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Erzähler vom Schwarzwald.

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Amtsblatt für die Stadt wildbad.

verkündigungsblatt

der rlgl. Forstämter Wildbad, Meistern. Lnzklöfterle rc. während der Saison mit

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Nr 183.

Montag, Sen S. August 1S«S.

26. Jahrgang.

BauernbündlerischeMLtteLstands- feindlichkeit".

Unter der Masse der vom schwarz-blauen Block neu geschaffenen horrenden Steuern ist bisher die Erhöh­ung der Wechs-elste mpelstener nicht genügend be­achtet worden.

Sie ist gleichfalls ein mittelstandssein,dliches Pro­dukt. Ter kleine Handwerker, Schreiner, Gerber usw., die auf Längere Termine als drei Monate gewöhnlich Rohwaren gegen Wechselakzepte kaufen, müssen diesen teureren Stempel jetzt bezahlen, während der Aroß- kausmann vermöge feiner finanziellen Stärke diktieren kaim, wie er kaufen will. Er lehnt einfach! ab, einen Wechsel länger als drei Monate laufend, zu unterzeich­nen und wer ihm etwas liefern will, mutz es ihm so­zusagen ,aufs Büchse" schreiben. Wer Erfahrung im Ges-chästsleben hat, weiß, daß der kleine Geschäftsmann, dem die Bezahlung einer größeren Summe aus einmal schwer fällt, häufig seine Schuld in kleinere Wechsel­beträge auflöst, die dadurch! natürlich teilweise über die Frist von drei Monaten hinausragen. Auf diese Weise trifft also gerade dm kapitalschwachen Kleinhandwerker die Erhöhung der Wechselstempelsteuer am allermeisten.

Auch die kleineren und mittleren Bnchdrufcker- eien erleiden durchs die eingeführte, erhöhte Wechscl- stempelsteüer eine nachhaltige Schädigung. Es ist be­kannt, daß sie ihre teuren Maschinen nur gegen lang­fristig bemessene Abschlagszahlung kaufen können. Da­für müssen sie bis 3- oster 5jährige Akzepte ausstellen! Wer trägt "nun diese Mehrbelastung? Natürlich der kleine Geschäftsmann; denn die großen Maschinenfabri­ken Liefern 'ihm nichts, oder rechnen ihn: höhere Zinse«, wenn er 'nickst gutwillig den teuren Stempel zahlt.

Interessant ist auch die Frage, wer auf die be­reits im Umlaufe befindlichen Wechsel die Nach- stempelung bezahlen muß. Tn die famose Gesetzespsu- scheroi des Reichstages hierüber ähnlich wie bei dem verknallten Talongesetz keinerlei klare Bestimmungen schuf, so wird sich eine Fülle von Prozessen kaum ver­meiden lassen. Rat mochten wir dieserhalb auch kei­nen erteilen; 'moralisch sollte man denken, hat hier der­jenige für die Abgabe anfzukommen, der augenblick­lich im Besitze des Wechsels ist; so honorig hätte übri­gens der schwarz-blaue Block schon sein sollen, daß er eine Rückwirkung des Gesetzes ausschließt. Aber Sinn und Herz hat eben diese Kategorie vor: Volks­vertretern in gar keiner Weise, sonst hätte sie zum min-

Das Talent arbeitet, das Genie schafft.

Robert Schumann.

Die lehren Tage von Messina.

lb) Roman von Erich Friesen.

(Nachdruck verboten.)

(Fortsetzung.)

Als am Nachmittag derRe Umberro" im Hafen ! von Messina Anker geworfen hat, bemerkt Orlando, wie kr Marchese Ludovico Martiuelli als einer der ersten wt Boot heranwinkt und zwei schwarzgekleidete Damen simsteigen läßt.

Ein jäher Schreck durchzuckt Orlando.

Tie eine der beiden Damen ist Clelia.

Gleich darauf stößt das Boot mit seinen drei Passa- simen ab und schwankt dem User zu.

In einiger Entfernung folgt ein zweites Boot, das simau dieselbe Richtung nimmt.

Es hat nur einen einzigen Passagier: Sennora Do- flvrrs Alvarez.

Orlando fallet: die Worte ein, welche die Brasi- stierin dem Marchese hinter dem Warenballen zu- I raunte:

Ich folge Dir, bis ich weiß, wo mein Kind ist!" Und Bangen durchzuckt sein Herz.

17.

I. Heute tiefe SabattrUhe über der Trümmerstadt, «Äer der ganzen Landschaft.

I Beruhigt die Naturgewalten. Entschlafen die Dämo- des Schreckens, lieber dein Meer großes stilles suchten.

