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mit Erzähler vom Schwarzwald.
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Hölökoil llr. 41.
Amtsblatt für die Ltadt Mldbad.
verkündigungsblatt
der rlgi. Sorstämter lVildbad, Meistern. Enzklösterle rc. während der Saison mit
amtl. Lremdenliste.
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Nr. SS7.
Montag. Sen II. Oktober ISVS.
2 ». Jahrg.
Bebels Brief an Haußmann.
wird begreiflicherweise in der Presse lebhaft besprochen. Wir sehen von der sozialdemokratischen Presse zunächst gb, da deren führenden Organe — wie der „Vorwärts" und die „Post" — gezeigt haben, daß es ihnen nicht möglich ist, sich mit einem anständigen Gegner anständig auseinanderzusetzen. Für sie gilt das Lutherwort: ,^shr habt einen anderen Geist als wir."
Tie „Demokratische Korrespondenz" weist Bebel gegenüber darauf hin, daß auch, der Liberalismus von dem Standpunkt aus, daß der Fortschritt nur in Etappen erreicht werden könne, jeweils Koalitionen eingegangen sei. Sodann sagt sie:
Hat übrigens Bebel die Gegensätze zwischen Liberalismus und Sozialdemokratie auch scharf in den Vordergrund gestellt und selbst entschieden am Klassenkampf festgehalten, so hat er sich doch für ein taktisches Zusammengehen von Fall zu Fall ausgesprochen. Das ist immer schon etwas besonders, wenn sich die Sozialdemokratie auch im Klassenkampf mehr und mehr gegen den Klassenstaat an sich als persönlich gegen einzelne Vertreter des Klassenstaates führt. Daß Bebel über Nacht zum Revisionisten geworden sei, hat niemand und Konrad Haußmann am allerwenigsten erwartet, er hat auch nicht erwartet, daß die Sozialdemokratie selbst schon reis zu einem formellen Bündnis mit der bürgerlichen Demokratie sei. Was er anstrebte, war lediglich, den I^rden zu bereiten für eine gemeinsame Kampfstellung gegen die Reaktion, wo es gilt, freiheitliche Interessen zu vertreten, und wir freuen uns, daß er bei Bebel in dieser Hinsicht ein geneigtes Ohr gefunden hat. Für den Fortschritt im Deutschen Reich wird ei immerhin schon ein Vorteil sein, wenn sich die Parteigenossen des greisen Sozialistenführers aus denselben Standpunkt stellen.
Die „Frankfurter Zeitung" bemerkt zunächst kurz zum Brief Bebels: „Alle Schuld beim Liberalismus und keine bei der Sozialdemokratie. Das ist des Briefes kurzer Sinn, und niemand, der die Psychologie der Sozialdemokratie alten Schlags' kennt, wird sich darüber wundern. Immerhin wird man noch einiges' darüber sagen können."
Tie nationalliberale „Kölnische Zeitung" nimmt den Abg. Haußmann gegen die konservative „Kreuzzeitung" in Schltz, die ungefähr im Tone der sozialdemokratischen Presse den Brief Haußmanns ein unwürdiges Flehen um das Erbarmen der Sozialdemokratie genannt hatte. Sie schreibt:
Dor demokratische Führer hatte immerhin eine Veranlassung, nach der überraschenden Wendung in Leipzig sich mit August Bebel über die Zukunft der Partei auszusprechen: auch ist der Brief nicht auf die Sprechart des flehenden Bittgängers gestimmt, er hält der Sozialdemokratie vielmehr mit Geschick und
Nachdruck ihre Sündenliste bor. So wahr die einzelnen Vorwürfe sind, so wenig stellen sie ein unwürdiges Buhlen um Freundschaft dar. Nur in den letzten Zeilen des Briefes begrüßt Haußmann den Entwicklungsprozeß, der in den Reihen der Partei, wie die Vorgänge in Leipzig gezeigt hätten, eingesetzt habe, und bittet Bebel, die Steuerung der neuen Richtung zu übernehmen. Daß der Kreuzzeitung eine solche Zukunftsmöglichkeit Sorge macht, ist erklärlich; deshalb will sie dies« Entwicklung nicht; uns könnte sie schon recht sein, aber wir glauben nicht an sie. . . . Zum Brief Bebels bemerkt das Blatt: Das ist eine zwar sehr höfliche, aber entschiedene Ablehnung der demokratischen Wünsche. Zum so und sovielten Male werden hier von sozialdemokratischer Seite die tiefen Abgründe gezeigt, die zwischen den bürgerlichen Demokraten und der Arbeiterpartei liegen und die sich von Jahrzehnt zu Jahrzehnt erbreitert haben. Auf eine Widerlegung der Borwürfe gegen die Methode der Sozialdemokratie läßt sich Bebel nicht ein; er weist-sie vielmehr a iimins ab und zeigt damit, daß Haußmann sich verrechnet hat. wenn er an einen grundsätzlichen Wandel in Bebels Gesinnung geglaubt hat. Nur für das taktische Verhältnis zu den Liberalen macht der sozialdemokratische Führer einige nicht unwesentliche Zugeständnisse. Wenn er es allerdings so darzustellen versucht, als >cko es immer so gewesen wäre, als ob die Sozialdemokraten „auch bisher jede ehrlich-liberale Forderung kräftigst unterstützt hätten", so muß man darin eine Höflichkeit gegen den Empfänger erblicken; denn bis in die jüngste Zeit hinein standen die Taten im Gegensatz zu diesem jetzt aufgestellten Grundsatz. Sollte dieser Grundsatz aber jetzt zur Geltung kommen, so sähen wir darin einen Fortschritt, der wesentlicher ist als die utopischen Wünsche eines Bündnisses des Liberalismus mit der Sozialdemokratie.
