beider, Wagen auf, wobei der Arbeiter überfahren und ihm Heide Beine, sowie eine Hand abgedrückt wurde. Er wurde sofort ins städtische Krankenhaus gebracht, woselbst er nach­mittags starb. Den Verunglückten soll die Schuld selbst treffen.

Beim Kirschenpflücken sind in Weil he im in den letzten Tagen fünf Personen von den Bäumen ab- g e st ü rzt, von denen se einer einen Arm-, Knöchel- und Mippenbruch erlitt, wälzend die anderen beiden keine nen­nenswerten Verletzungen erhalten haben.

In Bol he im OA. Herdenheim wurde die 76 Jahre plte Witwe Skandennmyer von einem Radfahrer üb er­fahren und hat schwere innere Verletzungen erlitten, de­nen Sie erliegen wird.

' Aus Schon ach im badischen Schwarzwald wird ge­meldet: Das bedeutende Holzsägewerk von Fleig in Schonachbach wurde heute früh 4 Uhr ein Raub der Wammen. Alle wertvollen Maschinen sind vernichtet. Ter Schaden ist sehr groß. Gasthaus und Fremdenpension zum Hirschen", in Douristenkreisen unter dem NamenBach- sörg" weit bekannt, war äußerst gefährdet, blieb aber! Hank raschem Eingreifen der Triberger und Schvnacher Wehren vom Feuer verschont.

Im Bezirk Hofheim (Unterfranken) ging Donners­tag Nachmittag gegen 4 Uhr ein schweres Unwetter nieder, das großen Schaden anrichtete. In Kerbfeld wurde her jnngverheiratete Oekonom Anton Kerzinger und seine Ehefrau vom Blitz erschlagen. Auf der Goßmannsdorfersteig- unweit Hosheim scheuten infolge hes Unwetters die Pferde des Zrm.entwarenfabrikanten Puhlfeller sen. Letzterer wurde vom Wagen geschleudert hnd brach das Genick.

In dem Münchener Vorort Pasing hat ich ein schweres Automobilunglück ereignet. Ein mit vier Perso­nen besetztes Automobil stürzte in der Nähe der Starnberger Unterfahrt eine steile Böschung hinab. Ter Führer, Chauf­feur Wagner, war tot; drei Verkehrsschüler wurden verletzt.

In Verona ist ein Neubau eingestürzt. 5 Arbeiter wurden getötet und zahlreiche verletzt.. Man befürchtet jedoch, daß noch weitere Opfer unter den Trüm­mern liegen.

Auf der Flucht erschossen.

Aus Meßstetten OA. Balingen wird berichtet: Ein Landjäger von Ebingen verhaftete hier gestern drei Zigeuner. Als einer die Flucht ergriff, schoß der Landjäger nach ihm und traf ihn in die Nieren, so daß, er bald darauf starb. /

Die Erdbeben in Grieche nland.

In Athen werden Hilfsaktionen für die Opfer der Erdbebenkatastrophe eingeleitet. Immer neue, Ungliicksbvtschaften treffen ein. Cavari soll dem Erd­boden gleichgemacht sein und die Zahl der Opfer, die aus den Trümmern hervorgeholt wurden, 100 weit über­schreiten. Außer Cavari sind noch zahlreiche Dörfer der Provinz Elis zerstört worden. Tie Bevölkerung kampiert im Freien.

Infolge des Erdbebens in der griechischen Provinz Dlis find in dem Torfe Chavari 400 Häuser ein­gestürzt, etwa 30 Personen getötet und viele verletzt. Auch die benachbarten Ortschaften haben sehr gelitten. In Amalias sind sämtliche Häuser unbewohn­bar geworden. In Pouhioti sind vulkanische Erup­tionen erfolgt. Tie Erderschütterungen wurden auch in Patras, Pyrgvs, Kalamae, Tripolis und Meslongion verspürt. Aus zehn weiteren Orten wurden Tote und Ver­wundete gemeldet.

Das New-Aorker Chinesen-Viertel.

(Zur Ermordung der Elsie Sigel).

