vor. Wir führen deshalb die interessantesten Stellen daraus an. Er sagte u. a.:

Warum und wofür hatten wir 1866 gekämpft? Wir hatten die großdeutsche Idee vertreten; wir wollten, daß der Deutsche Bund reorganisiert würde und daß er alle deutschen Staaten, Oesterreich entschließend, umfasse; wir wollten einen Kund auf föderativer Grundlage, verbessert und verstärkt. Der Krieg hat gegen uns entschieden, und was war die Folge dieser NiÄerlage? Die großdeutsche Idee für die Deut­schen im Reich. Nach dem Jahre 1870, dem glorreichen Kriege, war dank der Opferwilligkeit der deutschen Fürsten, die für die Gemeinsamkeit gar manche Vorrechte dahingaben, dem deutschen Volke eine glänzendere Gegenwart beschieden als je zuvor.

Aber um so unheilvoller gestaltete sich das Schick­sal der Deutschen in Oesterreich, unserer Nachbar- monarchie. Bon Deutschland, zu dem sie von jeher gehörten, seitdem es eine deutsche Geschichte gibt, mit Gewalt losgerissen, waren die Deutschen in Oesterreich nicht mehr imstande, die leitend« Stelle, die sie in der ganzen Monarchie in ne hatten, aufrecht zu erhalten. Sie verloren zunächst Ungarn. Be­drängten den verschiedenen Königreichen des Landes, da wo sie einer großen Anzahl fremdsprachiger Bevölkerung verbun­den waren, da wurden sie von einer Stell« tn die andere ge­drückt, sogar in dm rein deutschen Ländern gerieten sie zu einer nichts weniger als leichten Stellung. Es war das ja ganz natürlich, denn, -wenn Oesterreich-Ungarn ebensoviele Jahr­hundert« als es jetzt Jahrzehnte her sind seit dem Gefecht bei Helmstadt, über 400 Jahre seit 1437, als Kaiser Albrecht II. den Thron bestiegen, mit kurzen Unterbrechungen an der Spitze Deutschlands gestanden, mußte durch das gewaltsam« H maus­treiben Oesterreich-Ungarns aus Deutschland die Herzschlagader des Deutschtums in Oesterreich-Ungarn unterburwen werden. Das fortwährend Oesterreich zufließende deutsche Blut kam nicht nach Oesterreich-Ungarn und die Deutschen sind dadurch tn eine schwer«, man möchte fast sagen trostlose Lage versetzt.

Was ist da zu tun? Meiner Ansicht nach bleibt dm Deut­lichen tn unserer Nachbarmonarchie nichts-anderes übrig, als was allen, di« nicht im Deutschen Reiche sich befinden und mit anderen Nationen Zusammenleben, daß sie fest zusammen« halten. Eins bleiben,. Streitigkeiten, die ja unvermeid­lich sind, zurückhalten und sich vertragen. Ich möchte hier noch etwas anderes dazu sagen. Gte ntüssen trachten, treue Staats­bürger und tüchtige, hervorragende Menschen zu sein, dann wird -es ihnen wieder gelingen, die Stellung einzunehmen, die ihnen zukommt. Aber etwas dürfen sie nicht tun: sie dürfen durch­aus nicht über die Grenzm schielen, das ist Hochverrat und Schädigung aller guten staatstreuen Deutschen in Oesterreich- Ungarn. Es ist auch nicht zulässig, daß von Seiten des Deut­schen Reiches in die Verhältnisse unserer Nachbarmonarchie hineingegriffen wird. So wie wir es uns verbittm, daß das Ausland sich in unsere Geschäfte mischt, so hat auch Oester­reich-Ungarn das Recht, es sich zu verbittm, daß wir hinein- schauen.

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Spanien und Marokko.