^ Die konservative „Post" gefällt sich in folgender Schlußkombination:
Bebel fühlt sich wohl einem Um fall zu den Revisionisten hinüber in seinem Alter nicht mehr gewachsen, darum macht er den Demokraten nur klagend Vorwürfe, daß sie sich zu sehr nach rechts gewandelt hätten. Ueber seiner Leiche aber werden sich Demokratie und Sozialdemokratie einst die Hände reichen.
Das' „Berliner Tagbla Ist" zitiert das eingangs! erwähnte Luthcrwort und sagt sodann:
So wenig Herr BÄel ein Luther ist, so wenig ist Herr Haußmann ein Eck. Aber man erkennt bereits, daß sie nicht zusammenkommen können. Beide Kämpfer stehen eben auf völlig verschiedenem Boden. Und wir dürfen wohl diesen persönlichen Gegensatz dahin erweitern, daß wir eine theoretische Verständigung zwischen Freisinn und Sozialdemokratie, zwischen dem individualistischen Liberalismus und dem Sozialismus überhaupt leugnen. Der Liberalismus ist heute nicht mehr gleichbedeutend mit der Manchesterdoktrin; er hat die Notwendigkeit des sozialen Staates begriffen. Aber er hält doch immer an der Selbstbestimmung des Individuums als an seinem obersten Grundsatz fest. Wie sollte er sich jemals mit der Sozialdemokratie identifizieren können, die doch den Individualismus in ihrem Zukunftsstaat ausschalten will.
So ist in der Theorie ein Ausgleich beider Richtungen unmöglich. Aber gerade deshalb rechnen wir es Herrn
Die Verschiedenartigkeit der Ansichten kann zwischen feineren Naturen unter Umständen zu einem Bindemittel werden, aber grob und fein schließen einander aus.
Th. Fontane.
Am Franzosenstein.
Original-Roman von Erich Ebenster«.
4') Nachdruck verboten.)
Ameisöder wich unwillkürlich einige Schritte zurück, Sabine ihm nach . .
„Fort", keuchte sie, „fort, . .!"
Der Bauer stand aus der äußersten Spitze des Franzosensteins; dicht hinter ihm fiel die Wand gegen die Winklerstraße senkrecht ab.
Er griff, instinktiv einen Halt suchend, nach der eisernen Gemse, dem Wahrzeichen von Winkel, und hielt sich an ihr fest. Vor ihm stand unbeweglich Sabine und blickte i hn an. Wie eine von den wilden Wetterhexen kam sie ihm vor, oben in den Schluchten des Karlhochstein, von denen seine Großmutter einst erzählt hatte, haß sie den Menschen behexen und töten allein durch den Blick..
Zum Teufel, .er war doch ein Mann und sie nur ein Verrücktes Frauenzimmer! Sie war ohnehin reich, und er brauchte das Geld . . . nicht umsonst schlich und spionierte er Nacht für Nacht seit Wochen hier herum er Wußte sie in den Abgrund stoßen — dann war er gerettet und konnte seine Schulden decken,, tvas lag ihm an dem tollen Weibe?
