Württ. Landesverband de? Lansa-undes für Gewerbe, Handel und Industrie.

Im Börsen-Saal der Gewerbehalle zu Stuttgart fand letzten Samstag Nachmittag 5 Uhr unter dem Vorsitz von .Geh. Komm.-Rat v. Widenmann die erste Sitzung des Württ. .L an d e s ko mit e es des Hansa-Bun­des statt, in das bekanntlich bei der großen Versammlung in der Liederhalle am 27. Juni ds. Js. 27 Herren aus allen .Landesteilen gewählt worden sind. Vor Eintritt in die Tagesordnung hielt Herr Fabrikant H i r t h--Cann­statt eine kurze Ansprache über die Ziele und Aufgaben des Hansa-Bundes und widerlegte eingehend die von geg­nerischer Seite gegen den Bund vorgebrachten Angriffe und Vorwürfe. Sodann erstattete der Schriftführer Dr. von Hutten den Bericht über die seitherige Tätigkeit des vom Landeskomitee auf Veranlassung seines Vorsitzen­den gewählten geschäftsführenden Ausschusses, der aus den in Stuttgart wohnenden Herren Kommerzienrat Ble­sin ge r, Kommerzienrat Heilner, Fabrikant Hirth, Geh. Kommerzienrat von Pflaum und Malermeister Rommelsbacher besteht. Dieser Ausschuß hat eine umfangreiche Organisationsarbeit geleistet, in dem er für 42 Oberamtsbezirke und größere Plätze Vertrauensmän­ner gewann, eine ganze Reihe von Versammlungen an verschiedenen Plätzen des Landes mit gutem Erfolg gb- halten ließ, eine Reihe von Ortsgruppen ins Leben rief und die Gründung weiterer in die Wege leitete. Diese vielversprechenden Anfänge werden nun, nachdem die Reise-, u. Ferienzeit zu Ende ist,, mit erhöhter Energie wei­ter ausgebaut und vervollständigt werden. Nachdem der Vorsitzende den Herren des geschäftsführenden Ausschusses des Dank für ihre aufopfernde Tätigkeit ausgesprochen, wurde in die Beratung des vorläufigen Organisas- tio ns-Statuts des Landesverbands einge­treten. Einstimmig wurde gut geheißen, daß, zur Ver­vollständigung des Landeskomitees zum Eintritt in dieses aufgefordert werden: alle Württemberger, welche in Ber­lin zu Mitgliedern des Gesamtausschusses gewählt sind, d) von jeder Ortsgruppe der Vorsitzende, o) diejenigen Herrn, welche nach Beruf oder Tätigkeit die Bestrebungen und Ziele des Landesverbandes besonders zu fördern ge­eignet sind. Die nun folgende Wahl der Landeskomiteel- vorsitzenden siel einstimmig auf die Herren Geh. Kom.Rat v. Widenmann u. Alex. v. Pflaum, beide in Stutt­gart, sowie guf 'Herrn Malermeister Schindler Göpl- pingen, Bors, des Württ. Gewerbevereinsverbands; alle 3 Herrn hatten in dankenswerter Weise die Wahl anzu­nehmen erklärt. Ms geschäftsführender Ausschuß wur­den ebenfalls einstimmig die Herren Kommerzienräte Blezinger und Heilner, Fabrikant Hirth und Ma­lermeister Rommelsbacher weiter bestätigt, Herr von Pflaum scheidet aus dem Ausschuß infolge seiner Wahl in den Vorstand aus. Den Schatzmeisterposten hat ehren­amtlich Herr Kaufmann Theodor G. Wanner Stuttgart zu übernehmen die Güte, was vom Landesäusschuß freudig begrüßt wird.

Im weiteren überträgt das Organisationsstatut dem geschäftsführenden .Aüsschuß .die Erledigung der laufen­den Geschäfte und berechtigt ihn, sich aus den Mitglie­dern des Handelskomitees durch Kooptation zu ergänzen. Das Landeskomitee selbst wird jährlich mindestens einmal zur Entgegennahme des Geschäftsberichts zusammentreten und über die weiteren Maßnahmen des Landesverbands beraten. Durch Kooptation wurden in das Landeskomitee sofort 9 weitere Herren berufen. Das ganze Statut war damit einstimmig angenommen.

