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mit Erzähler vom Achwarzwald.

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Amtsblatt für die LLadL Wildbad.

Verkündigungsblatt

der Xgi. Sorstämter Wildbad, Meistern. Lnzklösterle rc. während der Saison mit

amtl. Lremdenliste.

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lllsergte nur 8 Kg. äuWürllgs 10 Kg., üie k!s!n- spnilige üurmoii.Leile.

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Nr. 222

Donnerstag, den 33. September ISVS.

2«. Jahrg.

Der Katholikentag in der Beleuchtung eines Zentrumsblattes.

ImBayrischen Vaterland", zu dessen Mit­eigentümern u. a. der Abg. Dr. Heim gehört, übt ein Teilnehmer am Breslauer Katholikentag eine Kritik, die von der Zentrumspresse ihren Lesern wohl ebenso vorenthalten werden wird wie alles andere, was dasVaterland" in der letzten Zeit im eigenen Lager zu kritisieren hatte. Der Kritiker beginnt damit, daß es sich bei der großen Ausmachung und Zuschneidung der ganzen Sache mehr und mehr bei den Katholikentagen nicht um allgemeine deutsche Katholikentage, sondern um Auf­machung ackmujorsin Zlorinin einer gewis­sen Clique, handele. Dann heißt es weiter:

In dieser Clique dürfen einige Bürgerliche neben Adeli­gen und höheren Geistlichen mit am Draht ziehen. Das sind aber solche Bürgerliche, die die gnaze Politik und Ausmachung billigen, und zum Teil solche, die es als ihres Lebens höchstes Glück betrachten, wenn sie neben dem Herrn Baron oder Gra­sen amtieren dürfen. Man sollte es nicht glauben, aber solche Exemplare selbst von angeblich gebildeten Menschen gibt es heutzutage noch. Man darf nur in Breslau Augen- und Ohrenzeuge gewesen sein.

Ja, man braucht nur die Preßberichte zu lesen. Das erste, was aufmarschiert unter denberühmten Persönlichkei­ten" im Berichte der Berliner 0. ?. 6. (Centrums-Parla- ments-Correspondenz), das sind die adeligen Herren, die. er­schienen sind, vom Fürsten angefangen bis herunter zum jungen Baron. Selbstverständlich sitzt ein Graf oder Baron beim Katholikentag niemals unten in der Halle unter der missra plsbs oontribusus oatkolioa. Er ist oben. Und wenn er auch noch so jung ist selbstverständlich oben auf dem Ausstell-Podium der katholischen führenden Männer. Und wenn der junge Herr Graf, der das Mo- nocle kneift, das erste Mal auf dem Katholikentag er­scheint, sein Platz ist selbstverständlich sofort oben un^r den Auserwählten. Und da gibt es Leute mit so ordinärer bürgerlicher Denkungsart, daß sie an Derartigem Mißfallen ha­ben. Da gibt es Leute, die so verroht niedriger Gesinnung sind, daß sie nicht einsehen wollen, daß es angeborene Vor­rechte gibt. Sie raisonnieren über solche Erscheinungen, nach­dem doch so edle und so demokratische Männer L la Dr. Schädler derartiges alles als selbstverständlich und unempfindlich in Kauf nehmen, wenn sie nur mit von der Kompanie sein dürfen.

Auch das Alter spielt da keine Rolle. Andere müssen sich die Sporen verdienen, andere bringen sie mit auf die Welt. Hier heißt's immer:Wie's trefft!" . . . Warum ist der Herr Bitter auch nicht Adeliger!? Da würde ihm dieKölnische Volksztg." seine parlamentarische Jugend nicht vorgewörfen ha­ben, denn adelige Grünspechte, die als höchste Kunst das Monocle kneifen gelernt haben und noch kaum trocken hinter den Ohren sind, Herren, von deren Verdiensten niemand etwas weiß, die spielen bei den Kat ho-

Beklage nicht, was du nicht ändern kannst. Doch such' zu ändern, was du beklagst.

Am Franzosenstein.

Original-Roman von Erich Ebenstein.

25: (Nachdruck verboten.)

Ohne daß er's merkte, war er von der Straße nach links abgebogen und hatte den Weg zum Friedhof einge- jchlagen. Nicht weit vom -Eingang kam ihm Barbara entgegen.

