Irene Amtsbezeichnungen.
! <SCB.) Mit der Verabschiedung des .Beamtenbesoldungsgesetzes sind auch neue Amtsbezeichnungen in Kraft getreten, die sich zwar im allgemeinen an bisherige Titel anschließen. Nur bei den Lehrern an den höheren Schulen sind wesentliche Aenderungen zu verzeichnen. Die seminaristisch gebildeten Lehrer an höheren Schulen und auf gehobenen Stellen erhalten künftig die Amtsbezeichnung „Oberpräzeptor" und „Oberreallehrer" (bisher Präzeptor und Reallehrer). Die Rektoren der Nichtvollanstalten tragen nunmehr die Amtsbezeichnung „Rektor", die Rektoren der Vollanstalten die Bezeichnung „Ober- ftudienrat" und sämtliche akademisch gebildeten Lehrer an höheren Schulen den Titel „Studienrat" (bisher Oberpräzeptor, Oberreallehrer und Professor).
Rückgang der Preise auf allen Märkten.
Die Frankfurter Häute- und Fellversieigerung brachte ber gutem Besuch Preise, die etwa 50 Proz. unter den Aprilpreisen lagen. Bei den Versteigerungen in Mainz, Offenbach und Hanau erzielten Kuh-, Rind- und Ochsenhäute durchschnittlich 7 75 bis 10 Bullenhäute 8.25 -tt bis 9.10 pro Pfund; Kalbfelle wurden zurückgezogen. — Auf dem Londoner Metallmarkt ist in den letzten Tagen ein starker Preissturz eingetreten, der natürlich auch auf die heimischen Märkte in Verbindung mit der Valutabesserung nicht ohne Einflug blieb. Auch an der Berliner Metallbörse ist ein Sinken der Preise zu verzeichnen. — Auch in den Vereinigten Staaten, so berichtet die Kopen- hagener „Berlinske Tidende" aus Newyork, sind die Preise für alle Waren mit Ausnahme der Lebensmittel, stark gesunken; so fielen z. B. die Preise für Kleider, Unterzeug und Schuhwerk im Laufe weniger Tage um etwa 20 Proz. Gleichzeitig steigt aber der Preis für Weizen ununterbrochen. — Die Preisentwicklung für Garn, Baumwolle und Gewebe bewegt sich seit 22. Mai, nachdem die Preise vom 1. Januar 1920 ab bis dahin sich in stetiger Aufwärtsbewegung befanden, wieder abwärts. Der Preis für Garn betrug am 1. Januar pro Kilo 91 ^<t; am 8. Mai 125—130 -tt, am 22. Mai 105—110 °1t. Baumwolle kostete am 8. Mai 5tz—60 «K pro Kilo; am 22. Mai etwa 52
Gewebe notierten am 1. Januar 9 pro Meter, am 8. Mai 16—17 -K und am 22. Mai 13—11 -K. Die Ermäßigung gegenüber den Höchstpreisforderungen entspricht für Garn-etwa 38 Proz., für Gewebe 28 Proz.
Keine Viehzählung am 1. Zum.
Die Durchführung der Viehzählung am 1. Juni mutz wegen der großen, täglich wachsenden Verbreitung der Maul- und Klauenseuche im ganzen Lande unterbleiben.
Erleichterungen im Kartosfelverkehr.
Durch eine Verfügung der Landeskartoffelstelle sind nunmehr Erleichterungen im Kleinverkehr mit Speisekartoffeln der Ernte 1919 in Kraft getreten. Jeder württ. Kartoffelverbraucher kann 25 Pfund Kartoffeln alter Ernte inner- oder außerhalb seines Wohnorts von einem Erzeuger oder Kartoffelbesitzer unmittelbar erwerben. Der Versand bedarf der Genehmigung des Ortsvorstehers, der die Versandmarken ausstellt. Der zulässige Höchstpr«s beträgt 20 oll für den Zentner im Kleinhandel, der Erzeugerpreis samt Aufbewahrungsgebühr 15.10 Ist. — Um den Preis gibt es bekanntlich schon lange keine Kartoffeln mehr.
Kurzer Wochenbericht der Preisberichtstelle des Deutschen Landwirtschaftsrats vom 15. — LI.Mai.
