Handwerker- und Mittelstandsfragen.

Rede des Landtagsabgeordneten Au gst-Gerabronn auf dem Parteitag der Deutschen Volkspartei in Heidelberg.

II.

Nun zu den eigentlichen Domänen der Politik her MitteIständler! Beginnen will ich mit den Konsumver­einen. Hier ist zunächst zu konstatieren, daß die wilde Agitation gegen dieselben nachgelassen hat; aber sie kann jeden Tag wieder aufleben, wenn es für den Augenblick nichts anderes zu retten gibt oder andere Forderungen zu abgeschmackt werden. Fast untrennbar von dem Kampf gegen dieselben ist der gegen die Warenhäuser, wäh­rend umgekehrt die Konsumvereine gegen die Rabattspar­vereine Front machen. Ich glaube, daß wir von der Volks- Partei keinen Grund haben, uns in den Streithie Kon­sumvereine, hie Rabattsparvereine" einzulassen. Wir ha­ben auch keine Ursache und haben es bis jetzt auch nicht getan, den Rabattsparvereinen in den Arm zu fallen, weil sie eine Abwehrstellung gegen die Konsumvereine ein­nehmen. Auch sie fördern den Sparsinn im Publikum, und wir können es ruhig diesem überlassen, zu entscheiden, wo es kaufen will. Ich will nur konstatieren, daß, eifrige Konsumvereinsmitglieder ebenso eifrige Markensammler der Rabattsparvereine sind, wenigstens für Artikel, welche die Konsumvereine nicht führen. Diese Tatsache ist sehr lehrreich und beweist, daß, die Rabattvereine doch gewisse Vorteile bieten, selbst wenn ein Teil des Rabatts, wie behauptet wird, auf die Ware geschlagen wird. Anderer­seits lernen auch dadurch die Gegner der Konsumvereine, daß es ebenso unlogisch als unbillig ist, die Dividenden­verteilung den Konsumvereinen zu verbieten. Auch ganz abgesehen davon, daß es ebenfalls so unlogisch wie un­gerecht ist, dem Mittelstand auf der einen Seite die Ge- nossettschaftsbildung im allgemeinen und den gemeinsamen Einkauf 'im speziellen zu empfehlen und als Mittel zur Verbesserung seiner Lage anzupreisen, auf der andern dies den Konsumenten zu verbieten, das gleiche zu tun, muß hervorgehoben werden, daß zahlreiche Angehörige des landwirtschaftlichen und gewerblichen Mittelstandes entweder den Konsumvereinen selbst angehören, oder sich selbst zu Konsumvereinen zusammengeschlossen haben. Auch haben die Konsumvereine weit über den Kreis ihrer Mit­glieder hinaus dadurch erzieherisch gewirkt, daß sie die Bar­zahlung eingeführt und das Borgunwesen mit großem Er­folg bekämpft haben. Die Barzahlung bewahrt vor un­wirtschaftlichen Ausgaben, wozu die Borgwirtschaft gerade­zu verführt, und ist dem Geschäftsmann eine mächtige Hilfe im Kampf um die Existenz. Es ist nur schade, daß in die­ser Richtung von den gewerblichen Vereinigungen mit so wenig Energie und Erfolg vorgegangen wird. Der Land­wirt ist hier in weit besserer Lage; er verkauft nur gegen bar; aber er muß auch dazu erzogen werden, daß er sich nicht beleidigt fühlt, wenn er vom Handwerks- oder Kauf­mann seine Monatsrechnung erhält. Die Konsumvereins­bewegung läßt sich deshalb mit den von den Mittelständlern vorgeschlagenen Mitteln, wie Sonderumsatzsteuer, Verbot der Dividendenverteilung und Beteiligung der Beamten, nicht bekämpfen. Die Konsumvereine haben auch die un­gesunde Vermehrung der Kleinkaufleute und solcher, die sich so nennen, nicht verhindern können, wie die Statistik Kar beweist. Das einzige, was Erfolg hatte, war die Gründung von Rabattsparvereinen. Aber auch die Kon­sumvereine müssen Maß halten. Sie sollen sich beschrän­ken auf'Gegenstände des täglichen Verbrauchs. Dieses Ge­biet ist so groß, daß sie innerhalb desselben ihre soziale Ausgabe voll erfüllen können. Sie sollten sich deshalb aus Plusmacherei nicht verleiten lassen, in die Gebiete des Kleinhandwerks, soweit es sich um Gebrauchsar­tikel handelt, einzudringen, selbst dann nicht, wenn der Handel sich teilweise schon dieser Gebiete bemächtigt hat. Ihr soziales Gefühl, das sie für sich in Anspruch nehmen, sollte sie davon abhalten, manchen Handwerkszweig zur