Der Schriftführer teilte noch mit, daß die Hoher' O lernschen Lande vom Württ. Landesverband wieder arge- trennt worden seien und daß der geschäftsführende Aus­schuß einen Geschäftsführer bestellt habe, dessen Wahl der Landesausschuß gut hielt. Ueber die Bildung von Orts­gruppen, die weitere Agitation und Propaganda gaben die Herren Komm.-Räte Poppe-Heidenheim, Franck-Ludwigs- burg, sowie Dr. Hauff, Fabrikant Hirth und besonders in Hinsicht auf das Verhältnis von Handwerk und Hansa- Bund Malermeister Schindler-Göppingen wertvolle An­regungen. Der Vorsitzende Geh. Komm.-Rat o. Widen­mann faßte das Ergebnis der.Landeskomiteesitzung dahin Zusammen, daß an allen Orten der Wunsch nach um­fassender Agitation und Organisation vorhanden sei und daß der Ausschuß mit seinem Geschäftsführer diesen Wün­schen in Bälde und mit allem Nachdruck entgegenzukommen bestrebt sein werden. Damit wurde die Sitzung des Lan­deskomitees geschlossen, der geschäftsführende Ausschuß be­faßte sich sofort mit der Durchführung der heutigen Be­schlüsse und der gegebenen Anregungen.

Handschreiben des Kaisers an den König.

Der Kaiser hat an den König das nachfolgende Handschreiben gerichtet, welches' auf Befehl des Kö­nigs veröffentlicht wird:Durchlauchtigster, Großmäch­tigster Fürst, freundlich lieber Vetter und Bruder! Beim heutigen Scheiden aus Eurer Majestät Landen bestimmt mich ein tiefempfundenes' Bedürfnis, Eurer Majestät von meiner aufrichtigen Freude über den vortrefflichen Zustand der württ. Armee Kenntnis zu geben. Die bei jeder Gelegenheit bewiesenen wirklich hervorra­genden Leistungen der Truppen sind ein erfreuliches Zei­chen dafür, daß bei allen Waffen an der kriegstüchtigen Ausbildung mit ausgezeichneten Erfolgen gearbeitet wird. Zugleich drängt es mich, Eurer Majestät hierbei meinen wärmsten Dank zu wiederholen für die herzliche Auf- uahme, die ich und die Kaiserin, meine Gemahlin, in fmrer Majestät Hause gefunden haben, und für den heraus wohltuenden Empfang, der uns aller Orten von Württembergs Bewohnern bereitet ist. Eurer Majestät Aürde ich ganz besonders dankbar sein, wenn Dieselben Ihrem Lande hiervon Kenntnis geben und dabei auch meiner lebhaften Genugtuung über die entgegenkommende Aufnahme der zu den Uebungen in großer Zahl zu- ftmmengezogenen Truppen zum Ausdruck bringen möch- im. Mit der Versicherung der vollkommensten Hochacht­ung und wahren Freundschaft verbleibe ich Mergentheim den 17. September 1909 Eurer Majestät freundwilliger «etter und Bruder Wilhelm I. k." Wie der Schwäb. Merkur hört, hat der Kaiser aus Anlaß der Kaiser-

manöd-r auch an dm kommandierend."» General des 13. Armeekorps, Herzog Albrecht von Württemberg, ein sehr anerkennendes' Handschreiben gerichtet.

Die erhöhten Fahrpreise. Der Staatsanzeiger veröffentlicht die Erhöhung der Personentarife der württem- bergifchen Staatseisenbahnen, wie sie am 1. Dezember in Kraft treten. Bekanntlich wird der Preis für die 4. Klaffe pro Kilometer von 2 auf 2,3 erhöht. Die Mindestfahr­preise werden gleichfalls geändert und zwar in der l. Klasse 1 und 2 Kilometer von 20 auf 25 Pfennig, in der 2. Klasse von l3 Kilometer von 15 auf 20 Pfennig, in der 3. Klasse 13 Kiliometer von 10 auf 15 Pfg. Die Preise der Fahrkurten 3. Klasse auf 5 Kilometer erhöhen sich von 15 auf 20 Pfennig.