Erstaunt blieb sie stehen, als sie ihn erkannte.

Du, Jakob? " Du willst auch einmal zu ihr?" fragte sie unwillkürlich. Er machte ein ärgerliches .Ge­sicht.

Hast Du vielleicht was dagegen?"

Gott bewahre! Nur. . ."

Na, schon gut! Glaubst wohl, Tu wüßtest Mein, daß heut ihr. Sterbetag ist? Uebrigens geht's gar niemand was an, ob ich . . . sage mir lieber, wo Hans sich herum­treibt ?"

Die arme Barbare knickte bei seinen schroffen Wor­ten förmlich zusammen. Sie hatte ihn ja doch nicht be­leidigen wollen! Sie fand es im Gegenteil rührend, daß er neben seinen vielen Geschäften noch an den Sterbe­tag seine Frau dachte. . .

Hans?" sagte sie jetzt ein wenig verlegen.Ich weiß nicht ... er ist gleich nach Tisch fortgegangen. Ich glaube, er. . ." sie verstummte erschrocken. Das hätte ihn am Ende wieder beleidigt. . .

Jakob Paur erinnerte sich aber im selben Moment, daß er Mittag einen Streit mit Hans gehabt hatte, und daß Hans letzte Worte waren:Wenn Du mir überall die Hände bindest und mich vor den Arbeitern anschreist wie einen dummen Jungen, dann verlange auch nicht, daß mir die Arbeit hier lieb sein soll!"

Und nun wußte er auch auf einmal, warum der Sohn

likentagen die größte Rolle. Junge Herren, die man in weiteren Kreisen kaum kennt, und deren Verdienste ein neuer Diogenes am Tage mit der Laterne suchen müßte, sind in dem leitenden Komitee. Ueberall springen sie vor und machen sich breit.

Der Höhepunkt wurde aber erreicht bei dem Schlußessen, das üblicherweise immer die Katholikentage schließt- Man ver­spürte einen Kitzel im Hals. Ein Adeliger hat aus den an­dern, ein Graf auf den andern und ein Baron auf den andern Lobreden gehalten. Namen sollen nicht genannt werden. Der Einzelne kann ja schließlich nicht aus seiner Haut fahren, und in der ganzen Sache ist ja doch System. Fünf Adelige haben auf einander gelobrednert. Beim Schlußessen ist man näm­lich so ziemlich unter sich, da ist- nur noch orsms äs ia orsins da. Beim Schlußessen sind der höhere Klerus, die Draht­zieher und die Herren vom Adel. Da ist man ja unter sich. Die Masse, der subalterne Rechnungsrat und der brave kleine Mann, der es zu einem bescheidenen Vermögen gebracht hat, sowie der kleine Beamte und der begeisterte junge Geistliche, die die Halle .füllen, sind nicht mehr da. Sie waren ja schon glücklich, in einer großen Halle die vielen hohen Herren sehen zu dürfen. Und so wird es am besten sein, wenn man in der Zukunft n icht mehr von Katholikentagen spricht, son­dern von Veranstaltungen zur Verherrlichung des Adels mit gnädiger Heranziehung der katho­lischen Ma s s e.

Und so soll der nächste Adelstag in Augsburg stattfinden. Selbstverständlich ist alle Vorsorge getroffen, daß der Adel auch auch wieder nicht zu kurz kommt. Und das alles nur von wegen der katholischen Sache!!! Bei uns in Bayern sind's weniger die Grafen und die Fürsten, wie in Schlesien und am Rhein. Bei uns macht's die kleine adelige Baronie älteren und jüngeren Datums.

Der Artikel schließt:

Wer das nicht für selbstverständlich hält, ist ein Ketzer. Da wir aber wissen, daß die überwiegende Mehrheit des ka­tholischen Volkes genau so wie wir denkt, deshalb sind wir Ketzer in der Mehrheit und den hohen Herren, die bekanntlich je mehr sie sich Hinaufschwingen, desto mehr die Fühlung nach unten verlieren, wird dies eines Tages vielleicht ganz plötz­lich zum Bewußtsein kommen. Das muß inan auch dem Zentrum sagen, dessen Veradeligung dem Volke gar nicht paßt und auch keine guten Folgen hat.

