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Lölewii fir. 41.

mit Erzähler vom Achwarzwald.

Amtsblatt für die Stadt Wildbad.

Verkündigungsblatt

der rigi. Forstämter Wildbad, Meistern. Lnzklösterle ;c. während der Saison mit

amtl. Fremdeniiste.

lnssrsts rnir 8 Kg. ^ llllsioörtlge io t?!g., als ttlein- sMlttge äsrnioiulrstis.

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Nr. 207.

Montag, Sen «. September LSVK.

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Mehr Freiheit und Recht.

Eine gewaltige Aufregung ging durch das deutsche Volk anläßlich des bekannten Kaiserinterviews. Die Auf­regung aller Schichten des deutschen Volkes ohne jeden Parteiunterschied war so stark, daß man doch glauben durfte, daß irgend etwas praktisches zustande kommen würde. Noch aber ist kein Jahr ins Land gegangen, da wird jener bedeutenden Tagen fast gar nicht mehr ge­dacht. Vergeblich fragen wir uns: Liegt hierzu ein An­laß vor? Es bestand eine Krisis des persönlichen Re­giments so weitgehender Art, daß gerade die Konservativen die schärfsten Worte fanden.

Wohl sehen wir, daß man sich an höchster Stelle eine wohltuende Zurückhaltung auferlegt. Damit aber kann niemals die in den Novembertagen angeschnittene Frage erledigt sein. Es ist im Grunde genommen nichts ge­schehen, was berechtigt wäre, diese Frage als erledigt zu betrachten. Die Vertreter des deutschen Volkes, die Reichstagsabgeordneten, haben keine größere Beweg­ungsfreiheit, es gibt keine Verantwortlichen Reichs- Ministerien und ebensowenig. eine Minist er Verant­wortlichkeit überhaupt. Auch in den einfachsten Fra­gen der Geschäftsordnung des Reichstages ist keine bes­sere Regelung eingetreten. Und doch war man sich auch in den Novembertagen klar darüber, daß die eben kurz skizzierten Dinge auch ohne Rücksicht aus dasper­sönliche Regiment" in einem streng konstitutionellen Sinne schleunigst geregelt werden müssen. Wir betonen nur den einen Satz: Ohne streng konstitutionelles Regiment keine geordnete Finanzwirtschaft des Reiches. Und wenn heute jemand glauben sollte, daß die größeren konsti­tutionellen Rechte durch eine gewisse Zurückhaltung des deutschen Kaisers weniger erforderlich sind, so mnß ge­sagt werden, daß diese Rechte in einem noch größeren Maße durch die erbärmlichste Finanzwirtschaft, die wir je erlebt haben, umso dringender erforderlich wur­den. Dazu kommt schließlich auch, daß wir einen neuen Kanzler Habens der bisher der äußeren Politik ferne stand, was die Gefahr eines erneuten größerenpersön­lichen Regimentes" nahelegt.

Was aber wurde nach der Novemberkrisis gemacht, was erreicht? In der Kommission, der 28 Mitglieder jangehörten, sorgten die Angehörigen der Konservativen

und des Zentrums wacker dafür, daß nichts zustande kam, daß die Wünsche des deutschen Volkes ein Begräb­nis erster Klasse erhielten. Bald war man soweit in der Kommission durch die widersträubenden Elemente, daß man sich nur noch mit denInterpellationen" und mit denkurzen Anfragen" beschäftigte. Am 8. De­zember v. I. wurde der Beschluß aus Einsetzung der ver­stärkten Geschäftsordnungskommission gefaßt, worauf am 7. Dezember die konstituiernede Sitzung folgte. Die erste sachliche Beratung fand dann aber erst am 15. Januar statt. Dann tagte die Kommission noch am 22., 26. und 29. Januar, je viermal im Februar und März und schließlich noch dreimal nach den Osterferien. Darauf aber hörte man nichts mehr.

