nMe: „JA kenne iroch nicht den Entschluß, des Prinzen Leopold; ich erwarte stündlich Mitteilungen, die mich unterrichten; ich kann Ihnen also keinerlei Aufklärung geben und Sch nicht ermächtigen, Ihrer Regierung die Erklärung zu übermitteln, die Sie verlangen."
Benedetti besteht auf seinem Anliegen, er drängt den den König, mit Hypothesen zu rechnen und den Verzicht als vollzogen anzuerkennen. Der Botschafter macht eins Unterscheidung, zu der er nicht bevollmächtigt ist : er beschwört den König, wenn nicht gls Souveräns so als, Familienoberhaupt einzuwilligen. D>er König spricht nicht von seiner Bewilligung und lehnt entschieden jede Garantie für die Zukunft ab. „Ich, will und kann nicht eine solche Verpflichtung Eingehen ft ich, muß mir für dies« Möglichkeit, wie für jede andere, die Fähigkeit Vorbehalten, die Umstände zu berücksichtigen. Was würde sein, wenn später etwa Napoleon selbst die Kandidatur gelten ließe? Dann sollte ich, mich dagegen erklären? Ich habe keine geheime Absicht, und diese Angelegenheit hat mir zuviel große Sorgen bereitet, als daß ich. sie nicht xndgiltig beseitigt sehen möchte. Jedoch können Sie dem Kaiser wiederholen, was ich! Ihnen hier bestätige. Ich kenne meine Wettern, den Fürsten Anton von Hohen- zollern und seinen Sohn; sie sind ehrliche Leute und wenn sie die angenommene Kandidatur jetzt ablehnen, so tun sie das gewiß nicht mit dem Hintergedanken, sie später wieder aufleben zu lassen."
Zum dritten Male kommt Benedetti aus seinen Auftrag zurück. Diesmal wird der König ungeduldig sind findet diese Beharrlichkeit unangebracht. Ohne die Höflichkeit zu opfern, aber in strengerem Tone sagt er: „Herr Botschafter, ich habe Ihnen meine Antwort gegeben, und da ich nichts hinzuzufügen habe, gestatten Sie mir, mich zurückzuziehen." Er tritt zwei Schritte zurück, grüßt, durchschreitet die Menge und betritt sein Hotel, offenbar unzufriedener, als er es sich hatte anmerken lassen; in seinem Bericht an die Königin nennt er Benedetti „fast impertinent".
lim zwei Uhr nachmittags läßt König Wilhelm durch Radziwill den: französischen Botschafter Mitteilen, daß um ein Uhr der Brief des Fürsten Anton eingetroffen ist. Benedetti besteht trotzdem auf einen neuen Empfang. Nun wandte sich der König an Bismarck. Die Folge war die Veröffentlichung der bekannten Em- ser Depesche.
Ollivier schildert die Wirkung dieses Bismarckschcn -Schachzuges in Paris. Als Anhänger des Friedens wird er von der Kaiserin mit frostiger Kürze behandelt und beim Diner in Saint-Cloud, bei dem er zur Linken der Kaiserin fitzt, kaum beachtet. Noch kennt man in Paris die Emser Vorgänge nicht. Es ist der 14. Juli morgens,. Ollivier ist mit der Abfassung der Erklärung beschäftigt, die er im Ministerrat verlesen will. Tie Tür öffnet sich und der Lakai meldet: „Seine Exzellenz, her Minister der Auswärtigen Angelegenheiten". Fast noch auf der Schwelle, noch, nicht in der Mitte meines Kabinetts, ruft mir Gramont entgegen: „Mein Lieber, Sie sehen hier einen Mann, der s oeben eine Ohrfeige empfangen hat." Ich stehe auf: „Ich verstehe Sie nicht, erklären Sie-sich." Da reicht er mir ein kleines Matt gelben Papieres, das ich ewig vor Augen haben werde. Es war ein Telegramm von Lesourd, das in Berlin am 13. Nach, Mitternacht abgesandt worden war. Es gab den Text der von Bismarck redigierten Emser Depesche. Sofort wurde dem Kaiser telegraphiert, der um Halbeins mittags in den Tnilericn ein- trifft, sechs Stunden währen die Beratungen. T e r Krieg ist unvermeidlich. Um ihn abzuwenden, schlägt Ollivier vor, ihn Kn entlassen; Napoleon lehnt es ab, sich, von ihm zu trennen. Dann taucht der Gedanke an einen Kongreß ans. Unzählige Fassungen für diesen Vorschlag werden formuliert und verworfen. Endlich finde ich im Gespräch eine Wendung, die mir glücklich, erscheint. „Gehen Sie schnell in mein Kabinett, cs niederzufchreiben", sagt der Kaiser und klopft mir aus den Arm. Dabei rannen ihm zwei Tränen über die Wangen. Ich kam mit meinem Vorschlag zurück, einige Aenderungen wurden gemacht, dann die Fassung angenommen. Aber in Saint-Cloud findet dieser Ausweg frostige Aufnahme. „Also wir haben, so scheint es, den Krieg?" so empfängt die Kaiserin Napoleon. Der Kaiser berichtet Von dem Ausweg. „Ich zweifle, daß dies den Gefühlen der Kammer und des Landes entspricht", antwortet sie. Sie sagt das nicht freundlich, sie gibt ihren Gefühlen ungestümen Ausdruck. Beim folgenden Ministerrat sagt Napoleon: „Nach längerer Ueberlegung finde ich die vorher von uns aufgesetzte Erklärung wenig befriedigend". Der Vorschlag fällt und damit beginnt der Krieg.
