liche Anträge an die auf 28 Mitglieder verstärkte Ge- schästsordnungskommission verwiesen.

Nächste Sitzung.Freitag nachmittag 2 Uhr. Tages­ordnung: Gewerbenovelle.

Rundschau.

Die Weinkommiffior» des Reichstags

strich nach eingehender Beratung die Bestimmung der Regierungsvorlage, wonach, es verboten sein soll, bei Be­nennung eines gezuckerten Weines eine Weinberglage an­zugeben, nxnn der Wein nicht als gezuckert bezeichnet ist. Somit ist die Angabe einer Weinberglage bei ge­zuckertem Wein gestattet. Ferner wurde die Bestim­mung angenommen», /daß, der Verkäufer verpflichtet sei, auf Verlangen vor der Uebergabe mitzuteilen, ob der Wein gezuckert ist.

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Die Schiedsrichter in der Casablanca- Affäre.

Es bestätigt sich, daß Frankreich zu Schieds­richtern in der Casablanca-Angelegenheit Louis Re­nault und Sir Edward Fry ernannte. Auf Seiten Deutschlands wurde Legationsrat Kriege ernannt. Ter Name des fremden Schiedsrichters, den Deutschland zu ernennen hat, ist noch unbekannt. Ter fünfte Schieds­richter, den beide Mächte gemeinsam ernennen werden, wird ein Schwede sein.

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Prag unter dem Staudrecht.

In Prag haben am Donnerstag keine weiteren Kundgebungen stattgefunden. Dagegen ist es in Dux und Jung-Bunzlau zu Ausschreitungen der Tsche­chen gekommen. In Dux demonstrierten Pie tschechischen Schulkinder. In Jungbunzlau bombardierte eine große Volksmenge das Militärkasino. Die Wache war gegen Llie Ausschreitungen völlig machtlos. Im Ab­geordnetenhause zu Wien protestierte der Sozialist Adler gegen die Verhängung d,.es Belagerungszustandes über

Die Berfaffungskämpfe iu Persien.

Aus Aster ab ad wird der Ausbruch von Unru­hen gemeldet. Ter Gouverneur hatte die Bevölkerung um Ausfertigung einer Petition ersucht, in der dem Schah der Dank der Bewohner für die Abschaffung der Kon­stitution ausgesprochen werden sollte. Tie Bevölkerung lehnte sich hiegegen auf und erklärte, sie bereite sich da­rauf vor, für die Konstitution,zu st erben. Tie Bewohner der um die Stadt liegenden Dörfer bewaff­neten sich und schlossen sich der Bevölkerung Der Stadt an. Das Arsenal ist in Gefahr. Der Gouverneur be­fürchtet die Beschießung der Stadt.

Tages-Chronik.

Berlin, 3. Dez. Die nächstjährigen Kai- fermanöver werden, wie nach derInformation" jetzt feststeht, zwischen dem 13. und 14. Korps (Württemberg und Baden) stattfinden.

Berlin, 3. Dez. Dem Reichstag ging ein An­trag der Wirtschaftlichen Vereinigung zu auf Einberufung einer Konferenz, die untersuchen soll, wie eine größere Sicherheit für Leben und Gesundheit der Beamten und Arbeiter im Bergbau herbeigeführt werden kann, so­wie welche Mittel geeignet sind, den sozialen Frieden zwi­schen Arbeitgebern und Arbeitnehmern zu fördern.

Haag, 3. Dez. DasReutersche Bureau" ist zu der Erklärung bemächtigt, daß von einem engeren Zusam­menschluß zu den Niederlanden und England nicht die Rede sei.

Konstantiuopel, 3. Dez. Der Tivisionsgeneral I s- mail Mahir Pascha ist in Konstantinopel von ei­nem Offizier erschossen worden. Es handelt sich um einen politischen Mord. Ter General galt für einen der Hauptspione des alten Regimes.

Aus Württemberg.

Für den Weihnachtspostverkehr werden wieder die alten Bestimmungen in Erinnerung gebracht. Sie lassen sich kurz zusammensassen in den Worten: Gute, feste, dauerhafte Verpackung, keine schwachen Schachteln, keine Zigarrenkistchen, keine Nägel herausstehen lassen, deut­liche, haltbare, Mt befestigte Aufschrift; vollständige Adresse, besonders deutlich und groß geschrieben. Die Bestimmungspostanstalt, nötigenfalls Beifügung der nähe­ren Bezeichnung.

Asperg, 2. Dez. In ihrer letzten Sitzung beschlossen die bürgerlichen Kollegien, die Korrektion des hier ent­springenden und nach dem Monrepossee absließenden Ba­ches ,mit einem Aufwand von 48000 M durchzuführen. Durch diese Arbeit wird nicht nur ein größeres, der Ge­fahr einer Ueberschwemmung ausgefetztes Wiesengeländg entwässert, sondern auch der aus her Ansammlung von Unrat aller Art sich ergebende sanitäre Mißstand beseitigt.

