Durch eine bedauerliche Verletzung des Dienstgeheimnisses sind Bestimmungen eines vorläufigen Entwurfes zur Acnder- ung des Gesetzes über den Elementarunterricht bekannt geworden. Es handelt sich dabei um eine vollständige Wiedergabe einzelner Stellen, die insofern lückenhaft ist, als sie verschweigt, daß der Entwurf die Aufsicht der Ortsschulbehörden auf schultech­nischem Gebiet beseitigt. Damit entfällt die tatsächliche Unter­lage für die in der Presse an den Entwurf geknüpften Aus­lassungen. Selbstverständlich kann sich die Unterrichtsverwalt­ung, zumal der fragliche Entwurf sich erst im Stadium der Vorberatung befindet, und da bis zu seiner endgültigen Fest­stellung noch geraume Zeit vergehen wird, nicht darauf ein- zulasfen, zu solchen Verlautbarungen materiell Stellung zu Ohmen, und sie wird diesen Standpunkt auch gegenüber et­waigen weiteren Erörterungen in der Presse wahren.

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Die Strafprozeßreform.

Wie die B. V. erfährt, hat der Reichskanzler die Vorlagen, die sich auf die Strafprozeßreform beziehen, und bereits' in der letzten Session dem Reichstag vorge­legt, dort aber nicht zur Verhandlung gekommen waren, nunmehr wieder dem Bundesrat mit dem Anträge zu­gehen lassen, die Vorlagen in unveränderter Gestalt an den.Reichstag zu bringen.

Es j/t äls sicher anzunehmen, daß der Bundesrat die­sem Antrag zustimmen wird, ohne seinerseits Abänder­ungen an dem Inhalt der Vorlage vorzunehmen. Der Reichstag wird demgemäß in der Lage sein, seinerseits zu den Reformvorschlägen der verbündeten Regierungen Stellung zu nehmen. Ob er bereits in der bevorstehenden Session zu endgültigen Beschlüssen gelangen wird, darf dahingestellt sein, da der große Umfang der Vorlagen jedenfalls längere Kommissionsberatungen erforderlich machen wird.

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Die Bombenfurcht des Zaren

spiegelt sich in einer Meldung aus Rom folgenden In­halts: Die Sicherheitsmaßregeln in Racconigi (wo Zar Nikolaus morgen mit dem König von Italien zusam­mentrifft) haben einen «außerordentlichen Umfang ange­nommen. Die Polizei mietete sämtliche möblierten Zim­mer in der Stadt. Alle Hotels und Herbergen mußten ih­ren Gästen kündigen und ihre Räume der Polizei zur Verfügung stellen. Eine große Anzahl von Verhaftungen erfolgte. Alle Fremden, welche sich nicht ausweisen kön­nen, werden im Gefängniseinlogiert", bis der Zar den italienischen Boden wieder verlassen hat. Dabei geschah i es, daß man 3 Russen verhaftete, die erst nach mehreren : Stunden als Geheimpolizisten legitimiert wurden..

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Maura dankt ab.

Der spanische Ministerpräsident Maura, der in er­ster Linie für die Erschießung Francesco Ferrers verant­wortlich ist, hat dem Druck der öffentlichen Meinung nach­gegeben und sein Abschiedsgesuch dem König vorge­legt. Er erklärte dem König, daß sein Entschluß hervor- gerufen sei, durch die kategorischen Erklärungen der Libe­ralen und .Demokraten in der Kammer, daß sie alle Mit­tel versuchen würden, um die Demission des Kabinetts zu erreichen, da ferner Moret erklärt habe, daß alle Be­ziehungen zwischen der Regierung einerseits und den Li­beralen und Demokraten andererseits, die sich sogar wei­gern würden, dringliche Anträge zu beraten, abgebrochen seien. So habe es Maura für notwendig erachtet, zurück- , zutreten. Der König hatte eine Besprechung mit Moret, sowie mit den Präsidenten des Senats und der Kammer. Es wurde ein neues Kabinett mit Moret an der Spitze gebildet.