Das Gesamtergebnis der Kommissions­arbeit war ja dürftig genug. Es beschränkte sich auf Vorschläge zur Neufassung der Paragraphen 32, 33, 33 a, 35 und 48, Abs. 1 der Geschäftsordnung. Freisin­nige und Sozialdemokraten hatten eine Abänderung der Paragrphen 32 und 33 in der Richtung verlangt, daß künftig bei der Besprechung von Interpellationen auch Anträge zulässig sein sollten. Die Kommis­sion hatte beschlossen, daß in Zukunft der Präsident den Reichskanzler spätestens am dritten Tage nach Ein­bringung einer Interpellation zur Beantwortung auf­fordern, daß für den Antrag auf Besprechung künftig nur 30 (statt bisher 50) Abgeordnete erforderlich sein und daß auch solche Interpellationen zur Besprechung zuzulassen sein sollten, deren Beantwortung der Reichs­kanzler abgelehnt oder verzögert. Und sie hatte endlich in erster Lesung beschlossen, im Anschluß an Jnter- pellationsberatungen tatsächlich auch Anträge zuzu­lassen. In der zweiten Lesung aber hatten die rechts­stehenden Mitglieder der Kommission ihre Ansichten be­reits wieder revidiert: diesmal wurde die Zulassung solcher Anträge abgelehnt. Die sogenanntenkur­zen Anfragen" an den Reichskanzler wurden nach lan­gem Hin und Her mit 21 gegen 7 Stimmen eben­falls abgelehnt, zu einer Beratung über den ge­nerellen Antrag der Freisinnigen auf Revision der Geschäftsordnung und zu einer Besprechung der Verfass­ungsanträge aber kam es überhaupt nicht.

Durch die Rechte und leider zum Teil auch durch die Nationalliberalen wurde nur dieses mehr als dürftige

Ergebnis erreicht. Aber auch, dieses ist durch die Schließ­ung des Reichstages' unter den Tisch gefallen. Jetzt wird mitgeteilt, daß die Fraktionen der Linken beabsichtigen, die bereits gefaßten Kommissionsbeschlüsse in Form von Initiativanträge im Reichstage einzubringen, wo­bei sie nach Möglichkeit eine Fassung erhalten sollen, die einer weiteren Stärkung des parlamentarischen An­sehens und Einflusses entspricht.

Nachdem jetzt dieReichssinanzreform" erledigt ist, werden wohl oder übel auch die Konservativen, wenn anders sie sich nicht erneut in ihrer wahren Gestalt dem Volke offenbaren wollen, betätigen müssen im Sinne größerer konstitutioneller Rechte. Sagte doch derselbe konservative Abgeordnete, der bei der Reichsfinanzre­form den Führer der Rechten abgab, Herr v. Heyde- brand und der Lasa, bei Besprechung des persönlichen Regiments im vorigen Jahre:Mit unserer Inter­pellation wollen wir zum Ausdruck bringen, daß et­was geschehen muß; eine Summe von Sorgen, von Bedenken und von Beunruhigungen, die sich seit langem angesammelt haben, liegt vor." Es muß etwas ge­schehen. Nur haben die konservativen Vertreter in der Kommission diesen Stqndpunkt nicht vertre­ten. Nun aber, wo von der Linken dazu erneut Gelegenheit geboten wird, heißt es: Hie Ikdoäus, die salta!

Den Worten heißt es Taten folgen zu lassen. Oder werden wir auch jetzt wieder, nachdem die Finanzreform mit der reichen Ernte für die Ostelbier in die Scheune ge­bracht wurde, die Taten zu sehen und hören bekommen nach dem alten konservativen Grundsätze:Und der König absolut, wenn er unseren Willen tut?"

Rundschau.

Die Reichsfinanzen.

