
Di eVersuchsf ährten in Köln.
Köln, 5. Nov. M. 2 traf 2.10 Uhr, P. 1, der in Kiellinie folgte, 2.15 Uhr und P. 3 2.40 Uhr in Koblenz ein. Die Landungen erfolgten glatt. M. 2 stieg 3.05 Uhr wieder aus. In der Gondel hatte der komm. General v. Plötz Platz gneommen. Bald darauf verließen auch P. 1 und P. 3 der,
Landungsplatz und fuhren rheinabwärts. Z. 2 stieg 2.55 Uhr
aus und kreuzte über Köln.
Köln, 5. Nov. Die Luftschiffe M. 2, P. 1 und P. 3 sind gegen 6 Uhr von Koblenz zurückgekehrt und bei der Ballon- Halle gelandet. P. 3 wird diese Nacht in der Halle bei Köln-
Bickendorf verbleiben. Z. 2 landete nach einer mehrstündigen
Höhenfahrt über Köln kurz nach 5 Uhr bei der Halle.
Berlin, 5. Nov. Kapitän Engelhardt unternahm heute auf dem Bornstedter Felde einen längeren Dauerflug,
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Notwendig sind Sch illers Gestalten uns allen. Entbehrlich dem, der Weisheit hat. Sympathisch die edle, durchgeistigte Form, Fremdartig ist nichts an ihnen — es sind Menschen.
Hedwig Wange l.
Der alte Brief.
Skizze von I Schmink.
(Schluß.)
Sie zog leise die Schultern in die Höhe. Es war eine zweifelnde, unsichere Bewegung, man konnte nicht wissen, wollte sie sagen, „es nützt nichts" oder „versuch's".
„Wie Sie mich damals auzuischen pflegten", schmeichelte nun seine Stimme in stockenden Sätzen — „ach/ einen jener Blicke jetzt — und dann war ich eines Tages unvorsichtig gewesen, und hatte Ihnen zum Bewußtsein gebracht, daß Ihre Augen Verräter waren — da wurden Sie trotzig und sahen über mich hinweg, auch wenn ich vor Ihnen stand und nun — besinnen Sie sich auf jenen Abend, als ich durch festes Ansehen Sie, die Sensitive, zwang, mich anzusehen? — Ta verfingen sich unsre Augen, und Ihre sagten zwischen Qual und Seligkeit, „laß mich, sonst — ach, das Sonst, das Sonst, was hielt ich's nicht fest!"
Sie hätte bei diesen Erinnerungen, die nur allzudeutlich vor ihr standen, auffchreien mögen vor Schmerz und Scham, und wie er jetzt hinzufügte: „Und doch zweifelte ich an allem, glaubte nicht an das, was ich doch so deutlich in Ihren Augen gelesen", da sagte sie kurz und hart: „Ich weiß."
„Sie wußten !" Tie Worte schwebten im Ton zwischen Frage und Bestätigung, und sie fuhr fort:
„Sie sagte« mir ja jelbst, daß manche Menschen ewig zweifelten, daß sie nie zum Entschluß kommen könnten."
Er nickte stumm.
„Und dann reiste ich ab
„Uttd da", unterbrach er jie, ,trieb eS mich zu Ih
nen.. Ich reiste Ihnen nach, und dann schrieb ich Ihnen, und Sie antworteten mir."
Bei den letzten Worten, die wie heimlicher Jubel -klangen, drückte sie die geballten Hände vor die Augen, doch als er /ortfuhr, „Ihr Brief war mein Heiligtum all diese Jahre", da blickte sie plötzlich lauernd auf.
„Sie haben den Brief noch?"
„Immer bei mir."
„Auch jetzt?" fragte sie schnell und leise.
„Geben Sie ihn mir", und bittend streckte sie die Hand aus.
„Ihnen geben?"
„Ja, ja!" sagte sie hastig, ungeduldig, so daß ihre Stimme erregt klang.
„Was wollen Sie von dem Brief?"
„Ihn noch einmal lesen — noch einmal wissen, wie ich danmls zu Ihnen sprach — — Sie wollen ja, daß ich wie einst fühle," sagte sie mit bebender Stimme.
