ller krele 5KVMMMM

Wllösüer UnMiger um! Isgeklstt

mit Erzähler vom Schwarzwald.

krsikelllt »ll sllm Vsrktsgeii. Momemsut

!ll üsrLtscltvisltsIjSkirl Hl. i. 3 S mongtl. 45 ki.

Sei allen wSrtt. kortüllZtsKsil unk! Koten Im Orts- n. ltslkösr- ortsverkekr viertelt. Hs. 1 . 35 , susrerliM üssreiösn Hl. 1 . 35 , kitern Le stsilgM 2ll kkg.

celkkon lir. 4l.

Amtsblatt für die Stadt wildbad.

VerkündigungsblaLt

der Ugl. Forstämter wildbad, Meistern, Lnzklösterle rc. während der Saison mit

" amtl. Fremdenliste.

Inserote nnr 8 ktg. kuswörtlgg io klg., Sie klein, «völlige Ssrmonilrelle.

lleklsmen 15 klg. ä!s kelitreile.

Lei l-iöüsrkolniiggn entrpr. Ilübstt. köonnements nslk Usbsreinkunkt.

relegromm-kilresse:

Slklügrriöälkler Mklvgrl.

Rr. 28S.

Samstag, den S. Dezember

1808 .

Deutscher Reichstag.

Die Berfafsttngsdebatte.

Berlin, 3. Dezember.

Präsident Graf Stolberg eröffnet die Sitzung nm 1.15 Uhr.

Am Bundesratstisch sind die Staatssekretäre v.- B ethma n 11 -.H oll weg und Nieberding erschienen.

Eingegangen ist die Interpellation der Sozialdemo­kraten betreffend die Ausführung des Vereinsgesetzes.

Auf der Tagesordnung steht die Fortsetzung der Be­ratung der Anträge betreffend die Abänderung der Verfassung und der Geschäftso rdnung.

Gräfe (Antisemit):

Wir erkennen an, daß die Reichsregierung aus der Reserve, die sie sonst Initiativanträgen gegenüber geübt hat, herausgetreten ist. Der Forderung des sozialdemokra­tischen Antrags, wonach der Reichstag bei einer Kriegs­erklärung mit entscheiden soll, stimmen wir nicht zu, schon mit Rücksicht auf die Möglichkeit, daß einmal die Sozial­demokraten im Reichstag hie Mehrheit haben könnten. Ebenso unannehmbar ist für uns der sozialdemokratische Verfassungsantrag, der u. a. für den Reichstag das Recht der Ernennung und Entlassung des Reichskanzlers fordert. Jur übrigen halten wir die sog. moralische Verantwortlich­keit des Reichskanzlers für eine hohle Phrase; wir ver­langen eine juristische und politische Verantwortlichkeit. Hingegen sind wir für ein parlamentarisches System, wie es in England und Frankreich besteht, nicht zu haben. Wir halten den Grundsatz,fest, daß einzig und allein eine starke Monarchie der geschichtlichen Entwicklung un­seres Volkes« Entspricht. (Beifall rechts.)

Dr. Naumann (frs. Vgg.):

Herr v. Tirkscn hat gestern gemeint, daß das Bud­getrecht des Reichstags ein Machtmittel des Reichstags sei, umi Politische Forderungen dnrchzudrncken. Kommt man aber mit der Forderung einer solchen Budgetablehn­ung, dann wendet die Rechte ein, man könne doch nicht einen Kulturfortschritt und eine nationale Aufgabe ab- lchnen wegen einer politischen Forderung. In Verfas­sungsfragen gibt es leider bei uns keine Mehrheitsbildung. Daß wir keine nationale Einheitspolitik haben, liegt da­ran, daß wir nicht eine so große politische parlamentarische Tradition haben wie diejenigen, auf die dcks französische und englische Parlament zurückblicken kann. Tie Ge­schichte der letzten Jahrzehnte zeigt, daß die .Volksver­

