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mit Erzähler vom Schwarzwald.

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Amtsblatt für die Stadt Wildbad.

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der l(gi. Forstämter Wildbad, Meistern, Enzklösterle rc. während der Saison mit

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Rr 112.

Cturmszenen in der Finajrzkommission.

Pansche legt den Vorsitz nieder.

In der Kommission des Reichstags beantragte der Vorsitzende Dr. Paas che nach einer längeren Geschäfts­ordnungsdebatte, die gestern ausgesetzte Abstimmung über -«n Artikel 4 des Entwurfs der Subkommission zum Tabaksteuergesetz vvrzunehmen. Dieser Antrag wurde ge­gen die Stimmen der Nationälliberalen, Freisinnigen und Sozialdemokraten abgelehnt. Hieraus erklärte Dr. Paasche, daß er sich überlegen müsse, ob er an­läßlich dieses geschäftsordnungswidrigen Vorgehens wei­ther in her Lage sei, den Vorsitz zu führen. Gr übergab ihn daraus vorläufig dem stellvertretenden Vorsitzenden Dr. Spahn, worauf auf dessen Vorschlag W Sitzung vertagt wurde, nachdem die Nativnallibera- l»n, Freisinnigen und Sozialdemokraten erklärt hatten, sich an der Weiterberatung des Banderole- »ntwurfes nicht beteiligen zu können.

lieber den Vorgang liegt folgender näherer Be­richt vor:

Die Banderolen st euer stand zur Verhandlung. Zunächst entwickelte sich eine Debatte über die Frage, ob die Banderole nicht auch deshalb zu verwerfen sei, weil sie das Markengeschäft großziehe. Bon der Regierung wurde erklärt, daß sie über die Ausführung der Steuer absichtlich nichts gesagt habe, weil sie das im Einver­nehmen mit der Industrie ordnen wolle. Sie erwäge den Vorschlag, die Steuerzeichen fortlaufend zu numerieren und die Anbringung von Namen daran zu verbieten. Ta- «an knüpfte sich dann eine Auseinandersetzung über die Banderolensteuer überhaupt, die sich zu der Forderung der Freisinnigen und Sozialdemokraten zuspitzte, die grund­legende Abstimmung über die Banderolensteuer sofort vorzunehmen und auf die weitere Beratung der Re­gierungsvorlage damit zu verzichten. Vom Zentrum wurde «in aus Tabakfabrikantenkreisen angeregtes Projekt vor- geschlagen, die Jnlandsteuer und den Zoll herabzusetzen und dafür die Banderole einzusühren. Dieser Vorschlag sei erwägenswert, da er die Qualität der Fabrikate nicht beeinträchtige, und doch Geld bringe. Tie Regierung er­klärte, dieser Weg sei gangbar, es komme nur daraus an, wieviel er einbringe. Von freisinniger Seite wurde auch dieser Vorschlag bekämpft. Aus den Kreisen der Reichs­partei wurde vorgeschlagen, einen Fonds für Entschädig­ung einzusetzen. Der Äbg. Wiemer wandte sich lebhaft

Ls stünde besser um Volk und Welt Hält' Geld mehr Herz und Herz mehr Geld.

Aus dem Talmud frei übertr. v. Max Weinberg.

Das Haus am Rhein.

2S Roman von Anny Wothe.

(Forschung.)

Zu Waldenburgs Füßen lag der zerdrückte Brief, langsam hob er ihn auf, und wie ein tiefes Erblassen zog »s über seine Züge, als er folgendes las:

Irmgard!

Bitte, verschone mich mit Deinem sentimentalen Ge- winsel von Liebe, Pflicht, Glaube u. dgl. Du hast Dich mir verlobt, hast es geschworen, mir anzugehören in Zeit und Ewigkeit und dabei bleibt's. Ich dachte, Tu solltest fern von mir endlich zur Vernunft kommen, aber es scheint nicht der Fall zu sein. Hast Tn Dich getäuscht in mir, «ls Du Dich mir verlobtest, so ist das Deine Sache, ich Habe Dich ganz so gefunden, als ich es mir gedacht. Deine ungesunde Gefühlsduselei soll Dir schon, wenn Du erst meine Frau bist, vergehen. Sei versichert, daß ich nie und nimmer auch nur einen Schritt weiche. Ich würde eher Dich und mich töten, ehe ich das Band löse, das uns ver­knüpft. Kannst Du mir Deine Liebe nicht geben, so laß es -leiben, das ändert an unserm Verhältnis nichts. Deich an Trinen Schwur und an

Deinen Rudy.

k. 8. Kann ich in den nächsten Tagen 100 Mark von Dir haben? Muß Wechsel bezahlen, sonst sitze ich in der Patsche, aus der mir zu helfen Deine Pflicht ist. Im übrigen, dehne Deine Sommerfrische nicht zu lange aus - Trine Schülerinnen könnten ungeduldig werden. Wenn Tn zurückkommst, soll wie Du mir versprochen, endlich unsere Hochzeit sein. D. O.

