' Lorch, S- OM. Der aln S. Dezember v. I. Mm Stadtschultheißen von Lorch gewählte Hilfsgerichtsschrei- her Scheu fele von Baihingen a. E. ist von der K. Re­gierung des Jagstkreises in Ellwangen nicht bestätigt worden. Er wird, wie es heißt, Berufung an das Mini­sterium des Innern einlegen.

Friedrichshafen, 8. Okt. Gestern abend fand hier hie Einweihung des neuen Theater- und Konzertgebäudes am Buchhammer Hof unter Mitwirkung der Weingartener Megimentslapelle, des Sängervereins Harmonie und ei­niger Mitglieder des Konstanzer Dheaterensembles statt.

Nah und Fern.

In Stuttgart hat in den letzten Tagen ein an­geblicher Kanzleiunteroffizier Müller aus Ulm, der die Unteroffiziersuniform des Stuttgarter Dragonerregiments trug, verschiedene Betrügereien und Schwindeleien ver­übt. Unter anderem hat er einem Dragoner auf der Straße durch schwindelhaftes Borbringen den Säbel ab­genommen. Er war vorher ohne Säbel herumgelaufen. Gestern nachmittag wurde er in Degerloch in dieser Uni­form wieder betroffen und von der Polizei festgenommen. Man erkannte in ihm den geistig nicht normalen Bäcker Schumacher von SiNdelfingen, der früher in Stuttgart in Offiziers- und Unteroffiziersüniform mehrfach Betrü­gereien verübt und einmal einen großen Auflauf ver­ursacht hat. Warum läßt man den kranken Menschen immer wieder frei herumlaufen?

In Loffenau OA. Neuenbürg wollte Holzhauer Möhrmann Garben in die Tenne herunterlassen. Hier­bei stürzte er selbst hinunter und erlitt den Tod.

Aus Blaubeuren wird gemeldet: Ein in dem Ei- sengeschäst von August Alutenrieth angestellter junger Mann machte gestern inmitten der Stadt mit einem Re­volver Schießübungen. Mröei prallte ein Geschoß ab und durchschlug ein Fenster der in der Nähe befind­lichen Lateinschule. Die Glassplitter fielen auf die Schul­kinder. Es ist ein wahres Wunder, daß die Sache ohne ernstliche Folgen geblieben ist; gar zu leicht hätte das größte Unglück passieren können. Der leichtsinnige Schütze ficht seiner Bestrafung entgegen.

Als der 21jährige Maschinist August Maier in Hei- ligenzimmern (Hohenzollern) bei seiner Dreschma­schine den Benzinmotor antreiben wollte, wurde ihm der Triebe! mit solcher Wucht an den Kopf geschleudert, daß ihm die Hirnschale durchschlagen und die Stirne Mfge- fchlizt wurde. Er mußte bewußtlos vom Platze getragen werden und wurde in die Klinik nach Tübingen gebracht.

Der durch den Brand auf der neuen Zeil in Frank­furt entstandene Schaden wird auf 700000 M geschätzt. -Die Versicherungssumme beträgt eine Million Mark, wo­von auf die Schlesische Versicherungsgesellschaft in Bres­lau 200000 M entfallen.

In der chemischen Fabrik in Kupfer dreh bei Essen stürzte ein Pechsieder in einen Kessel mit siedendem Pech. Mit großer Mühe wurde der Mann herausgezogen und ins Krankenhaus geschafft. Dort bot sich 'den Aerzten ein entsetzlicher Anblick. Der ganze Kör­per war verbrannt und mit einer zähen, fünf Millimeter dicken Pechschicht überzogen. Selbst in Mund, Ohren und Rase war das kochende Pech gedrungen; nur die Augen waren unbeschädigt geblieben. Merkwürdigerweise sagte der Unglückliche, daß er keine großen Schmerzen empfinde. Er starb nach kurzer Zeit. Schon vor einigen Wochen war der Mann in einen Kessel mit heißem Wasser gefal­len, er war jedoch wieder hergestellt worden.

