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mit Erzähler vom Lchwarzwald.
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Amtsblatt für die Ltad! Wildbad.
Verkündigungsblatt
der ttgl. Forstämter lvildbad, Meistern, Enzklösterle rc. während der Saison mit
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Nr 86.
Samstag, den >6. April »6<»S.
26. Jahrgang.
Um die Osterzeit.
Das Osterfest 1909 scheint unter des Frühlings und seiner Sonne Gunst zu stehen. Ter Himmel macht ein so seltsam freundliches Gesicht, als ob er der Reichstagsbvten spotten wolle, die ob lauter Blocksorgen und Finanznöten, kein fröhlich Fest werden feiern können. Tie Monarchen und Diplomaten nehmen sich das nicht so sehr zu Herzen. Wenn die Osterglocken klingen, dann ist für sie die Zeit gekommen — zum Reisen. Tie tonangebenden Schwalben sind „schon davvNgeflogen, dahin nach dem schönen Süden, wo die Zitronen zwar, doch keine Nachlaßsteuer blüht. Fürst Bülow wird der Erholung allerdings bedürfen, denn einen nicht mehr vorhandenen Block zusammenzuleimen ist schwere Arbeit. So ist er denn des langen Haders müde nach Oberitalien abgedampft. Tie stille Hoffnung mancher „Reichsverdrossenen", daß der vielerfahrene, politische Odysseus schon in aller Kürze Gelegenheit erhalten möge, seinen römischen Palazzo für immer zu beziehen, verwirklicht sich also nur zu einem recht bescheidenen Teil.
Das gleiche Reiseziel wie sein Chef hat sich der Mann erkoren, dem die wenig beneidenswerte Berufspflicht obliegt, für die Füllung des Reichssäckels zu sorgen. Herr von Rheinbaben, der Finanzminister, wird ebenfalls von dem begreiflichen Verlangen geplagt, an Stelle der Finanzmisere im dunklen Laub die Goldorangen glühen zu sehen. Aber guter Tinge sind es immer drei, u. so hat zuguterletzt auch Herr Krätke, der Postminister, den Staub Berlins von seinen Pantoffeln geschüttelt und ist nach Süditalien gefahren. Nun wollen wir hoffen, daß während die Regierung im Reisen begriffen ist, zu Hause alles gut geht, daß nicht zu aller Not auch noch die Ostereier, sich in Kuckuckseier verwandeln.
Wenn die Diplomaten reisen, haben die Monarchen die Koffer auch schon gepackt. Man muß doch den Untertanen zeigen, daß die Kriegswolken am Horizont vorläufig verzogen sind. Man munkelt, daß der deutsche Kaiser in Italien eine Zusammenkunft mit dem italienischen König haben wird. Und weil das dreibundfreundliche Italien nicht bloß die Teutschen, sondern auch die Engländer lieb hat, so wird auch König Eduard nicht aus- bleiben. Er wird in der zweiten Hälfte des April in Neapel eintrefsen und dort mit dem König von Italien züsammentreffen. Alsdann reist Eduard mit seiner Frau nach Korfu, um dort mehrere Tage lang der Gast des
Es ist viel leichter, Kinder zu unterrichten, als sie zu erziehen. Vas erster« setzt nur das wissen voraus, zur Erziehung muß man etwas sein. Karl H. Maurer.
Opfer der Tücke.
»S) Bon Elise von Gehrmann.
(Schluß.)
Dimitri sah entsetzt aus, dann zischte er: „Hat Stephan mich verraten, daß Durchlaucht mich hier verfolgen, da ich fast am Gipfel des Ruhmes stehe? Du gönnst mir den Erfolg nicht, das also soll wohl die Rache sein, weil ich dein Weib verführte?" Er packte Stephan und schüttelte ihn.
„Dimitri," bat Stephan, „komm' doch zu dir, du träumst wohl? Ich bin doch Stephan!"
Nadia eilte herbei. „Dimitri — Stephan, 0 Gott, ich bitte euch!"
Aber als Stephan sich nach Nadia umsah, hatte der Verrückte ihn gepackt und mit lautem Ruf: „Zwülf- hundertundvierzig Meter tief" mit sich in die Spalte tzezogen.
Nadia schauderte. Ihr stand das Herz still und lag wie ein Bleiklumpen in der Brust, sie wollte schreien. Es brauste in ihren Ohren. Nun klopfte das Herz wieder zum Zerspringen. Sie haste nicht einmal den Fall der beiden in die Tiefe gehört. Wie unergründlich, wie schauerlich tief! Grauen ohnegleichen ergriff sie. Sie schwankte zu dem Platze zurück, an dem der junge Kasak schlief, und rüttelte ihn:
„Kamerad, wach' auf!" Ihre Stimme klang heiser, als spreche ein Automat. Siedendheiß stieg ihr das Blut zu Kopf. „Angarow, wach' auf!" schrie sie. — Der setzte sich halb und rieb sich die Augen.