tretung gegenüber dem Souveränitätssystem nicht genü­gend zur Geltung gekommen ist. Im Gegensatz zum Sou­veränitätssystem fehlt es dem Reichstag an allen ausfüh­renden Faktoren. Unsere Aufgabe ist es daher zunächst, dhrch Aenderung der Geschäftsördnung die Macht des Präsidiums zu stärken. Das Verantwortlichkeitsgesetz ist eine allgemein liberale Forderung, weil die-Realverant- wortlichkeit die Hauptsache ist. Deshalb können wir nicht darauf verzichten, daß die Verantwortlichkeit des Reichs­kanzlers auch auf Handlungen des Kaisers sich erstreckt, welche die innere und äußere Politik zu beeinflussen ge­eignet sind, und daß die Anklage wegen Verletzung der Reichsverfassung durch pflichtwidrige Handlungen und Un­terlassungen erfolgen kann.

Binbdtval- (Refp.):

Wir treten für die Anträge des Zentrums, der Frei­sinnigen und der Polen ein, weil wir die erweiterte Ver­antwortlichkeit des Reichskanzlers und seines Stellver­treters für die dringendste moderne Forderung Haltens

Singer (Soz.):

Ter Abg. Naumann hat eine schöne Rede gehalten, aber ich glaube, daß es in diesem Hause nicht viele Leute giibti, die wissen, was er eigentlich gewollt hat. Wir be­antragen unsere Versasfungsanträge einer besonderen Kommission von 28 Mitgliedern und unseren Geschäfts­ordnungsantrag der Geschäftsordnungskommission zu über­weisen. Wir fordern Zustimmung des Reichstags bei Kriegserklärungen und eine Aenderung der geschäftlichen Behandlung unserer Interpellationen. Wenn die Bewil­ligung von 500 Millionen Mark neuer Steuern als na­tionale Tut hingestellt wird, so ist dies einet Verhöhn­ung des deutschen Kolkes, gegen die wir Protestieren. Wir müssen diese neue Belastung mit der Forderung nach konstitutionellen. Garantien verquicken, sonst wird die ganze Aktion zur Komödie.

Dietrich (kons.):

Die Stellung von Anträgen bei Interpellationen hal­ten wir für bedenklich, weil es sich dabei meist um partei­politische Fragen handelt. Ebensowenig billigen wir die Mitbestimmung des Reichstags bei Kriegserklärungen. Wir glauben nicht, daß seitens derjenigen, die hinter Singer stehen, in Momenten, wo über das Dasein der Nation enffchieden wird, dem Wohl des Vaterlandes Genüge ge­schehen wird. Wir wünschen eine starke.Verantwortlichkeit des Reichskanzlers im Interesse der Krone; wir sind aber der Meinung, daß wir eine solche Verantwortlichkeit ha­

ben. Tie Hauptsache der Anträge liegt darin, daß die politische Verantwortlichkeit des Reichskanzlers in Para­graphen gefaßt werden soll. Das Recht der Einberufung und Schließung des Reichstags ist eines von den Rechten des Kaisers und des Bundesrats. Wir lehnen die Mit­arbeit in der Kommission ab. Wir haben Vertrauen zu dem uns gegebenen Kaiserworte und wollen daran nicht deuteln.

' Dr. Ricklitt (Elf.):

Wir werden den Anträgen zustimmen, jedoch wün­schen wir, daß der Reichskanzler nicht nur wegen eines Verstoßes gegen die Verfassung, sondern auch gegen die übrigen Gesetze, namentlich gegen das Wahlrecht, belangt werden kann.

Damit schließt die Diskussion. Namens der Frei­sinnigen empfiehlt in einem Schlußwort

v. Payer (südd. Volksp.)

nochmals die Anträge der Freisinnigen. Es würde ein Fortschritt sein, wenn nach der Besprechung von Inter­pellationen ein Beschluß herbeigeführt würde. Den so­zialdemokratischen Antrag betreffend Zustimmung des Reichstags zu der Entscheidung über Krieg und Frieden halten wir für gänzlich aussichtslos.

