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mit Erzähler vom Schwarzwald.
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celskoii lir. 41.
Amtsblatt für die ^tadt Wildbad. ^
verkündigungsblatt
der Rgl. Forstämter Wildbad, Meistern, Enzklösterle rc. während der Saison mit
amtl. Fremdenliste.
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Nr. 1«S.
Die wirtschaftliche Lage des Arbeiterstandes in konservativer Beleuchtung.
Tie „Deutsche Reichspost" hat jetzt alle Hände voll zu tun, um den Handwerkern und den Arbeitern zu beweisen, daß sie eigentlich, gar keinen Grund haben, wegen der Steuerreform unzufrieden zu sein. So setzt sie in einer der letzten Nummern ihren geduldigen Lesern auseinander, daß es den Arbeitern ein leichtes sei, die Steuern abzuwälzen, indem sie mehr .Lohn fordern. Man höre die Beweisführung:
Es unterliegt keinem Zweifel, daß unsere Arbeiter keinen Grund zur Klage haben, wenn nur Arbeitsgelegenheit da ist, denn die Löhne sind erheblich gestiegen und gewähren den Arbeitern überall ein gutes Auskommen. Anders freilich gestaltet sich die Sache, wenn Arbeitslosigkeit eintritt. Aber auch diese, ist eigentlich nur die Folge der planlosen Abwanderung der Arbeiter in die Stadt und den Jndustriebezirk. Auf dem Lande fehlt es nicht an Arbeitsgelegenheit, und Bauer und Gutsherr müssen sich mit minderwertigen Polen und Galiziern behelfen, während in der Stadt über Arbeitslosigkeit geklagt wird.
D a ß er nicht zu klagen hat, wenn er Arbeit findet, muß der Arbeiter wohl selber einräumen. Wer als Stand ein solches Heer von sozialdemokratischen Parteiangestellten und Agitatoren unterhalten kann, wer eine so große Menge sozialdemokratischer Zeitungen und Zeitschriften lebensfähig zu Pr« halten vermag, dem kann es nicht schlecht gehen. Der Gastwirt weiß es lange, daß es ein gutes Geschäft ist, ein Lokal für Arbeiter zu haben. Und warum läßt mancher Geschäftsmann sich den sozialdemokratischen Terror gefallen?. Doch nur^ weil er sich geschäftlich ganz gut dabei steht. Nirgends merkt man etwas von einem Notstand unter den Arbeitern. Warum sollen sie denn nicht auch einen Teil der Lasten tragen?
Aber in Wirklichkeit tragen ja die Arbeiter die Mehrbelastung gar nicht, sondern wälzen sie in der Form einer Lohnerhöhung auf die Arbeitgeber ab. So tragen ja auch heute die Arbeiter nicht den Teil der Arbeiterversicherungslasten, der gesetzlich auf sie entfällt, sondern ihre Löhne sind seit dem Inkrafttreten der Bersicherungsge- setze dermaßen gestiegen, daß sie nicht nur dieses Last von ihren Schultern abgewälzt, sondern noch ein Erhebliches darüber hinaus gewonnen haben. Werden durch neue Steuern einige Bedarfs- oder auch nur Genußartikel etwas im Preise verteuert, so wird es dem Arbeiter nicht 8 in« fallen, seinen Bedarf an diesen Artikeln eru- zuschränken oder sich sonstwie. Entbehrungen auf« zuerlegen. Er wird eben-seinem Arbeitgeber sagen, daß er mit seinem bisherigen Lohn nicht auskommen kann und Er-
Nur der Irrtum ist das Leben,
Und das Missen ist der Tod. Schiller.
Die letzten Tage von Messina.
26) Roman von Erich Friesen.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
Nacht senkt sich herab auf Palermo.
In Ruhe gesunken der Lärrn auf den Straßen. Verklungen Heller Singsang und Helles Lachen.
Alles schläft.