Das Elend der neuen Welt.
Von Erwin Rosen.
Tie Medaille des amerikanischen Reichs hat ihre Kehrseite. Eine Kehrseite tiefen Grauens. Ter Gigantik im Lande der Riesenleistungen stehen die Kleinen, Hilflosen, Schwachen gegenüber; in den frischen Luftzug von Energie und vorwärtspeitschendem Leben drängen sich Miasmen unsäglichen Elends; das amerikanische Volk ist ein reiches Volk — aber in seinen Städten vegetieren Tausende von unglücklichen Kindern, die verhungern und in Krankheit verkommen. Tie Schatten der Wolkenkratzer fallen auf Distrikte des Jammers. Newyork hat die dunklen schmutzigen Nebenstraßen der Bowery, Chicago hat die South Clark Street und West Madifon, St. .Louis die .Hafendistrikte an der Levee, San Francisko den Armutsstadtteil südlich von der Marketstreet und alle diese Stadtteile bestehen fast ausschließlich aus „slums".
In riesigen Mietskasernen, zwischen Bordellen und Verbrecherkneipen, wohnen dort die Tausende Armer. „Man kann einen Menschen ebenso leicht mit einer Wohnung totschlagen, als mit einer Axt!" sagte der Vorsitzende einer Kommission, der dies« Städten des Elends inspizierte und ein Straßenzug im Norden der Bowery in Newyork wird der „Schwindsuchtsblock" genannt. Eines dieser Newyorker Häuser heißt das „Tintenfaß". Ernst Poole schrieb in einem Bericht über dieses Haus:
„Es besteht ans Vorder- und Hinterhaus mit fünf Stockwerken, dazwischen ein schmutziger enger Hof. Hier leben 140 Menschen. 23 sind Säuglinge. Ich fand einen Schwindsüchtigen im Vorderhaus, zwei im Hinterhaus, und einer davon hatte eine junge Frau und vier Kinder. Hier lebt die Seuche in Dunkelheit und Schmutz — Schmutz ist überall, in den Korridoren, an den Wänden und auf den Füßböden, in den Ausgüssen und Klosetts. Aus diesem Hause sind in 9 Jahren allein 26 Fälle von Tuberkulose gemeldet worden. ...
Hier in diesen Räumen saß der Tod und wartete jahrelang. Im dritten Stockwerk nach dem Hofe zu liegt ein Zimmer mit zwei kleinen Alkoven dahinter. In einem schlief ein blonder Schotte, der im Jahre 1894 erkrankt war. Seine Frau und sein 15jähriger Sohn ergaben sich dem Trünke und die Wohnung verschmutzte gerade so wie Pas Haus. Er starb im Hospital. Ein paar Monate später Lriff die Krankheit weiter um sich. Langsam begann sein kleines Töchterchen zu fiebern und zu husten die langen schlaflosen Nächte hindurch. Ter schmutzige Hof war ihre einzige Aussicht. Schließlich starb sie. Mutter und Sohn zogen aus. Aber in den Räumen lebten die Keime weiter. Ein einziger Tag voll Hellen Sonnenscheins würde sie wahrscheinlich alle getötet haben; in Dunkelheit können sie zwei Jahre alt werden. Hier lebten sie in der Finsternis, an schmutzigen Wänden, in staubigen Ecken und auf dem schmierigen Fußboden. Ein Jahr später, im Oktober, mietete ein Jude diese Zimmer. Er wurde angesteckt und starb im Sommer. Im Herbst zog ein Deutscher mit seiner Frau in jenes Zimmer. Sie bekam die Schwindsucht ebenfalls und starb. Tann kam eine irische Familie. Der Vater war ein starker, kräftiger Arbeiter und liebte seine Kinder. Der Anblick der Wohnung verbesserte sich, aber nach 6 Monaten hatte er die Schwindsucht. Er starb im Jahre 1901. Das ist die Geschichte eines einzigen Zimmers im Laufe von .7 Jahren."