Ueber die Einforderung des Grundstückuin- satzstenrpels nach dem Reichsstempelgesetz herrschen im Publikum vielfach irrige Ansichten. Der Grundstückunh- satzstempel wird erhoben von bebauten Grundstücken im Werte von 20000 M, bei unbebauten Grundstücken von 5000, wenn der Erwerber ein Jahreseinkommen von über 2000 M hat. Das Gesetz ist mit dem 1. August in Kraft getreten. Vielfach wird nun die Ansicht ausgesprochen, daß Käufe vor dem 1. August stempelfrei seien. Dies ist jedoch nach einer Entscheidung des Reichsschatzamtes nur dann der Fall, wenn nicht nur die Beurkundung des Kaufvertrages, sondern auch die Auflassung vor dem Grundbuchbeamten vor dem 1. August stattgefunden hat. Ist die Beurkundung des Vertrages vor dem 1. August vor- geuommen worden, die Auflassung aber nach dem 1. Au­gust, so sind solche Kaufverträge stempelpflichtig.

Deizisau, 19. Sept. Die Gemeindekollegien haben beschlossen, die bisherige Gemeindenutzung aufzu­heben und die Grundstücke für Rechnung der Gemeinde­kasse zu verpachten, dagegen ab 1. April 1910 kein Schul­geld mehr zu erheben.

Münsingen, 19. .Sept. Die Bemühungen um das Zustandekommen einer.Automobilverbindung von Urach über Münsingen zum Truppenübungsplatz haben nunmehr zu einer Einigung zwischen den Interessenten ge­führt. Im.Hardthotel fand in Gegenwart eines Vertre­ters der Generaldirektion der Posten und Telegraphen eine Versammlung statt, in der beschlossen wurde, die Linie, die für die zum Änfangsbetrieb vorgesehenen Fahrzeuge, einen Aufwand von 45000 Mark erfordert, in Betrieb zu sehen. Urach trägt 2/z, Münsingen i/z des Beitrags, über dessen Unterausteilung die beteiligten Gemeinden sich zu einigen haben. Der Betrieb wird im Frühjahr erj- öffnet werden.

Nah und Fern.

In der oberen Neckarstraße in Stuttgart stürzte ein verheirateter Goldarbeiter von einem Straßenbahn­wagen, der, um einen Zusammenstoß mit einem Fuhr­werk zu vermeiden, plötzlich angehalten werden mußte. Der Manu trug eine Gehirnerschütterung und eine Kopf­verletzung davon.

In Aurich OA. Vaihingen gab es am Samstag abend gegen zehn Uhr zwischen A. M. und I. W. Wort­wechsel imRüßle", der sich auf der Straße fortsetzte. M. feuerte dabei guf W. zwei Revolverschüsse ab, von denen der eine den W. in den Fuß traf und in der Wade stecken blieb und mit dem andern verletzte er sich selbst nicht unbedeutend an der Hand. Der Arzt mußte sofort geholt werden, dem es gelang, die Kugel aus der Wade zu entfernen.

'In Leonberg stürzte sich am'Samstag abend ein Insasse des Bezirkskrankenhauses aus einem Fenster und war sofort tot.

In der Scheufelenschen Papierfabrik in Oberlen­ningen brach Montag früh 4 Uhr im Lager für un­sortierte Lumpen ein Brand aus, der noch im Ent­stehen durch den Fabrikuachtwächter bemerkt wurde. Das Feuer konnte mit den reichlich zur Verfügung stehenden Hydranten der Fabrik durch die Oberlenninger Gemeinde- und Fabrikfeuerwehr nach mehrstündiger, anstrengender Tätigkeit gelöscht werden. Verbrannt und beschädigt sind etwa 2000 Ztr. Lumpen. Das massive Gebäude hat keine nennenswerten Beschädigungen erlitten. Eine Betriebs­störung ist nicht eingetreten.

