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mit Erzähler vom Schwarzwald.

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Vision Nr. 41.

Amtsblatt für die Ltadt Wildbad.

Verkündigungsblatt

der Kgl. Forstämter Wildbad, Meistern, Enzklösterle rc. während der Saison mit

amtl. Fremdenliste.

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Mittwoch, den S. Dezember

1SV8.

Deutscher Reichstag.

Berlin, 7. Dez.

Präsident Graf 'St 0 lberg eröffnet die Sitzung um 1.15 Uhr.

Am Bundesratstisch sind erschienen: Reichskanzler Fürst Bülow, die Staatssekretäre v. Tirpitz, Krätke, Ternburg, v. Schön, v. Bethmann-Hollweg und Sydow.

Zunächst wurden die Uebereinkommen zwischen dem Deutschen Reich und Oesterreich und zwischen dem Deut­schen Reich Und Ungarn betr. den gegenseitigen gewerbli­chen Rechtsschutz in 1. und 2. Lesung debartelos erledigt.

Es folgte die

Fortsetzung der ersten Etatsbcratung.

Aba. Graf Kunitz (kons.): Alle Reichsausgaben sind unverhältnismäßig gewachsen. So ist z. B. der Ma­rineetat heute achtmal so groß, wie vor 12 Jahren. Hof­fentlich, gelingt es der Budgetkommissivn, bei diesem Etat und 'auch bei derr anderen ganz gehörige Abstriche zw Machen. Gegen die Auswüchse der Syndikate sollte die Re­gierung Maßregeln ergreifen. Neben dem .Kohlensyndikat hat sich ein Mühlensyndikat gebildet. Eine Mühlenum­satzsteuer wäre dringend erforderlich. Am Postetat von allem müssen Abstriche gemacht werden. Wir haben keine Ursache, die auf dem Balkan eingetretenen Veränderungen als Umwälzungen großen Stils zu betrachten. Auch die neueste Entwicklung in der Türkei birgt meines Erachtens keine Gefahr in sich. Eine Verstärkung der englischen Armee kümmert und beunruhigt uns nicht- Die Casa­blanca-Affäre wird ja nun hoffentlich, durch Schiedsgericht erledigt werden.

Mg. Dr. WicmM (frs. Vst.): Der wirtschaftliche! Aufschwung des Deutschen Reiches ist trotz der agra­rischest! Zollpolitik eingetreten, die -den Etat un­günstig beeinflußt Und im letzten Grunde auch die Beam- tenbesoldnngsvorlage herbeigeführt hat. Bei den einzel­nen Etats, besonders beim Militäretat, sind auch bei den laufenden Ausgaben große Abstriche nötig. So führt es zu unnützen Mehrausgaben, wenn im Avancement über­gangene Offiziere sofort abgehen müssen und den Pensions­etat belasten. Ter Chef des Militärkabinetts muß, dem Organismus der Staatsbeamten .angegliedert und dem Kriegsministerium unterstellt werden. Weshalb werden Reserveoffiziere gezwungen, in die Kriegervereine einzu­treten? Ter Marineetat palt sich in den Grenzen des! Flottengesetzes. Daß der Gedanke eines Vertrags über Einschränkung des Flottenbaus glatt von der Hand zu