Ruhiger auch die armen Menschenherzen, die so Ivücnstljchx Qualen erschütterten.

besten wissen müssen, daß gerade derjenige ge­schont bezw. üicht belastet werden darf, der wegen seiner finanziellen Schwäche ...ge­zwungen ist, möglichst lange Zahlungsfr.i.st in Anspruch zu nehmen. Umgekehrt wäre cs so­zial viel richtiger gewesen, da eine höhere Stempel­steuer zu verlangen, wo nran nur 12 Monatswechscl und zwar beginnend bei etwa 3000 Mark Nom. aus­stellt; denn der reichere Geschäftsmann kann bälder zah­len als der an Kapital schwächere. Also wiederum Lasten da, wo sie herb schmerzen und Vergünstigungen und Entlastung dort, wo man schon die Fülle hat. Das nennt nran kurz zentrümlich-bauerbündlerische Mittelstandspoli- tik im Jahre des Heils 1909.

Wie durch sie das Handwerk gxschädigt wird, geht aus dem Rundschreiben einer Kölner ,S ch n h w a r e n- firma arr ihre Kundschaft hervor, in dem es u. a. heißt:

Anlaß zu dieser Mitteilung gibt uns der Um­stand, daß nach Durchführung der Reform Wechsel, die länger als drei Monate laufen, mit dem dop­pelten Betrage des bisherigen Stempels versteuert werden müssen. Es entstehen dadurch erhebliche Mehr­spesen im Wechselverkehr, und es entstehen dadurch an­dererseits die bedauerlichen Nachteile, daß der .Kauf­mann seinen Kunden weniger als bisher ein längeres Wechselziel wird bewilligen kön­nen. Die merkwürdige Folge der sogenannten Ent­lastung des kleinen Mannes ist also die, daß der Reichs­tag dem kleinen Manne den Kredit unter­graben hat. Demgemäß müssen wir künftighin im Wechselverkehr die Stempel kosten in Rechn ung stelle!:, dank der sogenanntenFinarrzreform". Bei dieser Gelegenheit glauben wir, Sie bitten zu Zollen, in der eindringlichsten Weise in Ihnen nahestehenden Kreisen ans diese schweren Schädigungen des kleinen Mannes sowohl, wie des Gewerbes und Mittelstandes! hinzuweisen und dahin zu wirken, daß eine derartige Verkennung der wahren Vermögenslage der Bevölker­ung und eine solche Bela stung der schwachen Schultern zugunstcn des Großgrundbe­sitzes nicht von Dauer sein darf. Wenn jeder in seinem Kreise wirkt, wird es nicht schwer sei, den ge­eigneten Weg zur Abhilfe zu finden.

Angesichts solchen Erfahrungen nimmt nun auch der Tisch'lervbermeister Rahardt, der Führer der Mittel­staudsvereinigung, das Wort und schreibt in der Fachzeitung der Tischlermeister und Holzindustriellen:

Man hat uns, vielleicht nicht ganz mit Unrecht,

Vorbei auch ein tiefergreffender, unauslöschlich feier­licher Moment:

Vor: sonniger Höhe aus, während da unten die Ruinen und Schutthaufen schreckenerregeud emporragen zum tiefblauen Himmel, weihte der Erzbischof das Rie­sengrab mit seinen Tausenden und Tausenden von Toten.

Messina! Ruhe in Frieden!"

Feierlich! tönte seine Stimme hinab auf die tote Stadt, während er segnend seine Hände erhob und die Menschen ringsum auf die Kniee sanken.

Zum ersten Mate betritt Clelia wieder den Boden der Stadt, deren Trümmer ihr Jugcndglück decken.

Als der Marchese ihr gestern mitteilte, daß er für mehrere Tage nach Messina fahren müsse, bat sic, ihn mit seiner Schwester begleiten zu dürseu.

Wie mit Gewalt drängt es sie, noch vor ihrer Hochzeit Abschied zu nehmen vor: ihrer sonnigen Kind­heit, ihren Träumen von Glück, ihren Wünschen und Hoffnungen, um fernerhin nur der starren Pflicht zu leben.

Heute die Umgebung Messinas gegen damals ein andres Bild.

Eine kleine Zeltstadt ist entstanden. In dreieckigen weißen Leinwand Häuschen, in Holzbaracken und halb­zerbrochenen Eisenbahnwoggons kampiert ein Teil der Ueberlebenden. Feldküchen flankieren die Hafenkais. Hunderte von Säuglingen, die nach der Katastrophe geboren .wurden und unter freiem Himmel die Taufe erhielten, sind in einem improvisiertenKinderheim" untcrgobracht, da die Mütter entweder nicht imstande sind, für sie zu sorgen, oder auf Arbeit gehen.