Der Abschluß des R eichs h a u s h al t s für 19 08 bestätigt im allgemeinen das Ergebnis, das schon vor Monaten nach der Einnahmegestaltung erwartet wurde. Die berichtigte Nachweisung der Jsteinnahme ergab einen Einnahmeausfall von 178.4 Millionen Mark gegenüber dem .Voranschlag. Tatsächlich sind nach dem Finalab­schluß 185.1 Millionen Mark an ordentlichen Einnahmen weniger eingekommen, woran allein 121 Millionen auf die Zölle, 26,3 Millionen aus Post und Eisenbahnen,

Flüchtiger cils Wind und Welle

Flicht die Zeit; was hält sie auf? ,

Sie genießen auf der Stelle,

Sic ergreifen schnell iin Lauf,

Dies nur hält ihr rasches Schweben lind die Flucht der Tage ein.

Schneller Gang ist unser Leben,

Laßt uns ttoscn auf ihn stren'n.

6 erder.

Am Franzosenstem.

Original-Roman von Erich Eben st ein.

TZ Nachdruck verboten.)

Dieser schwammige Mensch mit den kleinen verquolle­nen Augen war Konstanzes Mann? Der schöne Richard, den er als Jüngling immer um sein elegantes, lebfrisches, geschmeidiges Wesen heimlich beneidet hatte? Uebrigens hlieb ihm nicht viel Zeit für sein Erstaunen, denn Richard Herzog kam mit ausgebreiteten Armen auf ihn zu:Ja, Hans alter Junge, bist Du's denn wirklich? Nein, wie Mich das freut! Wie mich das freut! Und so stattlich Ausgewachsen!? Warst schon bei Konstanze? Na, schön, komm nur jeden Tag, wir müssen Zusammenhalten, sreut mich unbändig, daß Du wieder da bist!"

Dann erklärte er mit komischer Wichtigkeit, wie sehr ier in Anspruch genommen sei durch seine vielen Unter­nehmungen, und empfahl sich zuletzt etwas hastig mit den: Hinweis aus 'das Diner, für welches es schon höchste Zeit sei.

Hans blickte ihm einen Moment nach. Er trug ein Steyrerkostüm aus feinstem Loden mit gelben Schuhen und machte den Eindruck eines Salontirolers darin. Sein Gang war weichlich und affektiert.

Noch lange dachte Hans über den wenig sympathi­schen Eindruck nach, den Richard Herzog in ihm erweckt hatte.

4.

Monate waren vergangen. Während oben aus den Gebirgen noch der Frühling mit Petergstamm und blauen

Enzian in voller Blüte stand, schlich sich im Thal schon leise der Sommer ein.

Es war an einem Sonntag Nachmittag. Die Gewerk­schaften ruhten und Winkel hatte ein sonntägliches Aus­sehen: kein Rauch stieg aus den hohen 'Schloten, kein Stampfen her Riesenhämmer machte den Erdboden er­dröhnen, keine rußigen Arbeitertrupps zogen zum Schicht­wechsel. Dafür ging es beim hl. Florian umso lebhafter zu und die Rosenauerin hatte alle Hände voll zu tun, um ikhre Gäste zu bedienen.

Die breite Straße, welche von Winkel über Bixengut nach St. Gilgen führte, lag weiß und staubig im bren­nenden Sonnenschein, aber seitwärts im Walde führte ein Parallelweg in tiefen, kühlem Schatten hin und auf diesem Pfade schritt Hans Paur ziellos vorwärts.

Trotz der herrlichen Gebirgsluft in Winkel schien sein Gesicht an Frische verloren zu haben. Etwas Müdes, Gequältes lag darüber und trat besonders stark jetzt her­vor, wo er nicht bestrebt war, es zu verbergen.