Samstag, den 1». Mai 1SOS.

gegen den Vorschlag des Zentrums. Man könne doch nicht jede Anregung zur Grundlage einer neuen Beratung machen. Ter Vorsitzende Dr. Paasche meinte, es sei richtig, zunächst die prinzipielle Frage zu erledigen. Bis zur zweiten Lesung könne man die Anregung des Zentrums formgerecht ausbauen. Dem widersprachen die Konserva­tiven und sie beantragten daher, die Abstimmung über den grundlegenden Z 2 der Regierungsvorlage (Banderole) auszusetzen und die Vorlage in Anlehnung an den neuen Antrag des Zentrums weiter zu beraten. Paasche er­klärte, das sei geschäftsordnungswidrig und schlug vor, über den gestern ausgesetzten Artikel 4 des Entwurfes der Subkommission betr. das Inkrafttreten des gestern im übrigen angenommenen Entwurfes abzustimmen, damit man endlich einmal zu Ende komme. Tie Kbnservativen verlangten demgegenüber Abstimmung über die Regier­ungsvorlage und beantragten, die Beschlußfassung über Artikel 4 der Subkommission auszusetzen. Die Mehrheit der Kommission nahm aber den konservativen Antrag ge­gen die Stimmen der Nationalliberalen, Freisinnigen und Sozialdemokraten an. Im Anschluß daran entwickelte sich eine Geschäftsordnungsdebatte, in deren Ver­laus Tr. Paasche den Vorsitz an den stellvertretenden Abg. Spahn abgab und die Nationalliberalen und Freisinnigen mit der Erklärung, daß sie an der Weiterberatung diese Vorlage sich nicht beteiligen wür­den, den Saal verließen. Das verursachte große Erregung. Ter Abg. Gröber stellt einen Vertag­ungsantrag, welcher angenommen wurde. Morgen soll das Finanzgesetz und die Fahrkartensteuer beraten werden. Inzwischen hat Abg. Paasche offiziell den Vor­sitz der Finanzkommission niedergelegt.

* * * H-

Den Anlaß zu der ganzen Affäre, die einer Sprengung der Finanzkommission gleichkommt, gab eine Geschäftsordnungssrage. Es war von konser­vativer Seite der ausdrückliche Antrag gestellt, die Be­schlußfassung über den Artikel 4 des Antrags der Sub­kommission auszusetzen. In diesem Antrag lag eine di­rekte persönliche Spitze gegen den Vorsitzenden, der im Recht war, wenn er zuerst den Antrag der Subkommis­sion vollends erledigt haben wollte. Jedenfalls hat sich der Streit zunächst an einer formellen Frage entzündet; er ist nicht aus Grund einer materiellen Differenz ent­brannt. Wenn er -trotzdem sogleich! akute Formen an­genommen hat, so ersieht man daraus, daß schon seit manchem Tag in der Finanzkommission erregte Stimm­ungen geherrscht haben müssen, die eben jetzt einmal zum Ausdruck gekommen sind. Schuld daran sind die Kon­servativen, die seit .einiger Zeit so innig mit dein

Welche Rohheit, welche maßlose Rohheit", kam es empört von Waldenburgs Lippen und der Brief flog, in Atome zerstört, weithin in den Rhein.Diesem Mäd­chen, dieser Perle derartiges zu bieten. Ich muß und will diesen Schuft zur Rechenschaft ziehen und Irmgard von ihm befreien, koste es, was es wolle. Sogleich will ich mit Wildenstein reden, er muß, er wird mir helfen!"

Und mit großen Schritten eilte Waldenburg der Villa Breden zu. Vergessen war Braut und Verlobungsfeier, seine Seele beherrschte nur ein Gedanke und der hieß: Jrmgard's Freiheit!

Die Sonne lachte dazu und blinzelte durch die Blätter der Bäume, die letzten Regentropfen mit ihrem Kuß trock­nend. Tie Betglocke läutete zur Mittagsfeier. Heiliger Friede rings umher, nur vom Rhein her klang es wie leiser Gesang:

Schweigt der Menschen laute Lust,

Rauscht die Erde wie in Träumen Wunderbar mit allen Bäumen,

Was dem Herzen kaum bewußt,

Alte Zeiten, linde Trauer,

Und es schweifen leise Schauer Wetterleuchtend durch die Brust.

Am Zlbend war die Familie Gleichenburg, der sich noch Frau Generalin von Breden, ihr Sohn Erich, Walden­burg und der Maler zugesellten, vollständig versammelt. Der alte Rittmeister hatte schweigend Waldenburgs Werb­ung um Leonore angehört und nur flüchtig mit dem Kopfe genickt, dann war er in Sinnen versunken und schweigend hatte Waldenburg sich von ihm zurückgezogen.

Der Mann ist krank", sagte er sich,und man muß ihn schonen," während Erich sarkastisch zu dem Maler sagte:

Der alte Kerl sieht aus, wie das leibhaftige böse Gewissem"

Jetzt saß man in dem weinumlaubten hohen Säulen-

2«. Jahrgang.

