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mit Erzähler vom Schwarzwald.
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Amtsblatt für die Ltadt Wildbad.
Verkündigungsblatt Forstämter lvildbad, Meistern, Enzklösterle rc. während der Saison mit
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Nr 121.
Donnerstag, Sen 27. Mai 1SOS.
2«. Jahrgang.
Rundschau.
Der gerichtete Bündler-Kührer.
Ter Reichstagsabgeordnete Dr. Hahn ist der Direktor des Bundes der Landwirte. Er ist ein schneidiger Herr, und nach seinem Willen haben die Bündler zu tanzen.
Tie Reichstagssitzung vor den Psingstferien ist aber zu einer solch entschiedenen Verurteilung des Charakters des Herrn Dr. Hahn geworden, daß wir die Episode besonders nachtragen müssen.
In der zweiten Lesung des Viehseuchengesetzes hatte Tr. Hahn den greisen Professor Wagner — notabene: seither ein Kronzeuge der Agrarier und selbst ein durchaus konservativer Mann, der die Hochschutzzollbewegung verteidigte — angegriffen wegen dessen bekannter Rede bei den Steuer- und Wirtschaftsreformern. Tr. Hahn behauptete, der greise Gelehrte, den er scheinheilig immer seinen „verehrten alten Lehrer" nannte, habe die Versammlung unehrerbietig behandelt und mit dem Anwurf traktiert: „Ihr wollt nicht bezahlen."
In der Tienstagsitzung las nun der freisinnige Abgeordnete Struve dem Reichstag einen Brief des angegriffenen Professors Wagner vor, in dem dieser nachwies, daß denr Herrn Tr. Hahn ein komisches Mißverständnis Passiert sei. Er, Wagner, habe die Versammlung durchaus nicht mit „Ihr" angeredet, sondern in seiner Darlegung über die Erbschaftssteuer einen kleinen Mann ein ge führt, der den Agrariern entgegenhielt: „Ihr wollt nicht bezahlen." Das habe auch gar keinen Widerspruch verursacht, sondern die Zwischenrufe seien erst erfolgt, als er erwähnte, daß die gesamte Wissenschaft auf seiner Seite sei.
Und dann fügte der freisinnige Abgeordnete noch hinzu: Herr Professor Wagner habe einen gleichen Brief auch an Herrn Tr. Hahn gerichtet und diesen gebeten, die Angriffe, die er bei der zweiten Lesung erhoben habe, zurückzunehmen ;das habe Herr Tr. Hahn aber unterlassen und erst daraufhin habe er sich veranlaßt gesehen, den Professor Wagner durch Verlesung seines Brieses zu rechtfertigen.
Tr. Hahn, der Bundesdirektor, mit denr Briefe des Professors Wagner in der Tasche, was er totschwieg: das ist eine deutliche Charakteristik dieser frommrobusten Herrn. Zuerst verleumden sie, dann haben sie aber nicht die Ehrlichkeit und Offenheit, ihren Irrtum einzugestehen. Mit vollem Rechte sagte darum der freisinnige Redner, Pro
fessor Wagner habe seinen verehrungsvollen Schüler anscheinend richtig eingeschätzt: er hätte wohl nicht an eine ihm fernstehende Partei geschrieben, wenn er nicht daran gezweifelt hätte, daß Tr. Hahn von dem an ihn gerichteten Brief den entsprechenden Gebrauch machen würde.
Tie Erwiderungen des Direktors des Bundes der Landwirte waren mehr als schwach. In einer anderen Partei wäre ein solches Verhalten für den Parteiführer tödlich. Im Bund der Landwirte nimmt man das nicht so genau. Tr. Hahn wird auch künftig der Direktor bleiben, die bündlerische Politik leiten und von deutscher Treue und Ehrlichkeit überfließen.
* * *
Tie Verhandlungen der Reichstags- Finanzkommission.