Es schlafen die Schiffe im Hafen, die Jahrhunderte Äten Paläste, die weitgedehnten Zypressen- und Olivenhaine. Es schlafen! die gespenstisch in das Dunkel hinauf- düsternden Berge. Es schlafen die Meereswogen drunten am Geklipp. Es schlafen Helle Begeisterung und naive Einfalt, Erinnerungen und Hoffnungen, Liebe und Haß. Palermo schläft — tief und fest.
Da pochte es leise an die Tür von Pia Danellis Wohnung.
Erschrocken fährt Pia auf und reibt sich die Augen. Sie waren soeben ein wenig eingedruselt nach vielen wachen Stunden.
Und wieder Pochen — diesmal lauter, heftiger.
Sie wirft ein Mvrgengewand über und öffnet das Fenster.
„Signorina!" ruft es gedämpft zu ihr heraus. „Sig- nvrina!"
Pia erbleicht. Sie erkennt Tr. Röders Stimme und weiß, daß nur etwas Außergewöhnliches ihn zu dieser Nachstunde zu ihr führen kann.
„Können Die in einer Viertelstunde mit mir kommen?" tönt es aufs neue herauf.
„Wohin?" .
„Ist Clelia krank?"
„Nein. Gin bereits Totgeglaubter: Orlando Pe- rini."
„Großer Gott!"
„Sie kommen?"
„Ich komme. Warten Sie!"
Freitag, den 23. Juli 1SOS.
2«. Jahrgang.
Höhung fordern. Die Sozialdemokraten reden gern vom profitwütigen Unternehmer, der die Arbeiter darben läßt, um seinen Beutel zu füllen. Im Grunde aber ist der Unternehmer ein viel harmloserer Mensch, der gern die Wünsche seiner Arbeiter erfüllt, wenn er nur kann und wenn er sie nur für berechtigt hält. Wenn auch nicht von heute auf morgen, so doch 'in kurzer Frist wird der Arbeiter, was ihm an indirekter Steuer abgenommen wird, an höherem Lohn herausgeschlagen haben, und wenn irgend möglich, noch ein Plus für seine Kasse herausschlagen.
Es ist ein altes Sprichwort, daß, wer zuviel beweisen will, gar nichts beweist. An sich ist es richtig, daß jeder Be- russstand das Bestreben hat, eine Last abzuwälzen und cs läßt sich nicht leugnen, daß Arbeiter und Beamte unter dem Hinweis auf die Steigerung aller Lebensmittelpreise eine Erhöhung ihrer Bezüge durchgesetzt haben. Aber diese Steigerung hat ihre Grenzen. Wenn infolge einer unvernünftigen Wirtschaftsgesetzgebung die Industrie lahmgelegt wird, wenn aus dem Gewerbestand alles herausgepreßt ist, was an Saft in ihm steckt, dann Hort eben die Steigerung auf, weil sie durch die Produktion nicht mehr gedeckt werden kann. Und mit der sinkenden Produktion sinkt die Arbeitsgelegenheit und schließlich muß, auch der Lohn Nachfolgen. Nun glaubt doch kein verständiger Mensch, daß die Landwirtschaft in der Lage wäre, die groß: Zahl der Arbeitslosen in sich anfzunehmen und ihnen Arbeit und Brot zu geben. Gewiß ist es richtig, daß auf dem Lande Arbeitermangel Herrscht, allein auch in der Landwirtschaft hat sich der Maschinenbetrieb derart durchgesetzt, daß man in der Hauptsache Saisonarbeiter braucht. Jedenfalls könnte die Landwirtschaft weder sie heutigen Arbeitermassen aufnehmen, noch wäre sie imstande, die großen Summen für den Staatsbedarf aufzubringen.
