mit Erzähler vom Schwarzwald.

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Amtsblatt ftir die Stadt wildbad.

Verkündigungsblatt

der r(gl. Forstämter Wildbad, Meistern, Enzklösterle rc. während der Saison mit

amtl. Fremdenliste.

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Dienstag, den 21. September 1««S.

Sozialdemokratischer Parteitag.

Leipzig, 18 . Sept.

In der heutigen letzten Sitzung des Parteitags machte Singer zunächst Mitteilung von dem Schrei­ben des ,württemberger , ,Hofgängers" Lindemann, daß er sich der Erklärung der übrigen Hofgängerin dieser Form" nicht anschließe. Singer betont dasin dieser Form" und geht damit über die Sache hinweg.

Dann erstattet die Beschwerdekommission ih­ren Bericht über eine Reihe von Beschwerden, die von ausgeschlossenen Parteimitgliedern gegen das Urteil der Kontrollkommission eingereicht worden sind. Es gelangt dabei u. a. auch der Fall des Stuttgarter Schrift­setzers nochmals zur Erörterung, der über eine ge­schlossene sozialdemokratische Versammlung an ein bür­gerliches Blatt berichtet hatte und deshalb -ausge­schlossen werden soll. Der Mann hatte sich in der nächsten Versammlung, in der über den Fall erregt debattiert wurde, nicht als Verfasser gemeldet, sondern wurde ent­deckt, als er sich, hinter einer Säule stehend, wiederum Notizen machte. Demgegenüber erklärte Hildenbrand Stuttgart, der den Ausschluß bekämpfte, der Ausge­schlossene habe in der zweiten Versammlung keinerlei No­tizen mehr gemacht und sich auch nicht hinter einer Säule versteckt. Die Beschwerdekommission zieht sich darnach aus die Behauptung zurück, man habe den Angeklagten in dem Moment entdeckt, da ersich anschickte", Notizen zu machen. Der Parteitag lehnt den Vorschlag Hilden- brands, den armen Sünder mit einer Rüge davonkonr- men zu lassen, ab und sanktionierte das Ausschlußurteil, das dem Verurteilten ehrlose Gesinnung vorwirft. Nachdem der Parteitag eine große Anzahl weiterer Exe­kutionen vollzogen hat, geht er zur Erledigung der noch vorliegenden Resolutionen und Anträge über. U. a. wurde eme Sympathieerklärung für die spanischen Sozialisten angenommen.

.Ein Antrag des Dortmunder Wahlkreises, der die Weiterverbreiter und die Mitarbeiter derSozial: st i- schenMonatshefte" aus der Partei ausschließen will, wurde zurückgezogen. Die Breslauer Parteigenossen bean­tragen, diejenigen Arbeiter, die innerlich mit den Kir­chenlehren gebrochen haben, zum Austritt aus der Landeski rche aufzufordern, um die Einführung von Dissidentenschulen zu ermöglichen. Löbe (Bres­lau) erklärt, der Antrag habe keine religiösen, sondern politische Motive, und empfiehlt somit dessen Annahme.

Hengsbach (Duisburg) fordert zur Ablehnung des An­trags auf, da er dem Satze des Parteiprogramms wider­spreche, wonach die Religion Privatsache sei. Hoff­mann (Berlin) verteidigt den Antrag. Die Religion sei allerdings Privatsache, nicht aber die Zugehörigkeit zur Landeskirche, die mit der: staatlichen Einrichtungen ver­quickt sei. Verschiedene Delegierte aus dem Westen be­kämpfen den Antrag sehr energisch, da er die Partei in ih­rer Agitation gegen das Zentrum außerordentlich schwä­chen würde. Der Antrag wird gegen eine verschwindende Mehrheit ab gelehnt.