Zwischen die Mietskasernen sind „die Logierhäuser" eingepropft, in denen die Wohnungslosen leben. Ter Amerikaner nennt sie „Flophouses", „Niederplumpshän- ser", weil es dort keine Betten gibt und die Gäste sich aus dem nackten Fußboden einfach wie Säcke niederfallen lassen.
Diese Zustände schildert der amerikanische Soziologe Robert Hunter in einem Buch „Poverty", dessen Erscheinen in Amerika ein Ereignis bedeutete und das nun in deutscher Uebersetzung vorliegt.*) Mit Dolstoischer Eindringlichkeit schildert der ernste Amerikaner die dunklen Tiefen der Armut in diesem Buch von den zehn Millionen Armen der Vereinigten Staaten. Seine Schilderungen waren für die optimistischen Amerikaner, die Amerika das Land Gottes nennen und das beste Land der Welt, eine Offenbarung. . Hunter hauste selbst in den Quartieren der Armut und schildert die Logierhäuser aus eigener Anschauung. Bon einem vierstöckigen Flophaus in Chicago erzählt er:
„Im ersten Stock lagen gewiß hundert Männer .aus dem Fußboden, ohne Matratzen und Bettstücke zum Schlafen ausgestreckt. Sie hatten ihre Schuhe ausgezogen und ihre Röcke darum gewickelt, um so ein Bündel zu machen, das ihnen als Kopfkissen diente. Sie lagen auf Zeitungspapier, das sie über den Fußboden gebreitet hatten, und waren ohne irgend eine Zudecke. Mitten im Raum stand ein Ofen, der, stark geheizt, eine trockene Hitze anssandte, die aber doch kaum ausreichte, um die in den Ecken schlafenden Männer ein wenig zu wärmen. Ter Preis dieser „Betten" war 3 Cents. Ticht vor der Treppe lag ein junger Bursche in einer Box, zweifellos, um sich vor dem Ungeziefer zu schützen, von dem der Raum wimmelte. Ter zweite und dritte Stock war in ganz kleine Kabinen aufgeteilt, nur etwa halb so groß, wie dieSchlaf- ränme in einem kleinen Seedampser. Tie Betten waren mit zerlumpten und schmutzigen, übelriechenden Decken überzogen. Das Bett kostete 5 Cents. Im vierten Stock waren, um Raum zu sparen, breite, 15 Fuß weite Lagerstätten an jeder Mauer eingerichtet worden. An jeder Seite waren zwei Regale übereinander, die bis in die Mitte des Raumes reichten und hinten von einem Ende des Raumes bis zu dem anderen verbunden waren. Es lagen da sicherlich nicht weniger als 200 Menschen, so eng wie möglich zusammengedrängt, ans jedem der Regale und auf dem Fußboden. Tie Lagerstätten waren einzig und allein zu dem Zwecke eingerichtet, um den verfügbaren Raum zu vergrößern; die Männer schliefen auf diesen Brettern ohne Decken, Preis zwei Cents.
Tie Luft war in dem ganzen Hause unbeschreiblich schlecht, in diesem setzten Raume geradezu ekelerregend und stickig. Ich überblickte den Raum, um einen Platz zum Schlafen zu finden; da es mir aber nicht gelang, eine freie Ecke zu entdecken, so entschloß ich mich, hier nicht die Nacht zuzubringen. Tie Lust machte mich übel und krank, und ich müßte alle meine Kraft ausbieten, um den Ausgang wieder zu gewinnen. . ."