Die abgelaufene Berichtswoche brachte im Hafergeschaft eine neue Wandlung. Die Reichsgetreidestelle ließ im ganzen Lande durch die Kaufleute unbeschränkt Hafer aufkaufen, wobei sie anscheinend in den Provinzen mehr bezahlte als in Berlin. Hierdurch flössen dem Markte des letzteren von den im Lande Beauftragten manche größere Kaufaufträge zu. Während im regelmäßigen Geschäfte die Entfernung der Abladestation wegen des Unterschieds der Frachten einen Einfluß auf den Preis der Ware hatte, fiel diese Rücksicht bei den für die R.E. zu erwerbenden Mengen fort. Nur für die ostpreußischen Herkünfte wurden etwas niedrigere Preise gezahlt. Der gekaufte Hafer wurde vorläufig den verschiedenen für den Versand günstig gelegenen Speichern der R.E. zugewiesen. Sobald die Einkaufstätig- keit der Behörde bekannt wurde, griff auch der private Futterbedarf wieder kräftiger zu und überbot vielfach die Preislisten der ersteren, so daß diese, um ein Ergebnis zu haben, mehrfach erhöht werden mutzten. Die an der Ber
liner Produktenbörse bezahlten Preise stiegen in der verflossenen Woche von 142 °1t pro Zentner aus 172 oll, also um 30 oll, und es fand dazu wiederholt ein ziemlich lebhafter Umsatz statt, da es an Angebot zu den gesteigerten Preisen nicht mangelte. Aus die anderen Zweige des Pro- duktenmarktes übten diese Vorgänge vorläufig geringen Einfluß. Die Geschäftslage in Heu und Stroh hat sich etwas befestigt. — Aus Amerika wurden für Weizen weitere Preissteigerungen gemeldet, in dem die Weizen-Lokopreis- notierungen in Newyork von 335 auf 337—338 Cents pro Bushel (1 Bushel — 27,2 Klg.) stiegen. Dementsprechend waren auch die Cifforderungen erhöht, doch hat die weiter gebesserte Kaufkraft der deutschen Mark die diesseitigen Ankäufe etwas erleichtert, und cs fanden seitens unserer Einfuhrgesellschaft weitere Anschaffungen, in den letzten Tagen besonders in amerikanischem Western-Roggen statt. Auf inländisches Mehl wurde bisher nicht reflektiert, um die Vermahlung der fremden Ware den deutschen Mühlen, die Kleie der deutschen Landwirtschaft zugute kommen zu lassen. Infolge der für unsere Brotversorgung notwendigen schnellen Hilfe hat man diesmal vereinzelt auch auf unterwegs befindliches bald fälliges Mehl zugegriffen. Bemerkenswert ist, daß die amtlich kontrollierten sichtbaren amerikanischen Weizenbestände, die viele Monate hindurch ganz erheblich den vorjährigen unterlegen waren, nunmehr diesmal mehrere Zahlen als in 1919 aufweisen. Die Marktlage für Mais war an den nordamerikanischen Börsen gegen Schluß der Woche zeitweise recht flau. Teils war der Einfluß günstigen Wetters für die junge Maissaat in de: Union teils die Rückwirkung guter Ernteberichte aus Argentinien daran schuld. Von dort war nicht nur eine an Menge befriedigende Ernte, sondern auch eine gute Qualität des Mais berichtet, und letzteres besonders ist wichtig für eine baldige Verladebereitschaft der neuen Ware. Von Australien liegen Nachrichten über weitere weitverbreitete Regen vor- trotzdem scheint man für die kommende Ernte nicht sehr optimistisch zu sein, da die im Vergleich zu den nordamerikanischen Preisen viel zu niedrig gehaltenen australischen Weizenpreise den Anbau beschränken. Ueber Indiens Weizenergebnis liegen noch keine allgemeinen Nachrichten vor. Eine Schätzung für die Zentralprooinzen beziffert das Ergebnis auf 825 000 Tonnen Weizen oder 15 Prozent mehr als im Vorjahr.
Mutmaßliches Wetter am Samstag rr. Sonntag.
Neben dem Hochdruck sind noch flache Lufteinsenkungen vorhanden. Am Samstag und Sonntag ist sommerlich warmes, aber strichweise mit Gewittern verbundenes Wetter zu erwarten.
Bad Liebenzek, 27. Mai. Im Namen des Reichs wurde neuerdings verliehen: Das Eiserne Kreuz ll. Klasse dem Walter Mäulen und Eugen Kalmbach von hier.
(SCB.) Liebeuzcll, 27. Mai. In der Busch'schen Fabrik sind sämtliche Treibriemen im Wert von 0—8000 -N . g e st o h l e n worden.
(SCB.) Herrenberg, 27. Mai. Rücksichtslose Gauner haben einein Bauern in Oberjesingyn das Rauchfleisch eines ganzen Schweines mit über einem Zentner, das für den ganzen Sommer vorgesehen war, gestohlen.
(SCB.) Stuttgart, 27. Mai. Der württ. Staat schloß als erster der deutschen Bundesstaaten am 30. November 1918 ein auch von den Unabhängigen Crispien und Fischer unterzeichnetes Abkommen mit dem König ab. Die Ausführung des württ. Vertrags durch das Finanzministerium wurde reibungslos vollzogen. Es gelang, alles künstlerisch und geschichtlich Wertvolle aus dem Besitz des Königs dem Lande zu erhalten. Die Verhandlungen stehen unmittelbar vor ihrem Abschluß.