Ein noch glücklich abgelaufener Automobilunfall er­eignete sich in der Nähe von Weitmars' bei Lorchi Ein mit dem Chauffeur und drei Insassen besetztes Auto­mobil fuhr nachts gegen zwölf Uhr an einer. Wirtschaft in Weitmars vorüber. Ans Anruf meldete sich nie­mand, obwohl das Automobil direkten Kurs auf den Wald nahm. Augenscheinlich hatte das Automobil den Weg verfehlt. Kaum hatte es den Wald erreicht, als es auch schon in eine 56 Meter tiefe Schlucht stürzte. Die Insassen kamen glücklicherweise mit dem Schrecken da­von. Schwierig aber war es, das Automobil wieder transportfähig zu machen. Mit vier Gespannen und un­ter Hilfeleistung von acht Mann gelang es, das Auto­mobil wieder flott zu machen, so daß die Automobilisten nach dieser unfreiwilligen Unterbrechung ihre Fahrt un­versehrt fortsetzen konnten.

In Ebersbach OA. Göppingen ist das Gasthaus zum Adler vollständig niedergebrannt. Das Feuer war nachts in der großen, mit Getreide- und Futtervorräten dichtgefüllten Scheuer ausgebrochen und griff, da es viel Nahrung fand, rasch um sich, Im Adler fand gerade eine Hochzeit statt, deren Teilnehmer, als das Feuer be­merkt wurde, sich schleunigst in Sicherheit brachten. Kaum hatten sie den Saal geräumt, so brach die Decke zu­sammen. Nach vieler Mühe gelang es der Feuerwehr, die anliegenden Gebäude zu retten, die aber durch Wasser viel Schaden gelitten haben. Der Schaden wird auf 60 bis 70 000 Mark geschützt. Man vermutet Brandstiftung. Dieser Brand ist der zweite innerhalb weniger Tage, da noch am Samstag das Brenzing'sche Anwesen einen starkrauchenden Trümmerhaufen bildete.

In Freuden st adt stürzte am Montag morgen gegen 10 Uhr ein ans schwerem Mauerwert bestehender Bogen des im Bau begriffenen Gasofens ein und

begrub zwei Arbeiter unter seinen Trümmern. Der eine, der 20jLhrige Sohn des' Straßenwarts Ergenzin- ger von hier, erlitt einen schweren Schädelbruch, wäh­rend der verheiratete Taglöhuer Schank von hier einen Oberschenkelbruch, sowie eine schwere Quetschung des Brust­korbs und Verletzungen der inneren Organe davontrug. Beide sind auf dem Transport zum Krankenhaus ihren Verletzungen erlegen. Ein dritter Arbeiter, Johannes Haug von Lombach, kam mit unbedeutenden Verletzungen davon. Die Gerichtskommission begab sich alsbald an die Unfallstelle.

In Dapfen OA. Münsingen fiel das IHr Jahre alte Kind des Gemeindepflegers Werner in einem un­bewachten Augenblick vom zweiten Stock vom Fenster heraus, ohne Habet den geringsten Schaden zu nehmen.

Nachträglich werden noch einige Manöverunfälle be­kannt: In Satteldorf stürzte ein Ulan in eine alte Lehmgrube, kam unter das Pferd zu liegen und erlitt schwere Verletzungen. Auch aus Weitenhausen wird von dem Unfall eines Kavalleristen berichtet.

Beim Ueberschreiten des Teodul-Passes bei Zermatt stürzte auf schweizerischer Seite ein von Italien kommender Deutscher namens Bruno Schu­bert aus Görlitz, der Sohn eines dortigen Fischers ab. Die Leiche ist geborgen.

Arbeiterbewegung.

Pforzheim, 21. Sept. Hier streiken 220 Schreinergesellen, weil sie Lohnerhöhung und Re­duktion der Arbeitszeit verlangten. Die Meister hatten ihnen eine Lohnerhöhung von 2 Pfennig in der Stunde sofort und vom ersten April an wieder 2 Pfennig ge­währen wollen, sowie Reduktion der Arbeitszeit um wö­chentlich eine Stunde, womit sie jedoch nicht zufrieden waren.