Stuttgart, 3. Dez. Die Zweite Kammer wird sich bei Wiederaufnahme ihrer Verhandlungen am 10. Dezember mit einer Veteraneneingabe und einein Antrag des Zentrums, betreffend die Uebernahme der Fleischbe­schaugebühren auf die Bundesstaaten, zu befassen haben.

Stuttgart, 3. Dez. Oberbürgermeister v. Gauß ist aus gesundheitlichen Rücksichten genötigt, längere Zeit seine berufliche Tätigkeit ruhen zu lassen. Die Polizeibehörde hat das Verbot der VorführungenSchönheitsabende im Bilde" im Fried­richsbautheater aufgehoben.

Stuttgart, 3. Dez. Heute nachmittag fand im Fried­richsbau eine Versammlung württembergischer Zeitungs­verleger statt. Tiefe nahm nach einem Vortrag von Dr. Wolf (Schwarzwälder Bote, Oberndorf) gegen die ge­plante Anzeigen st euer Stellung und billigte die bis­her vom Vorstand des Vereins deutscher Zeitungsverleger in der Angelegenheit unternommenen Schritte. Im An­

schluß an die Versammlung wurde beschlösset!, einen Kreis­verein Württemberg des Vereins deutscher Zeitungsverle­ger zu gründen. Ter größte Teil der Anwesenden er­klärte sofort seinen Beitritt. Ein provisorischer Ausschuß wurde mit den weiteren Schritten beauftragt.

Stuttgart, 3. Dez. Die von der Allgemeinen Orts- krankenkafse beschlossene Erhöhung..dLD Beitrags von 4 auf 41 / 90/0 des durchschnittlichen Arbeitsverdienstes ist vom Gemeinderat nicht beanstandet worden.

Stuttgart, 3. Dez. Behufs Teilnahme an den be­vorstehenden Beratungen im Bundesrat über die Straf­prozeßreform ist der Ministerialdirektor v. Zindel im Justizministerium zum stellvertretenden Bundesratsbevoll­mächtigten ernannt worden.

Hall, 3. Dez. In ihrer gestrigen Sitzung lag den bürgerlichen Kollegien zur Beschlußfassung ein Antrag des Ausschusses des Gas- und Wasserwerks vor, betr. die Erhöhung des Wasserzinses von 16 auf 20 Pfg. pro Kubikmeter, Einführung von Wassermessern und Festlegung einer Minimallaxe in Höhe der seitherigen Einschätzung für die Uebergangszeit. In der Begründ­ung dieses ^Antrags wurde u. a. auch auf die hohen Kosten der beiden letzten Wasserleitungen hingewiesen, für die zusammen eine halbe Million dem Spital ent­nommen werden mußten. Nach langer Debatte, in de­ren Verlauf noch zwei weitere Anträge gestellt und be­sonders die Erhöhung des Wasserpreises von 16 auf 20 Pfg. lebhaft bekämpft wurde, wurde der Antrag der Kommission im Gemeinderat mit 8 gegen 6 Stimmen angenommen, im Bürgerausschuß dagegen mit 8 gegen 4 Stimmen abgelehnt. In einer der nächsten Sitzungen wird nunmehr eine Durchstimmung in beiden Kollegien stattfinden.

Wildberg, 1. Dez. Das hiesige Schloß, das Ar­chitekt und Bauschuldirektor Schittenhelm letztes Jahr von der Domänedirektion gekauft hatte, ging letzten Freitag durch Kauf in die Hände des Kunstmalers Weiß h a a r in Cannstatt über. Tie seither darin untergebrachte Privat- baufchule, die sich eines guten Besuches erfreute, wird infolgedessen aufgelöst. Der seitherige Direktor und Be­sitzer der Schule kommt als Lehrer an die im nächsten Jahr beginnende staatliche Bauhandwerkerschule in Hall. Ob der neue Besitzer hier eine Kunst- bezw. Malschule ein­richten wird, ist noch nicht bestimmt.

Rottenburg, 2. Dez. Heute sind Prof. Dr. Fraas und Architekt Cades aus Stuttgart hier eingetroffen, um das Sandsteinlager im Stadtwald zu besichtigen. Tie dort gewonnenen Steine sollen eventuell für den Dom- bau verwendet werden.

Nürtingen, 3. Dez. In der Bürgerausschußwahl drangen von den 6 Kandidaten der vereinigten liberalen Parteien 5 durch. Als 6. zieht der Bauernbündler Knöll im Rathaus ein.

Nah und Fern.