Dein Großstadtelend in den Vereinigten Staaten, dem Elend von Krankheit und Arbeitslosigkeit und Vaga- bondage, stehen die Nebel des kindlichen Lebens gegenüber, der Jammer der Kinderarbeit. 1700 000 Kinder unter fünfzehn Jahren schaffen auf den Feldern, in den Fabriken, in den Werkstätten und Bergwerken Amerikas. Zahlen sind trocken. „In den Statistiken kann man keine müden Augen, keine bleichen Wangen und ermüdeten kleinen Glieder aufführen." Ten armen Kindern widmet Hunter eine soziale Agitation, die in den Vereinigten Staaten schon große Erfolge erzielt hat. Er war einer der ersten, der auf die Errichtung von Jugendgerichtshöfen drang und immer wieder predigt er über die Brutalität und den Fluch der Kinderarbeit, die die Lebenstüchtigkeit der Bevölkerung in ihrem Keim untergräbt. Graphische Bilder sprechen von dem Elend der arbeitenden Kinder.
„Ein Vagabund, den ich einmal kennen lernte, hatte fünf Jahre lang — von seinem 11. bis 16. Lebensjahr — in jeder Sekunde zwei Handgriffe machen müssen, das sind 23 760 000 mechanische Bewegungen in einem Jahre;
») Robert Hunter, „Das Elend der neuen Welt". Deutsch von Dr. lAbert Südekum. (Concordia, Deutsche Vertagsanstalt, Hermann Ehbock in Berlin C' 30).
zur Zeit, als ich ihn kennen lernte, war er 35 Jahre alt, ein niedergebrochener, dem Trünke ergebener und hinfälliger Mensch; aber er erinnerte sich dieser Sklaven- zeit so genau, daß er mir sagte, „er habe für alle Sünden, die er jemals beginge, durch jene fünf Jahre vorausgebüßt"."
In den Vereinigten Staaten gibt es mehr als 24 000 jKinder, die in und auf Bergwerken und Steinbrüchen beschäftigt werden.
Es gibt kaum eine Beschäftigung, die so demoralisiert und den Körper schädigt, wie die Arbeit in den Gruben. Zehn oder elf Stunden täglich müssen diese Kinder tätig sein und die kleinen Kohlenwagen ziehen. Die Luft ist mit Kohlenstaub geschwängert und der Lärm der Kohlenwagen, das Rasseln der Aufzüge ist ohrenbetäubend. Manchmal fällt eines der Kinder in die Maschine und wird fürchterlich zugerichtet oder rutscht auts und fällt in den Schacht, wo es zerschmettert liegen bleibt. Auf diese Weise finden viele Kinder ihren Tod. Andere bekommen nach einer gewissen Zeit das Bcrgmannsasthma oder die Schwindsucht, die dann ihre Gesundheit rasch untergräbt. Ta sie tagaus tagein den Kohlenstaub ein- atmen so werden ihre Lungen schwarz und füllen sich mit kleinen Partikelchen von Ksihle.
Mehr als 5000 Kinder werden zurzeit als Glasarbeiter in den Vereinigten Staaten beschäftigt und die meisten davon in Pennsylvanien und in New-Jersey. In den Textil-, Tabak- und Zigarrenfabriken des letzten Staates finden sich auch viele Tausend Kinder. Tabei ist die Tabakarbeit eine der der Gesundheit schädlichsten Beschäftigungen. Während der neuesten Agitation gegen die Kinderarbeit in New-Jersey wurde berichtet, daß manche. Kinder in den Zigarrenfabriken des amerikanischen Tabaktrusts nach ihrer täglichen Arbeitszeit ohnmächtig zusammenbrachen."
Und immer wieder kommt Hunter auf die Forderung zurück, daß die Schule nicht nur für die Erziehung der Kinder der Armen sorgen müsse, sondern auch für ihr Spiel und für ihre freie Zeit. . .
Hunters Buch ist weit mehr als ein sozialer Mahnruf. Tie Nachtseite eines Landes, die Schattenseite einer Kultur wird hier in großen Zügen an den Pranger gestellt. Ohne viel herbe Worte in schlichten Tatsachen, die um so ergreifender wirken. Wir sind so sehr geneigt, die bestrickende, vorwärtsdrängende Jugendgewalt des jungen Amerika als ein wirtschaftliches Wunder zu betrachten, als ein großes Beispiel von Energie und es ist eine Mahnung zur Objektivität und Vorsicht, wenn ein Weiser uns einmal nicht nur die unbegrenzten Möglichkeiten, sondern auch das "Elend der Neuen Welt schildert.
Gerichtssaal.
Eine siebzehnjährige Mörderin.