Nun wollen wir aber einen Augenblick den Gedankengang der „Reichspvst" uns aneignen. Was folgt daraus? Daß die Arbeiter infolge Steigerung der Lebensbedarfsmittel höhere Löhne verlangen. Wenn nun aber diese höheren Löhne aus das Arbeitsprodukt nicht geschlagen werden können oder wenn sich der erhöhte Preis, wie bei den Handwerkern, nur gegen große Widerstände durchsetzt, dann kommt eine ganze Kategorie von Arbeitgebern in einen Notstand, der es ihnen unmöglich macht, den Ansprüchen von Staat und Gemeinde gerecht zu werden. Schon heute arbeiten viele Fabriken, infolge der schlechten Konjunktur und der gesteigerten Ausgaben ohne Gewinn.
Nichts fragt sie weiter. Aber schon nach kaum zehn Minuten ist sie unten.
„Ich bin bereit!"
„Ein stummer Händedruck — wie zwei schwarze Phantome huschen die beiden dunklen Gestalten in fliegender ,Eile an der Mauer entlang. Kein Wort wird gesprochen. Nur vorwärts! Vorwärts! . . .
Hinter den Gardinen des Gartenhäuschens schimmert ihnen ein so einsames Licht entgegen. Der alte Morgano sitzt pm Bett des schwer atmenden Patienten und wartet — wartet-
Beim Eintritt der beiden steht er schwerfällig auf und geht ins Nebenzimmer.
„Doktor —" flüstert Pia beim Anblick des totenbleichen Gesichts dort in den Kissen „— was ist's?"
„Gehirnentzündung. Ein Rückfall. Scheint eben erst davon genesen zu sein."
„Wie kam es —"
„Ter «Kerl, der Marchese, schlug ihn mit der Reitpeitsche!" knirscht der Arzt. „Armer Junge! Warum blieb nicht in der Verborgenheit! Wir singen gerade an, uns an seinen Tod zu gewöhnen."
Zwar schüttelt Pia indigniert den Kopf über den bittren Darkasmus, der aus Tr. Röders Worten spricht. Aber sie schätzt sein gutes Herz und seine ärztliche Kunst I zu hoch, um ihm je ernstlich böse zu sein.
Als der Arzt nach einer Viertelstunde das Gartenhaus verläßt, weiß er seinen Patienten in den besten Händen.
„Ruhe! Und aufmerksame Pflege! Tann werden wir ihn schon durchbringen!" hatte er gesagt.
Und Pia richtet sich an dem Krankenlager für die nächsten Tage häuslich ein.
Ans den Wunsch ihres Bruders bietet Contessa Er- minia an, sich mit Pia in die Pflege des Patienrrn zu teilen.
Mit einer Bestimmtheit jedoch, die man der kleinen Dame gar nicht zngetraut hätte, weist Pia jeden Eingriff in ihre Rechte zurück.
„Mir ist er anvertraut!"
Und dabei bleibt sie.
Wiederholt versuchte der Marchese eine Unterredung mit seiner Braut zu erzwingen.
Sie müssen arbeiten, sonst geht das im Geschäft investierte Kapital auch zum Teufel. Für sie bedeutet ein weitere Steigerung der Ausgaben ein wirtschaftliches Herabsinken. Und wie steht es mit dem Ausgleich der indirekten Steuern bei einer zahlreichen Familie? Wie steht es bei denjenigen Personen, die nichts abwälzen können, auch nicht in Form von Lohn? Wahrhaftig der „Beob." hat Recht, wenn er sagt, daß dem Artikelschreiber jede Einsicht in das Wirtschaftsleben unserer Tage völlig sehle.
Rundschau.
Die Termine der neuen Steuergesetze.