Ls gibt Menschen genug, die einem nur so lange Freund find, als man auf ihren wegen gebt und als kein anderer scheint, als fi« selber find. Alexander Vffn.

Am Franzosenstein.

. Original-Roman von Erich Ebenstein.

87, (Nachdruck verbeten.»

Konstanz« hatte kein Wort gesagt. Sie lehnte unbe­weglich am Fenster und blickte hinaus in die weifte Winter- landschast. In ihr war nur ein einziger Gedanke, den sie immer wieder dachte, ohne zu wissen, warum:Gott fei Dank, jetzt brauche ich nie wieder mit ihm zu sprechen nie wieder"

Ina Landi hatte Winkel verlassen, um bis zur Hoch­zeit, deren Termin noch nicht festgesetzt war der Alte wollte, daß Hans schon im Fasching heirate, aber das Brautpaar wünschte einen späteren Termin im Hause der ihr befreundeten Frau Sektionschef 'Herder zu wohnen.

Inzwischen sandte Jakob Paur nach allen Richtungen pompöse Verlobungsanzeigen aus, in welchen er die Ver­lobung seines Sohnes Hans mitFräulein Ina von Landi, Tochter des weiland Generals Wilhelm von Landi", feierlich bekannt gab.

Jedes einzelne Glied der Familie Herzog bekam eine solche Anzeige. Vier Wochen lang ging der alte Paur mit strahlendem Gesicht herum und behandelte seinen Sohn sogar unter vier Augen mit einem Schimmer von Hoch­achtung. Es hatte sich nämlich ergeben, daß die zukünf­tige Schwiegertochter zahlreiche vornehme Bekannte be­saß, und Jakob Paur, schwelgte förmlich in dem Gedanken, daß all diese Leute nach und nach zum Aerger der Herzogs und besonders Frau Konstanzes nach Winkel als Gäste in seine Villa kommen würden.

Reich und vornehm sein das war sein Traum stets gewesen. Reich war er. Nun würd auch wohl die Vor­nehmheit allgemach kommen.

Aber nicht lange dauerte diese freudige Stimmung. Eines Tages verbreitete sich das Gerücht in Winkel, daß eine Aktiengesellschaft eine Eisenbahn von Bruckstadt über

Flickarbeit zu degradieren, wenn auch einige Tausende oder Zehntausende weniger Umsatz erzielt werden. Schon L. Parisius warnte im Jahre 1A68 die Konsumvereine davor, alles zu führen, damit die Wufer nicht in Versuchung ge­raten, andere Läden zu betreten. Auch das Verbot des Verkaufs an Nichtmitglieder ist nicht zu beanstanven, weil die Mitgliedschaft leicht und ohne großes Risiko erworben werden kann. Aber ebenso sind die Angriffe auf die Kon­sumvereine zurückzuweisen, weil sie ja steuerlich keine Vor­züge mehr genießen. Die Konsumvereine haben aber auch deshalb keinen Grund, die Rabattsparvereine zu bekäm­pfen, weil sie ihnen keinen Abbruch getan haben.

Die politische Neutralität der Konsumvereine ist auch nicht überall gewahrt worden, wenn sich auch in lobens­werter Weise viele Vereine dagegen verwahren, im Dienste einer politischen Richtung zu stehen. Aber dieses Bestreben wird vielfach von der sozialdemokratischen Presse und von sozialpolitischen Draufgängern durchkreuzt. Dias hat auch zu der bekannten Spaltung rm Allgemeinen Verband deut­scher Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften geführt, auf °die ich nicht näher eingehen will, die aber niemand überraschte, der die Vorgänge im Genossenschaftswesen verfolgte. Wir als Freunde des Genossenschaftswesens präzisieren deshalb unfern Standpunkt dahin, wie er Ih­nen in den Leitsätzen vorliegt. Das gibt uns aber auch das Recht, vor ungesunden Gründungen an kleineren Or­ten zu warnen und eine Agitation in dieser Richtung zu mißbilligen, im Interesse des Genossenschaftswesens selbst