Die ,Kölnische Zeitung" schreibt: Nachrichten aus französischen Quellen lassen die Lage in Marokko recht trüb erscheinen. Man erwartet eine weitere Beteiligung der Maurenstämme an den Kämpfen gegen die Spanier. Die Möglichkeit, daß die spanischen Operationen sich aus- Lehnen könnten, erweckt in der französischen Presse Be­klemmungen. Eine ganze Reihe von Blättern drückt die Besorgnis aus, daß in diesem Falle die französischen In­teressen geschädigt werden könnten. Insbesondere wird Daraus hingewiesen, daß die Besetzung von Tetuan Aber die Bedeutung eines lediglich zur Bestrafung der Rifkaby- len unternommenen Vorgehens weit hinausgehe. Auch da­von wird gesprochen, daß Sultan Mulay Hafid den Spa- niern wahrscheinlich den Krieg erklären wird. Ob im Innern Marokkos wirklich eine neue und sehr starke und allgemeine Bewegung gegen Spanien einzusetzen beginnt, ist sehr schwer nachzuprüfen, aber ausgeschlossen ist es natürlich nicht, daß noch dieser Richtung hin Spanien be­droht wird.

Der spanische Botschafter in Paris erklärt demgegen­über, daß Spanien sich darauf beschränke, in der Um­gebung von Melilla die Ruhe herzustellen. Weitere Pläne habe Spanrcm nicht.

Tages-Chromk.

Mannheim, 5. Okt. Im 83. Lebensjahr ist ge­stern der frühere Seniorchcf des Bankhauses W. H. La- denburg u. Söhne, -das vor einigen Jahren in die süd­deutsche Diskonto-Gesellschaft jumgewandelt wurde. Geh. Komm.-Rat Karl Ladenburg gestorben. Der Ver­blichene gehörte zu den Ehrenbürgern Mannheims.

Ludwigshafe« a. Rh., 2. Oktbr. Gestern wurde hier die Gründung einer Gartenstadt-Genossen­schaft beschlossen. Die Gesellschaft wird keine Grund­stücke kaufen, sondern solche von der Stadtgemeinde gegen -eine mäßige Verzinsung in Pacht nehmen, damit auch weniger Bemittelte die Möglichkeit haben, ein eigenes Heim zu erwerben. Die elektrischen Bahnlinien in der Pfalz werden im Laufe dieses und des nächsten Jahres ihrer baulichen Vollendung entgegengehen. Die elektrische Straßenbahn Neustad t-Edenkoben-Landan wird zuerst in Angriff genommen, dann folgt voraussichtlich die Linie Älingenmünster-Bergzabern-Weißenburg i. E.

Sprendlingen, 3. Oktbr. Der von dem hiesigen Ge­meinderat gewählte Gemeinderechner Joh. Phil. Stroh, der Mitglied der sozealdemokratischen Partei ist, wurde von dem Kreisamt Offenbach nicht bestätigt.

Thorn, 5. Okt. Heute vormittag fand hier die feierliche Einweihung des neuen Holzhafens statt. Anwesend waren Minister Breitenbach und die Spitzen der Behörden. Der Oberbürgermeister hielt eine Ansprache, auf die Minister Breitenbach erwiderte, indem er den Behörden und sämtlichen 4M dem Werk Beteiligten feinen Dank aussprach. Dann übergab er den Hafen dem Verkehr.

Prag, 5. Okt. Der Professor des Kirchenrechts, Wahrmund, dessen Vorlesungen auf Betreiben der Klerikalen von der Unterrichtsbehörde nicht genehmigt wurden, hat, derBohemia" zufolge seine Pensionierung nachgesucht.

Budapest, 5. Okt. Staatsminister Dr. v. Weiz­säcker, der in Privatangelegenheiten hier weilt, stattete dem Ministerpräsidenten Dr. Wekerle einen Besuch ab und wohnte in der Diplomatenloge den Verhandlungen des Abgeordnetenhauses bei.