„Was soll's, Nikolaus Seslavin, was willst du
nachts?"
deutschen Kaisers zu sein. Wo bleibt da noch Raum für Neid und Eifersucht zwischen den Nationen, die sich in ihrer Einfalt nicht genug tun können mit Kriegsrüstungen! Auch der Expräsident von Amerika, Herr Roosevelt, schwimmt auf dem Wasser, um nach Afrika zu fahren und dort Löwen zu schießen. Auch er hat dem König von Italien die Hand gedrückt. So ist denn um die. Osterzeit alles unter dem blauen Himmel der Adria versammelt, während sich im kalten deutschen Norden die gewöhnlichen Menschen die Liebesgabe auf Schnaps und die Nachlaßsteuer vor die Füße werfen, als duftige Ostergabe. Die Krisis ist also vertagt und man hat geduldig zu warten bis die hohen Herrn vom Urlaub zurückkehren. Tann erst werden wir die Auferstehung feiern aus aller finanziellen Not und Last. Vielleicht kommts auch anders.
Rundschau.
Reformen im Heere.
Im Zusammenhang mit der Reichsfinanzreform ist mit vollem Recht ein Hauptgewicht auf eine sparsamere Wirtschaft gelegt worden, und es wurden namentlich umfassende Reformen im Heerwesen gefordert, die Ueberflüs- siges beseitigen und eine Reihe von Vereinfachungen bringen sollten. Daß aber auch Reformen nach anderer Richtung, im Interesse der ihre Wehrpflicht Ableistenden, notwendig sind, zeigt eine neu erschienene Schrift von M. Schneesieber „Zwei Jahre Dienstzeit" (Verlag von Josef Singer, Straßburg und Leipzig), in welcher der Verfasser die «alls früherer Offizier gesammelten Erfahrungen niederlegt. Ter Verfasser weist darin zunächst auf die Mängel des jetzigen Löhnungssystems hin. Von den 22 Pfennigen täglich bleiben nach Abzug der notwendigen Ausgaben für Wäsche, Seife, Putz- und Nähzeug, Haarschnitt und Rasieren höchstens 12 Pfennige, wovon aber auch noch abzuzahlen ist, wenn der Rekrut nicht in der Lage ist, die ersten Anschaffungen für Bürsten, Waschend Kammzeug, Reinigungsmittel für Gewehr, Metallteile, Tuch- und Drillichsachen, eine warme, wollene Jacke zum Tragen unter der Uniform bei kaltem Wetter, Hosenträger, einige Paar Strümpfe oder Fußlappen usw. aus eigenen Mitteln zu bezahlen. Hier müßte Wandel geschafft werden, man sollte den Rekruten keine pekuniären Opfer auferlegen und sie nicht nötigen, von der kargen Löhnung noch Aufwendungen für das .Handwerkszeug zu machen, dessen Beschaffung doch Sache des Staates ist;
Ncchia zog ihren Mantel aus. „Hier hast du meinen Mantel," dann zog sie die Filzüberstiefel ab, „und hier nimm, du hast erfrorene Füße, hast deine Stiefel für Schnaps verhandelt, Brüderchen, und hier nimm meine Pfeife — so nimm doch, Kindskopf, und meine Börse mit 20 Rubel; steh' mal auf und sage mir, wie heißt denn dein Schutzpatron?"
„Der heilige Michael!"
„So kniee nieder und schwöre beim heiligen Michael, daß du dieses kleine Kreuzchen hier dem Kommandeur, Fürsten Orbeliani, ablieferst, wenn der Tcm anbricht. Hast du ein Notizbuch?"
Der ganz verblüffte, kleine Kasak zog sein schmutziges Notizbuch hervor und erhob sich.
„Ich schwöre es natürlich gern, ich freue mich, zum Väterchen zu dürfen! Aber wozu gibst du mir das alles? Bist du verrückt?"
„Vielleicht", sagte Nadia und schrieb auf ein aus, dem Buche gerissenes Blatt:
„Durchlaucht wollen das Kreuzchen gütigst an Sacha Seslavin, Gardejunkerschule Petersburg, gelangen lassen. Er ist Waise, und es ist der letzte Gruß von N. Seslavin, 4. Kas.-Brig. B. S." Sie wickelte das Kreuzchen, das sie geküßt, in den Zettel.
Der Kasak konnte nicht lesen. — „Also dieses Kreuz und der Zettel — ist das alles, und dafür gibst du mir all den Reichtum? Du willst wohl desertieren?"
Nadia nickte. „Ja, Angarow, ich will desertieren."
„Und wie soll ich dir danken?"
Angarow steckte alles in seine Brüsttasche, verwundert aufschauend.
Nadia ergriff seine Hand. „Dadurch, daß du gleich schläfst, dich nicht umblickst, wohin ich gehe, und dem Zaren immer ein treuer Untertan bleibst."