weisen sei, glauben wir nicht. Der Gedanke einer In­vasion ist, so absurd und aberwitzig, daß es sich kaum verchhnt, ihm ernstlich entgegenzutreten. (Mseitiges leb­haftes Sehr richtig!) Der Klolonialetat zeigt, daß die Reichszuschüsse für die Kolonien immer geringer gewor­den sind. So begrüßen wir ihn mit Genugtuung. Der Forderung einer anderweitigen Festsetzung der Fernsprech­gebühren für Stadt und Land widersprechen wir entschie­den. Das Reichsvereinsgesetz ist nicht in dem Geist ge- handhabt worden, in dem es geschaffen wurde. Gegen den Buchstaben und Sinn des Gesetzes ist verstoßen wor­den. Ter Gebrauch der polnischen Sprache muß den Ar­beiterorganisationen bei unpolitischen Beratungen gestattet werden, solange nicht nachgewiesenermaßen Mißbrauch mit dieser Erlaubnis getrieben wird. Der Fall Schücking widerspricht dem Grundsatz der in der Verfassung ge­währleisteten Meinungsfreiheit und politischen Gleichbe­rechtigung aller bürgerlichen Parteien. (Lebh. Sehr rich­tig! links.) Die Erledigung der Casablanca-An­gelegenheit beweist einen erfreulichen Fortschritt des Schiedsgerichtsgedankens. Durch das Vorgehen Oester­reichs ist unsere Position auf dem Balkan schwierig geworden. Warum weilte Frhr. v. Marschall damals fern von Konstantinopel? Immerhin ist unser Platz an der Seite der befreundeten Dreibundsmacht in guten und erst recht in bösen Tagen. Gegenüber den Prager Ex­zessen liegt es uns fern, in die inneren Angelegenheiten! Oesterreichs hineinzusprechen, aber wir müssen fordern, daß unsere berufenen Vertreter in Oesterreich- sich des Schutzes dier Deutschen annehmen. (Beifall links.)

Reichskanzler Fürst Bülow : Die politische Lage in Europa wurde in den letzten Monaten von dem Um­schwung in der Türkei beherrscht. Wir sind nicht des­halb Gegner der neuen Bewegung, weil wir zum alten Regime in freundschaftlichem Verhältnis standen. Bei jeder Gelegenheit haben unsere Vertreter, Frhr. v. Mar­schall und andere/Reformen befürwortet. Wir haben nie­mals Land dort begehrt, nicht aus Moral, sondern weil unsere geographische Lage keinen Anlaß dazu bot; umso eifriger (ist Unser Wunsch für die Wohlfahrt der neuen, Türkei. Bei der Wahrung her deutschen Interessen war ich mir klar, daß wir anderen Mächten den Vorrang lassen müssen. Gewiß haben wir heute mehr wirtschaftliche In­teressen auf dem Balkan, als zu Bismarcks Zeiten, aber nicht sv große, daß wir dort eine führende Stellung ein­nehmen müßten. Der zweite Punkt war die Treue zu Oesterreich-Ungarn. (Bravo!) Daß Oesterreich sei-

Neid ist dem Menschen natürlich; dennoch ist er ein Last« und ein Unglück zugleich. Schopenhauer.

Schuldig oder mchtschuldig?

Roman nach C. M. Braeme von E. Felsing.

(Nachdruck verboten,)

(Fortsetzung.)

Sie erwachte am nächsten Morgen nur wenig er­frischt aus ihrem schweren, betäubungsähnlichen Schlaf, doch hatte sie wieder völlig die Klarheit ,ihres Kopfes erlangt. Sie fand, als sie nochmals die Zeitungen durchi- blätterte, die Notiz, daß eilt Dampfschiff,Die Perlen­stadt" genannt, am ersten Juli nach Newyork absegelte. Tie Zeit Paßte ihr gut, und auch der Name gefiel ihr. Sie würde noch drei Tage Zeit haben, ihre Ausrüstung zu besorgen und alles für die Reise vorzubereiten.

Am selben Tage ging sie in das,Schiffsbureau ünd kaufte sich ein Billet erster Klasse.Miß Malcolm, Mu­siklehrerin", so lautete ihr Name, der in hie Passagier- liche eingetragen wurde. Sie informierte sich noch über die Länge und Tauer der Reise; dann ging sie in einen Buchladen, um an Mr. Roß zu schreiben.

Ich habe mir ein Billet gekauft", schrieb sie ihm, und fahre am ersten Juli ab. Das Dampfschiff ist eins erster Klasse und führt den Namen: Tie Perlenstadt."

And als Dudley diesen Brief las, beschlich ihn das Ge­fühl, als habe er zum letztenmal von Hester Blair gehört.