Paris, 5., Okt. In Marseille sind 600 Holz­verlader in den Ausstand getreten, weil das Syn­dikat der Holzhändler sich weigert, den mündlich bereits bewilligten Arbeitsvertrag zu unterzeichnen.

Stockholm, 5. Okt. Die Arbeitseinstellung umfaßte noch am 1. Oktober 63 000 Arbeiter. In einigen

Industrien, besonders bei den Eisenwerken, scheint die Wiederaufnahme der Arbeit vorerst nicht zu erwarten zu sein.

Lustschiffahrt.

Friedrichshafen, 5. Okt. Der heutige Auf­stieg des Luftschiffes, der lediglich eine Werkstätten- fahrt darstellte und wissenschaftlichen Experimenten ge­widmet wat, dauerte von 10 Uhr vormittags bis ^4 Uhr nachmittags und nahm einen glatten Verlauf, dessen Ergebnisse die Verwaltung durchaus befriedigen. Be­stimmungen darüber, ob morgen eine Fahrt mit dem Prin­zen Heinrich und dem Großherzog von Hessen unter­nommen wird, sind angesichts der unsicheren Wetterlage noch nicht getroffen.

Aus Württemberg.

Stuttgart, 5. Okt. Der Liberale Landes­verband hält am Samstag, den 9. ds. Mts. seine or­dentliche Landesversammlung ab und zwar in Ulm mit Rücksicht auf die dort am 9. und 10. Oktober stattfin­dende, vom Nationalverein veranstaltete Liberale Kon­ferenz. Die nachmittags 5 Uhr imGoldenen Engel", Wengengasse beginnenden Verhandlungen sind allen Ber- bandsmitgliedern zugänglich; sie dienen hauptsächlich der Besprechung der politischen Lage und der Winterarbeit des Verbandes; von öffentlichen Versammlungen ist im Hinblick aus die Veranstaltungen des Nationalvereius ab­gesehen worden.

Stuttgart, 5. Okt. Es ist bekannt, daß Württem­berg an Eisenerzen keineswegs arm ist. Man hat aber die Ausbeutung der von den Geologen längst nach­gewiesenen Lager bisher unterlassen, weil dem Lande die für die Gewinnung des Eisens im Hochofen unerläßlichen Kohlen bezw. Koks fehlen, und weil die Gestehungskosten im Falle daß man dieses Material von entfernten K»h- lenrevieren herbeigeschafft hätte, sich zu hoch stellen wür­den. Nun hat ein Bergwerksdirektor in Köln a. Rh. sich zunächst einmal das Bergwergseigentum auf ausge­dehnte schwäbische Eisenerzlager gesichert. Unter den Na­men Meteor, Planet und Germania hat Direktor Emil Notton sich aus Grund seiner Mutungen von den Jahren 1907 und 1909 das Bergwerkseigentum auf je­weils annähernd zwei Millionen Quadratmeter Flächen­inhalt umfassende Grubenfelder in den Gemeindemark­ungen Lauchheim und Westhausen OA. Ellwangen, Kapsen- burg, Hülen und Waldhausen OA. Neresheim zur Ge­winnung der dort vorkommenden Eisenerze nach dem Berg­gesetz vom 7. Oktober 1874 gesichert. Laut Bekanntmach­ung des K. Oberbergamts im Staatsanzeiger ist ihm das Bergwerkseigentum unter dem 23. September ds. Js. verliehen worden.