Am Donnerstag wurde in Paris durch ein Automo­bil, das mit rasender Geschwindigkeit durch die Straßen fuhr, ein IZjähriges und ein Ojähriges Mädchen getö­tet und ein Arbeiter verwundet. Die Menge fiel wütend über den Chauffeur, einen gewissen Dobler, her und schleppte ihn, jämmerlich zugerichtet, auf das Polizei­kommissariat.

Ein Dynamitattentat.

In der vergangenen Nacht gegen 3 Uhr explodierte in Riemke bei Bochum in einem Haus, in dem eine Hochzeit gefeiert wurde, eine Dynamit Patrone, die ein früherer Liebhaber der jungen Frau zwischen die heruntergelassene Jalousie und das Fenster gelegt hatte. Das ganze Zimmer wurde zerstört, der Ofen und die Mö­bel durcheinander geworfen und zum Teil zertrümmert. Vier Personen sind ernstlich verletzt. Die jung« Frau ist infolge des Schreckens schwer erkrankt. Me Fenster­scheiben der umliegenden Häuser sind zertrümmert.

Erdbebe n.

Hohenheim, 8. Okt. Die Instrumente der hieß Erdbebenwarte zeigten heute vormittag ein ziem­lich heftiges Erdbeben an, dessen Herd in einer Entfernung von etwa 3000 Kilometer liegt. Der erste Vorläufer traf hier um 11 Uhr 28 Sek. ein, der zweite um 11 Uhr 59 Sek.

Berlin, 8. Okt, Aus Graz in Steiermark wird gemeldet: Hier, wie in zahlreichen Ortschaften Steier- marks fand heute heute vormittag 11 Uhr 8 Sekunden dauerndes heftiges wellenförmiges Erdbeben statt. In Eilli wurde an den Gebäuden ziemlich ernster Schaden angerichtet. Aus Agram wird gemeldet: Um 11 Uhr vormittags wurde hier ein 15 Sekunden dauerndes Erd­beben verspürt, das großen Schaden anrichtete. Zahlreiche Gesimse und Feuermauern sind eingestürzt. Gegenstände sielen in den Wohnungen zu Boden. Aus vielen Ge­genden Slavoniens laufen Meldungen ein, nach denen auch dort das Erdbeben wahrgenommen wurde.

Agram, 7. Okt. Hier wurde heute vormittag 10.59 ^hr ein mittelstarkes Erdbeben verspürt, das in einem Umkreis von 200 Kilometern bemerkt war. Auch aus Slavonien wird ein Erdbeben gemeldet; ebenso aus dm an Kroatien angrenzenden ungarischen Ortschaften. Nirgends ist bedeutender Schaden angerichtet.

Das Cnde einer Halbweltdame.

lieber das nächtliche Drama, das sich im Hause Fricd- -ichstraße 30 in Berlin abgespielt hat, wird noch folgendes gemeldet. Die Gräfin Strachwitz bekam mit ihrem