Tages-ChroniZ.

Berlin, 22. Okt. Die internationale Postscheckkonferenz ist gestern vormittag eröffnet worben. Beteiligt sind, wie xnit- geteilt, die deutsche Reickwpostverwaltung, die bayerische und die wür t temb er g is ch e Postverwaltung, sowie die Postverwalt­ungen von Oesterreich-Ungarn und der Schweiz, Zweck der Kon­ferenz ist die Einrichtung eines internationalen Post­giroverkehrs zwischeen Deutschland, Oesterreich-Ungarn und der Schweiz.

Augsburg, 18. Okt. Die Kreisregierung von Schwaben und Neuburg hatte beim hiesigen Stadtmagistrat angeregt, durch eine Umfrage beim hiesigen Metzgergewerbe festzustellen, ob dort Neigung bestehe, nach dem Muster Stuttgarts eine Kom­mission für Festsetzung der Fleischpreise zu bil­den. Die Metzger wären verpflichtet gewesen, die Preise, die die Kommission im voraus bestimmt hätte, für einen Monat beizubehalten. Dis freie Metzgerinnung lehnte es ab, Mitglie­der für eine solche Kommission zu benennen, da die Fleisch­preise ohnehin nicht zu hohe seien; die Bereinigung der Bankmetzger lehnte die Kommission ohne weiteres ab. Der Magistrat teilte der Regierung dieses Resultat mit.

München, 21. Okt. Gestern abend fand eine vom de­mokratischen Verein einberufene öffentliche Versammlung statt, in der über den bayerisch-russischen Uusliefer- ungsvertrag und über die Erschießung Ferrers ge­sprochen wurde. Es wurde einstimmig eine Resolution ange­nommen, wonach die Versammlung die Erschießung Ferrers, bayerische Regierung alles tun werde, um die sofortige Auf­lösung des völkerrechtlichwidrigen Uebereinkommens herbeizu­führen. Zum zweiten Thema wurde eine Resolution ange­nommen, wonach die Versammlung die Erschießung Ferrers, des Kultur- und Freiheitskämpfers, für einen brutalen Mord hält und zugleich ihre volle Sympathie für die Freiheitsbeweg­ung in Spanien ausdrückt.

Köln, 21. Okt. Wie die Köln. Ztg. meldet, ist heute nach­mittag der freisinnige Landtagsabgeordnete und frühere Vize­präsident des Reichstags, Kommerzienrat Schmidt-Elberfeld, ge­storben.

Haag, 21. Okt. In der Kammer beantragtes der Sozialist Trtzlstra, die Kammer soll eine Beileidskundgebung an die Kinder Ferrers richten. Der Präsident beantragte, den Vor­schlag Trölsträs nicht in Erwägung zu ziehen. Der letztere An- trag, der von den Liberalen unterstützt wurde-, wurde mit 70 gegen 6 Stimmen angenommen.

Rom, 21. Okt. Das Militär luftschtff stieg heute morgen mit einer Besatzung von vier Personen in Brucciano auf und flog nach Civitavechia, wo es über der Stadt ma­növrierte. Dann richtete es seinen Kurs über das Meer nach der Insel del Giglio und fuhr weiter nach Norden. Ans seiner Rücksahrt überflog das Luftschiff wieder Civitavechia und lan­dete wohlbehalten in Brucciano. Das Luftschiff bewegte sich m Höhen von 100 bis 400 Metern. Es legte auf seiner heuti­gen Fahrt 300 Kilometer trotz Gegenwindes in weniger als siÄen Stunden zurück.

Newyork, 21. Ott. Zum Präsidenten der Union Pacisic- Bahn ist Robert ovett gewählt t worden.

Luftschiffahrt.

Friedrichshafen, 21. Okt. Das Luftschiff Z 3, das um 1 Uhr 20 Minuten zu einer Probefahrt aufge­stiegen ist, kehrte um 4 Uhr 15 Minuten wieder in seine Halle zurück. Zum erstenmale waren heute alle drei Motore gleichzeitig in Betrieb. Wie verlautet, ist "das Resultat der Fahrt sehr gut.