Tie „Nordd. Mg. Ztg." schreibt: Nach Mitteilungen in der Presse herrscht in beteiligten Kreisen noch immer eine Unsicherheit und Zweifel darüber, wann die einzelnen neuen Steuergesetze in Kraft treten. Es werden deshalb die Termine für die verschiedenen Gesetze nachstehend zusammengefaßt: Das neue Branntweinsteuergesetz wird hinsichtlich der neuen Branntweinstenerabgabe und Betriebsauflage und Essigsaureverbrauchsabgabe, sowie dev Nachsteuer am 1. Oktober 1909 in Kraft treten. Für den in der Zeit vom 15. bis einschließlich 30. September 1909 erzeugten Branntwein wird neben den bestehenden Branntweinsteuern eine besondere Betriebsauflage von 6 M für den Hektoliter Alkohol erhoben. Tie Erhöhung für Branntwein, Aether oder weingeisthaltige Riechmittel und Schönheitsmittel, Essigsäure usw. ist bereits am 10. Juli 1909 in Kraft getreten. Tie Br au st euer, sowie die Schaumwein st euer mit Nachsteuer und die Erhöhung des Schaumweinzvlles treten am 1. August 1909 in Kraft, ebenso die Erhöhung des Kaffee- und Teezolls und die Nachverz-ollung von Kaffee und Tee. Tas Gesetz wegen Aenderung des Tabak st euergesetzes tritt bezüglich der Zvllerhöhungen für Fabrikate und des Roh- tabak-Wertzollzuschlages am 15. August 1909 und bezüglich der Aenderung der Zigarettensteuererhöhung (der Banderolesätze) am 1. September 1909 in Kraft. Tie Erhöhung des Esfektenstempels und die Steuer von Grund st ücksübertragungen tritt am 1. August 1909 in Kraft, der Scheckstempel am 1. Oktober 1909, die Erhöhung des Wechselstempels für langfristige Wechsel
Ebenfalls vergebens.
Es ist, als ob eine unsichtbare dicke Mauer das rosenumduftete Gartenhäuschen umgebe, die jedem Unberufenen den Eintritt unmöglich macht.
Von Tag zu Tag wird die Laune des Marchese schlechter, er verlangt sogar, seine Schwester solle von ihrem Hausrecht Gebrauch machen und den Eintritt in ihr Eigentum erzwingen.
Doch zum ersten Male stößt er bei dieser sanften Natur auf energischen Widerstand.
„Laß alles seine Wege gehen, Ludovico! Vielleicht ist es ein Wink des Himmels," sagt sie ernst. „Tu. behauptest immer, Dolores wäre tot. Wenn es aber nicht der Fall wäre? Wenn —"
„Schweig!" donnert der Marchese. „Niemand weiß etwas von jener Zeit, wie Du — und Tu wirst Dich hüten, gegen Deinen eigenen Bruder aufzutreten. Auch würde ich alles leugnen. Darum gib Dir keine Mühe!"
Wütend kracht er die Tür hinter sich zu, um nochmals zu versuchen, ob er Clelia sprechen könne.
Auch diesmal bleibt ihm das Gartenhaus verschlossen.
Doch hat er vor der Tür mit Bernado Morgano eine erregte Auseinandersetzung. Mit höhnischen Worten drückt er dem alten Mann seine Zweifel ans, daß die kleine Signorina Danelli den Patienten allein pflege. Clelia sei ihr gewiß! dabei behilflich.
Bernardos entrüstete Zurückweisung beantwortet er mit der zornigen Bemerkung, die Anwesenheit dieses jungen Mannes im Gartenhause sei überhaupt durchaus unpassend und Clelias Ruf schädlich, und er als Bräutigam verlange, daß der Patient sofort weggeschafst werde.
Ein Wort gibt das andere, wobei die Stimmen immer lauter und heftiger werden. Keiner von beiden denkt daran, daß der Kranke da drinnen, der während der ganzen acht Tage in einer Art Bewußtlosigkeit dahin dämmerte und noch gar nicht weiß wo er sich befindet, die erregte Auseinandersetzung hören könne.
Und Pia Danelli, seine sorgsame Hüterin, hat heute zum ersten Male ihren Pflegebefohlenen für kurze Zeit allein gelassen, um — während er „gerade so schön schlief" — einige wichtige Besorgungen zu machen.
(Furlicynng folg,...