In den späteren Abendstunden kann man vom oberen Broadway in Newyork riesenhafte Automobile, die an fünfzig Personen bequem Platz bieten, reich mit Lampions geschmückt, gegen die untere Stadt sausen sehen. Tie Insas­sen haben den gespannten Ausdruck im Gesichte, mit welchem Man etwas Absonderlichem entgegengeht, das durch einen kleinen Schuß Gefahr pikanter gemacht wird. Unter der Leitung eines erprobten Detektivs werden sie um eine feste. Taxe, Gruseln mit inbegriffen, in die Geheimnisse hes Chinesenviertels eingeführt. Sein Eingang liegt an einem der merkwürdigsten Kreuzungspunkte nationaler Quartiere dieser internationalen Stadt. Nur ein Steinwurf jtrenntKleinitalien" vonChina", dieses wieder von -Kleinungarn". Zwischendurch ist Griechenland, Spanien, »Rumänien eingeprengt. Die Schulen dieser Gegend ha­ben wohl das merkwürdigste (öemisch von Rassenkreuzung jaus ihren Bänken sitzen, da- man nur irgendwo auf der Welt finden rann. Die St: aßenjugend, die im Sommer bis tief in die Nacht die Frßsteige blockiert, übt sich in einem polyglotten Geheul, welches das Ursprüngliche der Indianer an Schallkraft weit hinter sich gelassen hat.

Aus diesem Gewirr von Gassen, Gäßchen und selbst Bruchstücken von solchen fällt Chinatown doch schon auf den ersten Blick ins Auge. Seine eigentümlichen Beleucht­ungskörper, seine krausen Schriftzeichen, auf lange Schil­ber und fliegende Fahnen sorgfältig gepinselt, das teilweise vergoldete Schnörkelwerk der Restaurationen, die fast Haus an Haus liegen, nicht zuletzt das Gewimmel seiner bezopften Bewohner, geben diesem Newyorker Winkel einen exoti­schen Anstrich, der übrigens ganz bewußt und mit sehr sch martern Geschäftsgeist auf eine gewisse Theaterwirkung Angeschnitten ist. Chinatown ist Schaustück für die Frem­den. Jeder Bewohner weiß das und fühlt sich mitverant­wortlich dafür, daß der Dollar ström, welcher Abend für Abend aus der Tasche der naiven Gläubigen abfließt, Nicht zum Stocken kommt. Wo inan diesen mit der nö­tigen Geheimnistuerei und der unfehlbaren Sicherheit von .Routiniers vorführt, ist der Joßtempel, das Theater mit den unverständlichen, aber auch unendlichen Schauspielen, das Restaurant mit der absonderlichen Speisenkarte, auf der Haifischflvsseu, Rattenschwänze, Ragouts von unde­finierbarer Provenienz, über Wunsch chinesisch kredenzt, ge­führt werden, offen. Läßt man noch ein paar Dollars

springen kann man auch unter dem erhöhten Schutze eines weiteren Detektivs in Häuser eindringen, die sich Opium­höhlen nennen. Ich sage nennen, denn auch sie sind im Grunde nichts anderes, als Kulissen, dieOpfer", dir auf den Pritschen in Verzückungen herumliegen, Komö­dianten, denen es Spaß macht, denweißen Teufeln" Wonnen vorzuspielen, die sie in Wirklichkeit in ganz ande­ren, unzugänglichen Schlupfwinkeln genießen.

'Das ist eine, gewissermaßen offizielle Vista der Chinesenstadt. Eine andere trägt, und zwar wahrheitsge- mäß, das Gesicht des erfolgreichen Handels und Wan­dels. Es wäre natürlich gefehlt, auf grund jener Erschein­ungen, von denen noch gesprochen werden soll, das ganze Chinesenviertel als eine große Verbrecherhöhle, seine Be­wohner als eine kompakte Masse von Strafbaren hinzu­stellen. Das legitime bürgerliche Geschäft blüht auch in diesen seltsamen Gassen, die gar manchen beherbergen, der ein ehrlich erworbenes Vermögen sein Eigen nennt. Auch hier ist vieles Fremdenindustrie, aber von der mehr gut­mütig gaunerhaften Art, wie man sie auch anderwärts an- trifft. Daneben gibt es Großhändler, die weit ins Land hinein einen schwunghaften Handel mit den Produkten des Orients treiben. Sie haben ihre eigenen Organisationen, an deren Spitze Männer, denen man auch in Wallstreet, an den anderen Knotenpunkten amerikanischen Güteraus­tausches begegnen kann.