(SCB.) Ochsenhausen. 26. Mai. Die Entstehung der Windhose bei dem kürzlichen Unwetter im Viberacher Bezirk wird der Meteorolgischen Zentralstation Stuttgart folgendermaßen geschildert: Ein schlauchförmiges Gebilde senkte sich von den Wolken herab, schmutzig gelblich grau. Ein anderer Beobachter sah die Windhose vom Eifenbahn- zug aus, dachte an aufsteigenden Rauch und wunderte sich, daß dieser alsbald verschwunden war. Bei Rottum mag die Windhose einen Durchmesser von 11L Klm. besessen haben. Die Breite im Oberwald war wohl größer. Die
Hagelkörner waren in der Mitte dünner als am Rund, was auf sehr rasche Notation während des Fallens und Wachsens hinweist. Richtung der Windhose: Mittelbuch, Rottum, Ehrensberg, Englis.weiler, Oberwald, Rot a. d. R.» Tannheim, Memmingen nsw. Voraus ging fast eine Stunde lang dumpfes ununterbrochenes Rollen des Donners, ein immer unheimlicher werdendes dumpfes Rauschen.
(SCB.) Heidenheim, 27. Mai. In Steinheim ist der Taglöhner Karl Tränkle auf dem Heimweg vom Felde durch einen Blitzstrahl getötet worden. Dasselbe Schicksal ist zwischen Mergelstetten und Bolheim dem Zimmermann Langenbucher, Vater von drei Kindern, widerfahren.
(SCB.) Heidenheim, 27. Mai. Kommerzienrat Zöpp- r i tz hat zu seiner goldenen Hochzeit seiner früheren Stiftung für den Bau einer Kinderschule in Bolheim weitere 10 000 beigefiigt.
Sprechsaal.
Für die unter dieser Rubrik gebrachten Veröffentlichungen übernimmt die Schriftleitung nur die preßgesctzliche Verantwortung.
Noch einmal «Pfingstidyll«.
Die Ausführungen des Herrn H. in der gestrigen Nummer Ihres geschätzten Blattes zwingen mich zu folgender Aeußerung: Der Einsender des „Pfingstidylls" ist ein sehr begeisterter Verehrer der Schönheiten des Schwarzwalds und macht wie Herr H. auch Touren, die mitunter auf mehrere Tage sich erstrecken. Da aber seine Speisekammer bei einem Besuche in der jetzigen Zeit ihm nur 4 öde Wände und einen leeren Fleischschrank bietet — es soll ja auch Leute geben, bei denen es anders aussieht — kann er sich nicht zuhause den Rucksack füllen. Deswegen ist er wie alle Wanderer froh, wenn er unterwegs etwas gegen entsprechende Bezahlung erhält. Ich glaube in der Annahme nicht fehlzugehen, daß Herr Hi auch den Mund nicht verschließen würde, wenn ihm da ein Stückchen Kalb- und Schweinfleisch als Mittagessen angeboten würde. Daß aber der Herr diese ungeheuren Preis fordern» gen befürwortet, indem er sagt, der gute Wirt habe noch zu wenig verlangt, ist doch ein starkes Stück. Es können also die Preisschraubereien luftig weitergehen, wenn es noch Leute gibt, die diesen das Wort reden.
In Triberg erhielten Calwer Herren Pfingstsonntag ein gutes, hinreichendes Mittagessen (auch mit Leckerbissen!) für 8 Mark. Der Easthof in sehr besuchter Saisonstadt verlangt 8 Mark, die Wirtschaft im Landdörfcheu L8 Mark! In einem 1 Stunde von letzterem entfernten Orte gab's Donnerstag eine große Portion Schweinebraten mit Salat für 8 Mark! Schweinefleisch ist also, wie ja bekannt sein dürfte, keine so große Rarität, außer bei uns in der Stadt.
Und dann: Daß der gute Wirt für einen ländlichen Kaffee nach Tisch 2 Mark verlangt, ist Herrn H. das auch recht?
Zum Schluffe: Jeder, der unsere» schöne» Schwarzwald liebt, soll dafür sorgen, daß mau ihn würdigt, soll darauf bedacht sein, daß der Fremdenverkehr im Interesse des Gewerbetreibenden gehoben wird. Der Besuch unserer Gegend wird unterbunden durch solche Beutelschneidereien. Letztere an die Oeffentlichkeit zu bringen und damit dem Gewerbe zu dienen, war der Zweck meiner Zeilen. k.
Kirchliche Nachrichten.
Evangelische Gottesdienste.