Bor der dritten Strafkammer des Landgerichts in Chemnitz, die zugleich als Jugendgericht fungiert, hat sich das siebzehnjährige Dienstmädchen Martha Krompoß wegen M o r- des zu verantworten, den sie am 20. April d. I. an der Kellnerin Elfriede Menzel in Frankenberg verübt hat. Die Angeklagte ist eine für ihr Alter außerordentlich große und stark entwickelte Person. Sie weint unaufhörlich. Trotz des Zuredens des Vorsitzenden kann sie sich nicht beruhigen, und es ist daher unmöglich, von ihr eine andere Antwort als >,Ja" zu erhalten. Der Vorsitzende stellt daher den ganzen Tatbestand nach den Akten fest. Danach ist die Angeklagte am 3. September 1891 in Waldheim geboren, besuchte die. Volksschule und ging 1906 in Stellung. Seit Anfang des Jahres war sie im Cafe Humboldt in Frankenberg als Dienstmädchen beschäftigt, wo Elfriede Menzel Kellnerin war. Ende April sollte die Menzel aus dem Geschäft austreten, weil sie sich verloben wollte. Am Tage vorher holte sich die Angeklagte ans dem Keller das Beil, mit dem das Eis zerkleinert zu werden Pflegte und legte es sich bereit. Am nächsten Morgen stand sie wie gewöhnlich auf um aufzuräumen und eilte dann wieder in ihr Schlafzimmer zurück, wo die Kellnerin Menzel noch schlief. Die Angeklagte nahm das Beil und führte neun wuchtige Hiebe gegen die Kellnerin, deren Schädel sofort völlig zertrümmert wurde. Dann warf die Krompoß das Beil in die Ecke des Dachbodens, wusch sich die Hände, ging ihrer Arbeit nach und aß, trank und schlief,- als ob nicht das mindeste geschehen wäre. Erst mit Hilfe eines Polizeihundes, der nicht von der Angeklagten wegzubringen war, wurde der Verdacht immer bestimmter auf sie gelenkt und die Angeklagte gestand schließlich nach vielen Verhören die Tat ein. Als Motiv der Tat ist Geldgier anzusehen. Die Krompoß hat sich der Ersparnisse der Menzel in Höhe von 160 Mark bemächtigt und sie versteckt, nachher aber sich nicht getraut, das Geld hcrvorzuholen. In der Voruntersuchung gab sie an, sie habe sich falsche Zähne machen lassen und der Zahntechniker mehrfach auf Bezahlung gedrängt; ihr Bräutigam, der ihn Döbeln beim Militär steht,- habe auch in sie gedrungen, ihm ein Paket zu schicken. Verteidiger: Der Brief des Zahntechnikers war so abgefaßt, daß die Angeklagte in ihrer Dummheit strafrechtliche Verfolgung fürchtete, wenn sie nicht die Schuld gleich bezahlte. — Der Vorsitzende stellt das ans den Akten als zutreffend fest. Am Schluß der Beweisaufnahme erstattet der Sachverständige Gerichtsarzt Dr. Honsel sein Gutachten. Die Angeklagte stamme aus einer degenerierten, erblich belasteten Familie. Ihr Vater war lungenkrank und ein Trinker, die Vorfahren mütterlicherseits durchweg Raufbolde. Ihre Mutter und Schwester haben früher ein sehr lockeres Leben geführt. Der geringe Schädelumfang von 62 Zentimeter sei ein besonderes Degenerationsmerkmai. Sie sei seelisch nnv geistig außerordentlich schlecht entwickelt. Hinzu komme, daß sie körperlich sich sehr rasch entwickelt und eine lebhafte Zuneigung zu dem männlichen Geschlecht empfand. Der Sachverständige kam zu dem Schluß, daß von einer Geisteskrankheit, welche die freie Willensbestimmung ausschließt, nicht die Rede sein kann. Sie sei aber moralisch und geistig stark degeneriert. Nach einstündiger Beratung verkündete der Gerichtshof das Urteil, das auf 12 Jahre und 1 Woche Gefängnis lautete.
Heiteres.
— Ein Pfiffikus. Mann (in der Kneipe): „Heut' Hab' ich meiner Frau schwören müssen, nach dem zweiten Schöppen heimzugehen. Zenzi, bringen Si' mir also zuerst den zehnten, dann den neunten, dann den achten und so fort. . . Wenn ich den zweiten Hab dann sagen Sie's mir!"
— Anschauungsunterr icht. Gatte (im Theater zu seiner Frau): „Ich hoffe, Tn hast bemerkt, liebes Kind, daß zwischen dem ersten und zweiten Akt vier Jahre verflossen sind, und die Schauspielerin, die die Gräfin spielt, trägt immer noch dasselbe Kleid! Nimm Dir ein Beispiel dran!"