Schließlich gelangte ein Antrag Dittmann (So­lingen) zur Verhandlung, durch den erklärt werden soll, daß die nachträgliche Ablehnung der Berliner Resolution, die jedes Zusammengehen mit den Liberalen perhorresziere, in keiner Weise eine Abschwächung der Resolution des Dresdener Parteitages über die Taktik der Partei bedeute. Dittmann (Solingen) begründet den Antrag. Der Berliner Antrag, der am Mittwoch! angenommen und am Donnerstag gbgelehnt wurde, ent­hält einmal eine Zurückweisung gewisser Bestrebungen, die Partei zu verbürgerlichen, und ferner eine Festlegung der Partei gegen jedes Zusammengehen mit den Liberalen. Die Ablehnung des Antrages ist von der bürgerlichen Presse in einer Weise fruktisiziert worden, die desavouiert werden muß. Der Redner zitiert verschiedene Preßi- stimmen, in denen gesagt ist, die Sozialdemokratie habe durch ihre Beschlußfassung ihre bisherige Haltung grund­sätzlich geändert. Diese Darstellung ist falsch. Ich kann erklären, daß die Genossen, die die Abstimmung veranlaßt haben, damit nicht etwa eine Frontänderung der Partei in ihrer grundsätzlichen und allgemeinen, taktischen Haltung herbeisühren wollten. Worauf es allein ankam, war, die durch das Verdammungsurteil des Berliner Antrages er­folgte absolute taktische Festlegung der Partei gegen den Liberalismus aufzuhetzen. Damit fanden sie Unterstütz­ung nicht nur bei den sogenannten .Revisionisten, son­dern auch bei den sogenannten Radikalen, sodaß also die Frage überhaupt nicht als Schiboleth zwischen Revi­sionismus und Radikalismus in Betracht kommen kann. (Lebhafte Zustimmung). Ich weise darauf hin, daß selbst ein großer Teil der als besonders radikal geltenden Ber­liner Delegierten den Berliner Antrag nicht einmal un­terstützt hat, daß Mehring den Antrag in derNeuen Zeit" als zu weitgehend bezeichnet hat und daß ähn­liche Anträge, die aus dem Essener Parteitag Vorlagen, auf Empfehlung Bebels sämtlich abgelehnt wurden. Die nachträglich erfolgte Ablehnung der Berliner Resolution

Nicht allen Menschen ist cs eigentlich um ihre Bildung zu tun; viele wünschen nur so ein Hausmittel zum Wohlbefinden, Rezepte zum Reichtum und zu jeder Art von Glückseligkeit.

Goethe.

Am Franzosenstein.

Original-Roman von Erich Ebenstein.

83 (Nachdruck verboten.)

Er legte die Zigarre hin, stand auf und ging einige- male im Zimmer auf und nieder. Konstanze bemerkte, daß etwas seltsam Weiches auf seinen Zügen lag, wie immer, wenn er seiner verstorbenen Gattin gedachte.

Aber sie war auch eine kluge Frau," fuhr Peter Herzog fort,und eingesehen hat sie's nie. Sie schwieg nur. Ans Güte. Aus Liebe. . .?" er raffte sich plötz­lich auf zur gewohnten Energie:Und jetzt ist gekommen, was sie vielleicht geahnt hat: die Zeit ist anders geworden und neben mir steht ein anderer, ein starker, unerbitt­licher Gegner. Der alte Weg ist zu eng geworden. . . ich muß einen neuen, breiteren schaffen. Dabei mußt Du helfen. Du mußt, Richard! Denn Du hast Weib und Kind, und wirst nicht wollen, daß sie dereinst bet­teln gehen."

Papa!!"

Ja, laß' nur, Du kannst mir's schon glauben um ein Nichts reiß ich 'Dich nicht aus Deinem Schlaraf­fenleben. Aber es geht uns wirklich an den Kragen."

Du siehst Gespenster, Papa! Dieser Jakob Paur hat Glück gehabt nun ja. Er mag auch ein eitler Mensch sein, der's uns affeW tun lttöchK. LAN ßo, tvftü Du meinst . . . nein. Dazu fehlt ihm vor allem Pis Bildung. Und dann ist er auch ein ganz gutmütiger Mensch. Wir kommen sehr gut mit ihm aus, ftag' nur Konstanze ..."