Mit aller Wucht wollt« er sich auf sie stürzen, sie fassen, — da — sein Fuß verlor den Boden — das morsche Gestein gab .nach, die Gemse stürzte zu Boden, und der Alte der noch eine verzweifelte Bewegung nach irgend Einem Halt suchte, stürzte mit einem unterdrückten Schrei Witsamt der Gemse in den Liefen Abgrund auf die Winkler Straße. Zwei-, dreimal schlug die eiserne Gemse an den Felsvorsprungen auf, dann ei« röchelnder Laut tief unten ... .
Sabine strich sich mit zitternden Fingern über die Stirn. Hatte sie das alles geträumt oder — —
Sabine ballte die Hände zusammen und sagte laut vor sich hin, als müsse sie sich rechtfertigen vor den Bäumen, dem Gestein, vor der Nacht ringsum und vor sich selber: „Nein, ich Habs nicht getan — ich bin unschuldig — ich Habs nicht getan —"
Der Mond stand senkrecht über dem Franzosenstein, und des Mbenbanms langgestreckter Schatten war verschwunden. Da fuhr Sabine zusammen, als käme sie zu sich aus einem liefen, schweren Traum. Dort lag ja der verborgene Schatz.— was kümmerte sie der Ameisöder? Ihm war nur sein Recht geworden — hatte er sie nicht berauben wollen? Sie wankte zu der Grube. Wie das Mondlicht nun mitten hinein fiel und die bloßgelegte Kiste beleuchtete! Sabine bückte sich und versuchte Pen Deckel aufzuziehen, aber es ging nicht; er war zu schwer oder eingerostet. Ratlos blickte sie darauf nieder.
Sie fügte,in den Griff den Spatenstiel als Hebel ein und ein Ruck und der Deckel hob sich langsam.
Aber mit einem entsetzten Schrei prallte Sabine zurück. Die Küste war leer —-
Nichts — nichts — nichts war darin! Wo war der Schatz? Sabine lag auf'den Knien und tastete mit bebenden Händen ^edes Fleckchen ab. Nein — es war nichts da. Nicht em Heller.
Dann fuhr sktz zusammen und starrte leichenblaß nach der Ruine — von dort kam der Ruf eines Totenkäuz-- chens. Schauerlich klang es durch den Wald. Und es war Sabine plötzlich, als beginne es rings um sie sich 'zu regen. Schatten glitten, Getier kroch — es raschelte uich wisperte und höhnte und drohte.
Da packte sie blindes Entsetzen. Sie raffte ihren Mantel auf xind die Laterne und rannte wie wahnsinnig den Berg hinab und blieb erst stehen, als die Schloßkapelle vor ihr lag. Hastig sperrte sie die Pforte auf, schlüpfte hinein und riegelte von innen zu. TÄnn blieb sie stehen in dem dunklen Gang, starrte eins Weile regungslos vor sich hin und kicherte aus einmal spöttisch in sich hinein. .. i ^ ^ , , , ; ^
BÄel hoch an, daß kr in der politischen Praxis einen Weg zur Verständigung und zum Zusammengehen zwischen Bürgertum und Arbeiterpartei zeigt. Herr Bebel sagt nicht: „Alles oder nichts!" sondern er sagt: „Wir marschieren in Etappen." Er erklärt offen heraus, daß er den „Fortschritt aus allen Gebieten "erstreben wolle, und er verspricht, jede ehrlich-liberale Forderung kräftig zu unterstützen. Diese Zusage ist mehr wert als eine „Bekehrung" der Sozialdemokratie, die doch nicht von Dauer sein könnte.