Liebhaber, dem Kaufmann Albert Friedländer Streik, in dessen Verlauf Friedländer die Strachwitz mit einem Dolch und Revolverschüssen schwer verletzte. Dann schoß er sich selbst eine Kugel in den Kops. Beide sind noch in der Nacht im Krankenhaus gestorben, lieber die Gräfin Strachwitz schreibt die Fr. Ztg.: Frau Auguste Gräfin v. Strachwitz lebte seit etwa 20 Jahren in Berlin. Aus Ham­burg, wo sie ursprünglich mit einem Schneidermeister ver­heiratet war, kam sie hierher. Eine schöne, üppige Er­scheinung, unterhielt sie mehrere Verhältnisse und hatte ein glänzendes Auskommen. Durch die Heirat mit einem verarmten Grafen Strachwitz, der als Schreiber bei einem Rechtsanwalt tätig war, erkaufte sie sich den Grafentitel. Irgend einen Verkehr mit ihrem neuen Ehemann ging die Frau nicht ein, das ganze Gemeinschaftsleben beschränkte sich auf 'die standesamtliche Trauung und ein Frühstück, das sich an dieses schloß. Für die Trauung hat die Frau dem Grafen einen neuen Anzug gestiftet, außerdem gab sie ihm noch nach einer Darstellung 75, nach! einer anderen 125 Mark. Damit hörten die Beziehungen auf. Für die Gräfin aber begann nun ein unglaublich abenteuer­liches Leben. Nachdem sie Jahre hindurch! die Rolle der Lebedame mit teilweise großem Erfolg gespielt hatte, legte sie sich später aus'das Gebiet der Kuppelei und soge­nannten Massage. In welchem Umfange sie namentlich das letztere Geschäft betrieb, geht aus der Tatsache hervor, daß bei einer in ihrer Wohnung vorgenommenen polizei­lichen Haussuchung eine große Anzahl von allen möglichen Dingen beschlagnahmt wurden, welche die Gräfin selbst als Turnapparat?" bezeichnet«. In ihrer Wohnung spielten sich oft die ungeheuerlichsten Mnge ab. Kein Wunder also, daß sie mit der Staatsanwaltschaft und dem Gericht oft in Konflikt kam. Im Frühjahr d. I. kehrte sie das letzte Mal aus dem Gefängnis zurück. Wegen Ver­führung ihrer eigenen Tochter war sie zu einer längeren Freiheitsstrafe verurteilt worden.

Die Gräfin Strachwitz hatte sich durch ihre Tä­tigkeit als Masseuse ein Vermögen von 60000 erworben.

Gerichtssaal.

Ein Schnaps ans föderativer Grundlage.

Aus Baden, 6. Okt. Eine für Wirte, aber auch für die Allgemeinheit .interessante Entscheidung traf gestern die Straf­kammer 1 des Landgerichts Freiburg 1. Br. Ein Freiburger Cafetier hatte einigen Gästen auf deren Bestellung von dem hauptsächlich in Nord- und Mitteldeutschland wohlbekannten ,Mkimo" vorgesetzt, der in ihrem an dieses Gebräu nicht gewohnten Magen-Darmtraktus ein heftiges Brennen hervor­rief. Sie zeigten die Sache an, worauf der Cafetier vom Schöffengericht wegen fahrlässigen Vergehens gegen das Nahr­ungsmittelgesetz zu 2V Mark Geldstrafe verurteilt wurde. Die dagegen eingelegte Berufung kam gestern zur Verhandlung. Der Eskimo" besteht nach einem Gutachten des Freiburger städti­schen Untersuchungsamts ans zwei Zehntel Paprikaessenz, sechs Zehntel Spiritus und zwei Zehntel Wasser. In Norddeutsch­land wird er meist ungemischt verschänkt, der Angeklagte mischt ihn stets mit sechs Teilen Half and Half oder Cherry Brandy. Da er selbst die Folgen des Genusses verspürt hatte, frug xr beim Fabrikanten an und erhielt den Bescheid, der >,Eskimo" enthalte nach den Untersuchungen von vier Gerichtschemikern keine gesundheitsschädlichen Bestandteile. Das Rezept stamme von zwei Aerzten (!), die Fabrikation reiche über 15 Fahre zu­rück, eine alte Frau habe sich beim Fabrikanten schriftlich dafür bedankt, daß derEskimo" sie von einem alten Magen­leiden befreit habe. Eine Untersuchung wegen Gesundheits­schädigung durch Genuß von (einem halben Liter!) Eskimo sei angestellt worden. Trotzdem kam das Obergericht zur Bestätig­ung des untergerichtlichen Urteils: es sei eben in diesem Fall eine wirkliche Gesundheitsschüdigung vorgekommen. Wolle der Wirt den Schnaps den daran gewöhnten norddeutschen Studen­ten vorsetzen (wegen deren er ihn hauptsächlich angeschafft hat), so sei dagegen nichts zu erinnern, seine anderen Gäste müsse er auf die Wirkungen dieses Getränkes jedenfalls vor dem Genüsse (?) aufmerksam machen.