Daß: die Warenhäuser eine erfreuliche Erschein­ung sind, wird wohl außerhalb des schönen Geschlechts nur von wenigen behauptet werden, schon deshalb, weil sie das in dieser Beziehung doppelt schwache Geschlecht zu unnötigen Ausgaben verleiten. Auch sind die Mein­ungen kaum darüber geteilt, daß die Durchschnittsware in diesen Kaufhäusern die Qualität der Spezialgeschäfte nicht erreicht, und wo dies der Fall ist kauft man da auch nicht viel billiger. Man kann, ohne viel Widerspruch zu finden sagen, daß Massenartikel durch den Massenumsatz in den Warenhäusern billiger sind als in kleinen Geschäft ten mit geringem Umsatz, daß, aber Spezialgeschäfte jmit Massenumsatz sehr gut mit denselben konkurrieren können. Qualifizierte Waren dagegen bieten da keinen Vorteil. Das wäre an sich nicht gerade bedenklich, und es geschah auch durch diese öfters gemachten Feststellungen den Wa­renhäusern kein Eintrag; was aber an ihnen entschieden zu tadeln ist, das ist die Art der Anlockung des Publikums. Ich will die Praktiken, die da gehandhabt werden, nicht des näheren schildern, sie sind allgemein bekannt, pnd in der Mehrzahl zu beanstanden. Aber wenn man auch über diese Mißstände hinwegginge und das Publikum sich selbst überließe, so ist das Bedenkliche daran, daß diese Art des Reklamewesens ansteckend auf manche Spezialge­schäfte gewirkt hat, und daß infolgedessen eine laxere Mo­ral darin Platz gegriffen hat, die dem Ansehen des Kauf- mannsstandes nicht förderlich ist. Ich bin mit Ihnen gegen jede Ausnahmesteuer und nur dafür zu haben, daß die Warenhäuser im Rahmen der allgemeinen Steuergesetze so scharf als möglich herangszogen werden. Wer die Partei und die Parteipresse würden sich ein Verdienst er­werben, wenn sie das Lockmittelwesen mehr unter die kri­tische Lupe nähme, selbst auf Kosten des Inseratenteils, zumal die Inserate in der Hauptsache der parteilosen Ge­neralanzeigerpresse zufallen. Daß für Warenhäuser noch Geschäftskonzessionen erteilt werden, halte ich für verfehlt. Es wird sowieso schon viel zu viel Zeit mit dem Anschau­ungsunterricht in den Warenhäusern verschwendet, daß es nicht nötig ist, auch noch Erholungspausen in diesen Unterricht zu konzedieren und jugendlichen Personen un­auffällige Gelegenheit zur Genußsucht und Schleckerei zu geben, wie man sich täglich überzeugen kann.

Hieher gehört auch das Ausverkaufsunwesen und der Wanderlagerfchwindel. Das erstere hat auch schon bei den Spezialgeschäften Schule gemacht, doch

Winkel und Gams nach Mitterbach bauen wolle. Das neuentdeckte Kohlenlager und der berühmte Wallfahrtsort bei Gams rechtfertigten diesen Plan.

Im Grunde aber zweifelte niemand und am aller­wenigsten Jakob Paur, daß der alte Herzog hinter der ganzen Geschichte steckte. Wenige Tage später brachten die Zeitungen schon die Nachricht, daß das Projekt noch in der diesjährigen Landtagssaison vorgelegt werden sollte.

Paur geriet in großK Wut. Wenn die Sache bewilligt wurde, dann konnte er all seine wohlerwogenen Pläne in die Tasche stecken Peter Herzog war ihmüber" für immer.

Selbst wenn die Spekulation unten in Bosnien ge­lang, die er seit Monaten in aller Stille betrieb, würde das nicht viel ausmachen. Die Eisenbahn verdarb alles. Hans hatte gut reden, daß die Vorteile derselben ja auch den Paur'schen zugute kommen würden; daß man die Waren weitaus billiger versenden könne, alles zum Be­trieb Nötige, vor allem das Roheisen leichter herbeischaft fen würde. Das bewies nur Hans' Kurzsichtigkeit.