Lachend warf Angarow sich auf sein Lager zurück. „Gospodin, das will ich schon besser als du — Ueber- laufer — na, was geht's mich an!" Er zog sich kopfschüttelnd die Pelzstiefel über.
Nqdia stand wartend in übernatürlicher Ruhe da-
das gleiche gilt von der gesamten Bekleidung einschließlich der Strümpfe und des warmen Unterzeuges, wofür ein Pauschquantum vergütet werden könnte, und von dem Waschen, das in Kasernen zu besorgen wäre, ebenso wie Barbier- und Haarfchneidestuben eingerichtet werden könnten. Neben diesen Vorschlägen empfiehlt der Verfasser verschiedene Aenderungen im Kantinenwefen und eine gründliche Aenderung des Bekleidungssystems, bei dem durch die jetzige Einrichtung der verschiedenen Garnituren an den falschen Stellen gespart wird. Bei dem Zuviel an Garnituren und den schlechten Exerzieranzügen müsse ein Unmaß von Mühe auf das Jnstandhalten der Sachen verwendet werden. Das ganze Bekleidungssystem hält der Verfasser für reformbedürftig, vor allem auch die Fußbekleidung, bei welcher er den Hauptschaden in dem Beibehalten des Kommißstiefels sieht, der weit schwerer anzupassen ist als der Schnürschuh und als eine Hauptursache der vielen Fußleiden anzusehen ist. Weiter fordert der Verfasser, daß nicht auf die Gesundheit der Soldaten gesündigt wird und führt nach dieser Richtung aus: „Man bedenke nur, was es heißt, wenn eine Abteilung, welche erst vor kurzer Zeit Reservisten eingezogen hat, bei glühender Hitze mit feldmarschmäßigem Gepäck bis zu 50 Kilom. zurücklegen muß. Wenn dann durch die übertriebenen Anforderungen Hitzschläge und sonstige Unglücksfälle eintreten, kann man sich nicht wundern. Meist treten übrigens Krankheitserscheinungen, welche durch diese allzu großen Anforderungen hervorgerufen werden, erst später aus, wenn der Mann zur Reserve entlassen ist, so daß auf diese Weise die Tatsachen nicht so allgemein in die Oeffent- lichkeit dringen. Auch gegen das stetige Hinlegen bei den Gefechtsübungen möchte ich mich wenden. Es ist ganz natürlich, haß wir im allgemeinen das Schützen- gefscht im Liegen führen, aber auch hierin wird übertrieben. Tie Mannschaften bei Regen und Schnee hinlegen zu lassen, halte ich für gänzlich verfehlt. Es müssen hierdurch unbedingt Erkältungskrankheiten entstehen, zumal das Hinlegen gewöhnlich nach einem Sprung geschieht, also nachdem der Mann sich warm gelaufen hat.
Ich bin keineswegs für eine Verzärtlichung des Soldaten. Wir wollen ja tüchtige Männer erziehen, aber bedenken wir doch, daß sich die meisten jungen Leute noch im Stadium der Entwicklung befinden, und daß wir ihnen, ich will es nochmals wiederholen, unter keinen Umständen die Lust und Freude am Soldatenleben nehmen dürfen." — Im Kriegsfall müssen natürlich solche Schädigungen in den Kauf genommen werden; bei Friedens-
neben, dann deckle sie ihn eigenhändig mit ihrem Mantel zu und sah, wie er sich zur Seite legte. Langsam schritt sie zum See. Dort klaffte die Spalte schwarz, tief, unergründlich. Am Nachthimmel flimmerten und blitzten die Sterne. Auf der leuchtenden Eisfläche stand sie und sah empor. Lösest du die Weltenrätsel, befreiender Tod? Halblaut deklamierte sie den Vers. Viktor Hugos:
Das Grab, das über uns sich schließt,
Eröffnet uns der Firmamente Welt,
Und was wir hier als Ende auch erblicken Wird jenseits uns als Anfang erst entzücken.
Dicht am Rande des Abgrunds stand sie und rief hinunter: „Stephan, Dimitri, ich komme!" Dann blickte sie hinauf, und sich bekreuzigend, sagte sie in bitterem Tone: „Gute Nacht, qualvolles Erdendasein!"
Nadia ließ sich in die Tiefe gleiten, und die drei waren wieder vereint.
Ende.
Ostern.
O würde das Ostern doch kommen Ter weiten Christenheit,
Ter tätigen, liebenden, frommen,
Da von ihr auch werde genommen Ter alte, blutige Streit!
Warum doch, warum doch noch schießen Die Männer einander tot?
Bei rüstiger Arbeit genießen
Sie Früchte, die wachsen und sprießen.
Und Liebe lindert die Not.
Wenn endet ein Ostern,des Morden?
Wenn siegt des Rechtes Ni acht? —
Vor Zeiten heidnische Horden,
Jetzt Christen im Süden und Norden,
Und doch die blutige Schlacht! -I.