Interessanter freilich und in seiner ganzen Gefährlich­keit wohl nie ergründet ist jener Teil des Bezirkes, in dem man eine Auslese der perversen, auf den niedrigsten Leidenschaften ausgebauten Verbrechen finden kann, die von außen hin von der Polizei verfolgt und ausgerottet werden, um unter dem Schutze des allmächtigen Dollars ruhig weiterzubestehen. Hier herrscht in Wirklichkeit König Opium. Denn Spielhäuser, all die verrufenen und ge­heimnisvollen Spelunken, in welchen den widerwärtigsten Lüsten gefrönt wird, beziehen ihre Kundschaft auf dem Um­wege über jene wohlgehüteten Stätten, in welchen man, sicher vor dem Ueberfall eines mit demEhrenkodex" eventuell noch unvertrauten Polizisten, das gefährliche Gift auf sich einwirksn lassen kann. Neben dem Opium ist es übrigens das Kokain, dem in neuerer Zeit besonders gefrönt wird, von einer Kundschaft, die sich nur zum Teil aus den Bezopften selbst rekrutiert. Der Rest ist Society, Ame- rikanertum beiderlei Geschlechts, das, müde aller zulässigen Sensationen der Wirklichkeit, begierig nach jenen, einer an­geblich schöneren Traumwelt greift. Unter ihnen wieder Frauen, die das strenge, allerdings rein äußerliche Puri- tanertum ihrer Tage gegen die Zügellosigkeit von Nächten eintauschen, welche den sicheren Verfall bedingen.

Fälle wie jener der unglücklichen Elsie Sigel müs­sen im Auslande noch weit größere Sensation Hervorrufen, wie an Ort und Stelle selbst. Man ist daselbst gewohnt, in der Amerikanerin einen Hort bürgerlicher Tugend zu sehen. Die Ehrerbietung, mit welcher selbst der wenig kultivierte Mann ihr begegnet, erhebt sich zu einer Art von höherem Wesen, das sie in vielen Fällen durchaus nicht ist. Be­sonders in jenen Kreisen, in welchen die Frau als das Produkt verfeinertster Kultur, erlesenster Nerven erscheint. Hinter der Strenge, dieser Sonntagsschulgesinnungen, hin­ter der Maske leidenschaftsloser Kühle sitzen vielfach die bösester: Lüste. Wer die Geheimgeschichte des Newyorker Lasters wahrheitsgemäß schreiben wollte, müßte der ameri­kanischen Frau ein besonders trauriges Kapitel einräumen. Traurig schon deshalb, weil sie aus einer planmäßig fest­gehaltenen Heuchelei heraus sündigt. Vielfach mit gott­gefälligem Augenverdrehen und unter dem Mantel christ­licher Nächstenliebe.

Sv groß wieder nach- außen hin die für die gelbe Rasse zur Schau getragene Abneigung ist, so seltsam und vielfach unerklärlich ist die Anziehungskraft die sie in Wirklichkeit auf gewisse Frauenkreife Amerikas ausübt. Vielfach zunächst als die Vermittlerin der ver­botenen Freuden. Vielfach auch, weil die verführerische List und Gewandtheit der kleinen Gelben so lange unter­schätzt wird, bis sie die Opfer am eigenen Leibe verspüren. Anders wäre die dominierende Rolle, welche die Chinesen als Zuhälter und auch sonst in der Prostitution spielen, gar nicht zu erklären. Dias Außerordentliche des Falles Sigel liegt ja nur in dem tragischen Ende, und vielleicht nicht einmal darin, sondern in der Tatsache, daß es bekannt wurde. Hunderte von gleich Unglücklichen, deren Spuren in der Viermillionenstadt für immer verschwinden, mögen den gleichen furchtbaren Weg gegangen sein. Tenn die Ver­brechergemeinde der Chinesenstadt hat ihre eigene Regier­ung, ihre streng geschlossenen Organisationen, die oft und oft von staatswegen entdeckt und angeblich zertrümmert worden ist, von der man aber immer wieder einen Zipfel lüften kann, wenn die zwei großen feindlichen Parteien, welche unter den Newyorker Chinesen bestehen, aneinander geraten. Mit einer Wildheit, gegen die Maffia und Blut­rache noch zahm erscheinen, die in Augenblicken groß an- wächst bis zum Verrate der sorgsarust gehüteten Geheimnisse und ein Labyrinth menschlicher Verkommenheit zeigt, das freilich nur bestehen kann, weil es für jede Form von Ver­brechen in Newyork gerade unter jenen, die zu seiner Abwehr berufen sind, käufliche Beschützer gibt.