Tie Finanzkommission des Reichstags hat zu H 6 der Brau steuervorläge ihren Beschluß erster Lesung aufgehoben und die in der Regierungsvorlage vorgeschlagene Staffel angenommen. Darnach beträgt der Erhebungssatz von den ersten 250 Doppelzentnern 14 M, von den folgenden 1250 Doppelzentnern 15 M, von den folgenden 1500 Doppelzentnern 16 M, von den folgenden 2000 Doppelzentnern 18 M, von dem Rest 20 M. Reichspartei, Nationalliberäle und Zentrum hatten verschiedene Anträge gestellt, die eine Vermehrung der Staffeln zum Schutze der mittleren Brauereien bezweckten. Staatssekretär Sydow trat jedoch für die Beibehaltung der Sätze der Vorlage ein, da die anderen Vorschläge teils eine zu große Spannung enthalten, teils ein zu geringes finanzielles Ergebnis in Aussicht stellten. Bei der Weiterberatung über Z 6 des Brausteuergesetzentwurfs entstand eine längere Erörterung über die Frage, wann mehrere in einer Hand befindliche Brauereien als ein Betrieb anzusehen sind. Schließlich einigte man sich auf folgende Fassung des betreffenden Absatzes: Mehrere Brauereien, die für Rechnung einer und derselben Person oder Gesellschaft betrieben werden, sind als ein Brauereibetrieb anzusehen, wenn sie ein wirtschaftlich zusammengehöriges Unternehmen bilden. Frhr. v. Ga mp beantragte dann zu Z 6 mehrere Zusätze, die Beschlußfassung darüber wurde aber ausgesetzt. Nachdem die Kommission dann die folgenden Paragraphen bis einschließlich 26 unverändert nach den Beschlüssen erster Lesung angenommen hatte, ließ sie eine Pause eintreten. Sodann wurde der Rest der Vrausteuervorlage erledigt. Ter Beschluß erster Lesung betreffend die Begrenzung des Gemeinde-
besteuerungsrechtes auf 30 Pf. für 1 Hektoliter geringwertiges obergäriges Bier blieb aufrechterhalten. Tie Bestimmung, daß die Gemeinden, die bisher höhereAb - gaben erheben durften, hierzu auch in Zukunft berechtigt sein sollen, wurde trotz des lebhaften Widerspruchs der süddeutschen Regierungen gestrichen. Für die Aufrechterhaltung stimmten Konservative, Reichspartei und Zentrum, dagegen Nationalliberale, Freisinnige, Wirtschaftliche Vereinigung, Sozialdemokraten und Polen. Angenommen wurde ferner ein konservativer Antrag, wonach die von der Kommission hin- zngesügten Aenderungen nur für die Norddeutsche Brausteuergemeinschaft gelten sollen. Ter Rest des Gesetzes büeb unverändert. Ter Antrag auf Einführung einer Kontingentierung wurde zurückgezogen.
Tie Finanzkonimission hat weiterhin dieZigarre n- banderolesteuer, die der Abg. Kreth (kons.) in einem Antrag aufnahm, gegen Konservative, Reichspartei und den Abg. Tr. Böhme (Wirtsch. Vgg.) auch in zweiter Lesung ab gelehnt. Auf Antrag Gröber (Ztr.) wurde in die Generaldebatte über die Frage, ob Wertsteuer oder Gewichtssteuer, eingetreten und nach Befürwortung eines Wertzollzuschlags durch den Staatssekretär Sydvw und den badischen Bundesratsbevollmächtigten der Antrag Fuhrmann auf Einführung einer Gewich tsste uer gegen die Stimmen der Nationalliberalen und Freisinnigen abgelehnt.
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Gegen die Einführung einer Reichswertzuwachssteuer.
hat sich der Vorstand des Deutschen Städtetags gewendet. Er trat am Tienstag in Berlin unter dem Vorsitze des Oberbürgermeisters von München, Tr. v. Borscht, zu einer Sitzung zusammen und beschloß nach einer längeren Beratung, eine Eingabe an den Bundesrat und den Reichs- tag zu richten, in der nachdrücklich gegen die Einführung einer Reichswertzuwachssteuer und Umsatzsteuer protestiert wird. Außerdem sollen die Städte ersucht werden, bei ihren Landesregierungen in gleicher Weise Vorstellungen zu erheben.
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Das türkische Regierungsprogramm.
In der türkischen Kammer verlas, wie schon kurz gemeldet, am Montag der Großwesir das Programm der Regierung. Tiefes brandmarkt zunächst den reaktionären Charakter der Ereignisse vom 13. April und hebt die
wie früh lernt der Mensch reden, und wie lange braucht er, «m — schweigen zu lernen!
Moritz Goldschmidt.
Das Haus am Rhein.
88) Roman von Anny Wothe.
(Fortsetzung.)
Irmgard ahnte, wie schon bemerkt, nichts von den Ereignissen des gestriegen Abends. Tie Malerin war den ganzen Tag auf ihrem Zimmer geblieben, um ein Porträt Lilly's, das sie begonnen, zu vollenden. Renate und Lilly waren ab- und zugegangen, um mit der Freundin zu plaudern und um einen Blick auf das sehr gelungene Bild des lustigen Backfisches zu werfen. Nur Leonore hatte si chnicht blicken lasrsen und Irmgard empfand das fast schmerzlich. Schon seit einigen Tagen lag es wie eine leise Entfremdung zwischen Irmgard und ihrer einstigen Schülerin und doch fühlte Irmgard, daß sie Lore niemals mehr geliebt als jetzt und niemals so um sie gesorgt und gebangt hatte.
Von Frau Generälin von Breden war vor einigen Tagen die Idee eines Blumenkorsos auf dem Rhein angeregt worden, welchen Vorschlag die junge Welt begeistert ausgenommen hatte. Und heute sollte die Ausführung sein.