Es war alles gekommen, wie er gleich am ersten Tage gefürchtet hatte. Der Alte nützte wohl sein Können und seine Arbeitskraft aus, ließ ihm aber nirgends freie Hand. Herr bin ich, das merk Dir nach meinem. Tode magst "Du tun, was Dir beliebt"^ hieß es bei jeder Gele­genheit, und immer wieder erwog Hans im Stillen den Gedanken, ob er nicht lieber allesj'im Stich lassen und wie­der in die weite Welt wandern sollte. Sein Brot konnte er sich überall leicht genug verdienen, und selbst, wenn ihn der Alte enterben wollte, würde ihn das nicht allzu- ties treffen. Er hing nicht am Golde. Einfach erzogen und gewöhnt von Jugend auf, war ihm dazu noch ein stiller, schlichter Sinn angeboren, der sich am wohlsten fühlte in einfachen Verhältnissen. Das war es also nicht. Aber tief in seiner Seele lebte ein starkes Gefühl der Ver­antwortlichkeit und das ließ ihn nicht los.

Wenn er ging, waren all die Hunderte von Arbeitern der Macht des Vaters schutzlos preisgegeben. Wie er sie hielt, und was dem Menschen überhaupt galten, wußte er ja nun. Hielt er aber aus und fügte sich, dann würde Wohl einmal eine Zeit kommen, in der er ihr Los erleichtern und seine eigenen Träume verwirklichen konnte.

Dann waren da noch andere Dinge, die ihn seß- hielten. Barbara war förmlich aufgelebt, seit Hans wie­

der daheim war. Für sie war sein Dasein, seine Leiden, seine Freuden, selbst seine geheimen Pläne, über die er öfter mit ihr sprach, der Beginn eines neuen Lebens, nach­dem ihr eigenes sang- und klanglos leise zur Neige ging. Sollte er der armen Alten das alles wieder nehmen? Sie würde es kaum überleben.

Und Konstanze Herzog. Vom ersten Augenblick an hatte ihr strahlendes Wesen ihn völlig in Bann gehalten. Er hatte wenig mit Frauen verkehrt, diese eine erschien ihm als die Krone aller, nnd das war der einzige Punkt, in dem er mit seinem Vater übereinstimmte. Welcher Art seine Gefühle für sie waren, machte er sich nicht klar. Aber daß viel ritterliche Verehrung, ehrliche Freund­schaft und ein Rest romantischer Knabenträume dabei war, fühlte er. Ihr selbst war er ein lieber, guter Kamerad, mit dem sie manchmal ein wenig schwärmte und gele­gentlich ihre Zukunstsforgen besprach. .

Diese Zukunft war nicht ohne Wolken. Der alte Pe­ter in Bixengut kränkelte seit kurzem und mußte die Herr­schaft über die Gewerke mehr und mehr dem Direktor über­lassen. Diesem aber traute weder Konstanze noch Hans. Er war ein kluger Mann, der für seine Tasche sorgte. Aber der immer gefährlicher Heranwachsenden Konkurrenz des alten Paur in keiner Weise gewachsen.

Schon wurde draußen am großen Weltmarkt, wenn von Winkelware die Rede war, der Name Paur zuerst genannt. Schloß heute der Alte drin in Bixengut die Au­gen, dann bedeutete das für die Herzog'schen Werke den Anfang vom Ende.

Hans kannte die Pläne seines Vaters in dieser Hinsicht genau.Bettler müssen sie alle werden", hatte der Alte erst vor wenigen Tagen zwischen den Zähnen gemurmelt, als ganz Winkel Richard anläßlich der Einweihung einer neuen Feuerspritze, die er gestiftet hatte, einen Fackelzug brachte.Tie Sabine, die Theissen, der summe Junge da, und vor allem er. . er! Bettler, eher ruh' ich nicht."

Er hatte nicht gemerkt, daß sein Sohn neben ihm am Fenster stand. Als aber Hans ihn entsetzt anrief:Barer! Was sprichst Tn da?" war er zusammengefahren, hatte einen seltsam unsicheren Blick auf den Jungen geworfen und mürrisch geantworter:Dummes Zeug - - laß mich in Ruhe - - was verstehst denn Tu davon!"

..... Fortsetzung folgt. ^ ^ ^

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