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mit Erzähler vom Schwarzwald.
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Amtsblatt für die Ltadt lVildbad.
Verkündigungsblatt
der Kgl. Forstämter kvildbad, Meistern, Lnzklösterle rc. während der Saison mit
amtl. Fremdenliste.
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Wonnements llglti ItebereiMwit.
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Nr. 287.
Dienstag, den 8. Dezeniber
1908.
Deutscher Reichstag.
Berlin, 5. Dez.
Graf Stoiberg-eröffnet die Sitzung um 11.30 Uhr.
Am Bundesratstifch: v. Bethmann-Hollweg, v. Sy- -ow, v. Schön, Dernburg, Kralle, Tirpitz, Nieberding.
^ Auf der Tagesordnung steht die erste Beratung des Etats und des Besoldungsgesetzes.
Staatssekretär Sydow: Das Rechnungsjahr 1907 lM mit einem Fehlbetrag von 13 800 000 Mark abgeschlossen. In den Fehlbetrag ist nicht einbegriffen der Ausfall, den die Ueberweisungssteuern gebracht haben und der seinerseits auch noch über 7 Millionen beträgt. Beim Abschluß und beim Ausfall der Ueberweisungssteuern kommt zum Ausdruck, daß im Laufe des Jahres 1907 die Konjunktur wesentlich herabgesunken ist, und daß infolgedessen die Etatsfätze nicht voll eingegangen sind. Das Defizit erscheint umso größer als die Einnahmen einzelner Ressorts in die Höhe gegangen sind. Die Betriebsverwaltungen haben etwa 19h4 Millionen Mehreinnahmen erzielt. Demgegenüber stehen aber 33 Millionen Mehrausgaben. Die Zölle haben über 44 .Mill. Mark mehr eingebracht als veranschlagt war. Das laufende Rechnungsjahr wird mit einem Mehrfehlbetrag bon 1123/4 Millionen Mark gegenüber dem berechneten Defizit abschließen. An Zöllen werden wir aus einen Ausfall von 87 Millionen Mark rechnen können, bei der Erbschaftssteuer mit einem Ausfall von 12 Millionen Mark. Die Post- und Telegraphenverwaltung wird einen Minderüb erschuf von 8^/2 Millionen Mark haben Nnd die Reichseisenbahnverwaltung um lU/s Millionen Mark hinter dem Voranschlag Zurückbleiben. Durch die Modernisierung der ganzen Staatsverwaltung, besonders durch Dezentralisierung und Vereinfachung des Betriebs soll fortan der Aufwand verringert werden. Das Gesamtergebnis ist, daß der Etat für 1909 eine Verschlechterung von 80,8 Millionen Mark aufweist. Am schwersten drücken den Etat die vorgesehenen Mindereinnahmen und der Umstand, daß die Marine zu erheblichen Mehrausgaben veranlaßt ist. Das erfreuliche ist, daß die Zuschüsse für die Kolonien um 13 Millionen Mark zurückgegangen sind. Recht unerfreulich ist es, daß
Dem Fürsten die Wahrheit nicht in ihrem ganzen Umfange Vorhalten, heißt an ihm selber einen Hochverrat begehen.
F s n e l 0 n.
Schuldig oder nichLschuldig?
Roman nach C. M. Braeme von E. Felsing.
(Nachdrusk,er»,ten.)
(Fortsetzung.)
Elftes Kapitel.
Das Royal-Arms-Hotel war eines jener ruhigen, bornehmen Hotels, das alleinstehenden Damen und Familien immer empfohlen wurde, ein Hotel, in dem alles schön und elegant eingerichtet war, welches wegen seiner Ruhe und der vortrefflichen Bedienung geschätzt wurde.
