Erstes Blatt
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mit Erzähler vom Schwarzwald.
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Vision Ar. 4l.
Amtsblatt für die Stadt wildbad.
verkündigungsblatt
der Ugi. Forstämter Wildbad, Meistern, Enzklösterle rc. während der Saison mit
amtl. Fremdenliste.
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Nr. S4S.
Montag, den 18. Oktober 1SVS.
S«. Jahrg.
Rundschau.
Der Wahlaufruf der badischen Linksliberalen.
Die vereinigten LinNiberalen — Demokraten, Freisinnige und Nationalsoziale — haben zu den bevorstehenden Landtagswahlen einen gemeinsamen Wahlaufruf erlassen. Er führt einleitend aus, daß Zentrum und Konservative in geschlossener Front anrücken, um, flankiert von den Fähnlein des' Bundes' der Landwirte und der sogen. Mittelständler, die Mehrheit zu erringen und so die Richtung der badischen Politik zu bestimmen und bedauert, daß die freiheitlich und fortschrittlich gesinnten Elemente nicht ebenso geschlossen und einig der Reaktion gegenüberstehen. Umsomehr sei es Pflicht jeder einzelnen demokratischen und liberalen Richtung, ihre Kraft anzuspannen im Kampfe gegen die reaktionäre Gefahr und möglichst viele Stimmen auf ihre Kandidaten zu vereinigen; denn der Gewinn der einzelnen liberalen Richtung werde auch als Gewinn des Gesamtliberalismus ins Gewicht fallen. Ucbergrei- fend zu den Einzelforderungen führt der Aufruf u. a. aus:
Wir treten ein für eine weitere Ausgestaltung der Selbstverwaltung in Kreis, Bezirk und Gemeinde. Verwerfen müssen wir mit aller Entschiedenheit jede Verkümmerung der Selbstverwaltung durch bureaukratischen Zwang und jede Abwälzung von kostspieligen Aufgaben, die dem <Aaate obliegen, auf die Kreise und damit auf die Gemeinden.
Die Gemeindeordnung ist durch Einführung der direkten Wahl für Bürgermeister und Gemeinderäte auch für die größeren Gemeinden durch eine Demokratisierung des Wahlrechts in den Städten der Städteordnung (mit Verhältniswahl) und durch Erweiterung der Rechte des Bürgerausschusses zu verbessern.
Weiter fordert der Aufruf eine freiheitliche und fortschrittliche Weiterentwicklung, des badischen Schulwesens, Kampf gegen eine Konfessionalisierung des Unterrichtswesens, gegen die Einschränkung der freien Forschung und der Verwertung ihrer sicheren Ergebnisse im Unterricht, auf dem. Gebiete der Ausnutzung der Wasserkräfte, daß sie nicht an Privatunternehmer vergeben, .sondern vom Staate selbst ausge- nützt und der Gesamtheit dienstbar gemacht werden.
Wo die neue Gemeindesteuergesetzgebung zu unbilligen Härten und Schäden geführt hat, wird bessernde Hand anzulegen sein. So soll in den Städten ein Schuldenabzug gestattet, der Ausfall hurch eine Wertzuwachs st euer aus unbebaute Grundstücke und stärkere Heranziehung des Einkommens aus Kapitalrenten gedeckt werden.
Mildes lserz, klarer Geist Wandern miteinander meist.
Julius kohmeyer.
Am Franzosenstein.
Original-Roman von Erich Eben sie in.
45) Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
„Konstanze", begann Peter Herzog stockend, „es' ist eine schwere Bitte, aber ich muß sie tun... Tu warst einmal gut mit dem jungen Paur, und Dir schlägt man so leicht nicht eine Bitte ab — wenn Du den Hans bitten wolltest. . .
„Halt ein — Papa!" rief Konstanze aufspringend - - - „das kann ich nicht! Alles will ich tun für Dich; aber zu Hans gehen und ihn bitten — nein, das kann ich nicht!"
Sie war so erregt, daß sie am ganzen Körper zitterte. Erstaunt betrachtete sie Herzog.
„Aber was hast Du denn, Konstanze? Hans soll doch ein guter Mensch sein und..."
„Und wäre ers. . ,ich bitte ihn um nichts!" sagte Konstanze bitter.
„Ich begreife Dich wirklich nicht! Wäret Ihr nicht die besten Freunde bis zu seiner Verlobung? Ich gebe ja zu, daß es nicht schön war von ihm, sozusagen hinterrücks mit dem Mädchen ein Verhältnis.anzufangen, während Du Dir alle Mühe gabst, ihm eine standesgemäße Partie zu verschaffen, aber im Grund« sind das Kleinigkeiten, und ich verstehe nicht.
Konstanze blickte zu Boden.
„Papa — wenn sch Dir je M bitzchen kieb war, dann sprich nie mehr von der Sach«. Hans und ich sind Todfeinde. Es' würde au<A gar nichts Hessen, wenn ich ihn bäte.