Der WH ein wildes Aachen mB-

So? Wn gnHMriger K-enU? Wer ? Na, Bott

segne Deine Unschuld, Richard! Wenn du wüßtest. . . wenn Du den nur kenntest, wie ich ihn kenne. . .

Ich kenne ihn, Papa! "'sagte Konstanze plötzlich, und ihre Augen funkelten erregt,und ich weiß alles, was Du sagst, ist wahr! Und ich warte seit langem, daß Du sagst, was geschehen muß."

Herr Peter starrte seine Schwiegertochter fassungs­los an. Dann trat er auf sie zu, reichte ihr die Hand und sagte fast demütig:Verzeih, Konstanze ich war früher gegen Dich. Mer ich- habe Dich nicht gekannt. Du bist eine gute Herzog geworden."

Es war mein Streben," antwortete sie einfach u. er­widerte den Druck seiner Hand,aber nun sage, was ge­schehen soll."

Peter Herzog setzte sich wieder, und was er sprach, war fortan mehr an die Schwiegertochter gerichtet, als an Richard, der verstimmt und gelangweilt daneben saß und es noch immer nicht fassen konnte, daß er sich um die Gewerkschaft kümmern sollte.

Was aber Herr Peter wollte, war nichts Geringeres, als eine völlige Umgestaltung des bisherigen Betriebes. Die patriarchalischen Zustände sollten von außen zuge­zogen werden, mit neuen Maschienen neue Artikel er­zeugt und nach den Balkanländern hinab neue Absatz­gebiete gesucht werden.

Wie betäubt hörte Konstanze zu.

Du willst der neuen Zeit in Winkel die Tore öffnen. Du. . .?" sagte sie endlich in ungläubigem Staunen und blickte den Alten an wie ein neuentdecktes Wunder.

Er fuhr sich mit der Hand über die Stirne.

Ja ich! Mer merke wohl, Konstanze, nicht aus sentimentaler Bewunderung dieser Zeit. Neigung und Ueberzeugung bleiben in meinem Innern für das alte System. Wir brauchen darüber keinerlei Diskussion zu führen," fuhr er hastig fovt, als Konstanze etwas erwidern wollte.Ich gehr diesen Weg nur, weil er der einzige ist, aus dem ich die Konkurrenz des alten Paur wert machen, auf dem ich ihm zuvoriommen kann."

Und weißt Du, daß der Junge ans aller: Kräften auf 'denselben Weg hnchftebt aus MSMeugung?"

2«. Jahrg.

entspricht also durchaus der bisherigen Haltung der Partei. Es ist damit keine A-enderung in der grundsätz­lichen Stellungnahme der Partei erfolgt, und das scül durch meinen Antrag festgestellt werden. Der entschei­dende Teil der Dresdner Resolution, auf die sich mein Antrag bezieht, lautet:

Der Parteitag verurteilt die revisionistischen Be­strebungen, unsere bisherige bewährte, auf dem Klas­senkamps beruhende Taktik in dem Sinne zu ändern, daß anstelle der Eroberung der politischen Macht durch Ueberwindung unserer Gegner eine Politik des Entge-- genkommens an die bestehende Ordnung der Dinge tritt. Die Folge einer derartigen Taktik wäre, daß an die Stelle einer Partei, die auf eine Umwandlung der be­stehenden bürgerlichen in eine sozialistische Gesellschafts­ordnung hinarbeitet, eine Partei träte, die sich mit ei­ner Umformung der bürgerlichen Gesellschaft begnügt.

Das ist klar und deutlich und durch meinen Antrag wird denen, die von einer grundsätzlichen Schwenkung der Partei reden, das Konzept verdorben. Darauf kommt es an. (Lebhafter Beifall.)