Bei einem Brande in Allmendshofen (Baden) kam der schon seit längerer Zeit kränkliche, etwa 35jäh- rige Tienstknecht des Herrn Offenburger, Emil Hall von Aasen, unis Leben. Man ist eifrig auf der Suche nach dem Brandstifter, auf dessen Ermittlung die Staatsanwaltschaft eine Belohnung von 200 M ausgesetzt hat.

In der BahnHof wirt schaft in Wörth (Pfalz) übernachtete ein aus der Irrenanstalt Emmendingen ent­sprungener Kaufmann Stößler. Donnerstag früh ver­weigerte der Irre die Oeffnung des Zimmers und gab auf die herbeigeeilte Gendarmerie Revolverschüsse ab. Er traf einen Gendarmen. Bei dem nun folgenden Kreuz­feuer wurde der Wahnsinnige erschossen.

Im Schlosse zu Potsdam, das zur Zeit vom Kron­prinzen bewohnt wird, ist Donnerstag abend im Dachstock Feuer ausgebiochen. Die Löschung ging rasch von statten.

Gerichts^ aal.

Rottweil, 2. Dez. (Margarineverwendung im Bäckergewerbe straflos). Wegen Nahrungsmittelver­fälschung, begangen durch Verwendung von Margarine in ihren Bäckereibetrieben, standen heute drei Tuttlinger Bäckermeister vor dem Landgericht in Rottweil als Be­rufungsinstanz. Dem Gericht lag ein sehr ausführliches Material der Sachverständigen Tr. Reitz und Bäckerober­meister Kälberer, Stuttgart vor. Das Gericht erkannte für Recht: Das Urteil erster Instanz, durch das die Angeklagten zu Geldstrafen von fünf Mark und zur Tragung der erheblichen Kosten perurteilt worden wa­ren, wird ausgehoben und die Angeklagten werden un­ter Uebernahme der Kosten aus die Staatskasse frei­gesprochen. In der Begründung wird gesagt, daß, ob­wohl in Tuttlingen Gebäcksorten wie Hörnle, Seelen u. s. w. als Buttergebäck bezeichnet worden, es doch zweifel­haft sei, ob das Publikum zu der Erwartung, daß diese Gebäcksorten ausschließlich mit Naturbutter hergestellt werden, berechtigt, sei. Sodann sei durch die Sachver­ständigen nachgewiesen, daß Margarine der Landbutter äußerlich ähnlich und innerlich gleichwertig und daß es außerdem ein Ding der Unmöglichkeit fei, für derartige Gebäcke Naturbutter in hinreichender Quantität und Güte zu bekommen. Demgemäß kam das Gericht zu der An­sicht, daß es sich um keine Nahrungsmittelverfälschung bezw. unbefugte Täuschung des Publikums handelte, wenn jene Bäcker Margarine verwendet haben.

Vermischtes.

Das erste Plädoyer einer Frau in Deutschland

hat im Jugendgerichtshof in Altona stattgefunden. In Gegenwart des Landgerichtspräsidenten Rasch, des Chefs vom Gemeinde-Waisenratsamt Senator Dr. Harbeck, der Vorstände und einer Anzahl Mitglieder'der beiden daran interessierten Vereine: zum Schutze der Kinder vor Aus­nützung und Mißhandlung und Zentrale für private Ju­gendfürsorge, vollzog sich ein Akt von weittragender Be­deutung: Fräul. Dr. jur. Anna Schultz, der hinzugezo­

gene weibliche Rechtsbeistand, plädierte als Verteidiger kür die angeklagten jugendlichen Sünder und wußte durch die Art ihrer Plädoyers die Sympathien des Ge­richtshofes und der Anwesenden sich zu gewinnen. Es, war interessant, zu beobachten, wie ein bekannter Ju­rist nach dem andern, alle iu ihren Amtsproben, für kurze Zeit den Gerichtshof betrat, um Zeuge dieses in­teressanten, man möchte sagen, für dfx Frauen histori­schen Ereignisses zu sein. Der Erlaß des bayerischen Ministers, daß in Bayern künftig Frauen als Ver­teidiger im Strafverfahren gegen Jugendliche zuzulas­sen seien, ist also so schreibt das Zentralblatt des Bundes deutscher Frauenvereine dank der Initiative des Altonaer Landgerichtspräsidenten, in der Praxis schon Überholt worden.

Ein unbekanntes Sonett Maupassants.

Paul Mahn publiziert in einer soeben erschienenen Maupassant-Biographie einige bisher unveröffent­lichte (und von ihm verdeutschte) Jugendgedichte des, französischen Poeten, die beweisen, daß sich schon in den: jüngeren Maupassant neben aller Ausgelassenheit, von so zahlreiche lustige Geschichtchen zeugen, ein tiefer Pessimismus geltend machte. So schrieb der zweiund- xwanzig-jährige Jüngling folgendes Sonett:

Wenn man geschaut, wie kalt der Sterne Glanz Herniederfunkelt durch das Graun der Nacht,

Wenn man erfahren all des Elends Macht Vom ersten Tage bis zum letzten Tanz,

Wenn man verlor den Gott des Trostes ganz,

Den Sehnsucht ruft und den Vernunft verneint,

Wenn aus dem Genius selbst die Leere greint Und leer der Liebe schöner Lügenkranz,

Wenn uns das Grab die letzte Hoffnung ist Und man durchschaut der Menschen Hinterlist,

Wenn man erkannt der Phantasieen Trug.