Eine sachliche Würdigung des Bebelschen Briefes finden wir in der „Vossischen Zeitung", dem Organ der Freisinnigen Volkspartei, Sie führt u. a. aus:
Es ist bedauerlich, daß sich Bebel soweit vergißt, die durchweg vornehm gehaltenen Ausführungen Haußmanns als Anwürfe zu bezeichnen. Sie zu widerlegen, unterläßt er. Er erwidert mit einer unangebrachten Reminiszenz an das Jahr 1867. Möglich, daß damals die Abgeordneten Schaffrath und Wigard und ein Jahr später noch einige Mitglieder des Zollparlaments sich über die preußischen Fortschrittler beklagt haben: „Sie sind vor allem Preußen". WaS will das beweisen? Mit demselben und vielleicht größeren Recht könnte man sagen, eine Reihe Sachsen und Schwaben seien in erster Reihe Nichtpreußen, viele sogar ausgewachsene Partikularisten gewesen. Aber der Fortschrittspartei unter Waldeck, Ziegler, Schulze-Delitzsch, Hoverbeck Mangel an demokratischem und konstitutionellem Geist nachzusagen, beweise eine Voreingenommenheit und einen Fanatismus, denen mit Gründen nicht beizukommen ist. Herr Bebel war übrigens im Norddeutschen Reichstag noch nicht der Genosse Bebel, er gehörte der sächsischen Bolkspartei an, einem Zweigverband der Deutschen Bolkspartei. In seiner ersten Rede, am 10. April 186?, eiferte er sofort, daß die Gründung des Norddeutschen Bundes nur ein spezifisch preußisches Interesse sei, nur die Stärkung der Hohenzollernschen Hausmacht bezwecke, daß die andern Fürsten nur Generalgouverneure der Krone Preußens seien, daß die preußische Regierung von ihrem spezifisch preußischen Standpunkt stets gegen den Eintritt Süddeutschlands iu den Bund sein werde. Es ist begreislich, daß Herrn Bebel, der diese Ansichten hatte und ein echter Preußenfresser war, die Deutsche Fortschrittspartei, die allerdings auf anderem Standpunkte stand, vor allem preußisch erschien; aber so zuwider war sie ihm doch nicht, daß er nicht sechs Tage nach seiner Rede, mit ihr fröhlichen Abschied von Berlin gefeiert hätte,
Die „Voss. Ztg." setzt dann an Hand der Wahlziffern auseinander, daß Richter die Parole „Lieber Lucius' als Kapell" gar nicht gegeben haben könne, da Lucius stets im ersten Wahlgang gesiegt habe. Dann fährt sie fort:
Mnn Eugen Richter gegenüber offiziösen Anklagen, baß die Fortschrittspartei sich mit der Sozialdemokratie verbrüdere, die Theorie vertrat, daß der Sozialdemokrat gegenüber einem Freikonservativen nicht schlechthin das kleinere Uebel sei, so kann Herr Bebel wissen, daß darüber die Ansichten in der bürgerlichen Linken sehr auseinandergehen und namentlich Konrad Haußmann ganz und gar nicht eine Parole zu Gunsten des Ministers Lucius gebilligt hätte. Schlimmer im Sinne des Herrn Bebel wird es heute kaum stehen
Jetzt hatte sie gemeint, der Ameisöder verfolge sie! Und der lag doch unten — unten — ja, wo lag er nur eigentlich? Sie wußte es gar nicht. Jetzt mußte sie schlafen. Sie war ja krank. Und morgen heiratete Anschi. Alle Leute würden staunen, wie gut ihr, Sabine, das Hochzeitskleid stand, veilchenblaue Seite mit karmoisin- rotem Vorstoß. Konstanz« hatte ordentlich neidisch ge- lächelt, ails sie es ihr vorgestern zeigte. — —
Als Cilli am nächsten Morgen an das Bett Sabines trat, fand sie ihre Herrin mit weit offenen Augen darin liegen.
„Wer,denn, Euer Gnaden?"
„Nun, der — der — der —" Sabine verstummte plötzlich und blickte ängstlich aus EM. „Ich möchte meinen Vater sehen", sagte sie dann.
„Der gnädige Herr kommt doch erst morgen zurück.."
„Ja so. Die Hochzeit. Es ist gut — geh fort!"
kLilli wollte das Zimmer verlassen. Da rief ihr Sabine ängstlich nach: „Sage es mir nur gleich-, wenn er kommt! Hörst Du?"
Unten erzählte Cilli den Hansmeistersleuten und der Köchin: „Jetzt ist die Gnädige ganz üpergeschnappt! Halb war fies schon ihr Lebtag!"
„Hast Du ihr etwas gesagt von dem Ameisöder, den sie heute früh auf der Straße zerschmettert gefunden haben?" fragte die Wchin.
„Gott hewahre! So, wie sie jetzt ist, könnte sie den Tod haben vor Schreck."
„Es ist auch gruselig! Den hat kein anderer herunter- gestürzt als der Teufel, das ist heilig wahr. Und den Schatz hat er dann davongetragen, der Leibhaftige... nicht einen Kreuzer haben sie oben gefunden in dem Loch. Bloß eine alte, riesige Eisenkiste."
Dann sprachen sie wieder alle von Sabine, und ob man den: alten Herzog vielleicht doch telegraphieren sollte ?
(Fortsetzung folgt.)