Die Eisenbahn durch Winkel, das bedeutete kein bloßes Verkehrsmittel, das bedeutete ganz einfach die Erschliesft ung dieses weltabgelegenen Tales, an dem die Jahr­zehnte fast spurlos vorübergegangen waren, für den mo­dernen Geist der Zeit. Neue Menschen mit neuen Ideen, tausend neue Bedürfnisse, Luxus, Aufklärung, Unzufrie­denheit dies alles würde sich durch die Eisenbahn gleich einem Strom über Winkel ergießen.

Diesen Dingen aber fühlte sich Paur nicht gewachsen. Ihm mit seiner geringen Bildung, seiner .angeborenen Pro­letariernatur, seinem rücksichtslosen Despotensinn erschien nichts so gefährlich und unheimlich wie die neue Zeit. In den ihm von Jugend an vertrauten Verhältnissen! durch Glück und seine natürliche Schlauheit unterstützt, war er emporgekommen.

In neuen Verhältnissen würde er sich nie zurecht­finden können, während Peter Herzog vermöge seiner Bildung und seines Anpassungstalents zweifellos einen neuen Aufschwung seiner Unternehmungen dadurch erzielen würde. Schon hatte er zum Aerger seines Konkurrenten angefangen mit Reformen. Ein Konsumverein für seine Arbeiter, an dessen Spitze Peter Herzog stand, war im Werden. Draußen auf der Straße gegen Gams zu wurden luftige große Arbeiterhäuftr gebaut, zu welchen Herzog

hat die Novelle zum Gesetz gegen den unlauteren Wettbe­werb hier erfreulicherweise Schranken gezogen. Eine Zeit­lang hat es geschienen, als ob die sogen. Wanderlager ein überwundener Standpunkt wären, das Publikum hat sich nach und nach gegen dieselben aus guten Gründen ableh- nend verhalten. Nun sind aber die Erfahrungen, hie dabei gemacht wurden, in Vergessenheit geraten und bei gehöriger Reklame werden neuerdings wieder Geschäfte mit Ramschartikeln gemacht, die geradezu staunenswert sind. Man sagt wohl, das Publikum muß von selbst zur Einsicht kommen. Ich möchte aber fragen, ist es volkswirtschaft­lich zu verantworten, wenn wegen eines solchen Wander­lagerinhabers von oft sehr fragwürdiger Vergangenheit dazu noch jeder kaufmännischen Vorbildung bar, Hun­derte von Kaufleuten und Gewerbetreibenden auf Jahre hinaus geschädigt und in ihrer Steuerkrast geschwächt wer­den, nur um zu ermöglichen, daß Ramschware massenhaft ins Publikum geworfen werden kann. Da sollte steuerlich ganz anders eingegriffen werden können. Auch die frei- sinnige Volkspartei in Sachsen Hat auf ihrem Wahlpro­gramm die Bekämpfung des Wanderlagerschwindels stehen, die Verbände der bayrischen und württembergischen Ge­werbevereine tun Schritte bei ihren Regierungen, um dem in neuerer Zeit wieder stark eingerissenen Uebel zu steuern. Ich schlage Ihnen deshalb vor, in die Leitsätze noch ein- zufügen:

Für Wanderlager besteht kein Bedürfnis; sie schL. digen nicht nur das Publikum, sondern noch mehr die sch- haften Geschäfte, es sind deshalb Maßnahmen erforderlich, welche" diesen genügenden Schutz gewähren."

(Schluß folgt.)

Rundschau.

LandtagStvahle» in Meiningen.

Bei den am Montag in Meiningen vorgenom­menen allgemeinen Wahlen zum meinigischen Land­tag wurden 4 bürgerliche und 9 sozialdemokratische Kan­didaten endgültig gewählt. 1 Sozialdemokrat kommt mit einem bürgerlichen Kandidaten in die Stichwahl, während in zwei Wahlkreisen Stichwahlen zwischen bürgerlichen Kandidaten stattsinden. Bisher haben dem Landtag 7 7 Sozialdemokraten angchört. Im ganzen besteht der Landtag aus 24 Abgeordneten, von denen 16 durch allge­meine Wahlen, 4 durch die Großgrundbesitzer und 4 durch die Höchstbesteuerten zu wählen sind.

