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mit Erzähler vom Achwarzwald.
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Lelelon »r. 41.
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Amtsblatt für die L>tadt N)ildbad.
verkündigungsblatt
der itgi. Forstämter lvildbad, Meistern, Lnzklösterle rc. während der Saison mit
amtl. Fremdenliste.
Montag, den IS. Juli 1SVS.
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SS. Jahrgang.
Gegen die Steuerreform des schwarzen Blocks.
An den: Tage, an dem die neue Reichstagsmehrheit die letzten Beschlüsse über die neuen ReichMeuern faßje, entstand spontan folgender Artikel:
Ist das die Reform?
Nun ist so ziemlich alles unter Dach und Fach, was an neuen Steuern unsere Regierung benötigt. Und beim Anblick der buutgewürfelten Steuerskala beschleicht uns ein sonderbares Gefühl, ein Gefühl, das uns zum Ausruf drängt: „O weh, wir haben gesiegt!" Gesiegt insofern, als es der neuen Mehrheit gelungen ist, den Block lahmzulegen, die Er^ban- fallsteuer vom tändlichen Besitz abzuhalsen und die Finanzreform zu Ende zu führen. Allein dieser Sieg wird uns durch eine starke Dosis Wehrmutstropfen vergällt; denn nie war das Wort von der „missra eoutribusns plsbs" von der armen, st e n e r z a h l e n d e n Masse mehr am Platze, als bei der Unmasse neuer indirekter Steuern, die von der jetz i- gen Mehrheit des Reichstages dem Volke be- scheert worden ist.
Bei einer Belastung des deutschen Volks um eine halbe Milliarde i^xuer Steuern, zu der noch mindestens 100 Millionen an Erhebungskosten, Gratifikationen an die Bundesstaaten, Liebesgaben an privilegierte Klassen und ähnliche Aufwendungen kommen, sollte man es eigentlich für selbstverständlich halten, daß wenigstens alle Kreise und Schichten des Volkes etwas zu den neuen Steuern beitragen, wenn auch nicht nach ihrer Leistungsfähigkeit. Diese Annahme wäre indessen ein Irrtum. Es gibt eine Klasse, die nicht bloß nichts zu zahlen hat, sondern die noch profiliert, das ist der Großgrundbesitz. Unsere Z e n t r u m s a b g e- ordneten hätten nie und nimmer zugeben dürfen, daß der Großgrundbesitz ungeschoren davon kommt, man hätte ihn zum mindesten mit einer geeigneteren Steuer an Stelle der Erbschaftssteuer treffen müssen oder die Liebesgaben ihm etwas mehr beschneiden sollen. Allein es ist nun einmal die Klage derjenigen Parteigenossen, die auch einmal einen Blick hinter die Kulissen der Fraktion zu werfen vermögen, daß diejenigen Abgeordneten, die Großgrundbesitzer und zudem noch von Adel sind, einen viel zu großen Einfluß in der Fraktion ausüben, und dann, daß auch manche von unseren bürgerlichen Abgeordneten — leider sei es gesagt — ihre demokratischen Ansichten, die sie bei Agitationsreden kundgeben, mit ihrer Handlungsweise in Berlin nicht in Einklang zu bringen vermögen. Die Wähler erkennen an, daß das Zentrum in erster Linie zu einer Lösung der Finanzreform beigetragen hat — allein uneingeschränktes Lob über die Art und Weise der Lösung kann nur der spenden, der überhaupt kein selbständiges Urteil besitzt oder unter allen Umständen die Taten der Fraktion zu billigen sich angewöhnt hat.