Gt«ttgart, 5. Okt. Der 3 5. Kongreß für Innere Mission hielt heute vormittag 9 Uhr in der zahlreich be­suchten Liederhalle seine erste Hauptversammlung ab. Unter den Anwesenden waren Ihre Kaiserliche Hoheit Frau Herzogin Wera von Württemberg, Vertreter Ihrer Majestäten des Kö­nigs und der Königin, der Kgl. württembergischen Staatsre, giernng, der Zentralleitnng des Wohlkütigkeitsvereins, des deutsch-evangelischen Kirchenansschusses, des Kgl. Konsistoriums tn Stuttgart, der Fakultäten Tübingen und Marburg, der kirch­lichen Oberbehörden in München, Karlsruhe, Darmstadt, Straß­burg i. E., des preußischen Kultusministeriums und des preußi­schen Ministeriums des Innern. Den ersten Hauptvortrag des Kongresses hielt Professor Dr. Wurster-Tübingen über das Thema:Wie bewahrt die Innere Mission ihre Eigenart bei den wechselnden und wachsenden Aufgaben?" Nachmittags 4 Uhr hielt der Zentral-Ausschuß für Innere Mission mit seinen Agenten und den Vertretern der mit ihm verbundenen eVr- eine, Anstalten und Verbände eine geschlossene Sitzung ab, während die übrigen Teilnehmer die wichtigsten Anstalten und Einrichtungen der Inneren Mission in Stuttgart besichtigten. Abends 8 Uhr wurde tn der Stiftskirche ein liturgischer Gottes­dienst abgehalten, wobei OberkonWorialrat Stadtdekan Keeser- Stuttgart di« Ansprache hielt.

Stuttgart, 5. Okt. Herr Erzberger, der Mär- chenerzähler, das Zentrum und die Reichsfi- nanzreform so lautete das Thema zu einer Versamm­lung des Sozialdemokr. Vereins Großstuttgart, die gestern abend in Dinkeläckers Saal stattfand. Etwa 1600 Personen waren erschienen. Genosse Westmeyer eröffnet« die Versammlung, die dadurch notwendig geworden sei, daß in der Erzberger- Versammlnng tn vergangener Woche keine freie Diskussion ge­währt wurde. Von hundertfältigem Händeklatschen begrüßt, be­gann darauf der Reichstagsabgeordnete Hildenbrand das Referat des Mb«ws. Man müsse sich wundern, daß das Zentrum nur den Journalisten Erzberger als seinen Vertei­diger gesunden habe. Vor den Wahlen habe er (Erzberger) in einer Broschüre versprochen, daß, wenn ein Antiblock zu­stande komme, das Volk von neuen Steuern verschont bleibe. Wer gerade das Gegenteil sei eingetroffen. Es sei ein Mär­chen, daß, wie Vizepräsident v. Kiene in der Wnlle-Versamm- lnng behauptet habe, der Wg. Erzberger von Anfang an in der Reichsfinanzkommission tätig gewesen sei. In der ersten Zeit handelte es sich für das Zentrum darum, den Block zu sprengen. Und dazu hätte man den Erzschwätzer Erzberger nicht brauchen können. (Starke Heiterkeit). Die Haltung des Zentrums zur Nachtaßsteuer war eine rein .politische. Sie gab den ersten Anlaß zur Erschütterung der Stellung- lows. Auch das statistische Material, das Herr Erzberger sn der Wulle-Versammlung zur Begründung der Stellung des Zen­trums in der Nachlaßsteuerfrage verwendet habe, sei falsch ge­wesen. Auch in dieser Hinsicht habe er sich also als Mär­chenerzähler bewiesen. Redner geht in der Folge auf eine Reihe Punkte in der Rede des Wg. Erzberger in der Wulle- schen Brauerei ein und sucht den Nachweis zu erbringen, daß die gesamte Reichsfinanzresorm in allererster Linie die Ar­beiterschaft belaste. Es sei dem Zentrum, dem Klerikalismus, darum zu tun gewesen, wiederum die Macht im Reiche zu erlangen und deshalb -habe es auch ohne Widerstreben all« die neuen indirekten Steuern bewilligt, die es vor den Wah­len zu verhindern versprochen habe. Nachdem er 3 Stunden gesprochen, schloß Hildenbrand seine Rede unter minutenlangem Beifall. Die Versammlung nahm im allgemeinen einen ruhi­gen Verlauf, insbesondere da in der Diskussion sich keine Geg­ner zum Wort meldeten. Zum Schluß wurde eine Resolution gegen die zentrumliche Reichsfinanzresorm und Herrn Erz­berger angenommen.