Dziembowski (Pole)

empfiehlt den Antrag der Polen und verwahrt sich gegen den Vorwurf, daß seine Partei durch nationalpolnische In­teressen zu diesem Antrag veranlaßt worden sei.

Heine (Soz.):

Unsere Anträge sind so klar gefaßt, daß sie unver­ändert angenommen werden können. Daß der Reichs­kanzler sich bisher der Verantwortlichkeit nicht entzogen hat, erkennen wir an, wesentlich ist aber, daß er ver­fassungsmäßig dazu gezwungen ist. Tie Entrüstung über unseren Antrag, wonach der Reichskanzler zu entlassen sei, wenn der Reichstag es verlangt, ist nicht gerechtfertigt. Schon Bismarck hat es klar ausgesprochen, daß der Kanz­ler verschwinden muß, wenn dies der Reichstag wünscht.

Spahn (Ztr.):

Wenn wir unseren Antrag nicht in Form eines Ge­setzentwurfes eingebracht haben, so ist es deshalb ge­schehen, um bei einer etwaigen Ablehnung nicht dem Bundesrat die Möglichkeit zu geben, sich auf das Nicht­zustandekommen des Reichstagsbeschlusses zu berufen, um nun seinerseits überhaupt nicht mit einem Entwurf zu kommen.

Nach einigen persönlichen Bemerkungen werden sämt-

Der Genius ist immer einsam gewesen. Einsam schafft er und bringt das Geschlecht durch einen Gedankenblitz weiter als Millionen räsonierende, brüderlich mit einander faselnder ftohlköpfe.

Ferd. Fr eiligrat.

ss) Schuldig oder nichtschuldig?

Roman nach C. M. Braeme von E. Felsing.,

(Nachdruik verboten.!

(Fortsetzung.)

Sie müssen so gut eine Identität haben, als auch einen Namen," sagte er.Wenn ich mich recht er­innere, Miß Malcolm, lassen Sie mich Sie zuerst bei diesem Ihrem angenommenen Namen nennen, sind Sie eine gute Sängerin oder eine geübte Klavier­spielerin ?"

Das bin ich", antwortete sie langsam.

Dann würde ich mich an Ihrer Stelle Miß Annie MalcolE Musik- und Gesanglehrerin, nennen."

Werde ich denn Unterricht geben können?" fragte he zweifelnd.

Warum sollten Sie das nicht?" versetzte er. "Wenn aber nicht, so nehmen Sie noch einige Stunden, ^ann werden Sie die Unterrichtsmethode sicher verstehen, ^ie sehen, das läßt sich alles einrichten. Hefter Blair A jedenfalls schon jetzt nicht mehr."

Arme Hefter!" seufzte das schwergeprüfte junge Eib von neuem, während Tränen in ihren schönen ^ugen aufglänzten.Wie glücklich war die Hefter, die Ewst auf Firmanse umhertollte; jetzt ist auch sie tot!"

Miß Annie Malcolm, Musillehrerin, tritt jetzt an ihre Stelle," sagte der Advokat,und hoffentlich ist es "er Beschluß des Himmels, daß Miß Annie Malcolm ebenso glücklich wird, als Hefter Blair elend war; das Mnsche ich von Herzen. Versuchen auch Sie, neue Hoff- bun in Ihr Herz einziehen zu lassen. Werden Sie

mir nicht böse sein, wenn ich Ihnen noch zu einer wei­teren Verkleidung rate?"

Welche wäre das?" forschte sie, ihn unausgesetzt anschauend. ,

Sie wissen," sagte er darauf,daß eine Beschreib­ung von Ihnen in jeder Zeitung veröffentlicht worden ist, daß Photo-gvaphieen von Ihnen zu Tausenden ver­kauft worden sind, ob mehr oder weniger getroffen, wer weiß das? Die eine, die ich sah, war Ihnen eben­sowenig ähnlich, als ich es bin. Dennoch wäre es ratsam, jede Vorsicht anzuwenden, wenn Sie ein Erkennen ver­meiden wollen."