Etwas in ihrer Art ließ ihn noch zögern, da bat sie: „Bitte, bitte, geben Sie mir den Brief, und ihre tiefe, weiche Stimme, schmeichelte so, daß er nicht weiter widerstand.
Sie verfolgte darauf gierig jede seiner Bewegungen, bis sie die alten, dichtbeschriebenen Blätter in Händen hielt, dann schlossen sich ihre Finger fest darum, so daß er unruhig fragte: „Was wollen Sie mit meinem Brief?"
„Meinen.Brief —" wiederholte sie wie im Traum und erhob sich
„Sibille, wo gehen Sie hin?" und er wollte ihr den Weg vertreten.
„Nur hier in den Lichtstreifen. Ich wollte den Brief doch lesen."
Tas klang ruhig und einfach und er blickte doller Spannung aus sie, wie sie, halb abgewendei von ihm/ losend idastand. Er konnte ihr Gesicht nicht sehen und dal>er nicht bemerken, wie eine harte, feste Falte sich zwischen die Brauen grub.
Ms sie das letzte Wort gelesen hatte, lehnte sie an dem Geländer, die Hände mit dem Brief hingen wie schlaff herab.
Er harrte voll Ungeduld ihrer Worte. Wie mußte all das, was sich in jenen Zeilen „Freundschaft", „Sym
mußt« ihn jedoch nach 1 Stunde 53 Min. abbrechen, da der mitgeführte Benzinvorrat erschöpft war. Die zurückgelegte Strecke würde der Entfernung von Berlin nach Bttterfeld entsprechen
Aus Württemberg.
Dieustnachrichten.
Der König hat die erste evangelische Stadtpfarrstelle an der Dreifalttgkeitskirche in Ulm dem 2. Stadtpsarrer Salz mann in Biberach, die 3, evangelische Stadtpfarrstelle an der Michaeliskirche in Hall dem Repetenten Walter Bnder am evang- theol. Seminar in Tübingen, und die Pfarreien Bronnweiler Dekanats Reutlingen, dem Pfarrer Kirn in Neubronn, Des kanats Aalen, Stetten, Dekanats Cannstatt, dem Pfarrer Eberbach in Ebhausen, Dekanats Nagold, übertragen. Auf die Stelle des Stationsverwalters in Beimerstetten wurde der Stationsverwalter Funk in Mössingen auf Ansuchen versetzt. Die Stelle des StationsVerwalters in Baiersbronn wurde dem Eisenbahnassistenten Weber in Heilbronn Hauptbahnhof und tzie Stationsverwaltersstelle in Oetlingen dem Eisenbahnassistenten Han old in Crailsheim übertragen.
Zur BerSandsbewegung in den Kreisen der Eisenbahnunterbeamten und Arbeiter wirb uns geschrieben: Ter seitherige Verband hat bis jetzt durch die Gründung des neuen, von den christlichen Gewerkschaften veranlaßten Verbands so gut 'wie keine Mitglieder verloren . Bei dem seitherigen Verband sind seit letzten Sonntag, also seit dem Tage der provisorischen Gründung des neuen Verbands erst 3 Mitgliedschaftskündigungen von Einzelmitgliedern eingelaufen. Inzwischen hat der neue Verband die 1. Nummer feines Organs herausgegeben, betitelt: „Tas Flügelrad". Er nennt es „Zentralorgan für das württembergische Eisenbahnpersonal" und der seitherige Verband wird die Rechtsfrage aufwerfen, ob nicht durch diese Bezeichnung gegen das Gesetz betr. den unlauteren Wettbewerb verstoßen wird. Tie Neue Zeitung ist im klebrigen angefüllt mit persönlichen An-rempel- ungen des Verbandssekretärs Roth, und mit Angriffen aus den „Beobachter", wodurch Wohl von vornherein der neue Verband seine politische Neutralität dokumentieren, will. Es heißt in der neuen Zeitung, daß man die Hoffnung habe, es werde bis Sonntag bas erste Tausend Mitglieder überschritten sein. Angesichts der außerordentlichen Agitation, welche seitens der christlichen Gewerkschaften in den letzten Wochen in allen Landesteilen betrieben worden ist und angesichts des Umstandes, daß