Sonntag, 3V. Mai, Dreieiuigkeitsfest. Vom Turm: 1. Predigtlied: 15 „Sollt ich meinem Gott". 8 Uhr: Frühpredigt Missionar Schaible. 1110 Uhr Hauptpredigt Sradt- psarrer Schmid. Die Christenlehre füllt aus. Donnerstag. 3. Juni. 8 Uhr abends Vibelstunde im Vereinshaus, Dekan Zeller.
Katholische Gottesdienste.
Sonntag, den 30. Mai, Dreifaltigkeitsfest. 8 Uhr Frühmesse, ILIO Uhr Predigt und Amt, 112 Uhr Christenlehre, 2 Uhr Andacht. Donnerstag, 3. Juni, Fronleichnamsfest. 8 Uhr Frühmesse, 9 Uhr Hochamt mit Prozession, 2 Uhr Andacht. Freitag und Samstag 8 Uhr abends Segensandacht.
Für die Schriftleitung verantworlich: Otto Seltmann, Calw, Druck und Verlag der A. Olschlägcrschcn Buchdruckerei, Calw.
Amtsgericht Calw.
2m Handelsregister für Gescllschastsfirmcii wurde heute bei der Firma Baumwollspinnerei Calw, Gesellschaft mit beschränkter Haftung in Kentheim, eingetragen: Durch Beschluß der Gesellschafter vom 8. Mai 1920 wurde der Gesellschaftsvertrag vom 14. April 1903,16. 2uni 1911 geändert und ergänzt. Der Zweck der Gesellschaft ist die Ber- P"Eu»g von Rohbaumwolle. Die Dauer der Gesellschaft nicht auf bestimmte Zeit beschränkt. Das Stammkapital '"'ragt wie bisher 450000 Mark. Die Bekanntmachungen n-- Asellschast erfolgen im Deutschen Reichsanzeiger, tz 5 " rags lautet nunmehr: Die Gesellschafter wählen mehrere Geschäftsführer; sofern nicht bei der Oberes bestimmt ist, hat von mehreren Ge- " ^der einzelne das Recht, die Gesellschaft zu "Ä. ^ren Firma zu zeichnen. Geschäftsführer ist ie bisher Diplomingenieur Carl Schmid in Calw.
Den 22. Mai 1920.
Iienstnlödcheu
SAWSW
Architekt Bach,
Mörzheim 'Brötzingen,
Westliche 320.
Oberamtsrichter: Votteler.
Gewandte
sucht am hiesigenPlatze Stelle.
Gcfl. Angeb. unter G. 147 an die Geschäftsstelle d. Bl.
Zu sofortigem Eintritt wird eil«:
Haushälterin
oder eine
Dienstmagd nicht unter 20 Jahren bei hohem Lohn gesucht.
Näheres ln der Geschäfts- stelle des Blattes uno beim Arbeitsanlt Calw.
MWen-Gesuch.
Ein jüngeres, fleißiges
Mädchen
zu sofortigem Eintritt gesucht. Frau Tust. Karcher, Pforzheim, Deimlingstr. 16III.
Maschinen
zu verkaufen. Krauß, Pforzheim, Hafnergafse 411.
Calw.
Dis Berechtigungsscheine
zu den" angemeldeten Kleidungsstücken werden morgen Samstag vormittag 8 Uhr auf dem Rathaus, Zimmer 8. ausgegebe». Die Kleidungsstücke können bei Kaufmann Bender, Bahnhosslraße, gekauft werden.
Calw, 28. Mai 1920.
Stadtschultheißeiiamt: Gähner.
Für Landwirtschaft suche
ich ein
Mädchen
nicht unter 18 Jahren, oder
Knecht
einen
Kaufe ständig
Fleisch
von 16-20 Jahren bei hohem Lohn. Eintritt sofort.
Adam Rexer, _Maisenbach.
Ein fast neues
Sofa
verkauft.
Wer? sagt die Geschäftsstelle d». Bi.
jeder Art, zu Fisch- futterzwecken Ankauf amtlich erlaubt.
A. Gropp, Rohrdorf. Nagold. Telefon 60
Zwecks Ucbernahmc der
Generalvertretung
einer großen, gut cingeführten
Leberrsversicherung'Akttien» Gesellschaft
mit modernen konkurrenzfähigen Tarifen
suchen
wir Verbindung mit solventem Kaufmann oder angesehener Firma der Bank- oder Assekurrenz-Branche
in Calw.
Wir reflektieren nur auf eine energische, arbeitsfreudige Vertretung, die infolge ihrer Beziehungen uns ein erstklassiges Geschäft züfiihren kann. Fixum, Olga- nisationsspesen und hohe Provision stehen zur Verfügung. Ernste Bewerbungen, welche streng vertraulich behandelt werden, wolle man unter Angabe von Referenzen richten unter S. T. 2278 an dft Ala-Haasenficin L Vogler, Stuttgart.
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