Heilbronn, 8. Okt. Das Reichsgericht in Leipzig hat dieser Tage ein Urteil bestätigt, das manchem zur Warnung dienen kann. Am 16. Februar 1909 war der Hundebesitzer Albert Keller nach Illingen gefahren, um seinen Keinen Rattenfänger zum Verkauf zu bieten. Er hatte auf dem Hinweg eine Hunde­fahrkarte gelöst, dies ober auf dem Rückweg unterlassen, viel­mehr gehofft, den Hund in der Dunkelheit durchschmuggeln zu können. Er wurde ertappt und, da er rückfällig war, wegen Betrugs zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. Seine Re­vision beim Reichsgericht wurde verworfen und das strenge Urteil damit rechtskräftig.

Hamburg, 7. Dkt. Ein sensationeller Be- keidigungsprozeß beschäftigte das Alto na er Schöffengericht. Generalmajor v. Gehl klagte ge­gen den ehemaligen Vorstand des Altonaer Rennklubs, der ihm in einem Schreiben an den Vorstand des Verbandes Deutscher Rennvereine sn Berlin Bruch des Ehren­wortes vorgeworfen hatte. Nach umfangreicher Zeu­genvernehmung beschloß das Gericht als Ergebnis der Be­weisaufnahme, daß .G e n er alm ajo r v. Gehl aller­dings sein Ehrenwort gebrochen habe; im üb­rigen stehe dem Angeklagten der Schutz des Z 193 zur Seite, infolgedessen wurde der Angeklagte fr ei gespro­chen. Die Kosten wurden dem Kläger auserlegt.

Vermischtes.

Titelhandel.

In Berlin hat sich ein Agent Namens Schlitter­mann, von dem jüngst durch die Frankfurter Zeitung"" bekannt wurde, daß er in einem Briese gegen Zahlung von 80 000 Mark den Kommerzienratstitel verschaf­fen zu können erklärte, nunmehr beim Berliner Tage­blatt gemeldet. Er teilt mit, er habe den veröffentlichten Brief allerdings verfaßt, aber nur ein Exemplar davon an einen Spitzenfabrikanten in Frankfurt a. M. gesandt. Schlittermaun will im Aufträge des landwirt­schaftlichen Bankin st ituts in der Kurfürstenstraße gehandelt haben. Dieses Institut habe ihn beauftragt, einen Herrn zu besorgen, der gegen Zahlung von 80000 Mark den Titel kaufen wollte. Er habe dann mit verschiedenen bekannten Berliner Persönlich­keiten in Unterhandlungen gestanden, die aber zu keinem Ergebnis geführt hätten. Von einem Freunde sei ihm dann der Fabrikant in Frankfurt a. M. genannt worden, mit dem er sich schriftlich in Verbindung setzte. Meser wollte jedoch von dem verlockenden Anerbieten nichts wissen und habe geschrieben, daß er verzichte. Mit der Summe von 80000 Mark habe es folgende Bewandtnis: Einem in Berlin lebenden französischen Kunstge­