Mehr als einmal ist so schreibt man demNeuen Wiener Tagblatt" ernstlich der Versuch gemacht wor­den, diesen Geheimnissen den Boden zu entziehen. Es ist im wahren Sinne des Wortes ein doppelter Boden. Mit Falltüren, unterirdischen Gängen, die unkontrollier­bar verschwinden. Als beim Erdbeben von San Francisko und den darauffolgenden tagelangen Bränden fast die ganze dortige Chinesenstadt zu gründe ging, fand man Wochen später unter Schutt und Trümmern, tief in der Erde, eine zweite, katakombenartige Stadt vor, Vielfach -wird es in Newyork auch nicht anders sein, denn sonst wäre es un­erklärlich, wieso der Arm des Gesetzes, selbst wenn er sich im ehrlichsten Eifer erhebt, fast immer danebenschlägt. Was jetzt die Spalten aller Blätter füllt, ist in Newyork lange kein Geheimnis mehr. Man vergißt nur vorüber­gehend daran. Genau so, wie man auch nach dem Fall Sigel wieder vergessen lernen wird, dien ist nur die Tat­sache, schärfer gesagt der Beweis, daß die Missionstätig­keit, der sich seit einigen Jahren Damen aus der guten Gesellschaft mit so viel Eifer zugewandt haben, nicht dem wahren Gott gegolten hat, daß nicht die gelben Männer, sondern die weißen Frauen dieBekehrten" gewesen sind.

Auch darüber ist vielfach schon gemünkelt worden. Aber ich wiederhole: der Respekt vor der Tugend der Amerikanerin ist so groß, daß man öffentlich erst dann zu zweifeln wagen darf, wenn schon die furchtbarsten Beweise vorlisgen. Tenn ebenso wie es verkehrt und durch nichts zu recht- fertigen wäre, nunmehr in jedem Chinesen die gefährliche Bestie, zu sehen, ist die Majorität der Amerikanerinnen na­türlich in ihrem Denken und Empfinden durchschnittlich so gesund wie ihre europäische Schwester. Auch die Tugend der Newyvrkerin wäre zweifellos unanfechtbar, wenn nicht die Riesenstadt nebst ihren natürlichen Verlockungen so viele sichere Schlupfwinkel für das Unnatürliche bilden würde. So mag es kommen, daß das illegitime Laster dem legitimen über den Kopf wächst. Für diese Seltsamkeit aber bietet das Chinesenviertel den trefflichsten Nährboden. Was als Laune einer schwachen Stunde beginnt, endet da drunten oft im widerlichsten Elend. Man hat tausende Briefe von weißen Frauen bei dem einzelnen Verführer gefunden. Jahr um Jahr aber sind Zehn tausende von weißen Mädchen den Verschlagenheiten jener Länder zum Opfer gefallen, die es nicht einmal der Mühe wert hielten, ihren Kopf für die Sicherheit ihres Geschäfts­betriebes zu opfern. Hinter dem Fall Elfte Sigel steht noch etwas wie der Schein von Liebe, Eifersucht, Kampf zweier Männer um das begehrte Weib. Das erscheint, an den typischen Fällen der Chinesenstadt gemessen, fast ideal. Denn was da unten betrieben wird, vom Opiumhandel bis zum Mord, vom Schacher mit Haifischslossen bis zu jenem mit Menschenleibern, ist kaltes, leidenschaftsloses, geldgie­riges Geschäft, das einen triumphanten Beigeschmack er­hält, weil das Opfer so oder so der Hankee ist, der sich dem Alltag lang dem chinesischen Eindringling weit über­legen dünkt, die Dankeelady, die mehr als einmal den Abscheu darüber nicht unterdrücken kann, daß. sie versehent­lich ein Gelber gestreift hat.

Gerichtssaal.

Strafkammer Heilbronn.

Eine jugendliche Diebesbande.