Mehr und mehr sind die Straßen von Schutt und und Trümmerreften gereinigt. Auch, mit der Demo­lierung der einzelner: Hänferruinen hat man begonnen mn zu deu darunter veffchütteten Wertgegenständen zu gelangen.

bisher nachgesagt, Schleppenträger der konser­vativen Partei zu sein. Die Vorgänge in der letzten Zeit haben uns aber belehrt, daß die gegen­wärtigen Majoritätsparteien aus den Mittelstand reicht die allergeringste Rücksicht genommen haben, so daß gerade Handwerk und Gewerbe den Löwenan­teil der ReichDfinanzreform jetzt tragen muß. Unsere Stellungnahme für Konservative und Zentrum hat sich bitter gerächt und ist uns schlecht gedankt worden. Es muß einnral offen ausgesprochen werden, daß nur in der einseitigen Begünstigung der Rechten und des Zentrums die Ursache für den ungünstigen Fortgang ider Mittelstandsbewegung in den Städten zu suchen ist. Zentrum und Konservative wevden bald genug ver­spüren, daß man die Interessen des Mittelstandes nicht ungestraft mit Füßen treten darf, wie es in den letzten Wochen leider geschehen ist. Innungen, gewerbliche und kaufmännische Vereinigungen mögen sich, an dem Jnnungsbeschluß der vereinigten Berliner In­nungen ein Beispiel nehmen. Diese Handwerkerorga­nisation hat den Anschluß zum Hansabund, gleichzeitig aber auch den Beitritt zur Mittelstandsvereinigung be­schlossen. ' ^

Die Handwerker und der gewerbliche und kaufmän­nische Mittelstand, durch! Schaden klug werdend, beginnt also sich wieder energisch, von den Konservativen und dem Zentrum abzuwenden. Die Behandlung, die den: Hand­werk zuteil wurde, hat fühlbar gezeigt, wie alle die schö­nen Worte der Konservativen nur leere Vertröstungen und ein Gaukelspiel waren, um dem Handwerker die wirklichen schweren Schädigungen vergessen zu machen, die ihm tatsächlich zuteil wurden durch die Politik der Schwarzblauen. I.

Die Taktik der Sozialdemokratie.

In der eben erschienenen neuesten Nummer des März" veröffentlicht der Reichstagsabgeordnete Rechts­anwalt Wolfgang Heine einen sehr bemerkenswerten Artikel überDie Sozialdemokratie in der ge­genwärtigen politischen Krisis." Was Heine über die Möglichkeit einer Kooperation zwischen Liberalis­mus und Sozialdemokratie, namentlich aber auch, ivas er über die Möglichkeit und Notwendigkeit einer positiven Mitarbeit seiner Partei ansführt oder zwischen den Zeilen lesen läßt, ist so interessant, daß wir einige Abschnitte aus dem Aufsatz hier im Wortlaut folgen lassen.

Ter liberal-konservative Block ist an seiner inneren Unmöglichkeit und Unwahrheit gescheitert. Früher.

Sofort nach seiner Ankunft geleitet der Marchese feine Schwester und Clelia in ein kleines»Barackenhotel. Dort sollen sie bleiben, bis er seine Geschäfte er­ledigt hat. >

Während es sich die Contessa Erminia, die von der Meerfahrt angegriffen ist, in ihrem Zimmerchen bequem macht, benutzt Clelia die Abendstunden, um von deu Trümmern ihres Elternhauses Abschied zu nehmen.

Wehmutsvoll geht ihr Blick hin über die ehemals so lebensfrohe Stadt.

Ach,, was alles unter diesen Trümmern schlummert! Wieviel heiße Herzen sind kalt geworden! Wieviel leuchtende Augen erblichen! Wieviel Lebenskraft ist ver­sunken! Fromme Schauer durchbeben Clelias Herz, wie dein: Betreten eines Friedhofs.

An den Ruinen ihres Elternhauses sinkt sie in die Kniee. Ihre Händen falten sich, in stillem Gebet?.. .

Sie vergegenwärtigt sich,, wie anders cs wäre, wenn sie aus dem Friedhof am Grabe ihrer Mutter und ihrer Meinen Schwestern stehen könnte! Wenn sie wüßte, die Teuren sind ruhig gestorben, hinabgesenkt in ihr Grab. Sie würde Kränze auf die Hügel legen und sie nrit frischen Blumen schmücken. Die Lieben wür­den vor ihrem geistigen Auge stehen, wie sie früher waren, wie sie lachten und scherzten! . . .

Aber hier! . . .

Zu wissen, daß die Teuren da drunten unter deu Trümmern ruhen, zermalmt, zerschmettert, nachdem sie vorher die entsetzlichsten Martern erduldet das sich zu vergegenwärtigen verursacht Höllenqualen.

Lange, lange verharrt Clelia in ihrer stillen An­dacht.

Der heimgehende Sonnenball wirft leuchrende Re­flexe auf den gesenkten Mädchenkops. Abendalockenschall dröhnt weihevoll hin über die tote Stadt.

Fortsetzung folgt.

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