werbler sei von seinen Freunden in Paris eine Jahre's- rente geboten worden, wenn er das Feld seiner fruchtba­ren Tätigkeit nach Paris verlege. Dies sei zu Ohren des deutschen Kaisers gekommen, der den Wunsch ausgespro­chen habe, daß man unter allen Umständen versuchen möge, den Kunstgewerbler an Berlin zu fesseln. Hierauf seien einflußreiche Berliner Persönlichkeiten auf den Ge­danken gekommen, dem Manne zu helfen und ihn pekuniär zu unterstützen. Das landwirtschaftliche Bankinstitut sei dann beauftragt worden, dreiHerrenzu ermitteln, von denen jeder 80 000 Mark zahlen sollte. Dafür sollte der Spender den Titel eines preußischen Kommer­zienrats erhalten. Zwei Berliner Herren hätten be­reits die Beträge gezahlt und dafür den Titel erhalten. Den noch fehlenden dritten Mann sollte er, Schlittermann, besorgen. Äon den eingegangenen Beträgen sollte der Kunstgewerbler 150 000 Mark erhalten. Der überschie­ßende Betrag von 90 000 Mark sei für Unkosten und Pro­visionen bestimmt gewesen. Die Nachricht, daß die Kri­minalpolizei in der Wohnung Schlittermanns ge­wesen, sei richtig. Sie habe ihn aber nur besucht, um Auskünfte über seine handelsgerichtliche Eintragung zu erlangen. Das von Schlittermann erwähnte Institut heißt Landwirtschaftliches Bankinstitut Albert Wirtz, In­haber Richard Wirtz.

Der Polizeihund.

Aus Berlin wird berichtet: Mit großem Erfolg hat der Berliner Polizeihund ,,Fricka" gearbeitet, der zur Aufklärung eines Eisenoah na ttevtates mit Berliner Kriminalbeamten nach Opalenitza in Posen gesandt worden ist. Dort war ein Eisenbahnanschlag ver­übt worden, der an h-'as Verbrechen in Strausberg erin­nert. In der Nähe von Opalenitza hatte jemand in der Nacht zum Freitag voriger Woche zwei Schienenlaschen gelöst, mit einem Baumpfahl die beiden Schienen einige Zentimeter hoch gewuchtet und aus dem Gleise gebrückt. Der Verbrecher hat augenscheinlich die Absicht gehabt, den V-Zug Berlin Eydtkuhnen entgleisen und den nächsten Personenzug in die Trümmer hineinlaufen zu lassen. Zum Glück wurde der Anschlag vereitelt. Der Kriminaldienst­hundFricka"" erhielt am Tatort vor dem Baumpfahl Witterung und verfolgte sofort eine Spur, die durch ei­nen Wald hindurch nach der Wohnung eines früheren Streckenarbeiters Wallnicka führte. Dort fand der Hund in der Behausung in einer Ecke unter Gerümpel einen Schraubenzieher, den er sofort seinem Führer überbrachte. Es ist augenscheinlich der Schlüssel, mit dem der Täter die Laschen gelöst hat. Wallnicka, der zu Hause war, siel angesichts des Beamten und des Hundes ,auf die Knie und flehte die Mutter Gottes an. Er bestritt erst, am Tatort gewesen zu sein. Als ihm bald darauf eine Frau gegenübergestellt wurde, die ihn am Freitag Abend dort gesehen hat, gab er zu, in der Nähe gewesen zu sein. Mit dem Anschlag will er aber trotzdem nicht zu tun ha­ben. Er wurde darauf in eine größere Menschenmenge hineingestellt.Fricke" erhielt noch einmal Witterung, ging in die Menge hinein, stellte sofort Wallnicka, nahm ihm den Hut ab und brachte diesen ihrem Herrn. Walk- nicka ist im Juli ds. Js. aus dem Menst entlassen worden, weil ihn der Bahnmeister als unzuverlässig erkannt hatte. Seitdem hatte er wiederholt gedroht, er werde dem Bahn­meister für seine Entlassung etwas eintränken, an das er zeitlebens denken soll. Wallnicke erscheint so schwer he­lastet, daß er verhaftet wurde.

Netter Zustand. E hem an n (morgenS aus» stehend): Meine Frau denkt aber auch an gar nichts, da hat sie wieder vergessen, mir die Stiesel auszuzie­hen, als ich diese Nacht ins Bett ging.