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Die Differenzen im bayrische« Liberalismus.

Die Differenzen im bayerischen Liberalismus wa­ren Gegenstand einer stürmisch verlaufenen Versammlung des jungliberaken Vereins München. Das Versammlungslokal wurde wegen l^eberfüllung polizeilich gesperrt. Die Referenten: Abg. Hübsch und Rechts­anwalt Kohl sprachen über die Stellung der Junglibe­ralen zur Lehrerbesoldungsfrage, zur Frage der Steuer­reform, der Parteiorganisation und zum Ausschluß des Abg. Hübsch aus der nationalliberalen Partei. Scharfe Ausfälle gegen den Fraktionsvorsitzenden Dr. Kaffel- mann wiesen die Abgg. Dr. Günther und Tr. Quidde energisch zurück. Quidde mahnte eindringlich zur Be­sonnenheit. Die Versammlung nahm eine Resolution an, die die Einberufung eines allgemeinen Block-Delegierten- tages fordert, .Protest gegen Hübschs Ausschluß aus der Partei erhebt und die Ablehnung der Steuerreform ver­langt. Die Versammlung schloß erst gegen 2 Uhr früh.

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Prinz Ludwig von Bayern über die grostdeutsche Idee.

Die Rede, die Prinz Ludwig von Bayern am Sonntag in Helmstadt bei der Einweihung eines Denkmals zur Erinnerung an seine Verwundung in dem Gefechte vom 25. Juli 1866 gehalten hat, ruft überall Aussehen Her­den Grund umsonst hergegeben hatte. Auch die Bezirks­krankenkasse war so gut wie eingerichtet, und Peter Herzog hatte sich aus freien Stücken bereit erklärt, zwei Drittel der Gesamtbeträge seiner Arbeiter aus eigener Tasche zu zahlen.

Was Wunder, daß sie ihm zuströmten in Scharen und Pauers eigene Arbeiter kein höheres Ziel kannten, als in Herzog'sche Dienste zu kommen.

Dagegen bedeutete der vermehrte Betrieb in den Paur'schen Werken, ja selbst die beiden neuen Hochöfen in der Anna-Hütte wenig genug.

Nun sollte noch diese verdammte Eisenbahn dazu­kommen. Und es schien unvermeidlich. Kaum schmolz der Schnee und die ersten Palmkätzchen reckten sich im lin­den Frühlingshauch empor, als Geometer und Ingenieure das Winklertal zu durchschwärmen begannen. Ueberall wurde gemessen, gebohrt und berechnet. Die Rosenauerin schwamm in einem Meer von Wonne. Eine Bahn durch Winkel! Wie würde das ihre Wirtschaft heben! Und einstweilen waren die Herren Geometer und Ingenieure tägliche Stammgäste imHl. Florian" und sagten ihr die ausgesuchtesten Schmeicheleien.

Hans beschwor seinen Vater wieder und wieder, nicht eigensinnig sich gegen die Zeit zu stemmen. Er solle ihm doch jetzt endlich vertrauen, Freiheit geben, eben­falls Reformen einzuführen und so das täglich wachsende Uebergewicht der Herzogs zu parieren.

Aber da wurde der Alte wild, schrie und fluchte und schwor, so lange er lebe, gehe er nicht ab von feinen Grundsätzen und er werde schon trotz allem einen Trumpf finden gegen die Herzogsche Bande.

Da schwieg Hans u. die Entfremdung zwischen Vater und Sohn wurde größer als je zuvor. Nur in einem war Hans jetzt auf Seiten seines Vaters: Auch er haßte die Herzogs.

Und das kam so. Im Fasching war beimHl- Flo­rian" Kränzchen gewesen zum Besten der Ortsfenerwehr, an dem sich alle Honoriatoren beteiligten. Auch Hans war hingegangen. Zum erstenmale nach langer Zeit hatte er dabei Konstanze Herzog wiedergesehen, und der An­blick ihres Gesichtes, das ihm gleichwohl schmaler und blasser erschien als früher, war ihm wie ein Stich durch die Brust gegangen.

GortseKmg jfolgt.) ^