Aus Württemberg.

Stuttgart, 20. Okt. Die Stuttgarter Handels­kammer schlug in ihrer heutigen Sitzung zur Reform der privaten Handels- und Sprachschulen fol­gende Vorschriften vor: Die Schulen sollten ausdrücklich als Privatinstitute bezeichnet werden, jede unzulässige Re­klame sollte unterlassen, eine Unterscheidung von Kursen und Schulen durchgeführt und die Stellengarantie ver­boten werden. Das Erfordernis einer staatlichen Geneh­migung wurde von der Kammer abgelehnt und staatliche Aufficht für genügend erklärt. Ueber die Arbeitslo­sigkeit im Stuttgarter Bezirk berichten die Mitglie­der der Kammer, daß die Arbeitsverhältniffe entweder die gleichen seien wie im Vorjahr oder sich zum Teil so­gar wesentlich verbessert hätten. Nur zwei Auskünfte aus dem Buchdruckereigewerbe und der Möbelindustrie rech­nen mit einer stärkeren Arbeitslosigkeit. Man beschloß, noch die industriellen Verbände des Bezirks zu befragen. Von einer umfangreichen Enquete wie im Vorjahr wurde abgesehen. Weiterhin wurde mitgeteilt, daß bei der EH- linger Agentur der württembergischen Sparkasse insge­samt 100 000 M von den Sparern, durchweg Keinen und kleinsten Leuten, abgehoben worden seien und in sogenann­ten Naphthazertifikaten der Deutschen Naphta- M.-Ges. angelegt worden seien. «Es wäre wünschenswert, wenn Aufklärung erfolge. Ans die Eingabe der Handels­kammer wegen der Begünstigung der rheinischen Industrie durch den Ausnahmetaris'für Rohbaumwollgarne und Ge­webe hat die Generaldirektion der Staatseisenbahnen er­widert, daß sie Schritte gegen diese Schädigung der würt­tembergischen Industrie getan habe.

Stuttgart, 21. Okt. Der bekannte Kunstmaler Freiherr Karl Wexander v. O tt erst e dt ist heute mittag v e r st o r b e n.

Stuttgart, 22. Okt. Gestern nachmittag fand die Beerdigung des Redakteurs E u g e n Kr afft vomNeuen Tagblatt" statt, der im Alter von nur 34 Jahren einer Blinddarmoperation erlag. Eine große Anzahl Leidtra­gender, zumeist Berufsgenoffen, erwiesen ihrem Kollegen die letzte Ehre, indem sie seinem Sarge das Geleite auf den Pragfriedhof gaben. Besonders viel Mitglieder des württ. Journalisten- und Schriftstellervereins waren zur Trauer­feier anwesend.

Stuttgart, 21. Okt. Nachdem der Verband der württembergischen Brauereien eine Preiserhöhung des Hektoliters um 1.65 M vom 1. November ab in Aussicht genommen hat, wollten die Mitglieder der Stuttgarter Wirtsvereins sich mit den Forderungen der Brauer un­ter der Bedingung einverstanden erklären, daß die Preis­erhöhung nicht am 3. November, sondern erst am 1. März nächsten Jahres in Kraft treten solle, und daß ein Mindest­verkaufspreis für das Flaschenbier in gleicher Höhe wie für das offene festgesetzt werde. Als aber die Wirte erfuh­ren, daß die Brauer am 21. Oktober mit den Vorständen der freien Gewerkschaften hinter ihrem Rücken eine Be­sprechung veranlaßt haben, lehnten sie jede Bierpreiser­höhung ab und beschlossen, sich selbst mit den freien Ge­werkschaften ins Einvernehmen zu 'setzen, um zusammen mit ihnen die Frage der Bierpreiserhöhung zu lösen.