Ferner hätte das Zentrum niemals zugeben dürfen, daß das mobile Kapital im Gegensatz zur breiteren Masse des Volkes in solch geringem Maße zur Finanzreform herange- zogen wird. Nur 130 Millionen Lerkehrssteuern stehen 350 Millionen Konsum- oder indirekten Steuern gegenüber. Die eigentliche Last liegt auch nicht aus dem mobilen Kapital, das mehr schikaniert als ernstlich besteuert wird, sondern auf der konsumierenden Masse. Jedes Täßchcn Kaffee und Tee, jedes Glas Bier, je« des Gläschen Schnaps wird verteuert. Wie hoch sich für den einzelnen die Mehrbelastung stellt, das läßt sich natürlich schwer berechnen, weil es dabei nicht bloß auf die Steuer selbst, sondern auf den Zwischenhandel ankommt, der natürlich wieder seine Zuschläge zu der Steuer macht. Dazu kommt noch die Tabaksteuer mit 43 Millionen. Das sind zusammen 260 Millionen auf den Konsuln der Masse. Von der Licht- und Zündholzsteuer ganz zu schweigen. Schlägt man dazu 30 Prozent für den Zwischenhandel — was eher zu wenig als zu viel gerechnet ist — ,so kommt man auf 400 Millionen, um welche der Konsum der Masse belastet wird. Das würde auf einen Arbeiterhaushalt etwa 50 Mark im Jahre ausmachcu, wohlgemerkt bei einem Manne, der jährlich nur 700 bis 1000 Mark verdient.
Das ist doch keine F i n a n z r e f o r m, wie sic der Masse der Z e n t r u m s w ä y l e r und dem Volk entspricht.
Wohl geben wir zu, daß die neue Mehrheit auf eine starke Nachgiebigkeit und Kompromißlerei mit der Regierung angewiesen war, um irgend ein positives Resultat zu erzielen. Doch das Tempo, in dem die neuen Steuer n in den letzten Tagen durchgepaukt wurden, gefiel uns nicht. 135 Millionen Verkehrssteuern und 200 Millionen Konsumsteuern hätten vorerst genügt; die Regierung hätte sich zufrieden geben müssen. Bis Herbst hätte man neue Steuern für das mobile Kapital schon weiter herausschlagen können. Denn 350 Millionen Konsnmsteuern nebst 45 Millionen Mark Liebesgaben an die Agrarier ist ein bißchen zu viel. Das ist schon keine ansgleichende Gerechtigkeit mehr. Man glaube nur nicht, daß das Volk mit der Haltung der neuen Mehrheit vollständig einverstanden ist. Es werden ganz erbitterte Stimmen laut namentlich in industriellen Kreisen. Und auch wir können nicht umhin, nach der Ablehnung der Erbanfallsteuer im Hinblick auf die neue Mehrheit leider zu zitieren:
„Inoiäit in LoMain, gut vult vitars Obar.vpäin,"* *)
Diesen Artikel müssen unsere Freunde aus bewahren. Er offenbart, ungeschminkt und unbeeinflußt von der Parteidirektive, die wahren Gefühle und lieber zeug un gen in den Zentrumskreisen. Dem „Schwarzwälder Volksblatt" (früher „Horber
*) Wird meist in folgender Form zitiert:
„Inoiäis in 8oMam, oupisns vitars Obar^bäin,"
Während du wünschest, die Charybdis zu meiden, verfällst du der Scylla."
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Chronik"), das diesen Artikel in seiner Samstagsnummer veröffentlichte, muß man dankbar sein für den Mut und die Selbständigkeit, womit dieses Zentrumsorgan die Empfindungen vieler Zentrumswähler ausgesprochen hat.
Würckembergisch r Landtag.
Kammer der Abgeordneten.