Zentrum Zusammenarbeiten, daß der Block faktisch ganz ausgeschaltet ist. Wie bei der ersten Beratung zur Brannt­weinsteuer hat sich auch bei den Debatten zur Tabak­besteuerung zum Schluß eine Majorität der Rechten auf- getan, die alle Teile der Finanzreform nach ihrem Wil­len unter Ausschluß der Liberalen gestaltet. Es kommt hinzu, daß dieser Block der Rechten nun auch die Ge­schäft« willkürlich behandelt. Der Präsident Dr. Paasche hat hieraus die richtige Konsequenz gezogen. Der Ma­jorität der Rechten gegenüber hat sich eine geschlossene Opposition der Linken, sogar mit Einschluß der Sozial­demokraten gebildet.

Was nun geschehen wird, das hängt von den Be­schlüssen ab, welche die einzelnen Fraktionen in ihren Sitzungen fassen werden. Wenn ein Berliner Beschwichtig­ungsrat vermeint, die ausgesprochene Nichtbeteiligung d«c Nationalliberalen und Freisinnigen beziehe sich nicht aus das gesamte Reformwerk, sondern lediglich auf die Ta­baksteuervorlage, so würde dem eine andere Meldung ge­genüberstehen, die besagt, daß von einer Regierungsstelle aus an den Führer der Nationalliberalen die Frage ge­stellt worden ist, ob die Partei sich an der neuen Mehrheit, die aus der Rechten und dem Zentrum be­steht, beteiligen will. Der Vorschlag ist aber das steht im Schw. Merkur mit Entschiedenheit abgelehnt worden. Doch mag dem sein wie dem wolle, die Lage ist jedenfalls wieder verworrener und gespann­ter geworden. Sie muß sich bald irgendwo entladen.

Rundschau.

Der deutsche Reichstag

hat in seiner Plenarsitzung vom Donnerstag eine Reihe von Vorlagen erledigt. Zunächst stand auf der Tagesord­nung die erste Beratung der am 13. November 1908 zu Berlin abgeschlossenen revidierten Berner Ueberein- kunft zum Schutze von Werken der Literatur und Kunst. Wie der Staatssekretär hiezu ausführte, ist die Revision auf Grund der aus dem Reichstag er­gangenen Wünsche bezüglich der allgemeinen Ausdehn­ung des Urheberrechts vorgenommen worden. Das Er­gebnis der Berliner Revisionskonferenz sei zu begrüßen, wenn auch noch einige Staaten beiseite stehen wie Ruß­land und die Vereinigten Staaten von Amerika. Es be­stand das Bestreben, dem Verbände neue Mitglieder zu ge­winnen, oder wenigstens die Nichtunivnsstaaten zu veran­lassen, ihre innere Gesetzgebung im Geiste der Berner Kon­vention zu verbessern. Ter Hauptgewinn der aus der Konferenz hervorgegangenen neuen Konvention, der man

gang, der sich längs des Speisesaales hinzog, bei einer Bowle und Frau von Gleichenburg, die sich in ihrem Roll­stuhl hatte hinabtragen lassen, sorgte schon dafür, daß keine Mißstimmung aufkam. Tie kleine Generalin, die ganz rührselig gestimmt war, daß ihr einziger Bruder ihre liebe Leonore heiraten wollte, unterstützte Frau Helene in der Unterhaltung wacker und Erich, der sich von seinem Schreck über des Onkels schnelle Verlobung noch gar nicht er­holen konnte, zeigte eine Lustigkeit, die sehr ansteckend wirkte, obgleich sie, wie die feinfühlende Renate zu be­merken glaubte, nicht ganz echt war. Der Maler sprach viel mit Renate und Irmgard und warf von Zeit zu Zeit ei­nen fast feindseligen Blick aus Leonore.

Aergerte er sich wohl, daß Leonore so gleichmäßig kühl gegen ihren Verlobten, der doch sein bester Freund war, blieb? Oder aber verstimmte es ihn, daß Leonore sich so hausfräulich zeigte (hausbacken hätte er es nennen mögen), selbst die Tafel im Säulengang dekorierte, selbst die Gläser füllte und selbst das selbstgebacktzne Gebäk he­rumreichte. So spießbürgerlich, hausfraulich Leonore zu sehen, die seine Künstler-Phantasie sich nur als Loreley, Germania oder gar als Königin denken konnte, tat seinem Auge weh daher kam es Wohl, daß sein Herz voll Bitter­keit war ob des Freundes Glück?

Hell klangen die Gläser aneinander. Ter Champagner perlte jetzt in den Kelchen und die Rheineswellen kicherten und schwatzten gar wunderbare Geschichten empor zur Mar­morhalle des alten Hauses am Rhein.

Tie Abendglocke war längst verstummt. Ein Stern­lein nach dem andern zog am Himmel auf. Scherz und Lachen flog von Lippe zu Lippe. Muntre Lieder klangen durch die weiche Abendluft, bis hin zu der Bank, wo Herr von Gleichenburg einsam saß, den Kopf wie müde in die Hand gestützt. Er weinte, der einsame Mann, dessen Fort­gang wohl niemand bemerkt und der nun müde wie ge­brochen, leise aus sein Zimmer schlich.-

(Fortsetzung folgt.)