„Todfeinde?" Herzog tm-rer verwunderte,
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Jm Eisenbahnwesen wird Aufrechterhaltung der Selbständigkeit gefordert, Abwehr der vierten Aasse, Wiedereinführung des Kilometerheftes.
Eingehend werden auch die auf die Förderung von Gewerbe, Handel und Landwirtschaft gerichteten Forderungen erwähnt; ebenso warm spricht sich der Aufruf für eine moderne Regelung der Arbeiterverhältnisse und der P r i v a t b ea m t en - Frage aus.
Der Schluß klingt aus in einein Appell an die Wählerschaft, zu . entscheiden, ob die Richtung der Politik Badens künftig von den Parteien bestimmt werden soll, die dem Volk die famose Reichjs'finanzreform beschert haben, ob der Klerikalismus und ein Ableger des preußischen Junkertums das geistige Leben in Fesseln schlagen und konfessionelle Gegensätze in alle gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse hineintragen, die Religion veräußerlichen und zum Mittel politischer Herrschsucht machen dürfen — oder ob Baden seinen Ruf als freiheitlich gesinntes Land .auch ferner bewahren kann als Stätte des freien Denkens und der religiösen Duldung, ein fester Wall gegen die klerikale Hochflut, wie auch gegen die immer mehr vordrängende Herrschsucht des Junkertums.
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Die Konservativen Badens
veröffentlichen einen Wahlaufruf, der sich in erster Linie gegen die Nationalliberalen wendet. Es wird ihnen vorgeworfen, daß sie sich im Jahre 1905 mit den Sozialdemokraten verbündet hätten und zwar nicht nur gegen das Zentrum, sondern auch direkt gegen die Konservativen. Der Aufruf ergeht sich in den üblichen Wendungen über den Kamps gegen den Umsturz und betont, daß das Zentrum an der Seite der Konservativen in allen allgemein christlichen Fragen einig sein werde. Den wirtschaftlichen Forderungen des Bundes der Landwirte - stehen die Konservativen sympathisch gegenüber. Der Aufruf fordert u. a. eine stark progressive Belastung des' Großkapitals, des Großumsatzes und der großen Gewinne. Von dem Großgrundbesitz spricht er nicht.
* * *
Schack'sche Körperkultur.
Der „krankhafte Schwärmer" Schack hat seine Fangarme nach jungen Damen anscheinend weithin ausgestreckt. So stellt sich jetzt heraus, daß im Juliheft der Monatsschrift des Vereins für Körperkultur, die den Titel
Sie atmete schwer und blickte unruhig zum Fenster hinaus'.
„Es ist so gekommen — allmählich — vielleicht habe ich ihn zuerst beleidigt — aber dann — und jetzt hält er zu seinem Vater, wie ich zu Dir, und wie Du und der alte Paur, so können auch wir nie mehr in Frieden zusammen reden."
Der Hüttenbesitzer sank schwer in einen Stuhl.
„Das war meine letzte Hoffnung", murmelte er aufstöhnend, „nun steh mir Gott bei — ich weiß nicht, was werden soll. . ."
Konstanze fing an zu weinen. In diesem Moment tat sich die Tür auf, und Rene sprang herein. Verwundert blickte er bald auf den Großvater, bald auf die Mama, die ihn gar nicht zu bemerken schien.
Dann drängte er sich schmeichelnd an sie und legte ihr die ersten Maiglöckchen in den Schoß, die er eben am Franzosenstein bei der alten Burgruine gefunden hatte.
„Weine doch nicht, Mama", sagte er zärtlich. „Sieh nur, wie schön hie Sonne draußen scheint. . . macht sie Dich nicht auch froh? Komm hinaus, ich führe Dich auf einen wunderschönen Platz, wo alles voll Maiglöckchen steht!"
Konstanze blickte auf. „Mein Kind — mein Rene", murmelte sie heiß, „nein — ich weine nicht mehr!"
„Ich will hinüber und noch einmal mit Melanie reden", murmelte sie unsicher. „Sie allein kann helfen."
Damit verließ sie das Zimmer. Tief aufseufzend sah ihr der alte Herzog nach Zum ersten Wal seit langer Zeit verstand er Konstanze nicht.
18.
Es war am Nachmittag des folgenden Tages, als Sabine Herzog von einem Spaziergang nach dem Bärenland heimwärts ging. Sie war allein, denn Melanie hatte sich nach Tisch mit heftiger Migräne zu Bett gelegt. Am Vormittag hatte es nochmals eine Auseinandersetzung zwischen ihr, Konstanze und dem alten Herzog gegeben, welche zum offmen Bruch zwischen Vater und Tochter führte.