Als sie ihre Einkäufe besorgt hatte, ließ sie sich alles in ihr Hotel schicken. Ein großer Koffer mit der Adresse: Miß Annie Malcolm, Passagier nach Newyork auf dem DampferDie Perlenstadt", wurde direkt nach, dem Schiff gesandt, alles übrige, mät ihrer Adresse versehen, ins Hoiel geschickt.

Am letzten Tage des Juni begab sie sich aus das

Dampfschiff, um sich zu überzeugen, ob sie auch nichts vergessen hatte. Ter Dampfer sollte am nächsten Mor­gen in Sec gehen, und wenn etwas fehlte, so mußte es noch diese Nacht herbeigeschafft werden. Sie hatte den Leuten im Hotel nichts davon gesagt, wo sie hinwollte; sie hatte die Absicht, sich am andern Morgen eine Droschke zu nehmen und sich vom Hotel nach der Landungsstelle fahren zu lassen.

Es war eine warme Nacht, diese letzte im Junimonat; kein Lüftchen bewegte sich, und sie fühlte sich äußerst elend und matt. Sie verließ das Hotel nochmals, um noch einige Besorgungen zu erledigen. Sie ging zunächst in eine Buchhandlung, um einige Bücher zu kaufen; der Besitzer des Ladens stand hinter dem Ladentisch, und zwei Herren standen in eifrigem Gespräch im Rahmen der Tür. Sie war kaum eine Minute da, als sie ihren ei­genen Namen aussprechen hörte, woraus sie sich unwill­kürlich umwandte. Tann aber erinnerte sie sich, daß Hester Blair ja tot sei. Es war ihr Fall, über den die Herren diskutierten; der eine glaubte an ihre Schuld, während der andere fest von ihrer Unschuld überzeugt war.

Dieses Weib ist eine Mörderin, so wahr der Him­mel über uns ist", sagte der eine, und der andere erwiderte, sie sei unschuldig wie ein Kind.

Wie betäubt, mit schwerem Herzen verrichtete ste ihre weiteren Einkäufe und kehrte dann in ihr Hotel zurück. Der Schrecken von,alledem, was sie jetzt wieder durchlebt hatte, stellte sich nun doch in heftigster Weise ein; als sie ihr Zim­mer erreichte, fiel sie ohnmächtig zu Boden, wo sie einige Stunden später von einem der Diener so aufgesunden wurde.

Am nächsten Morgen lag sie in den heftigsten Fieber­phantasien. Sie schwebte mehrere Tage zwischen Leben und Tod, und diePerlenstadt" segelte ohne sie ab, je­doch mit ihrem Namen auf der Passagierliste.

Als wenige Tage später Mr. Roß des Morgens in seinem Bureau die Zeitung zur Hand nahm, fiel sein erster Blick ans folgende Zeilen:

Schrecklicher Unfall zur See. Untergang dei­

nen Plan nicht vorher mitgeteilt hat, darüber bin ich ihm nicht bös, ja ich bin ihm sogar dankbar dafür; dankbar, weil ich weiß, daß Oesterreich-Ungarn seine Angelegenheiten selbst entscheiden muß. Ich habe Herrn Jswolski keinen Zweifel darüber gelassen, daß wir uns in der Konferenz­srage nicht von Oesterreich trennen. Herr Jswolski hat mir versichert, daß in keinerlei Weise ein offenes oder ein geheimes Abkommen zwischen Rußland und England mit einer Spitze gegen Deutschland besteht. Ich bin ferner überzeugt, daß Italien ein Interesse daran hat, wie mit Deutschland so mit Oesterreich-Ungarn verbündet zu sein. Ein berühmter Diplomat sagte mir einmal, Italien kann mit Oesterreich nur verbündet oder verfeindet sein. Ich glaube, diejenigen meinen cs schlecht mit Italien, die ihm zu Abenteuern raten, die seinen Aufschwung in Frage stellen. Das marokkanische Problem birgt noch Schwierigkeiten in sich, doch hoffe ich auf eine Verständig­ung. Von den Sozialdemokraten sind unsere Konsularbe- - Hörden in Casablanca wegen des Schutzes der Deserteure angegriffen worden. Damit haben sie sich aus den Stand­punkt der französischen Militaristen und Nationalisten ge­stellt. Möge dieser militärische Geist, den sie hier be­wiesen, wenn es gilt, der Politik des eigenen Landes Schwierigkeiten zu bereiten, ihnen.auch bei Beratung des Militäretats bleiben. (Heiterkeit.) Als ein genauer fran­zösischer Bericht vorlag, haben wir auf das vorher auszu­sprechende Bedauern Frankreichs verzichtet und die An­gelegenheit einem Schiedsgericht überwiesen. Von einer Niederlage der deutschen Politik war keine Rede. Das japanisch-amerikanische Abkommen betrach­ten wir mit der Sympathie, die es dadurch verdient, daß es aufs neue eins befriedigende Entwicklung im fernen Osten gewährleistet. Wegen der Vorgänge in Prag ha­ben unsere Vertreter sofort die nötigen Schritte getan, damit unseren Reichsangehörigen der nötige Schutz zu teil wird. Darüber hinaus etwas zu tun, wäre nicht richtig. Ich kehre noch einmal zur Lage int nahen O r i e n t zurück. Wir freuen uns, wenn England sich günstig zur Türkei stellt. Wir wünschen eine gesunde Türkei, und wenn England dies auch wünscht, so kann uns das Eng­land nur näher bringen. Wir konkurrieren in Konstntti- nopel nicht mit England. Wir wünschen, daß eine K 0 n- ferenz 'zum Beruhigungsmittel wird. Diejenigen, die den Frieden stören wollen, sind zu schwach; die ihn stören kenn­ten, 'haben keinen Grund, es zu wollen. Unsere äu­ßere Politik ist einfach und klar. Wir lverden die deutschen Interessen wahren, unseren Verbündeten und

DampfersDie Perlenstadt" mit allen, die sich an Bord befanden!"

Erschüttert wandte er sich an seinen Sekretär, der im Nebenraum arbeitete, mit den Worten:

Erinnern Sie sich noch an Mrs. Blair, Adam?"

Gewiß, Herr," lautete die Antwort, die der Ange­redete mit bleichem, erschrockenem Gesicht erteilte.

Nun, dann mögen Sie wissen, daß sie nicht mehr ist," sagte der Anwalt.Sie fuhr unter dem Namen einer Miß Annie Malcolm mit dem DampferDie Per­lenstadt" ab, und ihr Name steht auf der Liste unter den Ertrunkenen." ^

Er wunderte sich, warum sein Schreiber den ganzen Tag Mit totenbleichem Gesicht umherging.

Das erste, was der unglücklichen Frau im Royal- Arms-Hotel, .hie sich nach und nach wiederholte, zu Ge­sicht kam, war die Nachricht vom Untergang derPer­lenstadt", mit ihrem eigenen Namen aus der Liste der Ertrunkenen.

Ich bin jetzt zwiefach tot", sagte sie sich.Hester Mair's Spur endete in Ardrossan, Annie Malcolm fand ihren Tod in den Wellen. Keiner weiß nun um mein Geheimnis, selbst Dudley Roß nicht, der einzige, der darum wußte, Jetzt jetzt erst bin ich vollends tot für die Welt!"

Zwölftes Kapitel.

Fünf Jahre waren verstrichen seit der Tragödie von Lolde-Fell. Andere Tragödien hatten sich seit der Zeit Zeit abgespielt, andere Morde, andere Gerichtsverhand­lungen, aber gerade dieser Fall hatte den nachhaltigen Einfluß, den er, als er geschehen war, auf die Menschen ausgeübt hatte, beibehalten, des Geheimnisses wegen, das ihn noch immer umgab. Wäre der Urteilsspruch ent­schieden, bestimmt ausgefallen, so wäre das öffemliche Interesse daran nach und nach erkaltet, aber iwmer fehlte ja noch die Antwort auf die schwere Frage:Wer beging das Verbrechen?"

< Fortsetzung folgt.)