An diesem prächtigen Junitage — der achtundzwanzigste stand im Kalender — war das Hotel vollständig besetzt. Schon hatte es Schwierigkeiten bereitet, für eine Familie, die gerade aus dem fernen Kanada gekommen war, Unterkunft zu schaffen, als eine Droschke vvrfuhr und eine Dame anfragen ließ, ob sie für drei Tage ein Zimmer bekommen könnte, — eine schöne Frau, in ein graues Seidenkleid gehüllt, mit lieblichen 'Zügen und weichem, schönem, braunem Haar. Sie sah sehr angegriffen Lus;, ihre Stimme klang leise und matt, als db sie erst vor kurzem einen großen Schmerz durchkostet Wte. Sie hatte kein Gepäck bei sich, sagte aber, daß «S bald nachkäme. ^ ^ , v
„Wer ist es?" fragte die herbeigeeilte Herrin des Hauses den Diener, der ihr die Meldung von der Arr- ^unst der Dame brachte,
,, „Es ist.eine junge und schöne Dame, die aber aus- 'wht, als wäre sie sehr krank gewesen," lautete die Antwort.
„Sv lassen Sie.für.Sie das letzte Zimmer, Num- wer einundzwanzig, und das daneben liegende SitzungS- pmmer einrichten," gebot die Wirtin.
wir 600 Millionen Mark als Schatzanweisungen haben vorsehen müssen. Eine weitere Belastung bildet die Be- foldungsaufbesserung. Der Etat ist so aufgestellt, als ob vorläufig eine Finanzrchorm und eine Besoldungsauf- besserung nicht vorhanden ist. Kommen beide zu einer befriedigenden Verabschiedung, so wird es ein leichtes sein, Einnahmen und Ausgaben einzustellen und vor das Haus zu bringen.
Mg. SheH (Ztr.): Wir haben bei den einzelnen Ressorts des neuen Etats ganz erhebliche Abstriche erwartet, aber die Ausgaben sind nach wie vor recht reichlich bemessen. Der Naturalienbedars für das Militär ist.um 6 Millionen Mark geringer veranschlagt. Nun, wir werden die Rechnungen abwarten. Warum ist nicht auch der Marinebedarf geringer geworden? Warum werden bei Lieferungen nicht auch die anderen konkurrenzfähigen Firmen zugezogen? (Sehr richtig links und im Zentrum). Es sollen im kommenden Jahr allein 3 Linienschiffe, 3 große Kreuzer und 2 kleine Kreuzer auf Stapel gelegt werden. Vor Ueberstürzung im Bau neuester Typen muß gewarnt werden, denn wir wissen nicht, ob diese sich bewähren werden. Eine Verlangsamung würde aus das Ausland zweifellos zurückwirken. (Sehr richtig). — (Der Reichskanzler betritt den Saal). Der Kvl-onialetat sieht ja günstiger aus. Die Reichszuschüsse sind geringer geworden, doch sind ja nur vielfach Verschiebungen der Ausgaben aus ein folgendes Jahr vorgesehen. In der Verwaltung sind überhaupt keine Ersparnisse beabsichtigt. In Ostasien haben alle Staaten ein geringeres Detachement als wir. Die Betriebsverwaltung des Reiches deckt nicht einmal ihren eigenen Bedarf. Selbst die Postverwaltung schließt mit einem Defizit ab. Es scheint, daß gerade dort viel zu viel Beamte vorhanden sind. Die Fernsprechgebühren müssen entsprechend normiert werden. Wenn wieder ein Reichszuschuß für eine Weltausstellung verlangt wird, nachdem wir in St. Louis so traurige Erfahrungen gemacht haben, so muß man allerdings, besonders wenn man bedenkt, die günstigeren Einwirkungen, die die französische Produktion in Lüttich von der Weltausstellung erfahren hat, zu der Ansicht kommen, daß Deutschland offiziell vertreten sein muß Nur soll man nicht wieder mit Nachforderungen kommen, die in die Hunderttausende gehen. Gerade die Steuern, die die besitzenden Klassen
Doch als die Dame ihre Zimmernummer hörte, ging ein sichtbares Zucken durch ihre Gestalt.