Tübingen, 6. Okt. Dem Vernehmen nach soll die Teilstrecke Pfäffingen-Unterjesingen-Tübingen Westbahn- hos der Eisenbahnlinie Tübingen-Herrenberg mit dem 1. Dezember ds. Js. in Betrieb gesetzt werden. Tie Rest­strecke der Bahn (Westbahnhof-Tunnel-Hauptbahnhof) dürfte wohl erst im Mai oder Juni nächsten Jahres fertig gestellt werden können.

Friedrichshafen, 5. Okt. Prinz Heinrich von Preußen hatte heute Besprechungen mit dem Grafen Zeppelin, dem Geh. Oberreg.-Rat Dr. Lewald, dem

Kapitän z. S. Mischke und Prof. Dx. Hergesell. Im Schloß fand zu Ehren des Prinzen Hoftafel statt.

Nah und Fern.

Am Sonntag Nachmittag hat in Zuffenhausen das leichtsinnige Manipulieren mit einem Zimmerstutzen wiederum ein Opfer gefordert. Einige Kameraden Ver­trieben sich die Zeit damit, mit einem Gewehr gemein­schaftlich zu schießen. Hiebei legte ein 18 Jahre alter Bursche scherzweise in der Meinung, das Gewehr sei nicht geladen, auf einen erst vor wenigen Tagen zur Reserve nach Hause entlassenen jungen Mann Namens .Maurer in der Langestraße an, der Schuß ging los und traf den Maurer in die Brust, wo die Migel anschein«rt> .in der Lunge stecken blieb. Der Schwerverletzte mußte alsbald ins Spital Überführt werden.

In Massenbach OA. Bvackenheim wurde infolge Scheuens feiner Pferde der verheir. Bauer Christian Es­sig vom Wagen erfaßt, eine Strecke Wegs geschleift und schließlich über die rechte Schulter überfahren. Sein Zu­stand ist besorgniserregend.

In Horrheim, OA. Vaihingen, stürzte der ver­witwete Bauer Ferdinand Seitter von dort beim Aepfel- pflücken 5 Meter hoch vom Baum, sodaß er infolge der er­littenen schweren Verletzungen in Lebensgefahr schwebt.

InPinache OA. Maulbronn hat sich der 24jährige ledige Goldarberter Heinrich Geräts im Garten seiner Angehörigen durch einen Schuß getötet. Dumme Schwa­tzereien über sein Verhältnis, wie sie oft auf dem Lande Mode sind, scheinen ihn zu dem Selbstmord veranlaßt zu haben. §

JnDeggingen OA. Geislingen ist Montag abend ein Lstöckiges Haus infolge Nachgebens der Grundmauern eingestürzt. Von den im Hause anwesenden 4 Personen der Familie der Witwe Schall wurde eine Frau am Kopfe verletzt. Die anderen knnen mit dem Schrecken davon.

Der Sohn des früheren Landtagsabgeordneten und be­kannten Pfarrers Blumhard in Bad Voll, der als Knapp- schaftsaffistenzarzt im Kgl- Hüttenwerk in Wasseral­fingen tätige Dr. Blumhard ist in vergangener Nacht dadurch ums Leben gekommen, daß; seine Petroleumlampe beim Auslöschen explodierte und das brennende Oel sich über ihn ergoß und ihn samt dem Bett in Brand setzte. Das Unglück ereignete sich etwa um 2 Uhr nachts, um sechs Uhr früh ist Doktor Blumhard den fürchterlichen Brandwunden, die er erlitten hat, erlegen, nachdem er, trotz der unsäglichen Schmerzen, die er zu erdulden hatte, bei vollem Bewußtsein noch seine letzten Verfüg­ungen getroffen hatte.