Gerichtssaal

Stuttgart, 20. Sept. (Oberlandesgerächt,) In dem E rb s ch a fts str eit wegen der Herausgabe des Fürstlich Wurzach scheu Stammgutes verkün­dete heute das Oberlandesgericht das Urteil dahin­gehend, derKläger Graf Maximilian von Wald- burgf-Zeil-Lustenau-Hohenems wird mit sei­ner Klage abgewiesen und hat die Kosten des Re chtsstreits zu tragen. Der Fürst Georg von Waldburg-Zeil-Trauchberg war vom Landge­richt Ravensburg zur Herausgabe des Stammgutes an den Kläger verurteilt worden. Die Staudesherrschaft Wurzach repräsentiert einen Wert von 2 Millionen Mark. Der Kläger ist 1870 geboren und wohnt in Prag. Sein Stammvater war der Graf '.Maximilian Klemens, geboren 1799, gestorben 1868, jüngerer Sohn des ersten Fürsten zu Waldburg-Zeil-Trauchburg. Ter ehemalige Reichshos 'Lustenau und die Herrschaft Hohenems kamen durch eine mit dem im Jahre 1817 verstorbenen Grafen Klemens verheirateten Gräfin Harrach in die Familie. Die Angelegenheit lag bekanntlich so, daß nach dem Tode des Fürsten Eberhard von Trauchburg-Zeil-Wurzach im Jahre 1903, womit diese Linie im Mannesstamm erlosch, der Vater des Fürsten Georg von Waldburg-Zeil-Wurzach, der inzwischen auch verstorbene Fürst Wilhelm, die Hand auf das Wurzachsche Erbe legte, das aus Besitzungen in den Oberämtern Leutkirch, Waldsee und Wangen bestand. In der Streitsache haben Gutachten abgegeben Universitäts- Professor Dr. Laband-Straßburg zu Gunsten des Beklag­ten und die Universitätsprofessoren Armira-München und Dr. Rehm Straßburg, zu Gunsten des Klägers.

Appetitliche Wurst.

Schauderhafte Geheimnisse einerWurstsabrik" wurden in einer Verhandlung von der zweiten Ferien­strafkammer des Berliner Landgerichts II enthüllt. We­gen wissentlichen Vergehens gegen das Nahrungs-, Mittelgesetz vom 14. Mai 1879 war der Schlächter Jo- >- Hann Ernst Gräms angeklagt. In der Verhandlung wurden ganz unglaubliche Schmutzereien bei der Wurst- fabrikation zur Sprache gebracht. Der Angeklagte besuchte schon seit längerer Zeit die Wochenmärkte in Berlin und Umgegend, wo sein Stand, da er sehr billige Preise hatte, sich stets eines großen Zuspruchs erfreute. Am 5. Febr. d. I. entnahm der Tierarzt Rieger auf dem Wocheul­markte in Köpenick bei ihm mehrere Wurstprobeu, die sich als völlig verdorben erwiesen, aber durch irgend welche Mittel ein ganz gutes und appetitliches Aus­sehen hatten. Aus 'Veranlassung der Köpenicker Gesuud- heitspolizei wurden noch an demselben Tage in der Wurst­fabrik des Angeklagten, die sich in Lichtenberg befand, eine unvermutete Revision vorgenommen. DieFabrik" bestand aus einer kleinen Stube und einer Küche. Als die Beamten hier eiudrangen, schlug ihnen ein wahrhaft pesti- lenzialischer Gestank entgegen, der bei ihnen Erbrechen hervorries. Sie entdeckten nun eine ganz haarsträubende Schmutzerei. In einigen alten Tonnen, die früher ein­mal gewissen anderen Zwecken gedient hatten, fanden sie eine halbjauchige Masse, die sich erst bei genauem Hin­sehen als Fleisch herausstellte. Auf einem Tische lag ein schon halb in Verwesung übergegangenes und in allen Farben schillerndes Stück Pferdefleisch. Verschiedene Spu­ren und Reste zeigten, daß aus dieser Substanz Wurst be­reitet worden war. Außerdem befinde, e ein Angestellter des Angeklagten, daß er stets nur halb verfaultes Fleisch zur Wurstfabrikation erhalten habe. Die Folge dieser Re­vision war die jetzige Anklage wegen Verkaufs verdorbener und gesundheitsschädlicher Nahrungsmittel. Das Gericht erkannte aus 6 Monate Gefängnis.

Koukurs-E i sff»ru.

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