Auer (München) gibt folgende Erklärung ab: Ich glaube, Sie werden mir zustimmen, wenn ich sage, der Parteitag hat sich bei seinen Diskussionen von Äeußey- ungen der bürgerlichen Presse nicht bestimmen zu lasten. Es ist heute nicht mehr die Zeit, uns über den Wert der Dresdner Resolution und mit den Worten eingehend zu beschäftigen. Ich beschränke mich daher darauf, im Auf­träge einer großen Anzahl von Delegierten zu erklären: Die Ablehnung des Berliner Antrages ist von unserer Seite aus den Gründen erfolgt, die auch die überwiegende Mehrheit des Essener Parteitages bestimmt haben: jede Festlegung für die künftige Wahltaktik zu unterlassen. Wir halten den Antrag Dittmann für durchaus überflüs­sig, da durch die Ablehnung des Berliner Antrages die Dresdner Resolution in keiner Weise berührt wurde. Wir werden aber für den Antrag stimmen, der, wie be­tont, keine wahltaktische Bindung ftir die Partei bedeutet. (Lebhafter Beifall.) Der Antrag Dittmann wird darauf einstimmig angenommen.

Nachdem Singer das Schlußwort gesprochen, wobei er wie üblich, die Einigkeit der Partei feststellte, wurde der Parteitag geschlossen.

* * *

Calwer tritt aus der sozialdemokratischen Partei aus.

Wie dieBerliner Morgenpost" hört, ist der frühere sozialdemokratische Mg. Calwer infolge der Annahme

Ich weiß es. Mer ihm sind die Hände gebunden, solange der Mte lebt. Er wird nichts erreichen. Der Alte ist ein Despot durch und durch. Er haßt Neuerungen."

Und wenn er dennoch die Zeit begreifen und sich entschließen würde, aus Klugheitsgründen, wie Du?"

Ich werde ihm zuvorgekommen fein. Alles kommt jetzt daraus an, »ver rascher handelt. Initiative ist überhaupt alles . . . und die Umstände sind mir günstig. Drinnen hinter Gams wurde ein Braunkohlenlager ent­deckt. Wenige wissen darum, ich habe die Sache von Anfang an verfolgt, in aller Stille mich dafür engagiert und lasse durch tüchtige Ingenieure alles überprüfen. Wenn die Unternehmung sich als ergiebig er­weist, dann ist es nicht nur für das Gewerk hier von unschätzbarem Wert, sondern ich habe auch einen Trumpf in der Hand, der mich wohl schadlos halten kann für etwaige andere Verluste. Es würde ein Goldquell wer­den, und Geld, viel Geld brauche ich, um durchzuführen^ was ich plane."

Ein Kohlenlager?" Richard vergaß seinen Aerger und fing an, sich ftir die Sache zu interessieren. Das wäre etwas! Für Bergwerke habe ich mich immer interes­siert. Bist Du sicher, daß die Sache kein Auffitzer ist?"

Ich hoffe, nicht. Endgilttge Daten stehen noch aus."

Wem gehört der Grund?"

Ich habe ihn bereits vor einen: halben Jahre pn- getaufr."

Ausgezeichnet ! Aber dann ist doch gar kein Grund zu irgend welchen Befürchtungen, Papa! Unsere Chancen sind prächtig! Auch für die Gewerke! Der Betrieb muß sich ja ungeheuer verbilligen, sobald wir kein Brenn­material kaufen müssen!"

Du vergißt, daß die Sache noch in der Schwebe ist. Noch wissen wir nicht, ob das Lager eine Bearbeitung rentieren würde, ob dis Qualität der Kohle eine solche ist, daß wir mit der Köfkachrrkvhle in Wettbewerb tre­ten können."

Konstanze war in still« Nachdenken versunken. Jetzt hob sie den Kops und klickt« ihren Schwiegervater an.

>.-^L2 i-Ä-Ä. ^ Fortsetzung Mgt. .