Die 2ahres-H auptv ersammlung des Deutschen Monistenbundes

hat vom 12. bis 14. September in den Prinzensalen des Etablissements Luitpold zu München getagt und ist harmonisch und erfolgreich verlaufen. Die zahlreich an­wesenden Delegierten der annähernd 30 Ortsgruppen und Einzelmitglieder hatten in den beiden ersten Tagen eine umfangreiche Tagesordnung zu erledigen, die eine Reihe auch prinzipiell wichtiger Einzelfragen zur Entscheidung bringen sollte. Der Bericht des Vorstandes über das abgelaufene Geschäftsjahr weist eine wesentliche Zunahme

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nirgends zu finden war. Aus Trotz blieb er den Werk­stätten fern.

Wohin ist er gegangen?" fragte der Alte unwirsch.

Ich glaube, er wollte eine Tour auf den Karlhoch­stein machen... da morgen ja doch Sonntag ist. . ."

Es ist gut geh nur nach Haus, ich brauche Dich nicht mehr! " sagt Jakob Paur grob und wandte ihr den Rücken. Ihr Anblick ärgerte ihn. Sie war immer aus des Jungen Seite im Stillen, das wußte er nur zu gut. Sie waren alle gegen ihn, alle. . . aber er würde es ihnen auch keinen Moment vergessen Und wenn er .Hans jetzt da hätte... er preßte die Lippen zusammen und ward bleich vor Zorn.

So betrat er den Friedhof.

Einsam und still lag er da im Schein der Abendsonne, die ihre schräge Strahlen über Kreuze und Denkmäler warf, daß langgestreckte Schatten sich über die Gräber breiteten. Der Gottesacker lag auf einer Anhöhe, von der aus man fast ganz Winkel überblicken konnte, .hier und da stand eine niedere Cypresse, von derem dunÜem Grün der schon herbstlich gelbe Rasen seltsam tot abstach. Die Astern begannen zu blühen.

Jakob Paur trat an das Grab seiner Frau. Ein hohes, prunkvolles Marmordenkmal viel zu pompös für die unbedeutende Tote darunter erhob sich zu Häupten desselben.Therese Paur geb. Pott" stand in goldenen Lettern eingegraben darauf, nichts weiter. Ob sie heute auch gegen mich wäre, wenn sie noch lebte? dachte der Alte und blickte gleichgültig auf den Hügel nieder. Dann wandte er sich ab und schritt gegen die efeuumsponnene .Mauer zu, wo die Grüfte des Herzogs lagen. Vor einer derselben blieb er stehen.

Hier ruht in Gott meine unvergeßliche Gattin v Margarethe Herzog, geb. Maikranz"

las er still und ein weicher Schimmer überflog sein hartes Gesicht.

Er sah vor sich hin: Die braune, schlichte Fechten­krone an Kopf und den warmen, sonnigen Blick darunter ans den tiefblauen Augen. Um den Mund ein stilles, gütiges Lächeln.