Mi «Wütz, ich» Bargeld
„Kraft und Schönheit,, Zeitschrift für Körperkultur" führt, folgendes Inserat zu lesen war:
Heitere, frohsinnige gebildete junge Dame, AnhängerinderBestrebungendieserZeitschrift, als Gesellschafterin in vornehmem Hause gesucht. Offerten mit Bild usw. unter „Triole" postlagernd Hamburg 36.
Wenn man berücksichtigt, daß ähnliche Inserate auch in anderen Zeitschriften, abgesehen von Tageszeitungen^ standen, so kann man sich eine Vorstellung davon machen, welche umfangreiche Tätigkeit Herr Schack entfaltet haben mag, um die bewußte Lücke in seinem Haushalt aus- zusüllcn.
* * *
Zum Tode Ferrers.
Die Beerdigung.
Die Beerdigung Ferrers hat auf dem sogenannten Südwestfriedhof in Barcelona stattgeftinden. Beigewohnt haben der Beerdigung die greise Mutter Ferrers die Nichte und einige Verwandte des Erschossenen, die mit Erlaubnis der Behörden erschienen waren. Ferner lag in einem schwarzen, noch nicht geschlossenen Sarge in demselben grauen Anzuge, den er bei der Verhandlung getragen hatte. An den Füßen hatte er noch dieselben gelben Schuhe, die er eiligst angezogm hatte, als er in der Nacht geweckt wurde. Der Kops war in weiße Tücher eingehüllt, die vollständig blutbefleckt waren. Man merkte am Halse, eine Schußwunde, die mit Kalk übertüncht war. Der rechte Backenknochen war durch eine Kugel eingeschlagen, das Gesicht war leichenfahl- die Hände waren schon ganz schwarz. Als man dm Sarg aufhob, bemerkte man, daß der Tote in einer Blutlache gelegen hatte. Auf ftemj Weg zur Gruft tropfte das Blut aus dem Sarge. Ferrer wurde in einem Massengrab beigesetzt. Seinen Angehörigen wurde bewilligt, daß an der Stelle, wo er beerdigt wurde, ein Kreuz errichtet werden dürfe. Als sich die Erde über dem Sarg schloß, fiel Ferrers Mutter in Ohnmacht. Die Unglückliche war Mittwoch vormittag 10 Uhr in Monjuich erschienen und hatte inständig gebeten, ihren Sohn noch einmal sehen zu dürfen. Ferrer war aber schon eine Stunde vorher erschossen worden.
Die Kundgebungen
aus Anlaß der Hinrichtung Ferrers häufen sich immer mehr und ergreift auch deutsche Kreise. So sind in Frankfurt a. M. Protestversammlungen seitens der Sozialdemokratie Legen die spanischen Justizgrcuel ge-
flüssig machen zu können, Melanie erwiderte, day sie somit ihre Angelegenheit einem Advokaten übergeben werde.
Konstanzes Vermittlungsversuche waren erfolglos geblieben, eine schwüle, unheilschwere Atmosphäre lag über allen Schloßbewohnern und wirkte beunruhigend auf Sabine ein.
Sie hatte nur soviel von der Sache verstanden, daß es sich um Geld handelte, und das brachte sie immer in eine gewisse Erregung. Kurz nach Tisch nahm sie einen Korb und ging auf das Bärenland, wo um diese Zeit die ersten Erdbeeren reiften.
Einige Bauernkinder, ivelche dort Beeren suchten, verjagte sie mit drohenden Worten und verbot ihnen ein- für allemal, sich wieder dort blicken zu lassen. Dann suchte sie im Schweiße ihres Angesichts soviel Erdbeeren zusammen, als nur zu finden waren, sammelte hochbefriedigt die ersten Bratschwämme und band einige Dutzend! Tannenzapfen in ihr Taschentuch, um damit beim Feuermachen Holz zu sparen, und trat dann, zufrieden mit dem Ergebnis ihrer Wanderung, den Heimweg an.
Als sie in die Nähe des Schulhauses kam, mußte sie an einem Acker vorüber, auf welchem die Frau Oberlehrerin ihren Gemüsebedars für das Jahr zog. In einer Ecke sproßte der junge Spinat in voller Ueppig- keit empor. Sabine blieb stehen und betrachtete ihn mit lüsternen Augen. Dann blickte sie sich um. Niemand war in der Nähe — auch an den offenstehenden Fenstern des Schulhanses war kein Mensch zu erblicken. Blitzschnell bückte sich daher Sabine, raffte ein paar Hände voll Spinat zusammen und barg ihn eilig in ihrem Korbe.
„Wieder etwas erspart", dachte sie vergnügt und machte sich nicht die geringsten Skrupeln über die Art und Weise, wie sie zu dem Spinat gekommen war.
Als sie die ersten Häuser von Winkel erreichte, war gerade Schichtwechsel in den Hütten. Arbeiter kamen und Fingen, die Straße war ziemlich belebt, und mancher spöttische Blick fiel auf das Schlohfräulein, welches mit dem großen Korbe uiÄ dem Tannenzapfenbündel.daherkam.