„Einundzwanzig!" rief sie aus. „Haben Sie kein anderes Zimmer?"
„Nein gnädige Frau. Es ist alles sonst besetzt, dies ist das letzte," sagte der Diener in unterwürfigem Tone und ohne die leiseste Ahnung, warum „Nummer einundzwanzig" in der Fremden Ohren solch furchtbaren Klang hatte.
„Was befehlen Sie, gnädige Frau?" lautete die nächste Frage. „Unser Haus ist bekannt wegen seines guten Kaffees."
Wieder zuckte die Fremde zusammen . Wann ivürde sie je imstande sein, dieses Wort ruhig gnzuhören, das solche Fülle schrecklicher Erinnerungen in ihr wachrief?
„Nein," erwiderte sie, „ich wünsche Tee."
Bald darauf wurde ihr der Tee gebracht, der sie erfrischte und ihr Wohltat; hatte sie doch nichts zu sich genommen, seit sie Ardrossan verlassen hatte; jede körperliche Empfindung war in ihrer großen Herzensangst von ihr vergessen gewesen.
Sie verlangte mehrere Zeitungen, da sie glaubte, in einer derselben vielleicht Näheres über die Passagierschiffe zu lesen, die nach Newyork abgingen. Was ihrem ersten Blick überall begegnete, das war der Bericht über ihre eigene Verhandlung .. Die „Times" brachte einen längeren Artikel, worin über die Klarheit eines solchen Urteilsspruch viele Fragen aufgeworfen wurden. Eine Londoner Zeitung enthielt eine erdichtete Geschichte ihres Lebens; auch die Liverpooler Zeitung brachte einen genauen Bericht über ihren Fall, und die Meinung in diesem Artikel war ganz und gar gegen sie . Als sie diese Blätter alle durchflog, kam eine tiefe Verzweiflung über sie. Doch dann sagte sie sich wieder, daß Hefter Blair ja tot sei, und ihr Herz schlug so heftig, daß sie meinte, es müsse zerspringen.
,Mir scheint", sagte sie voller Bitterkeit, „daß Dud- ley Roß sehr recht hatte, als er sagte, daß der Name Hefter Blair in ganz Europa bekannt und — hätte er Koch hinzufügen können — verhaßt wäre!"
Es war das erstemal seit der Verhandlung, daß sie allein war, und >vie im Traume sah sie noch einmal all das
treffen sollten, weisen erhebliche Mindererträge ans. Im Besoldungswege sollte man das ganze Zulagensystem streichen. Ein Mißverhältnis ist es, daß die Marineoffiziere schon mit 30 Jahren ein Gehalt beziehen können,- das in der Landarmee erst mit 40 und 45 Jahren erreicht wird. Es freut mich, daß die Reichsregierung endlich klar und entschieden auf die Seite unseres treuen Bundesgenossen Oesterreichs getreten ist. (Allseitiges lebhaftes Bravo.) Deutschland atmete aus, als das erlösende Wort siel. (Sehr richtig!)