Stuttgart, 21. Okt. Der Gemeinderat von Stutt­gart hat heute beschlossen, eine vom Hölderlinsplatze zur Feuerbacherheide führende neue Straße Zeppelin­straße zu taufen. . Eine andere Straße erhielt den Namen Ludwig Pfau-Straße. Bei dieser Gele­genheit brachte der sozialdemokratische Gemeinderat Würz auch eine Ehrung des Dichters Heinrich Heine in An­regung, die jedenfalls den Vorzug der Originalität hat. Stuttgart besitzt schon seit einigen Jahren eine Heine­straße, droben auf der Gänsheide; Herr Würz möchte aber auch ein Heinedenkmal in Stuttgart haben, und um die Sache einfach, kurz und billig zu machen, schlug er vor, die Stadtverwaltung solle sich mit Hamburg ins Be­nehmen setzen, um das von Korfu dorthin verbrachte, zur Zeit noch Heimat- und stellenlose Heinedenkmal der Stadt« Stuttgart zu sichern und es hier an einem geeigneten Platz, womöglich am Ende der gegenwärtig noch eine Sackgasse bildenden Heinestraße aufznstellen. Oberbürger­meister v. Gauß nahm diesen Vorschlag ebenso ernst auf, wie er gemeint war und beantragte, die Sache zur vor­herigen eingehenden Prüfung noch an die Bauabteilung zu verweisen; ein Vorschlag, dem die Stadtväter zwar ohne Widerspruch, aber mit einem vielsagenden Lächeln xustimmten.

Stuttgart, 22. Okt. (Falsche Hundert-Markscheine.) In der Zeit vom 3. bis 9. dieses Monats sind hier mehrere falsche Reichsbanknoten zu hundert Mark verausgabt und in den letzten Tagen entdeckt und angehalten worden. Tie Fälschung ist zunächst am Papier erkenntlich, das im Ge­gensatz zu den echten, ziemlich rauh, etwas breiter Und länger ist. Während die Unterschriften des Reichsbank­direktoriums täuschend nachgeahmt sind, ist der Stempel und die Strafandrohung ganz verschwommen, das heißt, sehr undeutlich und in dem Worte Legitimationsprüfung befindet sich an' der Stelle dess" einz".

Vom Oberamt Brackenheirn, 21. Oktober Die Amtsschadensumlage auf 1. April 1909 beträgt 108 000 Mark. Die Gesamtkatastersnmme von Grund-, Gefäll-, Gebäude- und Gewerbesteuer beträgt 2394 468 M, hinzu kommt das Kapitalzinseneinkommen mit 374 642 M und die Einheitssätze der Einkommensteuer mit 82879 M, so daß insgesamt eine Steuerunterlage von 3 351991 M sich ergibt. Auf diese wird der Mmtsschaden umgelegt und zwar mit 4 Proz. von dem Grund-, Gebäude- und Ge­werbekataster, mit 1 Proz. von Kapitaleinkommen und mit 20 Proz. von den Einheitssätzen der Einkommensteuer. Die höchstangelegte ist Schwaigern mit 13056,19 Mark,

dann folgt Brackenheim mit 10094,57 M, Nordheim mik 7381,86 M, Güglingen mit 6177,57 M und Cleebronn m(t 6520,80 M. Die übrigen Gemeinden haben sämt­lich unter 5000 M Anteil an den Mntsschaden zu lei­sten, die kleinsten Gemeinden Spielberg und Eibensbach nur 451,06 bezw. 774,14 M.

Biberach, 22. Okt. In der letzten Sitzung des hie­sigen Gemeinderats hat dieser einstimmig beschlossen, gegen den Stadtschultheißen Müller beim K. Oberamt hier Be­schwerde zu erheben.

Nah und Fern.

In Oh menhausen bei Reutlingen gerieten zwei Gipser Jäck, wegen einer «Abrechnung in Streit, wobei der eine zum Beil und der andere zum Stilet griff. Karl Jäck unterlag und wurde mit gefährlichen Stichen im Rücken und in der Lunge in die Klinik nach Tübingen übergeführt.