auch eine Reihe von seither nicht oder nicht mehr organisierten .Eisenbahner dem neuen Verband sich angeschlossen haben, ist dieses Ergebnis ein für die Oppositionsbewegung nicht gerade besonders günstiges und der seitherige Ver- band mit seinen 9000 Mitgliedern kann sich ruhig daneben sehen lassen. Insbesondere ist auch der neue Verband nicht in der Lage, etwa niedrigere Beiträge als die seitherige Organisation zu erheben, dagegen sind die.Leistungen .wesentlich geringer; die Zeitung erscheint nur alle 14 Tage, während im seitherigen Verband die Zeitung wöchentlich in größerem Format erscheint; eine Geschäftsstelle wie sie im alten Verband seit dem Jahre 1900 besteht, wird im neuen Verband erst angestrebt; Generalversammlungen finden im neuen Verband nur alle 2 Jahre statt usw. Uebrigens wird die neue Organisation, die sich fast denselben Namen beigelegt hat, wie die seitherige und die auch ihre Satzungen zum großen Teil wörtlich von den seitherigen abgeschrieben hat, Hiewegen noch ein gerichtliches Nachspiel zu erleben haben. In einer Extraausgabe seiner Zeitung hat der alte Verband die Situation dahin gekennzeichnet, daß die Gründung des neue« Verbands das Eingeständnis der Unmöglichkeit für die christlichen Gewerkschaften fei, im alten Verband die Mehrheit zu erreichen.
Die Auslandsweine. Tie Bestimmung des neuen Weingesetzes, daß die Einfuhr von ausländischen Weinen nach Deutschland einer Untersuchung in einer deutschen staatlichen Untersuchungsstation unterliegt, hat schon mehrfach zu Beschwerden Veranlassung gegeben. Um die-
pathie" nannte und unter dem es wie ein Feuerstrom hinfloß, jetzt auf sie wirken? — Damals — ja damals hätte es nur des geringsten Hauches bedurft, daß die Flammen gewaltsam hervorbrachen. Weshalb nur war er der Tor gewesen, der jetzt bettelte, wo er damals nur Umgreifen brauchte? Weshalb? —
Er zermarterte sich an dieser Frage, als plötzlich statt eines Wortes, der feine, scharfe Ton zerrißnen Papiers ihm antwortete.
Er sprang auf sie zu '— „Sibille!" aber schon flatterten die Papierfetzen in den Fluß hinab.
„Mein Brief!" schrie er und packte sie am Handgelenk!.
Blitzschnell drehte sie sich um und herrschte ihn an: „Mein Brief! Mein war er, nur mir! Sie hatten kein
Recht daran."
„Kein Recht? — an diese Gabe, die ich seit Jahren besitze?" —
„Erwirbt sich der Dieb ein Recht an das gestohlene Gut?"
„Ich stahl nicht — mir wurde geschenkt."
„Sie stahlen nicht! — Sie stahlen mich mir selbst, daß ich mich zu dem Brief erniedrigen konnte."
„Sibille, Sie übertreiben", v^suchte er zu begüti
gen, einzulenken.
„Uebertreiben? ich sollte übertreiben?" Bitter, mit Tränen in den Augen, lachte sie auf. Ihr Gesicht Ml jetzt dem Lichte zugekehrt, er konnte jeden wechselnden Ausdruck darauf verfolgen, als sie hastig fortfuhr:
„Natürlich, wenn wir Frauen den Mut haben zu st" gen, was wir denken, so übertreiben wir. — Ahnen Sie, was es mich kostete, nach allem, was wir zusammen empfunden, gesprochen hatten, so an Sie zu schreiben, und dann keine Antwort zu bekommen?"
„Ich habe Ihnen geantwortet", verteidigte er sich- aber hohnvoll kam es von ihren Lippen:
„Sie haben recht. Sie handelten noch schlimmer. Sn schwiegen nicht ganz, sondern — Sie waren der wohlerzogene Gentleman, der einer Tome Brief nicht unbemw wortet läßt, und wenn er in der Antwort auf einen solchen Brief auch nur einige Bemerkungen über das Wetter macht."