Abg. Bassermann (natl.): In der Ausführung des Reichsvereinsgesetzes sind schwere Mißgriffe vorgekommen. Was die Post anlangt, so wünschen wir, daß sie den Weg, den sie Amerika gegenüber beschritten hat, auch unseren Nachbarstaaten gegenüber betritt. (Sehr richtig.) Bei dem Militaretat wären vielleicht Reichssubventionen an Privatfabriken, die Luftschiffe bauen, sehr wünschenswert. Gegen eine Normierung der Dienstpflicht bei der Kavallerie und der Artillerie ans zwei Jahre sind wir ganz entschieden. Zum Marine-Etat ist zu sagen, daß wir unsere Flottenfrage niemals behandeln können, ohne an ünser Verhältnis zu England zu denken. Die Invasiv ns r e d e des Lord Roberts bestand ja aus Phantasien. Wenn England die allgemeine Wehrpflicht einführen will, so gratulieren wir ihm dazu. (Sehr richtig.) Einiges von dem, was im Oberhause gesprochen worden ist, muß auf Grund unseres Flottengesetzes berichtigt werden. Einer vertragsmäßigen Feststellung des gegenseitigen Stärkeverhältnisses widerraten wir entschieden. Auch bei dem geplanten Flottenbautempo müssen wir bleiben. Der Kolonialetat ist ganz erfreulich. Nur bedenke man mehr als bisher, daß deutsche Schulen eine Lebensfrage des Deutschtums in den Kolonien sind. (Sehr wahr.) Ein häusigeres Jnfunktiontreten des Bun- desraksausschusses für auswärtige Angelegenheiten begrüßen wir. Dann wird wohl aber eine besondere Vertretung der Bundesstaaten im Auslande überflüssig sein und viel unnötig ausgegebenes 'Geld gespart werden können. Mit der ausländischen Presse müßte von Berlin aus besser Fühlung genommen werden, wie es von Paris und London aus z. B. geschieht. Wir hoffen, daß die deutsche Regierung über die Ereignisse in Marokko ebenfalls eine Zusammenstellung herausgeben wird. Mit dem Vorgehen der Regierung in Marokko sind wir im allgemeinen
Schreckliche an sich vorbeiziehen. Tie vier Wände ihres' kleinen Zimmers verschwanden, und sie sah sich wieder in dem dichtgedrängten Gerichtssaal; sie hörte wieder die klangvolle Stimme des Richters, dann die klaren, bestimmten Worte von Sir Burton Cairneß Wieder horte sie die glänzende Verteidigungsrede, von der noch lange nachher gesprochen wurde; wieder vernahm sie die genaue gewissenhafte Uebersicht sämtlicher gegen sie vorgebrachten Beweise, die es so schwierig machten, herauszu- sinden, ob sie schuldig oder unschuldig war. §
Wie war sie doch dem Tode so nahe gewesen! Kaum wäre sie ihm entronnen! Wie hatte ihr das Herz still- gestanden, als die zwölf Geschworenen langsam in chen Saal zurückkehrten. Wie nun, wenn der Staatsanwalt das „Schuldig" gesprochen hätte?
„Ich weiß nicht", sagte sie sich traurig, „ich iväre beinahe ebenso gern gestorben! Aber nein, der Tod wäre doch zu schrecklich gewesen, und das Leben .ist so süß so schön!"
Es war eine seltsame Stunde, die sie jetzt durchlebte. Sie ahnte nichts von der Krankheit, die sie so bald schon daniederwerfen würde, nichts von dem Feuer, das schon ansing, in ihrem armen Hirn die schrecklichste Verwirrung anzurichten. Mit einem tiefen Seufzer kam sie wieder zur klaren Beurteilung ihrer jetzigen Lage; im nächsten Augenblick aber überkam sie von neuem das Gefühl, daß sie nicht sie selbst sei, sondern irgend eine andere Person, über Mren seltsames Schicksal sie nachsann. Die Berichte schienen vor ihren Augen zu verschwimmen; die Bilder in der Liverpooler Zeitung von den Schiffen, die zunächst abgehen sollten, schienen plötzlich Leben zu bekommen.
„Mein Elend hat mich, wahnsinnig gemacht!" sprach sie zu sich selber.
Tann zwang sie sich zur Ruhe, um Näheres über; die Schiffe zu erfahren, doch gelang ihr dies nicht. Sie vermochte nicht zu lesen, den Siun der.Worte zu erfassen.
„Ich muß es bis morgen auffchieben", dachte sie.
Sie schlief die ganze Nacht hindurch, fest und schwer und träumte, »daß sie wieder im Gerichtssaale wäre und auf das Urteil wartete.
ßFsrksetzung folgt.)
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