Stuttgart, 16. Juli. Tie Zweite Kammer besprach heute in der fortgesetzten Beratung des Finanzetats zunächst die dienstlichen Verhältnisse der Steuerwächter. Tie Kommission stellte den Antrag: „Die Regierung zu ersuchen, für die Steuer aufseher bei auswärtigen Dienstverrichtungen eine entsprechende Erhöhung der Streisgeldzuschüsse, ferner eine Einschränkung und Belohnung des Nachtdienstes der Steneraufteher in Erwägung zu ziehen; ferner, den Angehörigen der Steuer- wache im Sinn des Kammerbeschlusses vom 16. Juli 1967 die Gründung von Standesvereinignngen zu gestatten und die ungeschmälerte Ausübung des Petitions- und Beschwerderechts zu sichern." Der Abg. Hanser begründete in einstündiger Rede den Antrag, dem sich auch namens der Volkspartei her Abg. Eisele vollinhaltlich an schloß,. Der Finanzminister v. Geßler war etwas unwirsch über die vielen vorgetragenen Details, zur Sache selbst sagte er, es sei nicht möglich, auf die Streifpläne der Steuerwächter zu verzichten oder die Nachtkontrolle einzuführen. Die Streifgeldzuschüsse seien erst im letzten Etat von 50 ans 100 Mark erhöht worden. Eine weitere Erhöhung wäre eins Verbesserung der Gehaltsbezüge, die nur im Zusammenhang mit einer allgenreinen Gehaltsaufbesserung in Erwägung gezogen werben könne. Bezüglich! des Koalitionsund Beschwerderechts seien entsprechende Einleitungen getroffen worden. Nach; weiteren Bemerkungen beantragten die Abg. Hanser und Eisele, die kgl. Regierung zu. ersuchen, eine Aufhebung der Streispläne in Erwägung zu ziehen. Demgegenüber trat der Abg. Nübling (Bauernbund) dafür ein, daß an der halbmilitärischen Organisation der Steuerwächter festgehalten werden solle. Nachdem noch der Abg. Keil für das Koalitions- und Beschwerderecht der Steuerwächter eingetreten war und der Minister wiederholt seinem Mißfallen über die Behandlung der Sache Ausdruck gegeben hatte, wurde der
Gegen die Befreier des Geistes sind die Menschen am unversöhnlichsten im Haß, am ungerechtesten in der Liebe.
Nietzsche.
Die letzten Tage von Messina.
22) Roman von Erich Friesen.
(Nachdruck verboten.)
Am Ende des Parks liegt ein kleines Boot am Strande.
Clelia kettet es ab vom Pflock.
Ein paar Ruderschläge — —
Leise gleitet es hinaus aufs Meer.
Ha, wie die Sonnenlichter über den ruhigen Wasserspiegel dahinzittern und tief hinein den Meeresgrund erhellen!
Welch- wundersame Zanberwelt da unten! . . .
Leuchtende smaragdgrüne Grasflächen mit flammenden Blumen. Ueppig bemoste Felsblöcke in magischem Grün. Strahlende Scmdslächen, von denen farbenschil- lernd«e Steine gleich« riesigen Juwelen heraufblitzen. Und daneben tiefschwarze Abgründe — zu tief für die tanzenden Sonnenstrahlen . . .
Clelias Augen können sich« nicht satt sehen an dieser fast überirdischen Pracht.
Ach, wie herrlich wäre es, wenn sie jetzt nicht allein im Boot säße! Wenn ein andres Wesen, dessen Seele mit her ihren verbunden ist, bei ihr wäre! Wenn sie den treuen Druck einer kräftigen Hand fühlte, in welche sich die ihre warm, hineinschmiegt.--
Aber ach; dieser Eine ist — tot!
Clelia zieht hie Ruder ein und läßt das Boot an Land treiben.
Da gewahrt sie eine dunkle Männergestalt, die am Anlegeplatz auf sie zu warten scheint und beim Nahen des Bootes höflich den Hut lüftet.
Leist neigt sie das Haupt zum Gegengruß.
Ter Marchese Äudovico Martinelli aber zieht galant das Boot an Land, Hilst ihr beim Aussteigen und schreitet an ihrer Seite den Strand dahin. ,
Er ist. überaus zart in seinem Benehmet Hem
scheuen jungen Mädchen gegenüber. Mit sanften, aber eindringlichen Worten «sagt er ihr, wie ihre traurige Lage ihn rühre, wie er den großen Wunsch hege, sie und ihren Vater vor aller Not zu beschützen. Wie dies jedoch nur inögl-ich sei, wenn sie ihm ein Recht dazu gäbe — mit einem Wort, wenn sie sich« entschlösse, seine Werbung um ihre Hand anzunehmen.
Ruhig, ohne jede Spur von Erregung, hört Clelia zu.
Kein mädchenhaftes Erröten. Kein stärkeres Pochen des Herzens.
Aber auch kein Entsetzen bei dem Gedanken, ihr Leben fortan an der Seite dieses Mannes verbringen zu sollen.