Handel und Volkswirtschaft.

Der deutsche Taatenstand am I. Oktober.

Die Beendigung der Getreideernte hat sich in Deutschland bis EP>e September hinausgezogen. Der größere Teil des spätgeernteten Weizens und Hafers hat unter übermäßiger Nässe elitten. Auch scheinen die durch Rost hervorgerufenen Schä- en größer zu sein als im Vormonat angenommen wurde. Was die noch im Gange befindliche Kartoffelernte anbelangt, so haben sich die auf diese Frucht gesetzten Erwartungen meist nicht erfüllt. Im Berichtsmonat hat übermäßige Nässe,Krank­heiten und Fäulnis stärker um sich greifen lassen, so daß man vielfach mit Verlusten von 1020 Proz. rechnen zu müssen glaubt. Dies bezieht sich allerdings auf die für den Kartoffel­ban weniger wichtigen Gebiete im Süden des Reiches. DaS Wachstum der Rüben verspricht kaum eine Mittelernte. Die Futterpflanzen haben ziemlich befriedigenden Nachwuchs gelie­fert. Leider war das Einbringen der gut geratenen Krummet- ernte infolge andauernder Nässe vielfach mit Schwierigkeiten verknüpft. Die Herbstbestellung hat sich durch die späte Räum­ung der Felder, zum Teil durch häufigen Regen verzögert, schreitet aber jetzt rasch vorwärts. Die ersten Saaten sind gut aufgelaufen. Das Ergebnis der Ernteschätzung, ausgedrückt in Prozenten einer Mittelernte (Mittelernte 100) zeigt für das deutsche Reich in Winterweizen 92,6 Proz., für Sommer­weizen 98,9 Proz., für Winterspelz 102,3 Proz., für Sommer­gerste 102,4 Proz., für Hafer 106,1 Proz., für Kartoffeln 95,5 Proz.; für Württemberg: Winter- und Sommerweizen 101,6 bezw. 99,1 Proz., Winterspelz 104,8 Proz., Sommergerste 106,6 Proz., Hafer 111,7 Proz., Kartoffeln 86,2 Proz.

Herbstnachrichten.

Ans Rheinhessen, 6. Okt. Sauerfäule der Trauben nimmt aus Anlaß der fortwährenden Regengüsse derart über­hand, daß bereits in vielen Gemeinden der Herbst seinen An­fang nehmen muß.

Ans Elsaß-Lothringen, 6. Okt. Die regnerische Witter­ung zur Zeit der Traubenblüte, sowie die abnorme Temperatur in den Monaten August und September, die einem starken Fau­len Vorschub leisteten, haben der Entwicklung der Trauben derart geschadet, daß im allgemeinen in Elsaß-Lothringen der Herbst nach Güte wie nach Menge sehr gering ausfällt. In den Ort^n des Kreises R a p p o l t s w e i l e r ist im allgemei­nen eine Drittelernte zu erwarten. In der ebene wiegt der Wein 5055 Gr., in höheren Lagen bis zu 75 Gr. Bei dxr zunehmenden Fäulnis der Trauben hat die Lese schon in vie­len Orten begonnen. Im Weinhandel herrscht noch wenig Le­ben. Die Käufer ans Ult-Deutschland, insbesondere aus Würt­temberg, stellen sich bis jetzt nur ganz vereinzelt ein. Im allgemeinen schwankt der Preis des Neuen pro Hektoliter zwi­schen 25 und 30 Mark,

Hrrrenberg. 8 Okt. Zur Zeit werden die Zucker, rüben abgeliefert. Bezahlt werden von der Zuckerfabrik Stutt­gart 1 Mk. (gegen daS V.rjahr 2 /» Pfg mehr- für den Zentner. Das Ergebnis in quantitativer Beziebun ist gut,.da ein Morgen durchschnittlich 200 Zentner Rüben giedi.