In Richlisrente bei Schlier OA- Ravensburg hat der 56 Jahre alte Taglöhner I. Bentele in voriger Woche infolge ehelicher Zwistigkeiten seine Ehefrau angeblich sehr roh miß­handelt, weshalb sie davonlief und bei auswärtigen Verwand­ten Zuflucht suchte. Als der zärtliche Gatte nun Mittwoch nachmittag durch seine Tochter erfuhr, daß die Mutter infolge der Mißhandlung schwer krank darniederliege, wollte er sich von tiefer Reue und Alteration ergriffen, zuerst durch Oefsnen der Pulsader und hernach mittels eines Revolvers das Leben nehmen. Als diese Selbstmordversuche von der Tochter ver­eitelt wurden, zündete Bentele in seiner Wohnstube in der Ab­sicht, sich samt dem Hause in die Luft zu sprengen, ein grö­ßeres Quantum Sprengpulver an. Dies hatte zwar nicht den beabsichtigten, aber doch den Erfolg, daß sämtliche Fenster­scheiben zertrümmert, ein Kreuzstock vollständig hinausgeschleu­dert, Bentele aber im Gesicht und an den Händen durch Brand­wunden schwer verletzt wurde.

In Friedrichshafen kam es zwischen einigen Arbei­tern der Carboniumgesellschaft, die die Wasserstoffgasfabrik beim Areal der Luftschiffbau Zeppelin erbaut, und dem Bauführer Häberle zu groben Tätlichkeiten. Häberle wurde, als er einige Arbeiter alsfaul" titulierte, von diesen angegriffen und durch­geprügelt, so daß die Polizei einschreiten mußte.

Beim Neubau der katholischen Kirche in Dillweißen­stein bei Pforzheim ereignete sich ein schwerer Unfall. Ein zum Aufziehen von Backsteinen benutzter Kasten stürzte infolge Reißens der Kette dem 19 Jahre alten Taglöhner Maximilian Cecarello, ein Italiener, direkt auf den Kopf und verletzte ihn lebensgefährlich. Er wurde für tot ins Krankenhaus gebracht.

Donnerstag mittag kurz vor 1 Uhr wurden die drei Kinder des Taglöhners Himmelmann aus Wiesbaden im Alter von 1, 3 und 5 Jahren in der Wohnung erstickt aufgefunden Die Kinder hatten mit Streichhölzern gespielt, wobei ein Bett in Brand geraten war. Ein Hausbewohner, der die Rauchent­wicklung bemerkte, drang in die Wohnung ein und löschte das Feuer. Ein Kind war bereits erstickt, während die beiden an­deren noch Lebenszeichen von sich gaben. Sie starben auf dem Transport ins Krankenhaus.

Das Herz auf dem Trittbrett.

Auf der Strecke Mainz-Worms wurde Dienstag Abend ein Unbekannter von einem Eisenbahnzug in der Mähe der Eisenbahnbrücke totgefahren. Die Leiche war voll­ständig verstümmelt; das Herz des Getöteten wurde im Hauptbahnhof auf einem Trittbrett des Zuges auf­gefunden.

Sprengpulver.

In der Nacht zum Donnerstag früh gegen 1 Uhr erfolgte in München vor dem Hanse Burgstraße Nr. 1 eine starke Explosion, infolge deren einige Fenster des Parterre und des 1. Stocks in dem Hause, sowie im 2. Stock des gegenüber­liegenden Hauses zersprangen. Im Asphalt des Trottoirs fand sich eine völlig ausgesprengte Stelle. Zwei sofort herbei­eilende Schutzleute konnten in der ganzen Straße keinen Men­schen entdecken, sahen jedoch vor dem Hause eine dichte Rauch­wolke aufsteigen und nahmen Pulverrauch wahr. Sie fanden am Tatort lediglich eine Metallhülse. Von den Tätern hat man keine Spur. Auch ist gänzlich unbekannt, ob es sich um ein Bubenstück oder um einen Racheakt handelt.