Und uns des Zweifels Ekel übermannt,

Dann legt man sich erschöpft an Weges Rand: Zieht, Freunde, euren Pfad; ich Hab' genug."

Die Engel in den Badehosen.

Aus Jena wird der Voffischen Zeitung berichtet: Die Mutter einer höheren Tochter" zieht ein niedliches Vorkommnis aus der Schule an das Licht der Oeffent- lichkeit. Eines Morgens, erzählt sie, betritt der Ober­lehrer einer höheren Töchterschule das Schulzimmer einer unteren Klasse, aus dem lautes Lachen und Stimmenge­wirr schallen. Blitzschnell verschwinden Bücher unter die Tische und erschrocken sehen die Kleinen nach dem allge­mein beliebten Oberlehrer, als hätten sie ein böses Ge­wissen; sie hatten nicht ihn, sondern ihren Religions­lehrer X. erwartet. Aus die Frage des Oberlehrers nach dem Grunde der soeben vernommenen allgemeinen Heiterkeit erfolgt keine Antwort. Er sieht, wie die Kin­der erröten und das Lachen zu unterdrücken suchen.

Will mir denn niemand von Euch meine Frage be­antworten?"

Keine Antwort, nur erneute Heiterkeit.

Nun, Aenny D, Du wirst es mir gewiß erzählen, wenn ich es doch gern wissen mag?"

Nein, das kann ich nicht, Herr Oberlehrer."

Ja, ist es denn so etwas Geheimes? Etwas Schlim­mes ist es gewiß nicht, denn dann würdet Ihr doch nicht so gelacht, sondern geweint haben; sag es mir nur, ich möchte es doch auch gerne wissen!"

Ach, bitte, nein! Ich kann es wirklich nicht er­zählen, es ist doch auch zu komisch und Herr X. ist dann gewiß böse, daß wir so gelacht haben, wenn er es er­fährt."

Ja, Aenny, was hat Herr L. denn mit Eurem La­chen zu tun? Erzähle es sofort!"

Anstatt weiterer mündlicher Auskunft reicht die Kleine dem Oberlehrer ihr Buch, aus dem sie für den Religions­unterricht Weisheit schöpfen soll.Die kleinen Engel" erschrocken über die nochmalige energische Aufforderung, Haben Badehosen anbekommen!" Und was sah der Lehrer? Die auf den Vignetten befindlichen kleinen nack­ten Gestalten waren von dem Herrn Religionsleh­rer als demoralisierend erachtet worden; er hatte aus Fürsorge für das Seelenheil der Kleinen sämtliche Bücher eingesammelt ünd die kleinen nackten Figuren durch kreuz­weise feine Striche wirklich mit einer Art Badehose be­kleidet ! Im ersten Moment konnte der Oberlehrer kaum ein lautes Auflachen unterdrücken, dann aber gewann ein anderes Gefühl in ihm die Oberhand . . .

Ei»» Steuerfreifräulein.

Der Tochter eines Bahnbeamten in Frankfurt a M. ging vor kurzem eine Steuererklärung zu, die sie wie folgt beantwortete:

Ich darf dem lieben Mütterlein Im Haushalt eine Stütze sein;

Hab' freie Kost und frei Logis Und finde Arbeit spät ünd früh.

In meiner knappen freien Zeit Mach ich den Meinen mal ein Kleid;

Für Mutter, Schwester und für mich Steh' oft ich au dem Schneidertisch,

Auch helfe ich mal dann und wann Dem Vater für die Eisenbahn;

Hab' manche Seit' schon aufaddiert.

Doch hat man mich nicht honoriert.

Das geht ja auch nicht im Akkord,

Man tut es für ein gutes Wort.

So Hab' ich nun, wie sich's gebührt,

Mein Tagewerk ganz aufgeführt,

Und frage höflich nun zum Schluß,

Ob ich dies all versteuern muß?

Handel und Volkswirtschaft.

Heilbroun, 2. D'?. Scdle»plchinsahrt aus dr* Neckar, rchlepplvhi'-tztiuahm- i« Nov Ml. 724S8V, Ecia» vtnradme d'S Ende Noo Mt rtwüSo I». «m 2t No, ksniil-°°' Btiricb w etec öffu-l w rte» nackden er s-il v- Okister «>'» Niederwassir» ring steil! war