Auf der Anklagebank saßen 5 junge Burschen aus Kochendorf: 1. der 17 Jahre alte Bergmannssohn August Rapp, 2. dessen 16 Jahre alter Bruder Gottlob Christian Rapp, 3. der 15 Jahre alte Hermann Kutt- ruff, 4. der 14 Jahre alte Schmiedlehrling Karl Josef Gottselig, und 5. der 18 Jahre alte Taglöhner Ludwig Oesterle, die sich wegen Diebstahls zu verantworten hat­ten. Daneben saßen zwei Frauen, die 44 Jahre alte Tag- löhnersehefrau Friederike Halb, die Mutter des Ange­klagten Kuttruff, und die 47 Jahre alte Wirtsehefrau Luise Frank, geb. .Leibfried, von Kochendorf, die sich wegen Hehlerei bezw. Beihilfe zum Diebstahl zu verantworten hatten. Tie fünf Burschen hatten ein Komplott geschmie­det, dessen Seele der Angeklagte August Rapp war. In der Zeit von November 1908 bis Januar 1909 sind die fünf Angeklagten teils gemeinschaftlich, teils abwechslungsweise allein ca. 8mal in den Keller des Wirts Krebs zum Würt- temberger Hof in Kochendorf eingeschlichen, wobei jedesmal einer Wache stand, und haben daraus mehrere Stücke Rauchfleisch im Gesamtgewicht von 3050 Pfund, mehrere Kannen Wein, verschiedene Gläser mit Gsälz und eine größere Anzahl Eier gestohlen. Tie Diebstähle hatten sie zur Nachtzeit ausgeführt. Von den gestohlenen Sachen verbrachten sie teilweise Eier und Rauchfleisch in die Woh­nung des Kuttruff, die von dessen Mutter in der Haushalt­ung verwendet worden seien. Dias übrige haben die An­geklagten miteinander verzehrt und den Wein in einer ande­ren Wirtschaft getrunken. Die Angeklagte Luise Frank soll den Angeklagten zu dem Weindiebstahl eine emaillierte Kanne gegeben und sie zu dem Diebstahl aufgenruntert haben. Den Angeklagten August Rapp und Kuttruf wird weiter zur Last gelegt, daß sie von der Thüre eines Spe­zereiladens einen Schlüssel weggenommen haben, um auch dort einen Diebstahl ausführen zu können. Der Angeklagte Gottlob Rapp, der während seiner Untersuchungshaft er­krankte und ins Spital verbracht wurde, hat dort einem anderen Kranken seine Kleider weggenommen und ist da­mit verduftet. Cr ging nach Hause und hat dort eigene Kleider geholt und einem Nebenknecht ein Paar Strümpfe mitgenommen. Ter Angeklagte Gottselig hat in einer Badeanstalt einem Burschen 1 M 40 Pfg. gestohlen. Tie fünf Burschen sind geständig, Von den Angeklagten er­hielt August Rapp und Hermann Kuttruff wegen eines Vergehens des schweren und eines Vergehens des einfachen Diebstahls je eine Gefängnisstrafe von 2 Mona­ten 3 Wochen, Gottlob Rapp erhielt eine Gefängnisstrafe von 1 Monat 18 Tagen, Karl Gottselig erhielt eine Ge­fängnisstrafe von 2 Monaten 1 Woche, Ludwig Oesterle eine Gefängnisstrafe von 2 Monaten 15 Tagen. Tie An­geklagte Friederike Hald erhielt wegen Begünstigung eine Geldstrafe von 10 M, die Angeklagte Luise Frank wurde fr ei gespr ochen. Die Angeklagten haben, soweit ihre Beurteilung erfolgte, die Kosten zu tragen. , -

Ueber die Frage der Haftbarkeit des Wirres

bei Unfällen fällte kürzlich die Zivilkammer II. in Mann­heim eine wichtige Entscheidung. Bei einer Weihnachtsbe- schernng eines Vereins begab sich ein Gast durch den dunklen Nebenraum, dessen Verbindungstüre nach dem Saale ge­öffnet aber verstellt war, nach dem vorderen Wirtschafts- lokale, stürzte aber am Ende des Nebensaales eine Treppe von 12 Lttufen hinunter, wodurch er einen 'Schädelbruch und eine Gehirnerschütterung erlitt, die eine Arbeitsun­fähigkeit von einem Vierteljahr verursachte. Ter Gast strengte eine Klage auf Zahlung von 1000 M. Schmerzens­geld an und auf Zahlung einer Differenz zwischen seinem früheren und seinem jetzigen Verdienste in Höhe von 80 Mark monatlich. Ter beklagte Wirt beantragte Klage- abweisung. Der betr. Verein habe nur den .Hauptsaal ge­mietet gehabt. Er (der Kläger) hätte, als er gesehen hatte, daß der Saal mit Gerätschaften verstellt und unbeleuchtet gewesen sei und für keinen Verkehr nach der vorderen Wirt­schaft eingerichtet, sofort wieder nmkehren sollen. Tie Zi­vilkammer erkannte auf Klageabweisung mit der Begründ­ung, daß ein Gast sich durch ihm unbekannte Räume nicht dnrchdrängen darf und nach einem Ausgang suchen, von dem er gar nicht wisse, wohin er führe. Wer dies trotzdem unternehme, tue dies auf eigene Gefahr.