Seit der Nachricht von Orlandos Tod hat sie die Empfindung, als sei ihr Herz erstarrt, als könne es nie mehr aufjubeln in seligstem Glück. . . aber auch nie wieder zusammenschanern in wilder Verzweiflung.
„Herr Marchese —" erwidert sie leise, und groß und voll richten sich ihre Augen auf ihn — „Sie wissen wohl nicht, daß ich seit mehr als vier Jahren verlobt war—"
„Ich weiß es," fällt er rasch ein. „Ihr Herr Vater- Hat es mir gesagt."
„Auch, daß ich meinen Bräutigam von ganzem Herzen liebte? Ja, daß ich' ihn noch immer liebe?"
„Auch das."
„Und trotzdem wollen Sie —"
„Trotzdem."
Ein leiser Seufzer hebt ihre Brust.
„Wollen Sie mir Bedenkzeit gestatten, Herr Marrchese?"
„Gewiß, Signorina. Aber ich' bitte zu berücksichtigen, daß mein Glück von Ihrer Antwort abhängt."
Zustlinmend üeigt sie das Haupt.
Nicht sieht sie den lauernden Ausdruck in seinen halbgeschlossenen Augen. Nicht den grausamen Zug um den sie freundlich anlächelnden Mund.
Sie hat es nicht gelernt, hinter der Maske das wahre Gesicht eines Menschen zu erkennen.
Mit einem wehmütigen Lächeln reicht sie ihm zum Abschied die Hand, die er ehrfurchtsvoll an seine Lippen zieht.
«Er weiß«, sein Spiel ist gewonnen.
Trotz der Bedenken seiner Schwester! Trotz seiner
Vergangenheit, die wie ein dräuendes Gespenst zu ihm Herüberdüstert!
Seine Laune verlangt nach dieser holden Mädchen- blüte.
lind der Marchese Ludovico Martinelli ist nicht gewohnt, sich irgend eine Laune zu versagen.
10.
Einige Wochen sind vergangen.
Mählich beginnt die gedrückte Stimmung, die seit der Messina-Tragödie aus Palermo gewuchtet, zu schwinden.
Die Verletzten, die in deu Hospitälern oder auch! in Privathäusern untergebracht waren, sind entweder ihren Wunden erlegen oder als geheilt entlassen. Die Flüchtlinge aber, denen man aus Barmherzigkeit woch«enlang Asyl gewährte, haben sich in die weite Welt zerstreut, um sich« irgendwo, fern von der Heimat, ihr kärgliches Brot zu verdienen.
«Der Trubel, der noch« bis vor kurzem jeden in die Bahnhofshalle einfahrenden Zug empfing — vorüber. Keine neuen Flüchtlinge mehr und keine Verwundete.
Ruhe jst wieder eingezogeu in Palermo.
Unter den wenigen Passagieren des heutigen von Messina kommenden Nachmittagszuges fällt besonderrs ein hochgewachsener, etwas bleicher junger Mann auf.
Ter feucht-heiße Schirokko, der den ganzen Tag Sizilien überglutete, so daß Mensch wie Tier schlapp und schlaff war und nach einem dahertändelnden frischen Lüftchen lechzte, scheint auch ihm arg zugesetzt zu haben.
Ganz erschöpft steigt er aus einem Coups II. Klasse, winkt einen der vor dem Bahnhof haltenden Wagen heran und ruft dem Kutscher die Adresse zu:
„Santa Agata-Hospital!"
Nach wenig Minuten schon hält der Wagen vor dem hohen schmucklosen Gebäude. Ter Pförtner öffnet, und der junge Mann fragt nach Herrn Tr. Röder.
Der Bescheid, der Herr Doktor sei heute nicht mehr zu sprechen, scheint den Freunden sichtlich zu erregen. Ob der Pförtner nicht wisse, wo er den Herrn Doktor treffen könne . . .
Nach kurzem Nachdenken bedeutet^ er Pförtner dem jungen Mann, zu warten. Er werde Fräulein Danelli fragen. Tie wisse Bescheid.
(FvrMrmg folgt.).