DieMünchener Neuesten Nachrichten" melden, daß Don­nerstag vormittag am Fuße des Flaggenmastes vor dem Justiz­palast in München drei Pakete Spreng st off mit einer Zündschnur gefunden wurden, die wahrscheinlich schon die Nacht lagen. Der Vorfall scheint mit einem im Deutschen Museum verübten Diebstahlsversuch in gewissem Zusammenhang zu stehen, bei dem der Eindringling der vom Wächter verscheucht worden war, aus einem Glasschrank einige allerdings entladene Dy­namitpatronen zum Mitnehmen hergerichtet hatte, ferner auch im Zusammenhang mit der in der Burgstraße erfolgten Spreng­stoffexplosion.

Handel und Volkswirtschaft.

Heilbrou«, 21. Okt. Schafmarkt am 21. Oktober 1909. Zufuhr in 26 Herden: 2921 Stück. Davon verkauft: 1597 Stück mit einem Gesamtwert von 41705 M, unverkauft blieben: 1324 Stück. Bezahlt wurde für 1 Paar Lämmer: 32, 37, 40 und 42 M; fette Hammel: Jährlings-Hämmel: 47, 56, 57 und 60 bis 67 M; Göltschafe: 50 und 61 M; Brackschafe: Mutter­schafe: 49, 56 und 60 Mark. Der Handel ging bet annehmbaren Preisen sehr lebhaft. Nächster Schafmarkt: 18. Nov. ds. Is.

Stuttgart, 21. Ott. Dem Mostobstmarkt auf dem Wilhelms­platz waren 700 Zentner zugeführt. Preis M 4.80 bis 5.20 M per Zentner. Auf dem Kartoffelmarkt kostete der Zentner M 3.50 bis 5 M. Auf dem Krauttnarkt kosteteten 100 Stück 1020 Mark.

Herbstnachrichten.

Stuttgart, 21. Okt. Unter Glockengeläute und Freudenschüs­sen ist heute früh im Stuttgarter Tal mit der Weinlese begonnen worden. Das Gesamtergebnis auf der Markung von Groß-Stuttgart wird zu 17 380 Hektoliter veranschlagt, während im letzte,: Herbst 21 800 Hektoliter Wein geerntet wurden.

Korb-Steiureinach i. R., 21. Okt. Alles verkauft; Nach­frage konnte nicht befriedigt werden. Niederster Preis 98 M, höchster Preis 130 M., festgestellter Mittelpreis 110 M pro 3 Hektoliter. Weinlese geht diese Woche zu Ende.

Gronau, Bottwartal, 20. Okt. Lese geht Samstag zu Ende. Bis auf einige kleine Reste am Montag und Dienstag zum Preis von 7594 M per 3 Hl. alles rasch verkauft. Letzte Anzeige.

Klingeuberg a. N., 20. Okt. Die Preise bewegten sich von 95 bis 115 M pro 3 Hl., da die Qualität bedeutend besser als man angenommen hat, so werden die Preise noch mehr steigen, noch einige gute Reste feil, meist Trollinger.

Sontheim a, R.» 21. Okt. Weingeschäft wickelt sich rasch ab, so daß heute schon alles verkauft ist. Preise für Rotweine: 110, 115 und 120 M, für Schillerweine: 115, 448 und 420 M, für Weißriesling: 120 und 125 M pro Eimer. Letzte Anzeige.

Stadtkcltcr Heilbronn, 22. Okt. Lese dauert fort in den Sorten Mischling und Trollinger. Die Verkäufe sind recht lebhaft und die Nachfrage groß. Preise für Rotgewächs 130, 135 M, für weißes Gewächs 105, 110 M. Bestellungen auf gelesene -Mesling und Trollinger sind viele vorhanden.

Neckarsulm, 20. Ott. Verkauf sehr lebhaft. Preise 93 bis 115 Mk. Noch verschiedene gute Posten feil. Verkaufsgeschäft wickelt sich rasch ab. Güte des Weines befriedigt allgemein. Lese dauert diffe Woche noch an. Die Gesellschaft wird in nächster Woche versteigern.