des Mitgliederstandes auf, die sich auch! erfreulich in dem in Ausgaben und Einnahmen erheblich vermehrten Stand der Finanzen ausdrückt. Die Zahl der Ortsgruppen, in denen sich ein großer Teil der Tätigkeit abspielt, hat sich um 9 vermehrt; auch beginnt man im Ausland die vielfach unter dem klerikalen Druck mächtig wachsende monistische Bewegung zu organisieren. Die gesamten Un­ternehmungen des Bundes wie Zeitschrift, Verlag, Buch­handlung, Vortragsorganisation usw. weisen durchweg eine außerordentliche Steigerung auf, die teilweise ein Viel­faches der letzten Umsätze erreichte, und berechtigen zu der Hoffnung weiterer günstiger Entwicklung. Insbeson­dere will man dieHerausgabevon populär-wis­senschaftlichen Flugschriften in größerem Um­fange betreiben und hat zu diesem Zweck die Gründung ei­ner G. m. b. H. beschlossen, deren Kapital zum größten Teile schon gezeichnet ist. Ausgedehnterer Propagierung wissenschaftlicher Forschungsergebnisse und der vom Bund verfolgten kulturpolitischen praktischen Probleme soll eine Zeitungskorrefpondenz dienen, deren regelmäßige Herausgabe ebenfalls beschlossen wurde. Größten Beifall fand ein längerer, außerordentlich klarer Vortrag des 2. Vorsitzenden Dr. I. Unold über:Monismus und Politik", in denen die Anwendung der Organischen Le­bensgesetze auch auf die Politik und politische Betätig­ung als zeitgemäß gefordert wird. Der Deutsche Mo­nistenbund hat in diesem Jahre auch unzweideutig zur Frage des Kirchenaustritts Stellung genommen und beschlossen, seinen Mitgliedern den Austritt aus den Kirchen zu empfehlen und nahegelegt, die durch den Aus­tritt freiwerdenden Kirchensteuern dem Propagandafond des Bundes regelmäßig zu überweisen. Da sich unter den Mitgliedern des D. M. B. auch zahlreiche sehr hohe Steuerzahler befinden, verspricht man sich von diesem Beschluß eine erhebliche Stärkung der Bundesfinanzen. Auch will man ein Preisausschreiben für künstlerische Mar­ken, die als Briefverschluß rc. verwendbar sind, erlassen und durch den Verkauf dieser Marken weitere Mittel ge­winnen. Die im letzten Winter erfolgreich eingeleitete Agitation für eine bürgerliche Eidesformel wird fortge­setzt werden und die Satzungen des Weimarer Kartells, jener Vereinigung freiheitlicher Organisationen, angenom­men und damit der definitive Beitritt vollzogen. Be­deutungsvoll ist die gleichfalls beschlossene Gründung eines sozialen Hilfsfonds, aus dem vor allem gemaßt regelte Monisten unterstützt werden sollen und ferner im Hinblick auf die, großen Verfehlungen in Fürsorgeerzieh­ungsanstalten, die in letzter Zeit wiederholt die breiteste

Als sie noch jung gewesen war und Maikranz hieß, war sie ein Wunder von Schönheit gewesen und mehr als einer war toll verschossen in sie. Sie aber liebte nur Perer Herzog.

Paur ballie plötzlich die Finger zur Faust.

Warum haue ihn nie jemand geliebt. Warum war seine Jugend an ihm vvrübergegangen, leer und kalt...?"

Aber nein. Kalt war seine Jugend nicht gewesen oder doch nur äußerlich. Tief innen in seiner Brust hatte ein wildes, starkes Feuer gebrannt, so lange er zurück­denken konnte. . . von der Knabenzeit her bis tief in die Mannesjahre hinein für die Tote da unten, Peter Herzogs Frau.

Für die hätte er sich in Stücke hauen lassen. Für die wäre er gut und weich geblieben, wenn. . .

Aber sie hatte keinen Blick, kein Lächeln für ihn übrig gehabt. Jakob Paur lehnte sich breitspurig an das Gitter der Gruft und blickte aus den weißen, flimmernden Kies, der den Stein umgab. Ein höhnisches Lächeln über­flog sein Gesicht.

Und doch Hab ich Dich einmal im Arm gehalten, schöne Margarethe Maikranz, und Hab Dich geküßt. . .", sagte er halblaut und triumphierend.

Aber im nächsten Augenblick taumelte er zurück und wäre fast gefallen. Eine Hand hatte ihn mit eisernem Griff erfaßt und brutal von der Gruft hinweggcrissen.

Willst Du sie noch im Grabe schänden, Hund?" keuchte Peter Herzog, während seine mächtige Gestalt zit­terte wie vom Sturm ersaßt.

Jakob Paur duckt sich unwillkürlich unter dem fun­kelnden Blick seines Feindes. Einen Augenblick starrten sie einander wortlos an, beide totenblaß mit wutver­zerrten Blicken, just wie zwei wilde Tiere, die sich auf- einanderstürzen wollen.

Dann wandte sich Herzog, wie von Ekel erfaßt, ab.

Geh," sagte er heiser,und wage es nie mehr, ihren Frieden zu stören, oder.... so wahr ich lebe, Du sollst meine Fäuste spüren wie damals. Und diesmal kämest Tu vielleicht nicht lebend von der 'stelle!"

(Fortsetzung folgt.)