Natürlich wünsche ich das zu vermeiden!" warf sie ein.

Es ist wahrlich nichts Angenehmes, einer Dame dazu raten," sprach er weiter,aber vielleicht könnten Sie doch irgend eine kleine Veränderung an Ihrer Per­son vornehmen, Ihre Haarfarbe zum'Beispiel."

Er sprach sehr zögernd und unsicher, als wenn er diesen Punkt nicht gern berührte.

Ja, das wäre mir ein Leichtes," erwiderte sie un­bedenklich.Ich kann mein Haar' kurz schneiden und es färben; das ist dann eine wirksame Verstellung."

Nur scheint es mir dazu zu schade," sagte er und schaute bewundernd auf das üppige, lockige Haar, das schwarz war wie Ebenholz.

Das wird wenig ausmachen," sagte sie.Mein Vater Pflegte zu sagen, ich hätte das schönste Haar ans der Welt! Wer wird sich jetzt noch etwas daraus ma­chen, wenn ich keins mehr habe?"

Sie werden am besten wissen, was Sie tun," sagte er.Aber ich Halle eine derartige Umgestaltung für ratsam."

Ich werde nicht einen Augenblick zögern, dies aus- zusühren," antwortete sie.

Ich würde Ihnen raten," sprach er weiter,jetzt sofort eine Droschke zu nehmen und nach dem Bahnhof zu fahren. Ich werde Sie hinbegleiten, um zu verhüten, daß Sie irgend welche Aufmerksamkeit auf sich lenken.

Ich will Ihr Billet lösen und warten, bis Sie glück­lich im Zuge sind."

Wie gütig Sie sind!" sagte sie.

An Ihrem Ziele angelangt," setzte er seine Aus­führungen fort,begeben Sie, sich in das Royal-Arms- Hotel in der St. George-Street. Sie werden es dort bequem und behaglich haben. Ihre Adresse ist dann: Miß Annie Malcolm, Royal-Arms-Hotel, St. Georg- Street, Liverpool. Soll ich alles, was Ihnen gehört von Colde-Fell holen lassen und Ihnen nachsenden?"

Nein," rief sie,ich will von Colde-Fell auch nicht das geringste haben, nicht ein Kleid nicht ein Schmuck­stück gar nichts will ich^'aus diesem unseligen Hause haben!"

Ich kann es Ihnen nicht verdenken," stimmte er ihr bei.

Was soll ich mit meinem Trauring anfangen?" fragte sie, auf den kleinen Reif niederblickend.

Ich will Ihn für Sie bewahren," antwortete er, einem augenblicklichen Impulse folgend. Er konnte spä­ter diesen Impuls nicht verstehen, der ihn in dieser Weise zu ihr reden ließ.Geben Sie ihn mir," sagte er,ich will ihn verwahren, und wenn Sie ihn je zu­rückhaben möchten, so lassen Sie es mich wissen."

Das wird nie eintreten," sagte sie einfach.

Inzwischen hatte der Gerichtshof sich geleert, und auch die letzten Zuschauer waren auseinandergegangen. In Ardrvssan herrschte gleichsam wieder die Ruhe nach, dem Sturme.

Als die Abendschatten sich auf die Stadt herab- senkten, fuhr eine Droschke im schärfsten Trabe von dem Gerichtsgebäude nach dem Bahnhof; eine Dame, deren Gesicht durch den dichten schwarzen Schleier totenblaß erschien, und ein Herr, der traurig und besorgt drein- schaute, bildeten die Insassen des Gefährts. Keiner er­kannte sie, keiner ahnte, daß es die Heldin des eben -beendeten sensationellen Kriminalfalles war, die aus diese Weise die Stadt, welche der Schauplatz eines ihr ganzes Leben vernichtenden Urteilsspruches geworden war, verließ.

(Fortsetzung folgt.)