Einem Bauersmann in Hildrizhausen OA. Her­renberg, ist, während er auf dem Felde arbeitete, ünd seine Kinder in der Schule waren, der Kasten erbrochen und sind aus einer alten Bibel sechs Hundertmark­scheine gestohlen worden. Ein bei dem Kasten ge­fundenes Beil ließ auf einen Täter aus dem Ort schließen.

Vor dem Hotel Hecht in Tuttlingen fiel ein mit zwei vollen Weinsäffern beladenes Fuhttverk des Gü­terbeförderers um, die Fässer sielen mit einer' solchen Wucht auf das Trottoir, daß sie zersprangen und der ganze Inhalt von ca. 1500 Liter vollständig auslief.

Aus Ebingen wird berichtet: Gestern mittag pas­sierte einem Turmbläser das arge Mißgeschick, daß ihm, als er ein vom Wind entführtes Notenblatt er­haschen wollte, sein Instrument, (der Bombardon) Aon der Höhe des St. Martinsturmes siel und total zugrunde ging. W dürfte der erste Bombardon fein, der auf diese Weife das Fliegen probiert hat.

Bei einem am Dienstag ausgebrochenen Gewitter wurde die Frau des Herdfabrikanten Frey in Balin­gen auf dem Heimweg vom Felde vom Blitzgetötet.

In Oepfingen OA. Ehingen brach in der den > Kneislefchen Kindern gehörigen Scheuer Feuer aus, das das Gebäude mit allen Vorräten vollständig in Asche legte. Die Pferde konnten noch gerettet werden.

Aus Pforzheim wird berichtet: Als gestern mit­tag die 26 Meter hohe Leiter des hiesigen Reinigungs­instituts an ein Warenhaus am Markt angelegt wurde, wo die obersten Fenster geputzt werden sollten, und ge­rade ein Mann die Leiter besteigen wollte, brach sie in der Mitte entzwei und stürzte krachend auf den Gehweg. Zum Glück wurde niemand verletzt. Einen Mo­ment noch und die Sache hätte ein Menschenleben gekostet. Die Leiter war erst neulich repariert worden.

Aus Mannheim wird berichtet: In einer Me­nagerie aus der Messe schlug gestern ein Bär nach dem neunjährigen Leonhard Körb er aus Ludwigshafen, der das Tier geneckt hatte und riß dem Jungen den rechten ^Unterschenkel auf. Cs gelang das wütende Tier zu­rückzutreiben, sonst hätte er das Kind zerrissen. Der schwerverletzte Knabe wurde ins Mg. Krankenhaus über­führt.

In Görlitz fand ein Pistolenduell zwischen einem Offizier, der sich dort zu Besuch aufhält, und ei­nem Studenten statt. Der Offizier erhielt einen Schuß in den Leib.

In der Dampfkornbrennerei und Preßhefefabrik A.-G. vormals Heinrich Helbingin Hamburg-Wandsbeck brach Großfeuer aus. Gegen 1 Uhr nachts war es den Be­mühungen der Feuerwehr noch nicht gelungen, des Feuers Herr zu werden.

Der Chemiker GeorgHeim, der unter der Beschul digung, in Südwestafrika große Vorräte von Diaman­ten beiseite geschafft zu haben, in Berlin festgenommen vor, hat sich im Gefängnis erhängt. Heim arbeitet' bekanntlich mit einer großen Bande zusammen, die jetzt auf seine Rückkehr wartet, um den unredlichen Betrieb im großen wieder auszunehmen. Das Kolonialamt kam hinter dieses Treiben und Heim wurde in Berlin fest­genommen. Als man ihm erlaubte, unter Sicherheits­begleitung noch einmal in seine Villa in Großlichter- felde zu gehen, sprang er aus dem Fenster pnd verletzte sich so schwer, daß er in die Kranken st atiott des Untersuchungsgefängnisses untergebracht werden nutzte. Dort hat er sich erhängt.