Irmgard bangte davor, weil sie daran dachte, daß i!ie Dietrich dort begegnen müsse. Das Geheimnis, das sie durch die Erzählung der Näh-Marie mit ihm verknüpfte, drückte und quälte sie. Ihr war es, als hinge Leo- norens Glück durch die Schuld ihrer Mutter nur mich an einem seidenen Faden, den jeder Windhauch zerreißen konnte.-
Rosige Abendglut lag über dem leise rauschenden Rhein. Lustige Weisen erklangen, bunt bewimpelte, mit Blumen geschmückte Schifflein glitten über die schimmernde Fläche und Jauchzen und heiteres Lachen klang von Lippe
zu Lippe. Es war ein fröhliches Bölklein, das sich auf den Rheineswell-en zur Korsofahrt zusammen gefunden hatte. Tie schmucken Fischerbuben mit weißer Bluse und bunter Schärpe, den weißen Strohhut mit buntem Bande keck auf's Haupt gedrückt, nahmen sich gar malerisch aus und lenkten die Nachen so sicher und gewandt, daß es eine Lust war anzusehen. An beiden Ufern des Rheines war eine große Menge Volks versammelt, die in atemloser Spannung dem seltenen Schauspiel folgte. „Das sind die Gleichenburgs" ging es von Mund zu Mund und ein bewunderndes „Ah!" pflanzte es sich wie ein Lauffeuer fort. Ein Nachen in Gestalt einer Muschel, scheinbar von vier weißen Schwänen gezogen, kam daher. Leonore und Lilly waren die Insassen. Beide trugen zart rosige Gewänder und während Leonore, deren aufgelöstes Goldhaar wie ein flammender Mantel die Gestalt einhüllte, hier und da Blumen in die vorübergleitenden Nachen warf und lächelnd den Blumenregen über sich ergehen ließ, der fast ans jedem Schifflein kam, streute Lilly mit zarten Fingern leuchtende Rosen in die Wogen des Rheins. Ein frischer Rosenkranz lag in dem blonden Krausköpfchen und die schwarzen Angen sahen so lieblich drein, daß man es wohl verstehen konnte, daß man von allen Seiten wetteiferte, den beiden Mädchen zu huldigen.
Ein Schifslein, prächtig mit Guirlanden von feurigen roten Nelken geschmückt, die auch wie rvte Blutstropfen an den weißen Wimpeln hingen, kam dem Schwa- nenschisf entgegen.
Waldenburg, Erich und Wildenstein saßen darin.
„Lillychen, Engelchen!" rief Erich begeistert, als er die kleine rosenstreuendc Fee erblickte und warf ihr so viel Blumen entgegen, als er in der Eile fassen konnte, während Lilly ihm lachend eine Hand voll Rosenblätter ins Gesicht warf. „Sehen Sie nur, wie wir drei brennen, alle für Sie, lichterloh! Sie wissen doch, rote Nelken, das ist die Liebe!"
Die nahende Musikkapelle verschlang seine Worte und weiter glitten die Nachen, nur eine leuchtende Spur hinterlassend.
Zwei Sträußchen waren noch aus dem Boot mit den roten Nelken zu Leonore herüber geflogen. Ter erste war
ein Rosenstrauß, den Waldenburg seiner Brau znwarf, während sein Auge ein anderes Boot suchte. Ter Strauß verfehlte sein Ziel und die Rheineswellen trugen ihn fort, weit in die Ferne. Ter zweite Blumengruß kam aus Wildensteins Hand. Ein paar schlichte weiße Sternblumen, von einem roten Seidenband zusammengehalten, fielen in Leonorens Schoß. Einem plötzlichen Impulse folgend, wollte sie die Blumen weit hin in den Rhein schleudern, aber die Hand war ihr wie gelähmt, während eine heiße Zornesglut in ihrem Herzen auflohte und sich purpurn über ihr Antlitz goß. Wie konnte dieser Maler, dem sie doch mehr als einmal zu verstehen gegeben, daß sie ihn hasse, daß ihre Wege weit auseinander gingen, es wagen, ihr durch Blumen zu huldigen.
Rauschender klangen die lustigen Weisen über die Flut, Blumen flogen wieder herüber und hinüber und Leonore lächelte über sich selbst. Wildenstein hat ihr die Blumen aus Höflichkeit zugeworfen, wie .so viele Herren ihrer Bekanntschaft heute taten. Das war alles. Aber ihr Blick fiel doch immer wieder auf die kleinen unscheinbaren weißen Sternblumen in ihrer Hand. Ein lichtblauer Nachen von einem Baldachin von frischem Vergißmeinnicht überragt, tauchte auf, und wieder ging ein Beifallsgemurmel durch die Herrende Menge. Irmgard und Renate saßen darin, in lichtweißen Kleidern. Durch Irmgards rotflammendes Haar, das vom letzten Abendrot übergossen, schlangen sich einzelne Zweiglein der blauen Blumen, und Renatens goldene Locken schmückte ein Kranz von Vergißmeinnicht.
Waldenburg und des Malers entzückte Augen blickten wie gebannt nach den beiden Mädchen, als die Schifflein an einander vorüberglitten.
„Märchenfee!" sagte Waldenburg leise vor sich hin und fing geschickt die Vergißmeinnichtblüten auf, die Irmgard soeben herüber warf.
„Zu schön für die rauhe Erde", murmelte Wildenstein und wie ein feuchter Schimmer legte es sich über seine sonst so düsteren Augen, während eine rote Purpurnelke von seiner Hand geworfen Renaten zu* Füßen fiel. (Forts, folgt.)